184 Zimm ermann. S. 152). Fichte’s Sohn hat die Zeugnisse gesammelt, die über dessen Bedeutung als akademischer Lehrer vorliegen. Als ei serne erste Vorlesung zu Jena hielt, war das grösste Audito rium daselbst zu eng; die ganze Hausflur, der Hof war voll, auf Tischen und- Bänken standen sie (nach Fichte’s eigenem Ausdruck) übereinander. ,Fichte', sagt ein geistvoller Beobachter aus jener Zeit, Forberg, ,hört man gehen und graben und suchen nach Wahrheit. — In allen seinen Untersuchungen ist ein Regen, ein Streben, ein Treiben, die härtesten Probleme der Vernunft durchgreifend aufzulösen, Probleme, deren Existenz nicht ein mal, geschweige deren Auflösung sein Vorgänger (Reinhold), geahnt hat — er dringt in die innersten Tiefen seines Gegen standes ein und schaltet im Reiche der Begriffe mit einer Un befangenheit umher, welche verräth, dass er in diesem unsicht baren Lande nicht nur wohnt, sondern herrscht' (Fichte’s Leben und Lehre. 2. Aufl. I. 222.). Dass ein solcher Lehrer anregend auf den Schüler wirken musste, ist begreiflich. Zum Ueberfluss trachtete Fichte aus drücklich nach Annäherung an die Studenten. Er war ,wirklich gesonnen, durch seine Philosophie auf die Welt zu wirken'. Den Hang zu unruhiger Thätigkeit, der in der Brust jedes edeln Jünglings wohnt, suchte er sorgfältig zu nähren und zu pflegen, damit er zu seiner Zeit Früchte bringe. Wie er das rohe akademische Leben zu verbannen und das Ordenswesen zu vernichten bestrebt war, so bemühte er sich, edlere gesellige Vereinigungen zu wissenschaftlichen Zwecken unter den Stu- direnden zu unterstützen und die besten von ihnen zu seinem persönlichen Umgang heranzuziehen. An den Versammlungen einer solchen, der ,literarischen Gesellschaft' oder ,Gesellschaft der freien Männer', welche im Frühjahr 1794, kurz vor Fichte’s Ankunft, von zwölf Studirenden, meist Norddeutschen und Russen aus den Ostseeprovinzen, gestiftet worden war, nahm er nicht selten persönlich Theil ; an den gemeinschaftlichen Mittagstisch, den er, anfänglich ohne seine erst später nach kommende Gattin in Jena lebend, mit seinen Collegen Niet hammer und Woltmann verabredet hatte, liess Fichte auch Studenten zu. Durch letzteren, einen gebornen Oldenburger und Landsmann Herbart’s, so wie durch die persönliche Bekannt schaft seiner Mutter, die ihn nach Jena begleitet hatte, einer