BH Ueber Kant’s mathematisches Vornrtheil und dessen Folgen. ,comparativen‘ Allgemeinheit zuzulassen, welche allen aus cler Erfahrung geschöpften Urtheilen innewohnt; aber er hat von derselben keinen Gebrauch gemacht. Erst als Hume zur Ein sicht kam, dass die naive Zuversicht in die reale Geltung aus der Erfahrung geschöpfter Urtheile dem Zweifel blossliege und gerade das, wodurch Erfahrung allein zu Stande kommt, das Verhältniss von Ursache und Wirkung, selbst nicht erfahren sei, schien es ihm Zeit, die mathematischen Urtheile vor der verheerenden Flnth des Skepticismus zu bewahren, welche so fort über die gesammte Erfahrungserkenntniss hereinbrach. Er that es, indem er alle mathematischen Urtheile für analytisch, eigentlich identisch erklärte und daraus ihre nothwendige und allgemeine Evidenz nachwies. Alle nichtidentischen Urtheile blieben der Skepsis preisgegeben. Es ist bekannt, dass Kant selbst (Proleg. III. S. 170) Hume als denjenigen bezeichnet hat, der ihn aus dem dogmatischen Schlummer geweckt habe. Es ist aber, meines Wissens wenig stens, noch nicht hervorgehoben worden, dass er sich aus dem selben durch ihn nur in Betreff eines einzigen Punktes hat wecken lassen, während er in Betreff eines andern, der für sein kritisches Unternehmen verhängnissvoll ward, bei seiner längst vorher gefassten Meinung geblieben ist. Ersterer betraf die metaphysischen, letzterer die mathematischen Erkenntnisse. Hinsichtlich der ersteren legt Kant sein Yerhältniss zu Hume in den Prolegomenen (III. 167) selbst dar. Hume ging von einem einzigen, aber wichtigen Begriffe der Metaphysik, dem der Verknüpfung der Ursache und Wirkung aus, und forderte die Vernunft, die da vorgibt, ihn in ihrem Schoosse erzeugt zu haben, auf, ihm Rede und Antwort zu geben, mit welchem Rechte sie sich denkt: dass etwas so beschaffen sein könne, dass, wenn es gesetzt ist, dadurch auch etwas Anderes nothwendig gesetzt werden müsse. Dass es der Vernunft gänz lich unmöglich sei, a pi’iori und aus Begriffen eine solche Ver bindung zu denken, habe Hume unwidersprechlich bewiesen; denn eine solche enthalte Nothwendigkeit; es sei aber gar nicht abzusehen, wie darum, weil Etwas ist, etwas Anderes nothwendiger Weise auch sein müsse. Hume nun habe daraus geschlossen, dass die Vernunft sich mit diesem Begriffe ganz.