Roesler. Die Aralseefrage. 173 Die Aralseefrage. Noch einmal geprüft von Robert Roesler, corr. Mitglied der k. Akademie der Wissenschaften. Der Aralsee ist in neuester Zeit wiederholt Gegenstand wissenschaftlicher Besprechungen gewesen. Es geschah anfangs nur zu eigener Belehrung, dass ich das quellemnässige Studium der sich an diesen See knüpfenden Fragen unternahm, überzeugt wie ich war, es sei alles bereits so durchgearbeitet, dass es nicht allzu langer Bemühung bedürfen würde, um völlig orientirt zu sein. Im Verlaufe des Studiums stellte es sich aber für mich heraus, dass weder alle Momente mit der nöthigen wissenschaft lichen Schärfe hervorgehoben worden sind — und dies gilt insbesondere für die aus den griechischen und römischen Schrift stellern fliessenden Nachrichten — noch dass wir über Haupt punkte jemals auf einem anderen Wege als auf dem der ge nauesten Untersuchung der ganzen aralischen Landschaft zu sicherer Entscheidung gelangen können. In manchen Punkten weist daher auch vorliegende Studie auf folgende, jetzt mehr als je sehr bald zu erwartende Untersuchungen hin. Der sicherste Theil der Ergebnisse besteht in dem was man verneinen darf, m der Beseitigung vieler Behauptungen, die von geistreichen aber schnellen Urtheilcrn in Umlauf gesetzt, das Gewicht von feststehenden Thatsachen zu erlangen drohen. Von meinen Vorgängern in der Untersuchung haben A. v. Humboldt und R. Lenz 1 die Fragen, welche das Interesse 1 Centralasien. Berlin, 1844, 1,432—632. 2, 307 ff. 351—380 (Bemerkungen über das aralo-caspische Becken von Wilhelm Mahlmann). R. Lenz, Unsere Kenntnisse über den früheren Lauf des Anm-Daria. Mem. de l’Acad. des Sciences de St. Pdtersb. XVI, 3. 1870.