Müller. Zeudstudien. III. 69 Z e n d s t u d i e n. m. Von Dr. Friedrich Müller, Professor an der Wiener Universität. I. Ueber das Zeichen V Der in dem Zeichen ^ steckende altbaktrische Laut wird allgemein (unter andern von Lepsius, Justi, Haug) als ein seiner Natur, nach langer aufgefasst. Nach meiner Ansicht, die ich im Nachfolgenden kurz darlegen will, ist jedoch diese Auffassung eine irrige, da sie mit der Verwendung dieses Lautes und den Lautgesetzen der eränischen Sprachen sich nicht in Uebereinstimmung befindet. Dass man \ als Länge auffasste, dies hat nach meiner Ueberzeugung darin seinen Grund, dass man es in den meisten der Fälle, wo es dem altindischen aus as entstandenen 6 gegenüber steht, mit diesem für identisch erklärte. In der That hat aber das altbaktrische \ mit dem altindischen o gar nichts zu schaffen. Dass \ wirklich nicht ein langer, sondern durchgehends ein kurzer Vocal ist, 1 dies geht aus zwei Fällen hervor, nämlich erstens aus jenem Falle, wo es indogermanischem a gegenübersteht, zweitens aus dem Fälle, wo es als erstes Ele ment der Steigerung von i, nämlich 4, parallel mit kj“ auftritt. 1 Spiegel (Altbaktrische Grammatik, 22) ist geneigt, ? für kurz zu halten, glaubt aber, dass es auch gelegentlich lang sein könne. Sonderbar muss man es linden, dass der betreffende Gelehrte a. a. O. 55 zwar ^ zu den Ancipites rechnet, es aber consequent durch 6 umschreibt.