Bericht über eine kunst-archäologische Bereisung Böhmens. 15 reichen Gestalten ist trefflich, Zeichnung und Perspective untadelhaft. 5. Die Sendung des heil. Geistes. Die Richtigkeit der Zeichnung, dei Fleiss der Ausführung und der geistige Ausdruck in den Gesichtern kann nicht genug gepriesen werden. 6. Eben so muss die Darstellung des letzten Abendmahles als ein bedeutendes Kunstwerk anerkannt werden. Der hohe Adel im Antlitze Christi und die Lebhaftigkeit des Ausdruckes der um einen runden Tisch trefflich gruppirten Jüngei verleihen diesem Bilde einen ungewöhnlichen W erth. Die Arabeskenverzierungen in diesem Werke sind die herrlich sten unter allen, die in den zahlreichen Miniaturen, die ich zu sehen Gelegenheit hatte, Vorkommen. Die mit wunderbarem Fleisse ausge führten Blumen und Frachtstücke in demselben würden selbst einem tüchtigen Blumenmaler unserer Tage zur Ehre gereichen. Das Luditzer Cantionale gehört nach meiner Ueberzeugung in die erste Reihe der Kunstschätze in Böhmen, welche durch ein glück liches Geschick aus den Stürmen der Vergangenheit gerettet wurden. Es wird gegenwärtig im Locale des Luditzer Stadtrathes aufbewahrt. Böhmisches Cantional zu Trebnitz. Ein Pergamentcodex, fast von derselben Dimension wie das Lu ditzer Cantional. Er wurde um das Jahr lö7ö verfertigt; der Maler der Miniaturen war aller Wahrscheinlichkeit nach Matthias v. Lind- p e r k. Derselbe scheint sich das Leitmeritzer Cantional zum Yor- bilde genommen zu haben, indem die Motive, welche in den Ge mälden des Leitmeritzer Codex Vorkommen, häufig im Trebnitzer Cantional erscheinen. Auch in diesem kommen Bilder vor, welche die ganze Blattseite einnehmen, nur sind sie nicht mit demselben Aufwande von Gold und Farbenpracht ausgeführt. Ausgezeichnet durch treffliche Zeichnung sind die meisten der darin enthaltenen Bil der, doch müssen sie, was die Sorgfalt und die Zartheit der Ausfüh rung betrifft, den Miniaturen der beiden vorbeschriebenen Cantionale nachstehen; dafür muss an demselben die charakterische Individuali- sirung der fleissig ausgeführten Gesichtszüge mit Lob anerkannt werden. Die ausgezeichneteren Gemälde in diesem Werke sind: Das erste Blatt, welches das Wappen der Stadt Trebnitz, den heil. Georg, darstellt, über welchem Christus schwebt; zu beiden Seiten stehen die vier Evangelisten. Im breiten Seitenrande ist der Stammbaum Christi durch die hervorragendsten Personen desselben repräsentirt.