Samuel Clarke’s Leben und Lehre. 359 Gründer der Londoner Gesellschaft der Wissenschaften testamen tarisch zur Unterstützung der natürlichen Religion und Moral gestif teten Kanzel vertheidigt er das Dasein Gottes, die Unsterblichkeit der Seele und die Freiheit des Willens mit Vernunftgründen gegen die Anhänger des Spinoza und Hobbes, gegen Materialisten und Atheisten. Die Folge ist, dass er einerseits von den Kirchlich gesinnten als heterodox verschrieen, vor der bischöflichen Versamm lung der englischen Hochkirche des Arianismus angeklagt und, obgleich vergebens, zum Widerufe gedrängt, andererseits von den Anhängern einer mechanischen Weltauffassung des Widerspruchs mit sich selbst, mit der Erfahrung und Vernunft geziehen, des Supra naturalismus und der Wundersucht beschuldigt wird. In welchem Ansehen er trotzdem bei beiden Parteien, bei den Strenggläubigen als einer der eifrigsten, bei den Ungläubigen als einer der scharfsinnigsten Vertheidiger der wichtigsten Lehrsätze über Gott und die Seele stand, geht aus dem Umstande hervor, dass er, obgleich der Ketzerei verdächtig, doch im Besitz seiner kirch lichen Functionen als Hofkaplan der Königin Anna belassen, anderer seits, dass seine Beweisführung noch nach mehr als einem halben Jahrhundert von den Angreifern der natürlichen Religion als deren festestes Bollwerk anerkannt wurde. Als der Verfasser der Bibel des modernen Materialismus, des Systeme de la nature, Holbach, seinen Vernichtungsfeldzug gegen die Beweise für die Existenz Gottes begann, suchte er vor Allem Clarke’s Demonstration derselben aus dem Wege zu räumen und widmete ihrer punktweisen Widerlegung iin Einzelnen ein ganzes umfangreiches Capitel seiner Schrift. Der gleichen Anerkennung Clarke’s von Seiten der Gegner begegnen wir bei allen hervorragenden antideistischen Schrift stellern der Zeit z. B. bei Diderot. In seiner Lettre sur les aveugles spricht er ausdrücklich von dem Gott Newton’s, Leibnitzen’s und Clarke’s, so dass er diesen den beiden Andern als vollkommen eben bürtig zur Seite stellt. Dass Newton selbst ihn als solchen behan delte, geht aus der innigen Freundschaft hervor, die ihn bis ans Lebensende mit Clarke verband und aus der Bitte, die er an ihn richtete, seine Physik in die Schule und ins Leben einzuführen, was jenem wirklich gelang. Als aber Leibnitz aus jahrelanger geheimer Gegnerschaft gegen Newton’s Philosophie zum offenen Angriff über ging, und in einem Schreiben an seine und Newton’s Schülerin, die