Werner. Zur Metaphysik des Schönen. 737 Zur Metaphysik cles Schönen. Von Ur. Prof. Werner, corresp. Mitglied der k. Akademie der Wissenschaften. Öofern die Lehre vom Schönen Aesthetik heisst, ist damit schon ausgedrückt, dass das Schöne zunächst Sache einer seelischen Anempfindung sei, und zwar einer unmittelbaren Anempfindung, weil nur dasjenige, was unmittelbar gefällt, auf den Namen Schön Anspruch hat, und auch daun nur unter der Voraussetzung, dass dieses unmittelbare Gefallen in einer gemeinmenschlichen und gleichsam naturnothwendigen Empfin dung begründet ist. Eben diese Gemeingiltigkeit der subjec- tiven Schönheitsempfindung verleiht derselben objective Bedeu tung und Giltigkeit, und schliesst die Aufforderung in sich, nach dem objeetiven Wesen des Schönen zu fragen, die objec- tiven Gründe und Ursachen des subjectiven Gefallens zu ermitteln. Zum allgemeinen Wesen des Schönen gehört die Ueber- einstimmung desselben mit sich selber oder die Harmonie; nur das Harmonische gefällt, alles Disharmonische missfällt. Somit wäre Harmonie eine objective Bedingung und ein objec- tives Gesetz des Schönen. Aber nicht alles, was harmonisch in sich selbst zusammenstimmt, verdient darum schon den Namen des Schönen; Alles, was zweckmässig geordnet ist, ist eben dadurch auch mit sich selbst in Uebereinstimmung gebracht, ohne dass es desshalb schon den unmittelbaren Ein druck der Schönheitsempfindung hervorzubringen im Stande wäre. Das Zweckmässige ist eben seinem Begriffe nach von jenem des Schönen verschieden; und der Unterschied Beider wird darin liegen, dass die Zweckmässigkeit durch den Ver-