160 Goldbacher Überzeugung meist zu schwach, um in der Constituirung des Textes einen sicheren Haltpunkt zu bilden. Wurde also schon dadurch viel fach die richtige Leseart verdrängt, so schadete unserem Autor un gleich mehr ein anderer Umstand. Dass Apuleius manches veraltete Wort und manche seltene Wendung hervorgezogen, dass die Kühn heit der Diction ihn nicht selten bis zur Verschrobenheit verleitet, dass er selbst sich manche Neuerung in Fügung und Wortbildung erlaubt habe, können wir so wenig leugnen, als wir andererseits ge stehen müssen, dass eben dies die Kritik des Apuleius in eine ganz falsche Richtung gebracht habe. So klagt schon Hildebrand in der Vorrede seiner Ausgabe: Denique Beroaldus a perversitate quadam non über fuit, quam omuesfere Apulei interpretes occupasse cogno- scitur, quaeque accuratius hic eo explicanda erit, quod inde perspici licet, qua ratione scriptoris toties tractati libri hodieque tarn mutilati et depravati sint. est enim ista tamquam prurigo, qua ohsoleta quaeque et pervetusta Apuleio vindicata sunt, quaeque in nullo praeter eum, quantum video, scriptore tarn magna ac tarn pestifera unquam fuit, quamvis Beroaldus certis vinculis adstringi se passus sit, quae tarnen secure eius imitatores rumpere soliti sunt, ut ad eam progressi sint iudicii ac mentis perversitatem, quam non doctrinae affectationem sed insaniam rectius nominaveris, a Wowerio denique et Brantio ad summum fastigium evectam est autem abominanda rudis illa et incondita doctrina, quae omnium longe est facillima, quum sit nihil tarn cassum, nihil tarn obsoletum, nihil tarn absurdum, quod tali scriptori qualis Apuleius est, intrudere illi non conentur: si latina non sufficiunt, graeca petunt, si Plautus effugit, Nacvium sectantur. Und derselbe Hildebrand, was traut er nicht selbst alles dem Apuleius zu! Wie oft gefällt ihm nicht eine Überlieferung gerade deshalb, weil der Ausdruck selten und sonderbar ist, wie oft findet er nicht selbst Un erhörtes bei Apuleius für möglich! Zu dem kommt bei ihm noch ein ganz verkehrter Grundsatz in der Verwerthung des kritischen Mate riales. Man braucht nämlich nicht viele Blätter seiner Ausgabe zu lesen um einige Male zu hören, diese oder jene Schreibweise sei die richtige, weil sie schwieriger, seltsamer, ungewöhnlicher sei als eine andere, und die Abschreiber gewiss nicht diese in jene verändert haben würden. So verschmäht er z. B. de dogm. PI. II. c. 17, p. 244 iccircoque (nocere) prius est quam noeeri, wo prius gewiss nur ein Versehen für peius ist, was noch überdies zwei Zeilen unterhalb: