450 Scherer. wir einen kalten gewaltthätigen Staatsmann als Verfasser eines Liebesliedes kennen lernen, so spricht die überwiegende Wahr scheinlichkeit dafür, dass er es als junger Mensch gemacht habe. Am einfachsten sieht man darin einen Nachklang jenes Maifestes von Mainz, auf welchem der Neunzehnjährige das Schwert nahm. Die conventioneilen Formen des Turniers wären nicht vollständig gewesen, wenn der junge König nicht einer Dame seine Huldigungen erwies. Und wenn je in seinem Leben äussere Anregung zu poetischer Production vorhanden war, so war es damals. Er mag die Strophen im Juli oder August 1184 auf dem Wege gegen Polen (Toeche S. 33) ge dichtet und der Dame seines Herzens an den Rhein gesandt haben. 6, 5 ,Mir hat ein ritter‘ sprach ein wip Audi dieses Gedicht möchte der österreichischen Schule zuzuweisen und zunächst an Dietmar von Aist anzulehnen sein. Der dienest ist bereits eingeführt. Das Metrum kann man so entstanden denken: sechszeilige, stumpfgereimte Strophe, Zeilen von vier Hebungen, stumpfe Waise vor Z. 1. 2. 6. Die Waisen vor Z. 1. 2. dann durch überschlagende Reime ersetzt. Der Reim noch ungenau: wip : zit. Dieselbe Ungenauigkeit in dem folgenden Gedichte von drei Strophen, worüber §. 10. Der Reim wip : zit gehört zu den letzten ungenauen, die sich überhaupt verlieren. Er war mit der ältesten Technik des Minneliedes, so weit sich darin Liebes- und Naturgefühl mischen, viel zu enge verknüpft, als dass die Dichter leicht lernen sollten, ohne ihn auszukommen. §. 2. Der Kürenberger. Mit ihm beschäftigt sich meine Abhandlung in der Zeit schrift für deutsches Alterthum Bd. 17, 561—581. Ich ver suchte nachzuweisen, dass die unter diesem Namen in C über lieferte Sammlung als anonym angesehen werden müsse. Der Ton 7, 19 ff., die Nibelungenstrophe, ist nach meiner Ansicht die 8, 5 erwähnte Kürenberges wise: die Melodie wurde von