Zur Vorgeschichte des Jahres 1809 in Tirol. 273 gung der Wirren hingearbeitet. Auf eine Anfrage des Bischofs von Chur, in wieferne ihm den Forderungen der baierischen Regierung nachzugeben erlaubt sei oder nicht, hatte Pius VII. unter dem 16. Jänner ihn sehr gelobt, dass er bisher nichts abgetreten ; der Papst gab ihm das Versprechen, ihm bald anzukündigen, was mit Baiern in bereits eingeleiteten Unterhandlungen ausgemacht werden würde. Diese Unterhandlungen müssen sich aber zerschlagen haben; denn unter dem 7. Mai erhielt Karl Rudolph ein Breve, worin ihm jede Abtretung oder Delegation bestimmt untersagt, sein und des Vintsch- gauer Klerus bisheriges Benehmen hoch gerühmt und beide zur fer nem Standhaftigkeit ermuntert wurden. Erst unter dem 9. Juli finde ich wieder eine Breve, worin der Papst dem Bischöfe von Chur an kündigt, dass er den König von Baiern um einen Gesandten zur Bei legung der kirchlichen Wirren ersucht habe, um den Leiden der Bi schöfe von Chur und Trient ein Ende zu machen. Da inzwischen die Stimmung in Tirol, wie wir gesehen, eine Wendung genommen, die bedenklich wurde, und der Ausbruch eines Aufstandes das baierische Cabinet vorzüglich wegen des Eindruckes, den ein solcher Fall auf die französische Regierung machen musste, in Verlegenheit gesetzt hätte, kam Baiern den Anträgen Roms entgegen, und den Zer würfnissen wurde dadurch ein Zie1g e s e t z t, dass der abgerissene Chur er Theil durch päpstliche Ent- schliessung vom 7. Sept. 1808 an das Bisthum Br ixen übertragen wurde. Baiern stand also nach beinahe dreijährigen Stürmen und Umwälzungen dort, wo es sich gleichs Anfangs hätte hinstellen können, nämlich bei einer im Einverständnisse mit Rom getroffenen neuen Bisthums-Eintheilung, ohne erst durch falsch berechnete Mass- regeln sich an den Bischöfen zu vergreifen, altbestandene kirchliche Verhältnisse eigenmächtig über den Haufen zu werfen, die Gemüther zu verletzen, sich selbst im Lande verhasst zu machen, und die Er eignisse vorzubereiten, welche sechs Monate später mit so schwerem Schlage über die baierische Regierung in Tirol hereinbrachen. Ich glaube somit meinen Anfangs ausgesprochenen Satz ge rechtfertigt und nachgewiesen zu haben, aus welcher Quelle das Jahr 1809 in Tirol hervorging. Nicht weniger wird man die Erschei nung begreiflich finden, warum in den Tagen und Thaten des Jahres 1809 gerade die sonst so harmlosen und gutmüthigen Männer des