Bericht über eine kunst-archäologische Bereisung Böhmens.
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der Phantasie und Künstlerthätigkeit gewährten. Die bedeutendsten
unter den Versalbildern sind: a) der segnende Gott Vater von anbe
tenden Engeln umgeben; b) die Geburt Christi; c) die Auferstehung
Christi; d) die Steinigung des heil. Stephans; e) die Gottesmutter
mit dem Christuskinde in der Strahlenglorie stehend.
Dieses kostbare Werk lag leider bis in die neuere Zeit unbeachtet
in einer Kammer, und war dem Muthwillen yon Menschen preis gegeben,
welche von dem höhen Wertlie desselben keine Ahnung hatten. Viele
Miniaturbilder wurden herausgerissen und mehrere der schönsten
Randverzierungen weggeschnitten und wie man mir erzählte, Kindern
als Spielzeug überlassen. Gegenwärtig wird es auf der Dechantei
wohl verwahrt.
Böhmisches Cantional zu Jungbunzlau.
An Umfang und Grösse gibt dieses Pergamenthuch dem vorbe
schriebenen wenig nach, ist aber bedeutend stärker, indem dasselbe
532 Blätter enthält. Der Kunstwerth der zahlreichen Miniaturen des
selben ist aber geringer als jener der sich in den vorbeschriebenen
Gemälden kund gibt. Dieses Cantional liess die Bürgersfrau Katha
rina Militka im Jahre 1572 von dem Prager Künstler Johann
Kantor verfertigen. Mit Auszeichnung können bloss drei Bilder
genannt werden, und zwar das erste grosse Bild, worauf das Wap
pen der Herrn Kr aji'r v. Krajek, rings von den personificirten
vier Cardinaltugenden umgeben, dargestellt ist. Die Farben sind
leicht aufgetragen, die Lichter durchsichtig, die Zeichnung vortreff
lich. Ferner das schöne Blatt, auf welchem der Maler Jan Kantor
vor dem Crucifixe kniend dargestellt wird, und endlich der Traum
Jakobs, ein meisterhaftes mit ausserordentlicher Sorgfalt gemaltes
Bild; besonders vortrefflich ist die Landschaft im Hintergründe.
Lateinisches Cantional zu Chrudim.
Enthält 344 Pergamentblätter, ist 2' 1" lang und 1' 5" breit.
Es wurde im Jahre 1530 vollendet; die Schrift rührt, wie aus dem
Monogramme ersichtlich, von Johann Taborsky her. Der Maler
der Miniaturen ist nicht bekannt. Die Farben derselben sind frisch
und lebhaft, das Gold stark aufgetragen, die Zeichnung ist aber mei
stens uncorrect, der Faltenwurf steif. Bloss die Darstellung der
allerh. Dreifaltigkeit im Buchstaben V muss als gelungen hervorge
hoben werden.
Sitz!), d. piu.-hist. C). VIII. Bd. I. Hft
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