236 G o 11 h a r d. Boden das a zu u in den meisten Fällen schwächten, Formen mit ov haben können, und wie andererseits sowohl die ursprüng lichen «-, als auch die zu u geschwächten «-Stämme Formen ohne ov vorzugsweise im Singular entwickeln konnten. Hält man sich dies fest vor Augen, so wird man nicht davon sprechen können, als ob die Sprache zuerst die «-Stämme in «-Stämme aufgehen Hesse und dann auf einmal wiederum die entgegengesetzte Richtung, d. h. das Aufgehen der «-Stämme in die «-Stämme einschlüge, worin ja Schleicher einen grossen Widerspruch zu finden glaubte und auch wirklich nach seiner Auffassung finden musste. 5. Schleicher beruft sich auf die Bedeutung der Formen mit ov, die den Formen eine oft sehr stark hervortretende Bedeutung ertheile. — Wäre der Unterschied in der Bedeutung zwischen den Formen mit ov und ohne ov ursprünglich vor handen, so könnte man sich mit Recht mit Schleicher darauf berufen. Da jedoch im Altslavischen, wo die Formen mit ov im Plural in allen Casus Vorkommen, ein Unterschied in der Bedeutung nicht besteht, wie ja Schleicher selbst zugibt, son dern die Formen mit ov vorzugsweise bei einsilbigen Substan tiven, hauptsächlich bei Personennamen Vorkommen, so sieht man, dass diese Formen ursprünglich nur ihres grösseren Ge wichtes wegen gebraucht wurden. Da man auf Personennamen besonders ein grösseres Gewicht legt, und Personennamen etwas Lebendes bezeichnen, so begreift man, wie im Böhmischen auch die belebten oder als belebt aufgefasston Substantiva die Casus mit ov sich aneignen konnten. Dass jedoch das ov diese Bedeutung den Substantiven auch im Böhmischen ursprünglich nicht beigefügt habe, sieht man aus dem Genitiv Plur. auf ov (ov, ü), der schon im Böhmischen bei den männlichen Sub stantiven ohne Rücksicht auf die Bedeutung und ohne Unter schied eintritt. Auch im Polnischen hat sich im Dativ Sing., ja sogar im Nominativ Plur., die Endung mit ov überall fest gesetzt, ohne dass die definirende Bedeutung dieser Endung zum Vorschein käme. Selbst im Serbiscli-Illyrischen ist bei den Doppelformen im Plural oft kein Unterschied zu spüren, und Schleicher selbst sagt: ,die zwei Auffassungsweisen sind freilich oft gleich möglich'. Die Endungen mit ov verleihen also ursprünglich nur ein grösseres Gewicht den Substan-