136 Lorenz. als Historiker ihr Ende gefunden haben werden, und vor allem der phantastische Versuch, ihn zu einem der ersten Genien aller Zeiten heraufzuschrauben, zu Boden gefallen sein wird/ Einem mir unbekannten Verfasser eines Artikels der historischen Zeitschrift aber muss man es zur Ehre nachsagen, dass er gleich in jenem unglücklichen Widerstreite leidenschaftlicher • Meinungen den Versuch gemacht, jene Periode ruhiger Wür digung anzutreten, während von anderer Seite freilich der Beweis geliefert wurde, dass Löbell mit Recht diese Zeit in weite Ferne herabgerückt sah. 1 Was heute in dem zusammen fassenden Buche Georg Weber’s als Festschrift zur hundert jährigen Geburtstagsfeier Schlosser’s vorliegt, kanu nicht als eine eigentliche historiographische Würdigung des Geschicht schreibers angesehen werden, so erwünscht diese Zusammen stellung des biographischen Materials auch war. Die bisher unbekannt gewesenen Briefe Schlosser’s an Frau Schmidt geben zwar manche persönliche Aufklärungen und nicht zu unter schätzende Winke über sein geistiges Leben, bieten jedoch ihrer Natur nach keinen Einblick in Schlosser’s Verhältniss zur Wissenschaft. So dankenswerth daher auch Weber’s Fest gabe war, so wenig dürfte sie als eine abschliessende Wür digung des alten Meisters gelten. In den folgenden Erörterungen kann um so lieber von den biographischen Momenten abgesehen werden, als Weber’s neue Publication Schlosser’s eigene Lebens aufzeichnungen in frische Erinnerung gebracht hat. 1 Zur Beurtheilung Friedrich Christoph Schlosser’s in v. Sybel’s hist. Zeit schrift VIII. 117—140; vgl. auch Bernhardt über Löbell in der neuen Ausgabe des Gregor von Tours. 2 F. Chr. Schlosser, der Historiker. Erinnerungsblätter aus seinem Leben und Wirken, eine Festschrift zu seiner hundertjährigen Geburtstagsfeier, Leipzig 1876. Auch Weber kommt nochmals auf den Vergleich von Schlosser und Ranke zurück, erinnert an den Goethe- und Schiller-Streit und tröstet sich, wie es scheint, nicht in glücklichster Analogie damit, dass die heutige Zeit beide verehrt. Allein die Geschichtswissenschaft hat in ihren Productionen gewiss wenig Aehnlichkeit mit der Unvergäng lichkeit der Poesie, obwohl man immer wieder in Humboldt-Gervinus’seher Weise gerne von der Kunst spricht, wenn man das Geschäft des Geschicht schreibers beschreibt. Der von Weber im Jahre 1862 in .Unsere Zeit 1 ebenfalls als Nekrolog veröffentlichte Artikel ist sacligemäss und lehrreich und unterschied sich damals wohlthuend von den leidenschaftlichen Aus brüchen der anderen Nekrologisten.