Sickel. Alcuinstudien. 461 Alciiiastudien. i. Von Dr. Th. Siekel, wirkl. Mitgliede der k. Akademie der Wissenschaften. Mit Recht zählt man die auf uns gekommenen Briefe Alcuin’s zu den wichtigsten Quellen für die Geschichte der Zeit Karl des Grossen. Aber mit gleichem Rechte hat man auch wiederholt vor der Ueberschätzung ihres Werthes gewarnt. Es steht nämlich die Ausbeute an historischem Stoff, welche sich im günstigsten Falle aus diesen Episteln gewinnen lassen wird, in keinem Yerhältniss zu ihrer Zahl und zu ihrem Umfange. Und das ist nicht etwa allein Folge der Ueberliefe- rung, von der ich später reden werde, sondern hat seinen tieferen Grund in der ursprünglichen Beschaffenheit dieser Correspondenz oder in der Individualität Alcuin’s. Von Haus aus eine contemplative Natur wurde Alcuin durch seinen Be ruf und durch seinen Ruf als gern gehörter Lehrer, wie auch durch die äusseren Lebensverhältnisse in der Entfaltung seiner Eigenart noch bestärkt. Ein beträchtlicher Theil seiner Briefe ist daher rein didactischen Inhalts und nimmt gar nicht auf concrete Verhältnisse Bezug. Wohl brachten es seine Stellung in der späteren Periode und der Einfluss, den er ausüben wollte und zum Theil wirklich ausübte, mit sich, dass er über allerlei Dinge schrieb, die da geschahen oder geschehen sollten. Aber bei seiner entschiedenen und mit den Jahren zunehmen den Neigung, sich in lehrhaften Erörterungen und in Eririah-