Über die Philosophie des Cardinais Cusanus. 307 Agrippa von Nettesheim, Theophrastus Paracelsus, Bernardinus Tolosius, Cardanus, Bruno’s, u.A. neuerdings gelesen, studirt, geprüft und den Anfängen nachgespürt wurde, welche ihre Systeme mit jenen der Nachfolger verbanden. Je weiter man jedoch zurückging, desto weiter überzeugte man sich noch rück schreiten zu müssen. Immer weiter deuteten die Bezüge nach rück wärts, bis sie endlich in dem durch die nach Italien eingewanderten Griechen neubelebten Studium des Plato und Aristoteles unter den die Wissenschaft ohne beengende Rücksicht auf ihre Herkunft schützen den Päpsten des fünfzehnten Jahrhunderts in einem sicheren Puncte zusammentrafen. D am als war Italien der Sitz der humanen Bildung, Rom der Hort echter Wissenschaft, und der höchste Würdenträger der allgemeinen Kirche kannte keinen schöneren Ruhm als auch der erste Pfleger der Wissenschaft zu sein. Das Licht, das sich von hier ergoss und an der lang umwölkten Sonne des Alterthums entzündet wurde, ging den jenseits der Alpen wohnenden Culturvölkern des Nordens wie ein mildes Roth der Zukunft auf, das, wenn es klüglich und wie es im Sinne seiner Erwecker lag, genützt worden wäre, das blutige Nordlicht, das schon verborgen unter dem Horizonte stand, hätte verdrängen können. Zu den Ersten, die den Geist des classischen Alterthums der neueren Zeit im Leben und in der Wissenschaft einhauchen wollten, gehört unser Cardinal, dessen Name und Persönlichkeit uns um so näher berühren muss, als er von Geburt ein Deutscher und durch Amt und Beruf dem engeren österreichischen Vaterlande lange Zeit hindurch angehörig war. Erst vor kurzem hat ein verehrtes Mitglied dieser Classe, Herr Prof. Jäger, an diesem Orte auf die noch unbe nutzten Quellen hingewiesen, welche zur Aufhellung und Berichtigung der Geschichte des Cardinalbischofs Nicolaus von Br ixen die nen, nichts destoweniger bisher in den tirolischen Archiven ver borgen waren und hoffentlich nur eine kundige Hand erwarten. Diese Quellen werden ohne Zweifel den Biographen in den Stand setzen, einen merkwürdigen Theil der Lebensgeschichte desselben aufzu klären, der von seinen Geschichtsschreibern bisher nur nach jenen Urkunden beurtheilt werden konnte, die er selbst zu dem Zwecke hinterlegt zu haben scheint, um das Urtheil der Nachwelt über seinen Conflict mit dem Herzoge Sigmund von Österreich-Tirol festzu stellen. Über den Charakter des Cardinais wird durch das sich aus