Zur Metaphysik des Schönen. 739 rein geistig durch das Denken aufgegriffen werden, während das Schöne ohne Verbildlichung seiner selbst nicht fassbar ist, ja gerade in dieser Verbildlichung seiner selbst sein Dasein hat. Das Schöne ist nicht ohne das Wahre denkbar und hat mit demselben die Geistigkeit gemein ; sein specifisches Wesen aber im Unterschiede vom Wahren ist die Versichtbarung seines Geistinhaltes durch eine demselben specifisch adäquirte Erscheinungsform. Das Schöne ist im Wahren und hat das Wahre zu seiner nothwendigen Hinterlage, zu seinem unmissbaren Geist gehalte; eine geistlose Schönheit ist eben keine Schönheit, sondern bedeutungsleere Form. Während aber das Wesen des Wahren darin besteht, an sich zu sein, gleichviel ob dieses an sich Seiende in die Erscheinung tritt oder nicht, ist umgekehrt das Schöne nur als Erscheinendes vorhanden; der unmittelbare und unwillkürliche Reiz desselben aber kann nur darin be gründet sein, dass sich in demselben etwas Innerliches, geistig Tiefes darstellt und unmittelbar vernehmbar macht. Das Schöne ist die adäquate oder mindestens congruente Selbstverbild lichung dessen, was an sich ist und in diesem seinem Ansich- sein um seiner selbst willen ist und gilt. Um seiner selbst willen gilt alles dasjenige, was in der Idee begründet oder selbst Idee ist; demzufolge wird das Schöne in einer adäqua ten oder congruenten Selbstverbildlichung dessen bestehen, was entweder selbst Idee, oder doch in der Idee begründet ist. In diesem durchaus idealen Wesen des Schönen ist sein innerer unzerreissbarer Zusammenhang mit dem Wahren und Guten begründet, und das Schöne ausserhalb des Standpunktes der Idee philosophisch gar nicht zu begreifen. Eine Metaphysik des Schönen hat es mit dem Schönen an sich und mit dem Schönen als solchem zu thun. Der scheinbare Widerspruch, der darin liegt, von einem Ansichsein des Schönen zu reden, während es doch zu seinem Wesen gehört, ein Erscheinendes zu sein, wird sich dadurch lösen, dass ein abstractes todtes Sein, das nicht schiene und erschiene, überhaupt nicht ist, ein wirklich Seiendes aber, je mehr und wahrhafter es ist, desto mehr auch Scheinendes und Erschei nendes sein werde, was im höchsten und absoluten Sinne vom absolut Seienden gelten muss, das seinem Wbsen nach lauter Licht und Glanz ist, und als absolute Centralität nach allen