402 Werne r. besteht darin, dass er in Bezug- auf die Fragen und Probleme der philosophischen Kosmologie und Anthropologie der tradi tionellen Platonischen Anschauungsweise sich anschliesst. Er geht indess hierin nicht so weit, dass er auch die idealistische Grundanschauung der Platonischen Kosmologie in Betreff des Begriffes der Materie adoptiren würde; er ist in dieser Be ziehung bereits schon viel zu sehr Empirist, und weiss sich darum eklektisch mit Demokrit zurecht zu linden, dessen Atomenlehre, wie wir oben sahen, seine Zustimmung für sich hat. Da er, von der idealistischen Seite dos Platonismus sich abwendend, vorherrschend an die rationale Seite desselben sich hält, so erklärt es sich, dass er von überfliegenden Anticipa- tionen des auf dem Wege rationaler Forschung zu erreichenden Zieles philosophischer Erkenntniss sich vollkommen frei erhält; er geht aber noch weiter, und stellt selbst die Erreichbarkeit dieses Zieles entschiedenst in Frage. Im Geiste Platonischer Anschauungsweise sieht er im Erdenleibe des Menschen eine Fessel und ein Hemmniss des geistigen Aufschwunges zu den höchsten Dingen; 1 darum glaubt er nicht bloss auf die Er reichung des Ideals der menschlichen Erkenntniss verzichten zu müssen, sondern ist auch überzeugt, dass das im Leben dieser Zeit immerhin Erreichbare nur von verhältnissmässig Wenigen, und auch von diesen nur mit Anstrengung und Mühe erreicht werden könne. Er erkennt darin ein in der ersten Menschensünde begründetes Schuldgeschick der zeitlichen Erdenmenschheit; der Erste der Menschen war, ehe er fiel, im Vollbesitz der dem Menschen für sein Erdensein zukommenden Weisheit. Bei der fast ausschliesslichen Betonung des logistisch rationalen Elements der philosophischen Denkthätigkeit darf es denn auch nicht Wunder nehmen, dass das von ihm als besondere Seelenkraft neben ratio oder intellectus und memoria gestellte Ingenium in seinen Angaben über die Elemente und Coeffieienten des menschlichen Denkvermögens keine tiefer gehende Würdigung erfährt. Indem er dieses Ingenium als 1 F.r citirt in dieser Hinsicht Weish. 0, 15, und führt wiederholt mit sicht- lieber Vorliebe den Vers Virgils Aen. VI, 730 an: — — — Quantum non noxia corpora tardant.