644 Bussen. sicilischen Einfluss in Reichsitalien beseitigen zu müssen, ehe man den des neuen deutschen Königs hier wieder etabliren könne, nie ins Keine gekommen,, so einfach dieser politische Calcül auch war. In unklarster Auffassung der Verhältnisse hat Gregor X. vielmehr geglaubt, Rudolf von Habsburg und Karl von Anjou in gute Beziehungen zu einander bringen zu können, ohne dem letzteren durch Beschränkung seines Ein flusses innerhalb der rechtlich dem ersteren zustehenden Macht sphäre weh thun zu müssen. 1 Diese von Anfang an unklare Politik des Papstes konnte unmöglich ein brauchbares Resultat geben. Es erweckt aber auf den ersten Blick auch kein günstiges Vorurtheil für die politische Einsicht König Rudolfs, dass er sich auf diese verfehlten Pläne Gregor X. einliess, und zwar einliess, obwohl er sich des unver söhnlichen Gegensatzes zu dem Anjou und dessen Machtstellung in Reichsitalien genugsam bewusst war. In diesem Bewusstsein hat Rudolf bald nach seiner Wahl in sehr entgegenkommender Weise mit der Margaretha von Provence, der Mutter Philipp III. von Frankreich und Schwägerin Karls von Anjou, über ihre. Ansprüche auf die Vom Reich lehnbaren Gebiete Provence und Forcalquier verhandelt, die Karl von Anjou als Gemahl ihrer jüngeren Schwester Beatrix längst factisch im Besitz hatte. 2 Auch hat Rudolf zunächst das bestimmte Verlangen gestellt, dass der König von Sicilien seiner Stellung in Reichsitalien entsage, namentlich das V'icariat in Toscana niederlege. Als dann aber umgekehrt Gregor X., ohne auf sein Begehren ein zugehen, an ihn das Ansinnen stellte, er möge seine Ver mittelung annehmen zur Herbeiführung einer Verständigung mit dem König von Sicilien, hat König Rudolf seine Forderung gleich fallen lassen, und sich zu den vom Papst gewünschten Verhandlungen bereit gezeigt. 3 Und Gregor X. förderte dann diese Verhandlungen bis zur Verabredung einer Verschwägerung 1 Ich habe das genauer ausgeführt ,Doppelwahl 1 S. 07 und Ko pp Reichs geschichte II, 3 S. 147 ft'. Heller, der sich nach mir mit dieser Frage bei seinen Studien zu beschäftigen hatte, billigt meine Ausführungen a. a. O. S. 25. 2 Heller a. a. O. S. 65. 3 Kopp Reichsgeschichte II, 3 S. 155 ff.