Zur Kaiserwahl 1619. 507 incurrens inpedimentum bei allen Vernünftigen gehalten werden muss. Bei den geistlichen Kurfürsten habe es eine andere Beschaffenheit, dieselben seien dem Feuer nicht allein weit ent- sessen, sondern auch von der Wahlstadt nicht so weit entfernt wie der Kurfürst von Sachsen und hätten auf dem Wasser gute Gelegenheit nach Hause zu kommen'. In diesem Sinne ant wortete der Kurfürst auf das an ihn ergangene Ansuchen wegen persönlichen Erscheinens in Frankfurt, Hess aber doch noch immer die Möglichkeit durchschimmern, dass sich vielleicht die Verhältnisse ändern und er doch noch beim Wahltage würde erscheinen können. Die eigentlichen Ursachen aber, warum sich der Kurfürst von Sachsen nicht persönlich zum Wahltage verfügte, erfahren wir aus dem Protokoll einer zwar später — am 11. August 1619 — stattgefundenen Berathung des sächsischen geheimen Raths, es dürften jedoch dieselben geheimen Gründe bereits zu Anfang allein massgebend gewesen sein, und diese lassen uns eben die zweideutige Politik des Dresdner Hofes, die mit keiner Partei vollends brechen wollte, am deutlichsten erkennen. In Gegenwart des Kurfürsten brachte Kaspar von Schönberg, nachdem er früher verschiedene Gründe für das persönliche Erscheinen beim Wahltag angeführt hatte, nachstehende entscheidende Gründe gegen dasselbe vor: ,Wenn sich S. Kurf. Gnad. nach Frankfurt zur Wahl begeben, so können sie es zu keinem anderen Ende thun, als entweder das Wahlwerk zu befördern oder dasselbe zu verhindern. Verfügen sie sich hinaus das Wahlwerk zu be fördern und es wird (wie wohl zu vermuthen) auf des Königs Ferdinandi Person geschlossen, laden sie ihr das ganze König reich Böhmen sambt allen incorporirten Landen aufn Hals, die König Ferdinandum zum Könige nicht haben wollen; und ob man wohl sagen möchte, es werde solches auch itzo, da S. Kurf. G. dero Abgesandten dort haben, aufn Fall König- Ferdinand als der siebendte Kurfürst zur Wahl zugelassen oder auch wohl selbst eligirt wird, nicht verbleiben, so ist doch gewiss und unläugbar, dass auf dasjenige, so durch Räthe ge schieht, bei weitem so genau nicht gesehen wird etc. . . Sollte aber S. Kurf. G. die Wahl zu verhindern sich nach Frankfurt begeben und dem Könige seine jura disputiren, würden sie ebenmässig das ganze Haus Oesterreich und die sämmtlichen