274 Prof. Jäger. Zur Vorgeschichte des Jahres 1809 iu Tirol. Thaies Passeyr und die sonst so behaglichen Bauern des Burggrafen amtes mit hervorragender Begeisterung an der Spitze des Aufstandes fochten und ihr Blut verspritzten. In keinem Theile Tirols hatte die haierische Regierung so übel gewirthschaftet wie dort. Zur Vollstän digkeit des Bildes erlaube ich mir noch die weitern Schicksale des abgerissenen Chur er Bisthum-Antheiles in den äussersten Umrissen anzudeuten. Die Unterwerfung unter das Ordinariat Brixen ging in den folgenden Monaten ruhig vor sich. Das General-Landes-Commis- sariat machte zwar gegen Brixen noch manchmal Einwendungen und schlug vor, die abgerissenen Churer Theile lieber an Trient zu über geben und den General-Vicar Grafen Spaur zum Bischof zu erbe ben; allein diese Vorschläge blieben unbeachtet, Brixen ordnete ruhig und mit möglichster Nachgiebigkeit gegen die Regierung die Angelegenheiten der neu übernommenen Bezirke. Die deportirten Priester wurden zwar nicht wieder eingesetzt, viele von ihnen zur frei willigen Resignirung bewogen, und die von der baierischen Regierung Angestellten grösstentheils bestätiget. So verging der Winter ziemlich ruhig, bis zu dem in der Tiroler Geschichte ewig denkwürdigen 9. April 1809, wo der Feldmarschall-Lieutenant Chasteller bei Lienz den tirolischen Boden betrat, und dadurch das Signal zur all gemeinen Erhebung gab , das wie die Blitze des Kreidenfeuers von Berg zu Berg, von Thal zu Thal durchs Land hinleuchtete. Am 10. April früh Morgens überstieg der Sandwirth Andreas Hofer mit seinen Thalleuten den Jaufen, am 11. erhob Frischmann in Sclilanders die Fahne für Österreich; an demselben und dem darauf folgenden Tage überreichte Tschöll an der Spitze des Landsturms von Algund, Tirol und Mais den baierischen Beamten in Meran ihre Verhaftungsbefehle. Am 14. April entband Brixen den Klerus von Meran und Vintschgau des angelobten Gehorsams, und wies ihn an den von Kaiser Franz in seine Diöcese wieder eingesetzten Bischof von Chur an. Tags darauf entliessen dieTrientner die eingekerkerten Priester Patscbeider und seine Gefährten, die am 28. April ihren Einzug in Meran hielten, und im Laufe der folgenden Monate kehrte alles in das Geleise zurück, in welchem sich die Dinge vor dem An tritte der baierischen Regierung in Tirol bewegt hatten.