8 Zimmormann. Aesthetik, vielmehr auf einem anderen, dem eigentlichen Vor- urtheile Kant’s, dass nämlich alle mathematischen Urtheile synthetischer Natur seien. Denn nur unter dieser Voraus setzung, durch welche sich Kant von seinen Vorgängern, ins besondere von Hume, aber auch von den analytischen Mathe matikern entschieden trennt, müssen die Vorstellungen von Raum und Zeit, wie die Kritik behauptet, allerdings reine An schauungen sein und ist die folgenschwere Existenz apriorischer Formen im Erkenntnissvermögen durch ihre eigene erwiesen. Dass diese Ansicht Kant’s aber, so weit sie die mathematischen Urtheile betrifft, ein Vorurtheil sei, geht aus der kritischen Beleuchtung seiner für die synthetische Natur derselben ge führten Beweise hervor. Dieses mathematische Vorurtheil Kant’s und dessen Folgen bilden den Gegenstand der nach stehenden Betrachtung. Kant beginnt sein Hauptwerk mit der Bemerkung, dass alle unsere Erkenntniss zwar mit der Erfahrung anhebe, aber darum doch nicht eben alle aus der Erfahrung entspringe. Denn der Zeit nach gehe keine Erkenntniss in uns vor der Erfahrung vorher; es könne aber wol sein, dass selbst unsere Erfahrungserkenntniss ein Zusammengesetztes aus dem sei, was wir durch Eindrücke empfangen, und dem, was unser eigenes Erkenntnisvermögen aus sich selbst hergibt, welchen Zu satz wir von jenem Grundstoffe nicht eher unter scheiden, als bis lange Uebung uns darauf aufmerk sam und zur Absonderung desselben geschickt ge macht hat. In den am Schluss hervorgehobenen Worten ist ein Problem enthalten, das, so unscheinbar die Stelle sich ausnimmt, die Lebensfrage des Kant’schen Unternehmens berührt, unter seinen Nachfolgern tiefgehende Spaltung und r'