214 Zimmermann. Gewissen sich damit zufrieden geben. Lustspiel und Posse des Teufels aber vertragen sieb mit dem moralischen Drama vor trefflich; dem Teufel geschieht ganz recht, wenn er um seine Beute kommt, und es ist weniger zu besorgen, dass ihm zu wenig, als dass ihm zu viel geschehen möchte. Die christliche Teufelskomödie zeigt daher auch trotz seiner Bosheit vor dem Satan grossen Bespect: derselbe muss freilich am Ende Un recht haben; aber zu leicht darf es seinen Gegnern auch nicht gemacht werden. Die wirkliche göttliche Gerechtigkeit, Gott und die himmlischen Heerschaaren, ist über allen Angriff er haben und vor ihr wird wie billig das Teufelsreich zu Schan den; aber was sich auf Erden dafür ausgibt, Papst und Klerisei, als Stellvertreter Gottes und seiner Engel, verfolgt die christliche Komödie ebenso wie die antike die weltlichen Volksführer, mit schonungslosem Spotte, reisst ihnen die Maske der Sittlichkeit und Gerechtigkeit vom Gesicht und gibt den anscheinenden Wahrheitsfreund, Sittenverbesserer und Heiligen der Kirche schonungsloser moralischer Verurtheilung preis. Das humoristische Sittenbild aber macht sich nicht über die wahre und als solche unvergängliche und universelle Sittlich keit, sondern über die sich als solche gebei'dende vergäng liche, zeitliche und locale Sitte (Sprache, Mode, Benehmen u. s. w.) lustig und bekräftigt laut oder stillschweigend den Ausspruch des Gewissens als einzig gütige Sittennorm. Antikes und christliches Versöhnungsdrama kommen auf religiösem Boden dazu, dem Beschauer die Existenz sittlicher Mächte ausserhalb seiner Erscheinungswelt ,ad oculos 1 zu demonstriren. Die Fragen: Fatum und Satan oder Nemesis und Gott? werden von ihnen einstimmig zu Gunsten der letz teren entschieden. Die Annahme von lenkenden Mächten ausser und über der Erscheinungswelt selbst ist aber durch die hand greifliche Unbegreiflichkeit des sichtbaren Glückswechsels her vorgerufen worden. Fällt daher diese fort, ist bei dem sicht baren Glückswechsel überhaupt nichts zu begreifen oder ist er begriffen, so fällt auch die Nothwendigkeit jener Annahme hinweg. Es gibt nun allerdings eine Form des Glückswechsels, bei welcher ,nichts zu begreifen* ist. Dies ist diejenige, welche