Ueber die Mafoor’sclie und einige andere Papua-Sprachen. 303 Auf Neu - Guinea aber ist diese Dialektverschiedenheit noch eine ungleich grössere und tiefergehende, weil es über haupt noch nicht zu dem Anfänge einer Staatenbildung dort gekommen ist Von Ort zu Ort — und Orte sind meist nur wenige Häuser — besonders im Gebirge, ist die Sprache eine so total andere, dass selbst die Bezeichnungen der gewöhn lichsten und elementarsten Wörter grundverschieden sind und dass es, wie ich glaube, oft unmöglich sein wird eine gleiche Wurzel aufzufinden. Eine Erklärung dieses Umstandes scheint mir relativ nicht so schwierig zu sein. Die grosse Abgeschlos senheit der einzelnen kleinen Stämme gegeneinander, welche sich, wenn überhaupt, nur in feindlicher Weise berühren, er- giebt, bei dem lebendigen Flusse der Sprache, naturgemäss von Generation zu Generation, und selbst noch in kürzeren Zeit räumen, diese so verschiedenartige Abänderung des ursprüng lich, wie man wohl anzunehmen berechtigt ist, Gleichartigeren, da ja die Menge der Möglichkeiten der dabei einzuschlagenden Wege eine sehr bedeutende ist. Die Verschiedenheit der Species auf zoologisch-botani schem Gebiete weis’t gewisse Analogien mit diesem Umstande auf, und es ist seit Darwin von Sprachforschern und Anderen bereits eingehender darauf hingewiesen worden. Vielleicht aber ergäbe das genauere Studium dieser Dialektverschiedenheiten in solchen Ländern wie Neu-Guinea dem Sprachforscher neue und wichtige, bis dahin unbekannte Momente, da er hier ge- wissermassen naturwüchsigere und ungehemmtere Processe zu analysiren fände, als in den Abänderungen der höher organi- sirten Zweige der arischen und semitischen Sprachstämme, und ich unterlasse es daher nicht, auf die Aufgaben wiederholt hinzuweisen 2 , welche sich Sprachforschern ebenso wie Na turforschern im engeren Sinne, so wie Anthropologen und Ethnologen bieten, und welche nur zu lösen sind, wenn sie jene sollen so bedeutend unter sich abweichen, dass die Bewohner Eines Thaies die Bewohner manches anderen nicht verstehen. Auch die kirch lichen Reden werden in ganz verschiedenen Dialecten gehalten. 4 1 Ausser an einem Küsten säume im Süd westen. 2 Siehe A. B. Meyer, über die Negritos der Philippinen, Nat. Tydschr. voor Ned.-Indie 1873.