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helle gar nicht gewöhnt ist. Wenn von Zweien, die in einiger
Entfernung von einander sich behuden, der eine im Dunkel,
der andere in der Helle des Lichtes steht, so wird letzterer
vom ersteren gesehen, aber nicht umgekehrt der erstere vom
letzteren. Der Sehstrahl nämlich, der von dem im Dunkel
Stehenden ausgeht, behält im Dunkel seine gesammelte Kraft,
während der Sehstrahl aus dem Auge dessen, der an einem
beleuchteten Orte steht, sofort durch den Glanz des umgeben
den lichtes dissipirt und abgeschwächt wird, und desshalb die
Gestalt und Erscheinung des im Dunkeln Stehenden nur un
vollkommen wiedergibt.
Mit der Lehre von den Sinnen hängen bei Wilhelm von
Conches die Erörterungen über Schlaf und Träume, sowie
über die Einbildungskraft zusammen. Der Schlaf ist nach
Wilhelm ein Ruhen der virtutes animales bei verstärkter Wirk
samkeit der virtutes naturales. Diese Definition des Schlafes
ist der Sache nach in Constantins physiologisch-medicinischen
Erörterungen über den Schlaf enthalten, 1 und wird von Albertus
Magnus als die gewöhnliche Definition der Schulen bezeichnet.
Die Art und Weise, wie die virtutes animales eingeschläfert
werden, schildert Wilhelm folgendermassen: Aus dem Calidum
und Humidum der Leber steigt ein Dunst empor, der seiner
natürlichen Bestimmung nach ein Vehikel des Wirkens der
virtutes naturales ist und durch den ganzen Körper sich ver
breitet. Wenn nun der feuchte Theil dieses Dunstes aufwärts
steigend die Sinnennerven erfüllt, versagen diese der Seele
den Dienst für so lange, bis er durch die natürliche Wärme
verzehrt ist. Die durch das Ohr eindringende Luft kann den
Menschen aus dem Schlafe wecken, indem sie jenen Dunst
aus den Nerven verscheucht; eine ähnliche Wirkung kann
durch Rüttelung des Schlafenden bewirkt werden. Aus der
1 Vgl. Constantin. commun. loc. med. V, 33: Somrms ex temperata humi-
ditate fit cereliri et ex fumo humido atque claro a toto corpore ad cerebrum
ascendente. Fit autem somnus .... primo, ut cerebrum cum sensibus
a suornm motuum quiesceret fatigationibus; unde animalis virtutis actiones
in somno sunt quiescentes: Visus, auditus, gustus, odoratus et motus
voluntarius. Actiones autem spirituales et naturales in suo cursu sunt
permanentes.
- Summa de craturis II, tr. I, qu. 41, art. 1