244 Prof. Jäger. Terrorismus und Verachtung aller Rechte eingegeben sein konnte. Ich kann den Geist dieser Grundsätze nicht treffender bezeichnen, als wenn ich mir erlaube, eine einschlägige Stelle aus dem Berichte des Herrn von Mi eg an das Ministerium des Innern mitzutheilen. Der Bericht bezieht sich auf eine Note des päpstlichen Hofes an den baie- rischen Gesandten in Rom, und lautet also: „Die Note, welche der Cardinal-Staatssecretär dem köngl. Ge sandten in Rom wegen der geistlichen Angelegenheiten in Tirol übergab, und welche mir durch allerhöchstes Rescript vom 26. Februar mitgetheilt wurde, liefert einen neuen Beweis, dass.dasPapstth.um, sowie es dermalen besteht, im bleibenden Kampfe mit der weltlichen Herrschergewalt, und mit dem Geiste des Jahrhunderts seinem Untergänge entgegengeht. Dem dermaligen römi schen Hofe hängt der krasseste Mönchsgeist an, ohne dass er die gewöhnliche Mönchspolitik besässe. Aller Waffen beraubt, die ihm im Mittelalter theils durch äussere Verhältnisse, tlieils durch die eigenen eminenten Talente und die wissenschaftliche Bildung seiner Schriftsteller und Geschäftsmänner zu Gebote standen, will er heute, wo eine Trennung zweier Gewalten, die über Staats bürger herrschen sollen, gar nicht mehr denkbar ist, sondern alles auf die vollkommenste Concentrirung der Herr sc hermacht hindeutet, von seinen alten weder auf das Wesen noch die Gesetze der Kirche gegründeten Anmassungen nicht nur nicht abgehen, sondern gar noch eine ähnliche Oberherr schaft, wie damals, ausüben.” In dieser Stelle des Herrn von Mieg sind die Grundsätze der baierischen Regierung in Bezug auf die Kirche klar ausgesprochen. Sie betrachtete die katholische Hierarchie als ein in Trümmer fallen des Gebäude, auf dessen Schutt die weltliche Herrschaft ihren absoluten Thron aufschlagen, und die bisher getrennten zwei Ge walten, die kirchliche und staatliche, in der Hand des weltlichen Landesfürsten vereinigen sollte. Daraus ergab sieb natürlich von selbst, dass jede Weigerung oder Reclamation der Kirche und des Klerus als eine Störung dieses neuen Staatsgebäudes auch mit Gewalt unterdrückt werden musste. Dass solche Principien in Tirol-früher oder später, ja wohl bald, zu einem heftigen Kampfe führen mussten, war leicht vorauszusehen, und ging bald in Erfüllung. Ich beginne daher die Darstellung dieses merkwürdigen Kampfes.