738 s a Werner. stand erkannt und begriffen wird, während das Schöne un mittelbar durch sich selbst gefällt und anzieht, ohne und bevor die Gründe des subjectiven Gefallens erkannt und begriffen worden sind. Daraus folgt, dass für das Gefallen am Schönen ein besonderer, vom rationalen Denken specifisch verschiedener Seelensinn postulirt werden muss, mittelst dessen das Schöne als solches, so wie auch das vom Schönen Abweichende oder in sein Gegentheil sich Verkehrende an empfunden werden muss. Nur wird man sofort nicht auch sogleich behaupten dürfen, dass dieser Sinn etwas schlechthin Einfaches sei, was sich nicht in seine besonderen, constitutiven Elemente auf- lösen Hesse; im Gegentheile, am Gefallen am Schönen wird zufolge der tiefstgreifenden Macht des wahrhaft Schönen der ganze innere Seelenmensch betheiliget sein, wie derselbe be theiliget ist im Gefallen am moralisch Guten das selber eigentlich nur eine besondere Art oder Gattung des Schönen ist, ohne indess mit dem Begriffe des Schönen als solchen sich zu decken. Denn Gegenstand des moralischen Gefallens kann nur dasjenige sein, was in irgend einer Weise unter die Kate gorie des sittlichen Handelns fällt; das als schön Erscheinende aber steht oft genug ausser aller Relation zur sittlichen Idee, obschon es andererseits niemals mit derselben im Widerspruch stehen kann, weil ein solcher Widerspruch einen Defect am Schönen selber involviren würde. Das Schöne und das Gute können einander nicht widerstreiten; die specifische Wesens form des Schönen ist jedoch eine andere als jene des Guten als solchen. Der Gegenstand des Gefallens ist im Schönen das Erscheinende als solches, im Guten dasjenige, was durch das Erscheinende sich kundgibt; identificirt sich aber im Guten das Erscheinende mit demjenigen, was durch das Erscheinende offenbar wird, so sehr, dass das Erscheinende als solches um seiner selbst willen gefällt, so geht das Gute selbst auch un mittelbar in das Schöne über, ohne desshalb aufzuhüren, seiner Natur nach etwas vom Schönen als solchem specifisch Ver schiedenes zu sein. Das Wesen des Schönen ist, unmittelbar durch seine Erscheinung und mittelst seiner Erscheinung zu gefallen; dadurch unterscheidet es sich vom Wahren, dessen Gründe oft tief verborgen sind, und selbst wenn sie augenfällig daliegen,