Die Vocalsteigerung der indogermanischen Sprachen. 219 gesteigert erscheinen, erledigt. Wir müssen jedoch wegen einzelner etwas fraglicher Punkte, welche sich an ihn knüpfen, auf denselben näher eingehen. Da dem altind. -nau im Altbaktrischen auch -nu und im Griechi schen regelmässig -vü gegenübersteht, so könnte man in -nau, wo es vorkommt, die Steigerung für eine Stellvertretern! der Länge halten. Damit stünden aber einerseits diese Formen ganz isolirt da, andererseits macht der innige Zusammenhang, welcher zwischen Nominal- und Verbalthemen stattfindet, eine solche Annahme unzu lässig. Nachdem wir beim Nomen -i und -u aus ursprünglichen -aya, -ava hervorgehend gefunden haben, müssen wir auch folge richtig -nu, -u aus älteren -nava, -ava entstanden annehmen. Bei dieser Annahme stehen dann auch die Präsensthemen in -u picht so vereinzelt da, sondern sie finden in lautlicher Beziehung in den slavischen Themen in -ova ihre nächsten Anverwandten. Es ver hält sich -nava zu -ava (ind. V. CI. zu VIII. CI.) wie griech. -vavo- (vgl. Xapißävw = Aaj3-vävoj) und altslavisch -nun- (dvig-na-ti — dviy-nan-ti) zu -avo-, -vo- wie -manu zu -Ana u. s. w. i). Eine Einwendung gegen diese Erklärung könnte daraus her genommen werden, dass, gleichwie von Avis im Singular die Formen dves-mi (dvaismij, dvek-si (dvaiksi), dves-ti (dvaistij gebildet werden, deren Stamm doch gegenüber den Pluralformen dvis-mas, dvis-tha, dvis-anti als gesteigert angesehen wird, man auch gak- nö-mi, gak-no-si, gak-nö-ti als gesteigerte Formen des Themas gak-nu annehmen müsse. Diese Einwendung ist aber unbegründet, da einerseits in der Formbildung nicht nur die Verstärkung, son dern auch die Schwächung eine grosse Bolle spielt, andererseits die beiden Fälle, da in dem einen Steigerung innerhalb der Wurzel, in dem anderen dagegen Steigerung innerhalb eines Suffixes ange- *) Der Einwand, dass altind. -u und slavisch -ova mit einander nichts zu schallen haben, da ersteres primär, letzteres secundär ist, wäre ein ganz nichtiger. Auch -nu ist im Altindischen primär (V. CI.), im Griechischen dagegen in Formen wie oropsyvjp.t (= oropsff-vvpu), xopsvvupu (= xooeo'-vjp.i) secundär. Ebenso ist -ya in nap-ya, hrs-ya, in xetpto = xsptou, rstvw = revtoj primär, in ndpa-ya, harsa-ya, in rcp.aw, , sX(= sXTTi^-jw), xop'J <7<7co (= xopv5-jco) secundär. Überhaupt existirt vom lautlichen Standpunkte ein Unterschied zwischen primären und secundären Suffixen nicht, beide werden es erst durch ihre jeweilige Verwendung. t