Deutsche Studien. II. 471 der Damen hat ihre Tradition in dem höfischen Leben des Mittelalters. Die Sitte hat daran mindestens ebensoviel Antheil wie die Sittlichkeit. §. 6. Spervogel. In der ersten dieser Studien habe ich nachzuweisen ge sucht, dass wir drei Dichter unterscheiden müssen: Erstens einen älteren Dichter, dessen Namen wir nicht kennen, Verfasser des zweiten Tones 25, 13- 30, 33. Seine Ge dichte sind systematisch geordnet in Gruppen zu fünf Strophen. Zweitens Spervogel, den Verfasser des ersten Tones MF. 20, 1—25, 12: woraus nur Strophe 20, 17—24 auszu scheiden ist, worin Spervogel citirt wird. Drittens den jungen Spervogel, Verfasser der vier Strophen S. 242 f., Z. 1—48, und vielleicht noch anderer im Anhang zum Heidelberger Freidank (Deutsche Studien 1, 318). Was die Ueberlieferung anlangt, so gab sich als Grund lage von AC ein Liederbuch zu erkennen, das ich S. 310 ziemlich genau reconstruiren konnte. Es umfasste alle drei genannten Dichter. Die Jenaer Handschrift, sachlich geordnet, gewährt nur Strophen Spervogels. Spuren einer dritten Handschrift schienen sich S. 340 zu ergeben, worin die Sprüche des Anonymus ebenso geordnet waren, wie in unserer Ueberlieferung: aber die Sprüche Sper vogels gingen nicht voraus, sondern folgten nach. Dazu kommt für den jungen Spervogel die Kolmarer Handschrift, welche seine beiden ersten Strophen in derselben Ordnung wie AC und ihnen vorausgeschickt noch eine dritte (Schächzabei loart vor Troie erdäht) enthält, über deren Echt heit ich nicht entscheide. Dazu die Ueberschrift: Dyß ist d,ez jungen Stollen getickte und hat nit getickt dann dyse dru par darnach starp er wie er stürbe daz ste zu gotte. Wir werden der älteren, dem Dichter näheren Ueberlieferung höheren Glauben beimessen und daher den jungen Stollen hier ohne Bedenken wieder in den jungen Spervogel verwandeln. Meine Ansicht, dass wir einen Spielmann dieses Namens wirklich