20 Prof. J oh. Wo c el. seiner Engel mit dem Drachen nach dem XII. Capitel der Apokalypse dargestellt. Die poetische Auffassung dieses höchst schwierigen Stof fes, die kühne Zeichnung der lebhaft bewegten Gruppen, die kunst reiche Beleuchtung der Scene beurkunden, dass der Name des ge nialen von der religiösen Idee hochbegeisterten Meisters Radaus in das Ehrenbuch der Künstler seiner Zeit eingetragen zu werden verdient. Die Zeichnung der zahlreichen, wiewohl nicht mit gleicher Mei sterschaft ausgeführten Bilder in diesen beiden Cantionalen ist durch aus correct, der Pinsel breit, die Farben leicht aufgetragen. Stau nenswerth ist die vortreffliche Ausführung der Gesichter insbeson dere aber der Hände, die den Miniaturmalern unserer Zeit zum Vor bilde dienen könnten. Möge mein Urtheil über diese Miniaturen nicht für übertrieben oder überschwänglich im Ausdrucke gehalten wer den; jeder Kunstkenner, der diese Gemälde mit derselben Genauig keit wie ich betrachtet, wird gewiss meinem Urtheile beistimmen, ja gestehen, dass ich eher zu wenig als zu viel die Werke des Mei sters Radaus gepriesen habe. Diese sind die ausgezeichneteren Miniaturen , die ich während meiner Bereisung in Böhmen untersucht habe. Ausser diesen hatte ich noch e i 1 f mit Miniaturbildern gezierte Pergamentbüeher gefun den und untersucht; da aber der Kunstwerth der darin enthaltenen Malereien bedeutend geringer ist, als derjenigen, die ich hier be schrieben, so will ich, um den Umfang dieses Berichtes nicht zu sehr anwachsen zu lassen, dieselben bloss oberflächlich anführen. In Rakonitz. Am Chore der Dechanteikirche ein böhmisches Cantional vom Jahre 1396. InLaun. Lateinisches Cantional vom Jahre 1330. Mehrere der in demselben enthaltenen Miniaturen haben einen bedeutenden Werth, besonders schön sind die Arabesken; das Gold ist reichlich aufgetragen. Eben daselbst ein zweites, älteres lateinisches Cantional von ge ringerem Kunstwerthe. Beide werden im Archive der Stadtgemeinde aufbewahrt. Zu Leitmeritz ein böhmisches Cantional vom Jahre 1379 im Dekanal-Archive. Im Rathhause derselben Stadt ein zweites lateinisches Cantional aus der ersten Hälfte des XVI. Jahrhunderts.