80 Zira m er in an n. jene Gesetze selbst folgen. Dem aufsteigenden Gang- der Unter suchung-, der bei dem ersten von den scheinbar regellosen Er scheinungen zu den dieselben beherrschenden Gesetzen empor-, setzt der andere den absteigenden entgegen, der von der ,allgemeinen Ursache* zu den untergeordneten herabführt. Es ist keineswegs Kant’s Absicht, durch seine Schrift den Beweis zu führen, dass Handlungen, wie die von ihm an geführten, auf welche ,der freie Wille des Menschen so grossen Einfluss hat*, nichtsdestoweniger einer ,Regel* unterworfen seien. Vielmehr ,bewiesen* das schon ,die jährlichen Tafeln derselben in grossen Ländern*. Kant beruft sich auf diese als Dokumente, durch welche die Thatsache, dass zwar scheinbar willkürliche Handlungen ,nach beständigen Naturgesetzen ge schehen*, ausser Zweifel gestellt werde. Immerhin handelt es sich noch darum, die Thatsache, dass scheinbar willkürliche Handlungen nach beständigen Naturgesetzen erfolgen, selbst zu erklären. Wenn man sich nach Kant’s Ausdruck eines gewissen Unwillens nicht erwehren kann, sobald man der Menschen Thun und Lassen auf der grossen Weltbühne ausgestellt und bei hin und wieder anscheinender Weisheit im Einzelnen doch endlich alles im Grossen aus Thorheit, kindischer Eitelkeit, oft auch aus kindischer Bosheit und Zerstörungssucht zusammen gewebt findet — so bliebe für den Philosophen keine andere Auskunft, als dass, da er bei Menschen und ihrem Spiele im Grossen gar keine vernünftige eigene Absicht voraussetzen kann, er versuche, ob er nicht eine Naturabsicht entdecken könne, aus welcher von Geschöpfen, die ohne eigenen Plan verfahren, dennoch eine Geschichte nach einem bestimmten Plane der Natur möglich sei. Auf die Entdeckung einer solchen ist daher Kant’s, des ,Philosophen*, Absehen gerichtet. Er will sehen, wie er sagt, ob es ihm gelingen werde, einen ,Leitfaden* zu einer solchen Geschichte zu finden; den Mann hervorzubringen, der im Stande sei, sie darnach abzufassen, will er der Natur über lassen. Letzteren vergleicht er mit Newton, während er sich selbst die bescheidenere Rolle zuweist, die verborgene End absicht der Natur aufzuspüren, als deren planmässige Vollzie hung die Geschichte sich ansehen lasse.