Wahl und Thronbesteigung Adrian’s YT. 195 in Utrecht, Gott dienen; aber dem Rufe Gottes wage ich nicht Widerstand zu leisten und hoffe, dass er ergänzen werde, was mir fehlt und hinlänglich starke Kräfte gewähren wird, die Last zu tragen. Ich bitte Euch, betet für mich und erwirkt mir durch Eure frommen Gebete, dass er mich seine Gebote auszuführen wohl unterrichte und mich würdig mache, dass ich dem Wohle seiner Kirche zu dienen vermag'. 1 Man hat eine Aeusserung Adrians aufgezeichnet, die er dem Ritter Salomon gegenüber gethan, welcher ihn auf der Reise nach Rom bewirthet: ,der Fürst, welcher über den fürst lichen Ruhm und das Heil der Unterthanen noch Anderes setze, sei kein Fürst, sondern ein Tyrann. Er selbst habe gelernt, mit geringer Speise und wenig Trank sich zu sättigen, den Körper mit wohlfeilem Gewände zu bedecken, alles Andere, wie viel cs auch sei, müsse für die gesammte christliche Heerde verwendet werden'. 2 Konnte die Zeit, die aus den Fugen gegangen war, durch den reinsten Willen eines Einzigen, durch persönliche Auf opferung und ein am erhabensten Orte leuchtendes Beispiel, durch Mittel, wie sie die frühere Zeit und ihre Rechtsan schauungen an die Hand gaben, aufgerichtet werden; war sie noch den Mahnungen des Pflichtgefühles zugänglich, so konnte keine bessere Wahl getroffen werden, als die Adrians. Der Reichthum und der Uebeiunuth der Cardinäle, der Fürsten und Päpste hatte sie so tief sinken gemacht; jetzt musste jeden falls die Probe bestanden werden, ob' Armuth, Rechtlichkeit und Unsträflichkeit wieder einzurichten vermöchten, was Ueber- muth und Frevel ausgerenkt hatten. Der Zeit durfte auch dieses Gericht nicht erlassen werden. Wenn irgend ein äusserer Umstand Adrian ermuthigen musste, die Wahl anzunehmen, war es die Sendung Don Lopez Mendoza’s. Am 12. Februar war Mendoza in Vitoria ange kommen. 3 Er berichtete von den Festlichkeiten, die in Bel- 1 Vitoria 15. Febr. 1522. Burm. p. 398. 2 Burmann p. 409. 3 Gacliard n. X. Adrian sagt in einem späteren Briefe (vom 5. Mai), er habe sich in Vitoria aufgehalten, weil er Herrn la Chaux (Mosur de Laxao) erwartete, welcher aber erst in Saragossa ihn traf. 13*