358 Z i m m e r m a n n rationalistischen Metaphysik des Cartesianismus , Spinozlsmus und Monadologismus auf dem Festland ebenbürtigen Ausdruck aber in Lord Herbert v. Cherbury und Samuel Clarke. Beide theilen mit ihren Zeitgenossen und Landsleuten, den eng lischen Freidenkern aus Locke’s und Toland's Schule die Opposition gegen den kirchlichen Standpunkt der positiven Offenbarung auf theoretischem sowol wie auf praktischem Gebiet, dem sie jedoch nicht wie diese eine von jeder Autorität unabhängige Erkenntniß durch den äussern Sinn, die Erfahrung, sondern vielmehr durch einen innern Sinn, die Vernunft, entgegenstellen. Diese Vernunft, welche sie selbst als einen Wahrheitsinstinkt bezeichnen, bedarf weder einer historischen Überlieferung noch einer empirischen Wahrnehmung, um zur Wahrheit zu gelangen. Letztere besitzt vielmehr für die sich selbst überlassene willen- und interesselose Vernunft eine natürliche Evidenz , vermöge welcher sie wie das mathematische Axiom von jedem, der seiner Vernunft mächtig ist, schlechterdings nicht nicht erkannt werden kann. Im Vertrauen darauf setzt der Rationalismus die Offenbarung durch die Vernunft als natürlich gewisse, jener durch Wunder und Weissagungen als übernatürlich gewisser, aber auch jener durch den äussern Sinn als blos zu wahrscheinlicher Erkenntniss führender entgegen. Sein Bemühen geht dahin, nicht nur wie der Deist, an die Stelle der Offenbarung einen natürlichen Beweis, sondern auch an die Stelle des aposteriorischen Erfahrungs- den aprio rischen Vernunftbeweis zu setzen. Durch jenes tritt er der kirchlichen Orthodoxie, durch dieses dem rein- sensualistischen Empirismus, durch die Behauptung der wesentlichen Übereinstimmung des In halts der natürlichen mit jenem der geolfenharten Religion endlich denLäugnern des religiösen Inhalts selbst, dem Atheismus und Mate rialismus entgegen. Dieser gleichzeitige Kampf des Rationalismus mit den Gegnern der Vernunft und den Vertheidigern der blossen Sinneserkenntniss drückt dem Leben und der Lehre Samuel Clarke’s den Stempel auf. Als Theolog streitet er für die Vernunft gegen die kirchliche Orthodoxie, als Philosoph mittelst der Vernunft gegen die Goltes- und Geistesläugner. Als Anhänger Newton’s nimmt er die Naturwis senschaft gegen den Buchstaben der Schrift in Schutz; als wissen schaftlicher Prediger auf der von dem Physiker Robert Boyle, dem