218 Haupt. Bruder Philipps Marienlehen. Eben so hat die Recension, die mit dem Evangelio Nicodemi combiniert ist, in der Wiener Hs. Suppl. 2560 das ursprüngliche Format eingehalten. Von der Admont-Bamberger Recension bleibt das pergamentene Bamberger Blatt bei der alten Form, die Ad ln onter Hs. ist in 8° abgewichen. Wenn nun die Ergebnisse der Untersuchung zusammen gefasst werden sollen, so lauten sie: 1. Die sogenannte mitteldeutsche Recension gewährt nur den ältesten hochdeutschen Text. Der niederrheinische und vielleicht weiterhin der mnl. ist bis jetzt verloren. 2. Aus der mitteldeutschen Recension hat sich entwickelt eine gemein mhd., die weder neue Stücke einschiebt noch be deutende auslässt, sondern blos Vers und Reim nach höfischer Weise zu regeln sucht. 3. Weiter giengen die beiden andern Recensionen, von denen die eine das Werk Philipps durch das Evangelium Nicodemi umgestaltet, die andere durch die eingefügte Ueber- setzung der E v a n g e 1 i e n eb enso Philipps Werk als Marien leben zerstört. Beide Umwandlungen waren bereits um die Mitte des XIV. Jahrhunderts vollendete Thatsachen. Auch diesen liegt die mitteldeutsche Recension zu Grunde und die Einschübe rühren von mitteldeutschen Dichtern her. 4. Durch Kürzungen das Werk Philipps lesbarer zu machen, sucht die ebenfalls auf die mitteldeutsche Recension zurückführende der Gothaer und Wiener Hs. 2736. Bei dieser Sachlage treten die beiden niederdeutschen Hss. (die Helmstädt-Wolfenbiittler und die Kiuderlingische) als wichtiger hervor, denn man bisher geglaubt hat. (Oesterley Niederdeutsche Dichtung im Mittelalter, Dresden 1871, S. 11, 12.) Hier in Wien lässt sich aus dem wenigen gedruckten Bruchstücken dieser Recension nicht untersuchen, ob dieselbe aus der sogenannten mitteldeutschen oder niederrheinischen geflossen oder die Mutter der übrigen ist. Ich hoffe, dass sich bald Jemand finden wird, der sich die Mühe nicht reuen lässt, einen gründ lichen Nachweis für die eine oder die andere Quelle zu liefern.