364 Hi r sclifeld. abgehalten. Freilich konnte man sich nicht verhehlen, dass dieser vorgeschobene Posten sich nur mit gewaltigen Anstrengungen würde behaupten lassen; aber dass sich länger als 150 Jahre die immer ungestümer anbrandenden Wogen der gothisch- germanischen Yölkermassen an diesem durch Natur und Kunst gefestigten Bollwerk gebrochen haben, das war dieser An strengungen wohl werth. Es begreift sich, dass unter dem Drange unausgesetzter Invasionen und der, trotz zahlreicher Siege, nie beschwichtigten Furcht vor der Wiederkehr der wilden Barbarenhorden, auch im Innern des Landes Cultur und Wohlstand nur eine beschränkte Entwicklung finden konnte; war doch die schwere, aber lohnende Aufgabe, welche die Römer in Gallien, Spanien, wie in fast allen zur Zeit der Republik erworbenen Provinzen mit so grossem Geschick ge löst haben, fremdartige unterworfene Nationen sich zu assirni- liren, in Dacien überhaupt nicht vorhanden, da man die Occu- pation mit der Vernichtung und Austreibung der einheimischen Bevölkerung begonnen hatte. Aus allen Th eilen der Welt mussten Colonisten von Trajan gewonnen werden, um die neue menschenleere Provinz nothdürftig zu bevölkern; auf zahlreichen freiwilligen Zuzug aus Italien und den alten Provinzen war kaum zu rechnen, denn wenn auch ohne Zweifel der Verkehr zwischen Dacien und dem Süden durch Kaufleute vermittelt wurde, welche die Erzeugnisse des fruchtbaren Landes in ci- vilisirtere Gegenden exportirten, 1 so mochte doch, wer nicht ge zwungen war, dort als Soldat oder Beamter Dienste zu thun, sich schwerlich die entlegene gefährdete Provinz zum bleiben den Wohnsitz ausersehen. Dacien ist stets eine wesentlich von 1 Vgl. die in Aquileja, dem grossen Stapelplatz des Transithandels aus den nordöstlichen Provinzen nach Italien (vgl. Moramsen C. J. L. V p. 83), gefundene Grabinschrift (C. J. L. V n. 1047): d(is) m(anibus) M. Secundi Genialis domo Cl(audia) Agrip(pinensi) negotiat(ori) Dacisco (sic!) und die in Salona gefundene Grabinschrift (C. J. L. 3, 2086) der Frau eines: Aur(elius) Aquila dec(urio) Pata- visesis (aus Potaissa) ne[g(otiator)] ex pro(vincia) Dacia. In Dacien selbst gefundene Inschriften vgl. n. 1500 (Sarmizegetusa): Crasso Macrobio negotiatores provinciae Apul(ensis) defensori optimo; n. 1209 (Apulum): Collegium nautarum (auf dem Maros), n. 1351 (Deva): I(ovi) O(ptimo) M(aximo) Terrae Dac(iae) et Genio P(opuli) R(omani) et Commerci . . .