Zur Kritik und Erklärung- von L. Apuleius etc. 161 sed nocere longe peius esse bestätigt wird, diese leichte Änderung „propter dictionis frequentiam; forsitan 'pravius’, cuius comparativi forma est rarissima, legendum est“. Ebenso lässt er an derselben Stelle cum nocere alteri malorum omnium noxium (wofür wohl mit einem Cod. maximum zu schreiben ist) sit das noxium stehen „quamquam singu- laris est haec dictio“. c. 21, p. 250 wo es in den besseren Hand schriften heisst: egestatem namque non abstinentia pecuniae sed prae- sentia immoderatarum cupidinum gignit nimmt Hildebrand wirklich an, Apuleius habe auch abstinentia für absentia gebraucht, weil der selbe Fehler durch dasselbe Versehen auch Metam. 1. X. c. 23 p.722 sich findet, und bedauert sogar, dass er dort abstinentia in dieser Bedeutung verworfen habe. Doch genug davon ; in der Folge werden wir dergleichen noch mehr finden. Diese den Abschreibern überall zugemuthete Absichtlichkeit ist einer der Hauptschäden der Hilde- brand’schen Ausgabe. Denn die Fehler in den älteren und besseren Handschriften beruhen gewöhnlich nur auf Versehen; absichtliche Änderungen sind verhältnissmässig selten und traten meist erst dann ein, wenn der grammatische Zusammenhang eines Satzes schon früher irgendwie zerrüttet war. Wie es unter solchen Verhältnissen mit dem Texte der Bücher de dogm. PI. stehen mag, lässt sich leicht denken. Hildebrand selbst hat sich damit weniger Mühe gegeben, wie er in seiner kritischen Anmerkung zu liquido arbitratur 1. II. c. 17 p. 244 offen gesteht, und wir ihm ohne Bedenken bestätigen können. Man darf sich daher nicht wundern, wenn man so oft auf Stellen stösst, die theils dem Gedankengange geradezu widersprechen, theils aller Anstrengung, ihnen in der vorliegenden, von den Kritikern nicht selten unbeanstiin- deten Gestalt einen gesunden Sinn oder auch nur grammatischen Zusammenhang zu entlocken, trotzen. Victor Betolaud, der neueste Übersetzer der Werke des Apuleius (Oeuvres completes d’Apulee traduites en francais. Paris, Garnier Freres 1862), hätte also kein kleines Stück Arbeit vor sich gehabt, wenn er sich nicht nach Fran zosen Art über die Schwierigkeiten hinausgesetzt und ziemlich unbe kümmert um den unter der Übersetzung stehenden Bosscha’schen Text seiner Phantasie freies Spiel gelassen hätte. Was nun die Handschriften der Bücher de dogmate Platonis betrifft, so kann ich nur dasselbe wiederholen, was ich in meiner Abhandlung über de deo Socratis (Österr. Gymn. Zeitschrift 1868 Sitzl). d. phil.-hist. CI. LXVI. Bd. I. Hft. 11