Zur Geschichte der Au fange griechischer Kunst. 235 wurde, mochte ihn nun der Britte auf seinen nackten Leib tättowiren, 1 mochte man ihn ein wehen oder flechten, mochte man ihn überall, und das geschah im Norden nachweislich so gut wie in Griechenland, auf Thongefässen, wenn auch hier durch Einritzen, da durch Aufmalen anbringen, mochte man ihn in Holz schnitzen oder ihn in Bronze oder andern Metallen darstellen. Es ist nur Zufall, dass wir dergleichen Metall arbeiten aus Griechenland bis jetzt nicht kannten; ein Gold streifen mit der Ornamentik der Vasen ist jetzt bereits unter dem gleich zu besprechenden Hirschfeld’sclien Funde (Aunali dell’ inst. 1872, S. 155, n. 3). Ob aber wirklich das Material zur Bronzearbeit, ob Kupfer und Zinn, im Norden gar nicht oder nur unerreichbar vorkam, darf man doch wohl nur einfach als Frage hinstellen; war doch vielmehr umgekehrt theilweise hierfür der Süden auf den Norden angewiesen. Freilich, das weiss ich, ist viel über diesen Punkt für und wider verhandelt. 2 Auf die längere Expectoration Lindenschmits (auf S. 38) über das ihn Befremdende in der Annahme einer von etrus kischer Importation unabhängigen, grossen Geschicklichkeit der nordeuropäischen Völker in der Metallarbeit in den Zeiten vor ihrer Romanisirung und Ghristianisirung, kann ich nur so weit eingehen, als ich sehr wohl zu sehen bekenne, dass wer ein mal das eine oben Genannte annimmt, allerdings auch bei aller Beschränktheit des Zierformensystems sogar hohe Meisterschaft in Herstellung getriebener Bronzearbeit denselben Völkern zu erkennen und von der vollendeten Technik vieler Stücke einen Rückschritt in der Zeit der Romanisirung und Christianisirung zugeben muss. Eine Culturform wurde durch die andere, zwar höhere, abgelöst; dabei ist irgendwo häufig ein Verlust, nur im Ganzen nicht. Das Morlakenweib wird gewiss nicht mehr so bewundernswürdige Webereien liefern, wie heutzutage, wenn cs einmal gelingt, den letzten Bergwinkel Dalmatiens zu civili- siren. Solche durch die Civilisation verloren gehende Vorzüge 1 Herodian III, 14, 7. 2 Entscheidende Gründe gegen die Möglichkeit der Verarbeitung von Bronze im Norden Europas haben sich nicht ergeben. S. Cohausen im Archiv für Anthropologie I, S. 321 ff., der, wie wiederholt schon Andere, es betont, dass bei der Untersuchung nicht das Material, sondern die ,Form und die im Ornament potenzirte Form* uns leiten müsse.