SITZUNGSBERICHTE
DER KAISERLICHEN
AKADEMIE DEK WISSENSCHAFTEN.
PHILOSOPHISCH ■ HISTORISCHE CLASSE.
ZWEIUNDSECHZIGSTER BAND.
WIEN.
AUS DER K.K. HOF- UND STAATSDRUCKEREI.
IN COMMIS6ION BEI KARL GEROLD’S SOHN, BUCHHÄNDLER DER KAISERLICHEN AKADEMIE
DER WISSENSCHAFTEN.
1869.
SITZUNGSBERICHTE
DEE
PHILOSOPHISCH-HISTOKISCHEN CLASSE
DER KAISERLICHEN
AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN.
ZWEIUNDSECHZIGSTER BAND.
Jahrgang 1869. — Heft I bis IV.
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f/ T) : : > •
aAIS,
WIEN.
AUS DER K. K. HOF- UND STAATSDRUCKEREI.
IN COMMISSION BEI KARL GEROLD’8 SOHN, BUCHHÄNDLER DER KAISERLICHEN AKADEMIE
DER WISSENSCHAFTEN.
1869.
4
INHALT.
Seite
Sitzung vom 14. April 1869 3
Sitzung vom 21. April 1869 4
Sitzung vom 28. April 1869 4
Zingerle, Bericht über die in Tirol im Jahre 1888 angestellten Weis-
thümer-Forschungen 5
^Vfieser, Bericht über die in Vorarlberg angestellten Weistliümer-For-
schungen 29
Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften 41
Sitzung vom 12. Mai 1869 47
■ Miklosioh, Über die Genitivendung go in der pronominalen Declination
der slavlsehen Sprachen 48
i Starki Keltische Forschungen. 1. Keltische Nomen im Verbrüderung»«
buche von St. Peter ln Salzburg. Dritter Thell 88
Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften ......... 85
Sitzung vom 2. Juni 1869 189
Sitzung vom 9. Juni 1869 89
Sitzung vom 16. Juni 1869 90
Sitzung vom 30. Juni 1869 91
Vahleny Laurentii Valiae opuscula tria. III 93
Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften 151
T
-
Seite
Sitzung vom 7. Juli 1869 157
Sitzung vom 14. Juli 1869 157
^JPfizmaier, Die Aufstände Wei-ngao’s und Kung-sün-schö’s 159
Stark, Keltische Forschungen. II. Keltische Personennamen, nachge
wiesen in den Ortshenennungen des Codex traditionum ecclesi®
i Ravennatensis aus dem 7. —10. Jahrhundert. Erster Theil . . 209
— Derselben Abhandlung zweiter Theil 245
Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften 275
*
SITZUNGSBERICHTE
KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN,
PHILOSOPHISCH-HISTORISCHE CLASSE.
■
LXII. BAND. I. HEFT.
JAHRGANG 1869. — APRIL.
l
Coinmissionsbericht.
3
SITZUNG VOM 14. APRIL 1809.
o
Der Secretär legt vor:
1. Eine Note des k. k. Handelsministeriums vom 6. April 1. J.,
wodurch die kais. Akademie davon in Kenntniss gesetzt wird, dass
Se. k. und k. Apost. Majestät mit a. h. Handschreiben vom 29. März
1. J- auch für die bevorstehende diesjährige zweite deutsche Nord
polexpedition einen Beitrag von 1000 fl. in Silber aus Staatsmitteln
a. g. zu bewilligen geruht haben.
2. ein Ansuchen des Comite de patronage et de direction de
la Bibliotheque Municipiale, Scientifique et Litteraire du XVI
arrondissement in Paris um Betheilung mit den Schrillen der
kaiserl. Akademie, namentlich mit den Sitzungsberichten und den
Fontes verum austriacarum ;
3. eine Abhandlung des Herrn Prof. Dr. H. Zeissberg in
Lemberg: „Vincentius Kadtubek, Bischof von Krakau (1208 bis
1218, -f- 1223) und seine Chronik Polens. Zur Literaturgeschichte
des XIII. Jahrhunderts“, mit dem Ansuchen des Verfassers um Auf
nahme in die Schriften der Classe;
4. ein Ansuchen des Herrn Wilhelm Eisenstädter um die
Unterstützung der kais. Akademie zu einer wissenschaftlichen Reise
nach Spanien;
5. eine Abhandlung des Herrn Nicolaus Urban v. Urban
stadt, k. k. Finanz-Bezirkscommissärs in Komotau: „Egerau.
Egerland und Stadt Eger bis zur Verpfändung an die Krone
Böhmens“.
1 *
4
Commissionsbericht.
SITZUNG VOM 21. APRIL 1869.
Der Secretär legt vor:
1. Von dem c. M. Herrn Prof. Dr. Ig. V. Zingerle in Inns
bruck den für die Sitzungsberichte bestimmten Bericht „über die in
Tyroi im Jahre 1868 angestellten Weisthümerforschungen“;
2. von Herrn Franz Wie sei' in Innsbruck den Bericht
„über die im Jahre 1868 in Vorarlberg angestellten Weisthümer
forschungen“ ;
3. von Herrn Dr. Franz Stark in Wien eine Abhandlung:
„Keltische Forschungen. I. Keltische Namen im Verbrügerungshuche
von St. Peter in Salzburg. Dritter Theil“, mit dem Ansuchen des
Verfassers um Aufnahme in die Sitzungsberichte;
4. Von Herrn Archivar Joseph Zahn in Graz: „Codex diplo-
maticus austriaco-frisinrjensis. Sammlung von Urkunden und Ur
baren zur Geschichte der ehemals freisingischen Besitzungen in
Österreich“, mit dem Ansuchen des Verfassers um Aufnahme in die
Fontes rerum austriacarum ;
5. eine für die Denkschriften bestimmte Abhandlung des c. M.
Herrn Prof. Dr. Otto Jahn in Bonn: „Die Entführung der Europa
auf antiken Kunstwerken“.
Das w. AI. Herr Prof. Dr. J. Valilen legt vor von Herrn Prof.
Dr. Aug. Reifferscheid in Breslau eine Abhandlung: „Bibliotheca
patrum latinorum italica. VI. Heft. II. Die rüfnischen Bibliotheken.
Schluss.“
SITZUNG VOM 28. APRIL 1869.
Der Secretär legt vor ein Ansuchen des Herrn Prof. Dr.
S. L. Reinisch um eine Subvention behufs der Herausgabe
seines Werkes: „Die ägyptischen Denkmäler der österreichischen
Monarchie“.
Zingerle. Ber.üb. d.i.Tirol i. J. 1868 angestellten Weisthümer-Forsch. 5
Bericht Ober die in Tirol im Jahre 1868
angestellten Weisthümer-Forsehungen.
Yon Dr. J. V. Zingerle.
Obgleich Referent sich entschlossen hatte, seine Weisthümer-
Forschung im Jahre 1868 auf das Innthal und dessen Nebenthäler
zu beschränken, damit das Material zum ersten Bande der tirol.
Weisthümer baldmöglichst vollständig beigeschafft würde, benützte
er doch zwei Excurse nach Südtirol, um in einigen dortigen Ge
meinden nach derartigen Urkunden sich umzusehen. Im Februar
begab er sich nach Salurn, Curtinig, Curtatsch, Tramin, allein weder
im reichhaltigen Gemeindearchiv von Salurn, noch in den genannten
Dörfern konnte er ein Weisthum auffinden. Die Winzerordnung von
Tramin war ehevor schon verzeichnet, wie auch die Weisthümer
von Kaltem. Ein Ausflug ins Eggenthal, das von einer Hessen-
colonie bewohnt sein soll, um Pfingsten ergab keine Resultate, ge
währte aber die Hoffnung, dass sich hei fleissiger längerer Nach
forschung einschlägige Urkunden vermuthlich finden lassen.
Reichere Ausbeute gewährte das Innthal. Ende Juli begieng
Referent das Stubaithal und einen Theil des Wippthaies. In der
Gemeindelade zu Steinach fand sich: „Stainacher Ordnung actum
den 20. Tag Monaths Junii anno 1688“. Papier, 10 Blätter in Folio.
Im Register der Gemeindelade fanden sich noch verzeichnet: N® 4.
Das Herbsttading von 1693“ und „N® 6 Ehehaftordnung von 1607“;
beide Urkunden waren leider verschwunden.
In der Gemeindelade des Dorfes Schönberg befanden sich
nur neuere Acten.
6
Z i n g e r 1 e
In der Gemeinde Mieders enthielt die Lade:
1. „Der gantzen Nachperschaft Mieders Ehehaftpiechl“ (1673)-
Papier, 10 Blätter in 4«.
2. Dasselbe v. J. 1685. Papier, 28 Blätter in 4°.
3. „Miederer Nachbarschaft Ehehaft und Ordnung“ (18. Jahrh.)
in 4 Exemplaren:
a) Papier, 26 Blätter in 4°.
b) Papier, 22 Blätter in 4°.
cj Papier, 24 Blätter in 4°.
d) Papier, 27 Blätter in 4°.
In Vulpmes enthielt das Archiv kein Weisthum, dagegen
fand Referent in Telfes:
„Ainer ersamben Nachtperschaft Telfes ainsmales selbs auf
gesetzt, hernach aber durch die gnedige Geriehtsherschaft ratificirte
Ehehaft wegen Wunnen und Waidts Gerechtigkait, Vichtrieb und
dergleichen,“ v. J. 1674. Papier, 6 Blätter in Folio.
Im August begab sich Referent ins Unterinnthal, zunächst nach
Kufstein, wo er im Gerichtsarchive „der herrschaft Khuefstain ge-
pot undverpot“ etc. (18. Jahrh.), Papier, 18 Blätter in Grossfolio fand.
Bl. 1\ „Zu wissen sei mäniglich, dasz von alter Herkomen“ etc.
Bl. 3 a . „Ehehaft-täding vermörkt der herrschaft Kuefstain geholt
und verbot, mandata, befelch und policeiordnungen, so iärlichen an
denen gewöhnlichen Ehehaft-Tädigungen auf meiner Schrannen zu
verlesen und zu berueffen seind. Erstens sollen gesummte Gerichts
leut der herrschaft Kuefstein der allain seeligmachenden röm. kath.
Religion beigethan sein“ etc.
Bl. 12\ „Ebbser Schrann“.
„Dise hebt sich laut des am 7. September anno 1555 zu
Passau aufgerichten Gränzvertrag die Marchung in der Aufart zu
Windtshausen“ etc.
Bl. 14. b „Gränitzort in der Kirchpichler Schrannen. 23 nemb-
iclien hebt sich die Marchung in der Elmau gegen dem Kitzpichler
Gericht“ etc.
Bl. 16. a „Zwanzig March in Langkampfer Schrannen und von
gemelten Ihnnstrom hin und schnurgerad hiniber auf den hohen
Wärthstain“ etc.
Bl. 18 a . „Beschlüsslichen gehen die Marchung von bemel-
tem Marchstain des Gugglpergischen Veitzäun auf das Claus- oder
Ber. iib. d. i. Tirol i. J. 1868 angestellten Weisthümer-Forschungen.
7
Marchpächl, zueneclist unterhalb der Clausen und von dannen hin
aus in den Ihnstrom“ etc.
Das Kufsteiner Weisthum ist somit für die ganze Herrschaft
gegeben und umfasst auch die Schrannen von Ebbs, Lang-
kampfen und Kirchpüchl. Im Buche der Herrschaft Khuefstain
vom J. 155o, das sich im hiesigen Statthaltereiarchive befindet, ist
Bl. 53 b —o9 a auch „Mair zu Söll Öffnung“ enthalten „Weiter volgt
zu wiszen, dasz im iahr zweimal, als zu sanct Peter und Pauls, dann
zu sanct Bärtlmes, des heilligen zwelfpoten tag zu Söll vor dem
ordentlichen mayrhof, der undtern wirtsdafern, nach der rnittag-
malzeit eben ain solliche Schrannen, wie zum landteliehafttäding
gemacht und dieselbe auch also (doch ohne die procurator oder
schrannenrödner) mit dem richter, gerichtschreiber, burgermaister,
drei vom rath und 12 gerichtsnachtbarn besötzt inen mayrn ire
recht geöffnet und in allein dise Ordnung gehalten wierdt. Das fürs
erste der gerichtsambtmann undterm mitl der mittagmalzeit über die
laben ab 2 mall berueffen muesz mit sollichen Worten: „Der herr
stat- und landtrichter last der mayr Öffnung berueffen, als zum
ersten, dann zum andern mall“ etc.
Wie in der Herrschaft Kufstein scheint auch in den andern
Theilen des untersten Innthales die Gewohnheit gewesen zu sein,
dass nicht jede Gemeinde, sondern dass nur grössere Bezirke ein
Weisthum besessen haben. Nur auf diese Weise lässt sich erklären,
dass die Resultate trotz alles angewandten Fleisses den Referenten
beinahe entmuthigten. Oder sollte in diesem Landestheile aller Vor
rath älterer Statuten gedankenlos verschleudert worden sein? —
Wir möchten dies Verfahren den aufgeweckten Unterinntbalern
doch nicht zumuthen. Referent begab sich zunächst nach Ebbs,
Niederndorf und Erl, wo seine Forschungen erfolglos blieben.
In Niederndorf erhielt er vom Arzte Dr. Lorenz, der sich für
„Alterthümer“ interessirt und viel Lehrreiches über Land und Leute
mitzutheilen weiss, die freilich nicht tröstliche Nachricht, dass der
selbe die Dorfrechte von Ebbs, Erl und Küssen in Pergament
handschriften besessen, allein vor einigen Jahren nach München
verkauft habe. In Walchsee fand Referent „Einer ersamen nach-
perschaft zu Walchsee torfend und veldordnungsbrief 1677“. Per
gament, drei Blätter in Grossfolio. Im Eingänge wird sich auf eine
Dorfordnung v. 159ö berufen, die jedoch nicht aufgefunden werden
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Z i n g e r 1 e
konnte. In der Gemeindetruhe des Weilers Durch holzen fand sich
eine „Feldordnung der Nachbarschaft zu Durchholzen y. J. 1545.“
Die Abschrift ist jedoch 1683 gefertigt und besteht aus 4 Pergament
blättern in Folio. Herr Lehrer Josef Sieberer verdiente durch
seine freundliche Unterstützung warmen Dank. Die Nachforschungen
in Schwend, Küssen, Erpfendorf, Kirchdorf 1 ), Wai
dring, Pillersee ergaben nur negative Resultate. Das Weis
thum von Pillersee (Pergament, 11 Blätter in klein 4») fand
Referent glücklicher Weise bei Herrn Leopold Ettel, Kaufmann
in Innsbruck. Auch in St. Johann enthielt das Archiv kein Weis
thum. In Going fand sich nur ein „Dorfgemeindebüchl, aus dem
alten abgeschrieben und bestättigt 1859“, Papier, 17 Blätter in 8»,
das jedoch ohne jede Bedeutung ist. In Elmau wurde Referenten
mitgetheilt, dass dort früher eine „gute Ordnung“ aufgeschrieben
gewesen sei, „der Brief sei aber verschwunden“ — und wirklich
glückte es nicht, denselben wieder aufzufinden. Ebenso blieben die
Forschungen in Reut, Jochberg und Aurach erfolglos.
Reichere Ausbeute gewährte das Stadtarchiv von Kitzbii-
hel. Zuerst muss hier erwähnt werden das „Stadtbuch“. Papier,
156 Blätter in Folio.
BI. l. a „Hernach volgt das register über das statpuech. Erstlich
wie man das recht behalten soll. 1. das kain richter zu kainer klag
kain noten sol“ etc. Auf derselben Seite liest man: „Wir Ludwig
von gottes gnaden etc. erst articl, wie man das recht behalten sol,
davon gepieten wir unsern liulden zu Baiern liberal“ etc. Wir haben
hier somit eine Reeension von Kaiser Ludwigs oherbaierisehen Land
rechten vor uns.
Bl. 85. b „Kain gast sol gewaut versneiden. Es sol khain gast
gewant versneiden leinen noch wollens dann vier stund in dem iar
des nächsten erichtags vor den vier markten gen Mitter sei. Wer
das uberfert, der geit dem richter ain halb U und den bürgern
als vill.“
Bl. 90“—97“. „1503 Nota vermerkcht die Ordnung des fur-
kaul't, weinschenkher, peckhen, fleischhacker, mulner und ander
der stat notturft hier innen verschriben. beschehen zu Kiczpichl
am montag nach Liechtmessen anno tertio“
*) Eine Öffnung: des Leukenthales enthalten die Mon. boic. II, 514—520.
Bei*, üb. d. i. Tirol i. J. 1868 angestellten Weisthümer-Forschungen.
9
Schluss. Bl. 97“. „Es so! furan niemant kain schwein ungeringelt
halten, des gleichen in kain veld lassen zwischen sand Jörgen und
sand Michels tag“ etc.
Bl. 98 b . „So der richter fragt ainen hurgermaister, was eehafts-
dadings recht sei, volgt antwurt, es sei im 1S11 iar ain urtail durch
die redner ausgangen und in das landtrechtpuech eingeschrihen
worden, der selben beger er hurgermaister zu verlesen. So das be-
schelien ist und er hurgermaister verrer angefragt wirdet, ob ers
also in recht erkenn, so soll er sagen, er erkenns zu recht, wie der
buechstab vermuge und von alter herkhomen sei.“
Bl. 120 a . „Abschrift ainer gar alten pirmentin roll, so bei ge-
mainer stat Kitzpichl ligt. In disem brief seind geschrieben die recht,
die herzog Ludwig der alte und auch der nun herre ist, der stat
Münichen hat gegeben. Das erst ist, das der herzog khainen richter
zu der stat setzen soll, wann nach der burger rath und nach
ir betli.“
Bl. 123 b . „Dise recht seind nach Myniebner recht
geschriben, als si sie haben ie gehabt und auch noch.
Also hatsi herzog Ludwig den Kitz pichle rn gegeben
anno XIIILiiij.“ Das Stadtrecht von München galt somit auch für
Kitzbühel, die alte Pergamentrolle konnte ich jedoch trotz des eif
rigsten Nachsuchens nicht auffinden.
Ein zweites Buch (Papier. 148 Blätter in Folio) enthält: „Der
stat Kutzpühl freibriefs glaubwürdige abschriften“.
Darin begegnet uns Bl. 43“ eine „Wochenmarckhtsordnung“ v. J.
1S41 und BI. 33“ lf. „Landtbriefsabschrift“ von 1536: „WierFerdi
nand von gottes gnaden etc.“ Letzteres interessante Actenstück be
trifft Handel und Märkte, Marktfreiheiten in der Stadt Kitz-
b ü h e 1.
Im Archive des Schlosses Münichau dürften Weisthtimer
früher zu finden gewesen sein, allein der jetzige Besitzer, Fürst
Lamberg, soll das Archiv dieser Burg nach St ei er übertragen
haben. Die Nachforschung im Dorfe Brixe n blieb erfolglos, wie in
W örgl. Letztere Gemeinde besass ein eigenes Weistlnim, das aber
mit anderen Urkunden in Folge eines Brandes zu Grunde gieng.
Wenigstens gelang es Beferenten nicht, dasselbe ungeachet ermüdenden
Hin-und Herlaufens und wiederholter Nachfrage aufzufinden, wie auch
die freundlichen Nachforschungen meines verehrten Collegen Prof.
10
Z i n g- e r 1 e
Dr. T. Wild au er ohne Erfolg blieben. Vom Weisthurne der
Hofmark Lichtenwert und Münster (1518 und 1519), von dem
sich eine Copie im Lichtwerer Schlossarchiv befindet, theilte mir
mein verehrter Collega Prof. Dr. v. Jnama S t e r n e g g eine Abschrift
mit. Dies Weisthum gewinnt dadurch noch an Interesse, da sich
dabei ein Verzeichniss der „Holzmarchen“ v. Jahre 1550 befin
det, das einen erfreulichen Beitrag zu einer Sammlung deutscher
Hofmarkzeichen biethet.
Ein zweiter Ausflug ins Unterinnthal ergab wenn auch nicht
reiche, doch einige Ausbeute. In Baumkirchen fand sich in der
Gemeindelade „Vidimierte Oeffnungsabschrift des Dorfes zu Baum
kirchen der Herrschaft Thaur“, Papier, 10 Blätter in Folio vom
Jahre 1764.
Bl. 2 a . „Vermerkt die Vermeidung und Öffnung des Dorfes Recht
zu Baumkirchen, wie dan das von alter herkommen ist.“
Bl. 10“. „Das vorstehende Abschrift einer anhero gebracht pir-
mentenen Dorfes-Öffnung von Baumkirchen und hievon am 17. 8ber
1547 hiraus erthailt vidimirten Abschrift, warvon zwar die Öffnung
selbst mit einer glaubwürdigen Besiglung nicht versehen, den wört
lichen Inhalt nach gleichstimmig seie, wird hiemit von Amtswegen
bezeuget. Thaur, den 12. April 1764. Michael Piffrader, Gericht
schreiberei Verwalter alda.“
Für das hohe Alter dieser Öffnung zeugt Bl. 8 b der §: „Item
oh man einen schädlichen übelthätigen mann hie im dort' fieng,
das soll man der herrschaft zu wissen thun; kommt dann die
herrschaft und nimt den schädlichen mann an gefänglich, das ist
wohl und gut; kommt aber die herrschaft nit, so soll man die Milser
wissen lassen und die nachbauren von Baumkirchen sollen darnach
den schädlichen mann antworten auf die Stainbrucken und daselben
an der Stainbrucken mit einem seidenen Faden an die Gattersaule
binden; daseihen häng er dan lang oder kurz.“*)
In Fritzens ergab sich keine Ausbeute, dagegen enthielt
die Gemeindelade in Terfens „Der von Terfens Ehehaft und
Öffnung“, Papier, 14 Blätter in Folio. Abschrift aus dem 18. Jahr
hundert.
Vgl. Grimm, Rechtsalterthiimer 182.
Bei*, iib. d. i. Tirol i. J. 1868 angestellten Weisthümer-Forscliung-en.
11
BI. 1“. „Vermerkt der von Terf'ens Öffnung, Ehaften und alt
Herkomen gemainigkliehen der Nachtperschaft in Oblei daselbs, so
man iärlichen zu ainem ieden neuen Eehafttäding vermelden tuet,
damit sich meniglicb von schaden wisse zu verhüeten.“
Bl. 14 b „Es soll auch iemandts auf dem Pluembbesuecb, wo
es das vich geniessen und erlangen mag, nit meen bei finf pfundt
perner.“
Ist die Aufzeichnung auch jung, so deutet schon -§. 2 auf
hohes Alter dieses Weisthumes: „Im Ilerhst-eehafttaiding, oh ain
richter hat ain ainaugkhs Ros, ain ainaugkhen Knecht und ain ain-
augken Hund, so ist man ihme das (die gewöhnliche Gebühr) zwei
mal schuldig“ 1 ).
In Jenbach fanden sich nur Wahlordnungen v. d. J. 1706
u. 1733 vor. In Mariastein und Alp ach ergab sich keine Aus
beute. Die Nachforschung in Wildschönau wurde unterlassen, da
Herr Rupert Stumf, nun Vicar in Waidring, der mehrere Jahre
in Wildschönau als Seelsorger gewirkt, versicherte, er habe alle
Urkunden, die sich in diesem Thale befinden, in Händen gehabt und
benützt, aber nie ein Weistlium gefunden. Ein Gang dorthin sei dess-
lialh unnütze Mühe. Uehrigens gehen die Monumenta boica 2, 164—
166 eine Öffnung von Wildschönau.
Ein sehr günstiges Resultat hot das Archiv der ITofmarke
Stumm im Zillerthale. Das dort befindliche Saalhuch v. J. 1563
enthält Bl. 54“—60“ „Die Öffnung in der Hofmarch zu Stumb“, die
Grimm in den deutschen Weisthümern 3,726—729 bereits ver
öffentlicht hat.
Bl. 17“—26“ enthält das Saalhuch „Die Öffnung, die da ge
schieht ze Stumb zwier im iar zu ehaft von dem Gericht ze Raten
berg“, welche in den mon. hoic. 2, 430 — 35 u. Grimms Weis
thümern 3, 729—-731 schon veröffentlicht ist. Das Saalbuch bietet
aber öfters die richtigen Lesearten und dient namentlich zur Besse
rung der in Grimms Ausgabe oft irrigen Eigennamen. Meines Wis
sens unbekannt ist aber das „Instrumentum institucionis in Stum
Valliszilleris“. Pergament, 1 Blatt in Grossfolio vom J. 1476. Eine
Abschrift davon befindet sich auch im „Libell der Hofmarch Stumm“
Bl. 24—30. —
Vgl. Grimm, Rechtsalterthümer 26b. 267.
12
Z i n e e r 1 e
Anfang:
„In dem namen des lierren amen und nach des selben geburde
tausend vierhundert und in dem sechsundsibezigisten iare, in der
neunten kaiserlichen zall, indicion in Iatein genant, des fünfund-
zwainzigisten tage des monats Novembris umb nonzeit oder dabei,
babstei des allerheiligisten in got Täters und herrn herrn Sixten,
durch Gottes fürsechung des vierden, seines sechsten iares, vor der
gemain und lindern stubn in dem liofe des vesten Lambrecht Prannt-
steter zu Stum und an dem stiftrechten daselbs, in meins offen notari
und hie unden geschritten gezeugen gegenburtigkait, persöndlicb er-
schinen der erwirdig in got herrn und vater lierr Johanns, brobst
und erzbriester des wirdigen gotshaus zu Kiemsee an stat sein und
des gotshaus, als den hindersassen und urbarleuten der hofmarch
ze Stumm in sein gewondliche stift und stiftrecht durch den ambtman
geboten, gekommen und erschinen sind, und durch den benanten
Lamprecht Pranntsteter, des vorgenanten wirdigen vater nud propstes
zu Kiembsee anwald, mit gewaltigem stab daselbs ze stiften nnd das
stiftrecht besas, mit lauter heller und vernemlicher stimme allen und
iedlichem in besunderheit, so an der stift und stiftrechten sassen,
auf iraid umb die hernach geschriben frag und artickel zusprach und
durch sie auch ieden in sunderhait auf ir aid vervolgt und zu recht
gesprochen, wie hernach geschriben und vervolget ist.“
Ende:
„Und ich Georg Swemer, briester Salzburger histung, aus
siiligm kaiserlichm gewalt offner notari, wann ich sollier ohgemelter
frag durch den benanten anwalt des oftgemelten wirdigen vater
brobst Johannsen, auch darauf der hindersassen und uachtpauren zu
Stumm, ir und ir iedlichs volg, erkantnüss und urtail und aller und
iedlicher obgeschribner saclie selbs gegenhurtig gewesen bin, mit-
sambt den vorgenanten zeugen gesehen und gehört habe, darum!)
hab ich das offen instrument mit meiner aigen handt treulich ge-
schriben, gemacht, undergeschriben, und in disen offenlichen und
glaublichen form bracht habe, auch mit meinen gewondlichen namen
und zaiehen vermerkt in glaubnüss und warhait aller und ieder ob
geschribner Sache, darzu gebeten, ernant und ervordert.“
Dies Instrument ist um so werthvoller, da darin der ganze Vor
gang des Taidings mit allen herkömmlichen Rechtsgebräuchen be
schrieben ist. Dem jetzigen Besitzer, Karl Freiherr von Für-
Ber. üb. d. i. Tirol i. J. 1868 angestellten Weisthümer-Forschungen.
13
stenwärther sei hier der öffentliche Dank für die freundliche Güte
ausgesprochen, mit der Hochderselbe alle Urkunden zur Abschrift
mittbeilte.
Viel erfreulichere Resultate, als die sorgfältige Begehung des
Unterinnthales, bot eine Wanderung durch das Oberinnthal. War die
Haupternte schon im Sommer 1867 vorgenommen, so war die Nachlese
im October 1868 noch immer erfreulich genug und bestätigte neuer
dings, dass hier beinahe jede Gemeinde ihr Dorfrecht besessen habe.
Ist dasselbe einer Gemeinde abhanden gekommen, so geschah dies
nicht durch Sorglosigkeit, sondern durch die zerstörende Macht der
Feuersbrünste. Auf dieseWeise gieng das Dorfrecht von Z i r 1 zu Grunde.
In der Gemeindelade zu Seefeld befindet sich:
I. „Der Gemain und Nachperschaft aufm Seefeldt, gerichts
Hertemberg, beschlossne gemaine Ehehaft und Ordnung“ Pergament,
1 Blatt in Querfolio vom Jahre 16S6.
Anfang:
„Zu wissen sei gefiegt menigclichen mit diser nachvolgenden
allgemainen beschlossnen Ehehaft und Ordnung“ etc.
Schluss:
„Beschechen als der ervolgte Schluss den zwainzigisten Februari
anno sechzehnhundert ein und finfzig und die oberigkhaitliche Auf-
nemb- und ratification diser Ehehaftsordnung den neinundzwainzigi-
sten Januari im sechzehenhundert sechs und finfzigisten.“
II. „Gemains-ordnung, so die ganze gemaindt Seeleld hinfirders
zu halten in stehender massen verfasst hat“, Papier, 8 Blätter in
Folio (1757).
Bl. l b . „Erstens alle iahr auss der Gemaind Seefeldt vier viertl-
maister | ausser des dorfmaisters, so schon vorhero lehr liehen der
Ordnung nach von haus zu haus hergangen | sollen bestelt und ver
ordnet werden“ etc.
Schluss:
BI. 8\ „Beschöchen zu Seefeldt den sibenzechenden tag monaths
Julii im sibenzechenhundert siben und finfzigisten Jahr.“
III. Ehebaftlibell, Papier, 4 Blätter in Folio aus der zweiten
Hälfte des 18. Jahrhunderts.
Bl. 1“. „Khundt und offenbabr seie gethan menigelichen mit
mit disem Ehebaft-lihell, das sich ein ganze ehrsambe Gemeinde
und Nacbtbarschaft Seefeldt“ etc.
14
Zingerle
„Erstens hat die gemain beschloszen Viertlmaister zu sözen,
welche auch seindt erwählt worden, so da seindt“ etc.
Bl. 4 a mit anderer Schrift: „1756 sint zu Fiertlmaistern erwölt
worden“, dann folgen die Namen. Auch von den Jahren 1757 u.
1759 sind die erwählten Viertelmaister namentlich aufgezählt.
Das Dorf S c h a r n i t z besitzt eine:
„Gemeindsordnung der Hertenbergisch und Schlossbergischen
Gemeinde Schärnitz 1790“, Papier, 13 Blätter in Folio.
Bl. l a . „Actum Schärnitz den ein und zweinzigisten Tag Monats
April anno eintausend siebenhundert neun und achtzig.“
Bl. 2 a . „Erstens solle nebst den Anwald ein eigener Gemeinds
gewalthaber nebst vier Viertlmaister bestellet werden“ etc.
Bl. 5 b . „Actum Schärnitz den siben und zweinzigisten Tag Monatz
Mörz anno 1790.“ Die folgenden Blätter enthalten spätere Nach
träge. Die ganze Gemeindeordnung von Scharnitz zeigt ganz
modernes Gepräge und verdient deshalb wohl nicht, in eine YVeis-
thümersammlung aufgenommen zu werden. In Leutasch fanden
sich nur ein Vermärchungsbrief v. J. 1533 und ein „Commissions
vertrag und Vermärchung zwischen den Gemainden der Leutasch
und ainer Nachtperschaft des obern und untern Seeveldts wegen
ihrer Holzbesuechung“ v. J. 1596. Letztere Urkunde (Pergament,
6 Blätter in Folio) wäre bei einer Sammlung von Holz- und Weide
rechten nicht zu übersehen. Ein eigentliches YVeisthum konnte nicht
aufgefunden werden. Dem hochwürdigen Herrn Gerbert Mägerle,
Conventualen des Klosters Stams, der diese Forschung wiederum
so freundlich unterstützte, wie in den frühem Jahren, sei tiefgefühlter
Dank gesagt.
Da nun im untern Theile des Oberinnthales die Weisthiimer
verzeichnet waren, begab sich Referent in das Gebiet von Imst. In
Karres fand er
I. „Ehehaft und Gemains-ordnung fir die Gemaind und Nach-
parschaft zu Käres, Gerichts sanct Petersperg gelegen.“ Papier,
18 Blätter in Folio v. J. 1741.
Bl. 1*. „Zu wissen seie hiemit angefiegt meniglichen“ etc.
Bl. 18 a . „Beschechen vorig obrigkheitliche anlob und Con-
firmirung zu Käres den driten Tag Monats Jenner nach der gnaden
reichen Geburt unsers lieben Herrn Heilandt und Seeligmacher Jesu
Christi im sibenzechenhundert ain und vierzigsten Jar.“
Ber. üb. d. i. Tirol i. J. 1868 angestellten Weisthümer-Forschungen. 15
II. Eine Abschrift dieser Ehehaft. Papier, 17 Blätter in Folio
aus dem 18. Jahrh.
In den Dörfern Mils und Schön wies wurden keine Weis-
thümer aufgefunden. Dagegen hatte Referent die Freude, in Zams
das Original der Ehehaft, welches als verloren galt, zu entdecken.
Pergament, 6 Blätter in Dimidiatfolio aus dem 15. Jahrhundert.
I. Bl. 1“. „Das ist die eehaft der nachpaurn ze Zambs und die
an die dinggassen daselbs gehörend iärikchlich ir eieich teidingen
meldent.“
„Des ersten tönt si irer gnedigen herschaft von Tirol ze wissen
iere alteu recht und gewonhait, die si ie und ie gehabt habend von
der seihen irer herschaft und auch hinz auf disen heutigen tag von
alter herbracht liabent“ etc.
Schluss Bl. 5 b :
„So mugen dann nicht Saurer darinn allain l'aren, als lang si
wellen, doch das’das Zammer mit iren küen herbst und lengs darinn
faren mögen in mas als Saurer, und in der Ober-Patscheid sullen
Saurer mit irem vich ze faren dhaine gerechtikait haben. “
II. Abschrift dieser Ehehaft. Papier, 8 Blätter in Folio vom
Jahre 1710.
Überdies fand Referent eine Wunn- und Waideordnung. Per
gament, 8 Blätter in Folio.
Bl. l a . „Vermerckcht ain Ordnung, so die gemain nachpaurschaft
zu Zams gemacht haben anno XV im XVII. (1517.)
In Grins und Pians blieb die Forschung erfolglos, wie auch
in Strengen. In der Gemeindelade in Fliersch fand Referent eine
Gemeindeordnung. Papier, 29 Blätter in Folio.
Bl. 1“. „Actum Fürscli im Stanzerthal das k. k. Landgericht
Landeck den 16. Oktoh. 1816.“
Bl. l b . „In dieser Gemeinde wurde zwar schon unterm 16 lc " April
1768 zu Beibehaltung guter Eintracht eine den damaligen Zeitum-
ständen in ieder Hinsicht anpassende Gemeindeordnung oberkeitlich
zu Stande gebracht“ etc.
Bl. 28 b . „Entwurfsbeschlusz den 17 lcn Oktober 1816. Johann
Joseph Senn.“
In der Gemeindelade zu St. Anton am Arlberge fand
Referent:
I. Dorfordnung für Nasserein. Papier, 69 Blätter in Folio.
IG
Zingerle
BL l a . „Khundt und zu wissen sei angefiegt menigiichen“ etc.
Bl. l b . „Anfenglichen solle iederzeit ein gueter betrauter ange-
sessner Gemainsmann zu ainem Dorfvogt“ etc.
BI. 69 b . „Beschechen den andern Tag Monats Februarii nach
der gnadenreichisten Geburt Jesu Christi im sechzecbenhundert sechs-
undfunfzigisten Jar.“
II. „Dorfordnung für die löbliche Gemainde St. Jacob und
St. Anton im Stanzerthal 1802.“ Papier, 36 Blätter in Folio.
Bl. l a . „Actum Naserein im Stanzerthal, Gerichts Landeck, den
10. August 1802.“
Im Archive zu Prutz befand sich die Ehehaft des Gerichtes
Laudegg. Pergament, 8 Blätter in Folio v. J. 1548.
Bl. 1“. „Das ist die eehaft des gerichts ze Laudeckh an der
gewonliclien dinggassen ze Prutz, die da die nachpauren und gemain-
schaft daselbs haben von gnaden unser genedigen herschaft von
Österreich und Tyrol.“
Schluss Bl. 8 b ;
„Item wann ain frumer man mit dem andern ainen kauf macht
auf sant Martinstag nach dem lantsrechten der grafschaft ze Tirol,
und geit er ims auf sant Martinstag, so sul ers nemen; geit er ims
aber nit, so sullens auf sant Andreastag verstanden plant sein.
Man sol aber die pfant heben zu sant Andreastag.“
Das nämliche Weistlmm fand Beferent in der Gemeindelade
zu Tosens in einer Abschrift aus dem 18. Jahrhundert. Papier,
14 Blätter in Folio. Eine andere vidimirte Abschrift der Laudegger
Ehehaft vom J. 1649 befindet sich in der Gemeindelade zu Kauns.
Papier, 21 Blätter in Folio. Dortselbst ist auch hinterlegt
I. Die Dorfordnung der Gemeinde Kauns. Pergament, 4 Blätter
in Folio vom Jahre 1624.
Bl. 2“. „Gemaine torfordnung der gemaind und nachperschaft
zu Kauns, gerichts Laudegg, so durch die selb aus der vorigen ur
alten dorfordnung, so man alters halben nit allerdings mer lösen
oder versteen khönnen, auch alten brieflichen gerechtigkhaiten ge
zogen und mit zeitigem ratli und wolhedachtem muet von neuem für-
genomen, gemacht und durch die Laudeggisch Oherkhait confirmiert
und hestetigt worden, mit und wellicher massen es mit marchung
und Versorgung der zeunen, Wässerung der güetter, ötzung derselben,
feuir und liecht und in allen hernach beschribnen gemaindssachen
Ber. üb. d. i. Tirol i. J. 1868 angestellten Weisthümer-Forschung-en.
17
zer firkhomung und verliietung nachtl und Schadens und zu befirde-
rung des allgemainen nutzes hinfiro iederzeit und auf ain stäts ge
halten und dem bei Vermeidung dem hernach beschribnen peenfiillen
und straffen vest und steif glebt und in ainem oder andern puncten
darwider nit gehandelt werden solle.“
Schluss Bl. 4“:
„Beschehen den andern monatstag Novembris nach der gnad-
und freidenreichen Geburdt Christi in sechzehenhundert vier und
zwainzigisten iare. “
II. Vidimierte Abschrift dieser Dorfordnung vom Jahre 1647.
Papier, 5 Blätter in Folio.
In den Gemeinden Kaunserthal und Kaunserberg be
finden sich keine Weisthümer.
In der Gemeindelade zu Tarrenz befinden sich: „Der Nach
perschaft zu Tarenz beschlossne Gemainspuncten“.
Anfang:
„Ich Anton Spergser, Pflegsverwalter der Herrschaft Ymbst
bekhenn von Obrigkheit wegen hiemit“ etc.
Schluss:
„Beschüchen und beschlossen den zwen und zwainzigisten Juli
anno sechzechenhundert ain und sibenzig, und achten Tag Manats
May nach der gnadenreichsten Geburt Jesu Christi im sechzechen-
hundert vier und sibenzigisten Jahr.“ Eine genaue Abschrift dieses
Weisthums wurde durch die Güte des Herrn Anton Grafen von
Brandis mitgetheilt. Der beabsichtigte Ausflug in das Pitzthal
wurde durch die anhaltende schlechte Witterung vereitelt. Die
so reichlichen Resultate dieser Nachlese verdankt Referent ausser
dem freundlichen Entgegenkommen der Herren Gemeindevorsteher
vorzüglich der Empfehlung des Herrn Reichsrathes Monsignor J o s e f
Greuter und den Bemühungen des Herrn Peter Paul Riclile in
Prutz und des Herrn Landtagsabgeordneten Wendelin Eiterer
in Kaunserberg.
Allen diesen Herren sei für ihre Güte bester Dank gesagt.
Im Bürgerbuche der Stadt Innsbruck vom Jahre 1600, Papier
in Folio, fand Referent die Ehehaft dieser Stadt.
Bl. 21“. „Hienach ist vermerkt der stat zu Insprukg ehaft und
Öffnung, als von alter und mit guter gewer und gewonhait herkomen
Sitzb. d. phil.-hist. CI. LXII. ßd. I. Heft. 2
18
Z i n g e r 1 e
ist. Von erst stet unser Öffnung, das unser stat gericht gelangt und
get hinauf in Hettinger gassen untz auf den markstain“ ete.
Schluss:
Bl. 23\ „Mer öffnen und vermelden, wer swein in der stat oder
ausser in dem burgfrid hat, der oder die selben sullen die lassen
ringlen, damit das niemand in medern noch anderer schaden von
in beschäch. Wer si aber darüber für den hirten trib und nicht
geringelt hiet, der oder die selben sol ain statrichter zu stund lassen
plienten umb sechs Kreuzer“. Die Aufzeichnung dieser Ehehaft gehört
dem 13. Jahrhundert an.
In der Gemeindelade des Dorfes Köttingen befindet sich eine:
„Hetinger Veldöffnung“. Pergament, 12 Blätter in 4« v. Jahre 1643.
Bl. 2“. „Khundt und zu wissen der von Heting, im landtgericht
Sonnenburg gelegen, veldöflfnung irer alten langwirigen gebreichen,
herkhomen, rechten und gerechtigkheiten“ etc.
Bl. 2 b . „Erstlichen solle albegen auf ainen ieden sanct Geörgen-
tag der Herr Landtrichter zu Sonnenburg oder ainer an dessen stat
geen Heting auf die Stadlhofstat khomen und daselbst bei der Veld
öffnung sitzen und sein. Davon ist man ime auf denselben Tag schul
dig das Mal, auch seinem Ross die Füeterung. “
BI. 10 b . „Beschechen den andern Tag Monats Mai im seehzehen-
hundert finfundvierzigisten Jahr.“
In den Dörfern Willen und Mühlau ergab sich keine Aus
beute. Dagegen war Referent so glücklich, in Thaur eine „Abschrift
der in Dorf Thaur gebräuchigen Dorfsvermeidung“, Papier, 24 Blätter
in Gross 4« zu finden. Auf dem Titelblatte steht der Beisatz : „ist von
dem Original abgeschriben worden anno 1782, welches Original
anno 1460 beileiffig ist aufgesetzet worden.“
Bl. l b . Vermerke der von Thaur Öffnung, Vermeidung und altes
Herkommen, so man zu einem ieden May-ehehaft-täding verkünden
und öffnen soll, damit sich ain ieder vor Bues und Schaden wisse zu
verhüten. “
Bl. 2\ „Das Gericht Thaur gehet gegen Insprugg ober
Milau enthalb Profochnitz-Plaunötz in Tuftpach untz hinab in den
Inn“ etc.
Bl. 8 b . „Vermerkt die Rinnen, die zu dem Dorfpach ge
hören. “
Bl. 9 b . „Vermerkt die Gatter, so um das Dorf Thaur ligend.“
Ber. üb. d. i. Tirol i. J. 1868 Angestellten Welsthümer-Forschungen. J 9
Schuss: ßl. 12 a . „Den Gatter hinter Madiein macht Hans Hueher
von seinen zwaien Kamerlanden, so von Oswald Wach und Hansen
Wolf herrierend und beede von Bozen in Mayrhof.“
Die folgenden Blätter enthalten Verzeichnisse der Gerichts-
cassiere, der Dorfmeister u. ähnl.
Die Gemeindelade in Abs am bot kein Weisthum. Dasselbe
negative Resultat ergab sich in Amras und Sistrans. InAlrans
wurde endlich die vermisste „Öffnung“ aufgefunden.
I. Original. Pergament, 4 Blätter in 4°.
Bl. 1“. „Vermerckht des Dorfs ze Allranns eehaftöffnung und
ire anstösse und khorentzen des gerichts, ires Dingstuls, holzes, wunn
und waede.“
„Item des Ersten stosset ir geeicht ires dingstuls geen Eger
dach an die Wasserschepf“ etc.
Schluss :
Bl. 4“. „Item wenn ainer ze pfendten ist, so sullent die pfandt
drei tag stilligen, drei tag fail geen (Bl. 4 b ) und am vierten tage mit
recht erlangt werden und in gwalt gesprochen. Dannoch hat der
Gelter drei tage gefailt, das pfandt ze lesen, ain Gerichtsmau vor
dem andern.“ Die Aufzeichnung gehört dem Ende des IS. oder dem
Anfänge des 16. Jahrhunderts an.
II. Eine Abschrift dieser Öffnung. Pergament, 1 Blatt in grossem
Querfolio.
Schluss:
„Dass obbeschribne Öffnungs-Copei gegen der in ainem per
gamenten alten Libell geschribnen Öffnung mit Fleiss conferiert und
derselben an obigen Enthaltungen gleichlautend erfunden worden,
bezeugt mein hiefür gestellte Handtschrift, Petschaft und gewöhn
liches Notariats Signet. Actum Ihnsprugg den 12. May anno 1647.
Niclaus Zerzer, o. ö. Regiments-Secretarius und Notarius publicus.“
Durch spätere Zuschrift v. J. 1712 wird die wörtliche Über
einstimmung mit dem Original nochmals bestätigt.
Ein Ausflug nach Patsch, St. Peter in den Ellbogen,
Pfons und Matrei ergab nur die Bereicherung unserer Sammlung
durch „Die Öffnung ainer Naehpaurschaft zu Patsch, w r ie die solt
vermeldt werden von ainem Dorfmaister. “ Pergament, 10 Blätter in
4«. v. J. 1615.
20
Z i n g e r 1 e
<$
*
BI. l a . „Am ersten haben wir ein kelbenvaid, haist im Ronach
und auf Metzer Ried und auf dem Moss“ etc.
Schluss :
RI. 10 b . „Wo einer holzt und den stockh auf der erden nit
schnaidt, ist verboten hei fünf pfundt perner“.
In den Archiven der übrigen genannten Gemeinden befand sich
kein Weisthum. Auch in der Gemeinde Natters fand Referent
nichts Einschlägiges. Dagegen hot die Gemeindelade in Mutter.s:
„Der Nachperschaft Muters Öffnung.“ Pergament 1 Blatt in 4».
aus dem 17. Jahrhundert.
Anfang:
„Zum ersten hab wir Recht mit Holz und mit Waid an die Sill
und der Sill an nach bis an Klauspach“ etc.
Schluss:
„und auch wann der neu Gipfl den alten begreift, so ist der
allt fug ainen ieden auf zu losen.“
Ergänzend tritt zu dieser kargen Öffnung eine Urkunde vom
J. 1434, Pergament, 1 Blatt klein Querfolio, die die Grenzen der
Weide und den „Pluembesuech“ zwischen den Gemeinden Mutters
und Natters regelt.
Anfang:
„Khundt und ze wissen sei getan aller menikleich, das ain
zwiträcht und mishellung gewesen ist“ etc.
Schluss:
„Geschehen nach Christi gepurt vierzehenhundert iar und dar
nach im vier und dreissigisten iar am mitichen in den Pfingstveir-
tagen.“
Eine gleichzeitige Abschrift von der nämlichen Hand (Papier,
1 Blatt in Gross 4».) befindet sich auch in der Dorflade. In einem
Protokolle vom 19. Mai 1694 (Papier, 4 Blätter in Folio) wird
Bl. 1° ein Ehehafttäding erwähnt mit den Worten:
„Am erhaltnen Fassnacht- und Mayen-ehehafttäding zu Muters
und Naters auf offner Spieltennen in gegenwirth baiderseitts Nach-
persclmften hat die Nachperschaft im Dorf zu Mutters ain gefertigte
abschulsurkhundt (Bl. l b ) datiert acht und zwainzigisten Juni anno
fünfzehenhundert sechzig wider die drei nachbern zu Nockli für und
aufgelegt, betreffendt durch si Nockher aufkheerenden iibermessigen
scliaffvichs mit bitten, dieselbe offenlich zu verlesen un beschehen
ßer. üb. d. i. Tirol i. J. 1868 angestellten Weisthümer-Forschungen.
21
und inen die zuesprechung zu thuen, sich derselben gmess mit auf-
kheerung des schaffvichs bei gwiser straff zu verhalten“ etc.
Zu besonderem Danke fühlt sich Referent verpflichtet dem hoch-
würdigsten Herrn Johannes, Abte des Chorherrenstiftes Wüten, der
die Weisthümerforschung dadurch freundlichst förderte, indem er
den auf Seelsorgeposten ausgesetzten Hrn. Conventualen die Unter
stützung unserer Sammlung auf das wärmste empfahl. So fand Re
ferent in Sistrans, Patsch, Ellbogen, Mutters die freund
lichste Aufnahme und Unterstützung, wofür er den betreffenden Her
ren seinen Dank hiemit ausspricht.
Innthal mit seinen Nebenthälern ist mit Ausnahme des Pitz-
thales, des Zillerthaies und Dux nun ausgebeutet und das Materiale
zum ersten Bande der tirolischen Weisthümer nahezu vollständig
gesammelt. Derselbe wird somit enthalten Weisthümer von:
1. Absam.
2. Alrans.
3. Ampass.
4. Angedair.
5. Anget.
6. Arzl in Oberinnthal.
7. Aschau.
8. Axams.
9. Baumkirchen.
10. Biberwier.
11. Brandenberg.
12. Büchelbach.
13. Ebbs.
14. Elbigenalp.
15. Eimen.
16. Fliersch.
17. Flies.
18. Fügen.
19. Galthür und Ischgl.
20. Gnadenwald.
21. Haimingen.
22. Heiterwang.
23. Hopfgarten.
24. Hörtenberg.
25. Höttingen.
26. Holzgau.
27. Imst.
28. Innsbruck.
29. St. Johann.
30. Karres.
31. Kauns.
32. Kirchbühel.
33. Kitzbühel.
34. Kolsass.
35. Kufstein.
36. Langkampfen.
37. Laudegg.
38. Lechthal.
39. Leukenthal.
40. Lichtenwört
41. Mieders.
42. Ober-Miemingen.
43. Unter-Miemingen.
44. Mils.
45. Münster.
46. Mutters.
22 z
47. Nässerem.
48. Nassreitli.
49. Ötz.
50. Patsch.
81. Perfuchs.
52. Pili.
53. Pillersee.
54. Pfunds.
55. Rathfeld bei Rattenberg.
56. Rattenberg.
57. Reutte.
58. Ried.
59. Rietz.
60. Rottenburg.
61. Sautens.
62. Scharnitz.
63. Seefeld.
64. Serfaus.
65. Silz.
66. Söll.
e r I e
68. Stams.
69. Stans.
70. Stanz.
71. Steinach.
72. Stumm.
73. Tarrenz.
74. Teiles.
75. Telfs.
76. Terfens.
77. Thaur.
78. Umhausen.
79. Vomp.
80. Walchsee.
81. Weer.
82. Weerberg.
83. Wens.
84. Wiesing.
85. Wildermiemingen.
86. Wildschönau.
87. Zams.
67. Sonnenburg.
Einzelne Ortschaften wie z. R. Imst, Stumm besitzen mehr als
ein Weisthum. Von den verzeichneten Weisthümern liegen bereits
mehr als vierzig in druckfertiger Abschrift vor, und Referent hegt die
freudige Hoffnung, dass das Manuscript des ersten Bandes von seiner
Seite bis 1870 vollendet sein werde, wenn nicht anderweitige Be
schäftigungen seiner Aufgabe hemmend in den Weg treten.
e
Herr Studierender Wilhelm Steiner, der schon im Herbste
1867 unsere Sammlung mit manchen Funden bereichert hatte, hielt
im Sommer 1868 eine kleine Nachlese in Untervinstgau und fand in
Kort sch die Abschrift eines Dorfhuches, Papier, 30 Blätter in Folio:
„Dorfpuech so dem sechzöchenden Tage Monats February anno
sibenzöchenhundert sechs und sechzigsten Jahres widerumben am
Khaassuntage verneiert und aufgericht worden.“
Bl. l a „Actum Kortsch den achten Tag Monats Deeembris des
sechzöchenhundert vierzöchenden Jahres etc.“
Beri üb. <1. i. Tirol i. J. 1S68 angestellten Weisthiimer-Forschungen.
23
Bl. 29“ „Die hievor steenden Posten undArtikhel seindt anheindt
dato als dem sechsten Marty anno sechzöclienhundert zwai und
sihenzig am Khaassontag vor ainer ganzen Ersamhen Gemainschaft
firgelesen worden, auch . . mit mund und handen gelobt und
bestatt worden. Actum gerichtsherrschaftliches Schloss Schlanders-
perg den siebenten Tag Monats Novembris anno 1747.“
In der Gemeindelade zu Castelbell fand Herr W. Steiner
eine vidimirte Abschrift von: „Des Gerichts Schlanders Landsprach,
Ehehaft und anderen Gerechtigkhaiten, auch der Pruggen recht.“
Bl. 1“. „Hiernach vermörkht die Recht, alte Gewonhait und Ge-
satzt der Landsprach des Gerichts Schlanders und der Pruggenrecht,
zu Schanzen und Naturns vorhandene Ehehaft und Gerechtigkhait.
Beschehen zu Schlanders an der aindlift tausent maid tag nach der
Gepurt Christi unsers lieben Herren 1490. Jahr.“ Papier, 12 Blätter
in Folio.
In der Gemeindelade zu Tsehars fand Herr Steiner ein
Weisthum dieser Gemeinde. Pergament, 6 Blätter in 4°.
Bl. 1\ „Hienach sind vermerkht die Gepaurschaft des Dorfes zu
Tsehars“. — etc.
„Das ist beschehen in der Jarzal tausent vierhundert und in dem
zwai und dreisigisten Jar.“
Den reichsten Beitrag erhielt unsere Sammlung von dem Herrn
Anton Grafen von Brandis, welcher folgende Weisthtimer in
Abschrift zu übersenden die Güte hatte:
1. „Des Gottshaus Brixen Ehehaft, Herrlichkhait, Nutz, Zins
und Rent in Eves betreffend.“
nach einer Copie v. J. 1607.
2. „Ehehafts-Thädigung sambt Confin des Gericht Alträssen
betreffende.
3. „Söller Stiftsöffnung“ v. J. 1349.
4. „Jura Hofmarchiae Pillerseensis,, 1466.
5. Nachträge und Vergleichungen darzu aus einer Urkunde
v. J. 1632, welche auch „die Landtsrecht in der Hofmarch Piller-
see“ enthält.
6. „Der Nachperschaft zu Tarrenz beschlossene Gemains-
puncten“
24
Z i n g- e r I e
7. „Öffnung von Brandenberg.“
8. „Ehehaft der Wennser Gemeinde.“
9. „Ehehaft und Ordnung, wie es in der Gmain Silz gehal
ten werden solle, betreffende. 1683.“
10. „1716. Gemeinds-Schluss und Ordnung, so die Gemeindt
und Nachtparschaft der Dörfer Eimen und Klimb des unteren Lech-
llials, Gerichts Ehrenberg, inbegriffener Sachen halber kräftig unter
einander zu observiern und zu halten aufgerichtet hat.“
11. „Vertrag gemainer Nachtbarschaft den merern Lehensasen
zu Abson geherig. 1547.“
12. „Dorfsvermeidung von Thaur.“
13. „Der von Terfens Ebaft und Öffnung.“
14. „Freiheitslibell der Hofmark Lichtenwörth 1636.“
15. „Öffnung von Wildschönau, Ratfeld und Schweig.“
16. „Öffnung in dem Leuchental.“
17. „Rattenberg- und Ratfeldische Öffnung.“
18. „Ebaft baider Nachpersehaften Nasareit und Tor-
minz.“ 1580.
19. „Bauding von Aschau“ 1461. 1470.
20. „Ebeliaft von Zams“ mit einem Hefte Nachträge.
21. „Gemaindtsschluss und Ordnung betreffend die Holzgau,
Oberschenau, Schigger, Penglerwald und Kränicher Gemainden des
oberen und mittleren Lechtals, Gerichts Ehrenberg, hierin benanter
Sachen halber.“
22. „Gemeindebrieffür Elbingenalp. 1716.“
23. „Landrecbtprotocoll der Herrschaft Lengberg.“
24. „Gemeinsbuch einer ehrsamen Gmain Langtaufers 1588.“
25. „Gemeindsordnung von Rcschen.“
26. „Ainer ersamen Gemain und Nachperschaft zu Burgeis
Gemain- und Dorfpuech 1591.“
27. „Gemeindeordnung von Schleis.“
28. „Der Gmain in Schlinig und am Perg Dorfpuech 1552.“
29. „Dorfpuech der Gemeinde Täufers mit Rifair und Bundweil.“
30. „Dorfbuch von Matsch.“
Bei*, üb. d. i. Tirol i. J. 1868 Angestellten Weisthümer-Forsehungen. 25
31. „Paurnpiechl von Laatsch 1GS7.“
32. „Morterer Dorfpuch 1376.“
33. „Der Gemain Tartsch Dorfpuecli.“
34. „Dorfbuch von Eirs.“
35. „Thal- und Paurschaftbrief des Thals und der Gemein
schaft Marteil.“
36. „Dorfbuch der Gemeinde Göflan.“
37. „Landsprach von Schlanders.“
38. „Landsprach an Sehanzaner Prugk 1400.“
39. „Dorfrechte von Partschins.“
40. „Dorfrecht der Gemeinde Tirol 1462.“
41. „Dorfrecht der Gemeinde Kuens 1334.“
42. „Dörfliche Recht zu Niderlana.“
43. „Dorfrecht von Oberlana.“
44. „Ehehafttädings-Protocoll im Gericht Vorst 1692.“
45. „Vermerkt die Abschrift des alten Urbarspuech auf Maien
burg, das in allen Ehehafttädigungen zu Tysens fürtragen und ver
lesen wirdet.“
46. „Ehebaftsthädigung und Scblussurtl zu Bericht der Herr
schaft zu Stain auf dem Ritten 1767. 1768.“
47. „Recht und Gesäz des Bergs und Gerichts Mölten, Särn-
thal, Ritten und Villanders.“
48. „Kirchspils-Gebräuch der Gemeinde Ntiziders.“
Für diese so reichen Beiträge spricht Referent dem hohen
Gönner der Weisthümerforschung in Tirol seinen wärmsten Dank aus
mit der Bitte, das Unternehmen auch in Zukunft in hochherziger
Weise unterstützen zu wollen.
Am Schlüsse dieses Berichtes erfährt Referent, dass Herr Prof.
Dr. Richard Schröder in Bonn eine „Grenzbeschreibung des Ge
richtes Rottenburg in Tirol aus dem Jahre 1516“ der kaiserl. Akademie
zugesandt habe.
Zum Schlüsse gebe icb ein Verzeichniss aller Orte, deren Weis-
thümer verzeichnet sind:
26
Z i n g e r 1 e
1. Absam.
2. Algund.
3. Alrans.
4. Altenburg bei Kaltem.
5. Altrasen.
6. Ampass.
7. Angedair.
8. Anget.
9. Antholz.
10. Arzl im Oberinnthal.
11. Aschau.
12. Axams.
13. Baumkirchen.
14. Bibenvier.
15. Brandenberg.
16. Büchelbach.
17. Buchenstein.
18. Burgeis.
19. Ebbs.
20. Eirs.
21. Elbigenalp.
22. Ebnen.
23. Enneberg.
24. Eves.
25. Fliersch.
26. Flies.
27. Fügen.
28. Galthür und Iscbgl.
29. Gnadenwald.
30. Göflan
31. Goldrain.
32. Haid.
33. Haimingen.
34. Heiterwang.
35. Hocbeppan.
36. Holzgau.
37. Hopt'garten.
38. Hörtenberg.
39. Höttingen.
40. linst.
41. Innsbruck.
42. Jenesien.
43. St. Johann.
44. Kaltem.
45. Karres.
46. Kauns.
47. Kirchbübel.
48. Kitzbühel.
49. Kolsass.
50. Kortsch.
51. Kuens.
52. Kufstein.
53. Laas.
54. Laatsch.
55. Laien.
56. Ober-Lana.
57. Nieder-Lana.
58. Langkampfen.
59. Langtaufers.
60. Latsch.
61. Laudegg.
62. Lechthal.
63. Lengberg.
64. Leukenthal.
65. Lichtenwürt.
66. Lüsen.
69. Martell.
70. St. Martin in Passeier.
71. Matsch.
72. Mieders.
73. Ober-Miemingen.
74. Unter-Miemingen.
75. Michelsburg.
76. Mils.
Bei*, üb. d. i. Tirol i. J. 1868 angestellten Weisthümer-Forsehungen.
27
77. Mölten.
78. Morters.
79. Münster.
80. Muttens.
81. Nasserein.
82. Nassereit.
83. Nauders.
84. Ötz.
83. Partschins.
86. Passeier.
87. Patsch.
88. Perfuchs.
89. Pili.
90. Pillersee.
91. Pfunds.
92. Rathfeld bei Rattenberg.
93. Rattenberg.
94. Reschen.
93. Rentte.
96. Ried.
97. Rietz.
98. Rindermarkt (Lienz).
99. Ritten.
100. Rottenburg,
101. Sarnthal.
102. Sautens.
103. Scharnitz.
104. Schenna.
103. Schl anders.
106. Schleiss.
107. Schlinig.
108. Schluderns.
109. Schnals.
110. Seefeld.
111. Serfaus.
112. Silz.
113. Söll.
114. Sonnenburg.
113. Stams.
116. Stans.
117. Stanz.
118. Steinach.
119. Sterzing.
120. Stilfes.
121. Stumm.
122. Sulden.
123. Tarrenz.
124. Tarsch.
123. Tartsch.
126. Täufers in Vinstgau.
127. Teiles.
128. Teils.
1 29. Terl'ens.
130. Thaur.
131. Thum an der Gader.
132. Tirol.
133. Tisens.
134. Truden.
133. Tschars.
136. Tschengels.
137. Umhausen.
138. Vals und Valtmar.
139. Vezzan.
140. Villanders.
141. Vomp.
142. Vorst.
143. Walchsee.
144. Weer.
143. Weerherg.
146. Wens.
147. Wiesing.
148. Wildermiemingen.
149. Wildschönau.
130. Zams.
28 Z i n g e r 1 e. ßer. üb. d. i. Tirol i. J. 1868 angestellten Weisthümer Forsch.
Aus Vorarlberg waren in letzterem Berichte die Weisthümer
von: 1. Bludenz, 2. Blumeneck, 3. Bregenzerwald, 4. Gaisau,
5. St. Johann in Höchst, 6. Lustenau, 7. Montafun verzeichnet. Herr
Franz Wies er, Studierender an der hiesigen philosophischen
Facultät, welcher im vorigen Jahre bei seinen Ausflügen nach tiroli-
sclien Weisthümern eitrigst geforscht, benützte einen Theil der
Ferien zu einer Wanderung nach Vorarlberg und setzte dort seine
Nachsuchungen fort, deren Besultate er im nachfolgenden Berichte
mittheilt.
Wiese r.
Bei*, iib. d. in Vorarlberg- angestellten Weisthümer-Forschungen. 21)
Bericht über die in Vorarlberg angestellten
Weisthümer-Forschungen.
Von Franz W i e s e r.
An die Weisthümer Tirols mögen sich die Vorarlbergs, seines
Nachbarlandes, anschliessen. Weizenegger bespricht in seinem
Werke über Vorarlberg (Bd. I. S. 128 ff) die Rechtsverhältnisse
dieses Landes, und führt mehrere Statuten und Ordnungen im Aus
zuge an. Auch Prof. Dr. F. Pfeiffer hat in seinem Berichte über
die in Salzburg und Tirol angestellten Weisthümer-Forschungen
(Sitzungsb. der phil. hist. CI. der kais. Akademie, Bd. Sl, S. 330 ff)
bereits 4 Weisthümer aus Vorarlberg verzeichnet, die, oder vielmehr
deren Abschriften er im Museum zu Innsbruck fand. Um die Zahl
dieser Rechtsdenkmäler zu vermehren, unternahm ich in den Ferien
monaten des vergangenen Jahres einen Ausflug nach Vorarlberg,
und ich theile hier nun die Resultate, die ich auf dieser Wanderung
erzielte, mit.
Im Lechthale, durch das ich zunächst meinen Weg nahm,
fand ich in Weissenbach eine Bestätigung der Privilegien durch
Erzherzog Maximilian den Deutschmeister vom J. 1613, erneuert
durch alle Landesfürsten bis auf Karl VI. (1718).
„Und folgen erstlich der pfarr Aschau ordentlich marken etc.“
„Dan so würdet hernach unterschidlich becliriben, was mehr-
bezelte pfarr Aschau jährlich zu reichen und abzulegen schuldig ist
etc.“ Pergament, S Blätter in Folio.
Auch in Wängle soll sich ein Weisthum befinden; leider
konnte ich davon nicht Einsicht nehmen.
In Eihingen alp besuchte ich Herrn Ant. Falger, welcher
sich durch seine mit wahrem Bienerifleisse angelegten Sammlungen
30
W i e s e r
bedeutende Verdienste erworben, und der auch Alles, was über die
Geschichte seines heimatlichen Thaies Aufschluss geben kann, auf
das gewissenhafteste zusammengestellt hat. Eigentliches Weisthum
fand sich zwar keines vor; doch wäre eine Urkunde vom J. 1416
zu erwähnen, in der Herzog Friedrich mit der leeren Tasche den
Leuten aus dem Lechthale ihre „freihait, gnad und recht, damit si
gefreiet waren“ wieder erneuert, da der alte Freiheitsbrief in den
letzten Kriegen (mit den Appenzellern?) „da in das’tal eingnomen
wart“ verloren gegangen war, und worin mehrere interessante Be
stimmungen über Blutbann etc. Vorkommen. Eine Abschrift hievon
befindet sich in der Bibliothek des Ferdinandeums. — Nachdem ich
die wilde Schlucht, welche oberhalb Stög den Lech eindämmt, passirt,
gelangte ich auf den Tannberg, und betrat vorarlbergischen Boden.
In Warth, das auf einsamer Bergeshöhe fast alpenhaft gelegen
ist, hat sich leider gar Nichts erhalten.
Zwei Stunden Lech aufwärts liegt das Dorf Lech oder Am
Lech, dessen Kirche noch eines der ziemlich seltenen Sacraments-
häuschen besitzt. Hier als der Muttergemeinde vom Tannberge (Pfarre
seit 1400) hoffte ich zuversichtlich etwas zu finden. Unglücklicher
Weise war aber weder Seelsorger, noch Gemeindevorsteher zu
treffen; doch erhot sich Herr Pfarrer Fink von Warth freundliehst,
nachzusehen,"und das Betreffende eventuell einzusenden.
Hier bog ich nun vom Lech ab, stieg über die Flexen in das
enge Klosterthal hinab und erreichte noch an demselben Tage das
freundliche Städtchen Binden z.
Im dortigen Stadt-Archive befinden sich folgende Rechtsdenk
mäler:
1. „Nota der statt buch, dar in der statt Bludenz freihait,
privilegia, ir alt härkomen und all ir stattrecht und Sachen begriffen
und verschriben sind.
Vom ungelt. Vermerkt die recht und gesaczt des ungelcz
ze Bludenz, als hernach volgt“ etc. Papierhandschrift aus dem Be
ginn des 16. Jahrh., gegen Ende aus dem 17., starker Band,
192 Blätter in Folio. Das eigentliche Stadtrecht geht aber nur bis
S. 50. Darauf folgen die Abschriften einer Menge von Urkunden,
die sich nicht auf die Stadt Bludenz beziehen, darunter:
„Von der gandt und ander Sachen wegen“, vom J. 1459.
4 Blätter.
Ber. üb. (1. in Vorarlberg angestellten Weisthümer-Forschungen.
31
„Der hofjunger von Montafun hoffbrief“. 1382. „Dass sind die
recht des edeln wolgepornen grafe Albrechten von Werdenpergk vom
hailigen berg des eitern, herre ze Pludencz unsers gnedign herrn“
etc. 3 Blätter. (Vgl. Pfeiffer's Bericht, S. 331, d.)
Eine Feuer-Ordnung.
„Bawens Ordnung“; dann „von der tag löhn wegen“; „Von
etzen der velder“; „von banholzern“ etc. etc.
2. Eine jüngere Abschrift dieses Stadtbuches, die auch einiges
Neue enthält, so:
„Ordnung von einem ehrsamen ratli der statt Bludenz, den
kiirchspels leüthen zue Bratz ausser dem bach, wie dieselben wunn
und waid brauchen sollen, zuegestelt“.
Dann: „Articul aines Pfarrherren zue Bludenz, vermerckht die
stuch und artickel, so ain pfarrer zue Bludentz zue thuen schuldig,
alss dass von alter herkommen ist“ etc.
3. Eine Abschrift der schon vom Prof. Pfeiffer in seinem Be
richte verzeichneten Landesordnung von Montafun.
„Der erst tittel: von dem Stattgericht zu Bludenz, wie das
gehalten werden, und die hofjünger darauf ohne ohncösten richten,
und wie sie ihr merzengericht halten sollen und mögen“ etc.
Als Anhang folgt dann:
„Newe gantordnung beeder herrschaften Bludenz und Sonnen
berg“.
Im Schloss-Archive zu Bludenz, zu welchem der Besitzer, Herr
Baron von Sternbach, mit der zuvorkommendsten Freundlich
keit mir den Zutritt gestattete, wofür ich demselben hiemit meinen
verbindlichsten Dank auszusprechen mir erlaube, fand sich zwar
kein eigentliches Weisthum vor. Allein das „Urbar und ambtbuech
baider herrschaften undt ambter Bludenz und Sonnenberg“ vom
J. 1608 (Papierhandschrift, 287 Blätter in Folio) enthält neben
einer Masse von Urkuuden-Abschriften auch mehrere interessante
Punkte über Gerichtsbarkeit und ähnliche Bestimmungen, z. B.
„Vogl recht“.
„Item das albb und voglrecht in baiden herrschaften Bludenz und
Sonnenberg von allen albben, die in baiden herrschaften ligen, ist
baiden herrschaften gemain und sollend mit ainander sambin und
glichleich thaillen, und gibt jekliche albb der herrschaft all jar zue
32
W i e s e r
voglrecht sovil schmalz und käs, als sie ains tags machen mag, alls
das von alter herkhomen“ etc.
„Todtfäl zu Sonnenberg“.
„Item alle die, so in die herrschaft Sonnenberg gehörig, sein
die todtfähl der herrschaft schuldig zu geben, das best ross oder
haubt vieli oder kiie, so ainer nach seinen tod hinder im verlast, wie
das von alter herkhomen ist, und bisshero der brauch gewesen“ etc.
„Frävel und buessen“.
„Item fahl, geläss und grosse frävel gehören der hersehaft zu,
wie das von alter herkhomen, und ist ain grosser frävel zu Sonnen
berg zehen pfund pfening, und ain klainer frävel drei pfund
pfening“ etc.
„Hernachvolgende fräfel gehören auch der herrschaft zue, nam-
blich da sich ainer vor gerichtaussklagen lass, würde abgestrafft p. 3 fi
ltern ain wurf, warum es seie, wann ainer getroffen, p. 3 ft.
Wann ainer hardt geschediget wäre, hat die obrigkhait macht,
nach gestalt der sacbe höher zue straffen. Da ainer würft und fählt,
ist die straf doppelt“ etc.
„Geschwornen verhör zue Sonnenberg“ etc. etc.
Von Bludenz aus machte ich noch einige Ausflüge in die um
liegenden Ortschaften.
In Bürs fand ich eine Gemeinde-Ordnung, gegeben 1698 unter
Kaiser Leopold 1. Pergament, 9 Blätter in Folio.
„Zu wissen, demnach sich eine zeit hero in der gemaindt Bürss
bei dennen geschwornen und zueziigen allzu nache und ville freundt
und schwagerschaften, und mit hin aine partheilichkhaiten, zue-
mahlen auch verschidene missgebreich einschleichen wollen, warab
aber der gemain mann ain zimbliches missgefallen verfüren lassen,
und damit aber alle unfreundtlichkhait in Zeiten vorgebogen und die
alte verständtnus auch das gemaine weesen in guetem rhuestandt
erhalten werden möge, hat man für guet angesehen, aine bessere
Ordnung, alls bis an hero bescheclien, ein zufiehren, wie volgt“.
Am Schlüsse folgen noch 2 Zusätze vom J. 1732 und 1733.
In der Gemeindelade von Sehr uns liegt:
1. Ein Exemplar der Montavoner Landesordnung, und zwar
die Redaction, die unter dem Vorsitze Hector's von Ramschwag, des
Vogtes der Herrschaft Bludenz, vorgenommen und am 3. Jänner
1601 von K. Rudolf II. bestätiget wurde.
Ber. üb. d. in Vorarlberg angestellten Weisthümer-Forschungen.
33
„Der hofiiinger und freien in Muntafun freihaiten, landtsordnung,
gebreuch, alte herkhonien, guete gewonhaiten, und Satzungen“ etc.
(Vgl. Pfeiffer's Bericht, S. 331, c.)
Die Handschrift (Pergament, 31 Blätter in Gr. Folio) ist ent
weder das Original oder eine gleichzeitige Abschrift.
2. Viele Bestätigungen durch die einzelnen Landesfürsten. Die
von Maria Theresia, eine prachtvolle Pergamenthandschrift in kost
barem Einbande, zeigt bedeutende Abänderungen.
3. Eine sehr interessante Polizeiordnung, gegeben 1637 unter dem
Vorsitze Ulrich’s von Ramschwag. Sie zerfällt in 24 Abtheilungen
mit einem Anhänge: „Der victualien und taglöhner halben soll man
sich volgendter gestalt verhalten“. Papierhandschrift in Folio.
4. Eine Polizeiordnung vom J. 1698.
Seitwärts von Schruns auf dem Mittelgebirge liegt St. Bar
th o 1 omae b erg, wie man sagt, die älteste Gemeinde im Thale.
Ich stieg hinauf, um den Inhalt der dortigen Gemeindetruhe zu
untersuchen, wurde aber durch das Misstrauen des Seelsorgers aller
ferneren Mühe enthoben, indem ich in die Sacristei, die zugleich
als Archiv dient, nicht zugelassen wurde. Doch versprach der Herr
Kooperator im Gegensätze zu seinem würdigen Herrn Principale
gütigst, nachsehen, und, falls sich etwas für unsere Zwecke fände,
dasselbe einsenden zu wollen.
In Nüziders, dem Hauptorte der Grafschaft Sonnenberg,
fand ich:
„Polizei Ordnung und Ordnung, wie sich die geschworne zue
Nüziderss hinfürter verhalten sollen“.
1607, Papier, 3 Blätter in Fol. J ).
In Nenzing war nichts zu entdecken, schon aus dem Grunde,
weil das alte Archiv vollständig verbrannte.
Nicht glücklicher war ich bei meinem Streifzuge den innern
Walgau hinab bis Feldkirch; in keinem der hier so zahlreichen
1 ) Eine weitere Urkunde über Nüziders wurde mir später von Herrn Prof. J. Zin-
ger 1 e übergeben, die sich unter den von Herrn Anton Grafen von Brandis
zur Verfügung gestellten Weisthümern vorfand. Es ist eine Abschrift der „Kirch
spils gebrauch der gemeinde Nüziders“ in ziemlich neuer Fassung. Sie enthält
die Gemeinde-Ordnung von 1592 mit einigen Ergänzungen aus dem J. 1645, und
eine Waldordnung von 1684. 4 Blätter in Folio.
Sitzb. d. phil.-hist. CI. LXI1. Bd. I. Hft.
3
34
Wieser
Dörfer: Thüringen, S c h 1 i n s, S c h n ü f i s, S a 11 e i n s etc. gelang
es mir, eine Ausbeute zu machen.
Das Stadtrecht von Feld kirch nach der Abfassung von 1399,
der das Stadtrecht von Lindau und mehrere ältere Verordnungen
über Feldkirch etc. zu Grunde liegen, ist abgedruckt in Mone's
Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, Bd. XXI, S. 129 ft'.
„Dis sind gesetztan der statt ze Liudöw, die haben wir bisclioff
Rudolf und graf Ulrich von Montfort und och wir der amman, der
rat und die burger gemainlicb ze Veltkilch durch unser statt eren
und durch gutz frides willen ouch uff gesetzet.
Titel 1. Welch burger ainen andern burger ald burgerinen hie
in der statt vahet“. etc.
In Altenstatt, welche Gemeinde sich bis dicht an die Stadt
erstreckt, hat sich nicht erhalten, da das Archiv verbrannt ist.
Von Feldkirch aus machte ich noch zwei Abstecher nach Tisis
und Frastanz, beide aber vollkommen resultatlos.
Mehr vom Glücke begünstigt wurde ich auf meiner Wanderung
durch das weite blühende Rheinthal. In Rank weil, wohin wahr
scheinlich im IS. Jahrh. das uralte Reichslandgericht zu Müsinen
verlegt ward l ), wurde ich vom Herrn Gemeindevorstand und Land
tagsabgeordneten Lins er auf das zuvorkommendste aufgenommen,
und fand im dortigen Archive:
1 „Ain Ordnung angesechen und gemachet, wie hernach ge
schrieben staut in disem register von ainer ganzen gemaind Ranck-
quil der eitesten mit sampt der achtzechener, und solichd gethon von
ains dorf bessten nutz wegen, beschechen an saut lucis tag im XV. jar“.
„Dess ersten so soll man geben alle jar ain zimlich banbolcz,
ist man dess notturftig, und das liowen umb aller haligen tag“ etc.
Pergamenthandschrift aus dem 15. Jahrh. 3 Blätter in Folio,
Sign. 6.
2. „Erbrecht und landsgebrauch beider geeichter Rankweil und
Sulz auch des gerichts Jaggberg und Damüls samt der herrschaft
JNeuburg in der herrschaft Veldkirch gelegen“ etc.
Unvollendet, ziemlich neue Handschrift. Papier, 5 Blätter
in Fol.
Vgl. hierüber: Zimmer mann, Beitrag zur Geschichte Vorarlbergs. Im Archiv
f. Kunde Österreich. Geschichtsquellen, ßd. 11.
Ber. üb. d. in Vorarlberg- ang-estellten Weisthümer-Forschuiigen.
35
3. Uhrthel Sanct Goroldischer coramission contra die von
Ägtawald von Ranckweii, vom 21. februarii anno 1612“. Diese Ur
kunde ist hier aus dem Grunde zu erwähnen, weil in derselben
einzelne Privilegien wörtlich aufgenommen sind; z. B. „Diss seind
die recht, die dess gottshauss zue Friesen *) angehörendt“ etc. 1377.
Pergamenthandschrift in Fol.
4. Mehrere Bestätigungen aller Privilegien und Freiheiten, die
älteste von Herzog Sigmund im J. 1489.
Auf der andern Seite der Frutz liegt das Dorf Sulz, wonach
das alte Gericht Sulz benannt wurde, das von dem in Rankweil
theilweise abgesondert war. Vielleicht dürfte hier noch etwas für
unsere Zwecke liegen; leider aber war der Gemeindevorstand nicht
zu treffen. In Röthis, das unmittelbar an Sulz stösst, fand sich das
Bruchstück eines Weisthums.
„Copia extractus des original briefs zwing und bahn betreffend,
dat. 2. Mai 1633“.
„Zum zwölften sollen die von Sulz vom bolz auf dem Schüz al-
einig das von sich selbst oder vom luf't umgefallen bolz, oder was die
ungehorsamen unwissendt umbhauen, zu verkaufen macht haben“ etc.
Papierblatt in Fol.
In Weiler fand ich zwei Gemeindeordnungen:
1. „Gemeinde Ordnung Sulz, Zwüschenwasser und Wey-
ler“. 1760.
Papier, 9 Blätter in Fol.
2. Gemeindts Ordnung der gemeindt Weiller“.
Papier, 18. Jahrh. 2 Blätter in Fol.
In Klaus war nichts vorhanden.
Im Gemeindearchive von Götzis fand sich ebenfalls kein Weis
thum vor, doch liegt dort die
„Wald Ordnung der gerichteren Ranckhweill und Sulz der
herrschaft Yeldtkirch, dat. 23. Sept. anno 1741“.
Papier, 18 Blätter in Fol.
Ich bog nun von der Landstrasse ab, und ging nach Ko bl ach,
das mit dem Schlosse Neuburg ein eigenes Gericht bildete; doch
war in der dortigen Gemeindelade nichts vorhanden. (Siehe oben
bei Rankweil.)
3*
*) Die Probstei St. Gerold im Walserthale.
36
W i e s e r
In dem Gemeindearchive von Hohenems befindet sich nach
Aussage des Herrn Gemeindevorstehers kein Weisthum. Im Schloss
archive aber, das genauer zu untersuchen mir diessmal leider un
möglich war, liegt:
„Satzungen des reichs-hofes Lustenau von gnädigsten landes
herrschaft puplizirt den 7. Oct. 1792“.
„I. Von des reichshofs Lustenau <) inbegrief gängen und Unter
haltung der landstrassen“ etc.
Papierhandschrift in Fol. (Vergl.PfeifFer’s Bericht, S. 332).
In D o r n b i r n fand ich:
1. Gerichts-Ordnung, gegeben von Herzog Ferdinand 1581;
sie zerfällt in 5 Titel. Abschrift, Pergament, 9 Blätter in Fol.
„Der erst tittel“.
„Wie es des landtrechtens halben zu Torenpeuren gehalten
werden sulle“ etc.
2. Bestätigungen dieser Urkunde durch alle Herrscher bis aut
Maria Theresia. Letztere Redaction enthält mehrere Zusätze, z. B.
„Die alt hergebracht Übungen und freiheiten aber seind“ etc.
3. „Erbschafts recht“, gegeben eigentlich 1390 unter „Rein
hart von Wachungen, des durchleiichtig und hochgeboren fürsten
herzog Albrecht, herzogen zu Österreich, meines gnädigen herrens
landvogt“, in der vorliegenden Ausgabe aber zusammengestellt unter
Jacob Hannibal, Grafen zu Hohenems etc., dem österreichischen
Vogte der Herrschaft Feldkirch. Es umfasst 36 „articul“ und einen
Anhang vom „kürchen satz“ und „jus patronatus.“
Pergament, 23 Blätter in Fol.
Im Archive zu Lustenau waren weder die oben erwähnten
Satzungen des Reichshofes Lustenau, noch irgend ein anderes
Rechtsdenkmal zu entdecken.
In Hoechst fand ich:
„Hoffbräuch, recht, Ordnung und Satzungen zue St. Johannes
Höchst und zue Fuessach, so in die enge in disses quartbuech-
lin zuesammen eingetragen, alss volgendt, und beschechen im
jahr 1686“.
i ) Der Reichshof Lustenau war beim schwäbischen Kreise iminatrikulirt, und gierig
später durch Kauf an die von Ems über. Vergl. J. v. Bergmann, Landeskunde
von Vorarlberg, S. 51.
Ber. üb. d. in Vorarlberg 1 angestellten Weisthiimer-Forschungen.
37
„Namen der keller zue St. Johann Höchst, sovil dero in büecher
und brieffen zue finden“ etc. „Hernach stehet vermerckt, wie Höchst
ahn dass gottshauss St. Gallen ist kommen i), und wass für ge-
rechtigkaiten dass selbige alda gehabt, und noch hat, alsso kürzlich
volgendts begriffen“ etc.
Papier, 81 Blätter in kl. 4».
Nachdem ich noch die Gemeindelade zu Lauterach vergeblich
durchsucht, gelangte ich endlich in die an den Ufern des schönen
Bodensees so reizend gelegene Stadt Bregenz, das alte Bri-
gantium.
In das Archiv des dortigen Museums wurde mir der Zutritt
bereitwilligst gestattet von dem Vorstande dieser Anstalt, dem Herrn
Landeshauptmann v. Froschauer, welcher auch schon früher die
Güte gehabt hatte, mich durch ein offenes Empfehlungsschreiben an
die Gemeindevorstehungen Vorarlbergs auf das nachdrücklichste bei
meinen Forschungen zu unterstützen, wofür ich hiemit meinen herz
lichen Dank ausspreche. Auch Herr Secretär Batz kam mir mit
liebenswürdiger Freundlichkeit entgegen und zeigte überhaupt für
unser Unternehmen das regste Interesse. Da aber nicht nur die
beiden genannten Herren von dem eben zusammengetretenen
Landtage vollständig in Anspruch genommen wurden, sondern auch
der Museumsdiener durch denselben viel zu thun bekam (es wird
nämlich zu diesem Geschäfte der Amtsdiener verwendet), so war es
mir leider nicht möglich, das im Museum gesammelte Materiale ein
gehend zu durchforschen, und ich musste mich mit einer flüchtigen
Durchsicht begnügen, wobei ich eine Gant- und Gerichtsordnung
aus dem Ende des 16. Jahrh. fand, gegeben von Hector von Ramsch
wag, Vogte zu Bludenz und Sonnenberg. In den Repertorien ist
unter Anderem verzeichnet:
1. „Gerichtsbuch des.kelnhofs Wolffurt“. 1595.
2. „Gerichtsbesatzungs und frevelgerichts protokoll“.
3. „Das freie kais. landgericht Mussinen zu Rankweil“.
4. „Hofriedische gerichtsordnung über die baumpflanzung, zäu-
nung, ackerbau, Viehweiden und erbsverhandlungen.“ 1725.
5. „Ehehafts gerichtsbewilligung für Sulzberg.“ etc.
1 ) St. Gallen besass in Hoechst einen Kellerhof (cellarium) ; vgl. B e r g m a n n, Landes-
künde v. Vorarlberg, S. 3a.
38
W i e s e r
Bei Frau Teutsch, Buchhändlerswitwe in Bregenz, welche-
mir die in ihrem Besitze stehenden Urkunden auf das zuvorkommendste
zur Verfügung stellte, fand ich:
1. „Der Sonnenberger brauch, furnembste freiheiten und alt
herkhomen“ etc.
„Erstlichen so solle yeeziger und ain yeder nachkhomender herr
vogt das landaman - und richter amht alle zwai jar auf den plingst
montag oder nach gelegenhait der zeit in aines regierenden herren
und landtsfürsten uncosten besetzen" etc.
Am Schlüsse: „Hernach volgen der herrschaft Sonnenberg von
rath und gerichts verwandten auch zuegehorigen underthonen grava-
mina“ etc. 1613.
Papier, 24 Blätter in 4°.
2. Eine Pergamenturkunde vom J. 1555, den Landsbrauch
des innern Bregenzerwaldes enthaltend; abgedruckt im Vorarlberger
Volkskalender 1855.
„Zu wissen und künd sei menigcleichem das landaman ratt und
gemaind uff unser lieben frowen verkhiindigung tag oder den fünf-
undtzwaintzigisten Marti uff der Bätznegg des fünftzechenhundertisten
und fünfundfünftzigisten jars diese nachvolgende artickhel uff und
fiirgenomen und für ainen ehewigen lanzprauch zuhalten“ etc.
Ich verliess nun die Landeshauptstadt, und wandte mich wieder
landein, dem Bregenzerwalde zu.
ln Wolfurt war leider der Gemeindevorsteher abwesend, und
ich konnte daher nicht Einblick in das dortige Archiv nehmen. In
Schwarza cli dagegen fand ich eine Gerichtsordnung.
„Hienach folgen allerlei gerichts im Hofstaig in der herrschaft
Bregentz gelegen neie und alte landssgebräuch, Ordnungen, wohl
hergebrachte freiheithen, Vergleichungen und verträg, erneiert und
bemelten gericht Hofstaig zu sondern gefallen — — von neien ge
schrieben“ etc. 1596.
Papier, starker Folioband.
Die Gemeindetruhe in Alberschwende enthielt nichts. Eben
so blieb ein Ausflug in den vordem Bregenzerwald vollkommen resul
tatlos, da das Archiv in L i n g e n a u vor 3 Jahren gänzlich verbrannte.
ln Egg fand ich eine Revision des Landsbrauches für den
Inner-llregenzerwald (S. oben bei Bregenz) von den J. 1794 und
1795. Eine andere Redaction dieses höchst interessanten Weisthums
Ber. üb. d. in Vorarlberg’ Angestellten Weisthumer-Forschungen.
39
ist vom J. 1644, und eine weitere vom J. 1744, die in mehreren Ab
schriften erhalten ist (Vgl. Pfeiffer’s Bericht, S. 332). Nach dieser
letzteren Abfassung wurde der Landsbrauch von J. Feuerstein
in Bezau lithographirt herausgegeben.
In Damüls fand ich eine Gerichtsordnung, welche, aus 36
Artikeln bestehend, 1636 zusammengestellt wurde unter dem Grafen
Jacob Hannibal II. von Hohenems, dem österreichischen Vogte der
Herrschaft Feldkirch, zu der Damüls früher gehörte.
Pergament, breit Folio.
In welchem Verhältnisse diese Gerichtsordnung zu jenen von
Rankweil und Dornbirn steht, vermag ich nicht anzugeben, da mir
eine Vergleichung dieser Urkunden nicht möglich war.
Ausserdem liegen hier noch mehrere Bestätigungen der Privi
legien und Freiheiten durch die einzelnen Landesfürsten.
In den Gemeinden des Walserthales blieben meine Nach
forschungen durchaus ohne Erfolg.
Im Klosterarchive von St. Gerold hingegen, in das mir mit
zuvorkommender Freundlichkeit Einsicht gestattet wurde, ergab sich
ziemlich günstige Ausbeute. Leider konnte nur Weniges aufgefunden
werden, da in dem Archive eine seltene Verwirrung herrscht, und
die Signaturen fast nie zusammenstimmen (Manches scheint auch
nach Einsiedeln gewandert zu sein), und so musste ich mich
grossentheils an die ausführlichen Auszüge in den Repertorien
halten. Ich fand:
1. „Hofrodel oder Öffnung der rechtung, welche ein probst zu
Frysen (St. Gerold) hat an den leuten, die zuo dem gotzhaus zuo
Frysen gehörendt, und selbige hinwider an den probsten.“ 1377-
Enthält 26 Punkte. (S. oben bei Rankweil.)
2. „Landsbrauch beider herschaften Blumenegg und St. Gerold
in erbrechten, testamenten, letsten willen, vermächtnussen, übergaben
und andern geschärten von tods wegen.“ 1609.
3. „Pollicei Ordnung herrn Sigmund freiherrn von Brandis,
herrn zuo Blumenegg“ etc. 1506.
4. In einem „urbarium deren gerechtigkeiten, eigen und lehen-
güter, brauch und gewohnheiten etc. des gottshaus St. Gerold“ vom
J. 1666 ist unter Anderem enthalten:
„Gebothe, die den St. Geroldischen untertbonen jährlich vor
zulesen“, in 28 Abtheilungen.
•40 W i es e r. Ber. üb. d. i. Vorarlberg angestellten Weisthümer-Forschungen.
Hiemit war meine Rundreise durch Vorarlberg abgeschlossen,
und dies sind die Ergebnisse meiner bisherigen Nachforschungen in
den verschiedenen Archiven des Landes. Wie man sieht, ist die Zahl
der Weisthümer hier eine verhältnissmässig geringere, als in Tirol,
das bekanntlich der Forschung in dieser Beziehung eine so reiche
Ausbeute bietet, wie kaum ein anderes Land, da fast jede selbst
ständige Gemeinde ihr eigenes Weisthum besass. ln Vorarlberg aber
scheinen, wenigstens nach den bis jetzt angestellten Untersuchungen,
nicht die einzelnen Dörfer, sondern die verschiedenen Gerichte 1 )
ihre besonderen Rechtsnormen, ihre „Landesordnung“ oder „Landes
brauch“, wie diese hier gewöhnlich genannt wurden, gehabt zu
haben. So galt ein Recht für den ganzen Inner-Bregenzerwald,
eines für das Thal Montafon etc., ja mitunter erstreckten sich wohl
solche Bestimmungen sogar über mehrere Bezirke, wie die oben hei
Rankweil verzeichnete Urkunde zeigt. Nur selten besassen innerhalb
eines Gerichtes einzelne Dörfer noch ihre eigene Ordnung, wie Bürs
im Gerichte Sonnenberg, oder Weiler im Gerichte Rankweil. Wenn
nun demnach die Weisthümer Vorarlbergs an Zahl denen anderer
Länder vielleicht nachstehen, so sind sie doch grossentheils in mehr
facher Hinsicht von hohem Interesse, und die Wissenschaft wird ge
wiss vieles Brauchbare, und manchen schätzenswerthen neuen
Beitrag in denselben finden. In welchem Verhältnisse die verschiedenen
Rechtsdenkmäler unter einander stehen, bin ich noch nicht im Stande,
anzugeben,- es wird dieses erst nach einer genauen Vergleichung
der einzelnen Ordnungen möglich sein. Ebenso wenig vermag ich zu
entscheiden, ob wir es mit rein volkstümlichen Rechten oder mit
mehr gelehrten Elaboraten zu thun haben, und wie weit sich even
tuell der Einfluss der Fremdrechte erstreckt. Die Beantwortung dieser
Fragen müssen wir den juridischen Fachgelehrten überlassen.
J ) Vorarlberg- zerfiel in 24 Gerichte, von denen o im J. 1814 als Landgericht
Weiler bei Baiern blieben. Die Reichsgrafschalt Hohenems war aber bei
dieser Eintheilung nicht mit einbezogen, sondern zählte zum schwäbischen Kreise,
und ebenso wurde auch die Stift Weingarten'sche Reichsherrschaft Blumenegg
und die Stift Einsiedeln’sche Probstei St. Gerold nicht zu den Ständen Vorarl
bergs gerechnet. Vgl. über alle diese Verhältnisse Bergmann, Landeskunde
von Vorarlberg, S. 21 ff.
Verzeichntes der eingegangenen Druckschriften.
41
VERZEICHNISS
DEM EIN GEGANGENEN DRUCKSCHRIFTEN.
(APRIL 1869.)
Akademie der Künste und Wissenschaften, Südslavische: Arbeiten.
VI. Band. Agram, 1869; 8°. — Monumenta spectnntia hi-
storiam Slavorum meridionalium. Vol. I. Agram, 1868; 8°. —
Alte kroatische Schriftsteller. I. Band. Agram, 1869; 8°.
— der Wissenschaften. König!. Preuss. zu Berlin: Monatsbericht.
Jänner, 1869. Berlin; 8°.
— — ungarische Evkönyvei. XI. kötet, 9. und 11. darab. Pesten,
1868; 4°. — Archaeologiai közlemenyek. VII. k., 1 & 2 füzet.
Pesten, 1868; 4°. — Nyelvtudomänyi közlemenyek. VI. k.,
1.—3. füz. Pesten, 1868; 8°. — Statistikai es nemzetgazdasägi
közlemenyek. IV. k., 1. & 2. füz. V. k., 1. füz. Pesten, 1868;
8°. — Magyar törtenelmi tär. XII. köt. Pesten, 1868; 8«. —
Monumenta Huugariae historica. I. osztäly: Okmänytar,
XI. köt. 1868; II. osztäly: Irök. VIII, XIX & XXIII. köt. 1868;
8°. — A magyar nyelv Szotära. V. köt., 1 füz. 1868; 4°. —
Almanach. 1868; 8». — Budapesti Szemle. XXVI.—XXXVII.
füzet. 1868; 8°. — Ertesftöje, 1867. Nr. 1 —17; 1868.
Nr. 1—15; 8°. — Törtenettudomänyi Ertekezesek. VII. szäm,
1868; 8°. — Törvenytudomänyi Ertekezesek. III.—V. sz.
1867—1868; 8°. — Philosophiai Ertekezesek. IV.—VIII. sz.
1868; 8°. — Termeszettudomänyi Ertekezesek. IV.—XII. sz.
1868; 8°. — Mathematikai Ertekezesek. I.—111. sz. 1867—
1868; 8°. — Nyelv-es szeptudomänyi Ertekezesek. I.—II. sz.
1868, Pesten; 8°.
Archives des missions scientifiques et litteraires. 1P Serie. Tome V,
l re Livraison. Paris, 1868; 8°.
42
Verzeichniss der ein^egangenen Druckschriften.
Ateneo Veneto: Atti. Serie II., Vol. V., P. 2“—3“. Venezia,
1868; 8».
Camesina, Albert, u. Carl Weiss: Wiens ältester Plan aus den
Jahren 1438—1455. Wien, 1869; 4».
Central-Commission, Statistische: Mittheilungen aus dem Ge
biete der Statistik. XV. Jahrgang. 3. Heft. Wien, 1869; kl. 4°.
— Statistisches Jahrbuch für d. J. 1867. Wien, 1869; kl. 4®.
Domin-Petruschevecz, Alphons von, Neuere österreichische
Rechtsgeschichte. Wien, 1869; 8°.
Erlangen, Universität: Akademische Gelegenheitsschriften aus
d. J. 1868; 4« & 8».
Fenieia da Ruvo, Salvatore, Libero decimoquarto della politica.
Rari, 1868; 8®.
Gelehrten-Gesellschaft, k. k., zu Krakau: Rocznik. Tom XIV.
Krakow, 1868; 8®.
— — zu Relgrad: Glasnik. XVI.—XVIII. Rand. Belgrad, 1863—
1863; 8».
Gesellschaft, k. k. mähr.-schles., zur Beförderung des Acker
baues, der Natur- und Landeskunde: Mittheilungen. 1868.
Brünn; 4®.
— für Salzburger Landeskunde: Mittheilungen. VIII. Vereinsjahr,
1868. Salzburg; kl. 4».
Hamelitz. IX. Jahrgang, Nr. 8 — 14. Odessa, 1869; 4®.
Hunter, W. W., A comparative Dictionary of the Languages of
India and High Asia. London, 1868; 4®.
Institut du Grand Duche de Luxembourg: Publications de la
Section historique. Vol. XXIII. Luxembourg, 1868; 3®.
Istituto, R., Veneto di scienze, lettere ed arti: Atti. Tomo XIV 0 ,
Serie 3 1 disp. 4\ Venezia, 1868—1869; 8®.
Jena, Universität: Akademische Gelegenheitsschriften aus dem
verflossenen Halbjahre. 4° & 8°.
Maatschappij der Nederlandsche Letterkunde te Leiden: Hande
lingen en Mededeelingen. 1868. — Bijlage tat de Handelingen
van 1868. Leiden; 8».
Mittheilungen aus J. Perthes’ geographischer Anstalt. Jahr
gang 1869. III. Heft und Ergänzungsheft Nr. 27. Gotha; 4®.
Monumentos arquitectönicos de Espana. Cuaderno Nr. 34.
Madrid; gr. Folio.
Verzeichniss der eingeg-angenen Druckschriften.
43
Nationalmuseum, germanisches: 14. Jahres-Bericht. Nürn
berg, 1868; 4°. — Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
N. F. XV. Jahrgang. Nr. 1—12. Nürnberg, 1868; 4°.
Panstenographikon. Zeitschrift für Kunde der stenographischen
Systeme aller Nationen. Herausgegeben im Aufträge des königl.
Sachs. Ministeriums des Innern von H. Krieg und Dr. Zeibig.
I. Band, I. Lieferung. Leipzig 1869; 8°.
Reise der österr. Fregatte Novara um die Erde etc. Anthro
pologischer Theil. Dritte Abtheilung: Ethnographie. Bearbeitet
von Dr. Friedrich Müller. Wien, 1868; 4°.
Revue des cours scientifiques et litteraires de la France et de
l'etranger. VP Annee, Nr. 16—21. Paris & Bruxelles, 1869; 4°.
Scientifique Opinion. Nrs. 21—22. Vol. I. London, 1869; Folio.
Society, The Royal, Dublin: Journal. Vol. V. Nr. 37. Dublin &
London, 1868; 8°.
Verein, histor., für das Würtembergische Franken: Zeitschrift.
VII. Bd., 3. Heft, 2. Abth.; VIII. Bd„ 1. Heft. Weinsberg,
1867 & 1868; 8«.
— histor., in St. Gallen: Mittheilungen zur vaterländischen Ge
schichte. Neue Folge. I. Heft. St. Gallen, 1869; 8°.
— für Kunst und Alterthum in Ulm und Oberschwaben: Ver
handlungen. N. R. I. Heft. Ulm, 1869; 4°.
— siebenbürgischer, für romanische Literatur und Cultur des
romanischen Volkes: Transilvania. Anulu II, Nr. 6—8. Kron
stadt, 1869; 4°.
Vivenot, Alfred Ritter v., Thugut, Clerfayt und Wurmser. Wien,
1869; 8».
Waekernagel, Wilhelm, Voces variae animantium. Ein Beitrag
zur Naturkunde und zur Geschichte der Sprache. (2. Auflage.)
Basel, 1869; 8«.
SITZUNGSBERICHTE
DER
KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN.
PHILOSOPHISCH-HISTORISCHE CLASSE.
LXII. BAND. II. HEFT.
JAHRGANG 1869. — MAI.
Coinmissionsbericht.
47
SITZUNG VOM 12. MAI 1869.
Der Secretär legt vor:
1. Eine Note des k. k. Ministeriums für Cultus und Unterricht
vom 19. April 1. J., Z. 2792, womit die Bitte des Lehrkörpers der
griech.-oriental. Oberrealschule in Czernowitz um Betheilung mit
den Schriften der kais. Akademie unterstützt wird;
2. ein Dankschreiben des Verwaltungsrathes des Museum
Francisco-Carolinum vom 4. Mai 1. J. für die dem genannten
Museum behufs der Ausgrabungen von Windischgarsten bewilligte
Subvention;
3. ein Ansuchen des n.-ö. Landes-Realgymnasiuins in Ober-
hollahrunn um Betheilung mit den Sitzungsberichten und Denk
schriften ;
4. ein Ansuchen des Herrn Hirsch B. Fas sei, Oberrabbiners
in Gross-Kanizsa, um Vorschuss der Druckkosten für ein von ihm
verfasstes Werk: „Das mosaisch-rabbinische Strafgesetz“;
5. von Herrn Dr. Franz Stark in Wien eine Abhandlung:
„Keltische Forschungen. II. Keltische Personennamen, nachge
wiesen in den Ortsbenennungen des Codex traditionuni ecclesiae
Ravennatensis aus dem 7. bis 10. Jahrhundert“, mit dem Ansuchen
des Verfassers um Aufnahme in die Sitzungsberichte.
6. Der Secretär legt eine von ihm verfasste, für die Sitzungs
berichte bestimmte Abhandlung vor: „Über die Genitiv-Endung in
der pronominalen Declination der slavischen Sprachen: go“.
48
Miklosich
Über die Genitiven düng go in der pronominalen
Declination der slavischen Sprachen.
Von dem w. M. Dr. Franz Miklosich.
Bo pp erkennt 2. 534. in der slavischen pronominalen Genitiv-
Endung go die sanskritische vollere Genitiv-Endung sja: to-go, ta-
sja. Nach seinem Dafürhalten reicht diese Zusammenstellung allein
statt alles Beweises hin. Er verweist indessen auch auf die, wie
er meint, so leicht eintretende Erhärtung des Halbvocals j zu g, im
Präkrit zu dz, und auf den hohen Grad von Unwahrscheinlichkeit,
dass das slavische sich eine allen verwandten Sprachen fremde, ganz
neue Genitiv-Endung geschaffen habe. Nehme man das g der Endung
go für eine Erhärtung aus j an, so habe das altslavische (d. i. alt-
slovenische) von der Endung sja gerade eben so viel bewahrt als
das griechische, und es entspreche go dem griechischen io und
namentlich to-go illias dem griechischen zo-to. Da aber im slavi
schen die Zischlaute leicht mit Gutturalen wechseln, so könne man
auch vermuthen, dass das g von go die Entartung des sanskritischen
s und der Halbvocal von sja verschwunden sei: doch sei nicht zu
übersehen, dass sonst im altslavischen nur h (ch), niemals die gut
turale Media an die Stelle eines ursprünglichen Zischlautes getreten
sei. Es fehle aber auch dem altslavischen nicht an einer vereinzelt
stehenden pronominalen Genitiv-Endung so: cb-so, ce-so ; er könne
aber auf diese Form nicht mehr so viel Gewicht legen wie früher,
weil ebso, ceso einen thematischen Charakter dadurch annehme, dass
sich daran noch die Endung go anschliessen könne: cbso-go, ceso-go,
und dass daraus auch die Dative und Locative cbso-mu, ceso-mu;
ebso-mb, ceso-mb entspringen, gegenüber den ursprünglicheren
Formen ce-mu, ce-mb. Man könne darum ebso für einen zusammen-
Üb. d. Genitivendung- yo i. d. pronominalen Declination d. slav. Sprachen. 49
gesetzten Pronominalstamm halten, nach Art des nur im Nominativ
und Accusativ vorkommenden cbto quid. Während der Sehlusstheil
dieser componirten, aber flexionslosen Form cbto dem griechischen
Stamme to, sanskritisch tu, entspreche, könne so von cbso, ceso mit
dem sanskritischen Stamme sa und griechisch 6 vermittelt werden.
Es könnte aber, meint Bo pp, auch das altslavische cbso, ceso so
gefasst werden, dass sein s erst auf slavischem Boden aus t ent
sprungen sei, so dass die Neutralstämme cbto und cbso ursprünglich
eins wären. So viel stehe fest, dass die Endung go mit der sanskri
tischen sja Zusammenhänge, sei es, dass ihr g eine Erhärtung des
Halbvoealsy sei oder eine Entartung des Zischlautes.
Dieser Ansicht Bopp’s schloss sich Schleicher an. Formen
lehre 23o; auch ich habe ihr beigepflichtet. Vergleichende Gram
matik 3. 61, indem wir beide die Erhärtung des j zu g annahmen.
Schleicher hat diese Theorie festgehalten: in der zweiten Ausgabe
seines Compendiums 628 lässt er logo aus taga und dieses aus
tasga, tasju entstehen, indem ersieh auf das altsloveuische para-
skevgi aus dem griechischen nupaaxeog (Vergleichende Grammatik
1. 126) und auf einige andere Erscheinungen beruft, deren Beweis
kraft in Zweifel gezogen werden darf. Ich glaube Bopp's Erklärung
autgeben zu müssen, und will hier dasjenige darlegen, was dagegen
eingewendet werden muss.
Erstens. Dass die blosse Zusammenstellung des togo mit tasju
jeden Beweis der Identität der Formen überflüssig mache, konnte
Bopp allerdings annehmen, weil er von der Ansicht ausgieng, dass
die indogermanischen Sprachen nicht nur aus einer Ursprache her
vorgegangen, sondern auch, abgesehen von Lautgesetzen, identisch
geblieben seien, eine Ansicht, deren Unhaltbarkeit gegenwärtig
allgemein anerkannt ist. Zweitens. Dass sich in den slavischen
Sprachen j zu g erhärten könne, ist nicht nachweisbar: wenn ehe
dem von mir auf das altpolnische gi für ji hingewiesen wurde, so
kann ich jetzt in gi nur eine minder genaue Schreibung für ji, alt—
slovenisch i, erblicken. Drittens. Dass s in zahlreichen Fällen in
h (&. i. chj übergeht, ist bekannt: von der Verwandlung des s in g
jedoch gibt es kein Beispiel, wie Bopp selbst bemerkt. Viertens.
Dass so in cb-so, ce-so dem sanskritischen sja entspricht, daran
zweifle ich nicht: dass so statt des erwarteten sjo, gesteht, kann
mich in meiner Ansicht nicht beirren, indem j auch sonst spurlos
Sifzb. d. phil.-hist. CI. r.Xli. Bd. II. Hft. 4
50
M i k i o s i c h
ausfällt: man vergleiche den Dativ und Instrumental des Duals des
Pronominalstamms to: tema für sanskritisches täbhjam, wofür etwa
temja erwartet wird; man beachte fernere altsloveniscli vbsego, nicht
etwa vbsego, aus vbsjogo, allerdings neben dem. cechisclien vielto
und dem polnischen wszego. Dass wir im altslovenischen cbso statt
des nach der Analogie von sego aus sb erwarteten cese haben, ist
allerdings befremdend. Dieses cbse findet sich im altcechischen als
cse, cese und im altpolnischen als czse in niczsez. Vergleichende
Grammatik 3. 404. 485. Wenn Leskien, Beiträge V. 409, meint,
dass aus sja hätte si d. i. aus auslautendem a hätte <5 werden müssen,
so darf man auf go für aind. gha, auf die Personalendung des Duals
te für aind. thn hinweisen (auf ta für te hat der Auslaut des männ
lichen Nomens im Nominativ des Duals eingewirkt): cbso ist daher
wol keine jüngere Bildung. B o p p‘s Erklärung des so in cbso aus
dem sanskritischen Pronominalstamm sa halte ich für ebenso un
richtig als seine Annahme der Möglichkeit, so sei aus to entstanden.
Dass neben cb der Genitiv cbso als Thema auftritt, kann auf den
ersten Blick überraschen: wir werden jedoch darauf weniger Ge
wicht legen, wenn wir bedenken, dass dies nur im altslovenischen
geschieht und dass in allen übrigen slavischen Sprachen nur das
dem sanskritischen ki entsprechende cb Declinätionsthema ist. Diese
Sonderbarkeit erklärt sich leicht, wenn man berücksichtigt, dass
der Genitiv cbso in mehreren slavischen Sprachen als Nominativ
und Accusativ fungiert, denn cecliisch und polnisch co ist aus cbso
eben so entstanden wie cecliisch recky aus *fecbsky und polnisch
niemiecki aus *niemieczski. Vergleichende Grammatik I. 403. 440.
478. 484. Auch im neuslovenischen findet man den Genitiv koga als
Nominativ und als Accusativ für kaj quid angewendet: koga na
vrhu tak grmi? vraz 13. koga sem primolila? pres. 59. Ver
gleichende Grammatik 3. 194. Auch russ. cego steht dialektisch
für cto ; dasselbe gilt vom acech. cse, cese. 3. 335. 403. Mau be
achte auch das Zusammentreffen des allerdings seltenen altslove
nischen kojega, des neuslovenischen toga und cbsa hinsichtlich des
auslautenden Vocais mit aind. ghd. Es mag hier auch bemerkt
werden, dass neben dem älteren Genitiv auf so ein, wie es scheint,
jüngerer auf go, ga vorkommt: serbisch cesa, cega: altcechisch
cse, cese, ceho; polnisch czse in niczsez; kleinrussisch ceho;
russisch cego; oberserbisch ceho; niederserbisch cogo.
Üb. d. Genitivendung go i. d. pronominalen Ueelinatiou d. slav. Sprachen. 51
Die Gleichstellung des togo mit tasja glaube ich aus den hier
angeführten Gründen aufgeben zu müssen.
Indem ich eine neue Erklärung aufstelle, nehme ich die Nach
sicht der Mitforscher in Anspruch, die mir gewiss zu Theil werden
wird bei einer Erscheinung, an deren Deutung sich der Scharfsinn
Bopps und Schleichers vergeblich abgemüht hat.
Mir scheint nämlich, dass die Endung go in togo identisch ist
mit der Partikel ga, gä, welche sanskritisch glia, glue, ha, ha, hi;
griechisch ys, dorisch-äolisch ya, (rouro yc aus zoozo ys c): alt-
baktrisch zi; armenisch zi; lit. ga (toi ga Pott 1. 413), gi, gu,
g; lett. gu, g, dz; slavisch endlich nach Verschiedenheit der
Sprachen go, gZ, ze, i, zi, z und in Folge der Verwandlung des
i in r: ra, re, r (Vergleichende Grammatik 1. 336) lautet. Sie
wird in den gothischen Singular-Aecusativen des Pronomens der
ersten und zweiten Person mi-k, thu-k und in si-k und in den alt
hochdeutschen Plural-Accusativen unsi-h und iwi-h angetroffen. Sie
tritt ferner ein in den armenischen Singular-Dativen der ersten
und zweiten Person int mihi und qez tibi, von denen das erstere
auf ein älteres min-gha, das letztere auf ein älteres tva-gha zurück
führt: in den Ablativformen inten und qezen erscheinen int und
qez als Themen. So Fr. Müller im Gegensätze zu Bopp I. 421. Sie
findet sich auch im afghanischen, wo sie Declinationsfähigkeit
gewinnt: Singular-Nominativ masc. lut-gha, altindisch sa-gliu,
griechisch o-ye; Plural-Nominativ lia-ghü; Singular-Nominativ fern.
lia-ghe. B op p, Vergleichende Grammatik 2. 102. Auch im Serbi
schen ist zi declinationsfähig: Plural-Genitiv tizijeh für altslovenisch
*tehZ zi; ebenso tizijem für 9 tem7> zi; onizijeh für onehZ zi und
sogar njezin eius fern. Aus dem hei den im Venetianischen wohnen
den Slovenen vorkommenden sing. gen. telelia, (redi telelia zajca,
nutrit eum leporem) das altslovenisch to gledi go lauten würde,
ergibt sich die Lockerheit der Verbindung des Stammes to mit dem
Suffix go. Die Einwendung, dass nach dieser Theorie in togo
das Genitivverhältniss nicht bezeichnet wird, da an den Stamm
to der Stamm go gefügt werde, halte ich für unbegründet, da
ich von der Ansicht ausgehe, dass ursprünglich alle Casusbildung
auf der Verbindung irgend eines Stammes mit einem Pronominal
stamm beruhte. Dass der Stamm go ein Pronominalstamm ist, ergibt
sich mir aus der im altindischen, altbaktrischen, griechischen,
l)'£ .Vliklosich, Cb. d. Genitiveiul. yo i. d. pronominalen Ueclinution etc.
litauischen und slavisehen erhaltenen Bedeutung der mit demselben
zusammenhängenden Partikeln. Wenn Schleicher, Compendium 64ä,
die gothischen Singular-Aceusative mi-k, thu-k und si-k auf
ma-m-ga, tu-m-ga und sva-m-ga zurückführt, so scheint er von
der Ansicht ausgegangen zu sein, ga könne nur hervorhebend,,
nicht casusbildend sein, der Casus müsse daher am Stamm aus
gedrückt werden, eine Ansicht, die wohl nicht bewiesen werden
kann. Wer in go einen Pronominalstamm mit deiktischer Bedeutung
erkennt, wird an meiner Auffassung nicht mehr Anstoss nehmen
als an der auch von Schleicher, Compendium üb4, gebilligten
Ansicht, der Genitiv vrka-sja und daher auch ta-sja sei durch
die Verbinddng der Stämme vrka und ta mit dem aus den Pronominal
stämmen sa und ja entstandenen sju hervorgegangen. Ich halte
die Ansicht vom pronominalen Ursprünge des sja fest, halte Pro
nominal- und Verbalwurzeln für ursprünglich verschieden und bin
der Meinung, dass die Casusverhältnisse durch die ersteren aus
gedrückt wurden; ich kann daher der Ansicht Scherers nicht bei
pflichten, sja beruhe auf der Wurzel si (binden). Zur Geschichte
der deutschen Sprache. 342. Wenn es befremdet, dass dasselbe
Pronomen im gothischen zur Bildung des Aeeusativs, im slavisehen
zu der des Genitivs verwendet wird, mag sich an die Ersetzung
des Aeeusativs durch den Genitiv im slavisehen und an die Rolle
erinnern, welche die Partikel sma bei der Bildung verschiedener
Casus spielt. Bopp, Vergleichende Grammatik 1. 330 bis 340 und
anderwärts. Bol lensen in der Zeitschrift der deutschen morgen-
ländischen Gesellschaft XX, 627, wo gezeigt wird, dass dasselbe
sma zur Hervorhebung beliebiger Theile des Satzes, des Subjectes,
des Objectes, des Pronomen personale, relativum, demonstrativum
(vgl. serb. ovizi, tizi), der Negationen (vgl. aslov. neze und ähn
liches) u. s. w. angewendet wird.
Stark, Keltische Forschungen.
33
Keltische Forschungen.
Von Dr. Franz Stark.
I.
Keltische Namen im Verbrüderungsbuclie von St. Peter in
Salzburg.
in.
Amman (mon. monast. Auve) 60, 18 ssec. 8.
Dieser Name schliesst sich mit grosser Wahrscheinlichkeit an
die gallischen Namen :
Annävus Murat. 1570, 6,
Annavo Avia (fern.) Wiltheim, Lucilib. PI. 0 n. 21, Annava
Murat. 1570, 5, dann
an die armorischen Namen im Cartul. de Redon:
Amman a. 814. n. 135 (derselbe auch Anrtu a. 858. n. 202),
Anaoc a. 843 n. 117 = Anauoc, Anawoc, vgl. kymriseh
Anauoc Lib. Landav. 156 ')»
Anarchie.a. 892. n. 271 2 ), Anauhitr ssec. 9. n. 184 3 ).
Anaucar a. 854. n. 46, Anauhocar ssec. 9. n. 61,
*) Vgl. auch Anaoc (testis) ssec. 11. Kemble 4 n. 981 j». 309 = Anauoc «i. i. Anav-
dc-its.
~) Anauhic = Anavit—us, Anav-ic-us.
• 3 ) Vgl. die armorischen Namen Kalanhedre a. 834. Carl, de Redon n. 2, Canathrdri
a. 860. Beyer, Mittelrhein. Urkdb. 1 n. 95, Gurhedr saec. 11. Cart. Kemperleg.
Morice 1 cd. 368, Hidric a. 871. Cart. de Redon n. 245 (d. i. Sidr-ic). die
kymrischen Qurhitir Lib. Landav. 168, Mirhitr Lives of the Cambro-Brit.
Saints p. 89.
54
Stark
Anaubritoa e. a. 834. n. 122, Anauhoiun s*e. 9. n. 71,
Annulechan a. S38. n. 126 <), Anaumonoc a. 878. n. 269,
Anauuanoc e. a. 834. n. 181, Anauuin a. 830. n. 196, wenn
nicht An-awanoc, An-awin,
Anauuedoe a. 869. n. 241, Anauuili a. 872. n. 234, wenn nicht
An-aicedoe, An-awili,
Anauwocon ssec. 9. n. 184, Anauworet a. 867. n. 68, ferner
an die kymrischen Namen:
Anau (mancip.) saec. 11. Kemble 4 n. 981 p. 314,
Anauued f. Lib. Landav. 123, in welchen das Wort anau von
Zeuss Ed. 2 p. 129. 132 und Glück p. 106 durch das heutige
kymrisehe Hauptwort anaw (forma, harmonia, poesis) = anavo
gedeutet wird; doch vielleicht = An-awed.
Anatcan im Verbrüderungsbuche entspricht vollkommen dem
armorischen Namen Anauan, d. i. Anav-an.
Das Wort anau ist vielleicht auch anzusetzen als zweites Com-
positionsglied in den armorischen Namen:
Doitlwnau saec. 9. Gart, de Redon n. 267 -), Gloesanau a. 862.
1. c. n. 8ö s).
Bei Zeuss Ed. 2. p. 133 werden auch die Namen Dreanaa a. 869.
Gart, de Redon n. 109 und Rianau a. 832. 1. c. n. 23 = Dre-anau,
Ri-anau betrachtet, allein neben Drian a. 838. n« 206 und Rian
a. 827. n. 232 1. c. können jene Namen auch = Drian-au, Rian-au
(vgl. Zeuss 1. c. p. 129) aufgefasst werden.
In gleicher Weise sind etwa auch zu deuten die Namen:
Junanau a. 830. n. 230 neben Junan a. 990. Redel, Doeuin.
de Poitieus n. 32,
Winanau f. s®c. 9. Cart. de Redon n. 210 neben kymriseh
Guinan Lib. Landav. 138,
J ) Bei Zeuss Ed. 2. p. 132 steht nach der ersten Ausgabe des Cartulairs Anaubechan.
— Es ist aber nicht unwahrscheinlich, dass Anaulechan = An-autechan aufzufassen
sei. Vgl. ’OXi’xava (Stadt der Brigantes im nördlichsten Theile des röm.
Britanniens) Ptol. 2,3, 16.
2 ) Vgl. Doelhwal a. 831. n. 11, Doethgenus a. 8o8. n. 39, Doetcar saec. 9. n. 9? im
Cart. de Redon und kymriseh doeth (sagax) Lhuyd 143, (sapiens, prudens, con-
sultus) Mabinog. 2, 11 = lat. doetus. Zeuss Ed. 2. p. 152; es kann aber in beiden
oben genannten Namen auch eine doppelte Ableitung vorliegen.
3 ) Vgl. kymr. gluys (formosus) Lhuyd. 61, glivys (pure, holy, pleasant, fair, delec-
tahle) Owen, und das ir. Hauptwort gleas (ornatus) Lhuyd 109 = glcs.
Keltische Forschungen.
55
Wethunau und Woranau (coloni) a. 878. Cart. de Redon
n. 269 neben Wetan a. 797. ). c. n. 191 und Woran ssec. 9. n. 210.
Die doppelte Ableitung an-ov erscheint auch in dem Namen:
Astanovus a. 847. HLgd. 1 n. 7, neben Astus Fabretti p. 77,
80, Asto (praepos. Prumens.) a. 943. Beyer 1 u. 181, Astedius
a. 391. Mab. AS. ssec. 1 p. 331, 12, d. Asted-i-us, Astenus a. 919*.
Lupi 2, 114 u. v. a.
Cli>iti!o 21, 22 ssec. 8.
Dieser Name kann durch ahd. glintan, clintun, bestätigt durch
mhd. glinzen (Mhd. Wb. 1, 348), gedeutet werden. Da aber in
meiner reichen Sammlung kein zweiter deutscher Name sich ihm an-
schliesst, dagegen keltische Namen aus dem verwandten Worte gli/ul
gebildet vorliegen, da überdies jener Clintilo aus dem Kloster Corbeia
an der Somme stammt, so bin ich geneigt ihn als keltisch zu be
trachten und zwar als abgeleitet mit -il (Zeuss p. 728, 730) von
irisch glinn (light, brightness), glinn (manifest, plain, clair, evident)
Lhuyd, O’Brien, d. i. glind'), im schottischen Dialect glint nach
Diefenbach, Goth. Wb. 2, 412.
Clintilo kann demnach als lautverschoben und = Glindilo auf
gelöst werden, welcher älteren Form wir begegnen in den Orts
namen :
Glindonum (in Glindono) ssec. 7. Cart. Sith p. 20 n. 4,
Inglindonum (pro villa Inglindono) a. 661. Neugart n. 2 d. i.
In-glindonum, zusammengesetzt mit in- (Zeuss p. 836) wie
Imteius (Verginius) Tac. Hist. 3, 77 = In-steius neben Lucius
Steins Aemilianus, Fabretti p. 233, 30, Stius in „fundus Stiano“,
ssec. 9. Cod. trad. eccl. Ravenn. p. 27,
Inviricus Steiner n. 1720 = In-viricus neben Verecus (fig.)
Fröhner n. 2088 ä ),
Ingliseus ssec. S. Polvpt. Irm. 268, 173 = In-gliseus neben
Glisma Goldast 2, 123 d. i. Glisima, dann Aglisma ssec. 8. Polvpt.
') O'ßrien verzeichnet auch das Beiwort glinnigh. d. i. glindic. S. Zeuss. Ed. 2. p. 7i.
Vgl. such hwiramms a. 873. HLgd. 1 n. 98 = Jn-viramnus neben Aviramnuft
bei Goldast 2. 113 = A-ciramnus. wenn nicht wahrscheinlicher Avi-rajnnus.
56
Stark
Irm. 201, 17: s®e. 9. Polypt. Rem. 53, 101 = A-glisma, A-
glisima'),
Invenandas ssfec. 11. Ribeiro 1 n. 32 = In-venandus neben
Winandus ssec. 9. Polypt. Rem. 14, 3 s).
Von Personennamen, aus dem Worte glind gebildet, sind zu
erwähnen der irische Beiname
Günne (Cuanan), abbot of Magh-bile, a. 742. The four masters,
Aiglilenn, Mutter des h. Colman, Martyr. Dungal. Sept. 22 =
Ai-ghlenn d. i. A-glend 3 ), zusammengesetzt wie
Ailithir (abbas) a. 595. The four masters, neben Duiblith
(abbas) a. 877. 1. c. und Litterius (ep.) a. 652. Pard. 2 n. 320
p. 96 4),
Aicobrandits a. 918. HLgd. 2 n. 42 = Ai-cobrandas neben den
armorischen Namen Haelcobrant a. 892. n. 271 d. i. Hael-cobrant
und Cobrantmonoc a. 867. n. 54 im Cart. de Redon.
Dem irischen Frauennamen Aiglilenn entspricht der Name
Aglindis s®c. 8. Polypt. Irm. 46, 86; ssec. 9. Polypt. Rem. 73,
42. 83, 13 = A-glindis, zusammengesetzt wie
Abrextubogius Murat. 22, 5 = A-brextu-bogius,
Aclesinta ssec. 8. Polypt. Irm. 93, 121. 115, 300 = A-clesintn
d. i. wahrscheinlich A-gles-int-a 5 ) neben Glisindt (mancip.) a. 1150.
Beyer 1 n. 558,
Adamantins (abbas) c. a. 962. Esp. sagr. Tom. 19 p. 371 =
A-damantius statt A-damantus, neben Petrus Damant (Gandav. ep.
f a. 1609) Miraej Opp. 2 p. 1076 6 ), vielleicht auch
*) Der Vater der Aglisma heisst Aglinus d. i. A-glinus. Vgl. Glina c. a. 1130. Monum.
Augiens. n. 37. Mon boica 1. 141. armorisch Gleenus a 1172. Cart. S. Sergii,
Morice 1, col. 668.
2 ) Seine Schwester heisst Heligendis, d. i. Eligendis, welcher Name abgeleitet ist mit
-end (Zeuss p. 754), wie Pangenda E. Hühner, Berliner Monatsber. 1861 ßd. 2.
p. 795, von elig. Vgl. Elegius a. 584. Pard. n. 192. Eligius a. 631. 1. c. n. 254
und irisch eilig (rapidus, mobilis) Pictet, Orig. Indo-Eur. I. 439, d. i. elig.
3) Wegen ai = a vgl. Aimhergin a. 937. The four masters und Amhcrgin Gluingheal
a. m. 3500 1. c.
*) Vgl. kymrisch hy-lithr (fluidus) Lhuyd 60. lilh-boet/i (fervidus) 59, irisch lit
(activity, celerity) O'Brien.
5 ) Vgl. kymrisch glwys (pure, holy, pleasant, fair, delectable) Owen = gles. —
Wegen der Ableitung -int siehe Zeuss p. 760. 770. 811.
6 ) Vgl. armorisch damant (cura, diligentia, industria), damanftts (impiger, navus,
sedulus, diligens, animosus. celer) Lhuyd 53. 68. 97. 147,
Keltische Forschungen.
o7
Adhanman, ahbot of Ja-Choluim-cille, ssec. 7. Mart. Dungal.
Sept. 23 = A-dhamnun') neben Ba-dhnmhua (Eochaidli) Gerieal.
of Corca Laidhe. Miscellany of the Celtic Soc. (Ed. by O’Donovan,
Dublin, i849) p. 37, Crann-dnmhna (Conale) a. 638. The four
masters, O'Duibh-damhny Lynch, Cambrens. eversus 1 p. 246
Sodhomnu, bishop of Slaine, mertyred a. 834. The four Masters =
So-dhomna~), Damhnat (Sta) Mart. Dungal. dun. 13., Aap.vwt und
Aagvovict ('populi Britann.) Ptol., Dnmnoes (uxor mililis Roduini de
Fortin) a. 1244. Perard p. 437. Hier muss ich jedoch bemerken,
dass Adhamhnan im gälischen Wörterbuche von Macleod und Dewar
(Glasgow, 1833) als Ableitung von adli (to bless) betrachtet zu
werden scheint, was aber ebenso unrichtig sein dürfte, wie die Her
beiziehung von adhamhra (glorious), welches Wort aus der Par
tikel adli und amhra (nobilis, illustris) zusammengesetzt ist.
Das Wort glind scheint auch vorzuliegen in dem Frauennamen
Tetaclinda (maneip.) a. 744. Neugart u. 13 - Teta-glinda 3 ).
Fraglich ist es vorläufig, ob das Wort glind auch anzunehmen
sei in den Namen Bauglind, Purglinda., Fulclind, Raglindis, welche
gegenwärtig allgemein, == Bang-lind, Pnrg-lind, Fulc-lind, Bag-lind
aufgefasst werden: doch es erscheint mir nicht als ganz unstatthaft
anznnehmen, dass
Bauglind ssec. 8. Cod. Lauresh. n. 2018, Pauglind (maneip.)
a. 818. Schannat n. 301, zusammengesetzt sei mit bau = bo’*), wie
Bonetrus f. s-,ec. 11. Cart. S. Vict. Massil. n. 96 = Bo-netriis neben
Nitrandus (colon.) c. a. 499. Pard. 1 n. 63 = Nitr-and-ns, Kid rieh
(maneip.) a. 821. Ried. n. 21 = Nidr-ich, Bonevadus a. 738. Pard.
l ) Das im ersten Theile dieser Forschungen (Sitzungsher. 59, 169) iiher Adomnan
Gesagte ist hiermit berichtiget.
-) Vgl. Adomnan im Verbrüderung.sbuche.
3) Vgl. Tetagcsus M. f. ßarcha (Interamni) Murat. 486, 6.
Vgl. auch Baudonivia saec. 7. Mab. De re di|»l. n. 7 = Bo-donivia. Bo-dunivia
neben Dunivus in dem Ortsnamen Dunividcus a. 1138. Charmasse, Cart. d 1 Autun
P. t n. 10, Doneficus saec. 9. Polypt. item, oo, 117 = Donevicus, d. i. Dun-cv-ic-
us, wenn nicht Do-nevicus, Do-nivicus, wie Dodelindis saec. 8. Polypt. Irin. 182i
29 = Do-delindis neben Delenda a. 840. Lupi 1, 687, annorisch Tel ent (testis)
s*c. 11. Cart. Landevenec. Morice l col. 348 — Hier will ich zugleich bemerken,
dass bei den keltischen Personennamen, die von ihrer Sprache losgelöst waren,
die Lautverschiebung meistens unterblieben ist. Diese Thatsache. in zahllosen
Beispielen ersichtlich, ist öfter zu vergegenwärtigen.
88
Stark
n. 359 p. 374 = Bo-uevadus (vgl. Bonifatus saec. 4. Steiner
n. 1737, Bonfadus a. 1161. Cod. Wangian. n. 7 p. 29) neben
Sunhivadus (Senator) Cassiotl. Var. 1. 3 ep. 13 = Su-nivadus
(vergl. Nivacio a. 683. Pard. n. 404 = Nivatio), armorisch Boworet
(testis) saec. 9. Cart. de Redon n. 263 = Bo-tvorel, Bohoinrn saec.
I I. 1. e. n. 293 = Bo-hoiarn neben Chen-woret, Lin-woret I. e.
App. n. 48. 31, Con-hoiarn, Vuor-hoiarn I. c. n. 2. 13,
Purglinda Goldast 2, 126, zusammengesetzt mit pur, irisch
por (por-dha optimus), kymr. por, körn, por, pur, pyr (por-thal
very blind) mit der Bedeutung „sehr“ und == ahd. furi ante') wie
gallisch Porparcu (lig.) Eröbner n. 430 = Por-parcu -), armorisch
Portiloe a. 834. Cart. de Redon n. 10 = Por-titoe, dann mit er
weichter anlautender Media Burgalach (testis) a. 813. Schannat
». 241 = Pur-galach •>),
Fulclind (mancip.) a. 867. Cart. Sithiens. p. 113 = Ful-clind,
zusammengesetzt, wie der vorher erwähnte Name Folcalach, dann
wie Fulcarbus saec. 11. Polypt. Irin. 30“ d. i. Ful-carbus neben
Carbilia Fabretti p. 94, 203, Carbo a. 1083. Lupi 2, 742, irisch
Carbanus (St.) Colgan AS. 1, 190; Fu/craus, saec. 8. Polypt. Irm.
39, 9. 70, 3 = Ful-craus d. i. Ful-gramis neben L. Gravius Roma
nus Vibius Trom. Secundus (Tribunus, Flamen prov. Hisp. eit.)
Masdeu. Hist. crit. Tom. 6 n. 763, Gravida (Sta) de Courson, Cart.
de Redon. Eclaircissem. CCCLVHI; Folchichus (abbas Augustae Tri-
cor.) saec. 10. Cart. S. Petri Carnot. p. 43 n. 21 d. i. Fol-chichus
neben kymrisch Cichus a. 837. Kemble 1 n. 238, dann Ciconus
a. 667. Pard. n. 337 p 142, Cicolo a. 834. Hergott n. 33 p. 31; Ful-
chrisinn (mancip.) a. 876. Perard p. 132 d. i. Fnl-clirisina neben
Cresimus (Aemilius) Steiner n. 638, Crisanm saec. 8. Polypt. Irm.
196, 43; Folcrius a. 888. Beyer I n. 127 p. 154 d. i. Fol-crius,
armorisch Folcri (testis) saec. 9. Cart. de Redon n. 27 = Fol-cri,
Fulcreia f. saec. 12. Cart. S. Petri Carnot. p. 492 e. 34 = Ful-
') Vgl. Pictel. Orig. lml.-Eur. 2, 3'J4.
2 ) Vgl. kymr. parchus (venerabilis) Owen, Liuiyd 171, 0. i. purcus, abgeleitet von
parc/i (deeus, honor), <1. i. pure.
3 ) Vgl. die irischen Namen Dunghalach a. 760, Congalach a. 838, lrgulach a. 719,
Hughallach a. 649 The J'our masters, Duach Galach Mart. Dungal. Nov. 10 bei
St. Greallan und auch Folcalach a. 893. Neer. Fuld. Dronke Trad. c. 4 = Fol-ca-
lach statt Fol-galach.
Keltische Forschungen.
59
er eia neben Procri (fig.) Fröhner n. 482 = Pro-cri, armorisch Ma
ttier ei (Rainaldi) a. 1163. Morice 1 col. 649, kymrisch CreidUat
fern. Mabinog. 2, 212 = Crei-dylat (d. i. splendida veste induta)
Zeuss p. 863, dann Crea (mancip.) smc. 9. Wigd. Trad. Corb. 929,
Criec (Hainricus) a. 1267. Mohr, Cod. dipl. Rhaetiae 1 n. 252 =
Cri-ec *). — Fol, ful als erster Compositionstheil entspricht wahr
scheinlich älterem vol, vul in Wolgrinus a. 1107. Cart. S. Petri
Carnot. p. 265. c. 5 = Wol-grinus neben Grinetus ssec. 12. 1. c.
p. 435 c. 42, in Woldregus a. 786. Hergott n. 20 = Wol-dregus neben
Andriga ssec. 8. Polypt. Irin. 215, 8 = An-driga, und dem irischen
ful in dem Namen Fulartach (St.) Mart. Dungal. Dec. 21 == Ful-
-artach 2 ).
Raglindis ssec. 9. Polypt. Rem 70, 30 = Ra-glindis wie Ra-
celsius Masdeu. Hist. crit. Tom. 19 n. 1373 = Ra-celsius neben
Cominius Ce/sus Steinern. 1346, Celsilia Fabretti p. 182, 391;
Ramaclus (ep. Traject.) a. 653. Pard. n. 321 = Ra-machis d. i.
Ra-muglus statt Ra-magulus 3 ); Ramirtanius a. 804. Reyer 1
n. 41. 42 = Ra-mirtanius neben Folmert ssec. 8. Cod. Lauresh.
n. 942 = Fol-mert, Somertus a. 942. Cart. Savin. n. 74 p. 100 =
So-mertus'*]; Ragambatos a. 969. HLgd. 2 n. 103 = Ra-gambcdos
neben Gambatus a. 1094. Cart. S. Petri Carnot. p 499 c. 43; Ra-
genanta ssec. 8. Polypt. Inn. 263, 133 = Ra-genanta neben
Ginand a. 813. Schannat n. 251, Willelmus Genant ssec. 13. Liber
vitae eccl. Dunelm. p. 107, 1; armorisch Raclaman ssec. 9. Cart.
de Redon n. 46 = Ra-claman neben Clmnossus Bonn. Jahrb. 42.
Vgl. kymrisch crey (splemlidus) Zeuss p. 839 = cri.
2 ) Vgl. gälisch urtach adj. noble, great, worthy, illustrious, exalted = ardach.
3 ) Vgl. Taximagulus (rex ßritann.) Caes. B. G. 5, 22, Vidimaclus (Britannor. comes)
saec. 6. Greg. Tur. 9, 18. — Neben Ramaclus ist auch zu beachten Remaclus
(abb. Solemniac.) a. 640. Miraei Opp. Tom. 3 p. 2 c. 2.
4 ) Vgl. Sopatrus Seidl. Sitzungsber. Bd. 12 p. 72 n. 46 = So-patrus neben Palricus
(fig.) Fröhner n. 326—334, kymrisch Padric Jolo p. 104, 73, Sosandris (Memmia)
C. f. de Boissieu p. 277 n. 32 = So-sandris *) neben Ail-sandra saec. 8. Polypt.
Ins. 104, 20ö, Ale-xandria saec. 9. Polypt. Rem. 13, 11 = Ali-sandria, Henricus
Santrel a. 1291. Lacombl. 2 n. 917 p. 343.
*) Die Inschrift enthält den Genitiv Memmiae Sosandridis. Keltische Frauennanren mit
-is abgeleitet erscheinen öfter im Polypt. Irminonis.
60
Stark
p. 31, Anm. o, schwerlich Ra-cla-man wie Clamarcoc a. 863.1. c.
n. 18 d. i. Cla-marcoc') uad Clagradus (Sohn der A-grada) ssc.
8. Polypt. Irm. 101, 180 = Cla-gradus a ), wie Sigradus, Sohn des
Si-clandus*), 1. c. 134, 11= Si-gradus; irisch Rnghallach (Fear-
ghus son of R.) a. 649. The four Masters = Ra-g hailach’*).
Waglind (mancip.) a. 804. Schannat u. 181; saec. 10. Ver-
brüderungsb. v. St. Peter 104, 24 = Wa-glind, wie Fnbidathus
(auf einer in Niederösterreich gefundenen Münze) Archiv f. K. österr.
Gq. Bd. 33 p. 16 = Va-balathus 5 ): Wa&enudus a. 1247. Lacombl.
f ) Vgl. armorisch Marcoc a. 873. u. 236. Hareocweten a. 867. n. 173. Kenmavcoc
a. 866 n. 52, Breselmarcoc- a. 863. n. 78 im Carl, de Redon, dann kymrisch marchauc
(eques) = alt irisch marcach in Eachmarcach Ann. Tigern, a. 293.
2 ) Vgl Gradilo (mon.) saec. 6. Mab. AS. sa?c. 1 p. 604, 24, irisch Grad/nnacan son
of Dearmaid, Geneal. of Corca Laidhe. Miscellany of the Celt. Soc. (Dublin, 1849),
p. 63. dann irisch gradh (love. charity; faustus) Lhuyd . aber auch grad, grnd
(rapidus. agilis), von Pictet. I.' affinile p. 70 mit sanscr. hrad (aller) verglichen.
3 ) Vgl. irisch cland (genus). Siclandus, wenn = Su-clandus (vgl. Zeuss Ed. 2. p. 14
nota ") kann demnach nobilis, high descendant bedeuten, wie ard-cUlann
(= ard-chland) in The battle of Magh Rath (Ed. by J. O* Donovan, Dublin,
1842) p. 122.
4 ) Vgl. die vorher erwähnten irischen Namen Dungalach, Congaluch, Irgalach, dann
Burgalach. Folcalach. — Schon O* .Molloy gedenkt in seiner „Grammatica Latino-
Hibernica“ (Romae, 1677) der Partikel ra in rachairdeas (cairdeas amieitia),
rachlisde (cliste active. swift, expert). Auch Stockes, Irish glosses p. 38, 13 be
zeichnet ra als altirische Intensivpartikel und er vergleicht sie mit sauskr. pra.
lat. pro. Ist diese Erklärung richtig, so ist Ba-gallach oben auszuschliessen. es
müsste denn sein, dass ra- im Altgallischen schon statt pra, pro und zwar neben
pro (vgl. Propinquus Finestres, Sylloge p. 87. 19 d. i. Pro-pincus, der überaus
lebhafte, feurige, zierliche, beliebte) gebräuchlich war. Übrigens ist auch der
irische Name Pramister (Plercc). lord of Cpnmaicne, a. 1234. The four inasters,
den ich = Pra-müter fasse, zu beachten. Man vgl. L. Mestrius Presianus
(Brixiae) Murat. 3, 3, Aurelius Mestrinus (Inscr. Carnunti) v. Sacken, Sitzungsber.
Bd. 9 p. 718, fundum Mestrianum Masdeu, Hist. crit. Tom. 3 p. 232, dann
Numistronius L. f. Decian(us), Momms. 1187 = J\’v-mistronius, zusammengesetzt
wie Nutritus (Pontius) c. a. 1033. Carl. S. Vict. Massil. n. 312 = Nu-tritus neben
Tritus (Inscr. Illyr.) Archiv f. K. österr. Gq. Bd. 3 p. 178, Marcus Tritius Florens,
de Boissieu p. 492. 21.
5 ) Vgl. Propalatvs (colon.) a. 776. Fatteschi. Memorie istor.-dipl. riguardante la serie
de*Duchi di Spoleto n. 31 = Pro-balatus, dann Balotus a. 1102. Polypt. Irm.
App. 32 p. 371, vielleicht auch Inbaltus (dux Gallorum) Galfr. Monumet. 3, 12 =
In-balatus neben Palatins a. 739. Pard. n. 339 n. 377 und dem irischen Hauptworte
boladh. haladh (odoratus) Lhuyd 103.
4
Keltische Forschungen.
tft
2 n. 311 p. 162 = Va-senudus neben dem gallischen Servaudius
Senudus (Inschrift aus Castell, Mainz gegenüber) Steiner n. 239;
Wulicardus a. 918. Plancher. Hist, de Bourgogne i u. 18 = Wa-
licardus neben Lecardus (abb.) a. 713. Pard. n. 488 p. 297, Li-
chardis f. saec. 11. Polypt. Irin. 31 b , Falacellus ssec. 11. Gart. S.
Vict. Massil. n. 269 p. 293 = Vu-lacellus neben Gualavasa f.
ssec. 10. Ribeiro 1 n. 24 = Va-lavusu, Luveso (colon.) a. 766.
Test Tellonis. Mohr I. c. 1 u. 9 p. 16, Lnvinus Rein, Die rilm.
Stationsorte p. 80, T. Camul(ius) L. f. Lavenus Wiltheim, Lucili-
burg. p. 315 •); Walwatms a. 1240. Lacombl. 4 n. 661 p. 801
statt Wulawnnus 2 ) d. i. Wa-laicanus neben Lauanus de Elnpach
a. 1233.Urkunden des Kl.Altmünster n. 4 imOberbaier. Arcb. Bd. 21
p. 8; armorisch wobei in den Namen Drehioobri ssec. 9. Cart.de
Redon n. 139, Maenwubri, Catwobri 1. c. u. 9 = wo-bri 3 ); Wo-
woret a. 863. I. c. n. 78 = Wo-woret neben Jouworet, War wäret
ssec. 9. Moriee 1 col. 237. 241 *), irisch Fogladh (Ciarcaille
son of F.) a. 1047. The four masters = Fo-gladb neben Vo-
gladensis campus. Greg. Tur. 2, 37 ä ); Fogartach, son of Cumasg-
ach, chief of Loch-Gabhair, a. 776. The four masters — Fo
gartach 6 ).
Auch im altgallischen erscheint vo- statt ca-, so in Volocicus
Heiner, Die röm. Denkm. Salzburgs n. 62. Denkschr. 1 p. 47 = Vo-
lovicus neben Lova (fig.) Steiner n. 1323, Lovessus (Inscr. Gallae-
ciae) Murat. 1984, 1, armorisch Louui a. 830. Carl, de Redon
*) Vgl. -velluunus in Cassivellaunus (Britannorum «lux) C®s. B. U. ä. 11 = ve-launu*
d. i. ve-lavunus, neben Velauni (pop. Alp.) Plin. 3, 20 (24) = Ve-launi, Ve-la-
vani. dann Zeuss Ed. 2. p. 32. — Die Namen P. Velleius P. f. Orelli n. 3730,
Velins Fidius I. c. n. 4370. Velins Fuscus, Momms. Incr. Helv. n. 231 sind von
vellaunus zu trennen.
-) V T gl. armorisch Wolowan a. 830. Carf. de Redon n. 196 = Wo-lowan neben
Wor-lowen a. 839. I: c. n. 24.
S) Vgl. kymrisch bri auctoritas, altir. brig im Beiworte yuobri (gl. gravis) Gl.
Oxon. 40\ Zeuss Ed. 2. p. 98. 130.
*) Wegen armor. wo- = va% ve (Ve- launi) siehe Zeuss Ed. 2. p. 130.
5 ) Mit der Variante Vocladensis; doch vgl. den britannischen Ortsnamen Vindoyladia
Hin. Ant.
«) Vgl. kymrisch Garthauc, Sohn des Keredic, Lives p. 263. Garthwy (idem) bei
Jolo p. 102. 38. dann irisch yart, yarth (caput, dux) Stockes. Gloss. Cormac.
p. 23. yart (renomee) abgeleitet von gair (crier) nach Pictet, L affin, p. 101.
62
Stark
n. 155, und in Voluniossus (fig.) Steiner n. 962 = Vo-luniossus ')
neben kymrisch Llomaw Lives of tlie Cambro-Brit. Saints (Ed. Rees)
p. 597, 57 d. i. Luniavus, dann C. Lunins M. F. (Puteuiis) Murat.
5, 2, Lunesus (testis) a. 1313. D’Achery, Spieil. Tom. 3 p. 705 b .
Husito 93, 42 ssec. 8—9.
Der Name Husito erscheint auch ssec. 8. Cod. Patav. n. 10.
Mon. boica Vol. 28.
Husito = Usito, in älterer Gestalt Usido, Osido schliesst
sich an
Osidius Geta (a. 43 ante Chr.) Dio Cass. 47, 10; Cn. Osidius
Geta (a. 42 p. Chr.) Cons. 1. c. 60, 20, bei Orelli n. 3115 Cn.
Hosidius Geta,
Osidius Geta (poeta) Tertullian. De Prsescript. 39,
Osidius Nervius, Quieti fil. de Boissieu p. 114,
HosidiaAü'ü, Orelli n. 7351, dann an den britannischen Namen
Osittius Caecilianus (Derbyshire) Camden-Gibson Tom 1
p. 443 (Orelli n. 1357) und an den zweifach abgeleiteten gallischen
Namen
Osedavo (Annius Osedavonis fil.) ssec. 1. Steiner n. 346, wenn
= Ose-d-av-o 2 ) und nicht O-sedavo-
Diese Namen, abgeleitet mit -d (Zeuss p. 753. 754), wie
Falcidius Consol, Sentidius Saturninus, Orelli n. 1305. 4799,
Savidus ssec. 8. Polypt. Irin. 228, 4, Elida, Ermida, Julidn
I. c. 95, 140. 100, 169. 106, 222,
irisch Naindidh (St.) Mart. Dungal. Nov. 13 p. 308, Tigrid
(Sta) I. c. Dec. 26, Mutter des St. Mogendg d. i. Mo-Genög,
sind zu deuten durch das kymrische Zeitwort osi und osiaw
conari, moliri, audere s), von welchem Worte auch gebildet sind die
Namen:
Osius in dem abgeleiteten Ortsnamen Osidcum Valesius p. 389,
Usius Terpaiianus, Cochet, La Normand. souterr. (Ed. 2) 1 p. 128,
') Vgl. Clamossus (auf Ziegeln) Bonner Jalirb. 42 p. 31 Anm. S neben Clamosa
civis Tr. Du -Wege, Arch. pvrenn. 3 p. 171. Belliosa (Numonia) de Boisssieu
p. 427 n. 25.
2 ) Vgl. Aegynavus s®c. 7. Pard. n. 235 — Ai-gin-av-us'*. neben Ginabc a. S14. Polypf.
Massil. G. 5 im Cart. S. Vict. 2. 640.
a ) Vgl. armorisch essen (conor, molior) Lhuyd 50. 95.
Keltische Forschungen.
63
Osius (ep.) Lex Burding. Tit. 3, 8; (ep.) c. a. 930. D’Achery
Spicil. 1 p. 148, Osias (testis) a. 770. Urkdb. v. St. Gal
len n. 38,
Osismi (gens Galliae Lugdun.) Pliu. 4, 18, 32. Caesar B. G.
2, 34. 3, 9. 7, 75, 'Qaiafuoi Strabo 4 p. 195, Ptol. 2, 7, abgeleitet
mit -s-m (Zeuss p. 732) wie A/carisma (Sta) Codex. Theodorici der
Benedict. Abtei Deutz. Bonner Jahrb. 41 p. 45, Solisma, Genisma
sEec. 8. Polypt. Irm. 197, 7. 229, 8, Aderisma 103, 195, Gentisma
ssec. 9. Polypt. Rem. 37, 41, Gentesima a. 924. Hergott n. 120
p. 69 = Gent-es-im-a ')•
Osianu (Clodia) Insc. Tarrac. Masdeu 1. c. Tom. 19 n. 2366,
Osian (pbr.) ssec. 11. Kemble 4 n. 981 p. 309, irisch Osseni
(ep.) a. 685. The four masters,
Usic ssec. 11. Kemble 4 n. 802 p. 136 2 ),
Osivia ssec. 9. Polypt. Rem. 105, 56, abgeleitet mit -v (Zeuss
p. 746) wie Cativus Steiner n. 166, Minivius Marcillus, Cornelia
Festiva Masdeu, Hist. crit. Tom. 19 n. 1544. 1575, Ailivus ssec. 9.
Polypt. Rem. 65, 14, vielleicht auch
Ausimo (dux)ssec. 8. Cod. trad. eccl. Ravenn. p. 78 statt Osimo,
abgeleitet mit -m (Zeuss p. 732) wie Benimius, Edimius ssec. 8. Po
lypt. Irm. 174, 65. 198, 12, Ardimiu 250, 37, Suadimia ssec. 9.
Polypt. Rem. 16, 17 = Su-adimia neben Atimius a. 878. Esp.
sagr. Tom. 16 p. 426, und davon abgeleitet mit -an 3 ):
Ausimano ssec. 10. Cod. trad. eccl. Ravenn. p. 62 = Ausi-m-
an-o, wie Osseman im Verbrüderungsb. v. St. Peter = Osse-m-an.
An den Namen Husito schlossen sich noch aus jüngerer Zeit
die Formen:
Ussitus (Johannes) a. 1097. de Blasio, Ser. princip. n. 6 p. 17,
Usito a. 1057. Lacombl. n. 192,
Hussetus ssec. 11. Cart. S. Petri Carnot. p. 414 n. 20,
Ussido (pbr.) ssec. 11. Perard p. 184, Husido Goldast
2. 102,
Osseth (mon.) ssec. 11. Verbrüderungsb. v. St. Peter 138, 17 4 ).
*) Osismi bedeutet nach Glück p. 141 audaces. Auch Osidus wird in gleicher Weise
zu erklären sein.
3 ) Vgl. auch Husicho a. 840. Neer. Fuld.
3 ) Über die zweifache Ableitung -m-n (-man) siehe Zeuss p. 735.
Vgl. auch Usato ssec. 8. 1. c. 86, 37.
64
Stark
Judit 40, 19, Judith 77, 36 ssec. 8.
Diesel' Frauenname, kaum zu trennen von dem gallischen
Namen
Judo, Judus') Fröhner n. 1232—1233, dann von
Jota a. 762. Urkdb. v. St. Gallen n. 35,
Jotho a. 1094. Gart. S. Petri Carnot. p. 800 c. 43,
Jato, Jutta, Yuto ssec. 9. Meiclielbeck n. 354. 375. 537,
Judda 1. ssec. 8. Cod. Lauresh. n. 1147; a. 1100. Remling
n. 70,
Jodza sa:c. 10. Cart. Atlienac. n. 131 im Cart. Sith. 2, 651,
erscheint in den Formen:
Judita a. 846. Cart. de Redon n. 53; Juditu, Judintn
a. 1094. Kausl. n. 245, Judetu a. 1204. Cod. Wangian. n. 7
p. 156,
Judith (Tochter Karl des Kühnen, Gemalin des Königs Ae-
thelwulf) a. 858. Kemble 5 n. 1058, Jeothete im Chrom Sax. ad
a. 855,
Judida a. 979. Neer. Fuld.,
armorisch Juzeth und Judith (uxor Alani 111. ducis et lilia
Judicaelis, Namnetensis comitis) ssec. II. Cart. ecel. Corisopit.
Morice 1 col. 377. 378.
Hier schliessen sich noch an die Namen :
Judau in dem Ortsnamen Judanes-wilare a. 827. Neugart
n. 229, Judau (Hartwicus) a. 1267. Ried n. 524,
Judintn c. a. 1094. Kausl. n. 244; Judintn Lebetaga, Neer.
Aug. maj. 6. Id. Mart. Denkschr. d. kais. Akad. d. W. phil.-hist.
Kl. Rd. 5 p. 14, Judentu ssec. 12 in einer Handschrift des Plinius,
Endlicher Nr. 322: a. 1160. Mohr, Cod. dipl. Rhaetiae 1 n. 136
p. 189; (abbat.) a. 1246. Neugart n. 938, Judhent (mancip.)
ssec. II. Kembl. 4 n. 981 p. 316«),
Jod auch ssec. 12. Verbrüderungsh. v. St. Peter 1, 17 neben
Jelunc a. 867. Urkdb. v. St. Gallen n. 527 “),
! ) O(ftieina) Judi.
2 ) Wegen der Ableitung -ent vergleiche die armorischen Mänuernamen Brient, Aodcnt
c. a. S34. Cart. de Redon n. 14 und Zeuss p. 760. 811.
3 ) Wegen der Ableitung -unc siehe Zeuss p. 774. 817.
Keltische Forschungen.
65
Judinga ssee. 8. Polypt. Irm. 80, 21 *),
der irische Name JudeUa (soror S. Oronani) Vita S. Cronani
c. I. Boll. AS. 1. Jan. p. 47,
die kymrischen Namen:
Judocns (St.) a. 563. Chron. Sax ad. 903 nota b,
Judo», Judic Lib. Landav. 71. 140,
die armorischen Namen:
Judocus (St. regis Britannor. iil.) a. 654. Ann. Laub. Mon.
Germ. 6, 11 J ),
Judon a. 863. Cart. de Redon n. 190 a).
Die Erklärung dieser Namen unterliegt einer besonderen
Schwierigkeit.
Pictet, der in den Or. Ind.-Eur. 2 p. 190, 4 den kymrischen
Namen Judnerth Cod. Lichfeld. im Lib. Landav. 273, dann die
armorischen Namen Judwallon a. 797. n. 191, Judlowen a. 869.
n. 241 im Cart. de Redon ins Auge fasst, verweiset zur Erklärung
des in diesen Namen erscheinenden Wortes iud auf irisch iodhnn
arma, iodhnach bellicosus, iodhlan bellator, heros und vergleicht
sansk. yuddha, yudhma pugna, gebildet aus yüdh certare.
Dieser Ansicht gegenüber, die vielleicht dem Verständniss der
vorher angeführten Namen Judo, Judan, Judit, Judinta, Judinga,
günstig ist, möchte ich bezüglich der Namen Judnerth. Judwallon,
Judlowen und anderer, welche iud als erstes Compositionsglied
zeigen, auf eine andere Erklärungsweise aufmerksam machen, welche,
wenn auch nicht bei allen, doch bei einigen Beispielen, die hier nach-
folgen, Zustimmung finden dürfte.
Es trägt sich nämlich, ob nicht in vielen mit «Wanlautenden Namen
die Präposition ud (irisch ud-mall velox neben ad-mall, Lhuyd 170,
Udh-nochtadh St. Mart. Dungal. Aug. 9, kymr. arnior. ud, ut, uz —
skr. ut sursum, Pictet, L'affin. p. 87. 88) mit prosthetischem j
vorliege. Ich verweise auf
Jodacrm (mon.) a. 880. Beyer, Mittelrhein. Urkdb. 1 n. 811
neben Odacrus (vinea Odaeri) a. 757. Schannat n. 9, Hodacro, Ho-
*) Wegen -ing siehe Zeuss p. 756. 805.
2 ) Vgl. auch Judoco Navet a. 1278. Cart. Paris, n. 297 p. 105, dann Madocus, Inge-
nocus, Winnocus, Quadonocus ssec. 8. Cart. Sith. p. 37 n. 16 und Zeuss p. 774. 816.
3 ) Judonus a. 797. 801. Laeoinbl. n. 9. 20. Siehe Zeuss p. 791.
Sitzb. d. phil.-hist. CI. LXH. Bd. II. Hft. 5
«('»
Stark
dachrus a. 788. 790. Trad. Wizeb. n. 209, 219 d. i. wahrschein
lich O-dacrus — O-dagarus *), aber auch auf die altgallischen Namen:
Joutissia Vestina, Steiner n. 788 = Outissia d. i. Ovitissia,
Avitissia 2 ),
Jantullus Steiner n. 2063. 282S neben Anhdlus Oreili Inscr.
Helv. n. 25, Pr. Antullia Oreili n. 3375,
Jantuna (Inscr. Pannon.) Archiv f. K. iisterr. Gq. Bd. 13
p. 125 neben Antunnus in Antunndcum ltin.Ant., Tab. Peut.. Antonius
Antullus (Gadibus) Oreili n. 5036 s),
Janussius Oreili n. 4468 neben Annusius Magianus, Momms.
Inscr. Helv. n. 241,
Jnparuni (Dativ) fern. Steiner n. 2871 4 ) neben Haparonius
Justinus, Bonn. Jahrb. 26 p. 63 = Aparonius 5 ),
Javolenus (Jurist unter Antonius Pius, ssec. 2) Plin. Epist. 6,
15, Javolenus Modestus, Ackner, Röm. Inschr. in Dacien n. 67,
Javolenus Apulus, Oreili n. 4950. 4951 neben Agualenus (servus)
ssec. 10. Cart. de Fabbaye de Beaulieu n. 71 d. i. Avalenus,
Javennius Steiner n. 226 neben M. Avena Macer und Avenia
(fern.) MatFei, Mus. Veron. p. 119, 4, Awinius ssec. 12. Perard p.
90, Awenneius (locus in pago Tardinensi) ssec. 9. Polvpt. Rem.
18. 3. Beachtung verdienen hier vielleicht auch die Namen:
Joviunus (imperator, a. 363) Ammian. 25, 5, 4«) neben Ovi-
anus (Fundanius) Insci\ Brunetti. Cod. dipl. Toscan. 1 p. 200 n.
*) Vgl. irisch daghar (ventus), dag/iarach (Ventosus , celer) Lhuyd 17i, dann
Dagaricus Greg. Tur. 5, 26 = Dagar-ic-us. Doch Odacrus kann auch = O-dacar-
us aufgefasst werden, und dann ist vielleicht irisch docar, deacar (difficilis)
Lhuyd zu 54 vergleichen.
2 ) Vgl. Avitus Steinern. 712, Avetonia Romana 1. c. n. 2676, und etwa verkürztAutus
(III vir Cluniae in Hisp). Akermann, Ancient Coins p. 85, 1 = Avitus; Autumnia
(Attia) Oreili n. 3282 = Avet-umn-ia. Vielleicht auch Avitissus in Autissiodurvm
(opp. Gail.) Jonas in Vita Columbani c. 22, Autisiodurum im ltin. Ant.
3 ) Auch Jantumarus Grut. 807, 50. 880, 4, von Stockes Ir. Gl. 635. 663 mit mittelir.
edmur (gl. zelotypus) altir. etmar verglichen, ist = Antumarus.
*) Japaru wahrscheinlich der Nominativ. Vgl. den Frauennamen Caixu Muchar. Gesell.
St. 1, 387 und den Dativ Caixuni, Quieti filiae, Knabl, Schriften des h. V. f.
Innerösterr. 1, 61.
5 ) Verkürzt Apronius; Apronius Cassianus, Tac. Ann. 3, 21.
ö ) Varronianus sein Vater.
Keltische Forschungen.
67
"26, Ovianus (fig.) Steiner n. 1692 d. i. Avianus, vgl. Avianus
(pbr.) a. 889. Marca hisp. n. 40, Aviann a. 667. Pard. n. 338,
Jovinus (magister equitum) a. 361. Ammian. 21, 8, 3, Cassiod,
Epist. 3, 27, Jovinius Frühner n. 1218, Juvinus (maneip.) a. 814.
Polypt. Massil C. 21, H. 23 •) im Cart. S. Vict. 2, 633. 642, neben
Ovinius Steiner n. 1692, Ovinius Rusticus Cornelianus (Cons. design.)
lind seine Tochter Ruffia Ovinia Corneliana, (Inscr. Tarrae.) Masdeu,
Hist. crit. Tom. 6 n. 908; Avinius de Reria siec. 12. Perard p. 90,
Avinns a. 1112. Cart d'Autun P. 2 n. 4 2 ),
Jovinianus (Romanus ortu, satrapa Persarum in Corduenna) a.
339. Ammian. 18, 16, 20, Juvinianus (maneip.) a. 814. Polypt. Mas
sil. G. 8 im Cart. S. Vict. 2, 640 s) neben Ovinianus (L. Numisius)
Insc. Tarrae. Masdeu I. c. Tom. 6 n. 766, Avenianus (M. Gavius
Cornelius Agathemer) Inscr. Veron. Orelli n. 4386,
Jovantus (fig.) Arch. brit. XXV, 620 (Frühner n 1216)
neben Avantus a. 1189. Lupi 2, 1395, Avantns (locellus) a. 613.
Pard. 1 n. 230 p. 203,
Joventius Murat. 1333, 5, Juventia Primigenia, Orelli n.
3779 neben Aventius (ep. Asisinatium, a Gothis mittitur ad
Imperatorem) Comes Marcell. Roncalli 2 p. 330, Aventia (auf
einer Schale) Heiner, die röm. Denkm. Salzb. n. 89. Denkscbr.
Bd. 3 p. 31, Aventin (Nebenfluss der Trebia) Tab. Peut. jetzt
Avanto 4 ).
*) Sohn des Exoperius und der Stefana. — Vgl. auch monasterium S. Jovini saec. 11.
Cart. de Redon n. 310.
3 ) Kymrisch Euguen 196, Iguein 231. Yugein 226. 230, Yuein 226, Owein 214. 236,
Auguinn 236 im Lib. Landav., armorisch Euuen, Euen saec. 9. Cart. de Redon
n. 6. 74, Evan saec. 12 1. c. App. n. 324, Ewon saec. 9 n. 31, Eon a. 1148. n.
386 = Avinus. Vgl. Zeuss Ed. 2 p. 82 nota*. •— Vgl. auch irisch Aiffein
(St.) Martyr. Dungal. Jun. 3 = Aven neben Aven Fröhner n. 220* Avena f. c. a.
996. HLgd 2 n. 131 p. 162, dann kymrisch awen Talent, Geschmack, Phantasie,
awengar, der Talent, Geschmack, eine kühne Phantasie, eine heftige Neigung hat.
s ) Vgl. auch Juvinianus und Jovinianus (Wilhelmus) c. a. 1066. Cart. S. Vict.
Massil. n. 613. 623.
*) Der Name Aventia (dea) Orelli n. 368—370 wird bei Zeuss p. 97. 1080, Glück
p. 113 und Pictet, Or. Ind.-Kur. 2, 431 durch altkymrisch eunt (justus) =
avent, zurückzuführen auf die sanskr. Wurzel av (tueri, protegere), gedeutet. —
Mit dem Flussnamen Aventia lässt sich aber vergleichen Avanti, ein Fluss in
Indien, gebildet aus dem Part. Präs. <\vant von skr. av (ire), davon avana
5*
68
S t ;ir k
Juventina (Ulpia) Grut. 529, 4 neben Ofentinus Ackner n.
n. 228 = Oventinus; Aventinus (T. Flavianus) Steiner ri. 345,
Aventinus (Maximae libertus, Ammaiensis) Masdeu, Hist. crit. Tom.
3 n. 34, Flavianus Aventinus (decurio alae Indianae) Wiltheim,
Lucilib. p. 142,
Jabidiana Steinern. 1133, wahrscheinlich Japidiana, neben
Apidius Merula, Tac. Ann. 4, 42, Appaedius Faesasius, Orelli
n. 4948, dann aus jüngerer Zeit:
Jursmarus (Turon. archiep.) a. 843. D’Achery, Spicil. 1
p. 393 b = Ursmar ns in den Ann. Elnon. Mon. Germ. 7, 18, d. i.
Ur-semarus,
Janovildis saec. 8. Polypt. Irm. 231, 41 neben armorisch
Anauuili a. 872. Gart, de Redon n. 234
Javirmts (Bertmundus) saec. 11. Cart. S. Vict. Massil. n. 404
p. 405, armorisch Jaguern a. 860. Cart. Prumens. Morice 1 col.
316 neben Avernus (lacus) Plin. H. N. 3, 3, 9,
Jovila (Salmatic. ep.) a. 638. Conc. Toler. 6'-) neben Owili
tilius (Piandos) Du Mege, Arcb. pyren 2 p. 159,
Jafrait (Tetboldus) a. 969. Redel, Docum. de Poitieus n. 37
neben Ro-afritus Grut. 527, 2, Afrius (L. Messius) Orelli n. 3873,
Africvs Fröhner n. 34.
Jai/fus saec. 9. Polypt. Rem. 43, 7 neben Ailplms a.
636. Pard. n. 275 d. i. Ailiphus; Ailivus saec. 9. Polypt. Rem.
65, 14,
Joiramnus saec. 9. Polypt Rem. 22, 6 = Joviranmus d. i. Ovi-
ramnus statt Avi-ramnns neben M. Rnmnius P. lib. Diopant(us)
Orelli n. 3793 und Avicantus (deus) Orelli n. 2033 d. i. Avi-
cantus.
Von kymrischen Namen scbliesse ich hier an :
Judalcan Lib. Landav. 177 = Ud-alcan neben Od-alckus
(mancip.) a. 744. Urkdb. v. St. Gallen n. 7. Hod-alca saec.
(rapiditas, i'estinatio), avant (cursus, fluvius), Pict. I. c. 1, 137. Stockes, ßeitr.
5, 313. Vgl. kymr. avon a flowing of water, a river. Ich halte daher nicht für
unmöglich, dass der Personenname Aventins auch velox, celer gedeutet werde.
Vgl. Zeuss Ed. 2. p. 129. 132. Glück p. 106.
2 ) Vgl. „de parte orientis in Jovel Jovemir“ a. 1030. Marca hisp. n. 203. — Auch
Jovemir ist vielleicht = Avi-mir, zusammengesetzt mit avi-. Siehe Zeuss Ed.
2 p. 82 und nota *. 9
Keltische Forschungen.
69
8. Pojypt. Irin. 106, 44 = Od-alca, neben Alco (Saguntinus) Liv.
21, 12, Attius Alcimus Felicianus, Maffei, Mus. Veron. 462, 2,
Alcima saec. 9. Polypt. Rem. 102, 24, Alcianus ssec. 8. Polyp).
Irm. 97, 165,
Judbiu Lib. Landav. 177 = Vd-biu, vgl. Edilbiu 1. e. 160,
Judcant Lib. Landav. 207 = Ud-cant, zusammengesetzt wie
Avi-cantus,
Judhail (rex) Lib. Landav. 148 — Ud-bnil, vgl. Conhail
I. c. 137,
Judner Lib. Landav. 72 Ud-ner, vgl. Nir I. c. 161, jetzt
Ner 416,
Judnou Lib. Landav. 70 = Ud-nou, vgl. Elgnou 1. e. 193.
Von armorisehen Namen sind etwa mit der Präposition tid zu
sammengesetzt :
Jndcnr a. 867. n. 68'), Judcum c. a. 859. n. 104
Judliael a. 859. n. 23 3 ), Judnimet sa;c. 9. n. 201 4 ), Judwal-
lon a. 797. n. 191 3 J, Judwocon a. 857. u. 26 im Carl, de Re-
1) Vgl. Concar a. 888. Cart. de Redon n. 239 = Con-car. — Judhocar a. 833 I. c.
n. 16 fasse ich = Ud-hocar, wie Wor-hocar I. c. u. 47 neben Uocar n. 88 = Ho-
car, d. i. Su-car-us (amabilis). S. Zeuß Ed. 2 p. 93, Glück p. 48. Anm. 3. — Jodi-
car a. 821. Cart. de Redon n. 146 ist etwa = Odicar. d. i. wahrscheinlich O-dicar,
wie Althccarius (Laudun. ep.) a. 664. Pard. n. 330 = Al-tkecarius. Jn Al-deyarius
sajc. 9. Polypt. Irm. 18, 89. 26, 19 scheint die ursprüngliche Tenuis c zu tj er
weicht zu sein.
z ) Vgl. den armorisehen Namen Muen-cum a. 878. Cart. de Redon n. 238, die kymri-
schen Namen Con-cum, Guin-cum saec. 7. Lib. Landav. 161. lll-cum, Onn-cum (li-
berti) saec. 11. Kemble 4 n. 981 p. 310, dann armorisch cuf (probus, mitis), körn.
cuf (pretiosus, carus) = cum, irisch coim. Zeuß Ed. 2 p. 103.164, Stockes Beitr.
z. vergl. Sprachf. 3, 448.
s ) Vgl. die armorisehen Namen Woretkaet a. 797. n. 191, Pasckacl a. 834. n. 219,
Nodhail saec. 9. u. 280 im Cart. de Redon und armorisch hail, hacl, hei bonus, pla-
cidus, salvus. Zeuss Ed. 2 p. 101, kymrisch hael (generous) Lives of the Carbro.
British Saints p. 300.
Vgl. den armorisehen Namen Catnimet a. 863. Cart. de Redon n. 80, den kymri-
schen Namen Guornemet, Vita S. Cadoei. Lives 87 und irisch mernde (coelestis,
divinus) Zeuss p. 247. 248. 764, d. i. nemed, memet, abgeleitet von neim (splen-
dor) Lhuyd 133. Siehe Glück p. 73.
Vgl. Die armorisehen Namen Uoiantwallon a. 834. u. 4, Calyuallon, Jarnyuallon a.
909. n. 277. 278 im Cart. de Redon, die kymrischen Namen Riuallaun, JJunyuallavn
Lib. Landav. 138. 191, dann Zeuß Ed. 2. p. 32. 87. 130. — Calyuallon ist = Cat-
70
Stark
dün i) Judworet 2 ), Judganoe*) ssec. 8. Exc. chron. Brioc. Morice
l eol. 17, Jüduarn (pbi\) ssec. 11. Cart. Kemperleg. Morice 1 col.
360 4 ), dann
Judrith, Juddrith ssec. 9. Cart. de Redon n. 33 — Ud-
drith 5 ),?
Judrich ssec. 9. Cart. de Redon n. 68 = Ud-rich, vielleicht
auch Ü-drich = Ou-drich, wie Audricus ssec. 8. Polypt. Irm. 194,.
gua-lon, altgallisch Catuvellaunus, d. i. Catu-ve-lavenus. Der Name Cat-louuen a.
797. Cart. de Redon n. 191 = Catu-launus, Catu-lavenus entbehrt der verstärken
den Partikel yua, d. i. gallisch ve. Zur Erklärung dieser Namen dient armorisch
laouen, louen (hilaris, laetus) Zeuss Ed. 2 p. 108; (gaudens) Courson, Cart. de Re
don. Prolegom. p. 228 n. 12, d. i. laven (=lavan oder lavin?). Lavenus (Camnlius)
Wiltheim, Luciliburg. p. 315, Lafinus a. 893. Cart. de Beaulieu n. 156 p. 218 =
Lavinus.
*) Vgl. die armorischen Namen Wenwocon, Catwocon saec. 9. Cart. de Redon. n. 196.
212, dann kymrisch gogoni (to glorify), d. i. woconi, wo-coni; yogoned und gogo-
nawl (glorious) , A. i.-wo-conet, wo-conäl; conez, concd (stability, beauty, pride;
pomp, shew, glory), d. i. conet, neben cono (a spruce, upright fellow) bei Owen.
Siehe auch Pictet, Revue archeol. 1864, p. 308, Glück p. 52.
2 ) Vgl. die armorischen Namen Woretmebin a. 860. n. 163 = Woret-mebin d. i^
Woret-mevin (Ran-mevin saec. 8. 1. c. n. 143, Maifinus saec. 9. Cart. Savin. n. 16),
Woretcar a. 862. n. 76, Tutworet, Drichguoret saec. 9. n. 236. 281 im Cart. de
Redon, die kyinrischen Namen Ludguoret, Conguoret, Catguoret, Domnguaret Lib.
Landav. 160. 161. 193. 199, dann kymrisch guaredi, ym-uared (libero, defendo),
guared, ym-uared (vindiciae, auxilium) Lhuyd 44. 174.
3 ) Judganoe = Jud-canoe. Siehe Zeuss Ed. 2 p. 78. Vgl. auch die armorischen Na
men Jarnganoe n. 188, Madganoe n. 212 saec. 9. Cart. de Redon.
4 ) Juduarn d. i. Jud-barn. Siehe Zeuss Ed. 2 p. 128 und den irischen Namen Mael-
barn, one of the Ulidians, a. 897. The four masters.
5 ) Vgl. die armorischen Namen Tridur (pbr.) Cart. Kemperleg. Morice 1 col. 465, Tredoc
saec. 9. Vita S. Convoionis 1, 8. Morice 1 col. 238, kymrisch Treda (abbas) saec. 8.
Kemble 1 n. 148, altgallisch Tritus (Inscr. Ulyr.) Archiv f. K. österr. Gq. Bd. 3
p. 178. Hier reihe ich auch an Maldredus saec. 11. Lib. vitae eccl. Dunelm. p. 16,
1 = Mal-dredus, Mildreda f. saec. 11. Kemble 4 n. 900 p. 237. = Mil-dreda, (ihre
Mutter Domneua), Waldredannus saec. 8. Polypt. Irm. 135, 18= Wal-dred-ann-us,
neben Malastreva (masc.) a. 1189. Cod. Wangian. n. 34 p. 89 = Malastreva
(2rp£0*jivra, Ort im SO. von Germanien, Ptol. 2, 11,29); Milcenoc (libertus) saec*
11. Kemble 4 n. 981 p. 3U> = Mil-cenoc; Waldekisus (Vater des h. Corbinian) Ari-
bonis Vita S. Corbiniani. Meichelb. Hist. Frising. I, 2 p. 3= Wal-dekisus (Tegisvs
*. 1053. Cart. S. Petri Carnot. p. 625 n. 2).
Keltische Forschungen.
71
30 = Au-dricus ‘) oder Audr-ic-us, Odr-ic-us d. i. Audar-ic-us,
Odar-ic-us -),
Judmin und Judmorins (Brüder) ssee. 8 — 9 Cart. de Redon n.
166 = Ud-min s ) und Ud-morins d. i. Vd-morind*).
Gewagter, aber vielleicht nicht ganz unstatthaft, ist nach diesen
Beispielen die Vermuthung, oh nicht auch in den vorher genannten
gallischen Namen Judo, Judus, dann in
Judacilius (dux Italicorum in bello sociali) Appian. B. C. 1, 40.
42. 47. 48 s), aber auch in
Judita, Judinta, Judan, Jüdin (ja, Joduneh, Judon, Judic,
Judocus prosthetisches j enthalten sei, und ob dieses nicht auch vor-
liege in den mit iou zusammengesetzten kymrischen und armorischen
Namen:
Joubiu Lib. Landav. 166 = Ou-biu 6 ), wie Oudoceus I. e.
82 = Ou-doceus'),
Joumonoc (pbr.) ssec. 9. Cart. de Redon n. 21. 77. 189 =
Ou-monoc 8 ),
’) Vgl. die armorischen Namen Drecon n. ‘269, Uur-drieon n. 245 ssec. 9. Cart. de
Redon, den kymrischen Namen Cyn-drich saec. 11. Lib. Landav. 261. — Wegen
armorisch ü statt ou, an vgl. Anügen a. 853. Cart. de Redon n. 71 neben Anaugcu
a. 834. n. 9.
2 ) Vgl. den irischen Namen Odhran (St.) Mart. Dungal. Sept. 10 = Odhv-an d. i.
Odhar-an neben Con-odhur (abbot of Fobhar, a. 706) Mart. Dungal. Nov. 3, Ciar-
odhar a. 901. The four masters und Utar (Adelpretus) a. 1202. Cod. Wangian n. 68
p. 148. Vielleicht kann auch armorisch JudrUh = Udr-it/i (Odret mancip. a. 955.
Beyer 1 n. 199, Jutradus ssec. 8. Polypt. Irm. 81, 28= Utradus), Odar-it, aufge
fasst werden. Oh Autaritos (Anführer der gallischen Soldtruppen im carthagi-
sehen Heere) Polyb. 1, 77 = Autar-it-os oder Au-taritos ist, bleibt noch zu be
stimmen. Vgl. ferner Authar-ennus a. 721 Fumagalli, Cod. Sanambros. p. 2, Auder-
is-i-us Coldast 2, 113, dann Auteria a. 814. Polypt. Massil. H. 3 im Cart. S. Vict.
2, 642, wenn nicht Avit-eri-a.
s ) Vgl. I. c. a. 834. n. 3 Min an, a. 871. n. 244 Miney, a. 895. n. 268 Cunmin, a. 830.
n. 196. Donnin.
*) Vgl. Win-morin a. 853. I. c. n. 6, Morandus saec. 11. Polypt. Irm. 49 b , Maurentia
saec. 8. 1. c. 139, 61, Mauvintinus saec. 9. Polypt. Rem. 67, 8.
5 ) Vgl. Vdia (Sta) Codex Theodorici der Bened. Abtei Deutz. Lacombl. Arch. 5, 297,
Udacus saec. 8 Polypt. Irm. 168, 28.
6 ) Vgl. kymr. Coelbiu saec. 6. Vita S. Cadoci c. 52. Lives 87, irisch Raithbeo (Schwe
ster des h. Ciaran) Mart. Dungal. Sept. 9 p. 242, dann armorisch beo (vivus) Buh.
2, 11. 32, 11. 96, 20. 184, 11, kymrisch buw (vivus) Mabinog. 1, 22, irisch biu
(vivus) Inc. Sg., beu Wb. 13 d Zeuss. Ed. 2 p. 35. 88. 110 = bivus.
7 ) Oudoceus St. wird von Jolo 106, 63 Dochey geschrieben. Siehe dort p. 499 nota 2.
®) Vgl. Monocan (tesfis) c. a. 834. Cart. de Redon n. 181, Eu-monoc a. 859. 1. c. n. 23*
72
S t a i- k
Jouvoret (eolonus) ssec. 9. Vita S. Convoionis 1, 6. Morice
1 col. 237 = Ou-voret*).
Auf eine andere hier nicht zu übersehende Lauterscheinung in
altgallischen Namen, auf / statt gi, hat Zeuss Ed. 2 p. 47 aufmerk
sam gemacht.
Bekannt ist auch, dass anlautend j oft durch Erw eichung der
Media g entstanden ist a ); es genügen daher die Beispiele:
Jestinus. (vicecomes) c. a. 950. Carl. Landevenec. Morice
1 col. 346 neben Gestinus (idem) a. 958. Cart. S. Florentii 1. c.
col. 347,
Jenesia s;ec. 8. Polypl. Irm. 167, 20. 174, 48 neben Genesius
169, 34.
ln welchen Namen anlautend j organisch sei, mag einer beson
deren Untersuchung Vorbehalten bleiben.
Zum Schlüsse sei noch erwähnt, dass der irische Name Jotharn-
aisc (St.) Mart. Dungal. Dec. 22 p. 343 = Jo-tharnaisc, d. i.
J-tharn-aisc (p. 344 nota 5) ist s). Vgl. Terniscus (ep.) a. 677.
Pard. n. 388 p. 179, pagus Ternensis a. 877. Cart. Sithiense p. 122
n. 54.
Mairinus (mon. S. Petri Tricas.) 114, 41 s*c. 8—9.
Dieser Name, abgeleitet mit -in (Zeuss p. 734), schliesst
sich an
Mairae (deaej in zwei Inschriften bei Willheim, Luciliburg.
p. 48: Dis Mairubus und Deabus A/«»-(abus),
Maira (mancip.) a. 814. Polypt. Massil. (i. 3, 4 im Cart. S.
Viel. 2, 640,
Mairus (Conradus) a. 1211. Cod. Wangian. n. 98 p. 230,
Mairastra (Pontius) a. 1055. Cart. S. Vict. Massil. n. 511
p. 508 4 ), und vielleicht darf hier auch gedacht werden der armori-
schen Namen
1 ) Vgl. Bo-woret ssee. 9. Carl, de Itedou n. ‘i6;>.
2 ) Dass y auch inlautend zu j sich erweicht, kann hier unberücksichtigt bleiben.
3 ) Vgl. auch den annorischen Namen Ihoiunws a. 1047. Cart. de Uedon n. 31. f » =
I-hoiarnus.
*) Vgl. Filastrnis. Brix. ej». stec. 4. Inscr. bei üdorici 'l [>. 107. villa Olcastri a. 074.
Marca hisp. n. 117 col. 907, irisch Banaster (Peregrinus) im Append. F zur (ieneal.
of Corca I.aidhe in den Miscell. of the Cell. Soc. (Dublin, 1849) p. 110.
Keltische Fora eh u n gen.
73
Mairos a. 878. Cart. de Redou n. 238,
Mairoc in „treb Moioaroc“ a. 834. I. e. n. 4 d. i. vicus Mairoci.
Zwar werden die beiden zuletzt genannten Namen bei Zeuss
Ed. 2 p. 100. 101 durch kymrisch, komisch mair, maer (praepositus,
maior domus, villicus) gedeutet, allein ich ziehe vor, diese armorisclien
Namen von den vorher erwähnten nicht zu trennen, in denen ich die
Unterdrückung eines g vermuthe. Magirinus, Magirae, Magira,
Magirus, Magirastra wären demnach die vollen Fönneu Tue Mairim»,
Mairae, Maira, Matrus, Mairastra.
Diese volle Form findet sich auch in den Namen:
Magirra (Primus Valerius), nepos Magii Valerii Surionis (lnscr.
Brix.) Orelli n. 4823, zu dessen Erklärung vielleicht aut' das gäliscbe
Beiwort moighre stoul, robust, handsome = magiri verwiesen wer
den darf,
Megiran (pbr.) sa:c. 8—9. Verbrudb. v. St. Peter 56, 9 =
Megir-an statt älterem Magir-au ')•
Dass g nach vorhergegangener Erweichung leicht schwindet, ist
hinreichend bekannt. Die neukeltischen Sprachen liefern viele Belege
dafür. Beispiele dafür aus alter Zeit sind bei Zeuss Ed. 2 p. 145 zu
finden. Diesen füge ich noch bei:
Biorritanu urbs Greg. Tur. Glor. mart. 1, 74 i. e. territorium
Bigorritani 2 ).
Anders dürfte ui aufzufassen sein in den Namen:
Mains (villa Maii) c. a. 499. Pard. 1 n. 64 p. 35, Mato (pbr.)
a. 779. Urkdb. v. St. Gallen u. 87; a. 797. Gatlola, Hist, abbat.
Cassin. p. 20"; s‘<ec. 8. Verbrüderungsb, v. St. Peter 16, 14; Meichelb.
n. 61 neben Magius (C. Attilius) Orelli n. 5006, M. Magius Steiner
u. 2095. Magie (lnscr. Pannön.) Arch. f. K. öst. Gq. Bd. 13 p. 125,
Magie (gastaldio) a. 798. Fatteschi n. 39,
Main sa;c. 8. Verbrüdergsb. v. St. Peter 103, 14 neben Magia
Magii filia (lnscr. Brixiae) Orelli n. 1422,
Maianus (fig.) Fröhner u. 1422—1426, Maianus, Sohn des
Bellicus, Steiner n. 382, Maiana (Pruseia) I. c. n. 1963 neben
Magiamts Orelli n. 457,
Maionus (fig. ) Fröhner n. 1427—1428 neben Magiuua Steiner
n. 3118,
1 ) Die Auffassung 1 dieses Namens = Meyi-ran erscheint mir ganz unstatthaft.
2 I Vgl. (ireg. Tur. (Kd. Paris. 183ß) Tom. 4 p. ‘iiiO nota 4.
Stark
74
Maiugus (fig.) Steiner n. 1449, vielleicht — Maiucus und =
armoriscli Maiocus (St.) c. a. 1011. Cart. de Redon n. 338, kym-
risch Maine-, Maioc Gib. Landav. 133. 147 neben Magiäcus Orelli
n. 4900,
Maiol a. 782. Meichelb. n. 85, Maiolus a. 792. Trad. Wizeb.
n. 207; abb. Patermiae. a. 962. Hergott n. 135 p. 80; colonus
a. 1083. Beyer 1 n. 378; saec. 12. Cart. S. Vict. Massil. n. 1113,
armorisch Maiolus (St.) Cart. de Redon, Eclairc. p. CCCLV, Meiol
a. 807. Meichelb. n. 148; mancip. a. 824. Schannat n. 374; a. 819.
Ried n. 20 = Magiolus, eine adjectivische Bildung (vgl. kymrisch
angheyol perniciosus, von angae pernicies Lhuyd 118) wie Apiolus
Orelli n. 3926, Ariula Steiner n. 1777, Juliola a. 825. Urkdb. v.
St. Gallen n. 239 u. v. a.
In diesen Namen steht allem Anscheine nach i statt gi wie in
Jamiüius Orelli n. 4983, welcher Name bei Zeuss Ed. 2 p. 48 mit
Q. Giamius Bellus et Communis Giumi fil. Steiner 1862 verglichen
wird. Ich füge noch bei Giamilos Duchaiais p. 258 n. 617.
Von den eben genannten Namen werden aber kaum zu trennen
sein die Namen:
Maior Magiati filius, Orelli n. 1987 = Magi-or, abgeleitet mit
-or (Zeuss p. 741) wie Onci-ori-us de Boissieu p. 434 n. 68,
Messor Steiner n. 3190, Sinor-us (fig.) 1. c. n. 271, Tenior a. 869.
Cart. de Redon n. 241, Brioria saec. 8. Polypt. Irm. 239, 92 «),
Maior (Aelius) saec. 2. Steiner n. 709, Maior (fig.) Fröhner
n. 1429—1430, Maiorius Januarius und Maiorius Acceptus, Bonn.
Jahrb. 37 p. 158, Maior (archipbr.) a. 993. Marca hisp. n. 141;
pbr. a. 1023. Esp. sagr. Tom. 36 App. n. 14, Maior de Werkin
a. 1000. Miraei Opp. Tom. 2 p. 946 c. 23,
Maior (regina, uxor Sancii, ob. a. 960) Masdeu, Hist. crit.
Tom. 9 p. 82 n. 5, Mayor Godestez (domna) a. 1117. Esp. sagr.
Tom. 16 p. 475, Maior Laurentia (dona) saec. 13. Ribeiro I n. 48,
*) Für die Deutung 1 Maior = Alayi-or spricht auch der Name des Vaters Magi-at-us.—
Zeuss bemerkt zu dem arinorischen Namen Mairoc p. iOO in der Anmerkung;: „Si
non eadem pronuntiandi formula, assimilatio certe ad vocem latinam maior sta-
tuenda est in Inscript, ap. Orell.: Maior Magiati fil. 1987, atque in notissima
denominatione maior domus. Eadem vox formae cambricae etiam proprior gall.
hodiern. maire; sed angl. mayor, germ. meier. mayer u .
Keltische Forschungen. 75
Maior Martini (abattissa <le Vairam) saec. 13. 1. c. und mit einer
weiteren Ableitung
Maiorinus (Janius) Steiner n. 2319; Maioritius a. 933. Esp.
sagr. Tom. 19 p. 384 = Magi-or-in-us'),
Maioriamis (Flav. Jul.) Imper. saec. ö. Rasche 3, 1 p. 130 f. a ),
Sidon. Paneg. 386, bei Procop. Vandal. 1, 7 und Theopban. (Ed.
Bonn.) p. 183 Maiorinus geschrieben,
Maioriamis (libertus) a. 573. Pard. 1 n. 180 p. 139; tamulus
a. 739. 1. c. n. 559 p. 372 = Magi-ori-an-us, wie Auroriauus
Steiner n. 1859 = Aur-ori-an-us,
Maioranus (pbr. mon.) saec. 8. Verbriidrgsb. v. St. Peter 16,
37; a. 777. Fatteschi n. 32, Meioran, Maiaran saec. 8. Meichelb.
n. 29. 61 = Magi-or-an-us,
Maiorissa a. 1208. Part. S. Petri Carnot. p. 674 n. 81 =
Magi-ori-ss-a, wie Duc-ari-ss-a saec. 8. Cod. trad. Ravenn. p. 56.
ln gleicher Weise gebildet ist Magiorix Steiner n. 823 =
Magi-ori-x, Magi-or-ix, kaum Magi-o-rix, wie dieser Name ge
wöhnlich aufgefasst wird.
Hier schliesst sich aber auch noch an der Name:
Maierus, den ich der Inschrift: Bessula .... Valgasmaieri
Lersch, Central Mus. 1, 34 entnehme, indem ich lese Bessulanius
Valgas Maieri (filius). Steiner n. 1137 liest: Bessulanus Valgas-
materi seil. lil. ! ),
Maierus ist = Magi-er-us, gebildet wie Mati-er-a Steiner
n. 3221, Deoi-er-ia I. c. n. 1881, Urfi-er saec. 10. Morice 1 col.
*) Vgl. Tutorina Grüt. 367, 4 neben Tutor und Tutorio Steiner n. 1728. 3169, kymr.
Tndur Lives 396, 44.
2 ) Aus Gallien gebürtig.
3 ) Wegen des Namens Valgas ist zu vergleichen C. Quinctius Valyus Orelli n. 3295,
C. Valgius (qui ad Augustum de medicina scripsit) Plin. 25, 4, C. Valgius Fulcus
Kabretti p. 157, 261, Valyia Orelli n. 4572, irisch Failge Berraidhe a 501. The
four masters, dann Falgardus saec. 11. Polypt. Irin. 49% 94 = Valg-ard-us ? Walgoz
(mancip.) a. 800. Schannat n. 145 = Walg-oz statt Walg-os neben alodem de
Falg-os-a a. 1011. Marca hisp. col. 985 = Valgosa. Ebenso ist ursprüngliches *
durch z vertreten in den Namen Bi zun (Schreiber der Urkunde, also Mönch) a. 813.
Schannat n. 251 = Bissau (Bissunus Fröhner n. 405 — 406), Edazius mit der
Variante Adasius a. 847 Cart. de Beaulieu n. 184 p. 256. — Bei Zeuss Ed. 2.
p. 29 ist Valgasmaierus angenommen. Die im Thl. 2 dieser Forschungen bei Ma-
terni vorgenommene Änderung Materus statt Maierus ist überflüssig.
76
Stark
359, Lari-er-us ssec. 11. Cart. Atlienae. n. 146 im Carl. Sarin. 2,
p. 663 <).
Sarhilo (mon.) 57, 1 ssec. 8.
Sarhilo auch hei Meichelbeck u. 472 ssec. 9 ist = Sarihilo,
Sarichilo. V'gi. Sarchilo (comes de Mosebach) a. 1074. Mon. boica
3 p. 245 n. 32 d. i. Sarichilo, dann Sarcellus (Paganus) ssec. 12. Cart.
S. Petri Carnot. p. 551 c. 44 == Saricellus d. i.Saric-ellus, Sar-
ic-ell-us und wahrscheinlich abgeleitet von dem Hauptworle saric,
irisch saruigh (nitor, -eris) Lli. 99.
Im Kymrischen erscheint aber auch ein Beiwort sarrig, sarrug,
sarug (atrox, durus, stevus, sererus) Lliuyd 44. 56. 143. 149 und
mit weiterer Ableitung sartigawl (apt to he steril) Owen = sarugäl,
und es kann demnach der Name Sarhilo etwa aut' das Beiwort sarrig.
abgeleitet von dem Hauptworte sar (wrath) Lliuyd 220, zuriick-
geliihrt werden -).
Durch dieses Beiwort sarrig sind zu deuten die Namen:
Saricho (abbas Corb.) a. 1071 Lamberti ann. Mon. Germ.
7, 180.
Saracho a. 963. Hontli. n. 175, Sarazi Faniz (teslis) a. 1139.
Esp. sagr. Tom. 26 p. 449 = Saraci, dann mit weiterer Ableitung:
Sarracina Steiner n. 1779 d. i. Sarr-ac-in-a, Sarracina und
Sarruzinu a. 1069. Ribeiro 1 n. 14, Sarracena ssec. 12. Cart.
S. Petri Carnot. p. 488 n. 27,
Sarrucinus (Astoricae comes) a. 899. Chrom Sampiri c. 9.
Esgr. sagr. Tom. 14 p. 456, Sarrucinus Muniz (testis) a. 914. 1. c.
Tom. 28 p. 316, Sarracina ssec. 10. Ribeiro 1 n. 11, Sarrucinus
Arianiz a. 1012. Esp. sagr. Tom. 35 p. 13 o), armorisch Surra-
cenvs ssec. 11 Cart. Marmout. Morice 1 col. 384, Sarracenus de
Lisla ssec. 12. Perard p. 231, Saracenus a. 1143. Lupi 2, 1043,
C. Sarracenus a. 1259. Hergott n. 424 p. 345, Sarazin (Joannes)
archiep. Camerac. -J- a. 1598. Miraei Opp. Tom. 2 p. 1356, 3, Sar-
zinus ssec. 9. Polypt. Rem. 22, 7*), Saruchanus (locus qui vocatur
') Vgl. auch Maier (teslis) a. 1041. Cart. S. Vict. Massil. n. 104ö p. 821.
2 ) Vgl. Pictet L alfmile etc. p. 04. 107. Diefenb. Goth. Wb. 2, 18‘i.
3 ) V r gl. Gualacinus (notarius) a. 928. Lupi 2, 170 = Valac-invs, Vul-ac-in-ua.
**) Graf Saracini <1 e Beifort in Österreich
Keltische Forschungen.
77
Saruchanianus) a. 754. Brunetti, Cod. dipl. Toscan. I n. 48 p.
552, 35.
Von dem Hauptworte sar sind durch Ableitung gebildet die
Namen:
Sarra ssec. 8. Polypt. lern. 134, 12')- 205, 41, Sarra (soror
Argerigi abhatis) a. 922. Privileg. Ordonii II. reg. Legion. Esp. sagr.
Tom. 14 p. 381,
Sarilo (marchio et rector territ. Sabin.) a. 941. Fatteschi
p. 249 nota 31 2 ),
Sarrut (Hg.) FrÖbner n. 1875—1876, locus Sarodus a. 766.
Mab. De re dipl. p. 495 3 ),
Vassarotus e. a. 1070. Gart. St. Vict. Massii. n. 383 p. 387 =
Va-snrotus, w r ie Assabaria (Sta) Codex Theodorici der Bened. Abtei
Deutz. Lacombl. Arcli. 5 p. 298 = A-snbaria neben Sabaria (Pau-
non. civitas) Greg. Tur. 1, 34, Sabaricbus a. 832. Marea bisp. n. 5
eol. 269 = Sabar-ich-us,
Sarrut (pbr. mon.) a. 947. Neer. Fuld. Dronke, Trad. et antiq.
Fnld. p. 156,
irisch Saraid, daughter ot'Gönn, a. 165. The tour masters, d. i.
Snrid 4 ), dann
Saravus (Gail, fl uv.) Auson. Mosella 367, Itin. Ant., Samba
beim Geogr. Rav. 4, 26,
Sarabus (Neptunus) Bruce, The Roman Wall. Ed. 2 p. 394.
ünculuK 18, 8; 32, 3. 20; 89, 11. 19 ssec. 8.
Dieser Name, welcher nicht, wie Förstemann 1216 vermuthet,
deutschen Ursprunges ist, schliesst sich an die Namen:
Uncia (dea) Steiner n. 988,
Uncinus (fig.) Becker, Archiv f. Frankf. Gesell. N. F. Bd. 1 p. 29,
irisch Uncdn (St.) Martyr. Dungal. Aug. 21, welche wohl durch
irisch tünche (pugna) Lhuyd 131 d. i. ancity zu deuten sind.
Aus demselben Worte gebildet sind die Namen:
*) Tochter des Serlus d. i. Sarilus.
2 ) Vgl. 'Zcupalog (Ort der Trocmi in (Jalatien) Ptol. 5, 9. 4.
s ) Siehe Zeuss p. 753.
Vgl. irisch saraidh = nerlh (conamen, potentia) Lhuyd 50 und Zeuss Ed. 2 p. 6.
5 ) Über irisch ui = u siehe Zeuss Ed. 2 p. i5
78
Stark
Unco Goldasl 2, 109, Uncus (Rudolfus) a. 1261. Lacombl. 2
p. 169 nota 1 ad n. 324, Ung ssec. 12. Liber vitae eccl. Dunelm.
p. 79, 2, vielleicht auch
Huncelo a. 1061. Lacombl. n. 197 = Vncelo, Uncilo?
Zweifelhaft sind Uncat a. 801. Neer. Fuld. Schannat p. 465,
Unchadus a. 842. Dronke n. 349 = Unc-at ‘), oder Un-cat,
Uncilenus (dux) a. 388. Fredegar c. 8, Huncelinus a. 773.
Beyer 1 u. 27, wahrscheinlich Un-cilenus'-),
Onciorius (Jul.) de Boissieu p. 434, 68 = Unci-ori-us *), oder
On-ciorius, vielleicht = On-civorius *).
Auch Oncolentz (testis) a. 863. HLgd. 1 n. 90 = Oncolend ist
= On-colend, Un-eolend 5 ) aufzufassen, wie
Unforatlius a. 775. Urkundenb. v. St. Gallen n. 74 = Un-
forathm 6 ),
Unwanu (ep.) ssec. 8. Kemble 5 n. 985 = Un-wana 7 ),
Unwanc (testis) a. 781. Trad. Wizenb. n. 127 — Un-wanc*),
*) Die Ableitung 1 -at bildet Beiwörter aus Hauptwörtern. Vgl. Ucugqlvol Polyb. d. h.
pilati, hasta praediti, abgeleitet von gais hasta, welches Wort auch in dem alt
deutschen Namen Gaisericus (Vandalenkönig) Idat. Chron. a. 428 erscheint. Vgl.
Zeuss Ed. 2 p. 52. — Wegen der Auffassung Un-cat ist auch zu beachten Ungheid
f. saec. 9. Verbrüderungsb. v. St. P. 85, Gl = Un-geid neben In-geida saec. 9.
Polypt. Bern. 7, 5.
2 ) Vgl. Un-ramna saec. 8. Polypt. Irm. 181, 20 neben Ramno (ep. Elenens.) a. 835.
Marca hisp. n. 6, Un-fort saec. 9. Meichelb. n. 633, Uni-fortes a. 879. Marca hlsp.
n. 39 neben armorisch Fortis saec. 12. Oart. de Redon n. 377, und Cileni (ein
keltisches Volk in Spanien) Plin. 4, 20.
3 ) Vgl. Sertorius (lib.) Orelli n. 2886, Nestovius a. 670. Pard. n. 362, Grivorius
saec. 9. Polypt. Rem. 20, 13, Venorius c. a. 1010. Cart. Savin. n. 590 und Zeuss
p. 742.
4 ) Civiro filius quondam Raconi a. 780- Brunetti 2 n. 14 p. 244, 34, vielleicht auch
armorisch Kenuirgar a- 832. Cart. de Redon n. 8 = Keuuir-gar. Ob Civireda
(mancip.) a. 683. Cart. Sith. n. 60 p. 128 = Civir-ed-a, ist zweifelhaft.
5 ) Vgl. Colenda (opp. Arevacorum in Hisp. Tarrac.) Appian. B. Hisp. 99.
6 ) Vgl. Wid-forada (fern, in Carnot. civit.) saec. 6. Mab. AS. saec. 1 p. 339, 17.
7 ) Vgl. Tasciovanits Mon. histor. Britann. 1, XLIH.
8 ) Vgl. Wanchin a. 962. Lacombl. n. 106, Wangunt (masc. mancip., a. 796. Schannat
n. 1!>4 = Wanc-unt; Ofi. Vancen .... (Limoges) Revue archeol. 8, 433 (Fröhner
n. 2060). Auch Wanzo a. 859. Neugart n. 383, Quanzoiius a. 744. Pard. n. 581
p 394 sind aus Vancio entstanden. Vgl. auch Vanzo a. 1089. Lupi 2, 770 neben
Cuanci (Genitiv) a. 1241. Cod. Wangian. n. 185 p. 378 == Wanci.
Keltische Forschungen. 79
Undolvus a. 850. Urkdb. v. St. Gallen n. 410= ün-dolvus •).
In derselben Weise dürfte auch gedeutet werden der Name:
Ungubertus ssec. 11. Cart. S. Vict. n. 112 = ün-gubertus *)
und mit unterdrücktem u Ungbertus 1. c. n. 9S.
Vivolus pbr. 32, 8 ssec. 8—9.
Dieser Name schliesst sich unmittelbar an Vivulus (Patav. ep.)
a. 760. Sebannat n. 15, statt dessen in einem Briefe Gregors III.
vom Jahre 739 (Bonif. Epist. 46. Ed. Würdtw.) Vivilus mit der
Variante Vivilo geschrieben steht.
An diese letzte Form reihen sich die Namen:
Wivila f. ssec. 8. Cod. Lauresh. n. 2155,
Vivih t. ssec. 12. Ribeiro 3 n. 20 3 ) und zu ihrer Erklärung
dienen kymrisch gwiw (dignus, aptus) Mabinog. 1, 16. 2, 199, köl
nisch guyw (dignus) D. 284, gyw (id.) P. 68, 4. 226, 2, irisch fm,
gäliseh fiü (pretium, valor; dignus, venerabilis) Zeuss Ed. 2 p. 35,
109. 110. 131; Lhuyd169.171 = vivi. Als erstes Compositionsglied
erscheint guiu im kymrischen guiubarch (venerabilis) Lhuyd 171.
Aus diesem Worte viv sind auch gebildet die Namen:
Vivi (abbas) a. 1002. Esp. sagr. Tom. 36 App. n. 7,
Vivisci (Biluriges) Plin. 4, 19, 33 4 ),
Vivianus Annius, Tac. Ann. 15, 28, Vivianus (potens vir inter
Ligerim et Sequanam) a. 860. Regin. chron. Mon. Germ. 1, 570,
12, Vivianus ssec. 11. Cart. Carnot. p. 545 n. 38, Vivianus de Pas
a. 1137. Mirsei Opp. 2 p. 819 c. 21, Vivianus a. 1191. Cod.
Wangian. n. 49,
Viviana ssec. 8. Polypt. Irm. 176, 82 ä ),
l ) Dulpius Fabretti p. 225, 62, Waldulpia a. 693. Trad. Wizenb. n. 38 = Wal-dulpia
(vgl. Wal-dredanus ssec. 8. Polypt. Irm. 135, 18, Mal-dredus ssec. 11. Liber vitae
eccl. Dunelm. p. 16, 1, Tredoc ssec. 9. Vita S. Convoionis 1, 8. Morice 1 col. 238),
O-dulbis a. 774. Trad. Wizeb. n. 178 (vgl. O-gibidus a. 998. Lupi 2, 419 neben
Cepidius Momms. p. 448 adn., Ego Avini Chibidi a. 765. Brunetti n. 64 p. 587),
irisch Mo-doilbh (St. ep.) Mart. Dungal. Oct. 3.
Vgl. Cooperht a. 819. Ried. n. 20, Koiperht (mancip.) ssec. 9. Meichelb. n. 562.
Chubart (Guillelmus) a. 1163. Cart. Marmout. Morice 1 col. 649.
3 ) Vgl. auch Wifil a. 800. Lacombl. n. 16 = Vivü.
■*) Vivisea gens, Auson. Mos. 438 (haec ego, Vivisca ducens ab origine gentem).
5 ) Tochter des Landingus und der Aelildis. — Diese beiden Namen sind hei Förste
mann unrichtig den deutschen Namen beigesellt. Man vgl. Landeus und Landemia
80
S U r k
Vivenia Samianta, Hefner, Die röin. Denkm. Salzb. n. 42,
Denkschr. tl. kais. Akad. d. VV. Phil.-hist. CI. 1, p. 35 ').
Vivenia Venusta, Grut. 88. 3, Vivenia L. f. Helias I. c. 1087, 7,
Vivino a. 878. Kausl. n. 133, Vivinus a. 1211. Miraei Opp. 2,
p. 984 c. 77,
Vieentius (colonus) a. 760. Testam. Tellonis ep. Cur. Mohr,
Cod. dipl. Rh. I n. 9 p. 13, Viventiiis saec. 12. Perard p. 230 2 ),
Viventiolvs (Lugdun. ep.) a. 523. Pard. n. 103 p. 70, viel
leicht auch
Vivibns in Vivibiäcus (villa) a. 570. Pard. n. 177 p. 132 und
dann zu vergleichen mit dem irischen Hauptworte fiubbas (dignitas)
Lhuyd d. i. vivibns, vivibns 3 ), ferner
die armorischen Namen:
Uiuianus a. 830. Cart. de Redon n. 229,
Wiucant n. 166 4 ), Wiuchoiam f. n. 193 5 ), Wiulowen f.
n. 157 6 ), Winmilis (testis) n. 235 7 ), Winrat (colon.) n. I 60 8 ),
(seine Tochter) saec. 8. Polypt. Irin. 88, 81, Landisma 1. c. 33, 7. 89, 90. 141, 32.
233, 60, Landinus (miles coh. I. Asturum) Mitth. d. Iii.st. V. f. Steierm. 4, 217,
irisch Laim (daughter of Mac Sealbhachain) n. 1074. The four masters, d. i. Land(a)
u. v. a., dann Aclis (mancip.) a. 1013. Lacombl. n. 147, Aclus saec. 8. Polypt. Irm.
89. 88, Aclema 104, 203, Aelara 98, 162, Aclisma 33, 12, Aclentius 137, 29,
Aglivus a. 863. Charmasse, Cart. d’ Au tun P. 1 n. 41 u. v. a.
*) Vgl. irisch fiun (valor) Lhuyd. 169, d. i. vioin.
2 ) Vgl. irisch fiuntns (pretium, dignitas) Lhuyd, d. i. viventas.
3 ) Will man aber den Namen Vivibns = Vi-vibus autfassen, so muss man eine Verdop
pelung des Präfixes vi- (irisch ffi-) annehmen, da vibus bereits aus vi- und biis
zusammengesetzt ist. Vgl. irisch feabhus (beauty, comliness) und sanskrit vib iis'd
(splendor, pulchritudo), zusammengesetzt aus vi- und b'ils' (ornare). Pictet. I/afi'i-
nite etc. p. 92. Das zweifache Präfix liesse sich aber etwa mit der Annahme er
klären, dass die erstere Zusammensetzung nicht, mehr erkannt wurde.
*) Vgl. die armorischen Namen Jarncant a 846. n. 32, Maencant c. a. 864. n. 77, Woret-
cant a. 842. n. 136 im Cart. de Redon.
5 ) Vgl. Jarnhoiam I. c. und Roienhoiam c. a. 860. u. 7 und 137.
6 ) Vgl. Loieslowen n. 189, Radowen n. 141, Worlowen n. 24 saec. 9 Cart. de Redon.
7 ) Vgl. I. c. n. 243 a. 873 Gurmil d. i. Ver-mil, kymrisch Gurvil Lib. Landav. 264,
jetzt Gwrfil 348, dann Conmil saec. 6. Lives 93.
8 ) Dieser Name ist wahrscheinlich hier zu tilgen und = Wiur-af aufzufassen. Man
beachte den armorischen Namen Ran- Wiuror sage. 9. Cart. de Redon n. 29, daun
Wiharolt (testis) saec. 8. Dronke n. 88, d. i. Wiur-olt, Wiariscus (ep. Olisp.) a.
628. .lud. in conc. Tolel. 6., Wiarunus (testis) saec. 10. Cart. Sarin, n. 76 p. 631.
Keltische Forschungen. 81
Wiutiliern n. 146 i), Wiuworet n. 93 (Wiaworet pbr. n. 28) 1. c.
ssec. 9 3 ),
Wihomarcus (= Wiomarcus Variante) Brito, comes a. 822.
Ann. Einh. Mon. Germ. 1, 209 s ),
Wiomaro a. 860. Cartul. Prum. Morice 1 col. 316 = Beyer,
Mittelrhein. Urkdb. 1 n. 95,
Arthweo n. 148, Tetliwiu n. 146, Haerwiu n. 201, Jarnwiu
n. 234 sme. 9. Cart. de Redon, Menguio ssec. 11. Morice 1 col.
474, dann
die kymrischen Namen:
Weogern in Weogernacestre a. 774. Kembie 1 n. 124 4 ),
Wenwin (testis) smc. 11. Kembie 4 n. 981 p. 316.
Das zu vio verkürzte vivi darf vielleicht auch angenommen
werden in dem Namen:
Wiomadus (Childerici regis amicus, subregulus) Greg. Tur.
Epit. Fredeg. 11 = Vio-matus 5 ).
Von irischen Namen kann ich nur Feth Fio, Book of Armagh 17
a, 1 bei Stockes, Irish Gl. (Dublin 1860) p. 92, 743 beibringen.
Allem Anscheine sind mit dem Worte vivi zusammengesetzt auch
die Namen:
Vivefredus a. 897. HLgd. 2 n. 17 6 ) neben Fredemus a. 814.
Polypt. Massil. J. 4 im Cart. S. Vict. 2, 649, Fredusus (mon.) a. 921.
Cart. Savin. n. 12, kymrisch Fred (Sta), Tochter des Duthach
Wyddel, Lives p. 270, 30, armorisch Fredorius, Fredur ssec. 11.
Cart. de Redon n. 314. 313, Fredgor c. a. 1062. 1. c. App. n. 61.
*) Vgl. Haeltiern a. 860. n. 163, Maeltiern a. 826. n. 34, Jartiern a. 842. n. 136, Sul-
tiern a. 866. n. 60 im Cart. de Redon.
2 ) Vgl. Clienworct, Linworet saec. 9. Cart. de Redon App. n. 48. 51, kymriseh Lud-
yuoret, Conguoret saec. 6. 7. Lib. Landav. 160. 161.
3 ) Vgl. Cunmarch a. 867. Cart. de Redon n. 102, kymrisch Cadfarch Jolo 123 = Ca-
tumareus.
4) Vgl. irisch Mathgernan Ann. Tigern, a. 713. Collect, de reb. Alban, p. 237, armo
risch Gernogon (pbr.) saec. 11. Mont S. Michel. Morice 1 col. 381 u. m. a.
5 ) Vgl. Deomadus saec. 9. Polypt. Rem. 51. 76 = Deo-matus neben armorisch Ruma-
tun (testis) a. 848. Cart. de Redon n. 64 d. i. Ru-matan und Rrunmatin f. (Geni
tiv) saec. 12. Cart.-S. Petri Carnot. p. 475 n. 6, dann Veoclaatus a. 720. Brunetti
1. c. 1 n. 14 p. 462 = Vco-cluutus neben Turaius Clouti(61.) a. 27. (in Hisp.
Astur.) Orelli n. 156.
6 ) Vgl. auch Viofrid in Viofridesheim a. 833. Trad. Wizeb. n. 158.
Sitzb. d. phil.-hist. CI. LXII. Bd. II. Hft. G
82
Stark
Vivelant (mancip.) a. 841. Schannat n. 542 neben irisch
Dianland (St.) Martyr. Dungal. Aug. 13, dann Bretlandus a. 829.
Perard p. 24, 18 i),
Vivemerus ssec. 11. Cart. S. Trinit. Mon. Rothomag. n. 93 im
Cart. Sith. p. 468 neben dem gallischen Namen Atemerus Steiner n.
3107 = Ate-merus, dann Cello-merns saec. 6. Vita S. Genovefae c.
7 Roll. AS. Jan. Tom. 1 p. 141 2 ), Meropia, uxor Dignantii, Steiner
n. 1783, Merosius 1. c. n. 3368, Mtpößpiyx Stadt der Celtici in
Lusitanien) Ptol. 2, 5, 6, Mirus (rex Galliciensis) Greg. Tur. 3, 42
Diese drei Namen können aber auch noch anders aufgefasst
werden, und zwar als Kompositionen mit dem schon erwähnten
verstärkenden Präfixe vi- und somit = Vi-vefredus, Vi-velant,
Vi-vemerus.
Vefredus = Vefr-ed-us stellt sich zu Wifro Grossus a. 1138.
Mirai Opp. 4 p. 199 c. 28, irisch Febrithe (Sta) Mart. Dungal. Jul.
30, armorisch Morgueures a. 1031, Cart. de Redon App. n. 38 d. i.
Mor-webres, ferner Gueffrerius ssec. 12.1. c. n. 76 d. i. Wefrerius
statt Wehr er ins '•’•) dann Wibrannus sses. 9. Polypt Rem, 103. 62,
vielleicht auch Govefredus a. 939. Lupi 2, 230 = Co-vefredus'*).
Zur Erklärung dieser Namen darf vielleicht armorisch guef-
frinez (attentio) Buh. 180, 6, abgeleitet mit -inez (Zeuss p. 813),
gedacht und ein Beiwort gueffr = weber (vever?) vorausgesetzt
werden.
Velant in Vi-velant = Vel-ant reiht sich an Welandus a. 715.
763. Trad. Wizeh. n. 218. 263 5), Q. Velanius Caes. B. G. 3, 7,
irisch Fialdn Fertach Mart. Dungal. Sept. 9, dann an Velia f. a. 859.
Trad. Wizeb. n. 49 u. a, — Zur Deutung dieser Namen erinnere
Vgl. Britus (fig.) Steiner n. 1449, armor. Brito a. 1132. Cart. de Redon n. 353,
Breto Ajani a. 866. Esp. sagr. Tom. 17 p. 246 u. m. a.
2 ) Förstemann hält diesen Namen für deutsch und will Celsomerus ändern, aber auch
Celsomerus wäre ein keltischer Name.
3 ) Wegen armorisch ff=b siehe Zeuss Ed. 2 p. 142.
4 ) Vgl. den gallischen Namen Co-tetricus Steiner n. 217 neben Tetricus (Aquitaniam
administravit, deinde imperator) Eutrop. 9, 10, Tetrinius Sueton. Calig. 30 u. m. a.
5 ) Eine Scheidung deutscher und keltischer Namen dürfte hier schwer, ja zum Theil
unmöglich sein. Vgl. Welandus (dux Danor.) a. 861. Ann. Berlin. Mon. Germ. 1,
455, 16, Welant ssec. 8 — 9. Meichelh. n. 127 und im Verbrüderungsb. v. St. Pe
ter 22, 12, be easten Welandes smidtan a. 955. Kemble 5 n. 1172 p. 332.
Keltische Forschungen.
83
icli an das irische Beiwort fial (munificus, generosus) Lhuyd 93,
O’Brien d. i. vel (yel, vil?) Vgl. Fionntain fial Mart. Dungal. Febr •
13 p. 30, d. i. F. the generous p. 51.
Vemerus in Vi-vemerus = Vem-er-us kann den Wortstamme
nach verglichen werden mit den Namen: Of. Vim(i) fig. Fröhner n.
2139, Guimus (Calaguritan. ep.) a. 638. Con. Tolet. 6., Wimo a.
814. Meichelb. 312, Wimo auch in pagus Wimiäcus a. S78. Cart.
Sitli. p. 127 n. 58 und in Wemebriga (villa) a. 961. Mircei Opp. 1
p. 44 c. 34, Viminus (in vas. fig.) Roth, Mitth. d. Basler Alt.
Gesellsch. 1, 14, Viminus auch in Viminacium a) Stadt der Saccseer
in Hisp. Tarnte. Itin. Ant., Oöipuvaatov Ptol. 3, 9, 3, 1>) bedeutende
Stadt in Moesia Superior, Itin. Ant., Itin. Hieros., Tab. Peut., Viminus
(testis) a. 820. Perard p. 16*), Wimadus (ep.) a. 790. Schannant
n. 92 = Wim-ad-us, Wimaudus ssec. 9. Polypt. Rem, 73, 45 =
Wim-au-dus, Wimar (testis) a. 916. Marca hisp. n. 65 = Wim-ar,
Vimara (testis) ssec. 8. Ribeiro 1 n. 2, Wimaredo soec. 10. 11. 1. c.
n. 5. 15, Guimaredus (decanus) ssec. 11. Cart. S. Florent. Morice
1 col. 439 d. i. Wim-ar-ed, wenn nicht Wi-marit 2 ), Vimaranis
(Bruder des Königs Froila) ssec. 8. Chrom Albeld. Esp. sagr. Tom.
t 13 p. 452, Donnon Vimerani a. 937. Esp. sagr. Tom. 16 p. 438 n.
6, Vimarunus ssec. 11. Hist. Compost. Esp. sagr. Tom. 3 p. 424,
castrum Vimaranes a. 1187. Ribeiro 3 n. 40, Vimasus in villa Vi-
masiacus a. 969. Perard p. 42, Vimarasius (Lucens. ep.) a. 1031.
Esp. sagr. Tom. 19 p. 403, Bmarasius (d. i. Vimarasius mit der
Variante Vimaranus; Auriens. ep.) ssec. 11. 1. c. Tom. 17 p. 72,
dann irisch Feme (daughter of Cairell) Martyr. Dungal. Sept. 17.
d. i. Vima, auch Mofemis (Lughroth son of) a. m. 3529. The i'our
masters, — Mo-femis- — Kymrisch givym (Glätte, Glanz) Owen kann
vielleicht für die Erklärung dieser Namen beachtet werden. Ihm ent
spricht gälisch fiamh (Farbe, Aussehen, Ansicht), und das kymrisehe
guymp (formosus) Lhuyd 61, jetzt gwymp, welches Pictet s’affinite
etc. p. 59 mit sanskr. väma (schön) vergleicht, scheint eine weitere
Ableitung zu enthalten.
Vgl. villa quos vöcitant Viuienai'io ssec. 11. Ribeiro 3 n. 4.
2 ) Vgl. den armorischen Namen Quimarhocus ssec. 11. St. Georges. Morice 1 col. 438
= Wi-marhocus, Wi-marchocus.
6 *
ü
84
Stark Keltische Forschungen.
Z ii s .a t z.
Für eine weitere Untersuchung erlaube ich mir darauf aufmerksam zu machen,
ob die S. 74 fg. genannten Namen Maior, Maiorinus, Maiorianus, Maioranus, Maiorissa,
dann Maierus nicht als Compositionen und zwar = Ma-ior, Ma-iorinus, Ma-iorianus,
Ma-ioramis, Ma-iorissa, Ma-ierus aufgefasst werden können. Man beachte die Namen
Jura (fig.) Fröhner n. 12.71, Jorius a. 865. HLgd. 1 n. 90, Jurianus de Ech a. 1246.
Lacombl. 2 n. 308, Jurannus a. 925. Perard p. 163, dann P. Jcrus (Sohn der Sicceia
P. üb. Donata) Masdeu, Hist. erit. Tom. 19 n. 1901 (bei Masdeu Pierus), Jera f. (fig.)
Fröhner n. 1183, Jeria Castula Steiner n. 2197, ferner Musuetus (Leherenno deo) Du
Mege, Arch. pyr. 2 p. 190 = Ma-suetus neben Suetonius Certus et Paternus (votum
solverunt matronis Gaviabus) Steiner n. 1087, Suilia Seeundina, Orelli n. 7147,
Pro-swite ssec. 11. Kemble 4 n. 981 p. 316, Maspetius Severianus, de ßoissieu p. 393,
6 = Ma-spetius neben Spedius, Ackner, Rom. lnschr. in Dacien n. 108 u. v. a. —
Den Namen Jura übersetzt Pictet (Rev. arch. 1867 p. 316) durch „activ, diligent“.
Berichtigungen
zum ersten Theile dieser Forschungen. Sitzungsberichte Bd. 60.
S. 181 Anm. 3 ist Andesmios als irrige Aufzeichnung zu tilgen.
„ 197 u. 198 sind die Namen Bofulco, Bovartionius, Bovolchinus = Bo-fulco, Bo-
vartionius, Bo-volchinus aufzufassen.
„ 198 Anm. 1 sind Bebulcus, Bcuolchinus gleichfalls = Be-bulcus, Be-uolchinus.
„ 227 Anm. 2 ist kymr. meinduv (gracilis) d. i. mein-duv zu tilgen und mit
Mandubenos nicht in Verbindung zu bringen.
„ 233 Anm. 2 sind Sadregildus = Sa-dray-ild-us, Sadriklis = Su-dar-ild-is.
Verzeichnis
der dem Verbrüderungsbuche von St. Peter in Salzburg entnommenen keltischen Namen.
Seite
Anawan 53
Clintilo 55
Husito 62
Judit 64
Seite
Mairinus 72
Sarhilo • . . 76
Unculus 77
Vivolus 79
Verzeichniss der pingegangenen Druckschriften.
85
VERZEICHNISS
DER EINGEGANGENEN DRUCKSCHRIFTEN.
(MAI 1869.)
Akademie der Wissenschaften, König). Preuss., zu Berlin: Monats
bericht. Februar 1869. Berlin; 8°.
Boue, Ami, Ein freies Wort über die kais. Akademie der Wissen
schaften sammt Vergleich der Akademie mit den freien gelehr
ten Vereinen. Wien, 1869; 8°.
Gesellschaft, geschichtforschende, von Graubünden: Rätia (Mit
theilungen). IV. Jahrgang. Cur, 1869; 8°.
Heidelberg. Universität: Akademische Gelegenheitsschriften aus
dem Jahre 1868/69. 4» & 8°.
Mittheilungen der k. k. Central-Direction zur Erforschung und
Erhaltung der Baudenkmale. XIV. Jahrg. Mai - Juni 1869.
Wien; 4°.
Revue des cours scientifiques et litteraires de la France et de
l'etranger. VI' Aunee, Nrs. 22—23. Paris & Bruxelles, 1869; 4°.
Schuermans, H., Inscriptions beiges ä l’etranger. (Extr. du
Bulletin des Commissions royales d’art et d'archeologie.) 8«.
Sreznevsky, J. J., Alte slavische Denkmäler etc. Petersburg,
1868; gr. 8°.
Verein, siebenbürgischer, für romanische Literatur und Cultur des
romanischen Volkes: Transilvania. 11. Jahrg. Nr. 9. Kronstadt,
1869; 4».
SITZUNGSBERICHTE
DER
KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN.
PHILOSOPHISCH-HISTORISCHE CLASSE.
LXII. BAND. III. HEFT.
JAHRGANG 1869. — JUNI.
Commissionsbericht..
89
SITZUNG VOM 2. JUNI 1869.
Der Secretär legt vor:
1. Eine Abhandlung des Herrn Dr. Franz Stark in Wien:
„Keltische Forschungen. II. Keltische Personennamen, nachge
wiesen in den Ortshenennungen des Codex traditiomm ecclesiae
Ravennatensis aus dem 7. his 10. Jahrhundert“, mit dem Ersuchen
des Verfs. um Aufnahme in die Sitzungsberichte:
2. eine von ihm verfasste, für die Denkschriften bestimmte
Abhandlung: „Beiträge zur Kenntniss der slavischen Volkspoesie. I.“
SITZUNG VOM 9. JUNI 1869.
Der Secretär legt vor:
Ein Ansuchen des Herrn Dr. Conze, Professors der classischeri
Archäologie an der hiesigen Universität, um Zuweisung je eines
Exemplars der von der kaiserl. Akademie herausgegebenen Schriften
archäologischen Inhalts für den in seiner Gründung begriffenen
archäologischen Lehrapparat der hiesigen k. k. Universität.
90
Commissionsbericht.
Der Secretär theilt mit, dass Se. Excellenz der kais. brasi
lianische Gesandte in Wien, F. A. de Varnhagen, der kais.
Akademie 500 Exemplare seiner Abhandlung: „Das wahre Guana-
hani des Columbus“, welche als eine nothwendige Ergänzung der
denselben Gegenstand betreffenden, in den Sitzungsberichten ab
gedruckten Abhandlung anzusehen ist, zum Geschenke gemacht hat.
Das w. M. Herr Dr. A. Pfizmaier legt eine für die Sitzungs
berichte bestimmte Abhandlung vor: „Die Aufstände Wei-ngao’s
und Kung-sün-schÖ’s“.
Das c. M. Herr Prof. Dr. Ottokar Lorenz legt eine für die
Sitzungsberichte bestimmte Abhandlung vor: „Beiträge zur Kritik
deutscher Geschichtsquellen“, wovon der erste Theil sich über die
im 14. Jahrhundert verfasste Historia fiindationis monasterii
Mellicensis verbreitet.
SITZUNG VOM 16. JUNI 1869.
Der Präsident gibt Nachricht von dem am 3. Juni d. J. er
folgten Hinscheiden des w. M. der kais. Akademie, Herrn Regierungs-
rathes Dr. Josef Diemer.
Die Anwesenden erheben sich zum Zeichen ihrer Theilnahme
von ihren Sitzen.
Commissionsbericht.
91
Der Secretär legt vor ein Schreiben des Herrn Curator-Stell-
yertreters Dr. Anton Ritter v. Schmerling vom 10. Juni 1. J.,
worin Se. Excellenz für die demselben zufolge des Beschlusses
der kais. Akademie ausgedrückten Glückwünsche zum vierzig
jährigen Dienstjubiläum seinen Dank ausspricht.
Der Secretär legt ferner vor:
1. Das im Druck vollendete „Lusernische Wörterbuch“ von
Herrn Dr. Ignaz Zingerle;
2. ein Gesuch des w. M. Herrn Prof. Dr. Karl Schenkl um
Bewilligung einer Subvention zur Vornahme von Collationen der
Schriften Xenophon's in Rom, Florenz und Paris;
3. ein von Herrn Th. Mairhofer in Brixen eingesandtes
Weisthum: „Lüsnerisches Tading und Gerichts-Confin-Büchl“;
4. eine Abhandlung des Herrn Dr. Joh. Steiner in Wien:
„Betrachtungen über das amerikanische Duell“, mit dem Ersuchen
des Verfs. um Aufnahme in die Schriften der Akademie.
SITZUNG VOM 30. JUNI 1869.
Der Präsident gibt Nachricht von dem Ableben des c. M. der
kais. Akademie, Herrn Philippe Marie Guillaume van der Maelen
zu Molenbeek in Belgien.
Die Anwesenden erheben sich zum Zeichen ihrer Theilnahme
von ihren Sitzen.
92
Commissionsbericht.
Der Secretär legt vor:
1. ein Ansuchen des Herrn Dr. J. Bechtinger in Wien um
eine Subvention behufs der Herausgabe eines Reisewerkes „über
die Hawaischen Inseln“;
2. Eine Eingabe des Herrn Dr. Hönisch in Griiz, womit
derselbe der Classe den von ihm zusammengestellten Codex diplo-
maticus ordinis Tlieutonici regni anstriaco-hungarici zur Über
nahme in Verlag anbietet;
3. ein Ansuchen des c. M. Herrn Thomas Gar in Venedig
um Ergänzung des im Venetianer Archiv befindlichen Exemplares
der akademischen Schriften der phil-histor. Classe;
4. ein Ansuchen des Herrn Prof. Dr. S. L. Reinisch um
eine Subvention behufs der Herausgabe eines aztekischen Textes,
enthaltend die Geschichte von Tlascala.
Vahlen. Laurentii Vallae opuscula tria. 111.
93
LAURENTII VALLAE OPUSCULA TRIA.
Von dem w. M. J. Vahlen.
III.
(Vgl. Sitzungsberichte, Jänner- und Märzheft des Jahrganges 1869, ßd. LX1.)
i.
ORATIO CLARISSIMI VIRI D. LAURENTII | VALLAE
BABITA IX PRIXC1PI0 SCI STÜDII | DIE XVIII. 0CT0BR1S MCCCCLV 1 ).
Non ignoro, venerandi patres ac viri clarissimi, cunctos fere,
qui ex hoc loco anniversariam de studiis auspicandis orationem
habuerunt, lecisse , ut laudes 2 ) scientiarum liheraliumque artium
6 referrent et in hoc tamquam latissimo campo pro sua quisque facul-
tate vagarentur et velut equos quosdam atque quadrigas eloquentiae
exercerent. Quos equidem probo magnopere ac laudo. Quid enim est
aut convenientius quam doctrinas laudare, quae nos laudahiles red-
dunt, et scientiis suum honorem liahere, quae nos honoratos efii-
ciunt, aut utilius honestiusque quam per hanc ipsam disciplinarum
laudem animos hominum ad eas capessendas erigere atque excitare?
Mihi tarnen aliam quandam ingrediendam arbitror viam; ne de-
trita et peryagata et iam quasi fastidium moventia vobis inculcare
videar, aliquid potius novi dicendum et id potissimum, quod a nemine
ut reor antehac dictum sit, quod etsi non sua magnitudine =),
quamquam non minus magnum quam novum erit, certe ipsa novitate
aures erigat et sihi audientiam faciat, cum praesertim non minus
pertineat ad hodiernum munus oratoris quam illa disciplinarum lau-
datio.
t) Laurentii Vallae in principio sui studii die 18 oclobris 1455 m. rec. sup.
scr. L(aurentianus). Oratio Laurentii Vallensis initio sui studii R(iccar-
(lianus) 2 ) laude LRM(arcianus), de laude II m. 2 3 ) suam
magnitudinem LRM
94
V a h l e n
Nam quid, quaeso, magis hoc ex loco laudandum, quam hic
unde factum est, ut disciplinae ipsae nec hactenus extinctae siut nec
umquam extiuguendae, quae alioquin extinctae fuissent. Animadverto
iam nunc vos esse ipsa rei novae promissione excitatos et tacite me
appellantes de differential) dicere, quidnam illud est, cui tantum
scientiae debeant?
Dicam vero, etsi puto vos cum dixero admiraturos nec fidem
protinus habituros. Sedes romani pontificis, quam apostolicam vo-
cant, est cui omne 5 ) scientiae debent, quae, ut iteruin dicam, effe-
cit, ut illae incolumes siut, effectura, quod spero, ut incolumes per-
severent. An hoc novum non est, non vobis admirationi, ut dixi, non
etiam ad credendum difficile? Sed ipsum credibile probatio faciet.
Quare rei ratio altius 6 ) repetenda est et duo prius ostendenda, pri-
mum quae fuerit causa, cur in lingua latina scientiae ex parvis humi-
libusque in summum fastigium quondam et in altissimum eulmen
ascenderint, deinde cur rursus ab eadem sublimitate descenderint et
paene collapsae sint. Quae posteaquam ostenderimus, tune id quod
nostri propositi est, ab apostolica sede effectum esse, ne illae pror-
sus extinguerentur, aperiemus.
Igitur quod ad primam attinet partem, scientiarum omnium pro-
pagandarum apud nos, ut mea fert opinio, auctor extitit magnitudo
imperii illorum 7 ). Namque ita natura s ) comparatum est, ut nihil ad-
modum proficere atque excrescere queat, quod 9) non a plurimis
componitur, elaboratur, exeolitur, praecipue aemulantibus invicem
et de laude certantibus. Quis enim faber statuarius, pictor item et
ceteri, in suo artificio perfectus aut etiam magnus extitisset, si solus
opifex eius artificii fuisset? Alius aliud invenit, et quod quisque in
altero egregium animadvertit, id ipse imitari, aemulari, superare
conatur. Ita studia incenduntur, profectus fiunt, artes excrescunt
et in summum evadunt, et eo quidem melius eoque celerius, quo
plures in eandem rem homines elaborant: veluti in extruenda aliqua
urbe et citius et melius ad consummationem pervenitur, si plurimorum
quam paucissimorum manus adhibeantur, ut apud Virgilium <»)
Miratur molem Aeneas, magalia quondam,
Miratur portas strepitumque et strata viarum.
*) dria L driam R 5 ) omnes LRil «) alterius L m. i. RM "•) Roma
norum? 8) namque ita nam (corr. natura) R nanquam ita nam LM
9 ) qu°d corr. R. quo LM 1#) Aen. 14'I1
Laurentii Vallae opuscula tria. III.
95
Instant ardentes Tyrii: pars ducere muros
Molirique arcem et manibus subvolvere saxa,
Pars aptare n) locum tecto et concludere sulco.
Iura magistratusque legunt sanctumque senatum
Hic portus alii effodiunt, hic alta theatri
Fundamenta locant alii immanesque coluibnas
Rupibus excidunt, scaenis decora alta futuris.
Neque enim minus operosum est artem aliquam omni ex parte
eonsummari quam urbem. Itaque sicuti nulla is) urbs ab uno, immo
nec a paucis condi potest, ita neque ars ulla, sed a multis atque
a plurimis, neque his inter se ignotis — nam aliter quomodo aemu-
lari possent et de laude contendere — sed notis et ante omnia eius-
dem linguae commercio coniunctis. Quoniam ab urbe extruenda
comparationem ac similitudinem sumpsi, nonne ita e sanctis libris
accepimus, eos qui immanem illam turrim Babel extruebant, ideo ab
extruendo cessasse, quod alius alium loquentem amplius non intelli-
gebat? Quod si in iis 14 ) artificiis, quae manu fiunt, necesse est com-
munionem sermonis intercedere, quanto magis in iis, quae lingua con-
stant, id est in artibus liberalibus atque seientiis. Ergo tamdiu
t scientiae et artes exiles ac prope nullae fuerunt, quaindiu nationes
suis singulae linguis utebantur.
At 15) romana potentia propagata, in suas leges nationibus redac-
tis ac diuturna pace stabilitis, effecit ut pleraeque gentes uterentur
lingua latina et inter se consuetudinem haberent: tune ab bis 16 ) Om
nibus ad omnes disciplinas latine scriptas tamquam ad optimam
mercimouiam properatum est. Neque aliter quam invento nummo fac
tum est, ut illius beneficio omnes omnia, quae usquam essent, mercari
et sua ipsi aliis venditare possent, sic accepta lingua latina velut
aureo nummo nationes cuncta, quae apud alios scripta erant, discere
potuerunt et sua vicissim docere, cum antea nihil aliud legereilt,
nisi quod a popularibus suis compositum esset. Et quemadmodum
ante inventum nummum rix quisquam, quid boni apud alios nascere-
tur, cognitum babuit, ac ne longius quidem peregrinari aut diutius
abesse domo potuit, invento numismate, tune vero mereatura vigere,
tune peregrinatio frequentari, tune omnium bonorum abundantia esse
41 ) aptare ex aetare R actare LM t3 ) condueere M lS ) una LR
1 4 ) his L 1 5 ) Mit der folgenden Ausführung vgl. Prooemium Elegan-
tiarum I. > 6 ) iis R
96
V a h 1 e n
coepit, ut id contigerit, quod Virgilius ' <) ait, omnis fernt omnia
tellus, sic propagata lingua latina non solum hae artes ad provincias
sunt profectae, sed etiam provincialium ad islas ingenia accessere,
ut multo plures eximii in bis scientiis provinciales extiterint, quam
Romani, nec plures modo sed etiam propemodum praestantiores.
An 1S ) non M. Tullins fuit Arpinas, Virgilius Mantuanus, Seneca Cor-
dubensis, Livius Patavinus, Priscianus Caesariensis, et quod mirabi-
lius sit, in ipso iure civili Romanorum Vlpianus e Phoenice? Elabora-
bant enim pro se quisque in exornando latinis monumentis nomine
romano, non modo ut ipsum imperium romanum, sub cuius tutela
erant, exornareut, sed etiam utpatriam suam. Nam omnes fere 19 )scrip-
tores egregii cives romani fuerunt aut nati aut facti. Ex bis igitur, ne
plura dicam, palam est omnes scientias beneficio romanae magnitudinis
romanaeque pacis amplifieatas fuisse et illustratas.
Quod cum ita sit, quis dubitet, ut ad aliam partem veniam eam-
que paucis absolvam, ruina imperii easdem omnino fuisse collapsuras,
sicuti ex parte magna videmus esse eo collapsas. Nam ut in eadem,
qua coepi, eomparatione verser 2 °), si nummus tollatur e medio, nonne
tolletur etiam commercium et consuetudo generis humani, et redietur
ad illam asperam et difficilem et paene impossibilem rerum permuta-
tionem 21 )? Ita sublato imperio romano, quo lingua latina nitebatur,
ipsam linguam necesse erat corruere et cum ea cunctas disciplinas,
quemadmodum ex magna ut dixi parte corruerunt. Etenim post collap-
sum imperium quis in grammatica, dialectica, rbetorica nisi nugas
scripsit, quis orator hoc dignus nomine extitit, quis historicus, poeta,
iurisconsultus, philosophus, theologus ulli veterum comparandus?
Parum dieo. Nonne apud plerasque latinas nationes tarn in iudiciis
quam extra iudicia scribitur illitterate id est non latine, nonne singu-
lae paene civitales suum ius civile vernacula lingua condiderunt 22 )?
Quod cum sit 29 ), quid aliud, quam ius civile romanum exterminatur
et pro nihilo habetur? Ita dum lingua latina abicitur,omnes propemo
dum cum illa liberales abiciuntur artes, ut licet videre ex Asia atque
Africa, ex quibus quia lingua latina cum imperio eiecta est, ideo
1? ) Ecl. 4, 39. Antidot, in Poggium III 321 in aureo saeculo natus es, Poggi,
de quo Virgilius ait, 'omnis feret omnia tellus’ 18 ) at LRM. Mit dem
Gedanken vgl. Antidotum in Poggium II 296. 19 J fere omnes LR
20 ) uersar L uersar RM 21 ) mutationem LR 22 ) Vgl. prooemium
Elegantiarum III. 2S ) fit L
♦
Laurentii Vallae opuscula tria. III. 97
omnes bonae artes pariter eiectae sunt et pristina barbaries rediit in
possessionem. •
Quod eur in Europa non contingit? Nempe, ut reddam, quod
tertium est quod initio proraisi, quia id fieri sedes apostolica pro-
hibuit. Cuius rei sine dubio caput et causa extitit religio christiana.
Cum enim utrumque testamentum extaret scriptum latinis litteris,
quas deus in cruee una cum graecis et hebraicis consecravit, eumque
tot hominum clarissimorum ingenia in illis exponendis J4 ) consumpta
essent, nimirum hi, qui christiano censebantur nomine, quamquam
imperium romanum repudiassent, tarnen nefas 25) putaverunt repudiare
linguam romanam, ne suam religionem profanarent : quorum praeser-
tim tot milia erant cum sacerdotum tum aliorum clericorum, quos
omnes necesse esse litteratos, apud quos videmus maiori in usu esse
linguam latinam quam apud principes saeeulares, quorum etiam
iudicia litterate dumtaxat exercentur. Ceterum eorum magistra et
parens et nutrix et gubernatrix est apostolica sedes, in qua sedet
romanus pontifex, Christi vicarius, Petri suceessor, qui in liac navi
ut sic dicam latinae fidei clavum tenens adversus procellas ac tem-
pestates ceteros nautas atque vectores ne ab ea tutanda desisterent
semper est adhortatus. Nam cum in curia romana non nisi latine
loqui fas sit et ad eam tamquam ad caput cunctae christianae nationes
privatim publiceque concurrant, fit ut singulae operam dent linguae
latinae discendae et ob id libris Omnibus latine scriptis, et ut quisque
maxime aliquo in genere doctrinae excellit, ita cupidissime ad hanc
se curiam conferat et velit in hac tamquam in clarissima luce versari.
Plus igitur bic quam usquam gentium est hominum litteratorum,
plurimi bic atque optimi pro condicione temporum oratores, plurimi
in omni doctrinarum genere eruditissimi, qui profecto nulli forent, si
curia romana non esset. Argumento sunt gentes illae, quibus sedes
apostolica honori non est, quales ut dixi Africa et Asia, quae quan-
tulum doctrinae habent, quantulum nihil se) in rebus caducis et fri-
volis sapientiae : usque adeo mihi videntur religio sancta et vera
litteratura pariter habitare et ubicumque altera non est, illie neque
altera 37 ) esse posse, et quia religio nostra aeterna etiam latinalitteratura
•*) exponendi M 25 ) putauerunt quemad om. M. Es scheint ein ganzes
Blatt zu fehlen: fol. 153 v schliesst mit nefas, das auf dem untern Rande
steht, und fol. 134 r beginnt mit modum amalor 26 ) nihili? 27 ) alte—
rain LR
Sitzh. d. phil.-hist. CI. LXII. Bd. III. Hft.
7
98
V a h 1 e »
aeterna fore : quarum utraque cum in curia romana praecipue vigeat,
quis amator litterarum, quemadmodum 2S ) amator ckristianae reli-
gionis, non plurimum se apostolicae sedi debere fateatur.
Quo magis laudandi sunt ii romani pontifices, qui excolenda
publice haec studia curaverunt : quod facientes ipsam quoque ex-
colunt religionem christianam. Inter quorum praecipuos est noster
summus pontifex CalistusTertius, utvirtutum ita studiorum amantissi-
mus, qui etiam salaria lectoribus augenda duxit. Hunc ergo talem
pontificem sortiti cum simus, quid magis debemus quam toto pectore
disciplinis discendis docendisque incumbere. Haec enim una res est,
per quam et veram in bac vita gloriam consequimur et viam cogno-
scimus, qua ad illam caelestem perveniamus vitam, quam daturus
est nobis qui per se vivit et regnat per omnia saecula saeculorum.
Amen.
2S ) Hier beginnt M wieder.
Laurentii V'allae opuscula tria. III.
99
II
LAURENTII VALLENSIS
DE PROFESSIONE BEMGIOSOBDM.
Solent in me, ßaptista, vir praetorie, plerique mirari, nonnulli
-etiam apud me quoque ipsum incessere, partim quod altas nimis in-
vadam arduasque materias, partim quod numquam non aliquem mihi
deligam ad reprehendendum. Quibus ego libens satisfacerem, si mihi
quod saepe ‘) suadent, aliquando *) persuaderent. Sed qui possum,
quod ad primam partem attinet, tenuiores sumere ad scribendum
materias? Neque enim tarn eas metimur suapte natura quam scri-
bentium facultate, ut pro modo ingeniorum vel grandes vel pusillae
plerumque iudicentur. Etenim per eadem immensi huius aeris spatia
spectamus aves ultro citroque commeantes, quasdam 2 ) quidem altum
iter et nubibus proximum tenentes, quasdam 2 ) vero aliquanto in-
ferius, alias autem non procul a terra, alias brevi volitatu inter ar-
busta fruticesque contentas. Quod item in aquis contingit, ut haec
piscium genera litora ament, illa latebras etiam ac saxa, multa vasto
inari profundoque gaudeant. Quae omnia cum 3 ) unum atque idem
elementum incolant, plurimum tarnen inter se differunt locorum di-
versitate, quia unumquodque ad eum locum, qui praecipue sibi apius
est atque conveniens, se accommodat: ita ut quodque maxime validum
est, ita audacissime media ipsa elementi spatia | penetrat: quales in Fol. 1
caelo aquilae, in mari balaenae. Eadem ratio materiarum est, quas
ad volatum, ut sic loquar, natatumque sibi humanum ingenium sumit.
Nulla enim earum tarn Iocuples est, quae non inops, si a tenui vena,
nulla rursus tarn inops, quae non Iocuples esse videatur, si ab uberi
’) add. m. 2 ~) quosdara C 3 ) add. rn. 2
7*
100
V a h 1 e n
tractetur ingenio. Si quidem de bello troiano 4 ) multi et post et ut
reor ante Homerum scriptitarunt, sed eos omnes Homerus velut aquila
aut balaena post se et a tergo reliquit. Virgilius de cultu terrae, de
vitibus atque arboribus, de peeoribus canibusque, de apibus scripsit :
materia si eam per se ipsam inspicias humillima, apud liunc tarnen
auctorem praestantissima. At poetas quosdam recentes eum lego, qui
regum populorumque bella cantanda sibi sumpserunt, ita loquuntur,
ut melius faeturi fuerint, si bella ranarum et murium, ut Homerus
adolescens, aut apium, sicut Virgilius fecit, cantavissent. Quid sub-
limitatis videtur habere posse scuti materia? Et tarnen quid sublimius
quam apud hos auctores vel Achillis scuturn vel Aeneae, ut non tarn
clipei quam terrarum orbis exprimi, pingi, repraesentari putetur.
Adeo interest, quo ingenio materiam aut qua facundia tractes. Verum
relicto carmine de prosa loquamur. Nonne inter historias magnitudirie
quidem pares tantum tarnen differentiae est imparitate scribeutium,
ut hanc sollicito, suspenso, affecto animo legas, relegas s), illam securo
Fol. 2 r. ac sopito transeas nec possis perlegere. Cur | ita? Quia in hae res
magnae, graves, periculosae, in illa minutae, vulgares, leves exponi
videntur. Iam vero in eisdem causis non vides, ut apud hunc oratorem
omnia ardeant, apud illum vero frigida sint, et hoc dicente iudices
auditoresque modo irascantur, modo mitigentur, modo gaudeant, ex-
hilarentur, rideant, modo irascantur 6 ), doleant, fleant, illo dicente vix
somnum teneant ae ne teneant quidem. Atque ut exempla infinita
praeteream et ad theologiam, de qua scripturus sum, descendam, quis
tandem de illa non audet scribere, quis non de eiusdem difficillima
quaque materia? Ut non sine causa Horatius 7 ) dixerit: scribimus in-
ilocti doctique poemata passim. Quod ille de poetis, ego de theologis
dico. Inter quos tantum interest, ut earundem s) rerum scriptores
cum invicem confero, non de eadem videantur materia Ioqui, immo
adeo liic de maxima, ille de minima, hic de stellis, ille de flosculis,
ille repere, languere, dormire, stertere, somniare, hic felici volatu se
ferre, nunc quasi spatiari, nunc in orbem ludere, nunc deorsum prae-
cipiti lapsu demitti, eademque sese in altum celeritate recipere. Neque
vero haec dico, quasi hae laudes mihi assint, sed de ingeniorum
diversitate in eiusdem desudantium materiae campo. Ut appareat eum
4 ) add.m.2 5 ) perlegas C, relegas m. 2. 6 ) raisereanfur? 7 ) Epist.
IM, 117 8 ) eorundem C
Laurentii Vallae opuscula tria. III.
101
qui sublimiter, copiose, granditer loquitur, non-continuo id omne
debere materiae, nec qui ieiune, exiliter, humiliter scribit, hoc a ma-
teriae ariditate mutuari, I cum plus huius rei causae positum sit in eo Fol. 2 v.
qui scribit, quam in eo quod scribitur. Quare qualis sit haec materia
et quo modo a me scribatur, ex aliorum poterit comparatione
cognosci.
Redeo nunc ad alteram partem, quod mihi semper aliquem deligo
ad reprehendendum. De qua re nuper ad amicissimum mihi Serram
scripsi apologetica epistoia longa sane et uberi. Qui autem hic re-
sponsum a me exspectant«), sic habeant, et consuesse me et con-
sueturum posthac magis ut stilum ita opiniones veterum sequi tarn
graecorum quam latinorum et more illorum libere loqui. Et alioquin
non modo mea sponte sed aliorum quoque consiliis ad haec scribenda
et ad te Baptista mittenda inductus sum, ut ex hoc ipso libello co-
gnosces. In quem retuli disputationem mihi proxime habitam cum
fratre quodam, cuius nomen reticere satius visum est, homine docto
inprimis et cum in philosophia tum in theologia magnos progressus
habente. Hic enim superioribus diebus cum in basilica foro iunctaKarrati».
complures docti circulo facto staremus, pro familiaritate, quae illi no-
biscum omnibus erat, ad coetum nostrum colloquiumque se contulit,
salutationeque data et aecepta in orbem nostrum receptus est. Loque-
bamur autem de coniuratione, quae patefacta eodem die fuerat, qui
fuit pridie nonas Ianuarias, eratque nonnulla inter nos de hac re eon-
troversia, quod duobus antea diebus lupi duo intra moenia deprebensi
fuissent tandemque cum diu per urbem diffugissent a populo con-
fecti, j quaerebamusque, numquid hoc coniurationem factam eamque Fol. 3 r.
patefactum iri portenderet. Hic Paulus Corbio, ego vero, inquit, id an
portentum sit nescio, hoc autem quis neget, monstrum portentumque
esse aliquot sacerdotes interfuisse conspirationi atque adeo praefuisse:
quippe in liorum manibus conspiratores iurauerunt. Tune ego, o, in-
quam, portentum, monstrum atque prodigium, sacratas manus quem-
quam in tarn exsecrabile facinustranscribere, fidemperfidiae, religionem
irreligioni, iusiurandum periurio esse etdivina atque bumana pro con-
temptu atque ludibrio haberi. Tum frater, qui se ad responsionem
quaestionis aptabat,quemadmodum exhabitu corporis dabatur intelligi,
paulisper sese continuit. Atque iterum Paulus, sive ut hominem agi-
>) speetant C
102
V a h 1 e n
taret ac laeesseret„sive quotl vere stomaeharetur, mirum, inquit, quod
non aliquis in hoc equo troiano frater interfuit atque ut verius dicam,.
quod non hunc equum molitus est. Ad quem frater maiorem in modum
indignatus, adducto supercilio, ecquid, inquit, diceres, Paule, si quis
interfuisset frater ac praefuisset? Ac n>)quidem sic loquensmagis invi-
diam religioni ipsi facere vis quam nocentes fratres, si qui forte sunt,,
insectari. Ut si quis apostolos omnes calumnietur, quia unus Iudas
proditor fuit. Non me fugit, ut soles de nobis male et sentire et loqui.
Non eessas tibi esse similis. Quodsi quanta in religione dignitas,
quantum privilegium, quanta praerogativa inest scires, magis babitum
hunc acciperes, ut ego, postquam hoc edoctus sum, feci, quam ipsi
convicium faceres. Minime vero, inquit Paulus, aut isti habitui con-
Fol. 3 v. vicium aut religijoni invidiam facio. Sed quae tandem ista dignitas,.
privilegium, praerogativa? Cui frater, an non magna est, quod cum
ego atque tu parem degamus vitam, plus tarnen ego remunerationis
a deo quam tu sum assecuturus? Haec vos, inquit Paulus, soletis
iactare, ut alios ad vestrum ordinem seducatis. Ego quod ad me
attinet, malim, si peccandum sit, peccare sine cucullo quam cum
cucullo. Cur non, frater inquit, et illud addidisti, melius esse bene
agere cum cucullo quam sine cucullo? Hic ceteri ridere, sed etiam
baesitare et inter se quaerere ac plerique ad me respicere et meam
sciscitari sententiam. Et ego, volumusne, inquam, quandoquidem
feriati sumus, de hoc ipso disputare, ut utrum verum sit omnibus-
appareat? An de hoc, inquit frater, dubitasLaurenti? Quidni, inquam,.
ego, cum Paulus dubitet? Immo vero, inquit Paulus, non dubito sed
pro certo liabeo, hunc falso professionem iactavisse. Non tarnen, fra
ter inquit, auderes asserere quae loqueris. Habes, inquit Paulus, cum
quo pugnes : quid alterum quaeris? Tum omnes pro se quisque utrum-
que me ac fratrem ad disputationem baue hortari, et ut sederemus
admonere. Igitur ego et frater in medio aliorum sed in duobus lon-
gioribus sedilibus adversa fronte consedimus. Quae disputatio, quem-
admodum in alio opere de libero arbitrio n) fecimus, sine 'inquam’ et
'inquit’ exposita est. Itaque qui legunt haec, non legere auctorem,.
sed duos disputantes audire se et videre existiment. Atque in hunc
modum, postquam resedimus, ego ad fratrem spectans silentium cun-
Fol. 4 r. ctis attentionemque | praestantibus loqui coepi.
I0 ) Ac tu ?
1 ') p. 1000 cd. Bas.
Laurentii Vallae opuscula tria. III. 103
Laurentius. Quaero ante omnia, ne quid in nostra disputatione
subsit ambiguitatis, numquid id, quod dicebas, cum tu atque hic noster
Paulus parem degatis vitam, plus te_a deo remunerationis assecuturum,
eam vim habeat, quod cum duo inter se nihil mentium eorporumque
qualitate differant assintque utrique paria omnia quae extrinsecus
hominibus accidunt et in eisdem ambo actionibus vitae versentur, plus
tarnen remunerationis a deo debeatur huic qui professus est istam
sectam, quam religionem et inde vos religiosos appellatis, quam illi
non professo aliquam sectam nee vestram nec monachorum et si quae
sunt aliae neque profiteri volenti.
Frater. Antequam tibi ad istud respondeam, cogis me de tuo
sermone mirari, qui regulam nostram sectam, non religionem appellan-
dam putes nec nos religiosos dici debere, quasi aut nos religiosi non
simus aut alii quidam religiosi sint. Quo fit ut non modo dignitatem
nostrae professionis, quae nostra nunc quaestio erat, verum etiam
nomen ipsum in dubium revocare velis atque adeo inveterato iam
cognomine nos privare et alio pudendo dehonestare. Ut iam con-
tumeliosior in nos sis quam Paulus fuit, qui non sectam nostram 12 )
esse sed religionem dixit.
Laurentius. Equidem non id agebam, ut de vocibus, praesertim
alia nobis quaestione instituta, disputare veilem et controversiam
nostram alio traducere. | Verum quoniam me de hac re satisfacere Fol. 4 v.
iubes, respondebo. Non soleo, cum in coetu doctorum disputo, quales
hi sunt, verbis, quae magis vulgus quam periti probant, sine prae-
fatione aut aliqua testificatione uti, ne forte illa usurpans appro-
bare videar et ad legem meae orationis posse convinci, id quod fae-
titari in iudiciis cernimus. Cuius rei exempla referre possem, nisi
vererer in tarn levi materia esse longior. Neque vero necessitatis
tantum causa accurate loquendum est, ut nunc mihi faeiendum fuit,
sed etiam venustatis. An, ut de vestris tantum vocabulis agam, ego
vestro more dicam observantiam pro observatione, guardianum pro
custode, claustrum pro atrio sive porticibus, ecclesiam pro templo,
saeristiam pro sacrario, librariam pro bybliotheca, stolam pro vitta,
indulgentiam pro venia, confessorem pro eo qui audit peceata con-
l2 ) regulam nostram?
104
V »hie n
fitentes, antipbanam pro antiphona, ubi et litteram et accentum cor-
rumpitis et alia plurimais)?
De nomine i e- Tarnen hoc de quo miraris quod sectam malui dicere quam re-
Ug.ioso.um. jjgj oneni; non mo( j 0 venustatis a me habita est ratio sed etiam neces-
sitatis. Cum enim ego non tantum isti vestrae vitae tribuendum pu-
tem, quantum vos tribuitis, nimium visum est, vos huic rei tarn sa-
crum venerandumque nomen imponere. Aliter non est causa, cur
disputemus. Namque si vos soli religiös! estis, concedendum erit,
optimos eosdem omnium hominum esse. Quod ita non est, ut sentio,
de quo disputaturus sum. Itaque breviter de his duobus nominibus
Fol. 8 r. dicam, de quibus tu a me ex|igis rationem. Sectae apud pbilosophos
proprie dicuntur, licet et in rhetorica apud Theodori et Apollodori
rhetorum discipulos fuerint et in iure aliisque doctrinis esse possint.
Sunt autem sectae, quas cäpioeic Graeei voeant 15 ), diversa genera
sapientiae tum tradendae tum capessendae atque exercendae. Alio
namque modo et sentiunt et vivunt stoici, alio cyrenaici, alio peri-
patetici, alio academici, aliique nonnulli. Cui simile quiddam vos
facitis, non tantum quod partim estis monaclii, partim fratres, partim
eremitae, partim agapetae, verum etiam quod millena sunt liorum sin-
gulorumgenera, quemadmodum ex diversitate babituum dafür intelligi.
Ut interdum rideam, interdum stomacber, cum tantam in vobis vesti-
mentorum varietatem per urbes interlucere video. Adeo vix plura in
viris militaribus genera vestium vixque plures coiores invenias. Quare
si pliilosoplii ipsi suum illum morem diversa sentiendi diverseque
vivendi sectas appellarunt, non debes tu mirari, si et ego vestram
diversitatem vitae sectas appellem. Quamquam an tu hoc vocabulum
admittas non laboro, nec de dando vobis nomine disputo, sed de iam
dato, numquid religiosi appellandi sitis, quae secunda a me proposita
1S ) Auf die ecclesiastisehe Latinitiit hat Valia immer ein wachsames Auge
gehabt. Von den hier erwähnten Proben bespricht er observantia Eleg. IV
c. 3; ecclesia Eleg. IV 48 cf. de Const. don. p. 777. Coli. N. T. Act. ap.
c. 19 p. 833; indulgentia Eleg. IV. c. 18, daher er selbst de volupt. 1
p. 898 indulgentias ut voeant schreibt: antiphona in einer Liste ähnlicher
Verkehrtheiten der Betonung Coli. N. T. p. 804 cf. Const. don. p. 789.
'i) Quintilian III 1, 18 Hi diversas opiniones tradidernnt appellatique inde
Apollodorei ac Theodorei ad morem cerlas in philosophia sectas sequendi.
Cf. II 11, 2.
15) Vgl. Coli. N. T. Act. ap. c. 24 p. 834. Recrim. in Fac. I p. 470 extr.
Antidot, in Pogg. III p. 306 extr.
Laurentii Vallae opuscula tria. 111.
105
pars erat. De qua ita aecipias, ut in eadem philosophorum compara-
tione verser. Etenim si illi non feruntur quod sibi nomen studiosorum
sapientiae peculiariter vindicant, nullis id aliis impartientes, non con-
ditoribus legum, non optimis senatoribus i«), non summis oratoribus,
non iustissimis regibus, quorum sapientia et ante philosophos natos
et post eos exortos semper tarnen gu|bernatrix extitit civitatum, quis
tandem vos ferat dicentes non sacerdotem, non pontificem, non alium
quempiam praeter vos esse religiosum? Qua in re non tarn arrogantes
de vobis quam contumeliosi in ceteros videmini. Quae enim mihi laus
contingere uberior potest aut e contrario maior vituperatio quam vel
religiosum esse vel irreligiosum? Nam quid est aliud esse religiosum
quam esse christianum etquidem vere christianum? Taceo de eo sensu,
cum sepulcra dicuntur religiosa 17 ) et iudex religiosus et alia multa.
Dereligione divina nunc loquor: et licet multae religiones sint, tarnen
eae, quae falsae sunt, non religiones sed superstitiones et ha-
bentur et dicuntur ab iis dumtaxat, qui veram religionem cognitam
habent, quae etiam sine appositione veri simpliciter religio est
appellanda, immo adeo sine appositione Christi, ut idem sit religio
quod fides et religiosus quod fidelis 1S ), fidelis, inquam, non tamquam
mortuus sine operibus sed cum operibus et qualis dici possit vere
christianus. Ut ait Iacobus 19 ) : Si quis autem pntat se religiosum
esse, non refrenans linguam suam sed seducens cor suum, kuius
• lc ) Vgl. Quintilian I prooem. 14 nomen tarnen sibi insolentissimum arrogaverunt,
ut soli sapientiae Studiosi vocarentur, quod neque summi imperatores
neque in consiliis rerum maximarum ac totitis administratione rei publicae
clarissime versati sibi umquam vindicare sunt aitsi.
17 ) Vgl. Elegant. I c. 23 G: religiosus homo qui aniat religionem: sepulcra
et monumenta religiosa sunt id est habent in se religionem: ille adorat,
haec adorantur.
ls ) Vgl. Elegant. V c. 31 D. — De volupt. III c. 6 p. 974 christianae religionis,
quae proprio vocabido fides dicitur. Coli. N. T. Mare. c. 14 p. 828. Recrim.
in Fae. II p. 538: et quoniam de religione agis eaque vis me retineri dc-
buisse, vide quam retinear, qui illa te male identem repreliendo. Vbi enim
pro religione nostra apud Paulum, apud evangelislas, denique apud
Hieronymum invenisli fides nostra, cum, ut ille testatur, fides sine apposito
dicatur pro religione Christiana? Nihil ergo aliud est ad Pammachium
inquiens, nihil enim prodest absque operibus caelibatus et nuptiae, cum
etiam fides, quae proprie Christianorum est, si opera non habuerit, mortua
esse dicatur.
19 ) Epist. lacob. 1, 26. 27.
Fol. U v.
106
V a h I e n
vana est religio. Religio munila et immaculata apud deum et pa-
trem haec est, visitare pupillos et viduas in tribulatione eorurn et
immacnlatum se custodire ab hoc saeculo. Itaque cum vos religiosos
tantum modo facitis, qui professi estis, ceteros vero religiosos nega-
tis, quid aliud quam vos solos ehristianos, vos solos bonos, vos solos
Fol. 6 r. mundos immaeulatosque fatemini, aüos autem damnatis, contemjni-
tis, in tartarum abiicitis? At quos alios? Nempe eos, qui iam in numero
sanctorum repositi sunt et ut spero reponentur. Quae cum ita sint,
non feci illiberaliter in vos, quod religiosos appellare dubitarim, cum
et multi aliorum, qui istam sive sectam sive regulam professi non
sunt, religiosi vocari debeant, quia sanctissime vivunt, et multi vestro-
rum vocari non debeant, quia coinquinatissime.
Frater. Etsi erant, quae tibi ad istam orationem -c) respondere
possem, tarnen quia ego coepi ab instituta materia egredi, faciendum
mihi est potius, ut ad eandem redeamus, quam ut ab illa longius eva-
gemur, eo quidem facilius quod nec sectam omnino appellandam esse
ais nostram vitam nec omnino appellandam esse religionem negas.
Pergamus nunc ire, qua coeperamus.
Laurentius. Responde igitur ad ea.quaeinterrogaveram: tenesne
quae illa fuerint?
Frater. Quidni teneam, cum idem tu atque ego dicamus : si
cetera paria sint, nos protessos magis mereri quam ceteros in eisdem
actionibus vitae, ut puta magis me quam te, quos exempli causa et
animo et corpore et vita et reliquis omnibus praeterquam in hoc uno
simillimos esse faciamus.
Laurentius. Istuc ipsum: si modo similes esse possumus, qui tarn
sumus opinione dissimiles.
Frater. Si professus esses, idem quod ego sentires.
Laurentius. Fieri potest. Tu tarnen non idem quod ego sensisti,
antequam profitereris.
Frater. Ego te maior natu sum nec ante istam aetatem bis sacris,
quae defendo, initiatus. Quis exploratum habet, an tu idem iter sis
institurus?
Laurentius. Numquid disputasti contra fratres ac monachos ante
Fol. 6 v. \ professionell! umquam movens eis de sua vita quaestionem?
Frater. Minime.
20 ) rationem C orationem m. 2
Laurentii Vallae opuscula tria. IH.
107
Laurentius. Atqui ego facio. Non ergo umquam profitebor.
Frater. Quid si hodierna quaestione efficietur?
Laurentius. Fortasse. Sed quaestio ipsa male est instituta.
Frater. Quid ita?
Laurentius. Quomodo pares in actionibus vitae esse possumus,
qui vita tarn sumus dispari. Tu alligatus es ad paupertatem, ad con- a» nm eadem
tinentiam, ad obedientiam: ego alligatus non sum. Ita aliae tuae ac _ acliane rilae
° ° professi et non
tiones, aliae meae, aliae tuae virtutes, aliae meae erunt, neutro com-professi.
munionem habente cum altero, quasi tu bonus pictor sis, ego bonus
architectus, in quos non cadit comparatio, ac stultissimum sit alterum
alteri praeferre, maxime si uterque est in suo genere perfectus.
Frater. Cetera paria sint, in his tantum differamus.
Laurentius. Atqui istuc est dare vobis, ut sie dicam, laudem
etiam architectandi, nobis non dare laudem etiam pingendi. Vultis 21 )
tribushisnos virtutibus vincere, quod minime ut faciatis permittendum,
Cum vos possitis a nobis in diversis ab his virtutibus vinci. Est virtus
paupertatis tolerandae: sed et dispensandarum opum; est virtus eon-
tinentiae: sed et coniugii; est virtus obedientiae: sed et sapienter
imperandi. Ita aliqui bas, aliqui illas virtutes possident, neuter utrasque.
Frater. Aliae possunt vobis adesse virtutes quam nobis, sed
nequaquam nostris pares, qui sumus professi.
Laurentius. In contrarium ergo quaestio recidet.
Frater. Quid ita?
Laurentius. Quaerebamus, numquid idem remunerationis | mihi Fol. 7 r.
ac tibi deberetur ex eisdein actionibus vitae. Nunc eaedem actiones
amborum nequeunt esse. Qualis igitur nostra erit quaestio?
Frater. Emendemus eam ita, si videtur. Ex duobus sanctissime
viventibus, ut me et te, plus mereri me hoc ipso, quod professus sum.
Nam ceterae virtutes etsi dissimiles nobis assint, tarnen magnitudine
pares esse possunt.
Laurentius. Miram, ut iam nunc tibi fatear, rem loqueris et quam
prima statim fronte tibi nemo concedat, qui sanctissimos quosque viros
et iam in caelo regnantes memoria repetat. Sed cur ita sentis, tantnm
efficere professionem ?
Frater. Tribus de causis, quantum aut memoria suffragatur
aut ingenio consequi possum. Prima, quod pollicemur tria haec nos
. i
21 ) miltis . . C
)
108
V a li l e n
et ubique et semper observaturos, ut simus praelatis obnoxii, ut pau-
peres, ut continentes. Altera, quod voto illo, unde resilire non licet,
nos obstringimus. Tertia, quod ut atrocior nos poena delinquentes
manet, ita uberior remuneratio non delinquentes. Etenim videre licet,
iccirco ceteros liomines in se liaec nolle suseipere, vel quod piget
bonis bumanis carere vel quod asperiorem adeo ultionem, si promis-
sionem violaverint, ref'ormidant. Ut non immerito qui religionem pro-
fitentur et magnanimitatis laudandi sint, cum aggrediuntur liaec, et
tolerantiae, cum pertulerint.
Laurentius. Quantae istud magnanimitatis et tolerantiae sit, res
Fol. 7 v ipsa et disputatio ostendet. | Priusquam ad ea quae pro te attulisti
respondeam, inspiciamus, an tua divisio recte sit instituta : quam tu
mihi videris numero honestare voluisse et me prae illius multitudine
quasi terrere, serpentis more, qui unam Iinguam exserit sub specie
trium. Nam unum sunt ista, non tria, quae abs te proponuntur, id
quod in prima parte posuisti, quod polliciti estis obedientiam, pau-
pertatem, continentiam. Votum enim vovere idem fere cst, quod iure
iurando confirmare iacturum te quod spoponderis. Si quidem cum tibi
in mari comitatum promitto idque iurans confirmo, non duo tibi gra-
tificor, comitatum et iusiurandum, sed tantum modo comitatum, de
quo, ne quid analogeres, velut probationis loco iusiurandum inter-
posui, non interpositurus, si nihil tu de mea fuisses fide sollicitus. Sic
vos deo vovetis, ut rata sit vestra promissio de tribus illis, quae di-
ximus, observandis, ne per humanam instabilitatem ea forsitan sine
obligatione negligerentur. Iam vero illud, quod tertio loco posuisti,
quod plus mereamini, signum est, non causa, argumentum, non pro-
positio, probatio primae partis, non diversa ab ea rationis species.
Indicat enim a contrario, ideo plus vobis praemii deberi, si tria illa,
quae promisistis, perferatis, quia plus poenae debeatur, si ab iis de-
cideritis.
Frater. Et si fortasse non tria liaec sed unum sunt, tarnen quid
aliud volo nisi et voto magnitudinem nostrae virtutis exaggerari et
signo remunerationem nostram probari vestra esse maiorem. Ut iam
Fol. 8 r. palam sit, quod | inquirimus, et hoc uno argumento omnis de qua
disputamus soluta sit quaestio.
Numquia plus Laurentius. Age videamus, quid momenti habeant ista duo, quae
tu negare non potes non rite in divisione tua esse posita, et p.'imum
querctorpoenae. de posteriori, in quo tu non immerito spem tuae victoriae collocas.
1
Laurentii ValJae opuscula tria. iJI.
109
Et sane si in hoc optines, inane sit mihi de ceteris disputare. Ex quo,
inquis, plus poenarum, si delinquas, ex eodem plus praemiorum sequi-
tur, si non delinquas, quod vobis istam vitam professis ais usu venire.
Brevis quidem ista expeditaque ratio. Sed non minus et ipse breviter
respondere possem: unde compertum habes plus vos subire poenarum,
cum delinquitis, quam nos ceteros, numquid ad inferos per somnum
descendisti. nisi forte vivus 22 ), ob violatam sponsionem criminis?
Verum alio te armorum genere repellere volo, vulnerare, prosternere.
Nam mihi videtur, ut quidque maximo praemio dignum est, cum recte
fit, ita minima poena dignum esse, cum recte non fit, contraque ut
quidque maxima poena, cum prave fit, ita minimo praemio, cum non
fit prave. Quippe maximum praemium maximae virtuti debetur, et
maxima poena maximo crimini, itemque minimum praemium miniinae
virtuti minimaque poena minimo peccato. Ita si vestra non magna
virtus est, non ei magna debeatur remuneratio. Hoc quo sit apertius
exemplis confirman|dum est et quasi testimoniis hominum publicisque F " 1 - 5 <•
iudiciis aestimandum. Utrum enim, ut abs te perconter, maiore laude
ac maiore praemio dignum, id est maiore virtute usum existimas eum,
qui parentem in vitae periculo positum, ut naufragii, ut incendii, ut
ruinae, an qui civem aut ignotum cum non nullo capitis sui discrimine
eripuit ?
Frater. Eum qui civem aut ignotum.
Laurentius. Quaero item, si uterque horum filius atque ignotus
hominem ut dixi in periculo positum cum mediocri conatu negligat
liberare, cum possit, uter magis in vitio erit 22 ) ac magis accusandus?
Frater. Profecto filius, nec accusandus modo verum etiam sup-
plicio eoque gravissimo afficiendus, cum alter ille ne accusatione qui
dem dignus sit, nedum supplicio.
Laurentius. Probe loqueris. Ac ne forte nobis auctoritas desit,
senex ille apud Quintilianum 24 ) in filium inquit: non est beneficium,
quod pascitis, est 25 ) facinus, quod negatis. Infinita dici possunt
huiusmodi: si gravissimum morbum medicus curet aut non curet; si
in foedissima tempestate gubernator in portum salva navi perveniat
aut naufragium faciat; si pueri totidem in bello viros fugent aut fu-
giant: si formosissima mulier continens sit aut incontinens; si quis
22 ) unu « C. 2S ) exit C■ 24 ) Declam. V c. 7 p. 110 Burm. 25 ) sed
est Quintil.
m
110
V a h 1 e n
carens praeceptore doctus aut indoctus evadat. Eadera ratione in
contrarium : si leyissimum morbum medicus, si in tranquillo guber-
nator, si uiri totidem in bello pueros, si det'ormis mulier, si quis non
carens praeceptore. Quae omnia talia sunt, ut quos summa laus se-
Fol. 9 r. quitur ex acjtione virtutis, iis etiam venia detur, si quid in hac re
dignum laude non fecerint: rursus quos summa vituperatio sequitur
ex neglecta virtute, eis minima laus debeatur, si non cum virtute agere
neglexerint. Quäle de vobis dicendum est, qui ob peccatum, si vobis
credimus, maiore plectimini poena, et ob virtutem, ut ego ostendi,
minore praemio remuneramini, non secus ac medicus, qui ex levis
morbi curatione nullam fere laudem assequitur, summam autem vitu-
perationem, si levem ut dixi morbum curare nescierit. 0 egregiam
fratrum monachorumque et expetendam vitam, in qua et exiliora quam
ceteris praemia et ampliores poenae propositae sunt. Quod si ita est,
non dico, quo vultu alios adhortari ad simile institutum audeatis, sed
quo animo condicionem istam vitae tolerare possitis.
Frater. En religiones ista tu oratione damnas, atque ita dam-
nas, ut non modo inutiliter agere nec ulla in re fructuosas esse dicas,
sed etiam in damnum suum laborare, quod se et gravioribus periculis
subiciant et maioribus praemiis fraudent.
Laurentius. Ideo intelligis tuam rationem non quadrare, contra
quam ego disputo, non contra vestras religiones, magisque illam a me
quam a te stare contendo. Ita si mea conclusio tibi displicet, non me
sed temet ipsum debebis reprehendere, qui talem rationem introdu-
xisti, et eam me etiam permittente revocare.
Frater. Ego vero non revoco illam,- sed tueor atque defendo
Fol. 9 v. veram, robustam, etsi tu verbis tuis 1 conaris involvere, etiam apertam.
An non mihi gravior poena debeatur quam tibi rebus venereis operam
danti ?
Laurentius. Posterius osteudam, pecces tu magis necne. Hic au
tem, quia vis me tibi fateri, fateor.
Frater. Cur non maior mihi debeatur et remuneratio?
Laurentius. Quasi vero tibi non ad ista responderim, minime
istud consequens esse.
Frater. Mirari vehementer cogor tua oratione. Die rursus, ne-
gas plus criminis a me scortante admitti quam abs te?
Laurentius. Utrum me faeere mavis? Sed age concedamus, plus
abs te.
Laurentii Vallae opuscula tria. III. 111
Frater. Quidni ubi maius crimen admitterem, ibi maiorem vir-
tutem exerceam?
Laurentius. 'In eodem baesitas luto’ 2 «). Non expeetes, ut hoc
tibi assentiar. Alioquin assentiendum erit, maiorem sequi remunera-
tionem. Eadem enim ratio est virtutis et remunerationis, ut est crimi-
nis et poenae. Itaque cum de remuneratione modo dixi, de virtute
quoque respondi.
Frater. Ad insaniam paene istis me redigis verbis, virtutes nos-
tras extenuas, remunerationes prope aufers, vitia auges, poenas mul-
tiplicas, religiones ac religiosos omnes vere ut dixisti in lutum prae-
cipites agis.
Laurentius. Istuc ego non facio, sed ex tua ratione quid conse-
quens esset ostendi. Nam quae sint vestrae virtutes et quae vitia,
quaeve remunerationes et quae poenae, deus viderit.
Frater. Quoniam de deo loqueris, die quaeso, etiam si neseis,
quid in caelo, quid in inferno agat, numquid ipsum existimas ita lau-
dabile, ita sanctum, ita arduum vitae meae ä7 ) pro | positum laborem- Fol. iO r.
que nulla peculiari mercede prosecuturum, sed me si quid forte aber-
ravero vehementius esse puniturum ? Adeo ad poenam quam ad prae-
mium est ille propensior?
Laurentius. Iterum speras causam tuam, quam argumentatione
non vales, confessione mea probare 8S ). Equidem quid sentio dicerem,
si ad hunc locum pertineret, dicam postea ubi res exiget. Nunc enim
non de re sed de tuo argumento disputamus, quod tu nec relinquere
vis nec tueri potes. Quare quandoquidem ita facis, cogor et ipse di-
cere, a deo vobis minus praemii et plus poenae dari. Ac ne me ab
surde loqui putes ac praeter opinionem liominum respondere, accipe
rationem, eandem fere, quam superius attuli, quoniam eam tu mihi
videris oblitus. Medicus si levem morbum curare nescierit, magis
veneficus quam medicus dicitur: si scierit, vix laudem ob hoc mere-
bitur medici, quia res liaec facilis est; contra si desperatum deplo-
ratumque hominem curaverit, quasi deus quidam putatur : sin minus,
laudem medici non amittit, quia res haec difficillima est. Hoc tu negare
non potes.
S6 ) Ter. Phorm. V 2, 15. «) me C.
3S ) Recrim. in Fae. II p. 541: non ipsius nalurae rationibus, sed confessione
dispulantis ex adverso probabis?
m
112
V a h 1 e n
Frater. Nec volo nec* debeo.
Laurentius. Ergo aliquando fieri potest, ut multum quis praemii
mereatur, si quid agat laude dignum, parum vero aut nihil supplicii,
si non ita agat: contraque multum supplicii, si quid turpe agat, parum
vero aut nihil praemii, si non agat.
Frater. Nos igitur in hoc secundo genere ponis?
Laurentius. Ego vero non pono, sed vos ipsi potius.
Frater. Non possum hodie sentire, quid de nobis sentias.
Laurentius. Tamquam ego probare tibi aliquid velim ac non
potius contradicere.
Fol. 10 v. Frater. Ego an j probem quod dico an non probem nescio.
Hoc verum scio esse quod loquor, plus nos praemii mereri quam
ceteros, longeque a veritate semotum quod tu loqueris, nobis plus
poenae, minus remunerationis propositum esse quam vobis.
Laurentius. Tu affirmas quod in controversia est: ipse nihil
affirmo, nec in vestram vitam iniuriosus sum, sed rationem tuam
refello. Quod ut magis intelligas ac credas, non sentio vos minus
remunerationis mereri quam ceteri sed non magis.
Frater. Quid autem de poena sentis?
Laurentius. Sine ut res online eant: ostendam meam ubi pro-
misi sententiam.
Frater. Cur non liic?
Laurentius. Quis umquam ab hoste causas, cur ita aciem in-
struat, poscit? Tarnen ut amicus, non uthostis, alterum tibi e duobus
concessi, cum denegare possem.
Frater. At istud non est concedere, quod in manu tua est, ut
revoces, quoniam altera pars penes te est, velut si gladium a mucrone
tradas, nec 39 ) tarnen tu capulum manu relinquas.
Laurentius. Quidni, ne s °) me confoderes gladio quo te donas-
sem. Sed age finge me tibi hoc quoque concedere, non plus vobis
deberi poenarum.
Frater. In ipsum illud exordium quaestionis iiostrae revolvimur
Laurentius. Quid vis tibi concedam amplius? Maiores poenas
vestras esse me dicentem non pateris, nisi et maiores fatear remu-
nerationes: quod pares utrasque dicam, contentus non es: si dixero
minores, impatientius feres. Quid aliud ergo postulas, nisi ut contro-
29 ) ne C. 30 ) nee C.
Laurentii Vallae opuscula tria. ill.
113
versiam nostram tibi condonem? Ad cuius exordium ut probe dixisti
revoluti sumus. Nihil enim adbuc abs te probatum est, cur putemus
plus mereri vos remunerationis. Ideoque identidem quaero, quibus | Fol. lir.
causis de vestra professione tarn magnifice sentias.
Frater. An non vides propter professionem ipsam voto constric-
tam de custodiendis tarn arduis rebus?
Laurentius. Ego non video, et eo quidem magis, quod in quae-
stione, de qua disseruimus, eonvictuni te esse confiteris. Et hoc quod
nunc affers secunda quaestio est, numquid Votum professionis aliquid dc voto qU o,
in se meriti habeat necne. m«ie Y®i e <> •«-
cipiunt quiaam.
Frater. Non sum equidem in illa convictus, praesertim cum tu
de ea sis aliquid adbuc locuturus. Sed ipsam paulisper differamus,
de hac secunda inquirentes. In qua adduci non possum, ut quicquam
contra me, hoc est contra omnes homines, dicere habeas.
Laurentius. Non potes adduci, inquis? At vide quanto animo
contra vos dicam, ut primo statim verbo quid loquamini prorsus igno-
rare eontendam et hoc nomen 'votum 1 inscienter usurpare. Cuius
duplex significatio est, una cum pro cupiditate ac desiderio accipitur.
Ut Virgilius 31 ): illa = 2 ) seges demum votis respondet avariAgricolae,
bis quae solem, bis frigora sentit. Altera 33 ) cum est sponsio facta
deo, nos gratum illi aliquid praestituros, si ille invicem quod a se
poscimus, dumtaxat non iniquum, antepraestiterit. Ut apudeundem 34 ):
votaque servati solvent in litore nautae. Quodsi causam posterioris
huius significationis inquirimus, reperiemus eam quodammodo a supe-
riore descendere. Quam enim rem voto exposcimus, lianc nimirum
maxime cupimus, ideoque dicimus, vota facio pro eo quod est | oro Fol. 11 v.
deos, ut id quod cupio eveniat; vota suscipio, vota nuncupo pro eo
quod est 33 ) voveo; et vota suscepta ac verbis nuncupata dicuntur
solvi, nori autem Vota facta sc). Cui simile quiddam est apud Graecos,
qui votum dicunt söyjpj, orationem vero supplicationemve npooeu-
yjiv 3 '). Nolo disputare de devovendo et quid sit devovere et quot
modis fiat devotio, digna homine erudito materia. Vestrum autem
quod dicitis votum neutro istorum modorum accipi potest, licet vos
secundum posteriorem velitis accipere: quod ut faciatis minime per-
3I ) Georg. I 47 sq. 3 ~) ille C. 33 ) altero C. 34 ) Georg I 436.
35 ) Hinter est sind in der Handschrift sieben bis acht Buchstaben ausra
diert. 3 «) Cf. de volupt. II p. 961 vota suscepit, inuno Vota fecit.
33 ) Cf. Coli. N. T. Act. Ap. c. 17 p. 832. c. 26 p. 834.
Sitz!), d. phil.-hist. CI. LX1I. Bd. Ui. Hit.
8
114
V a h I e i)
mittendum est. Nam quod voturr, sive apud falsas religiones sive
apud veram inveniemus sine iila quam dixi condicione susceptum?
An Iacob cum in Mesopotamiam se conferret sine conditione pro-
misit dicens ss ): si fuerit deus mecum et custodierit me in via
per quam ambulo et dederit mihi panem ad vescendum et vesti-
mentum ad indnendum, reversusque fuero prospere ad domum
patris mei, enit mihi dominus in deum, et lapis iste quem erecci
in titulum vocabitur domus dei. cunctorumque quae dederis mihi
decimas off er am tibi. An lepte cum dixit 39 ), si tradideris filios
Amon in manus meas, quicunqueprimus fuerit egressus de foribus
domus meae mihique oecurrerit revertenti in pace a filiis Amon,
eum holocaustum offeram domino. An mater Samuelis cum sine
vocis sono inquit 40 ), domine exercituum si respiciens videris af-
flictionem faniulae tuae et recordatus mei fueris nee oblitus an-
cillae tuae dederisque servae tuae sexum virilem, dabo eum
domino omnibus diebiis vitae eins et novacula non ascendet super
Fol. 12 r. caput eins. Sed quid ego exempla commemojro, quasi res non aper-
tissima sit. Profer tu unum sine condicione et vicisti.
Frater. Non occurrit ullum in praesentia. Nihil ergo erit quod
facimus ? Aut quid erit id quod nos dicimus votum ?
Laurentius, Quid aliud nisi sponsio aut iusiurandum?
Frater. Cur non etiam votum sit? Quicunque se voto obligat,
spondet.
Laurentius. Sed non quicunque spondet, se obligat voto, et
vos sponsionem separatis a voto, cum dicitis 'spondeo et voveo’.
Frater. Distinguamus vota in duo genera, in condicionale et
non condicionale.
Laurentius. Ad licentiam, immo ad ineptias confugis distincti-
onum. Quomodo tibi permittis appellare votum, quod nemo doctorum
appellavit. Nam vos, fortiter dixerim, per imperitiam sic loquimini.
Frater. An tot tantisque viris, qui de hac re scriptos libros
reliquerunt, non lieuit, sic loqui, ut omnem sponsionem cum iura-
mento factam votum nuncuparent?
Laurentius. An illis lieuit, quod licitum non est? Tempta istud
apud Graecos dicere, tempta apud Hebraeos, tempta apud veteres
Latinos. Reviviscat nunc illorum aliquis, et omnes istos quos imitandos
ss Genes. 28, 20—22. s») Iudic. 11, 30. 3t. *«) Reg. I 1, 11.
Laurentii Vallae opuscüla tria. III.
115
■putas ineruditos esse indoctosque convincat, et vos censoria liac
voce coarguat: 'Quid, o imperiti, potius homines quam deum se-
quimini dueem, qui votum et sponsionem cum iuramento separavit,
■cum inquit pec Moysem in libro qui inscribitur Numeri 4 *): Si quis
virorum votum voverit domino aut se constrinxerit iuramento,
non faciet irritum verbum suum, sed omne quod promisit, implebit.
Mutier si quippiam voverit et se constrinxerit iuramento, quae
est in domo patris sui et adliuc in aetate puetlari, si cognoverit \ Fol. 12 v.
pater votum quod pollicita est et iuramentum quo obligaverat
animam suam, et tacuerit, voti rea erit: quidquid pollicita est
et iuraverit, opere cotnplebit; si autem statim nt audierit pater
contra di.verit, et vota et iuramenta eins irrita erunt. Videtis, ut
deus separat votum a iuramento, tamquam aliud sit illud, aliud hoc.
Quod nisi esset, satis habuisset dicere votum, sub quo intelligeretur
iuramentum: quamquam non exigitur iuramentum in voto, ut ex
superioribus, quae exposita paulo ante sunt, liqiiet exemplis. Et nihi-
lominus quid magis hoc quam ipsa verborum inspectio probat, sive
ubi oratio coniunctiva est, ut et vota et iuramenta eius irrita
erunt, sive ubi disiunctiva, ut si quis virorum votum voverit domino
aut se constrinxerit iuramento. Ergo alius votum vovet 42 ), alius
se iuramento constringit. Quid autem erit iuramentum? certe pro-
missio cum iureiurando. Dicitur enim in eodem loco: et vota et
iuramenta eins irrita erunt, nee obnoxia tenebitur sponsioni; et
si quis virorum votum voverit domino aut se Constrinxerit iura
mento, non faciet irritum verbum suum, scd omne, quod pro-
miserit, implebit. ita utrumque et votum et iuramentum sponsio
erit’. Haec contra vos diceret, si quis illorum veterum revivisceret.
Quid, dicat aliquis, non est rata promissio citra votum et iura
mentum, utique deo facta? De hoc non est huius temporis disputare.
Illud satis est dixisse, ratam esse promissionem vel ex voto vel ex
iuramento.
Frater. Te hie apprehendo, hic te teneo. Rata ergo erit nostra
cx iuramento promissio. | Fol. 13 r.
Laurentius. Quasi istud ego negem. Quod vos facitis, ius-
iurandum sive promissionem esse concedo, votum non concedo.
41 ) Num. 30, 3—6. * 3 ) uouit C.
8°
m
116
V a h I e n
Frater. Neque ut eoncedas postulo. Si ratum iusiurandum
esse debet, nec ullo modo irritum faciendum, id est si servandum
et opere complendum, ne alioquin poenis obnoxii simus, profecto iis,
qui iuramento se obstrinxerunt, remuneratio praemiumque debebitur.
Laurentius. Isti rationi qua tantopere niteris, iam antea satis-
feci, ubi dixi, si in mari tibi comitatum spoponderim idque iure-
iurando facturum me confirmaverim, unum gratificari tibi, non duo.
Ad quod boc quoque probationis accedat. Si sponsio illa facta de
tribus rebus custodiendis valida est, quid adiuvat iusiurandum? Sin
invalida, ergo nihil promisistis.
Frater. Immo valida illa quidem, sed eam reddit iusiurandum
validiorem.
Laurentius. Non video, quid attineat aut quomodo liceat illam
reddere validiorem. Quod sanum est, quis curet aut quis possit red-
dere sanius, quod plenum pienius, quod perfectum perfectius 43 ) ?
Votum ut perfectum sit aut perfectius, iuramento non fit. Vos vero
ideo videmini inramentum addere quasi fateamini promissionem non
satis per se esse, et hac, quasi aliquid subsit morbi, medicina uti.
Ut fit, quotiens cum hominibus agimus, qui parum nobis fidei hahent,
hoc est qui falli a nobis timent, iusiurandum interponimus, ut saltem
deum timere videamur 44 ). At quando cum deo agimus, supervacuum
est iusiurandum, ne secum tamquam cum hominibus tfansigamus,
Fol. iS v. praesertim postquam filius dei mundum adventu suo illustra!vit. Qui
de hac re quid nobis aeterno illo ore iubeat attende: Audistis 45 )
quia dictum est antiquis, non peierabis, reddes autem domino
vota tua. Ego autem dico vobis, non iurare omnino neque per
caelum, quia tlironus dei est, neque per terram, quia sca-
bellum pedum eins est, neque per Ierosolymam, quia civitas
est magni regis, neque per caput tuum iurabis, quia non
potes unum capillum album facere aut nigrum; sit autem
43 ) Vgl. Recrim. in Fac. I 308 non dicemus certius explorari, uisi stoicari
volumus, ut nihil vero sit verius, nihil bono melius, nihil perfecto per
fectius, nihil certo certius u. d. folg. Vgl. Dial. quaest. I 18 p. 688.
44 ) De volupt. II 39 p. 961 quid illud iusiurandum, quod plus quam ullius
testimonii locum obtinet, quo milites obliganlur, quo promissa servantur,
quo foedera nustodiuntur, norme ca ratione institutum est, quod fidem
si fallas, deos verearis iratos, qui si non irascuntur, nulla est ratio
iuramenti.
«) Ev. Matth. 3, 33-37.
Laurentii Vallae opuscula tria. III-
117
sermo vester, ' est, est' ; non, non . Quod autem abundantius est
bis, amalo est. Et Iacobus 4 «) frater domini, eius verborum memor,
inquit: Ante omnia, fratres, nolite iurare neque per caelnm neque
per terram neque per aliquod quodcunque iuramentum. Sit autem
sermo vester est, est': 'non, non , ne sub iudicium incidatis. 0
magnam vim iurisiurandi vestri, quod a deo ipso fieri vetatur. Et
postea dices propter hanc causam magis vos mereri, plus vobis
remunerationis deberi, plura tos deo offerre quam ceteros: qui quo-
modo cum deo ageudum et cum quanta veneratione nescitis. Ego
ita sentio, si quis verbi gratia voveat se vestimenta decem pau-
peribus daturum, si filius incolumis redeat, non posse ne eodem
quidem horae momento Votum revocare: quod intelligitur per verba
illa dei 47 ), quae statim obnoxium voto hominem faciunt, simul ac
verba voti nuncupaverit, nec revocationi locum relinquunt. Non
dico, ut quidam aiunt, etiam filio non revertente, dari tarnen debere
vestimenta: nam numquam danda sunt nisi post tempus reversionis
fdii. Dico ulla 4s ) alia causa non posse revoeari. Nam quae iniqui.tas Fol.14 r.
est, ut, si nihil abs te accepi nec tu aliquid mea causa fecisti, non
possim revocare promissionem? nisi quia cum deo sancte, pie et
cum timore agendum est. Quod vos non facitis, qui primam pro
missionem non putatis sufficere, nisi iusiurandum accedat.
Frater. Die quaeso, sine voto, sine iuramento professionem
nobis faciendam putas?
Laurentius. Quidni?
Frater. Et eam validam fore?
Laurentius. Nonne tute validam esse dicebas, sed iuramento
reddi validiorem?
Frater. Recte loqueris. Sed quis professionem hanc duceret?
Laurentius. Hoc factum est prava consuetudine.
Frater. Nonne inquit Paulus 4 ») non tantum coram deo sed
etiam coram Omnibus hominibus? Dandum ergo erit aliquid etiam
opinioni hominum.
Epist. Iae. S. 12. 4 ') S. f. 12 r. w) nulla C.
49 3 Ep. ad Rom. 12, 17 providentes bona non tantum coram deo, sed etiam
coram omnibus hominibus. II Cor. 8, 21 providemus enim bona non solum
coram deo, sed etiam coram hominibus. Über letztere Stelle cf. Coli. N. T.
p. 873.
118
V a h 1 e d
Laurentius. Si modo bonum sit. Dicitur enim providentes-
bona non tantum coram deo sed etiam coram omnibus liominibus.
Frater. Immo 5 °) vero deo.
Laurentius. Quonam modo?
Frater. Quia validiorem reddo promissionem.
Laurentius. Eodem reverteris.
Frater. Ita dico validiorem, quod me maiori volo constringi
periculo.
Laurentius. Cur sic?
Frater. Ut maior sequatur remuneratio.
Laurentius. De hoc antea disputavimus et disputaturi sumus-
Numquid tarnen iccirco promissio vestra fit amplior, aut plura quam
tria in protessione pollicemini, paupertatem, obedientiam, con-
tinentiam, etiam si voto promitteretis, aut plura vos nisi tria haee
in omni reliqua vita custoditis?
Frater. Sane vero non plura.
Laurentius. Quin igitur tollimus iusiurandum, votum et cetera,
Fol. 14 v. ac de promissione | illa ipsa professionis inquirimus, unde meritum
vestrum omne proficiscitur, numquid prudentius, sanctius, melius
a vobis, quos triplici catena obstringitis, fiat, an a ceteris, qui se-
solutos ista catena maluerunt?
Frater. Inquiramus, quoniam in superioribus nescio quibus
artibus tua me delusit oratio. Atqui locus hic talis est, quem nisi
expugnes, frustra in ceteris, quibus satisfecisse te putas, laboraveris.
Neque fas est ut eum expugnes, nisi tot saeculis apud omnes gentes
probatam religiosorum vitam regulamque evertas non modo sanctis
viris verum etiam deo contradicturus.
Laurentius. Cave ne te delusum a me existimes aut dicas. Quo
enim mihi istuc? Quod ut magis intelligas, accipe, quod ex abun-
danti et benigna simplicitate tibi tribuere volo: et a me discas
aliquando quid sit vestra professio. Non est professio votum sed
devotio. Est enim devovere, ut brevissime dixerim, quasi dicare aut
dedicare. Virgilius 51 ): connubio iungam stabilipropriamque dicabo.
Idem 52): devovi vobis animam haue regique Latino. Atque ut vos
50 ) Hier scheint der Zusammenhang unterbrochen; man möchte vermuthen,
dass hinter hominibus in der Rede des Laurentius etwas ausgefallen,
woran der Frater mit immo vero deo anknüpfen konnte.
51 ) Aen. I 73. 52 ) Aen. 31 440.
Laurentii Vallae opuscula tria. III.
119
benignitate solita etiam defendam, nonnumquam vovere devovere
est, ut apud eundem«) pater Camillae ad Dianam loquitur: Ipse
pater famulam voveo, id est, tibi, dea, devoveo, dico et dedico.
Cui simile est quod vos profitendo facitis. Et tu per me deludi te
dicis. Quin etiam terroribus mecum agis. Cupis quantum video ut
prae ignavia deseram causam. Sed non est ut mihi timorem ideo
incuti putes. Neque enim in eam sententiam disputo, ut evertere vos
velim. Tantum affirmo, non | esse meliores vos ceteris hominibus, Fol. IS
qui pares vobis sunt actionibus vitae atque virtutibus. Et quoniam
apud hos invidiam mihi conflare voluisti, ita vicissim habeto: maiores
viros sine professione fuisse quam professos. Atque ut ante con-
gressum pugnae uno te ictu confodiam atque prosternam, aio, quod
et tu l'ateri cogaris, ne meliores quidem illos futuros fuisse, si tria
ista, quae vos promittitis, promisissent: bnales sanctissimi quique
vel ante vel post adventum Christi fuerunt: losue, Helias, Esaias,
leremias, loannessV), Petrus, Andreas, lacobus, Iohannes, Paulus
ceterique. Eapropter quid mihi cum professione, si eitra eam possum
ad summa escendere 55 ).
Frater. Nihilne confert obedientia, paupertas, continentia?
Laurentius. Immo vero confert, sed citra etiam professionem.
Verum non omnibus ista necessaria sunt.
Frater. In professione tarnen utilitatem esse non negas?
Laurentius. Iam concessi, neque ut testatus sum regulam vitae
vestrae conor evertere.
Frater. Si illam conferre hominurn vitae concedis, cur non
ea vita sit habenda melior quam professio commendat?
Laurentius. Ignis reddit cibum et suaviorem et salubriorem:
multi tarnen cibi sunt, qui sine igne suaviter et salubriter come-
duntur, multi qui etiam suavius salubriusque. Ita de generibus
vivendi, quoddam coctum ut sic dicam, quoddam crudum est con-
ducibilius.
Frater. Certe nostrum tale est, ut nihil eo queat esse per-
fectius.
Laurentius. Nihil quidem velim de vestra laude detractum.
Satis tarnen habeo aliud posse aeque esse perfectum.
5S ) Aen. XI oö8.
54 ) lonas?
55 ) conscendere C.
120
V a h 1 e n
Frater. Nihil ergo ipsa nobis praestabit obligatio frustraque
Fol. lö v. promisimus obedijentiam, paupertatem, eontinentiam, nihil plus prae-
miorum assecuturi, quam eandem vitain agentes assecuturi eramus,
si non promisissemus atque, ut tuo verbo utar, dicati, dedicati, de-
voti deo non essemus?
Laurentius. Praestabit aliquid atque adeo multum, sed nequa-
quam istud ut plus praemiorum assequamini. Sed hoc posterius.
Videndum namque est prius qualia sint tria illa, quae profitemini,
ut postea qualis sit finis ac fructus appareat.
Frater. Probe loeutus es.
Laurentius. A qua me vis primum incipere?
Frater. Ab obedientia, per quam libertate nos abdicamus, non
modo sensibus hominum amica, sed etiam volucrum ac ferarum.
Laurentius. Bene tibi constas: lianc enim semper in loquendo
praetulisti. V'isne eodem me online ire quo ivisti?
Frater. Volo: nam quod in me, idem in aliis soleo probare.
Laurentius. Ego illa quoque causa mihi ita faciendum puto,
ne me forsan malitiose tecum agere existimes.
De obedientia. Frater. Et ista quoque, ut fatear, causa volo.
Laurentius. Quid vocas autem obedientiam? Equidem originem
huius vocabuli video. Ductum est enim ab 'obedio’, quod conversum
est ex illo 'obaudio’. Cuius significatio est, quae dicto audiens sum
sive pareo sive obtempero sive morem gero sive obsequor, uudess)
obsequium dictum. Sed frequenter invenio illud poni pro obsequio
turpi. Ut apud Marcum Tullium”): sed si 5S ) servitus sit, sicut
est, obedientia fracti animi et abiecti et arbitrio carentis suo.
Et iterum ä9 ) : Bum autem ipse dedecori ac tnrpitudini obedierit,
Fol. 10 r. non modo Imperator sed liber j omnino habendus non erit. Nunc
abs te qualem obedientiam intelligas quaero. Credo non in rebus
turpibus remotisque a virtute, sed quas deo placere existimes.
Frater. Recte credis. Nam secus in diaboli obedientiam ob-
stringeremur. Nos vero honestis tantum sanctisque iussis nostrorum
praepositorum obedire promittimus.
5e ) inde C. 57 ) Parad. V 1, 3S. 5S ) sie C.
59 ) Parad. V i, 33: tum incipiat aliis imperare, cum ipse improbissimis
dorninis, dedecori ac turpitudini, purere desierit: dum quidem iis ob-
oediet, non modo Imperator, sed liber habendus omnino non erit.
Laurentii Valiae opu3cula tria. III.
121
Laurentius. Nonne ante promiseras deo, dum baptismate ini-
tiatus es, te lioneste sancteque victurum, omnibus mandatis eius ob-
edientem futurum? Quid sibi vult secunda promissio? Quid bominibus
spondes quod deo spoponderas, quomodo potes donare quod ante
donaveras?
Frater. Non retracto ego sponsionem meam, nee homini do,
quod deo dederam, nec iterum deo promitto, quod ante promiseram.
Sed in quibuscumque etiam deo serviens arbitrium babebam, ut
vestiendi, yescendi, eundi, agendi, cubandi, dormiendi, vigilandi,
postremo loquendi, horum omnium libertatem et ut dixi arbitrium
a me in alterum transcribo: quod quantae patientiae sit, qui experti
sunt, norunt, tu tarnen coniectura colligere potes.
Laurentius. Isla tibi grandia quaedam et intolerabilia videntur,
mihi vero nullius esse momenti.
Frater. Quid ita?
Laurentius. Quis enim, qui Christi militem«o) esse se meminit,
non maiora sibi bis imperat?
Frater. At plus est alieho arbitratu baec facere quam suo.
Laurentius. Vide ne sit minus, quia aegrius nobis ipsis ea, quae
liumana fragilitas refugit, imperamus quam imperata facimus, eo
quidem magis, quod duas bic partes sustinemus, imperautis et ob-
temperantis. An tibi levia videntur quae Paulus sibi ipse imperabat 61 )?
Quodsi duriorem vestram putetis | esse conditionem, videte ne Fol. 16 v.
patienter vos magis quani libenter 62 ) deo servire suspicemur. Sileo
quod nemo vobis ita imperat, ut vesci eibis coetis luxuriam putet,
et vestrae vitae condicio non ita multum intoleranda est. Hoc non
silebo, si tantum imperata facitis, nequaquam vos aequandos illis,
libertatem suam retinentibus, qui 'e.ircuierunt 83 ) in melotis, in
pellibus caprinis, egentes, angustiati, afflicti, quibus dignus non erat
mundus, in solitudinibus errantes et in montibus et in speluneis et
in cavernis terrae.’ Ac ne nimis alte volare me putes, et ut omittam
sanctos atque ad rem veniam, an promptere obedientiam satius sit,
°°) Cf. Paul, ad Tim. II 2, 3. Ambros, de off. I 36, 183.
«ij Cf. I Cor. 4, lt —13. II Cor. 11, 23—28 u. s. — De vojupt. III 7, p. 976-
62 ) Cf. de volupt. III 9, p. 977. Adeo nihil recte fit eine voluptale neque vllum
meritum eins est, qui patienter et non etiam tihenter dei militiam mihtat-
° 3 ) Paul, ad Hebr. 11, 37. 38.
122
V a h 1 e n
numquid ii, qui sub obedientia esse nequeunt, ut reges, ut pontifices,
ut alii multi, istius boni exsortes sunt? Quid de aliis loquor? Prae-
positi vestri obedientiae obnoxii sunt?
Frater. Minime.
Laurentius. An ideo minus merentur?
Frater. Non minus.
Laurentius. Vide forte ne magis. Ergo possunt alii ab ista
obedientiae liberi lege tantundem mereri. I nunc et die tantum boni
esse in obedientia.
Frater. At praelati suo praediti sunt merito si bene imperent:
nos nostro si bene pareamus.
Laurentius. Ergo nihil est medium, nisi ut aut servos habeamus
aut servitia simus, et praestat, quia dominari nos aliis non contingit,
ut parere aliis ipsi velimus? Non sunt omnes domini nec omnes
servi, non omnes praeceptores nec omnes discipuli: nec minorem
gradum optinent qui in medio sunt. Atque ut optabile est assequi
Fol. 17 r. statum praelatorum praeceptorumque, ita mise|rum in numero sub-
ditorum discipulorumque esse, certe longe hoc minoris dignitatis
quam ut dixi in medio esse et per te posse sine domino et sine
magistro vivere et scire. Non ausim dicere, abiecti indoctique animi
signum esse et sibi ipsi dil'fidentis, in morem pueri tutoris se prae-
sidio ac praeceptoris tutelaeque committere. Nam si idoneus est, ut
alios admoneat, doceat, regat, quid ita se aliis subiieit, praesertim,
ut frequenter evenit, imperitis et indignis: quod te, si vera fateri vis,
saepe et expertum et indignatum non infitiabere.
Frater. Equidem non infitior. Sed optimi quique atque di-
gnissimi praelici debent.
Laurentius. Recte sane. Intelligis ergo praestanles viros non
ad obedientiam vocandos sed ad imperium, inferiores vero ad obe-
dientiam: dum tarnen fateamur, maius praemium- deberi iis qui
optime praesunt, quam qui optime obediunt. Quamquam non dico,
quae poteram, non debere nos effiei servos hominum, cum simus
redempti pretio magno 6 *), atque ut idem Paulus 65 ) ait: Servus es:
non sit tibi curae; sed si potes Uber esse, magis utere. Itaque
genus servitutis est vestra ista obedientiae sponsio.
6i ) Paul, ad Cor. I 6, 20 Empti enim estis pretio magno. 7, 23 Pretio empti
estis, nolite fieri servi hominum. cf. Coli. N. T. p. 864.
65 ) [ Cor. 7, 21.
Laurentii V T allae opuscula tria. III.
123
P’rater. Damnas eam igitur?
Laurentius. Non damno in iis, qui meliora assequi neqüeunt.
Ego tarnen dominum me aliorum malim esse quam servum aut certe
dominum mei. Qui vero ne hoc quidem possunt, ut vivant deo,
aiiis se addicere permitto.
Frater. At plerique hominum tales sunt.
Laurentius. Et quot erunt qui sciant imperare aiiis, si tarn
pauci sunt, qui sibi imperare sciant, ad j quorum confugias pro- Fol. 17 v.
curationem ?
Frater. Ipsa nobis regula quam professi sumus imperatrix ac
procuratrix est magis quam homines.
Laurentius. Ubi est ergo laus dilficultasque quas dicebas obe-
dientiae? Parere regulae deo est parere, non homini, quod et nos
tacimus, neque alia melior tradi regula potest quam est tradita a
Christo atque apostolis.
Frater. Atqui multos videmus ex prol'essione effectos esse
meliores.
Laurentius. Non sum ita pervicax, ut hoc negare magis velim:
sed non probatur ideo, fieri aliter non potuisse, ut talis aut melior
existeret. Sed quid hoc ad quaestionem obedientiae, praesertim
cum bonos non ob hanc solum sed etiam ob paupertatem conti-
nentiamque dicatis?
Frater. Age de his duabus nunc inquiramus, et primum de De P ao P er(ate.
nostra paupertate quid sentis, cum nos et dominatu et possessione 86 )
et usu opum non modo in praesentiarum sed in futurum quoque
exuerimus. Ut illud vulgare de nobis vere dici queat: putimurque
volentes Exilium, tun nos faciet victoria cives 67 ).
Laurentius. Esto, ut dicitis, paupertas ita vivere ut vivitis:
quibus nihil deest, non cibus, non vestitus, non tectum, non etiam
vinum, et haec omnia illaborata: quae res leviorem multo reddit
paupertatem: quamquam, ut inquit Horatius 6S ), pauper enitn non
est, cui rerum suppetit usns. Esto, sitis vere pauperes; sit sane
magna vestra virtus, non tarnen ideo maior quam eorum, qui pau-
pertatem professi non sunt, dicenda est. Nam quid necesse mihi est,
Cf. Const. don. p. 768 possessio illarum (divitiarum) atque dominatus.
6 ‘) Ich weiss nicht, woher dieses Citat genommen ist.
« s ) Epist. I 12, 4.
124
V a h I e n
si cum divitiis innoeentissime possum vivere, amplecti paupertatem?
Non enim virtus est pauperem, nec virtus divitem esse: si quidem,
Fol. 18 r. u t alios tran|seam, divites fuerunt Abraam, Isaac et Iacob. Pauperes
spiritu 69 ) laudantur, non facultatibus, divites spiritu improbantur,
qui sua habent vitae solatia, sive ut scriptum est, consolationes 7 °),
non qui circurafluentibus opibus pauperem tarnen spiritum servant
nec multum a vita inopum differunt. Vides quam crebro David
omnium regum ditissimus se in psalmis pauperem et inopem nominet.
Quid quaeris ? Si nihil in vivendo temperate atque frugaliter ego
et tu discrepamus, qui tandem fieri potest ut tu pauper sis, ego
dives, qua nuila reperitur rnaior discrepantia?
Frater. Cur non vendis omnia et das pauperibus 71 )?
Laurentius. Etiamne libros vendam et erogabo? Apostolis prae-
ceptum est hoc et illis quibus 72 ) sine libris, sine studio, sine prae-
meditatione tributum erat ut principibus responderent. Mihi vero
Codices necessarii sunt et pecuniae eaeque non paucae, unde Codices
plurimos ac cetera vitae praesidia coemam 73 ). Nam quid per-
versius quam tua mendicis dare ut postea ipse mendices. Ut inquit
Paulus 74 ), non ut aliis sit solatium, vobis vero angustia. Neque
enim omnes possunt aut debent operas l'acere et, ut ait idem
Paulus 75 ), laborare manibus. Itaque satis est, si opibus non i'ruar,
non oblecter, eisque non re sed animo renuntiem.
Frater. Hic tua ipsius confessione convinceris, quippe cum
nostram apostolorum vitam esse eoiicedas, qui ut animo ita re opibus
renuntiavimus.
Laurentius. Nihil minus. Dixi mihi necessarias esse pecunias
ut coemam Codices. Tu si aliler facis tradisque illas pauperibus,
stultus sis, qui non te ut proximum amas. Ordinate in me caritatem,
inquit Salomon 76 ). Nam et tu pauper es, si cares, quibus indiges:
69 ) Ev. Matth. 5, 3. 70 ) Ev. Luc. 6, 24 vae vobis divitibus, quia liabetis
consolationeni vestram. Über consolatio und solatium ef. Elegant. IV 78.
Antid. in Pogg. 313. 7 Q Ev. Matth. 19, 21. Marc. 10. 21. «) qui C.
73 ) coeinantur C. 74 ) II Cor. 8, 13 non enim ut aliis sit remissio, vobis
autem tribulatio. Ambros, de off. I 30, 1 öl Non enim ut aliis refectio sit,
vobis autem angustia. 75 ) I Cor. 4, 12 Et laboramus operantes manibus
nostris. Vgl. I Thess. 4. 11. Valla Coli. N. T. p. 881. 7ß ) Cant. eant. 2.
ordinavit in me charitatem. Wenn Valla diese Stelle meint, so hat er einen
etwas verschiedenen Gebrauch davon gemacht.
Laurentii Vallae opuscula tria. III.
125
idem si Codices tibi idoneos hajbeas, quos aliis diiargiens tibi ipsi
iniuriam t'acis. Dixi necessarias peeunias ad cetera vitae praesidia.
Tu cum tuis rebus te exuis, ne nescias, aliena tibi induis. 0 quanta
est yestra paupertas, quibus incolumis est, ita ut numquam perire
possit, victus, vestitus, lectus, domus et cetera. Quare, frater, etiam
atque etiam cogita, quantum deo donasse te dicas. Das incerta,
recipis certa, relinquis aliorum curam, alius te curat, deponis spem
acquirendi, sed et sollicitudinem, non es habiturus meliora, sed nec
peiora passurus. Transeo multas commoditates, quae vobis praesto
sunt sive validis sive aegrotis. Quae omnia buc pertinent, ut non
multo 77 ) pltira dedisse vos constet quam accepisse. Nec parum multi
sunt, qui ad vestra coenobia devitandae durioris vitae causa velut
in vivarium confugiant et ex macris palumbis pingues columbi fiant.
Frater. Et ipse täte genus bominum minime approbo neque de
bis a me volo dici putes, sed de iis qui omnibus et quidem maximis
opibus sese abdicaverunt, id est maximis voluptatibus.
Laurentius. Et ubi lios reperias? Ceterum quid non ego quoque
maximis voluptatibus me abdico, qui ita vivo ut tu, qui professus es
paupertatem?
Frater. At times tu renuntiare opibus de futuro suspensus et de
crastino semper sollicitus 7S ).
Laurentius. Et cur timeam si in coenohio de paupertate securus
sum, ut ostendi. Ad hoc causa est, cur istud non faciam, quia sine
renuntiatione spero me deo placere peraeque ac tu. Nec tu debes
aliorum factum in deterius interpretari. Aliter cur non idem regibus
iubes, ac iubes ut cucullo vestiantur et sacco : quo quid foret insanius?
cur non idem optimatibus? cur non idem | senatoribus? non exterior
liomo sed interior placet deo : cur non idem pontificibus ac sacerdo-
tibus, quibus etiam opum divitiarumque commendata est dispensatio,
quod ipsum diaconum ministerium nomenque declarat. Unde Lauren
tius ille diacon apostolis comparandus thesauros ecclesiae quos erep-
tum iri videbat erogavit 7S ). Habet ergo et ecclesia thesauros, nec
eorum possessio aut usus sed tenacitas atque abusus reprehenditur.
77 ) multa C. 7S ) Ev. Matth. 6, 34. cf. de Const. don. p. 768.
79 ) Die Erzählung vom h. Laurentius, auf die Valla anspielt, hat Prudentius
Peristeph. II poetisch ausgeführt: vgl. Ambrosius de off. II 28, 140; 141.
Laurentius, qui aurum ecclesiae mahnt erogare pauperibus, quam per-
seculori reservare . . . sacram marlyrii accepit coronam.
!. 18 v.
!. 19 r.
126
V a*h I e n
Quod de ecclesia, idem de pri vatis singulisque dicendum est. maxime
pro qualitate personae. Non debeo dilargiri omnia, ne mihi desit, desit
inquam ad vitae necessitates, non ad voluptates atque delicias. Tu
quoque non omnia diiargitus es, cui est, unde vivas. Non debeo dilar
giri omnia, quia miles sum et pro religione, pro ecclesia, pro te quo
que, frater ac monache, in acie sto, nec minus spero me deo gratum
facere quam tu facis. Non debeo dilargiri omnia, ne impius sim. Quid
enim, si mihi parentes senes atque aegroti sint, facultates meas egenis
distribuam. an eo impensius laborabo, quo miserabilibus senibus sump-
tus facultatesque suppeditem? Eadem ratio est uxoris et liberorum.
Ex quo illud colligitur, netarie me esse facturum, si in huiusmodi
condicione parentum profitear, meritoque illud elogium Pauli so ) in me
cadere : Qui non habet curam suorum praesertim domestieorum,
fidem negavit et est infideli deterior. Finge igitur me illum esse,
quem cura huiusmodi parentum quaestui cogat operam dare : num-
quid te ero inferior? an superior hoc ipso quod sum futurus memet
peior, si regulam tuam non scientia dei sed aemulatione profitear?
Fol. 19 v. Certe Paulus ille, qui de se ait si), an experi\mentum eins quaeritis,
qui in me loquitur Christus, manibus suis laborabat, quaestum sump-
tumque faciebat 82 ), non ut vos, qui pecuniam tamquam ignem contin-
gere non vultis. Multae quoque aliae enumerari causae possunt, quam-
obrem omnia danda non sint, licet omnia dat, qui se ipsum dat. Sed
fac me cuncta distribuere in pauperes deoque polliceri me numquam
possessurum opes pauperemque perpetuo esse victurum, numquid mo-
nachus fraterve, id est numquid professionis alicuius ero?
Frater. Non eris sed tamquam monachus aut frater.
Laurentius. Quid sibi vult istud tamquam monachus aut frater?
Ille a singularitate, hie a consortio dictus est. Ego vero neque huic
neque illi sum similis, immo quod ad paupertatem pertinet super om-
nes fratres et monachos. Sed non est ut deo pollicear totius vitae
paupertatem. 'Sufficit diei malitia sua’ 83 ). Unde scio, quid mihi cras
eventurum sit, quid me facere, quid me pati oporteat? Satis abunde-
que est hoc modo polliceri : polliceor tibi deus caeli et terrae me
victurum quam sanetissime potero : tu adiuva propositum meum.
«o) I Tim. S, 8. 8 0 II Cor. 13, 3.
12. I Thess. 2, 9. It Thess. 3, 8.
82 ) Act. ap. 18, 3. 20, 34. I Cor. 4,
83) Ev. Matth. 6, 34.
Laurentii Vallae opuscula tria. III.
1 27
Ideoque neque apostoli neque märtyres neque alii maximi necessi-
tate 84 ) magis quam libertate sibi utendum putaverunt.
Frater. Quid? nonne ad custodiendam continentiam se alli-
gabant?
Laurentius. Haec alia est controversia: de qua superestagendum.
Vis me de illa nunc agere?
Frater. Volo. De contineiitia.
Laurentius. Alligabant se ad continentiam, inquis. Cur ita?
Frater. Saeerdotio sive presbyterio ac diaconio.
Laurentius. An non licebat illis quoque habere uxores? Eono-
rabile conmibium, ut incjuit Paulus ss), et torus immaculatus. \ Quod Fol. 20 r.
utinam nobis quoque liceret, latinis dico, vereorque ne propter nos
— nam propter quos alios? — Paulus ««) dixerit : Spiritus uutemmani
feste dicit quod in novissimis temporibus discedent quidam a fide,
attendentes spiritibus erroris et doctrinis daemoniorum in hypo-
crisi loquentium mendacium et cauteriutam habentiim conscientiam
proliibentium nubere.
Frater. An non melior continentia quam nuptiae? Ut idem 87 ):
solutus es : noli qvaerere uxorem.
Laurentius. Non omnes capiunt verbum istud ss ), praestatque
multo tutos esse in medio quam in summo cum ruinae periculo. Uti
nam, utinam episcopi, presbyteri, diacones essent unius uxoris viri
et non potius, venia sit dicto, non unius scorti amatores. Nemo mihi
irasci poterit, nisi qui sibi conscius de se noluerit confiteri. Multi
sunt boni, sed quod dolore cogente loquor plures mali. De vobis quo
que salva pace nonnihil sed parum melius sentio. Sed ad rem. Alligat
sacerdotium diaconiumque nos ad continentiam?
Frater. Non vides ob sacramenti reverentiam ac maiestatem, ut
puriore mente ac corpore cultum dei exerceamus?
Laurentius. Non tarnen plus sacerdos ob continentiam quam ego
merebitur. Nam hoc modo peiore essent condicione feminae, quae
nequeunt esse sacerdotes, cum tarnen apud deum non sit neque grae-
cus neque barbarus, neque dominus neque servus, neque masculus ne
que femina 89 ). Neque vero sacerdotes olim ac levitae, quod dignitate
illa praediti essent, aliquid plus ceteris assequebantur, quo") meliores
84 ) non necossitate? 85 ) Hebr. t3, 4. s ®) I Tim. 4, 1. 87 ) I Cor.
7, 27. ssj Ev. Matth. 19,11. 89 ) Paul, ad Galat. 3, 28. so) quo d ?
128
V a h 1 e n
Fol. 20 v. essent. Quod si sacramentum sacerdotii | neque priseis temporibus
reddebat sanctiusmatrimonium neque hoc tempore adiuvatcontinentiam,
profecto nee prof'essio facit continentiam praemii esse maioris.
Frater. Cur ergo promittimus continere ab omni venere?
Laurentius. Quid? Tune continentiam interpretaris hoc loco ab
omni venere continere?
Frater. Etiam.
Laurentius. Ridiculum: perinde ac si mihi potestas sit magis
quam tibi adulterum esse. Ita ego ut tu in hae re delinquerem.
Frater. Non ita est. Sed plus ego multo.
Laurentius. Cum deo mihi iocari videmini tarn ineptis puerilibus-
que promissis : non aliter quam si promittas te numquam idola adora-
turum, numquam homines interfecturum, atque ut propius veniam,
numquam cum matre aut tilia coiturum. Haec nemo tarn insanus est,
ut post baptisma non admissurum se esse promittat: ad quae iam an-
tea devitanda erat obstrictus. Quaero abs te, npmquid cum sacerdo-
tium quis accipit, aliud deo quam vitam caelibem 9 <) donat?
Frater. Non aliud.
Laurentius. Igitur nec vos prolitentes. Quod quo magis appareat,
da ut diacon aut presbyter regulam tuam proliteatur.
Frater. Talis ego fui.
Laurentius. Gerte tune caelibatum non promittes, quia iam ut
maritu.s sis non habes in tua potestate. Quid ergo, ut ab alio coitu
abstineas ?
Frater. Quidni? /
Laurentius. Tace, tace, obsecro. Cum legitimis nuptiis et 'toro
immaculato’ in honorem continentiae renuntiaveris, nonne et ceteris
spurcitiis, nisi antea feceras, renuntiasti? Quare quemadmodum dixi,
ut presbyter ita professus ad solam caelibem vitam se alligat. Quid,
quod interdum professus non se alligat?
Frater. Cur ita?
Laurentius. Tute ipse modo eonfessus es, qui diaconem sive
presbyterum te dicis istum habitum capessisse. Nam si antea devoveras
Fol. 21 r. deo con j tinentiam, iterum devovere non poteras.
91 ) Es ist für diesen Theil der Unterredung beaehtenswerth, dass Valla mehr
fach Gelegenheit nimmt, gegenüber unrichtigen, verallgemeinernden Auf
fassungen den antiken Begriff von caelebs und caelibatus festzustellen:
Elegant. IV 107. Raudens. p. 12 u. 28. Recrim. in Eaeium p. S12 fg.
Laurentii Vallae opuscula tria. III. 129
Frater. Nonne ego et presbyterio et professione praeditus gra-
vius puniendus sum si non contineam quam tu?
Laurentius. Cur ita putas?
Frater. Quia rescindo promissionem.
Laurentius. Nulla ista quam profers est causa.
Frater. Nulla, ais?
Laurentius. Oblitus es quid inter nos antea constitit.
Frater. Quid constitit?
Laurentius. Solum caelibatum promitti.
Frater. Ita sane.
Laurentius. At nemo sacerdos, nemo diacon, nemo frater aut
monachus ducit uxorem, hoc est a caelibatu recedit. Forsitan gravius
puniendus sis propter personam, quam tibi induisti. Magnum est enim
gerere personam sanctitatis, ferre liabitum apostolorum, videri exem-
plum vitae, emendatorem improborum, talem denique qui mundo et
cui mundus crucifixu§-sit 93 ).
Frater. Quid, nonne gravius te puniendus, quod periurus sum?
Laurentius. Taceo, quam immerito iuraveris. Quod si tantopere
ad poenam vestram respicitis: si vos ideo quod plus meremini poe-
narum rescissa promissione, plus meremini praemiorum non rescissa,
consequens est, nihil nos habituros remunerationis, quia nulli rescin-
dendae promissionis periculo sumus obnoxii: quod falsum est, quia
ex eleemosynis factis multum ego mereor praemiorum, ex omissis
Vero nihil poenarum. Verum postquam singula confutavi et tu nunc Confutalio simu ,
non de singulis agis, tempus est in Universum respondere, et quid lrium ? artium -
boni professio habeat ostendere. Incurris tu periculum, ut ais, periurii
sive perfidiae. Cöncedamus, eaute, sancte, religiöse factum. Haec
omnis vestra virtus est, vestra gloria, vestra iactatio. 0 egregia res ac
praedicanda unius tantum criminis se subiecisse discrimini. Hocine")
declarat plus vos ceteris habuisse caritatis, plus | donasse deo, plus Fol. 21 v.
remunerationis accipere debere? 0 quam parum meditamini quid pro-
fertis. Comparemus utramque personam tuam meamque, et quidem
sub exemplis, quo magis appareat, vestrae professionis caput timorem
esse, non amorem. Demosthenes 94 ) cum a deformitate se allevan-
") Paul, ad Galat. 6, 14. ") hoc ne C.
94 ) Diese Sache ist bekannt und wird von mehreren erzählt. Valla hatte
Quintilian vor Augen. XI 3, 130: iactantur et humeri; quod vitium De
mosthenes ita dicitur emendasse, ut, cum in angusto quodam pidpito stans
Sitzb. d. phil.-hist. CI. LXII. Bd. III. Hft. 9
130
V 9 h 1 e n
dorum humerorum iuter orandum corrigere non posset, domi decla-
mabat, basta a lacimari appensa ac supra humeros imminente, ut si
quando calore dicendi sibi excidisset, ut humeros contineret, offen-
satione hastae admoneretur. Atque hunc in modum ab illo se vitio
correxit. Multos tarnen fuisse scimus, qui sine timore illo hastae a
simili gestus deformitate se emendarunt. Accipe alterum e contrario
exemplum. Marius 95 ) cum sibi varices secturi medici forent, alligari
recusavit, atque solutus, id quod nemo ante ipsum fecerat, sectus
est, ita ut ne crus quidem inter curationem contraxerit. Nunc quaero,
utrum horum praestantius factum putemus. Ille offensatione hastae,
hic sine ulla offensatione correctus est, ille ne solutus curationi re-
luctaretur, alligari voluit, hic solutus curationem pertulit, ille laudan-
dus, hic laudabilior, illius ut fatear tutius factum, liuius periculosius,
illi tu, huic ego comparandus, tu Demostbeni, ego Mario similis. Tu
obedisti, ego curam aliorum gessi: tu pauperem egisti et continen-
tem, ego parem tibi vitam egi; tu ad haee custodienda te alligasti,
ego mihi istam necessariam servitutem non putavi; tu necessitate
recte egisti, ego voluntate, tu timore dei, ego amore: perfecta eari-
tas foras mittit timorem. Si non timuisses te aliter non posse deo
Fol. 22 r. placere, j profecto numquam te alligasses. Nam quid aliud ad promit-
tendum vos induxit, aut quid attinebat promittere, nisi ut nulla vos a
cultu dei 9 «) per libertatem arbitrii causa refleeteret. Ideoque non
yideas fere quempiam ad vestrum consortium se conferre, nisi scele-
ratum, nefarium, inopem, destitutum et qui aliter vel deo vel corpori
suo bene servire posse desperet. Ut non ab re coenobium asylum » 7 )
diceret, hasta humero dependens immineret, ut si calore dicendi vitare
id excidisset, offensatione illa commoneretur.
35 ) Cic. Tuse. II 22, 33 At vero C. Marius, rusticanus vir, sed plane vir, cum
secarelur, ut supra dixi (II 15, 33), principio vetuit se alligari; nec quis-
quam ante Marium solutus dicitur esse sectus. Plutarch Marius e. 6.
96) die C.
97 ) Über das asylum vgl. Minuc. Felix 25, 2 nam asylo prima plebs con-
gregata est: confluxerant perditi, facinerosi, incesti, sicarii, proditores.
Im übrigen was die eoenobia anlangt, wird man nicht unpassend ver
gleichen, was Poggius in ähnlichem Sinn adv. hypocr. (Brown fasci-
culus II 580) schreibt: paucos quippe recensebis, quos non aliqua exlerior
causa ad eutn habitum impulerit. Non animum, sed corpus aferunt ad
obsequium religionis: multi ob pusillanimitatem, cum nesciant aliunde
victum quaerere, nonnulli ob inopiam, quidam cum decoxerunt, de-
Laurentii Vallae opuscula tria. III.
liceat dicere, quäle illud Romuli fuit, ad quod omnis faex civitatum
atque omnis hominum sentina confluxit: quidquid in Latio erat oppres-
sorum aere alieno, quidquid servorum, quidquid inopum, quidquid
avidorum, quidquid scelestorum, ea demum causa illuc advolavit, ut
meliorem vitae condicionem assequeretur, quam alibi non posse se
assequi existimabat. Ita qui ad asylum vestrum confugiunt, taceo
nunc de pauperibus, id sibi spei proponunt, ut per istud perfidiae ac
periurii periculum coram deo melius vivant, ob metum licentiae sibi
libertatem adimentes et quasi legem imponentes, non secus ac
magnus ille Alexanders 8 ), qui cum vebementi ad exitium Lampsa-
cenae urbis aviditate ferretur, ubi praeceptorem suum Anaximenem
extra moenia progressum vidit, timens ne piae illius preces cogerent
invitum veniam civitati dare, iuravit se non facturum quod ille pe-
tiisset. Tum Anaximenes, peto, inquit, ut Lampsacum diruas. Ita
fortissimus rex metu violandi iuramenti et cogi voluit et ad id quod
non opinabatur coactus est. Etenim omnis ratio voti, omnis indictio
ieiunii, omne iusiurandum, omnis denique lex, est autem professio
lex | quaedam, propter metum inventa est, id est ut apertius loquar, Fol. 22 v.
propter malos. Et tu te magnanimitatis et tolerantiae iactas? An
dubitas? Nonne inquit Paulus 93 ): lex propter tramgressionem
positn est; propter malos, non propter bonos rex gladium portat 1 ").
Aliquando Hebraei sine lege vixerunt. An vero Abraham ceterique
qui ante legem latam, lob, rex Cyrus, regina Saba aliique qui sub
lege non fuerunt, exiliori praemio affecti sunt, quam sub lege positi ?
Minime, sed saltem pari. Et contra ut tibi reddam quod superius
promisi, si peccassent, pari poena affecti fuissent? Protecto non
pari, sed minori. Desinite itaque tumultuari atque indignari, parem
honorem haberi iis qui minora adiere pericula poenarum, et deum
quodammodo incusare, ut ii fecerunt, qui inter se fremebant, eandem
postremis ut primis operariis numeratam esse mercedem i» ! ). Atque
speratione quadam religionem tamqunm opima ad viclum pascua ingre-
diuntur etc.
98 3 Nach Valerius Max. VII 3 Ext. 4 Lampsacenae vero urbis salus unius
vaframenti beneficio constitit. Nam cum ad excidium eins suinmo Studio
Alexander ferretur, progressumque extra moenia Anaximenen, prae
ceptorem suum, vidisset, quia manifestum erat futurum, ut preces snas
irae eins opponeret, non facturum se quod petisset iuravit. Tune Anaxi-
menes, peto, inquit, ut Lampsacum diruas. ") Gal. 3, 19. ,l,0 J cf.
Paul, ad Rom. 13, 4. ™‘) Ev. Matth. 20, 11. 12.
9*
132
V a h 1 e n
ut de rebus humanis similitudinem miituerj num minor laus apud
homines regi debetur innocentem vitam agenti quam plebeio, cum
ille impune peccare, hic impune peccare non possit? Profecto non
minor, immo et maior, quia difficilior virtus abstinentiae in rege; et
peccanti poena minor, quia facilius crimen in rege inferendae in-
iuriae quam in privato. Ita in rebus divinis. At tu postulas re-
munerationem periculi, quasi miles ab rege praemium exigere debeat,
quod fuit in periculo capitis, si hostibus castra prodidisset. Cui quid
aliud rex respondeat quam hoc: si ob timorem mortis non prodidisti
castra, habe pro praemio, quod te non occido, sis contentus stipendiis
Fol. 23 r. tuis, quibus contentus est j etiam, qui non timore sed amore castra
non prodidit. Ecquis hoc non videt? Professus es ut haberes vitam
aeternam; ecce effectum est, quod mens exoptaverat: habes quod
postulabat promissio: totum hoc periculo debes. Discrimini te eom-
misisti periurii: sed hoc discrimine ab interitu te vindicasti. Con-
tremuisti frequenter: sed nunc exultas. Timuisti ne pactum quando-
que rescinderes: vides quod aliter enatare non poteras. Itaque non
intelligo, quid aliud a deo possitis exigere, nisi fructum obedientiae,
paupertatis, continentiae. At vos hoc non contenti ceteris anteferri
postulatis periculi gratia. Quodsi in te periculum poenae consideras,
considera et in me periculum peccandi facilius, qui nulla timoris
ancora sum alligatus: quod facit eandem virtutis actionem in me
quam in te esse maiorem. Itaque ego tanto te supero, quanto
Demosthenem Marius, quanto militem plebeiumque rex. Neque vero
infitias eo, nonnullos ex professione eo usque procedere, ut foras
mittant timorem: sed certe cum professionem faciunt, tales non
sunt. Et tarnen cum iam perfecti sunt, non timore periurii, non
metu poenarum tenentur, sed quasi liberi ac soluti spiritu dei
aguntur et sic vivunt quasi non promisissent. Ideoque et vos et nos,
more Pauli loa ), qui de manducantibus et non manducantibus inquit,
unusquisque in suo sensu abundet, faciamus pares concludamusque,
ita professionem homines non reddere meliores, ut diaconium, ut pres-
byterium, ut episcopatus, ac papatus. Nec quia diaconio aut sacer-
Fol. 23 v. dotio initiati, iccirco | meliores estis, sed iccirco initiari voluistis,
ut meliores essetis: nec quia iurastis, iccirco multum meremini, sed
iccirco iurastis, ut multum mereremini: nec quia poena proponitur
'U 3 ) Rom. 14, 3. ö.
Laurentii Vallae opuscula tria. III.
133
vobis, iccirco boni estis, potestis namque esse mali, sed ut boni
essetis, periculum poenae subistis. Numquid Laurentius minor sancti-
tate quam Xystus *03)? Nam Stephanum multis apostolorum aequare
non verear. Numquid Franciscus alicui suorum sive fratrum sive
filiorum virtutibus cedit, qui presbyterium accipere noluit? Numquid
Martinus adhuc catechuminus postferendus est universis qui tot
ordines fratrum monachorumque reppererunt? Numquid, ut semel
dicam, Ioannes Baptista sine episcopatu, sine sacerdotio, sine pro-
fessione, ullo episcopo, ullo sacerdote, ullo professo dicetur inferior?
Neque vero nescio eos, qui conventus vestros instituerunt, ea videlicet
ratione adductos, ut vobis plurimas ad sanctimoniam vitae suppedi-
tarent commoditates, sancta quidem et laudabili causa, per quam
multi a deo laurea donati sunt, licet non tanto, quanto vos dicitis,
numero. Sed neque aliis similes commoditates ereptae sunt, et vos
bona ex parte ah illorum vestigiis descivistis. Eoque iam pridem, ut
de Apolline Delphico dicebant veteres i« 4 ), eum ab oraculis cessavisse,
ita vos fratres a faciendis miraculis destitistis: quamquam non parum
multa illorum revocari in dubium possent. Quod tarnen a me non fiat,
cuius propositum est, propugnatoris in hac | causa, non oppugnatoris
officio fungi. Tantum namque confutare volui, primum vos ideo plus
mereri, quia maiori estis criminum poenarumque obnoxii periculo;
deinde eosdem votum vovere aut iureiurando plura promittere :
postremo praeditos esse praerogativa ac privilegio, quod obedientiam,
paupertatem, continentiam spopondistis. Eoque ne tecum inimice me
agere existimes et ut in gratiam redeam tuam, de fratrum Iaudibus
dicam. Fratres sunt, qui vere labans templum dei, ut pingere soletis,
fulciunt, fratres, qui ad populum habentes orationem, quod erat
munus episcoporum sacerdotumque et esse debet, mares feminas-
que a vitiis revocant, a pravis opinionibus liberant, ad pietatem
scientiamque perducunt, in quo eos ego maxime apostolorum imi-
tatores existimo, fratres, qui mirificis caerimoniis, hymnis, canticis
religionem pectoribus nostris infundunt, fratres, qui quotidie ad
mores, ad virtutes, ad sanctitatem pertinentia multa componunt,
mallem tarnen eruditius magisque ad oratorum quam ad philoso-
pborum consuetudinem, quod prisci factitaverunt, fratres, qui scien-
103 ) cf. Ambrosius de off. I 41, 205.
104 ) Cic. de divin. II S6, 116. 57, 117. Minucius Felix 26, 6.
!. 2i r.
134
V n h 1 e n
tissime peccata confessos vel absolvunt vel negata absolutione per-
terrent, fratres, qui consultores de bene vivendo edoctos confirmatos-
que dimittunt, fratres denique, quibus plurirmim debeat orbis terrarum,
plus tarnen debiturus, si meliores essent et ut reor inter initia fuerunt.
Satis ego abundeque de laudibus vestris dixisse me credo. Utinam,
Fol. 24 v. si quid detraxerim, aequo animo tolerare debeas, praesertim | cum
sentiam nibil me esse mentitum.
Tum frater, se vero, inquit, non ferre iniquo animo, quae di-
xissem, sed neque tarnen mihi quaestionis victoriam concedere. Veile
enim de hac re diligentius cogitare et iterum, si sibi videbitur, ad
certamen redire. Hic cum omnes se mecum sentire faterentur, cetera,
inquit Paulus, tibi Laurenti assentior, perorationem tarnen tuam non
probo, quae non tarn laudum fraternarum, quam timoris tui testimonium
fuit. Cum enim proprium esset institutae orationis in vituperatione
fratrum finem facere, ut copiosissime poteras, tu tarnen, ne odium tibi
illorum concitares, in laudatione facere maluisti. Ceterum timidissimum
te et parum virum esse ducam, si disputationem non eo, quo liabita
est, ordine perscribas edasque quam primum et in manus hominum
tradas et quidem cum hoc titulo de mendaci religiosorum et nomine
et praerogativa.
Tum ego, perscribam, inquam, sed non cum isto terribili titulo,
licet forsitan vero: et si hic ad septimum diem ad hunc locum, ad
hanc horam praesto non fuerit et ut sic loquar ad vadimonium non
venerit, non dico edam, sed cognoscendum examinandumque opus
ad doctissimum aliquem sapientissimumque deferam. Et ego quidem
habeo provisum, quem consulam, vos autem quem consulendum mihi
putetis indicate. Et omnes uno simul ore Baptistam Platamonem
virum hac tempestate singulärem et omnis doctrinae maximarumque
rerum peritissimum in consilio mihi hahendum esse dixerunt. Et ego
Fol. 23 r. hunc, inquam, ipsum mihi delegeram. Atque | his dictis fratreque
assentiente surreximus. Et ille ut postremus venerat, ita primus
salutans resalutatusque abiit, nec ad diem praestitutum occurrit. Quo
factum est, ut ad quem constitueramus opus cognoscendum deferre
nobis liceret.
Laurentii Vallae opuscula tria. III.
135
EX LAURENTII VALLAE APOLOGIA
AD EUGENIK« PONTIFICEM MAIIMUM
(Ed. Basil. MDXL. Fol. 799 v.)
Seel quoniam liaee controversia de reete loquendo est, non de
uecte vivendo, ad quaestionem professionis transeamus: falso eos cre-
dere, magis se mereri propter professionem quam ceteros. Eequid ‘),
summe pontifex, nonne id eos dicere cum ceteris presbyteris ponti-
ficibusque contumeliosum est 3 ), tum praecipue tibi? Quasi praestan-
tius sit probe obedire — nam in obediendo tantum illi ab 3) reliquis
sancte viventibus differunt — quam probe praesidere; et qui tales
instituere conventus minus ipsi quam fratres monaebique meruerint 4 ),
cum hi obtemperent, illi 5 ) praeceperint, ut hoc tempore, qui in
locum illorum successerunt, omnis «) obedientiae immunes.
Atqui 7 ) inquiunt, quemadmodum plus admittimus culpae, quotiens
promissa rescindimus, quam qui alligati non sunt, sic plus meriti penes
nos sit necesse est, si non -rescindamus. Multa a me in hanc rem, ut
moris scribentium est, disputata sunt: uno tarnen hie argumento con-
tentus sum. Professionem suam sacramentum appellant: sacramentum
quoque est matrimonium. Duorum hominuin, quorum alter maritus sit,
alter caelebs, da, ut uterque fornicetur: uter magis deliquerit? Nempe
is qui violat sacramentum. Da ut neuter s ): penes utrum laus am-
plior fuerit? Certe penes caelibem. Ita fortassis in professis et non
professis. Quo magis mihi übet eos arguere quod 9 ) Video ingratos,
qui mihi pro beneficio malam gratiam reddiderunt, si quidem ipsi inter
primos exhibuerunt mihi 1») negotium. Memini namque in libro illo
scripsisse me, vitam illorum non ceteris meliorem esse sed tutiorem.
Quid si ne tutiorem n) quidem esse, nisi forte quibusdam, eoneeden-
dum» 3 ) est? Nonne benignior in eos fuiquam debui? Etenim via a Christo
tradita nulla est tutior, sicut nec melior, in qua nulla professio nobis
iniungitur. At vita ipsorum, inquiunt, ab illa Christi non discrepat.
Sane vero, sed ne aliorum quidem: neque 13 ) enim in solis cucullatis
') Et quid Bas. 3 ) contumeliosos est esse Bas. 3 J obediendo illi
a Bas. 4 ) meruerunt Urb. uterq. et Bas. 5 ) ille Urb. 337 et 1207.
«) omnes Bas. 7 ) Atque Bas. 8 ) ne Bas. 9 ) arguere eos
Video Bas. 10 ) mihi om Bas. n ) esse sed — ne tutiorem om Bas-
13 ) contendendum Urb. 337. t3 ) nec Bas.
vita Christi custoditur. Et vestri duces atque auctores istius disciplinae
sapienter illi quidem existimarunt, tutius esse uti baculo, sed lapsan-
tibus, et medieina, sed aegrotantibus, et ad tutelam considere 1 4 ) ca-
strorum, sed in aciem prodire metuentibus. Quodsi in itinere faciendo
non labor, quid opus est baculo, quem ferre et quo uti molestum est?
Si recte valeo, quid opus » 5 ) medieina, qua non modo palatus stoma-
chusque i«) sed etiam sanitas laeditur? Si strenuus sum, cur non in
aciem prodeo potius quam intra > 7 ) castradesideo «)?
Referam, sanctissime pater, quod per eosdem dies hic contigit,
ut liqueat professos nec praerogativa nec tutiore genere vitae ceteris
utique omnibus antecellere. Fuerunt eadem in 19 )domoduo 2 »)mihisane
familiäres eodem morbo 21 ) laborantes: quorum alter, cum secandus
esset, medici praecepto et ipsius voluntate a quatuor sociis comprehensus
est, ne inter curationem forte resiliret; hunc vix quatuor illi, cum feri-
retur 22 ), retinere potuerunt repugnantem reclamantemque: alter vero
exprobrata prioris ignavia nec teneri voluit et citra motum gemitum-
que pertulit curationem. Uterque horum 23 ) sanatus est, unus am-
borum effectus, fructus, finis. Quodsi prior laudari se magis 24 ) postu
let, quod retineri voluerit, non rideatur 25 ) ? sin 23 ) autemfecisse [se] tu
tius dicat, fortassis audiatur, sed non protinus aut magis laudandus 27 )
sit. Nam ut eius consilium fuerit prudentius, fortitudo certe extitit in
altero maior. Quamquam quomodo minus consilii in hoc fuit, qui sibi
ipsi 28 ) tutissimus erat, qui roboris sui sibi conscius, virtuti quam 29 )
necessitati salutem suam debere malebat? Quapropter quando professi
contenti non sunt debita laude, non etiam aliquantulo 39 ) plus de-
bita — nam eis ego 3 >) plus impertieram laudis, quam iure poteram —
sic accipiant: si mihi offeratur electio, utras malim actiones, professi
an non professi, quae modo eaedem sint, quoad possunt eaedem esse,
me non professi electurum.
1 4 ) confoedere Das. l5 ) opus est Bas. 18 ) palatum, stomachus Bas.
17 ) in Bas. 1S ) desidero Urb. 337. 1 9 ) in eadem Bas. 20 ) tua
Urb. 337. 21 ) modo Bas. e2 ) quom feriretur Urb. 1207 quomodo
feriretur Urb. 337 quum secaretur Bas. 2S ) eorum Bas. 2t ) magis
laudari se Bas. 25 ) rideatur Urb. 1207 redeatur Urb. 337 audiatur
Bas. 26 ) si Bas. 27 ) ut magis laudandum Bas. 2S ) ipsi om
Bas. 29 ) virtutique Urb. uterque. 39 ) aliquantulum Bas. 31 ) ego
om Bas.
Laurentii Vallae opuscula tria. 111.
137
Quae si vera sunt, illud quoque sua sponte probatum iam est, non
proprio nomine eos appellandos esse religiosos, tamquam alii religiosi
non sint. An vero«ä) tu, summe pontifex, tu religionis caput, reli-
giosus non es? an potius et tu imprimis et ceteri religiosi sunt, a
quibus pie vivitur, ut exponit in epistola Iacobus non habitu eos sed
fide et opere discernens »3) ?
32 ) vere Bas. *3^ „t iggitur — lacobi — di.scernente Bas.
138
V a h I e ii
ui.
LAURENTII VALLENSIS TRADUCTIO DEMOSTHENIS PRO
CTESIPHONTE.
Laurentii Vallenis Praefatio in j Tradactionem Demosthenis
pro | Ctesiplionte ad illustrem principem D. F. V. C.
Credo ego, praestantissime princeps ac aetatis nostrae gloria,
plerosque mirari, quid sit quod oi'ationem Demosthenis pro Ctesiplionte,
traductam iam pridem a Leonardo Arretino, ego quoque nunc tradu-
cam, non parum recedens ab illius instituto, quod fieri solet, quotiens
priorem interpretem non plane satisfeeisse operi existimamus eiusque
errata corrigere volumus, res quidem laudanda, sed quae in talem
virum cadere non potest. Ita enim fere constat, in aliis translationibus
a Leonardo omnes, in hac autem etiam ipsum a se fuisse superatum —
adeo omnem vim Demosthenis nitoremque expressit — et quemad-
modum si Ciceronis extaret illa conversio, hic non scripsisset, ita post
eum scribendum non esse, qui fecit, ne Tullianam magnopere desi-
deremus. In quo quanta cura elaboraverit, hinc intelligi datur, quod
inter orationes Demosthenis hanc esse longe optimam non ignorabat,
et se in traducendo M. Tullio succedere. Ut paene sustineret onus
atque expectationem in una oratione reddendi duos oratores, alterum
romanum, alterum graecum, ambos eloquentiae principes. Nec eum
animus facultasque defecit.
Quod cum ita sit, quid tarnen causae est, quod eam mihi Herum
convertendam putavi ? Nempe ut optime ab alio dicta conarer et ipse
bene dicere; quod saepe apud veteres scimus fuisse factitatum. Meque
Fol. 1 v. plane | hoc exercitationis genus fateor maluisse deligere, quam solam
alterius libri translationem. Quo enim difficilius aliquid est, eo prae-
clarius. Nam ut dicam quod sentio, licet ex translatione velut ex pe-
La Liren tii Vallae opuscula tria. III.
139
regrina quadam mercatura rerum optimarum magna nobis comparetur
utilitas, tarnen quid in ea est, quod ita admiremur, ut aliqui faciunt,
in qua nulla inventio, nulla dispositio, nulla copia, nulla vis dicendi,
nulla doctrina atque ars.nullum denique ingenii documentum appareat,
sed soiius, prope dixerim, linguae. Solida ac vera laus penes eum est,
quem transfers. Quare sicutii qui sibi rei militaris gloriam proponunt,
mercaturam exercere contemnunt, ita qui nituntur ad fastigia litte-
rarum, nesciunt diu in transferendo marcescere. Et ego antehac in
alio potius stilo ingenium meum consumpsi, et nunc ad aemulationem
trium maximorum oratorum me exereeo, Leonardi quidem, ut alio
itinere eandem ad metam perveniam, Ciceronis vero, ut quem cursum
tenuisse se dicit, eundem ego teneam, Demosthenis autem ut non peius
loquatur per me latine, si fas est, quam per se graece.
Neque vero facultas haec periclitandi ingenii datur nisi in
orationibus praecipueque Demosthenis, ad quas ludus iocusque est
omnis alia traductio. Ideoque non hoc cuiuscunque est, sed eius
demum, qui multum sit in oratorio genere versatus: si quidem Cicero
ipse Xenophontem ac Platonem adolescens, Aeschinem vero ac De-
mostbenem senex transtulit. Est enim relinquendus frequenter cha-
racter ipse graecus, excogitandus novus, pariendae figurae, numeris
omnino serviendum, et cum illi nos verborum | copia, proprietate, Fol. 2 r.
gratia vincant, hoc aliunde pensandum est, et prope cum ipso auc-
tore certandum. Nam cum medium tenere nequeas, ut nec melius
illo nec peius dicas, nimirum si fieri potest, melius dieendum est:
eo quidem libentius, quo plus honoris graeco auctori habes, si
superasse illum quam si ab eo superatus esse videare, quemadmodum
in amicitia dicitur: is de altero optime meretur, qui superat. Neque
enim ut aliquo in loco superemus auctorem desperandum est, cum sci-
amus, eum qui componit, in multa esse pariter intentum, ut inveniat,
disponat eeteraque, eum qui convertit, in unum modo, ut eloquatur.
In quo praecipue differimus a graecis. Ut enim alius est illorum
cultus veluti in barba et capillo prolixiore, alius noster, cum tarnen
membra sinteadem, ita in eisdem sententiis aliud graeca, aliud latina
sapit oratio. Sed et ipsa eloquendi genera varia sunt: ideoque suum
uterque institutum secuti sumus, ego ac Leonardus, et dissimilem
orationi induimus cultum, ille, ut sic loquar, torgatum, ego militarem.
140
V a h 1 e n
Fol. 2 v. | Pro Ctesiplionte Demosthenis oratio incipit feliciter.
Deos ac deas omnes quaeso, viri Athenieases, primum ut
quanta ego semper et in rem publicam et in vos omnes benivolentia
fui affectus, tanta ipsi in me dicturum hodie causam affecti sitis,
deinde ut quod ad religionem, quod ad gloriam, quod ad utilitatem
vestram maxime pertinet, id eisdem diis ducibus statuendum putetis,
et ante omnia, ne accusatori obsequamini iudices quemadmodum
audire debeant edocenti — hoc enim indignissimum foret — sed
leges potius iusiurandumque sequamini, in quo cum cetera aequissime
scripta sunt, tum vel hoc praecipue, ut utrumque litigatorem aequa-
biliter audiatis: per quod intelligitur, non modo de causa nondum
perorata nihil esse praeiudicii faciendum paremque ambobus beni-
gnitatem exhibendam, verum etiam quod quisque in dicendo in-
stitutum sequi maluerit quodque defensionis genus elegerit, eo sibi
uti permittendum. Etenim, viri Athenienses, multis ego in rebus de-
teriore condicione sum quam Aeschines in hodierno certamine, sed
maxime duabus, una, quod non idem utriusque discrimen agitur: neque
enim tanti refert, hunc accusationis victoria frustrari, quanti me vestra
omnium benivolentia privari. Ac mihi sane — sed nolo aliquid in
Fol. 3 r. ipso statim orationis ingressu tristius dicere: | iste certe supervacua
quadam ratione ad accusandum descendit. Altera, quod ita natura
comparatum est, ut unus quisque conviciatores quidem ac maledicos
cum voluptate, narratores vero laudum suarum cum molestia audiat:
ita quod auditoribus iocundum esse consuevit, id huic conceditur,
quo autem omnes ut sic dicam stomacbari soleut, hoc mihi relin-
quitur. Quodsi ego huiusmodi offensionem reformidans de rebus
meis gestis silentium egero, profecto nec habere, unde obiecta di-
luam, videbor, nec quare praemio afficiendus sim, posse ostendere:
sin vero ad ea aggrediar, quae egi et in republica gessi, nimirum
de memet ipso cogar saepius loqui: dabo tarnen operam, ut id quam
modestissime faciam. Quod quandoquidem fieri aliter non potest et
hoc a me ipsa res exigit, culpa penes hunc omnis esse censenda
est, huius pugnae auctorem. Arbitror autem, viri Athenienses, apud
vos omnes constare, commune utriusque periculum esse in hac
causa meum et Ctesiphontis, quodque nihilo minorem sollicitudinem
Laurentii Vallae opuscula tria. III.
141
mihi debeat afferre. Nam denudari quempiam quibuscunque rebus
aegrum est atque acerbum, denudari ab inimico acerbius, denudari
civium suorum benivolentia et gratia, qualis est vestra omnium in
me, acerbissimum, sicut e contrario hac ipsa frui, quod in me ex-
perior, iocundissimum est. Quare cum in talium tantarumque rerum
discrimen adducar, viri Athenienses, vos universos rogo et oro, ut
me legitime respondentem criminibus, ita ut leges iubent, audiatis.
Nam primus ille conditor Solon, vir patriae amantissimus atque in
primis popularis, leges non solum scripto suo sed etiam iureiurando j Fol. 3
vestro, qui iudicaturi estis, sanciendas esse existimavit, non cui
vestra fides veniret in dubium, ut mihi videtur, sed qui intelligeret,
quas actiones quasque calumnias accusator, qui priore loco dicit,
intendisset, eas refellere, integrum reo non esse, nisi quisque iu-
dicantium, religionis deorum immortalium memor, tum benigne eum,
qui posteriore loco de iure suo dicturus est, audiat, tum similem
paremque attentionem praestans singula quaeque cognoscat.
Redditurus igitur hodierno die, ut video, anteactae vitae rationem
et privatis in rebus et publicis, voloquemadmodum in initio feci, testari
iterum deos et in conspectu vestro precari, primum ut, quantum ipse
perpetuo tum erga rem publicam tum erga cunctos vos benivolentiae
gessi, tantundem vos erga me hodie geratis in hac causa: deinde,
quod cessurum est vel universorum gloriae vel singulorum pietati,
dii vobis mentem dent, ut id de accusatione hac sentiatis. Atqui,
viri Athenienses, si ea demum attigisset Aeschines, quae me apud
vos reum facerent, eodem ego praescripto respondens crimina mea
omnia et quidem protinus diluissem. Nunc vero cum non plura iste
de causa quam extra causam verba fecerit atque consumpserit,
passim de me calumniatus, necessarium mihi et iure optimo con-
cessum existimo, de his ipsis, quae praeter rem dicta sunt, prius
pauca perstringere, ut ne quis ilia pro veris accipiens defensioni
meae sit adversior. Qua de re quod ad privatam vitam meam attinet,
in quam iste petulantissimis verbis invectus est, videte quam ex-
pedita utar oratione, quam iusta. | Si qualem *) hominem conuici- Fol. 4
ator hic ait 3 ) esse me, talem vos quoque sentitis, viri Athenienses,
— neque enim alibi quam apud vos vixi — non deprecor, ut etiamsi
de re publica plus quam optime meritus sim, tarnen hiscere me non
i) quidem C. 2 ) aut C.
142
V a h len
permittatis, sed cunsurgentes Omnibus sententiis condemnetis: sin
autem multo meliorem virum quam hie est et ex melioribus ortum
parentibus et, ut nequid odiosius dicam, me ac meos non inter
postremos esse et sentitis et scitis, profecto ne in ceteris quidem
ei fidem habere debetis, ad eundeni modum, ut palain est, emen-
tienti, in me autem quam benivoleutiam antehac multis in litibus
ostendistis, eamnuncpraecipue ostendere. Veterator Aeschines, stolide
tarnen tibi promiseras me relicta actorum gestorumque meorum
relatione statim ad tua conviöia prorupturum. Non faciam istud,
non sic impotens sum, sed ea quae publice gessi, quae tu calumniator
in crimine ponis, persequar, de tuae vero linguae impudentissima
procacitate, si audientibus libuerit, postea videro.
Multa quidem et gravia sunt, viri Athenienses, genera delictorum,
de quorum nonnullis leges iubent magna sumi ac postrema supplicia;
at ea quae in liac causa obiecta sunt, aflfectum quendam inimici ex-
hibent propensi ad dicacitatem, convicium, contumeliam ceteraque
id genus: quamquam si vera etiam crimina obiieerentur, non tarnen
continuo civitati liceret parem poenam ac ne imparem quidem a me
expetere, cum fas non sit nec reo auferri facultatem pro causa sua
agendi ad populum orationemque habendi, nec accusatori concedi
Fol. 4 v. non accujsatorio iure deferre sed per odium livoremque id agere,
quod est me hercule, viri Athenienses, iniquum et ineivile praeter-
que aequum et honum. Nam si me tantopere intelligebat laesisse rem
publicam, ut modo tragoedias movens enarrabat, cur non rei publicae
laesae accusavit? si quid delatione dignum commisisse, cur non
detulit? si quid in scribendo deliquisse, cur non falsi crimen in-
tendit? Absurdum est enim in locum Demosthenis invadere Ctesi-
phontem; nam si [in] me impetum facere se posse arbitraretur,
mihi credite, hunc numquam invasisset. Etenim ex Omnibus, quae
vel retulit in vituperationem meam vel referre potest, si quid norat,
in quo vos ego laesissem, sunt actiones, iudicia, leges, quae graves
et atroces irrogant poenas: qua ratione uti si iste voluisset, con-
sentanea esset ipsius factis accusatio. Nunc omissa recta via atque
legitima, quippe qui taeuit, quando res ipsa poterat facere fidem,
tanto post temporis intervallo non accusator est, sed agit accu-
satorem, inculcans iurgia, maledicta, convicia. Et me quidem reum
facit, Ctesiphontem vero damnari vult, et cum in omni sua actione
odium mei prae se ferat, mecum tarnen omnino congredi recusat,
Laurentii Vallae opuscula tria. 111.
143
sed ab altero palam exigit poenam. Equidem ut sentio, viri Athenienses,
ex multis quae quis afterre potest pro Ctesiphonte hoc ante omnia
iure expostulet: quid tibi cum isto, Aeschines? cur non ipsi inter
nos inimicitiarum iura persequimur? Nam cum inimico pugnare
nolle, sed pro illo alium quaerere quem laedas, summa perversitas
est. Ex quo satis signi est, viri Athenienses, cetera quoque,
| quae obiecta sunt, nec iure nec vere fuisse obiecta. Sed excutiam Fol. 5 1
singula et potissimum quae de pace et legatione calumniatur, cri-
mina sua in me refundens, quae ipse una cum Philocrate com-
misit. Operae pretium tarnen est, viri Athenienses, quonam modo
res ea tempestate se haberent, in memoriam vobis redigere, ut
omnia ex ipsa temporum condicione consideretis.
Bello quod inter Pliocenses atque Thebanos ortum est, neque
id mea opera, quippe qui nondum ad rem publicam accessissem,
primum vos ea mente eratis, ut pro Phocensium quidem salute vota
faceretis, Thebanis autem quamlibet cladem imprecaremini, non ab
re nec praeter rationem illis infensi, quod videlicet victoria in Leuctris
parta intemperanter abuterentur. Deinde Peloponnesus omnis sedi-
tionibus intestinis laborabat, tum nec ii, qui infesto in Lacedaemonios
animo erant, ad opprimendos eos vires liabebant, nec qui prius
illorum studiis optimates in civitatibus suis fuerant, tune principatum
optinebant, sed et hi ipsi et reliqui Graeciae populi impliciti simul-
tatibus, odiis, factionibus erant. Quae quidem Philippus intelligens —
neque enim erant obscura — per suos quamque civitatem proditores
pecunia sollicitabat et causas passim discordiarum ferebat 3 ), ipsos
inter se committens. Atque ita quibus ex rebus illi male sibi con-
sulebant, ex iis ipse instruebatur contra omnes proficiebatque.
Ut vero Thebanis diuturno bello affectis, tune tumidis nunc abiectis,
constabat opem nostram necessario imploratum iri, hoc ipsum
metuens Philippus, ne scilicet hae civitates societatem ] inirent, nobis Fol. 5
quidem pacem, Thebanis vero subsidium spondet. Quae igitur illi
res affuit, ut vos prope dixerim scientes prudentesque deceperit?
Profecto ceterorum Graecorum sive malitiam 4 ) .... sive utrumque
dicere oportet, qui vos difficili longoque occupatos bello eoque pro
3 ) serebat?
4 ) In der Handschrift keine Lücke, doch fehlt augenscheinlich sive inscitiam
oder ignorantiam.
144
V a h 1 e n
communi Graeciae salute suscepto, ut res ipsa docuit, non pecunia,
non militibus, non denique alia quacunque ope adiuverunt. Itaque
iure ac merito vos illis succensentes Philippum de pace vobiscum
agentem facile audivistis. Facta est igitur pax propter haec, non me,
ut hic criminatur, auctore: quod si quis excutiat diligentius, com-
periet 5 ) avaritiam istorum in pace atque perfidiam causam huius
rerum status extitisse 7 ); si qua scelera putatis admissa esse prae-
sertim in pace ineunda, huic ego cidpae affinis certe non sum, sed
Aristodemus ille histrio 8 ), qui primus de Philipp! pace ad vos re-
tulit, iam quidem mercede conductus, huius sententiain secutus
eiusdem in quaestu socius Philocrates Hagnusius, tuus familiaris,
Aeschines, non meus, tuus inquam, etiamsi 9 ) rumparis, non meus:
bis assensi sunt quacunque causa adducti — nam id in prae-
sentiarum praetereo — Eubulus 10 ) ac Ctesiphon ”), ego vero ne-
quaquam omnino. Et cum haec ita sint ab ipsaque veritate sic
ostendantur, eo tarnen impudentiae processit Aeschines, ut dicere
audeat, pacis non modo conciliandae cum Philippe sed etiam disti—
nendae 12) cum communi Graeciae concilio me vobis auctorem fuisse.
Fol. 6 r. Atqui 0 — quonam te quis nomine appellet? | tu qui tantam * 3 ) in
me tuis tragoediis conflare vis invidiam, cum adesses eo tempore
in civitate animadverteresque me talia molientem et socios a nobis
alienantem, ubi admonuisti ne facerem? ubi reprehendisti, quae
nunc accusas? ubi dolorem tuum ostendisti? ubi minatus es? Etenim
si ego Philippo addictus 14 ) totius Graeciae societatem distinebam,
tibi Aeschines non silere reliquum fuit, sed rem omnem in publicum
proferre, vociferari, deos hominesque 15 ) testari: quod tu minime
fecisti, nec cuiquam tua vox audita est. Nam ne 16 ) legatio quidem
ulla tune inter Graecos missitabatur, utpote iam omnes defatigatos.
Et iste praeterquam quod de his rebus nihil incorrupte locutus
est, ipsam civitatem criminatur et in eo maxime criminatur ubi
mentitur. Si enim quo tempore ad Philippum de pace legationem
mittebatis, eodem tempore universam Graeciam sollicitassetis ad
5 ) comperie C. 6 ) causa C. 7 ) Hier ist ein Satz übersprungen, viel
leicht nur durch Schuld des Abschreibers. 8 ) Mit ille histrio beginnt
cod. Vind. histro Urb. 9 ) etiam Vind. 10 ) Eubolus Urb. Vind.
11) cephisophon Vind. ctesiphon Urb. Über diese Variante vgl. Voemel s
Apparat. 13 ) distindendae Vind. 1S ) tarn Vind. 14 ) adductus
Vind. «5) et hominesque Vind. 1C ) nam ne Vind. ne ne Urb.
Laurentii Vallae opusciila tria, III.
145
bellum, rem fecissetisnon civilem, non bonorum hominum sed
Eurybatae. Verum non sunt ista, non sunt. Quid enim sibi voluisset
tune vestra ceterorum Graecorum convocatio? pacemne? atliabebant:
an bellum? at de pace decreveratis. Quapropter palam est me neque
auctorem ab initio causamque paeis extitisse, neque ceterorum
criminum, quae obiecta sunt, quippiam admisisse.
Age vero, facta cum Philippo pace, viri Athenienses, quem 1S )
se postea in rem publicam uterque praestiterit, considerate. Sic
enim intelligetis, uter in Omnibus Philippi, uter vestri studiosus,
propugnator patriae | fuerit. Ego quidem sententiam dixi, in cuius Fol. 6 v
verba decretum factum est, tut legati prirno quoque tempore ad ea
loca navigarent, ubi Philippus esse nuntiaretur, iusiurandumque ab
illo acciperent. At isti tantum abest ut buius decreti auctores
fuerint, ut ne exsequi quidem illud iussi volüerint. Quanti autem boc
interfuit, viri Athenienses, ego docebo. Conducebat rationibus
quidem Philippi quam plurimum temporis intercedere a nostro ad
ipsius iusiurandum, nostris vero illud non procrastinari. Quid ita?
Quia non tune primum cum iurati sed simul ac in spem pacis in-
gressi luistis, omnem apparatum belli dissolvendum putastis: ille
boc interim tempore omnia impensius agere. sibi persuadens, prout
res erat, fore ut quaecunque interea ex nostris rebus praeriperet,
ca sibi i°) sine impedimento haberet: neminem enim propterea pacem
dirempturum. Quod cum prospicerem consideraremque, viri Athe- •
nienses, sententiam dixi, ut legati ad Philippum navigarent, ius
iurandum prirno quoque tempore ab illo accepturi, dum Serrion,
Mirtion, Ergisce 20 ) Thracum, sociorum nostrorum, loca et ea per-
opportuna, quibus iste detraxit, ipsorum sunt, ne iis ille occupatis
occasionem sibi ad ceteros Thracas 2 *) superandos oblatam esse
arbitraretur, nevc ex eis, cum magna vis pecuniarum ac militum
suppeditet, facile cetera änderet. Iluius decreti Aeschines non
meminit, sed quod Philippi legatos admittendos censui, boc mihi
vitio dat. In quo tarnen quid me facere oportuit? Au sententiam
dicere, ut excluderentur? At venerant ut colloquerentur vobiscum.
An ne certus iis locus ab= 2 ) | arcbitecto in spectaculis praeberetur ? Fol. ? r.
I7 ) facissetis Vind. 1S ) qualem Find. J!l ) sibi om. Vind. 20 ) Ser-
rion, Mirtion, Erigisce Urb. Serrion, Mition, Etgisee Vind. 21 ) thraces
Urb. thraces Vind. 2a ) sub Vind.
Sitzb, d. phil.-hist. CI. LXI1. Bd. III. Hft.
III
146
V a h I e n
At ni ita fecissem duobus obnlis speetavissent. Itane, viri Atlieni-
enses* 3 ), in liisce tarn parvis diligens esse debui, et 24 ) universanf
rempublicam, ut isti faciunt, vendere? Absit.
* *
*
Fol. 32 v. Nam ab ipso statirn initio rectam mihi viam administrandae
rei publicae iustamque delegeram, dignitati, amplitudini, gloriae
patriae inservire, haec augere, cum bis esse. Neque vero rebus
extraneorum secundis fornrn laetus alacerque perambulo. porrigens
dextram et 25 ) ea pro bono nuntio referens iis quos illuc putem
renuntiaturos, neque bona huius civitatis cnni audio, horresco,
suspiro, in terram vultum deiicio, quemadmodum isti impii, qui liuic
civitati detrahunt, quasi non cum hoc faciunt sibi quoque detrahentes,
qui ad externa respicientes 2 «) ea laudant, per quae aliquis alius
fortunatus est, Graecis infortunium passis, eaque 27 ) ut perpetua
sint curari aiuiit oportere. Quod absit Iuppiter ceterique dii, nec
vestrum hoc aliquis annuat, sed mentem bis aliquam animumque
saniorem 2S ), quod praecipuum est, date: sin autem insanabiles sunt,
eos quidem separatim 2 ») a ceteris terra marique agitatos absumite,
nobis ceteris quam primum imminenti periculo liberatis certam
salutem date.
D EON Alt Dl ARKETINI TRANSLATIO ORATIONIS
DEMO STHENIS PRO CTESIP HONTE.
Primum quidem, viri Atbenienses, deos atque deas omnes
precor, ut quantum henivolentiae ipse semper babui et erga haue
urbem et erga vos omnes, tantum mihi nunc a vobis praesletur in
praesenti certamine: deinde ut quod maxime in re vestra futurum
sit et pro vestra pietate atque gloria, id vobis dii in animo ponanl :
non autem, ut inimico meo pareatis, quemadmodum me audire
oporteat admonenti — nam acerbum id quidem esset — sed legibus
atque iuriiurando, in quo prae ceteris multis <) hoc quoque iustissirne
23 ) athanienses Urb. 2i ) et Vinci, ut Urb. 35 ) et Vind. ut Urb.
26 ) despicientes Vind. 27 ) ea Vind. 28 ) saniorem Vind. seniorem
Urb. 29 ) separatim Vind. superafim Urb. (e m. 2)
iustis?
Lauientii Vallae opuscula tria. III.
147
scriptum est, ut ambos pariter audire debeatis, id autem est non
solum niliil ex praesumptione contra quemquam iudicare nec parem
benivolentiam utrisque impartiri, verum ut quem ordinem et quod
genus defensionis quisque decertantium elegerit, eo vos suo arbitrio
uti permittatis. Multa sunt igitur in quibus ego deteriori loco sum
quam Aeschines in liac causa, sed praecipue duo eaque permagna:
primum, quod non de aequali re nobis certamen est — neque enim
est par nunc mihi, vestra benivolentia privari et huic in hac sua
accusatione non obtinere: sed mihi quidem — nolo autem quid-
quam triste dicere in principio orationis meae: hic vero ex super-
abundantia quadam ad accusandum accedit: secundum, quod ho-
minibus cunctis natura inest, ut crimina ac maledicta in alios libenter
audiant, eos vero qui se laudant permoleste ferant. Horum itaque
quod voluptatem quandam in se habere videtur, penes hunc est,
quod autem universos ut ita dicam conturbat, id mihi relinquitur.
Et si hoc cavens ea quae a me gesta sunt reticebo, nihil habere
videor, quod accusatori respondere queam, nec quas ob res me
honore dignor, ostendere: sin autem ea referam, saepe mihi de me
ipso dicam necesse est: conabor vero quam modeste id facere; quod
autem res ipsa ac necessitas coget, huic merito imputare debebilis,
qui eiusmodi causam introduxit. Reor equidem, iudices, vos plane
confiteri communem esse mihi hanc causam cum Ctesiphonte nec
minoris omnino curae mihi esse debere. Nam omnibus quidem
spoliari durum atque acerbum est, maxime autem si ab inimico hoc
tiat, praesertim vero benivolentia atque caritate vestra“), cuius
potiri permaximum est. Cum eiusmodi igitur causa sit, vos oro at
que obsecro, iudices, ut me accusatori respondentem quemadmodum
leges praecipiunt audiatis. Quas is, qui a principio illas condidit,
Solon, vir studiosus vestri maximeque popularis, non solum pro-
mulgatione atque scriptura firmandas esse censuit, verum etiam iure
iurando eorum, qui iudicaturi forent, non quia arbitraretur vobis
fidem deesse, sed quia crimina atque calumnias ab eo, qui priori
loco dicit, assertas nullo modo reus effugere posset, nisi quilibet
vestrum, iudices, religionem erga deos conservans, eum qui postremo
loco dicit, benivole audiat atque ita se aequum communemque utris-
2 ) nostra C.
10
148
V a h 1 e n
que praebens summam totius rei diligenter inspiciat. Cum autem
et totius privatae vitae et eorum, quae in republica gessi, ratio, ut
videtur, hodierno die a me reddenda sit, volo. quemadmodum a
principio feci, ita nunc rursus deos invocare et in praesentia vestra
precor, primum ut quantum benivolentiae semper habui erga haue
urbem et erga vos omnes, tantum nunc mihi a vobis in hac causa
praestetur, deinde ut quod vobis et ad gloriam coinmuniter Omnibus
et ad religionem singulis vestrum, hoc dii ut decernatis effieiant.
Si igitur ea dumtaxat, quae accusatorio iure persequebatur,
accusavisset Aeschines, ego etiam ad ea ipsa sigillatim respondissem,
verum cum ipse non pauciora verba in aliis rebus consumpseril
multaque contra me mentitus sit, iustum simul ac necessarium esse
arbitror, pauca de his praemittere 3 ), ne forte quis vestrum illius
verbis seductus ea quae ipse dicam parum benivole suscipiat. Ad
ea igitur, quae in privatam vitam meam contumeliose iactavit, videte
Fol. 67. quam plenissime 4 ) iusteque respondeam. Si vos me talem esse
cognoscitis, qualem ipse affirmat — neque enim alibi ego vixi, quam
apud vos — nulla sit mora, etiamsi rem publicam plus quam optime
gesserim, quominus me vestris sententiis condemnetis 5 ). Sin autem
multo meliorem quam istum ac ex melioribus ortum, et — ut nil
molestius dicam — mediocribus civibus me ac meos nihil deteriores
esse putatis atque cognoscitis, huic ne in aliis quidem fidem ad-
hibete: constat enim ipsum omnia eodem modo esse mentitum: mihi
vero quam omni tempore benevolentiam in multis certaminibus prae-
stitistis, eandem nunc praestetis. Tu flagitiose Aeschines stulte
nimium putasti, me his quae in re publica gesserim relictis ad tua
maledicta totum converti: non faciam certe id, non ita tumeo: sed
publica prius perscrutabor, quae tu falso calumniatus es, de male-
dictis autem tuis impudentissimis, si istis placebit, postea dicemus.
Crimina igitur multa sunt ac gravia et quorum pleraque leges e)
atque ultimis vindicant poenis: baec autem accusatio eiusmodi est,
ut adversarii contumeliam, procacitatem, petulantiam atque eiusmodi
simul omnia contineat.
* *
*
3 ) praetermittere C. 4 ) planissime? 5 ) condatis C. 6 ) Es fehlt
wohl magnis.
Laurentii Vallae opuscula tria. III.
1*49
Ab ipso enim initio rectam viam instarnque delegi honori, Fol. !)8
potentiae, dignitati patriae studere, iilas augere, cum his esse. Non
enim aliorum prosperitate laetus atque alacer forum perambulo, illis
me ostentans, quos puto illuc relaturos, nec patriae commoda per-
horresco et cum nuntiantur vultum deiicio suspirans ut isti impii,
qui patriam oppugnant quasi non se ipsos oppugnent, qui foras
aspicientes, in quibus per calamitatem Graecorum alter floruit, ea
läudant et. ut semper conserventur providendum esse monent. Non
ita, o dii omnes, nullus vestrum hoc annuat, sed istis potius, si tleri
potest, saniorem meutern animumque concedite, si vero insanabiles
sunt, ipsos quidem per se mari terraque disperdite, nobis autem re-
liquis liberationem impendentis metus et salutem indubiam praestate.
Verzeichnis.* der eiitgeg-Hiig'eiteii Druckschriften.
151
VRRZKIl'HNISS
DER EIN GEGANGENEN DRUCKSCHRIFTEN.
(JUNI 1809.)
Academia tle Buenas Letras de Barcelona: Meinorias. Tomo II.
Barcelona, 1868; kl. 4°.
Academie Imperiale des Sciences de St. Petersbourg: Memories,
(Collection in 8».) Tome XV, Nr. 1. St. Petersbourg, 1869.
(Russisch.)
Akademie der Wissenschaften, königl. Bayer., zu München: Ab
handlungen der philosoph.-philolog. Classe. XI. Band, 3. Ab
theilung. — Abhandlungen der mathem.-physik. Classe. X. Band,
2. Abtheilung. München, 1868; 4°. — Klnckhohn, Aug.,
Der Freiherr von lekstatt und das Unterrichtswesen in Bayern
unter dem Churfürsten Maximilian Joseph. München, 1869: 4°.
— Laullt, Joseph, Die geschichtlichen Ergebnisse der Ägyp
tologie. München, 1869; 4°.
— — königl. preuss., zu Berlin: Monatsbericht. März, 1869.
Berlin; 8°.
— — und Künste, siidslavische, zu Agram: Arbeiten. VII. Band.
Agram, 1869; 8". — Flora croatica auctoribus Ur. Josepho
Calasavtio Schlosser Eqiiite de Klekovsky el Ludomco
Noh. de Farkas - Vnkotinovic. (Sumpf ihm et misplciis
Academiae scientiarnm et artiinn S/acorani meridionalium.)
Zagrabiae, 1869; gr. 8°.
Arebives des missions scientifiques et litteraires. IP Serie. Tome V,
2" Livraison. Paris, 1869; 8°.
Bericht über den Handel, die Industrie und die Verkehrverhältnisse
in Nieder-Österreich während des Jahres 1868. Wien; 8°.
152 Verzeichnis» der eingegangenen Druckschriften.
Central-Commission, k. k. statistische: Mittheilungen. XV. Jahr
gang, 4. Heft. Wien, 1869: kl. 4°.
Freeden, W. v., Mittheilungen aus der norddeutschen Seewarte.
I. Über die wissenschaftlichen Ergebnisse der ersten deutschen
Nordfahrt von 1868. Hamburg. 1869 : 4°.
Gesellschaft, Geschichts- und Alterthumsforschende, tles Oster
landes: Mittheilungen. VII. Band, 2. Hell. Altenburg, 1869: 8".
— kurliindische, für Literatur und Kunst: Sifzungs-Berichte aus
dem Jahre 1868. Mitau: 4°.
— der Wissenschaften, k. böhmische, in Prag: Abhandlungen vom
Jahre 1868. VI. Folge. II. Band. Prag, 1869: 4°. — Sitzungs
berichte. Jahrgang 1868. Prag; 8».
— S. 11. L., für vaterländische Geschichte: Jahrbücher für die-
Landeskunde der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauen
burg. Band X. Heft 1 u. 2. Kiel, 1869; 8°.
Gindely, Anton, Geschichte des dreissigjährigen Krieges. I. Band.
Prag, 1869; 8«.
Gonggrijp, J. R. P. F., Eene Bijdrage tot bet derde deel, 4“ sink
der Bijdragen van het koninkl. Instituut vorn- de Taal- Land- en
Volkenkunde van Nederlandsch Iridie. 8°.
Hamei itz. IX. Jahrgang, Nr. 15— 21. Odessa. 1869: 4°.
Istituto, B., Veneto di Scicnze, Lettere ed Arti: Memorie. Tomo
X1V°. Parte 2“. Venezia, 1869; 4°. — Atti: Tomo XIV°, Serie
IIP, disp. 5 a e 6*, Venezia, 1868 — 69; 8°.
Nolet de Brauwere van Steeland, Gedichten. I. & II. Deel.
Amsterdam & Brussel, 1869: 8°. — Het Standbeeid van Am-
biorixi Brussel; gr. 8°. — 1844—1869 op den achttienden van
grasmaand met vrouw en hinderen herdacht. Brussel, 1869;
gr. 8". — De beide Nederlanden. Brussel, 1860; 8°. — Het
Pausdom. 1860. Brussel. 1860; 8°. — Nalezing over Hoog
leeraar, J. B. David. Antwerpen. 1867; 8°. — Anti-Kritiek den
Heere Petrus Comestor gewijd. Dendermonde, 1867; 8°. — Les
quat.re incarnations du Christ. Poeme par Andre Hasselt; 8°.
— Le Pan-Germanisme et la Revue Flamande „De Toekomst“.
Bruxelles, 1868; 8°.
Novakovic, Stojan, Serbische Bibliographie für die Literatur der
neueren Zeit 1741 —1867. (Herausgegeben von der serbischen
Gelehrten-Gesellschaft in Belgrad.) Belgrad, 1869; 8°.
Verzeicliniss der eingegangenen Druckschriften.
I 53
Mittheilungen aus J. Perthes’geographischer Anstalt. Jahrgang
1869, IV. u. V. Heft, nebst Ergänzungsheft Nr. 26. Gotha; 4°.
Museum-Verein, Siebenbiirgischer: Jahrbücher. V. Bd., 1. Hft.
Klausenburg, 1869; 4°.
Ranzi, Francesco, Pianta antica della cittä di Trento. Trento,
1869; 8».
Rechenschafts-Bericht, vierter, des ersten allg. Beamten-
Vereines der österr.-Ungar. Monarchie für das Jahr 1868. Wien,
1869; 4«.
Revue des cours scientifiques et litteraires de la France et de
l’etranger. VI' Annee, Nrs. 24—30. Paris & Bruxelles, 1869; 4°.
Sahrer, von Sahr auf Dahlen, Carl, Heinrich des H. R. R.
Graf von Bunan aus dem Hause Seusslitz etc., „ein gelehrter
Herr“. I. Band, 1. Abtldg. Dresden, 1869; 8°.
Societe philologique: Actes. Tomei, Nr. I. Paris, 1869; 8°.
Society, Bombay Brauch of the Royal Asiatic: Journal. Nr. XXV,
Vol. IX. 1867, 1868. Bombay, 1869; 8».
— The Asiatin of Bengal: Journal. Part II, Nr. 1. 1869. Caleutta;
8 ft . — Proceedings. Nr. XII. December 1868; Nr. I. January.
1869. Caleutta; 8°.
Tübingen, Universität: Akademische Gelegenheitsschriften aus
dem Jahre 1868; 4» und 8°.
Varnhagen, F. A. de, Das wahre Guanahani des Columbus. Wien,
1869; 8°.
Verein, Siebenbiirgischer, für romanische Literatur und Cultur
des romanischen Volkes: Transilvania. II. Jahrg. Nr. 10—11.
Kronstadt, 1869; 4°.
Zingerle, Ignaz V., Lusernisches Wörterbuch. (Herausgegeben
mit Unterstützung der kais. Akademie der Wissenschaften in
Wien.) Innsbruck, 1869; 8®
Sitzb. d. pliil.-Iiist. CI. LXII. Bd. III. Hft.
il
SITZUNGSBERICHTE
DER
KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN.
PHILOSOPHISCH-HISTORISCHE CLASSE.
LXII. BAND. IV. HEFT.
JAHRGANG 1869. — JULI.
12
Commissionsb'ericht.
157
SITZUNG VOM 7. JULI 1869.
Der Präsident gibt Nachricht von dem Ableben des Ehrenmit
gliedes der kais. Akademie, Herrn Joseph Toussaint Reinaud in
Paris, und des corresp. Mitgliedes, Sr. Hochwürden des Herrn Ignaz
Keiblinger in Melk.
Die Classe gibt ihren Gefühlen über den Hintritt zweier so her
vorragender Mitglieder durch Erheben von den Sitzen Ausdruck.
SITZUNG VOM 14. JULI 1869.
Der Präsident gibt Nachricht von dem Ableben des wirkl. Mit
gliedes der kais. Akademie, Herrn Hofrathes Dr. Alois Auer Ritter
v. W e 1 s b a c h.
Die Anwesenden geben ihr Beileid über den Verlust ihres Colle-
gen durch Aufstehen kund.
Herr Dr. Ludwig Poley in Wien legt eine Abhandlung „über
das Vedäntasära“ vor und ersucht um Aufnahme in die Sitzungs
berichte.
Der Secretär legt in seinem und im Namen des Herrn Prof.
Dr. Ernst Dümmler in Halle für die Denkschriften vor: „Die slo-
venisch-serbische Legende vom heiligen Cyrill mit lateinischer Über
setzung und einer Einleitung über die Zeit der Abfassung und den
historischen Werth des Denkmals.“
12»
158
Cominissionsbericht.
Der Präsident legt den im Drucke eben vollendeten dritten Band
der Tabulae codicum manuscriptorum in bibliotheca Vindobonensi
asservatorum vor, welcher die Cod. 3501—5000 behandelt, und
bittet die Classe um Bewilligung einer Subvention behufs der Heraus
gabe des vierten Bandes.
Das w. M. Herr Prof. Dr. Johann Vahlen legt vor das Ma-
nuscript zum zweiten Bande der Opera Cypriani von Herrn Prof.
Dr. W. Hartei und ersucht um die Ermächtigung, den Druck dieses
Bandes sofort zu beginnen.
P f i z m a i e r. Die Aufstände Wei-ngao’s und Kung-sün-schö’s.
159
Die Aufstände Wei-ngao’s und Kung-sün-schö’s.
Von dem w, M. Dr. A. Pfizmaier.
Die vereinzelten Aufstände Wei-ngao’s und Kung-sün-schöis
unterscheiden sich von ähnlichen gleichzeitigen Bewegungen dadurch,
dass sie, ursprünglich den Sturz der Herrschaft Wang-mang's be
zweckend, gleichwohl den Trägern der wiedererstandenen Macht von
Han: Keng-schi und Kuang-wu schliesslich nicht zu Gute kamen,
vielmehr die selbstständige Festsetzung der zwei zuerst genannten
Führer in deii ihnen unterworfenen Ländern zur Folge hatten.
Nach den Aufzeichnungen des von Fan-hoa verfassten Buches
der späteren Han werden in der vorliegenden Abhandlung die Mittel,
durch welche diese Aufstände bewerkstelligt wurden, die Eigen
schaften und endlichen Schicksale ihrer Führer, verbunden mit einer
Beihe damals erschienener Kundmachungen und Aufrufe, bekannt
gegeben. Was die letzteren Gegenstände betrifft, so zeigt sich in
diesen Aufsätzen eine grosse Verschiedenheit je nach den Personen,
von welchen sie verfasst wurden und an welche sie gerichtet sind.
So sind die Aufrufe, welche Wei-ngao, seines Standes ein Gelehrter,
an das Volk erlässt, im Ganzen einfach und leicht verständlich. Die
Schriftstücke hingegen, die er für andere Gelehrte bestimmt oder die
ihm von Gelehrten zugemittelt werden, sind sehr künstlich ausge
arbeitet und für das Verständniss ausnehmend schwierig.
Sowohl Wei-ngao als Kung-sün-scho standen der Ausbreitung
der Herrschaft des Hauses der späteren Han durch längere Zeit im
Wege. Der Erstere hielt die damalige Provinz Thien-schui besetzt
und stritt mit wechselndem Glück bis zu seinem unter Drangsalen
erfolgten Tode (33 n. Chr.) um den Bang eines Oberherrn des
Westens. Der Letztere behauptete sich in Scho viele Jahre als Kaiser
des Westens, bis er zuletzt (36 n. Chr.) nach hartem Kampfe den
Waffen von Han erlag.
160
P f i z m a i e r
Wei-ngao.
1=r Wei-ngao führte den Jünglingsnamen
meng und stammte aus Tsching-ki >) in Thien-schui. In seiner Jugend
trat er in die Dienste der Landstriche und Provinzen, ^|J
Lieu-hin, in Diensten Wang-mang’s ein Meister des Reiches, nahm
ihn mit sich und machte ihn zu seinem vorzüglichen Manne 2 ). Nach
dem Tode Lieu-hin's kehrte Wei-ngao in seine Heimath zurück.
Sein Oheim Tlisui besass die Eigenschaften eines grossen
Schirmgewaltigen und verstand es, die Menge zu gewinnen. Sobald
er erfuhr, dass Keng-schi eingesetzt worden und die Streitkräfte
Wang-mang's unausgesetzt Niederlagen erlitten, beschloss er mit
seinem älteren Bruder I, mit J§§ Yang-kuang, einem
Eingebornen von Hia-kuei, und ^=J Tscheu-tsung, einem Ein-
gebornen von Ki, zu den Waffen zu greifen und sieb für Han zu er
klären. Wei-ngao hiess ihn davon abstehen und sagte: Die Waffen
sind eine Sache des Unglücks s). Was hat das Stammhaus mit den
Seitengeschlechtern verschuldet? — Wei-thsui gab ihm kein Gehör.
Er sammelte sofort eine Menge von einigen tausend Menschen, über
fiel Ping-siang 4 ) und tödtete den in Diensten Wang-mang's stehen
den Ta-yün von Tschin-jung 5 ).
Wei-thsui, Yang-kuang und dessen Genossen waren der Mei
nung, dass man bei dem Unternehmen einen Gebieter einsetzen solle,
um den Sinn der Menge zu einigen. Alle sagten, dass Wei-ngao
1 ) Tsching-ki ist der Name eines Districtes. Die alte Feste desselben liegt im Nord
westen des späteren Districtes Lung-tsching in Thsin-tscheu.
2 ) Wang-mang errichtete das Amt eines Meisters des Reiches (kue-sse). Die Rang
stufe dieses Angestellten entsprach derjenigen des höchsten der drei Fürsten. Die
vorzüglichen Männer (sse) waren die von ihm abhängigen Obrigkeiten.
s ) ln dem Sse-ki sagt Fan-li: Die Waffen sind Werkzeuge des Unglücks. Der
Kämpfende widersetzt sich der Tugend.
4 ) Ping-siang ist der Name eines Districtes, der zu der Provinz Thien-schui gehörte.
Die alte Feste desselben lag im Nordwesten des späteren Districtes Fö-liang in
Thsin-tscheu.
ß ) Wang-mang veränderte den Namen der Provinz Thien-schui und nannte sie die
Provinz Tschin-jung (die die westlichen Fremdländer niederhaltende Provinz). Die
Statthalter der Provinzen nannte er Ta-yün (grosse Vorgesetzte).
Die Aufstände Wei-ngao’s und Kung-sün-schö's.
161
schon einen Namen besitze und die musterhaften so wie andere
Bücher liebe. Sie gaben ihm sogleich den Vorzug und erwählten ihn
zum obersten Heerführer. Wei-ngao weigerte sich anfänglich. Als er
aber nicht ausweichen konnte, sagte er endlich: Die Menge der
Väter ist weise. Man erwägt nicht die kleinen Söhne, die gewiss im
Stande sein werden, von meinen Worten Gebrauch zu machen. Ich
wage es daher, den Befehl zu befolgen. — Die Menge versprach
ihm jetzt Gehorsam.
Nach seiner Einsetzung schickte Wei-ngao einen Gesandten an
^ Fang-wang, einen Eingebornen von Ping-ling i), mit dem
Aufträge, sich bei diesem zu erkundigen und ihn zu bitten, die Stelle
eines Meisters des Kriegsheeres anzunehmen. Als Fang-wang eintraf,
setzte er vor Wei-ngao Folgendes auseinander: Du, unter dessen
Füssen ich stehe, wolltest in Empfang nehmen von dem Himmel, zum
Gehorsam bewegen das Volk, stützen Han, indeß du dich erhobest. Jetzt
befindet sich derjenige, der eingesetzt wurde, in Nan-yang. Wang-
mang behauptet sich noch immer in Tschang-ngan. Du willst zwar
den Namen von Han voranstellen, aber in Wirklichkeit hast du von
Niemanden dazu den Befehl empfangen. Wie wirst du dir bei der
Menge Glauben verschaffen? Du solltest schleunig den Ahnentempel
(Kaiser) Ivao’s errichten, dich einen Diener nennen und das Opfer
darbringen. Dies ist, was man nennt: auf dem Wege der Götter die
Lehre aufstellen und Hilfe von den Menschen und Göttern begehren 2 ).
Auch gibt es bei den Ehrenbezeugungen Nachtheiliges und Förder
liches. Der vollendete Schmuck hat keine Beständigkeit. Man trenne
die Erde los und eröffne die Wahrsagung =). Man umstelle die Erd
treppen mit Dornen und bekunde dadurch die Ehrfurcht. Hat man
auch die Gegenstände noch nicht bereitet, wird das Licht der Götter
wohl aufgehalten werden?
Wei-ngao befolgte diese Worte. Er errichtete eine „Stadt“ des
Ahnentempels und veranstaltete im Osten das Opfer für den hohen
Ahnherrn, das grosse Stammhaus und das Stammhaus des Zeit-
*) Der District Ping-ling- gehörte zu dem Fu-fung der Rechten.
2 ) Das YT-king sagt in dem Abrisse Kuan: Die höchstweisen Menschen stellen auf
dem Wege der Götter die Lehre auf, und die Welt hat sich unterworfen.
5 ) Man schaffe die Erde weg und eröffne die durch Wahrsagung bestimmte Grenze
für den Erdaltar.
162
P f i z m a i e l*
alters 0- Wei-ngao und dessen Genossen nannten sich Diener. Die
beschäftigten Vermerker 2 ) reichten eine Rundtafel 3 ) und brachten
die Meldung. Nach dem Gebete grub der Inhaber des Vorsteheramtes
eine Grube in dem Vorhofe 4 ). Indem er ein Pferd herbeizog und in
der Hand ein Messer hielt, reichte er eine Schüssel und legte einen
Löffel nieder. Er zerhieb sodann das Opferthier und sagte den
Schwur 5 ). Dieser lautete: Wir, die Theilnehmer an dem Schwure,
sind ein und dreissig Anführer, sechzehn Geschlechter. Wir empfan
gen vertrauensvoll das Gesetz des Himmels, wir erheben und stützen
das Stammhaus Lien. Wenn Jemand verrätherische Gedanken
hegt, so mögen die Götter des Lichtes ihn verderben. Der hohe Ahn
herr, Kaiser AVen, Kaiser AA r u mögen zum Herahfallen bringen sein
Lebensloos. Sein Stammhaus werde überzogen von Waffenmacht.
Über seine Verwandtschaften und sein Geschlecht komme die Ver
nichtung.
Der Inhaber des A r orsteheramtes reichte den Löffel mit dem
Blute und trat vor den „Bewahrer des Kriegsheeres“. Dieser erhob
die Hand, legte sie auf die Brust und sprach zu den Heerführern:
Bei wem der Löffel nicht mit Blut benetzt wird, hei wem, wenn er
das Blut auf den Mund streicht, dasselbe nicht in den Mund gelangt,
der betrügt das Licht der Götter. Seine Strafe sei wie in dem
Schwure. — Man vergrub hierauf das Blut und legte eine Schrift
bei, indem man durchaus nach den alten Gebräuchen verfuhr.
Nach Beendigung der Feierlichkeit sandte man schuhlange
Schrifttafeln aus, auf welchen man den Provinzen und Reichen Fol-
Der hohe Ahnherr (kao-tsu) ist Kaiser Kao, das grosse Stammhaus (tai-tsung)
Kaiser Wen, das Stammhaus des Zeitalters (schi-tsung) Kaiser Wu von Han.
2 ) Die Vermerker sind die hei dem Gebete beschäftigten Vermerker.
3 ) Durch die Rundtafel bezeigt man den Göttern seine Ehrfurcht.
*) Nach den Gebräuchen der Tscheu handhabt der Vorsteher des Schwures die Vor
schriften für den Inhalt des Schtvures. Der Inhalt sind die Worte des Schwures.
Man schreibt diese Worte auf eine Tafel, tödtet das Opferthier und nimmt dessen.
Blut. Man legt hierauf das Opferthier in die Grube, gibt oben die Schrift hinzu
und vergräbt es.
5 ) Das Buch der früheren Han sagt: Han entsandte Han-lschang und Andere. Die
selben bestiegen mit dem Schen-yii und den grossen Dienern gemeinschaftlich
den Berg im Osten des Flusses Nö. Daselbst schlachteten sie ein weisses Pferd.
Der Schen-yü bediente sich eines Messers der „Fusssteige“, eines goldenen Lieu-
li und rührte den „Wein“ um. — Ying-schao sagt hierzu: Lieu-li ist ein Speise-
löffel. Er rührte mit dem Löffel das Blut um und strich es auf den Mund.
Die Aufstände Wei-ngao’s und Kung-sün-schÖ’s.
163
gendes verkündete: „Erstes Jahr der Erneuerung von Han, siebenter
Monat, Tag Ki-yeu(46), Tag Ki-sse (6) des Neumondes. Wei-ngao,
der oberste Heerführer, Wei-thsui, der Heerführer des weissen
Tigers, Wei-I, der Heerführer der Linken, Yang-kuang, der Heer
führer der Rechten, Wang-tsün, der Heerführer der erleuchteten
Macht, Tscheu-thsung, der Heerführer der Wolkenfahne, nebst An
deren verkünden den Landpflegern der Landstriche, den Leitern der
Abtheilungen, den Richtigen der Genossen, den unausgesetzt An-
fiihrenden, den grossen Vorgesetzten, den Vorgesetzten, den Be-
ruhigern, den Grossen der Menschenreihen, den abhängigen Richtigen,
den abhängigen Gebietenden <): Wang-mang, der ehemalige Leliens-
Uirst von Sin-tu, verachtet den Himmel und die Erde. Er widersetzt
sich den Wegen, sträubt sich gegen die Ordnung. Er tödtete durch
das Gift des Giftvogels den Kaiser Hiao-ping und nahm wider
rechtlich Besitz von dessen Würde. Er berief sich verstellter Weise
auf den Befehl des Himmels und verfertigte falsche Schriften der Be
glaubigung 2). Er betrog und führte irre die gesammte Menge. Er
Wang-mang-, den Text der Obrigkeiten der Tscheu und der königlichen Ver
ordnungen zu Grunde legend, schuf die Ämter der Richtigen der Genossen (tsö-
tsching), der unausgesetzt Anführenden (lien-sui) und der grossen Vorgesetzten
(ta-yün). Das Amt eines grossen Vorgesetzten war gleich demjenigen eines
Statthalters. Die Ämter eines abhängigen Gebietenden (schö-ling) und abhäungigen
Ältesten (schö-tschang) waren gleich demjenigen eines ßeruhigers der Hauptstadt.
Er schuf die Ämter des Landptlegers der Landstriche (tscheu-mö) und diejenigen
von fünf und zwanzig Leitern der Abtheilungen (pu-kien). Wenn die Letzteren vor
ihm erschienen, wurden sie wie die drei Fürsten behandelt. Die Rangstufe der
Leiter entsprach derjenigen eines obersten Grossen, und jeder von ihnen befasste
sich mit fünf Provinzen. Unter denselben verrichtete das Geschlecht des Lehens
fürsten der ersten Classe (kung) den Dienst des Landpflegers. Das Geschlecht des
Lebensfürsten der zweiten Classe (heu) war der Richtige der Genossen. Das Ge
schlecht des Lehensfürsten der dritten Classe (pe) war der unausgesetzt An
führende. Das Geschlecht des Lehensfürsten der vierten Classe (tse) war der ab
hängige Gebietende. Das 1 Geschlecht des Lehensfürsten der fünften Classe (nan)
war der abhängige Älteste. Alle wechselten in ihrem Amte. Diejenigen, welche
keine Rangstufe besassen, waren Vorgesetzte (yün). Er errichtete ferner sechs
Menschenreihen (tui). In den Abtheilungen derselben stellte er Grosse an, deren
Amt demjenigen eines Statthalters entsprach. — In dieser Auseinandersetzung wird
der „abhängige Richtige“ (schö-tsehing) nicht erwähnt.
2 ) Wang-mang entsandte Wang-ki, den Heerführer der fünffachen Macht, nebst
Anderen mit dem Aufträge, in der Welt zwei und vierzig Hefte des beglaubigten
höchsten Befehles zu verbreiten. In denselben war der Gedanke ausgesprochen*,
dass das Haus Han durch ein anderes ersetzt werden solle.
164
P f i z m a i e r
brachte in Zorn den höchsten Kaiser. In seiner Widersetzlichkeit
entstellte er den Schmuck der Schrift und machte daraus glückliche
Vorbedeutungen*). Er verspottete die Ehrwürdigkeit der Götter 2 ).
Er besang in Liedern Unglück und Verderben s ). Das Bambusrohr
von Tsu und Yue reicht nicht hin, um darauf seine Übelthaten zu
schreiben 4 ). Dies ist, was die ganze Welt deutlich gehört und ge
sehen hat.“
„Indem man jetzt bei den Entwürfen die beiden äussersten
Enden erhebt, verkündet man es den Angestellten und dem Volke.
Der Himmel ist nämlich der Vater, die Erde ist die Mutter 5 ). Die
entsprechenden Zeichen von Glück und Unglück, ein jedes steigt je
nach den Unternehmungen hernieder. Mang weiss dieses genau, aber
er stösst im Dunkeln an das Verdeckte und berücksichtigt nicht die
grossen Vermeidungen. Er bringt Lüge und Verwirrung in die Künste
des Himmels, er zerrt herbei die Geschichtschreiber und die Über
lieferungen «).“
1 ) Ein Sturmwind zerstörte die von Wang-mang errichtete Halle des Edelsteinthaues.
Der Sturm entwurzelte ferner einen zehn „Umfassungen“ messenden Ulmbaum
im Osten des Teiches der Halle Tschao-ning. Wang-mang sagte: Wenn ich über
die Abbildung der Unsterblichen der purpurnen Seitenthiiren nachdenke, so ist
es der Wille des Himmels, dass ich einen Nachfolger einsetze und dessen Namen
richtig stelle. — Er ernannte daher seinen Sohn Lin zum Nachfolger und hielt jenes
Ereigniss für eine glückliche Vorbedeutung.
-) Neben dem Manne, der sich mit dem Dienste der Unsterblichen befasste, befand
sich ein „Fürst mit weissem Haupte“, der in ein grünes Kleid gehüllt war. Wang-
mang sagte: Der erhabene Ahnherr, der Oheim Tse-kiaö, will mir entgegenziehen.
*) Wang-mang verfasste die Tafel der für den Himmel bestimmten Meldung. In der
selben legte er in tausend Worten seine Verdienste dar. Wer den Text der
Tafel hersagen konnte, wurde zum Leibwächter ernannt, indem man den früheren
Inhaber dieser Stelle entfernte. Auf diese Weise waren zuletzt fünfzig Menschen
befördert worden.
*) In dem Buche der früheren Han sagt Tschü-kuang-schi : Das Bambusrohr der
südlichen Berge reicht nicht hin, um alle meine Worte aufzunehmen. — Weil es
in Tsu und Yue viel Bambusrohr gibt, nennt Wei-ngao in der angeführten Stelle
die Namen dieser Länder.
5 ) Das Buch der Schang sagt: Der Himmel und die Erde sind der Vater und die
Mutter der zehntausend Dinge.
<*) So oft Unglücksfälle sich ereigneten, führte Wang-mang die Geschichtschreiber
und Überlieferungen an, indem er in sie Stellen einschob. In dem Buche der
früheren Han sagt Thsui-fa, Lehensfürst von Schue-fu, zu Wang-mang : Wenn in
den Gebräuchen der Tscheu, ferner in dem Frühling und Herbst und in dem Werke
des Geschlechtes Tso grosses Unglück sich ereignet, so weint man, um es nieder-
Die Aufstände Wei-ngao's und Ivung-aiin-schö’s.
165
„Einst zerstörte der Kaiser des Anfangs aus dem Hause Thsin
die Weise der Ertheilung der Namen nach dem Tode und wollte
durch die Zahlen eins und zwei gelangen zu zehntausend Geschlechts
altern <). Aber Mang liess herabgelangen eine Zeitrechnung von drei
mal zehntausend und sechstausend Jahren. Er meinte, dass er selbst
vollenden werde diese Rechnung 2). Er richtete sich nach den Ge
leisen des zu Grunde gegangenen Thsin, er legte auseinander eine
unendliche Zahl. Dies ist das grosse Verbrechen der Widersetzlich
keit gegen den Himmel.“
„Er theilte und zerriss die Provinzen und Reiche, er zerschnitt
die Fäden der Erde 3 ). Die Felder wurden königliche Felder, sie
kaufen und verkaufen war nicht erlaubt 4 ). Er bemass und versperrte
die Rerge und Sümpfe, er entriss die ursprüngliche Beschäftigung
des Volkes 5 ). Er erbaute neun Ahnentempel, er brachte zur äusser-
sten Gipfelung die Werke des Erdreichs 5 ). Er öffnete die Grabhügel
zuhalten. Darum wird in den Verwandlungen der Tscheu hervorgehoben, dass man
zuerst laut weint, und dann lacht. Man soll laut wehklagen, den Himmel anrufen
und Rettung begehren. — Wang-mang zog jetzt an der Spitze seiner Diener in
die Umgebung des Südens. Indem er daselbst seinen beglaubigten Befehl aus
breitete, schlug er sich auf das Herz und klagte mit lauter Stimme.
*) Das Sse-ki sagt: Als der Kaiser des Anfangs aus dem Hause Thsin die gesammte
Welt in Besitz genommen hatte, sagte er in einem Erlasse: In dem hohen Alter
thum gab es Benennungen, aber keine Namen nach dem Tode. In dem mittleren
Alterthum gab es Benennungen, und nach dem Tode gab man je nach dem Wandel
die hinterlassenen Namen. Auf diese Weise ging der Sohn zu Rathe über den
Vater, der Diener ging zu Rathe über den Gebieter. Von nun an entferne ich
die Vorschriften für die Namen nach dem Tode. Ich, der Kaiser, bin der Kaiser
des Anfangs. Die nachfolgenden Geschlechtsalter zählen bis zu zehntausend
Geschlechtsaltern und setzen es fort ins Unendliche.
2 ) Wang-mang hiess den „grossen Geschichtschreiber“ eine Zeitrechnung von
dreimal zehntausend und sechstausend Jahren auseinanderlegeu. In derselben
wurde nach je sechs Jahren der Name des Zeitraumes verändert und dieses der
Welt knndgemacht.
5 ) Indem Wang-mang die Provinzen und Districte theilte und zerriss, durchschnitt
er die Grenzen.
Wang-mang gab den Feldern der Welt andere Namen und nannte sie königliche
Felder. Man durfte sic nicht kaufen und verkaufen.
5 ) Nach den Verordnungen Wang-mang’s durfte das Volk auf den berühmten Bergen
und in den grossen Sümpfen keine Ausbeute machen und nicht fischen.
6 ) Die Hallen der neun Ahnentempel waren mit doppelten Dächern versehen. Der
Ahnentempel des grossen Ahnherrn mass auf jeder Seite vierzig Klafter und hatte
166
P f i z m a i e r
in Ho-tung, er (iberfiel und bedrohte die Anhöhen und Erdhiigel. Dies
ist das grosse Verbrechen der Widersetzlichkeit gegen die Erde.“
„Er ehrte und beauftragte die Verderber und Mörder, er zog in
sein Vertrauen und verwendete die Verräther und Schmeichler. Er
Hess hinrichten und niedermetzeln Redlichkeit und Geradheit, er ver
deckte und unterdrückte die Worte des Mundes. Rothe Wagen eilen
in schnellem Laufe dahin i). Die mit der Mütze der Vorschrift 3 ) Re-
kleideten überführten und banden am frühen Morgen und in der
Nacht die Unschuldigen. Er verhängte ohne Grund die Ausrottung
des Geschlechts über die gesammte Menge. Er brachte in Gang die
Strafe des Versengens und Verbrennens, er beseitigte die Vor
schriften hinsichtlich der Übereinstimmung mit den Zeiten 3 ). Er be
goss mit dickem Wein und Fleischbrühe, zerriss durch die fünf Arten
der Gifte 4 ).“
„Die Erlässe der Lenkung werden täglich verändert. Die Namen
der Obrigkeiten werden monatlich gewechselt 5 ). Die Tauschwaaren
siebzehn Klafter Höhe. Er besass zur Hälfte kupferne Säulenknäufe und war mit
(iold und Kupfer verziert. In den eingegrabenen Zierathen war die Kunst der
Künstler auf das Ausserste getrieben. Die Ausgaben betrugen mehrere hundert
grosse Zehntausende (mehrere hundertmal hundert Millionen). Man zählte zehn
tausend Leute, welche bei dem Bau den Tod fanden.
1 ) Die Denkwürdigkeiten der fortgesetzten Han sagen: Die Wagen der kleinen
Abgesandten hatten rothe Naben, weisse Dächer, rothe Vorhänge und waren von
vierzig einherjagenden Reitern begleitet.
2 ) Die Denkwürdigkeiten der fortgesetzten Ilan sagen: Die Mütze der Vorschrift
(fä-kuan) heisst auch die Rückseite der Säule (tschü-heu). Dieselbe war fünf
Zoll hoch und wurde von den aufwartenden kaiserlichen Vermerken! getragen.
3 ) Wang-mang führte die Strafe des Verbrennens ein, indem er sieben und zwanzig
Menschen, unter ihnen Tschin-Iiang und Tschung-tai, durch Feuer tödten liess.
Er gab ferner Befehle, welche mit den Jahreszeiten nicht übereinstimmten, und
liess Menschen im Frühling und Sommer enthaupten. Dies waren Vorschriften,
welche mit den Jahreszeiten nicht übereinstimmten.
Weil Tung-tschung sich empört hatte, liess Wang-mang dessen Verwandte
aufgreifen und sie in einer mit dickein Wein, Fleischbrühe, giftigen Stoßen,
blossen Klingen und Dornen gefüllten (irube vergraben.
5 ) Zu den Zeiten Wang-mang’s veränderte man in den Landstrichen und Provinzen
die Namen der Obrigkeiten, ohne dabei eine beständige Regel zu beobachten.
Nach einem Jahre veränderte man sie nochmals in der ganzen Provinz. Nachdem
man die Namen fünfmal gewechselt hatte, kehrte man wieder zu den alten Namen
zurück. Die Angestellten waren nicht fähig, dies zu entwirren.
Die Aufstände Wei-ngao’s und Kung-sün-schö’s.
107
und Güter werden jährlich erneuert Die Angestellten und das Volk
geriethen in Verwirrung, sie wussten nicht, wornach sie sich richten
sollten. Die Kaufleute und Reisenden geriethen in Verlegenheit, sie
riefen laut und weinten auf den Wegen der Märkte.“
„Er schuf die sechs Gesammtleitungen 2 ). Er vermehrte und
vervielfältigte die Abgaben und Einsammlungen. Er schneidet und
schält die hundert Geschlechter. Er bezieht in grossem Massstabe
den Unterhalt. Die Päcke und Umschläge wandeln umher wie ein
Strom, die Güter gelangen zwischen die Seitenhölzer der öffentlichen
Wagen 3 ). Höhere und Niedere sind begierig nach Geschenken, sie
massregeln und beaufsichtigen sich gegenseitig nicht. Die Menschen
des Volkes wurden angeklagt, sie hielten unter den Armen Kupfer
asche und verfielen den Obrigkeiten der Weingefässe 4 ). Die Straf-
*) Das Volk fand damals die fünf Candarin wiegenden Kupfermünzen von Han bequem.
Da die Kupfermüuzen Wang-mang’s grösser oder kleiner waren, konnte man nicht
wissen, welche von beiden Gattungen gemeint sei. Man handelte und kaufte daher
insgeheim mit den fünf Candarin wiegenden Kupfermünzen. Wang-mang war
hierüber ungehalten. Er liess eine Schrift herabgelangen, welche den Gebrauch
der fünf Candarin wiegenden Kupfermünzen als eine Unterlassung erklärte. Wer
dieser Anordnung zuwiderhandelte, sollte nach den auswärtigen Gegenden ver
bannt werden.
2 ) Wang-mang erliess den Befehl der sechs Gesammtleitungen (lö-kuan, eigentlich :
sechs Röhre.) Dies bezog auf die folgenden sechs Gegenstände: den Verkauf
des Weines, den Verkauf des Salzes, eiserne Geräthe, das Giessen der Kupfer
münzen, die namhaften Berge, die grossen Sümpfe. Die Obrigkeiten der Districte
wurden angewiesen, sich mit den Abgaben von diesen Gegenständen zu befassen
und deren Erträgnisse einzusammeln.
8 ) Wang-mang befahl den sieben Fürsten, den sechs Reichsministern und den mit
verschiedenen Namen bezeichneten Heerführern, sich in die grossen Provinzen
zu theilen und diese niederzuhalten. Die genannten Würdenträger Hessen in den
auswärtigen Gegenden Schleichhandel treiben, und hielten mit den Waaren einen
Markt. Dabei plünderten sie, ohne wählerisch zu sein, die hundert Geschlechter
des Volkes.
Zu den Zeiten Wang-mang’s wurden die Länder im Osten des Grenzpasses von
grosser Hungersnoth und von Heuschreckenplage heimgesucht. Die Menschen
übertraten die Vorschriften hinsichtlich des Giessens der Kupfermünzen. Die
Genossenschaften von fünf Menschen wurden in Gemeinschaft angeklagt und zu
Sclaven der Obrigkeiten erklärt. Die Männer wurden in vergitterte Wagen gesetzt,
die Kinder und Weiber gingen zu Fusse und hatten den Hals mit eisernen Ketten
beladen. Sie wurden in der Zahl von achtzigmal zehntausend Köpfen zu den
„Obrigkeiten der Weingefässe“ geführt. An dem Orte der Bestimmung ange
kommen, erhielten sie andere Gatten, und sechs bis sieben Zehntel starben vor
linge sammeln sich in Massen von mehreren zehnmal zehntausend
Menschen, die Künstler und Handwerker sterben den Tod des Hun
gers, ganz Tschang-ngan ist voll Gestank.“
„Nachdem er die Menschen vonHia in Verwirrung gebracht, ward
sein wahnsinniges Herz noch widersetzlicher. Im Norden überfiel er
das mächtige Hu, im Süden reizte er das gewaltige Yue '). Im Westen
machte er Einfälle in das Fremdgebiet von Kiang, im Osten beun
ruhigte er Wei und Mi*). Er bewirkt, dass diejenigen, die jenseits
der vier Grenzen, zugleich eindringen und verderben die an den
Seitenmarken liegenden Provinzen, die Ufer des Meeres und des
Stromes, dass sie die Erde verwüsten ohne Gleichen.“
„Desswegen werden diejenigen, die in Überfällen und Kämpfen' .
verdarben, die durch Bedrückung und Strafen zu Grunde gingen, die
durch Hunger und Mangel einen unzeitigen Tod fanden, die von
Krankheiten und Seuchen ereilt wurden, nach zehntausendmal Zehn
tausenden gezählt. Die Verstorbenen zeigen die Leichname unver-
deckt, die Lebendigen begeben sich auf die Flucht und zerstreuen
sich rings umher. Die Jungen und Verwaisten, die Weiber und Mäd
chen trennen sich los, werden gebunden und zu Gefangenen gemacht.
Dies ist das grosse Verbrechen der Widersetzlichkeit gegen den
Menschen.“
„Desswegen hatte der höchste Kaiser Erbarmen und schickte
Strafe herab über Mang. Seine Gattin und seine Söhne stürzten und
Kummer und Mühseligkeit. Die „Obrigkeiten der Weingefasse“ sind Obrigkeiten,
welche dem Giessen der Kupfermünzen vorgesetzt waren.
1 ) Wang-mang hiess die Anführer der zwölf Abtheilungen zu gleicher Zeit und auf
zehn verschiedenen Wegen ausrücken und einen allgemeinen raschen Angriff
gegen die Hiung-nu’s ins Werk setzen. Ferner nahm er dem Könige von Keu-
ting den Titel und nannte ihn einen Lehensfürsten. Han, der König dieses Landes,
war darüber ungehalten und schloss sich nicht an. Wang-mang gab Tscheu-hin,
Statthalter von Tsang-ko, die Weisung, Han hinterlistiger Weise zu tödten.
Sching, der jüngere Bruder Han’s, griff hierauf zu den Waffen und überfiel
Tscheu-hin, den er tödtete.
2 ) Pang-tien, Fu-fan und andere Männer des westlichen Kiang verdross es, dass
Wang-mang ihnen das Land entrissen und daraus die Provinz Si-hai gebildet hatte.
Sie empörten sich sofort und überfielen Tschin-yung, Statthalter von Si-hai.
Wang-mang entsandte ferner die Streitkräfte von Kao-keu-li zum Angriffe auf Hu.
Diese Streitkräfte wollten nicht ausrücken, und in der Provinz drängte man
sie mit Gewalt. Die Krieger entliefen daher, traten aus den Versperrungen und
wurden Räuber.
Die Aufstände Wei-ngao’s und Kung-sün-schö’s
169
verdarben, sie brachten ihrerseits zur Hinrichtung sich seihst und
mähten sich ab i). Die grossen Diener empören sich, setzen sich fest,
und ihre Flucht ist bereits bewerkstelligt. Tung-tschung, der grosse
Vorsteher der Pferde, Lieu-hin, der Lehrer des Reiches, Wang-sche,
der Heerführer der Leibwache, haben sich verschworen und sind im
Inneren abtrünnig geworden. Der dem höchsten Befehle Vorgesetzte
Khung-jin, der die Worte empfangende Yen-yeu, der das Stammhaus
leitende Tschin-meu vereinigten die Heeresmenge und unterwarfen
sich auswärts 2 ).“
„Jetzt sind die Bewaffneten des Ostens der Berge über zwei-
hundertmal zehntausend. Sie haben Friede gestiftet in Tsi und Tsu,
zur Unterwerfung gebracht Scliö und Han, festgestellt Yuen und Lö.
Sie halten besetzt die Speicher von Ngao, sie bewachen Han-kö. Die
Macht und der höchste Befehl verbreiten sich durch die vier Gegen
den, der Wind ist im Umherziehen vor der mittleren Berghöhe s).
Sie heben das Vernichtete, setzen fort das Abgeschnittene. Sie ver
theilen als Lehen und bestimmen die zehntausend Reiche. Sie richten
sich nach den alten Anordnungen des hohen Stammvaters, sie üben
die von Hiao-wen hinterlassene Tugend. Wo Jemand den höchsten
Befehl nicht befolgt, dort stiftet das kriegsmuthige Heer Frieden.
Wir jagen in schnellem Laufe, schicken Gesandte zu den Fremd
ländern der vier Gegenden und geben diesen zurück die Lehensstufen
und die Benennungen 4 ). Nachdem wir dieses gethan, lassen wir das
Heer zurückkehren, bewerkstelligen den Einzug, bergen die Bogen
in den Gehäusen, legen zur Ruhe die Trommeln. Wir verkünden
den höchsten Befehl den hundert Geschlechtern, ein jedes lebe zu-
*) Wang-mang tödtete Yü, Lin und andere seiner Söhne. Seine Gattin, deren Söhne
Wang-mang öfters getödtet hatte, verlor vom Weinen das Augenlicht, erkrankte
und starb.
3 ) Khung-jin hatte sich nach seiner Niederlage an Keng-schi ergeben.
3 ) Die mittlere Berghöhe ist der Berg Sung-kao in Ying-tschuen. Hiermit wird
die Ankunft Keng-schi’s in Lö-yang gemeint.
*) Nebst dem Könige von Keu-ting, der zum Lehensfürsten herabgesetzt wurde,
nahm Wang-mang auch sämmtlichen Königen der westlichen Fremdgebrete den
Königstitel und erniedrigte sie zu Lehensfürsten. Den Schen-yü nannte er Fö-yü
indem er diesen Namen mit dem Worte fö (unterwerfen) bildete. Das Reich
Kao-keu-li nannte er Hia-keu-li, indem er in diesem Namen das Wort kao (hoch)
durch hin (niedrig) ersetzte. Keng-schi gab jetzt diesen Königen ihre früheren
Lehensstufen und Benennungen wieder.
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frieden an seinem Wohnort. Bei den gemeinen Menschen sei nicht
der Vorwurf, dass sie auf dem Rücken die Söhne tragen“ i).
Wei-ngao führte jetzt seine Streitmacht in der Stärke von zehn
mal zehntausend Kriegern vorwärts, richtete einen raschen Angriff
gegen jj|^ ßjjä Tschin-king, Landpfleger von Yung-tscheu, tödtete
ihn und war Willens, Ngan-ting zu überfallen. Ir] I Wang-hiang,
der Ta-yiin (Statthalter) dieser Provinz, war der Sohn Tan's, Lehens
fürsten von Ping-O, eines Neffen Wang-mang's. Wang-hiang war
der Einzige, der durch sein Ansehen und seinen Einfluss sein Gebiet
■verwalten konnte, und in den Districten seiner Provinz gab es keine
Empörer. Wei-ngao liess ihm die Schrift zukommen und verkündete
ihm den höchsten Befehl des Himmels. Wang-hiang war unschlüssig,
gab Erklärungen ab und schloss sich zuletzt nicht an. Wei-ngao
liess hierauf die Streitmacht vorrücken und nahm ihn gefangen.
Er liess ihn zuerst unter dem Volke herumführen und dann tödten.
Ganz Ngan-ting unterwarf sich, und auch in Tschang-ngan griff man
zu den Waffen und bestrafte Wang-mang mit dem Tode. Wei-ngao
theilte sodann seine Macht und entsandte die Heerführer mit dem
Aufträge, Lung-si, Wu-tu, Kin-tscliing, Wu-wei, Tschang-yf, Tsieu-
tsiuen und Tün-hoang zu durchstreifen. Er brachte die hier genannten
Provinzen zur Unterwerfung.
Keng-schi schickte im zweiten Jahre seiner Erhebung (24 n.
Chr.) einen Gesandten, durch den er Wei-ngao und Tschui-I sammt
deren Genossen vorladen liess. Wei-ngao wollte sich auf den Weg
machen, allein Fang-wang war der Meinung, dass man hinsichtlich
Keng-schi’s noch nichts wissen könne und liiess ihn ernstlich davon
abstehen. Wei-ngao gab kein Gehör, worauf Fang-wang schriftlich
Abschied nahm und sich entfernte. Die Schrift durch welche er dieses
that, lautete :
„Du, unter dessen Füssen ich stehe, willst aufstellen die Be
schäftigung der Männer der Geschlechter I und Liii z ), ausbreiten
*_) Wenn die hundert Geschlechter des Volkes ihre Kinder auf dem Rücken in
Wickelbändern trugen und sich flüchteten, so traf der Vorwurf die Gebieter
und Höheren. Nachdem sie ihren Geschäften ruhig nachgegangen, wird dieser
Vorwurf nicht gemacht.
2 ) I-yün, Reichsgehilfe des Königs Thang, und Liü-wang, Heerführer des Königs Wu
von Tacheu.
Die Aufstände Wei-ngao’s und Kung-sün-scho’s.
171
die in dem Zeitalter nicht gewöhnlichen Verdienste. Aber mit den
grossen Dingen hat man erst begonnen, die Glänzenden und Starken
haben sich noch nicht gesammelt. Weil hei mir Wang, dem Men
schen einer verschiedenen Grenze i), die Fehler und Flecken sich noch
nicht zeigten, wolltest du vorerst ehren KÖ-wei und dachtest dir
mich Wang als Yö-I-). Desshalb empfing ich ehrerbietig die grosse
Willensmeinung, gehorsamen Sinnes verzichtete ich nicht. Die Heer
führer vermöge der höchsten Tugend ehrten die weisen Männer, er
weiterten die Gedanken ihrer Berathungen. In ihren Unternehmun
gen hatten sie Verdienste, sie schickten hervor das Gewicht der
Mitte s). Das Fussgestell und die Beschäftigung sind bereits be
stimmt, die grossen Verdienste werden eben erworben“.
„Jetzt sind die hervorragenden und begabten Männer zugleich
vereinigt, die Flügel und Flügelwurzeln erstrecken sich zu den
Schultern 4 ). Ich Wang besitze nicht die Tugend der verschrumpften
Greise, aber dass mir hei weitem mehr vertraut ward als den übrigen
Gästen, ich bin in Wahrheit daroh beschämt. Trage ich auch die
Umschränkung der Abgeschlossenheit in dem Busen, will ich doch
läutern den Antheil des Fortgehens und Hinzutretens. Ich habe in
Wahrheit nie den Rücken gekehrt meiner Grundlage, war nicht
doppelherzig in meinen Gedanken. Warum hat da Fan-li zusammen-
gerafft die Schuld gegenüber Keu-tsien und bestiegen ein Seiten-
*) Fang-wang, ein Eingeborner von Ping-ling, stammte aus einer anderen Provinz als
Wei-ngao. Er nennt sich daher den Menschen einer verschiedenen Grenze.
2 ) Die neue Einleitung (sin-siü) sagt: Kß-wei sagte zu Tschao , König von Yen:
Wenn du, o König, in Wahrheit die vorzüglichen Männer herbeikommen lassen
willst, so bitte ich, mit mir, Wei den Anfang zu machen. Ich, Wei habe vorläufig
die Dinge erfahren, um wie viel mehr haben dies diejenigen, welche weiser sind,
als ich , Wei. — König Tschao liess jetzt für Kö-Avei einen Palast bauen und
nahm ihn zu seinem Lehrmeister. Yö-1 kam hierauf aus Wei, Tseu-yen kam aus
Tsi, Khie-sin kam aus Tschao. Die vorzüglichen Männer, welche sich auf den Weg
machten, eilten im Wetteifer nach Yen.
■3) Das Gewicht der Wage der Berathungen. Während man in dem mittleren Kriegs
heere den Plan entwirft, bilden die auserlesenen Krieger die Nachhut.
4 ) Das Buch Kuan-tse sagt: Fürst Hoan sprach zu Kuan-tschung: Ich, der unbedeu
tende Mensch, besitze Tschung-fu gleichwie die fliegenden Gänse ihre Flügel und
Schwingen besitzen.
•Sitzb. d. phil.-hist. CI. LXII. Bd. IV. Hft.
13
172
P f i z m a i e r
schiß’ auf den fünf Seen i)? Der Mutterbruder Fan entschuldigte seine
Verbrechen gegenüber dem Fürsten Wen und weilte ebenfalls un
schlüssig an den Ufern des Flusses a ). Wenn die Weisheit dieser zwei
Männer, die auf Inschriften gepriesen werden in den beiden Reichen,
noch immer tilgte die Fussspuren, zurückkam auf die Irrthümer, erbat
den höchsten Befehl, bettelte um den Leib, so ist dies für mich Wang,
der ich keine Tliaten verrichtet habe, nur angemessen
„Ich Wang habe gehört, dass in U-schi 3 ) der Berg Lung-tschi
liegt. Schmale Fusssteige bewerkstelligen die Verbindung im Süden
und bringen ihn in Zusammenhang mit Han. Zu ihrer Seite lebt um
die Zeit ein wunderbarer Mensch. Sobald ich ein wenig Müsse er
lange, werde ich weithin suchen nach der Wahrheit. Mögen die
Heerführer sich diess angelegen sein lassen!“
Als Wei-ngao mit seinen Genossen jetzt in Tschang-ngan ein
traf, ernannte ihn Keng-schi zu einem Heerführer der Rechten. Wei-
thsui und Wei-I erhielten ihren früheren Titel. Im Winter dessel
ben Jahres verschworen sich Wei-tlisui und Wei-I zum Abfall und
waren gesonnen, heimzukehren. Wei-ngao fürchtete, in Unglück zu
gerathen und zeigte die Sache sofort an. Wei-thsui und Wei-I wur
den hingerichtet. Keng-schi war von der Redlichkeit Wei-ngao’s ge
rührt und ernannte ihn zu einem die Stelle eines kaiserlichen Ver-
merkers bekleidenden Grossen.
Im Sommer des nächsten Jahres (25 n. Chr.) drangen die
rothen Augenbrauen durch den Grenzpass, und in den drei stützenden
Provinzen herrschten Unordnung und Verwirrung. Da verlautete, dass
Kuang-wu im Norden des Flusses zur Kaiserwürde gelangt sei.
1 ) Ein Seitenschiff ist ein einzelnes Schiff. Nachdem Fan-li in Gemeinschaft mit
Keu-tsien das Reich U vernichtet hatte, nahm er von Keu-tsien in einem Schreiben
Abschied und schiffte sich auf dem Meere ein.
a ) Als Tschung-ui, Fürstensohn von Tsin, auf der Rückkehr in sein Reich begriffen,
zu dem gelben Flusse gelangte, übergab ihm Tse-fan eine Rundtafel mit den Wor
ten : Ich trug auf dem Rücken die Halfter, folgte dem Gebieter und wandelte um
her in der Welt. Meiner Yerbrecheu sind viele. Mir schon ist dieses bekannt, um
wieviel mehr dem Gebieter? Ich bitte, aus diesem Grunde wegziehen zu dürfen. —
Der Fürstensohn sprach: Wenn ich mit dem Manne des Geschlechtes des Mutter
bruders nicht gleichen Sinnes bin, so sei es wie bei dem weissen Wasser.
3 ) Der District U-schi (das Geschlecht des Raben), in welchem der Berg Lung-tschi
(der Drachenteich) lag, gehörte zu der Provinz Ngan-ting. Die alte Feste dessel
ben befand sich in dem späteren Districte Ngan-ting in King-tscheu.
Die Aufstände Wei-ngao’s und Kung-sün-schö’s.
173
Wei-ngao sprach mit Keng-schi und rieth ihm, die Lenkung an
j^Liang, den Vaterbruder Kuang-wu’s und einen der dreierlei Greise
des Reiches, abzutreten. Keng-schi gab kein Gehör, worauf die Heer
führer gesonnen waren, Keng-schi zu bedrohen und sich im Osten
dem Kaiser zuzuwenden. Auch Wei-ngao nahm an der Verschwörung
Th eil. Die Sache wurde entdeckt und Keng-schi liess Wei-ngao
durch einen Abgesandten vorladen. Wei-ngao schützte eine Krank
heit vor und erschien nicht. Er versammelte seine Gäste ~p
Wang-tsün, Tseheu-tsung nebst Anderen, führte eine Streitmacht
herbei und verwahrte sich.
Keng-schi gab dem „den Kin-ngu erfassenden Q“^J^Teng-
hoa den Auftrag, an der Spitze einer Streitmacht Wei-ngao einzu-
schliessen. Dieser versperrte die Thore und vertheidigte sich. Als es
Abend wurde, liess man von der Einschliessung ab. Wei-ngao durch
hieb mit einigen zehn Reitern in der Nacht die Riegel des Thores
Ping-tsching 2 ), zog fort und kehrte nach Thien-schui zurück. Da
selbst sammelte er wieder seine Heeresmenge, setzte- sich auf dem
alten Gebiete fest und nannte sich den obersten Heerführer des
westlichen Landstrichs. Nach der Niederlage Keng-schi's flohen die
Greise, die Kriegsmänner und grossen Würdenträger der drei stützen
den Provinzen zu Wei-ngao.
Wei-ngao war von Gemiithsart bescheiden, ehrerbietig, für
die vorzüglichen Männer eingenommen und gegen sie unterwürfig.
Er zog diejenigen zu sich heran, mit denen er in minder glücklichen
Tagen verbunden gewesen war. Er ernannte Kö-kung aus
Tschang-ngan, den früheren in Diensten Wang-mang's stehenden
Ta-yün von Ping-ho s), zu einem dem freien Felde 4 ) Vorgesetzten
Grossen.
^gfFan-siün von Ping-ling wurde Lehrmeister und Freund.
fH JjTschao-ping,
Ej^Su-heng un
Tsching-hing
*) Dieser Angestellte erfasste bei der Ausfahrt des Himmelssohnes das Bild des Vogels
Kin-ngu. wodurch er ungewöhnlichen Ereignissen entgegentrat.
s ) Nach den Grundrissen der drei stutzenden Provinzen ist dieses das westliche Thor
an der Südseite der Feste von Tschang-ngan.
3 ) Wang-mang hatte den Namen der Provinz Tsing-ho in Ping-ho verändert.
4 ) Was von der Feste des Himmelssohnes zwei bis dreihundert Weglängeu entfernt ist
heisst das freie Feld.
13
174
Pfizmaier
Scliin- tu -kang und
wurden Opferer des Weines ^.p
Tu-lin wurden Bücherhalter 2 ). Yang-kuang, Wang-tsün
und Tscheu-tsung, ferner ^yHang-siün , ein Eingeborner von
Ping-siang
-siun
Wang-tsie, ein Eingeborner von O-yang») und
yp ^jP Wang-yuen, ein Eingeborner von Tsching-ling 4 ), wurden
grosse Heerführer. Die abhängigen Angestellten von Tu-ling und
Kin-tsching wurden seine Gäste. Hierdurch gelangte sein Name in
dem westlichen Landstriche zu Ansehen und wurde im Osten der
Berge berühmt.
Im zweiten Jahre des Zeitraumes Kien-wu (26 n. Chr.) richtete .
Teng-yü, der
grosse Vorsteher
der Schaaren. im Westen
einen raschen Angriff gegen die rothen Augenbrauen und lagerte in
Yün - yang. ^^Fung-yin, ein untergeordneter Heerführer Teng-
yü's, führte seine Streitmacht weg und verweigerte Teng-yü den Ge
horsam. Er wendete sich im Westen nach Thien-schui. Wei-ngao
zog ihm entgegen, griff ihn an und schlug ihn in Kao-ping 5 ). Er er
beutete dabei alle Lastwagen. Teng-yü, von einer Vollmacht Gebrauch
machend, schickte hierauf einen Gesandten mit einer Beglaubigungs
marke und ernannte Wei-ngao Kraft eines höchsten Befehles zum
grossen Heerführer des westlichen Landstrichs mit der Befugniss,
ausschliesslich die Angelegenheiten des Landstrichs Liange) und der
Provinz Sö-fang zu ordnen.
Als die rothen Augenbrauen Tschang-ngan verliessen und im
Westen nach Lung emporsteigen wollten, schickte Wei-ngao den Heer
führer Yang-kuang, der ihnen entgegenzog, sie angriff und schlug.
1 ) Nach (len Gebräuchen muss man , wenn man Wein trinkt, opfern und dabei den
Vorrang ersichtlich machen. Desswegen werden die Opferer des Weines genannt.
Zur Zeit des Opferns dürfen nur die Aeltesten die Erde mit Wein besprengen.
2 ) Die Bücherhalter waren aufwartende kaiserliche Vermerk er, welche in der Hand die
Bücher hielten. Ihr Gehalt betrug sechshundert Scheffel.
3 ) O-yang, ein District der Provinz Thien-schui.
4 ) Die Geschichte der östlichen Warte sagt: Wang-yuen, ein Eingeborner von Tu-
ling.
5 ) Der spätere gleichnamige District Kao-ping in Yuen-tscheu.
0 ) Kaiser Wu von Han verwandelte den Namen des Landstrichs Yung in Landstrich
Liang.
Die Aufstände Wei-ngao’s und Kung-sün-schö’s. 175
Dieser Heerführer verfolgte und schlug sie nochmals zwischen U-schi
und King-yang i).
Nachdem Wei-ngao sich Verdienste um Han erworben und zu
dem durch Teng-yii eine Rangstufe erhalten hatte, ward er stolz
und brüstete sich. Seine Räthe forderten ihn häufig auf, mit der Mut
terstadt zu verkehren und Gesandte zu schicken. Im dritten Jahre
des Zeitraumes Kien-wu (27 n. Chr.) übermittelte Wei-ngao dem
Kaiser ein Schreiben und erschien an der Thorwarte. Kuang-wu,
der ihn dem Rufe nach kannte, behandelte ihn auf ausgezeichnete
Weise und nannte ihn im Sprechen bei dessen Jünglingsnamen. In
dem er wie bei einem feindlichen Reiche verfuhr, zeigte er sich
gegen ihn auf das Aeusserste gefällig und zuvorkommend.
Um diese Zeit verfügteLiü-wei, ein Eingeborner von
Tschin-thsang, über eine Menge von mehreren zehntausend Krie
gern. Derselbe setzte sich mit Kung-sün-schö in Verbindung und
plünderte die drei stützenden Provinzen. Wei-ngao schickte wieder
eine Streitmacht dem „den Westen erobernden grossen Heer
führer“ Fung-I zu Hilfe und griff Liü-wei an. Nachdem er ihn in die
Flucht geschlagen, schickte er einen Abgesandten und liess den
Sachverhalt dem Kaiser melden. Der Kaiser vergalt ihm durch ein
Handschreiben, welches folgendermassen lautete: „Ich bewundere
und liebe die Gerechtigkeit der Tugend, ich sehne mich nach gegen
seitiger Anknüpfung und Aufnahme. Einst waren hei König Wen drei
Theile, und er war noch immer gehorsam und diente Yin 2 ). Nur
können Klepper und bleierne Schwerter nicht mit Macht erfasst wer
den 3 ). Ich habe mehrmals erhalten den Preis für das einmalige Zu-
*) King-yang war ein District der Provinz Ngan-ting. Der Hauptort desselben ist
die gleichnamige alte Feste King-yang im Süden des späteren Distrietes Ping-yuen
in Yuen-tscheu. Der District U-schi, ebenfalls in Ngan-ting gelegen, ist früher
erwähnt worden.
2 ) Khung-tse sagt: Die Tugend von Tscheu kann man die höchste Tugend nennen.
Man theilte die Welt in drei Theile, und davon hesass es zwei Theile. Es war
dabei gehorsam und diente Yin.
3 ) Nach den Gebräuchen der Tscheu ist der Mensch der Umzäunung (kiao-jin) den
sechs Arten der Pferde vorgesetzt. Unter diesen sind die Klepper die schlechtesten.
Ku-I sagt in einem Gedichte ironisch : Das Schwert Mö-ye (das von Mö-ye, einem
176
P f i z in a i e r
rückblicken Pe-lö’s 1 ). Aber der Flug der grünen Fliegen geht nicht
weiter als einige Schritte. Wenn sie sich sofort anvertrauen den
Schweifen der Renner, können sie es dadurch zuvorthun der Heerde -).
Ich bin abgeschlossen durch Räuber und Mörder, Ruf und Nachfrage
kommt nicht in Rechnung. Du, o Heerführer, hieltest fest Redlichkeit
und Wahrhaftigkeit, stütztest das Fallende, kamst zu Hilfe hei
Gefahr. Im Süden stelltest du dich entgegen den Streitkräften des
Mannes des Geschlechtes Kung-sün, im Norden bekämpftest du den
Aufruhr von Kiang und Hu, desswegen konnte Fung-I, indess er im
Westen Eroberungszüge machte, mit einigen Tausenden und Hun
derten von Menschen unschlüssig weilen in den drei stützenden Pro
vinzen. Wenn deine Hilfe, o Heerführer, nicht gewesen, wäre Hien-
yang 3 ) bereits die Beute anderer Menschen geworden. “
„Jetzt haben sich die Räuber und Mörder des Ostens des Grenz
passes hier und dort gesammelt. Gedanken und Bestrebungen sind
ausgedehnt und fern, es ist vieles, wofür ich nicht Müsse habe. Ich
war noch nicht fähig, Heerschau zu halten, die Hauptstadt auszu
bauen und mit Tse-yang 4 ) mich zu messen. Wenn ich Tse-yang
nach Han-tschung und in die drei stützenden Provinzen kommen
heisse, so ist es mein Wunsch, dass deine Krieger, Pferde, Trom-
Grossen von U, verfertigte Schwert) ist stumpf, die bleiernen Schwerter sind
scharf.
*) Die Tafeln der kämpfenden Reiche sagen: Su-tai hielt im Aufträge von Yen eine
Rede in Tsi. Er hatte den König von Tsi noch nicht gesehen und richtete früher
an Tschün-yü-kuen die Worte: Es war ein Mensch, der edle Pferde verkaufen
wollte. Derselbe stand drei Tage auf dem Markte. Unter den Menschen des
Marktes war keiner, der ihn kannte. Er ging zu (dem grossen Pferdearzte)
Pe-Iö und sprach zu ihm: Ich besitze edle Pferde und will sie verkaufen. Ich
stand drei Morgen auf dem Markte. Unter den Menschen des Marktes hat keiner
mit mir gesprochen. Es ist mein Wunsch, dass du im Zurückkehren auf mich
blickest, beim Weggehen dich nach mir umsehest. Ich bitte, den Preis eines
Morgens zum Geschenk machen zu dürfen. — Pe-lö that wie jener sagte. Eines
Morgens war der Preis ein zehnfacher.
2 ) Tschang-schang sagt in einem Schreiben: Der Flug der grünen Fliegen geht
nicht weiter als zehn Schritte. Wenn sie sich anvertrauen den Schweifen der
gefleckten Renner, ersteigen sie einen Weg von zehntausend Weglängen. Gleich
wohl verursachen sie keinen Schaden den gefleckten Rennern. Man kann es
dahin bringen, dass die grünen Fliegen es der Heerde zuvorthun.
3) Hien-yang war zu den Zeiten der Thsin der Name der Mutterstadt Tschang-ngan.
4 ) Tse-yang ist der Jünglingsname Kung-sün-schö’s.
Die Aufstände Wei-ngao’s und Kung-sün-schö’s.
177
mein und Fahnen, o Heerführer, mit den meinigen sich zusammen
finden. Gesetzt, du möchtest thun wie ich sage, so erlangt man den
Segen des Himmels. Es ist dann für die verständigen Männer der
Herbst des Berechnens der Verdienste, des Abschneidens der Erde i).“
„Kuan-tschung sagte: Die mir das Leben gaben, sind Vater und
Mutter. Der mich vollendete, ist Pao-tse. — Von nun an werde ich
durch Handschreiben mit dir verkehren. Ich bedarf nicht des ver
mittelnden Wortes der zu Seite stehenden Menschen“.
Seit dieser Zeit erwies ihm der Kaiser immer grössere Gnade.
Später Hess Kung-sün-schö zu wiederholten Malen Streitkräfte nach
Han-tschung ausziehen und schickte einen Gesandten, der Wei-ngao
das an dem breiten Bande befestigte Siegel eines Vorstehers der
Räume und Königs von Fu-ngan übergab. Wei-ngao, zwischen dem und
Küng-sün-schö ein Verhältniss wie zwischen feindlichen Reichen
bestand, schämte sich, von ihm zum Diener gemacht zu werden. Er
Hess daher den Gesandten enthaupten, schickte die Streitmacht aus
und griff Kung-sün-schö an. Er schlug dessen Kriegsheer in mehre
ren einander folgenden Kämpfen, aus welchem Grunde die Streit
macht von Scho nicht wieder nach Norden auszog.
Um die Zeit richteten die Anführer des Landes innerhalb des
Grenzpasses mehrmals an den Kaiser Schreiben, in welchen sie die
Möglichkeit eines Angriffes auf Scho besprachen. Der Kaiser zeigte
diese Schreiben Wei-ngao und beauftragte ihn bei diesem Anlasse,
über Scho Strafe zu verhängen. Er wollte dadurch dessen Treue er
proben. Wei-ngao schickte den ältesten Vermerken an den Kaiser
mit einem Schreiben, worin er weitläufig auseinandersetzte, dass die
drei stützenden Provinzen vereinzelt und schwach seien, dass Lieu-
wen-pe 2 ) an den Grenzen stehe und dass es noch nicht angemessen
sei, gegen Schö Anschläge zu machen. Der Kaiser erkannte, dass
Wei-ngao es mit beiden Theilen halten wolle und die Einigung der
Welt nicht wünsche. Er liess es daher ihm gegenüber allmählig an
Ehrenbezeigungen fehlen und achtete genau auf das Verhältniss
zwischen Gebieter und Diener.
Wei-ngao war einst mit|^ ^J^Lai-hiund^f;- FLjMa-yuen auf
gutem Fasse gestanden. Der Kaiser hiess daher mehrmals diese bei-
1 ) Der Herbst ist die Zeit, in welcher man sich die Verdienste eines Jahres er
worben hat.
2 ) Lu-fang-, der sich für Lieu-wen-pe, einen Urenkel des Kaisers Wu, ausgab.
178
P f i z m a i e r
den Männer eine Gesandtschaft übernehmen und, indem sie hin und
zurückreisten, Wei-ngao durch Zureden bewegen, an dem Hole ein
zutreten, wobei er ihm eine ansehnliche Ehrenstufe bewilligte. Wei-
ngao wollte sich nicht im Osten anreihen. Er schickte einen Gesand
ten, durch den er in Ausdrücken der grössten Bescheidenheit vor
tragen liess, dass er Verdienste und Tugend nicht besitze, dass er
auf den Frieden und die Feststellung der vier Gegenden warte, um
abtreten und hinter das Thor seiner Gasse sich verbergen zu
können.
Im fünften Jahre des Zeitraumes Kien-wu (29 n. Ohr.) schickte
der Kaiser nochmals Lai-hl mit dem Aufträge, Wei-ngao zu bereden,
dass derselbe seinen Sohn an den Hof schicke und in dem Inneren
aufwarten lasse. Wei-ngao hatte erfahren, dass Lieu-yung und Peng-
tschung bereits geschlagen und vernichtet worden. Er schickte da
her seinen ältesten Sohn Siün, der in Gefolge Lai-lii's sich zu
der Thorwarte begab. Der Kaiser ernannte Siün zum Hiao-wei der
Reiter von Hu 1 ) und zum Lehensfürsten von Tsiuen-kiang =). Allein
Wei-ngao achtete auf Wang-yuen und Wang-tsie, welche immer
der Meinung waren, dass man hinsichtlich des Gelingens oder Fehl
schlagens in der Welt noch nichts wissen könne. Sie wünschten
nicht, dass er mit den inneren Angelegenheiten selbstständig sich
befasse. Wang-yuen erklärte sich hierauf gegen Wei-ngao mit fol
genden Worten:
„Einst hatte Keng-sehi seine Hauptstadt im Westen, die vier
Gegenden antworteten ihm gleich dem Wiederhalle. Die Welt, zu
ihm aufblickend, nannte ihn den grossen Frieden. Eines Morgens
ward er geschlagen und erfuhr den Einsturz. Du, o grosser König,
hast beinahe nichts, was du. hinstellen könntest. Jetzt aber ist im
Süden Tse-yang, im Norden ist Wen-pe. An den Strom, an den Seen,
an dem Meere und den Berghohen sind Könige und Fürsten zehn an
der Zahl s). Dass du jedoch herbeiziehen willst die Reden eines Ge-
D Die Würde eines Hiao-wei der Reiter von Hu war durch Kaiser Wu von Han
geschaffen worden. Der Gehalt eines solchen Angestellten betrug eintausend
Scheffel.
3 ) Tsiuen-kiang-heu, der in das Reich Kiang Einschnitte machende Lehensfiirst.
3 ) Um diese Zeit hatte sich Tschang-pu in Tsi festgesetzt. Tung-hien war an dem
östlichen Meere aufgestanden. Li-hien vertheidigte sich in Schii. Lieu-yü hatte
seinen Wohnsitz in Tschui-hoei. Kiao-kiang, Tscheu-kien, Thsin-fung und andere
hielten jeder für sich einen Landstrich oder eine Provinz besetzt.
Die Aufstände Wei-ngao’s und Kung-sün-schÖ’s.
179
lehrten *)> hintansetzen das Fussgestell der tausend Wagen, an der
Halfter führen die Schaaren der Gäste in einem in Gefahr schweben
den Reiche und dadurch suchst zehntausendfaches Heil, diess ist um
herziehen in den Geleisen der zum Sturze gebrachten Wagen, unter
den Berathungen etwas, das unmöglich ist.“
„Jetzt ist Thien-schui vorgesehen und reich. Seine Kriegsmän
ner und Pferde sind sehr gewaltig. Im Norden rafft es zusammen Si-
ho und die obere Provinz. Im Osten rafft es zusammen das Land der
drei Stiizen. Es hält sich an die alten Fussspuren von Thsin, sein
Aeusseres und Inneres sind Flüsse und Berge 2 ). Ich bitte, durch eine
Kugel Schlamm für dich, o grosser König, im Osten den Grenzpass
Han-kö mit einer Erdaufwerfung versehen zu dürfen s). Diess ist ein
Zeitpunkt für zehntausend Geschlechtsalter. Wenn wir es durch die
Berathung nicht so weit bringen, so halten wir einstweilen Kriegs
männer und Pferde, besetzen die Engwege und vertheidigen uns.
Wir verbringen die Tage, erfassen lange Zeit und warten auf Ver
änderungen in den vier Gegenden. Wenn die Entwürfe hinsichtlich
der Königsgewalt nicht ausgeführt werden, genügt die Erniedrigung
noch immer, um die Obergewalt zu üben 4 ). Untersucht man es, so
dürfen die Fische dem Abgrund der Wasser nicht enrissen werden 5 ).
Wenn die göttlichen Drachen ihre Stärke verlieren, so sind sie wie
der den Regenwürmern gleich“ 6 ).
Wei-ngao billigte im Herzen die Rathschläge Wang-yuen's.
Obgleich er seinen Sohn als Geisel un den Hof geschickt hatte, ver-
liess er sich auf seine unwegsamen Gegenden und wollte nach allen
Seiten unabhängig sein. Die Folge davon war, dass die Ältesten der
umherziehenden Kriegsmänner sich nach und nach von ihm ent
fernten 7 ).
Der Gelehrte ist Ma-yuen, der Wei-ngao zuredete, sich unter den Schutz Kuang-
wu’s zu stellen.
2 ) Thsin hatte nach aussen Berge, im Inneren Flüsse.
3 ) Durch Aufwerfen von.Erde wurden die Grenzen bezeichnet.
4 ) Dies sagt Siii-lö in dem Buche der früheren Han.
5 ) Lao-tse sagt: Die Fische dürfen der Quelle nicht entrissen werden.
6 ) Schin-tse sagt: Die hüpfenden Schlangen schwimmen auf dem Nebel, die
fliegenden Drachen steigen in die Wolken. Wenn die Wolken schwinden, der
Nebel sich verzieht, so sind sie alsbald den Regenwürmern gleich. Es ist, weil
sie verloren haben, was sie besteigen.
7 J Die Geschichte der östlichen Warte sagt: Tu-lin entfernte sich zuerst, die
Übrigen folgten allmälig nach. Sie begaben sich nach Osten in die Mutterstadt.
180
P f i z m a i e r
Im sechsten Jahre des Zeitraumes Kien-wu (30 n. Chr.) war
alles Land im Osten des Grenzpasses ruhig, und der Kaiser hatte
durch das Kriegsleben manches Ungemach gelitten. In Betracht, dass
der Sohn Wei-ngao's im Inneren aufwartete, Kung-sün-schö in
der Ferne die Grenzmarken besetzt hielt, sagte er zu seinen Heer
führern : Man muss einstweilen diese zwei Männer aus der Rechnung
hinaussetzen. — Er sandte daher mehrmals Schreiben nach Lang
und Scho, indem er auf Glück und Unglück hindeutete. Unter den
Gästen und beigestellten Vermerken! Wei-ngao’s befanden sich viele
Männer der Schrift und des Lernens. Was sie jedesmal dem Hofe
übermittelten, wurde von den vorzüglichen Männern und den
Grossen ihres Zeitalters mit lauter Stimme gelesen. Desswegen
achtete der Kaiser mehr auf dasjenige, was sie mit Worten zu erwie-
dern batten.
Wei-ngao schickte wiederjj^
an die kaiserliche Thorwarte. Derselbe gelangte zuerst zu dem Lager
Fung-I’s und wurde durch einen Feind getödtet. Der Kaiser entsandte
JjjjtYao-khi, den Beruhiger der Leibwache, mit dem Aufträge,
seltene Kostbarkeiten sammt Seidenstoffen mit sich zu führen und
sie Wei-ngao zum Geschenk zu machen. Als Yao-khi nach Tsching 0
kam, wurde er bestohlen und verlor diese kostbaren Güter. Der Kaiser,
der Wei-ngao einen Ältesten genannt hatte und ihn angelegentlich zu
sich berufen wollte, sprach hei der Kunde von diesen Vorfällen:
Meine Geschäfte mit Wei-ngao wollen nicht von Statten gehen. Der
Gesandte kommt und wird getödtet. Er erhält Geschenke, und sie
werden auf dem Wege verloren.
Als Kung-sün-schö eine Streitmacht zur Plünderung der süd
lichen Provinz2) ausschickte, erfolgte eine höchste Verkündung,
der gemäss Wei-ngao von Thien-schui aus einen Angriff auf Scho
ins Werk setzen sollte. Man wollte hierdurch dessen verborgene Ge
danken ergründen. Wei-ngao richtete wieder an den Hof eine Ein
gabe, worin er sagte, dass die hängenden Wege der steilen Anhöhen
von Pe-schui 3 ) zerrissen und zerstört seien. Zugleich liess er viele
*) Tsching- ist der spätere District Hoa-tscheu.
2 ) Die südliche Provinz ist das spätere King-tscheu.
3 ) In dem zu der Provinz Kuang-han g-ehörenden Districte Pe-schui (das weisse
Wasser) befinden sich Engpässe. Zur Seite der steilen Anhöhen in den Gebirgen
)j^Tscheu-yeu als Gesandten
Die Aufstände Wei-ngao’s und Kung-sün-scho’s.
181
Balken und Schutzwehren aufstellen. Der Kaiser erkannte, dass
Jener niemals sich würde verwenden lassen, und er wollte ihn dem
nach strafen. Er begab sieb sofort im Westen nach Tschang-ngan
und entsandte sieben Heerführer, unter ihnen den „die Macht be
gründenden grossen“ Heerführer Keng-yen, mit dem Aufträge, von
dem Wege nach Lung das Land Scho anzugreifen. Vorher hiess er
Lai-hi ein versiegeltes Schreiben, welches die Kundgebung des
kaiserlichen Willens enthielt, überreichen. Wei-ngao schöpfte Arg
wohn und fürchtete sich. Er führte die Streitmacht vorwärts und
hiess Wang-yuen die Bergtreppe von Lung besetzen. Er liess Bäume
fällen, versperrte die Wege und entwarf einen Plan zur Tödtung
Lai-ln’s. Dieser fand Mittel zu entkommen und kehrte heim. In dem
Kampfe mit Wei-ngao erlitten die Heerführer des Kaisers eine
grosse Niederlage, und Jeder derselben trat den Rückzug an. Wei-
ngao hiess hierauf Wang-yuen und Hang-siün einen Einfall in die
drei stützenden Provinzen machen. Der „den Westen erobernde
grosse Heerführer“ Fung-I, der „gegen die Gefangenen (d. i. die
Hiung-nu’s) Eroberungszüge machende“ Heerführer Tsi-tsün und
Andere grillen diese eingedrungene Macht mit Heftigkeit an und
schlugen sie.
Wei-ngao brachte jetzt bei Hofe plumpe Entschuldigungen vor,
indem er sagte: „Als die angestellten Menschen erfuhren, dass die
grosse Streitmacht plötzlich eingetroffen, waren sie erschrocken,
fürchteten sich und kamen zu Hilfe. Ich, der Diener Ngao, war nicht
fähig, es zu verbieten und Einhalt zu thun. Als die Streitmacht einen
grossen Vortheil davontrug, wagte ich es nicht, abzuschaffen die Um
schränkung des Dieners und Sohnes. Ich selbst betrieb die Verfol
gung und kehrte zurück. Einst diente Yü-schün dem Vater. Wurde
er mit einem grossen Stocke geschlagen, so entlief er. Wurde er mit
einem kleinen Stocke geschlagen, liess er es sich gefallen!). Bin
ich auch nicht scharfsinnig, könnte ich es wagen, diese Weise zu
vergessen? Jetzt werden meine Dienste geleistet unserem Hofe. Be
schenkt man mich mit dem Tode, so leide ich den Tod. Verhängt
man über mich Strafe, so erleide ich die Strafe. Erlange ich sofort
bohrte inan Löcher in die Felsen und bildete aus Balken und ßretern hängende
Wege.
l) In den Worten der Häuser sagt Khung-tse, dass dies die Worte Tseng-tse's seien.
.
Gnade und wird es mir möglich, mein Herz rein zu waschen, so wer
den, wenn ich sterbe, meine Knochen nicht verfaulen.“
Die Inhaber der Vorsteherämter verlangten, dass man in Be
tracht des in den Worten Wei-ngao's sich kundgebenden Über-
muthes dessen Sohn Siiin hinrichten lasse. Der Kaiser mochte dieses
nicht thun, sondern schickte Lai-ln nochmals als Gesandten. Dieser
kam nach Kien >) und beschenkte Wei-ngao mit dem folgenden
kaiserlichen Schreiben:
„Einst richtete der Heerführer von dem Geschlechte Tsai an
Han-sin ein Schreiben, 3 ), worin er sagte, dass derjenige, unter
dessen Stufen wir stehen, grossmiithig und menschlich ist. Mögen
die Lehensfürsten auch das Land verlassen und abfallen, wofern sie
später zurückkehren, verleiht er ihnen ohne Weiteres wieder ihre
Rangstufe und Benennungen. Weil die hei Ngao dienenden An
gestellten der Schrift die Ordnung der Gerechtigkeit verstehen, be
schenke ich ihn nochmals mit einem Schreiben. Bei gründlichen
Worten scheint keine Nachgiebigkeit zu sein. Bei abgekürzten Wor
ten werden die Sachen nicht entschieden. Wenn du jetzt die Hände
binden liessest dem jüngeren Bruder Siiin's und ihn wieder schicktest
zu der Vorhalle der Thorwarte, so würdest du Ehrenstufe und Ein
künfte ungeschmälert erhalten, du hättest ein überaus grosses Glück.
Über mich sind herabgekommen vierzig Jahre, und ich stehe in
WLaffen zehn Jahre. Mir sind zuwider schwimmende Worte, leere
Reden. Ich will nicht, dass keine Vergeltung sei.“
Wei-ngao erkannte, dass seine Falschheit dem Kaiser kein Ge-
heimniss sei. Er schickte sofort einen Gesandten an Kung-sün-scho,
dessen Diener er sich nannte. Im nächsten Jahre (31 n. Chr.) er
nannte ihn Kung-sün-scho zum Könige von Sö-ning 3 ) und entsandte
eine Kriegsmacht, die umherziehen und ihm zur Verstärkung dienen
sollte. Im Herbste desselben Jahres machte Wei-ngao mit dreissig-
*) Ein zu dem Fu-fung der Rechten gehörender District, der von dem Flusse Kien
seinen Namen erhielt. Die alte Feste dieses Districtes liegt im Süden des späteren
Districtes Kien-yuen (Quelle des Kien) in Lung-tscheu.
2 ) Der Heerführer von dem Geschlechte Tsai ist Tsai-wu. Han-sin ist Sin, König
von Han. Sin empörte sich und trat in das Land der Hiung-mfs über, von wo er
mit Han kämpfte. Desswegen richtete Tsai-wu an ihn ein Schreiben.
3 ) Sö-ning, die Ruhe der nördlichen Gegenden. Kung-siin-schö wollte durch diese
Ernennung an seinen nördlichen Grenzen die Ruhe herstellen.
Die Aufstände Wei-ngao’s und Kung-sün-schö’s.
183
tausend Fussgängern einen Einfall in Ngan-ting und drang bis Yin-
puan i). Fung-I stellte sieb ihm mit seinen untergeordneten Heer
führern entgegen. Wei-ngao gab überdies seinen anderen Heerführern
Befehl, von Lung herabzusteigen und Tsi-tsün in Kien zu überfallen.
In allen diesen Kämpfen richteten seine Streit Kräfte nichts aus, und er
trat demnach den Rückzug an. Der Kaiser gab aus diesem Anlasse
Lai-hl Befehl, Wang-tsün in einem Schreiben zu ihm zu berufen.
Dieser zog mit den Angehörigen seines Hauses nach Osten in die
Mutterstadt, wo ilm der Kaiser zu einem Grossen der grossen Mitte
und einem Lehensfürsten von Hiang-I 2 ) ernannte.
Der hier erwähnte Wang-tsün führte den Jünglingsnamen
Sf Tse-tschün und stammte aus Pa-ling. Sein Vater war Statt
halter der oberen Provinz. Wang-tsün war in seiner Jugend ein
starker Schirmgewaltiger und besass Gaben und Urtheilskraft. Ob
gleich er mit Wei-ngao zugleich zu den Waffen gegriffen hatte,
waren seine Gedanken immer auf die Rückkehr zu Hau gerichtet. In
Thien-schui hatte er einst im Vertrauen zu Lai-hl gesagt: Dass ich
die Kraft anstrenge, die Pfeile und Steine nicht vermeide, wie sollte
ich da nach Ehrenstufen und Einkünften trachten? Bloss weil die
Menschen sich sehnen nach dem alten Gebieter, weil mein Vorgänger
und Vater empfangen grosse Gnade von Han, möchte ich gerne zehn
tausend Theile Verdienst erwerben. — Nebstdem redete er mehr
mals Wei-ngao zu, einen Sohn zur Aufwartung an den Hof zu
schicken. Die Vorstellungen, die er ihm vor und nach dieser Zeit mit
Worten machte, waren sehr nachdrücklich, allein Wei-ngao richtete
sich nicht darnach. Wang-tsün entfernte sich daher von ihm.
Im Frühlinge des achten Jahres des Zeitraumes Kien-wu (32
n. Chr.) drang Lai-hi auf Gebirgswegen nach Liö-yang s) und ge
wann dessen Feste. Wei-ngao trat aus und fürchtete hei diesem un
erwarteten Ereignisse, dass wieder ein grosser Feldzug stattfinden
werde. Er beauftragte jetzt Wang-yuen mit der Vertheidigung der
Bergtreppe von Lung. Hang-siün bewachte die Zugänge von Fan-
1 ) Yin-puan, ein District der Provinz Ngan-ting, ist der spätere District King-tscheu.
2 ) Hiang-I, der Gerechtigkeit sich zuwendend. Das Buch der fortgesetzten Han
sagt: Tsün ergab sich und wurde zum Lehensfürsten von Schang-lö (das obere
Lö) ernannt.
3 ) Liö-yang war ein District der Provinz Thien-schui. Die alte Feste dieses Districtes
liegt im Nordwesten des späteren Districtes Lung-tsching in Thsin-tscheu.
184
Pfizmaier
siü 1 ). Wang-meng versperrte die Wege von Ki-teu 2 ).
p-|5 Nieu-han lagerte in Wa-ting s). Wei-ngao selbst zog seine
Heeresmenge vollständig an sich und belagerte Lai-hi in Liö-yang.
Auch Kung-sün-scho schickte seine Heerführer 2?j5:Li-yö lind
[Jj Tien-yen zur Unterstützung Wei-ngao’s. Man stürmte Liö-
yang unausgesetzt durch Monate, ohne jedoch diese Feste bezwingen
zu können.
Der Kaiser stellte sich jetzt an die Spitze der Heerführer und
zog auf mehreren Wegen, die auf Eroberungszügen nach Westen
benützt wurden, aufwärts nach Lung. Er hiess Wang-tsün eine Be-
giaubigungsmarke nehmen und sich mit der Leitung befassen, wäh
rend U-han, der grosse Vorsteher der Pferde, mit einer zusammen
gezogenen Kriegsmacht in Tscliang-ngan zuriickblieb. Wang-tsün
erkannte, dass Wei-ngao gewiss geschlagen und vernichtet werden
würde, und da er zugleich zu Nieu-han ein alter Bekannter war,
wusste er, dass dieser die Absicht habe, sich der gerechten Sache
zuzuwenden. Er machte ihm daher in einem Schreiben folgendes
bekannt:
„Ich Tsiin habe in Gemeinschaft mit dem Könige von dem Ge-
schlechte Wei den Mund bestrichen mit Blut und geschworen, zu
stehen auf der Seite von Han. Ich hin vorübergegangen an dem
Rachen des Tigers, habe betreten das Land des Todes bereits zehn
Mal. Um die Zeit war westlich von dem LÖ der Tsclieu 4 ) nichts, das
nicht zur Einheit gelangt wäre. Indem ich daher für den König den
Plan entwarf, wollte ich im Osten zusammenraffen das Land inner
halb des Grenzpasses, im Norden wegnehmen die obere Provinz, im
Vortreten Gelegenheit bieten zur Verwendung der Menschen des
O Die Zugänge von Fan-siü befanden sich in der Nähe von Hoei-tschung. Beide
Orte gehörten zu dem Districte Kien in Yeu-fu-fung.
2 ) Die Bergstrasse von Ki-teu (das Hühnerhaupt), ein Name, der auch mit Setzung
eines anderen Zeichens durch Ki-teu (das Haupt der Haarnadel) ausgedrückt
wird. Der Ort, sonst Berg Kung-tung genannt, liegt im Westen des späteren
Yuen-tscheu.
3) Der alte Pass von Wa-ting (das Blockhaus der Ziegel) lag in dem Districte
U-tschi in Ngan-ting. Der Fluss von Wa-ting befindet sich im Süden des späteren
Yuen-tscheu.
V) Lö von Tscheu heisst hier die östliche Hauptstadt.
Die Aufstände Wei-ngao’s und Kung-sün-schö’s.
185
Himmels, im Zurücktreten warnen vor den Unordnungen der äußeren
Fremdländer. Während mehrerer Jahre hoffte ich, dass das höchst
weise Han wieder Fortbestand gewinnen werde. Ich sollte erfas
sen die Bergtreppe des Flusses, anbieten die alte Hauptstadt und
mich zuwenden dem ursprünglichen Hofe. Seit dem Volke das Leben
gegeben wurde, hatte die Kraft, vermöge welcher man zu Dienern
die Menschen macht, noch nichts, das gelegener gewesen wäre als
diese Zeit. Aber deine Anführer und Angestellten, o König, die
Schaar der in Höhlen vorhandenen Genossen <), ein Jeder von ihnen
schlägt in die Hände und will Pläne, die nicht gut sind, entwerfen.
Ich Tsün habe mit Jii-king 3 ) Tag und Nacht hierüber gestritten. Wo
das Verderben mehrmals den Leib ereilt, wie könnte es sich da um
eine einzige Sache handeln? Die früheren Berathungen werden un
terdrückt und zerrissen, die späteren Entwürfe werden nicht befolgt.
Desswegen summte und pfiff ich, erfasste die Handwurzeln, vergoss
Thränen und bestieg den Wagen“.
„Glücklicherweise erhielt ich eine grosse Beförderung, es ist
unmöglich, in die Länge zu ziehen Erörterung und ßerathung =). So
oft es sich um die Angelegenheiten des westlichen Landstrichs han
delte, wagte ich es noch niemals, die Worte Jü-king’s zu vergessen.
Jetzt befinden sich der Wagen des Kaisers und die grosse Heeres
menge bereits auf den Wegen, die tapferen Heerführer der Geschlech
ter U und Keng 4 ) sammeln sich gleich Wolken an den vier Grenzen.
Doch Jü-king leistet mit entlaufenem und losgetrenntem Kriegsvolk
Widerstand an umschränkten Versperrungen. Wenn man von den
Verbindungswegen des Kriegsheeres ihre Gestalt und Stärke betrach
tete, wie würde es um dich stehen?“
„Der Verständige sieht die Gefahr und sehnt sich nach Verän
derungen. Der Weise ist von Schlamm umgeben und wird nicht be
schmutzt. Hierdurch werden Verdienste und Name immerwährend zu
Stande gebracht, Pläne und Entwürfe werden wieder durchgesetzt.
*) Durch den Ausdruck „in Höhlen wohnend “ wird angedeutet, dass die Erkeuntniss
dieser Menschen sich nicht weit erstreckt.
2 ) Jü-king- ist der Jünglingsname Nieu-han’s.
3 ) Wang-tsün wurde zu einem Grossen der grossen Mitte ernannt, und es war die
Pflicht seines Amtes, zu erörtern und zu berathen.
4 ) U-han und Keng-yen.
186
P f i z ra a i e r
De.sswegen befand sich I-ngu ') in Banden und wurde Reichsgeliilfe in
Tsi. King-pu wandte sich mit dem Schwerte nach Han 2 ). Sich ent
fernen von der Tliorheit, sich nähern der Gerechtigkeit, hierdurch
werden Verdienste und Name zugleich offenkundig gemacht. Jetzt
trifft Jü-king an der Grenzscheide des Zustandekommens und des
Fehlschlagens auf die Spitzen schrecklicher Waffen. Man kann darob
Furcht und Bangen empfinden. Es ziemt sich, es zur Entscheidung
zu bringen mit Herz und Brust, es zu erwägen in Erkenntniss.“
Als Nieu-han dieses Schreiben erhielt, wurde er nachdenklich
und seufzte. Nach zehn Tagen nahm er von den Kriegsmännern und
der Heeresmenge Abschied und wendete sich in Lö-yang dem höch
sten Befehle zu. Der Kaiser ernannte ihn zu einem Grossen der gros
sen Mitte. Hierauf ergaben sich dreizehn höhere Heerführer Wei-
ngao’s , sechzehn abhängige Districte und eine Menge von zehnmal
zehntausend Kriegern an Han. Wang-yuen zog nach Selm , wo er
Hilfe begehrte. Wei-ngao floh mit seiner Gattin und seinen Kindern
nach Si-tsching s) und schloss sich daselbst an Yang-kuang. Tien-
yen und Li-yö bewachten indessen Schang-kuei 4 )
Eine an Wei-ngao ergehende höchste Verkündung lautete:
„Wenn du mit gebundenen Händen dich anher begibst, so werden
Vater und Sohn einander sehen. Du hist bewahrt durch nichts an
deres. Kaiser Kao hat gesagt: Wenn Hung kommt, so herrschen di e
Großen als Könige, die Kleinen werden Lehensfürsten 5 ) Wenn du
dich sofort als King-pu gebärden willst, so werde ich dieses eben
falls ertragen 6 )“.
1 ) I-ngu ist der Name Kuan-tschung's, Reichsgehilfen des Fürsten Hoan von Tsi.
2 ) King-pu war König- von Hoai-nan in Tsu. Kaiser Kao-tsu schickte Sui-lio als
Gesandten, damit er mit Kung-pu spreche. Dieser stützte sich auf sein Schwert
wie auf einen Stab und bewerkstelligte seine Unienverfung an Han.
s ) Si-tsching (die Feste des Westens) war ein District der Provinz Han-yang. Der
selbe heisst auch die Feste Si-tschang und lag im Südwesten des späteren
Districtes Schang-kuei in Thsin-tscheu.
4 ) Ein District der Provinz Lung-si. Derselbe ist der spätere District Thsin-tscheu.
5 ) Tien-hung war König von Tsi. Nach der Befestigung der Herrschaft von Han
wohnte er mit fünfhundert Gästen auf einer Insel des Meeres. Kaiser Kao-tsu
liess ihm durch einen Gesandten sagen: Wenn Hung kommt, so herrschen die
Grossen als Könige, die Kleinen werden Lehensfürsten.
6 ) Wenn Wei-ngao sich nicht ergeben und gleich King-pu sofort sagen sollte, dass
er Kaiser werden wolle, so würde der Kaiser dieses ebenfalls ertragen.
Die Aufstände Wei-ngao's und Kung-sün-schü’s.
187
Wei-ngao ergab sich durchaus nicht. Der Kaiser liess hierauf
dessen Solin Siiin hinrichten und beauftragte U-han und den „den
Süden erobernden grossen Heerführer“ Tsin-peng mit der Be
lagerung von Si-tschung, während Keng-yen und 37f~
Kai-yen, der „grosse Heerführer des Tigerzahnes“, den Auftrag zur
Belagerung von Schang-kuei erhielten. Der kaiserliche Wagen kehrte
in östlicher Richtung zurückt).
Nach einem Monate starb Yang-kuang , und Wei-ngao gerieth
in Noth und Verlegenheit. Sein „grosser Heerführer“ Wang-tsie be
fand sich für sich besonders in Jung-khieu. Er bestieg die Stadtmauer
und rief dem Kriegsheer von Han die Worte zu: Diejenigen, welche
die Vertheidiger der Festen des Königs von dem Geschlechte Wei,
müssen sterben und dürfen nicht doppelherzig sein. Es ist mein
Wunsch, daß die Kriegsheere rasch sich auflösen. Ich bitte, mich
selbst tödten zu dürfen, damit ich dieses in’s Licht stelle. — Hierauf
durchschnitt er sich den Hals und starb.
Nach einigen Monaten führten Wang-yuen, Hang-siün und
Tscheu-tsung die zu Hilfe geschickte Streitmacht von Scho , deren
Stärke fünftausend Menschen betrug. Indem sie sieb einen hochge
legenen Ort zu Nutzen machten, rückten sie plötzlich heran, Hessen
die Trommejn rühren und alles rief mit lauter Stimme: Eine Heeres
menge von hundertmal zehntausend Menschen ist im Anzuge! —
Das Kriegsheer von Han gerieth in grossen Schrecken. Noch ehe es
seine Reihen gebildet hatte, durchbrachen Wang-yuen und die (ihri
gen Anführer den Kreis der Belagerer, und es gelang ihnen , indess
sie todesmuthig kämpften , sofort in die Feste zu dringen. Daselbst
holten sie Wei-ngao ah und kehrten mit ihm nach Ki^) zurück. Als
endlich die Mundvorräthe U-han’s und seiner Gefährten zu Ende gin
gen, zogen diese Heerführer ab. Hierauf empörten sich die Provinzen
Ngan-ting, Pe-ti, Thien-schni und Lung-si von Neuem gegen Han
und erklärten sich für Wei-ngao.
Im Frühlinge des neunten Jahres des Zeitraumes Kien-wu
(33 n. Chr.) erkrankte Wei-ngao und war zugleich hungerig. Er
zog aus der Feste und verzehrte gerösteten Reis. Dabei ärgerte er
1) Weil die Räuber von Ying-tschuen aufgestanden waren, kehrte der Kaiser nach
Osten in seinen Palast zurück.
-) Ein District der Provinz Han-yang.
Sitzb. d. phil.-hist. CI. LXII. Bd. IV. Heft.
14
ISS
P f i z m a i e r
sich und starb <). Wang-yuen und Tscheu-tsung setzten ^>j|j Schiin,
den jüngsten Sohn Wei-ngao’s, zum Könige ein.
Im nächsten Jahre (37 n. Chr.) machten Lai-hi, Keng-yen, Kai-
yen und andere Heerführer einen Angriff auf Lö-men -) und bewäl-
Keu -y ü « ?!
tigten es. Tscheu-tsung, Hang-siün
Tschao-kuci und andere Heerführer nahmen den König Schön und
ergaben sich mit ihm. Tscheu-tsung, Tschao-kuei und die Mitglieder
des Geschlechtes Wei wurden in verschiedene Gegenden östlich von
der Mutterstadt verbannt. König Schün wurde mit Hang-siün und
Keu-yii nach Hung-nung verbannt. Bios Wang-yuen blieb als Heer
führer von Scho zurück. Als (33 n. Chr.) der „die Macht stützende“
Heerführer^? Tsang-kung dem Heerführer ^ Yen-tsin
von Scho eine grosse Niederlage beibrachte, zog Wang-yuen
mit seiner Heeresmenge zu dem Palaste des Kaisers und ergab sich.
Der oben genannte Wang-yuen führte den Jünglingsnamen
ER Hoei-meng. Der Kaiser ernannte ihn anfänglich zum Be
fehlshaber von Schang-tsai und versetzte ihn später als Beichs-
gehilfen nach Tung-ping. Beschuldigt, die Anlage von Feldern nicht
wirklich betrieben zu haben, wurde er den Gerichten übergehen
und verlor das Leben 3 ).
und
Nieu-han führte den Jünglingsnamen
stammte aus Ti-tao. Als ein Mann von Muth, Stärke und Begabung
überragte er die übrigen Menschen in den Grenzgegenden. Nach
’) Die Denkwürdigkeiten der fortgesetzten Han sagen: Gegen das Ende der Herr
schaft Wang-mang’s sangen die Jünglinge von Thien-schui das folgende Lied :
Ich ging vor das Thor von U und blickte auf den Ti-kiiin. Ich sah einen hinkenden
Menschen, der sagte, er wolle den Himmel ersteigen. Gesetzt, der Himmel Hesse
sich ersteigen, wie gewinnt man auf der Erde das Volk? — Um die Zeit hatte
Wei-ngao in Thien-schui zu den Waffen gegriffen. Später hatte er immer weiter
aussehende Absichten, er wollte der Himmelssohn werden und wurde hierauf
geschlagen und vernichtet. Wei-ngao war in Folge einer Krankheit, die ihn in
seiner Jugend befiel, hinkend. Thor von U ist der Name des Thores der Vorstadt
von Ki. In demselben Districte Ki liegt der Berg Ti-kiiin (die rothgelbe Heerde)-
3 ) Lö-men (das Thor des Lö) ist der Name einer Niederlassung in der Provinz
Han-yang. Es gibt einen Fluss des Thaies von Lö-men. Diese Niederlassung
befand sich im Westen des späteren Districtes Fö-kiang in Thsin-tscheu.
s ) Die entscheidenden Verzeichnisse sagen: Wang-hoei-meng von Ping-ling schätzte
Wei-ngao und Kung-sün über alles und fühlte sich elend in Tung-ping.
Die Aufstände Wei-ngao’s und Kung-siin-schö’s.
189
seinem Uebertritte empfahlen ihn sowohl Tu-lin, der grosse Vorsteher
der Räume und Vorsteher des Richtigen, als Ma-yuen , der Grosse
der grossen Mitte. Er erhielt die Stelle eines das Land Kiang be
schützenden Hiao-wei und beruhigte als solcher in Gemeinschaft
mit Lai-hi das zur Rechten von Lung liegende Gebiet.
Schiin, der Sohn Wei-ngao’s, begab sich im achtzehnten Jahre
des Zeitraumes Kien-wu (42 n. Chr.) mit einigen zehn Reitern,
die seine Gäste waren, auf die Flucht und zog nach Hu. In Wu-wei
angekommen, wurde er gefangen und hingerichtet.
Kung-sün-schö.
Kung-sün-scho führte den Jünglingsnamen -J-
Tse-yang und stammte aus Meu-ling in Fu-fung. Zu den Zeiten des
Kaisers Ngai wurde er durch den Schutz seines Vaters ein Leibwäch
ter i). Später wurde sein Vater, dessen Name Jin, Beruhiger
der Hauptstadt a ) für Ho-nan , worauf Kung-sün-scho den Ältesten
von Tsing-schui s) im Amte ersetzte. Weil Kung-sün-scho noch jung
war, schickte Jin die Zugesellten unter dem Thore 4 ), damit sie sei
nem Sohne zu dem Amte folgen. Nach einem Monate verabschiedeten
sich die Zugesellten, kehrten heim und machten Jin die Anzeige mit
den Worten: Scho ist nicht derjenige, der auf den Unterricht war
tet. — Später erhielt Kung-sün-scho in Berücksichtigung seiner Fä-
1 ) Die Geschichte der östlichen Warte sagt: Gegen das Ende der Zeiten des Kaisers
Tsching wurde Jin, der Vater Kung-siin-schö’s, ein aufwartender kaiserlicher
Vermerker. Durch seinen Schutz wurde sein Sohn ein Hausgenosse des Nach
folgers, erhielt nach und nach einen grösseren Gehalt und wurde zuletzt Leib
wächter.
2 ) Thsin schuf das Amt eines Beruhigers der Provinz. Derselbe war der Streitmacht
vorgesetzt, hatte Raub und Mord hintanzuhalten und nahm die Verbrecher ge
fangen. Kaiser King gab ihm den veränderten Namen „Beruhiger der Hauptstadt“.
Der Gehalt dieses Angestellten betrug zweitausend Scheffel.
3 ) Der District Tsing-schui gehörte zu der Provinz Thien-schui. Derselbe ist der
spätere District Thsin-tscheu.
In den Landstrichen und Provinzen wurden die Zugesellten der Ämter von den
Obrigkeiten an der Stelle Anderer ernannt. Sie wohnten immer unter dem Thore,
daher ihre Benennung.
14
190
Pfizmaier
higkeiten von dem Statthalter den Auftrag, fünf Disfricte zugleich zu
verwalten. Die Lenkung wurde durch ihn in Ordnung gebracht, Ver
brechen und Raub kamen nicht zum Vorschein. In der Provinz sagte
man von ihm, dass er im Besitze von Göttern und Geistern sei !)•
Zu den Zeiten Wang-mang's , in dem Zeiträume Thien-fung
(14 bis 19 n. Chr.) wurde er Tsö-tsching von Tao-kiang und hatte
seinen Wohnsitz in Lin-ngang 2 ). Er stand wieder in dem Rufe der
Befähigung. Als Iveng-schi eingesetzt wurde , erhoben sich die ge
waltigen und hervorragenden Männer einzeln in ihren Districten und
erklärten sich für Han. Tsung-tsching, ein Eingeborner von
Nan-yang , nannte sich den Heerführer des Tigerzahnes, drang in.
Han-tschung und durchstreifte diese Provinz. Wang-tsin,
ein Eingeborner von Scliang 3 ), griff ebenfalls zu den Waffen in dem
Districte Lö 4 ) und nannte sich einen „das Haus Han bestimmenden“
Heerführer. Er tödtete den im Dienste Wang-mang’s stehenden Land
pfleger von Yung-pu 5 ) und erklärte sich mit Wang-tsching einver
standen. ihre vereinte Heeresmenge zählte mehrere Zehntausende.
Bei der Kunde von diesen Ereignissen schickte Kung-sün-scho
einen Abgesandten, der Tsung-tsching und den übrigen Führern ent
gegenzog. Als Tsung-tsching und dessen Genossen in Tsching-tu 6 )
eintrafen, machten sie Gefangene , plünderten und begingen
Grausamkeiten und Übelthaten. Kung^sün-scho verabscheute dieses
in Gedanken. Er berief die in dem Districte lebenden gewal
tigen und hervorragenden Männer zu sich und sagte zu ihnen: Die
Welt hat in Gemeinschaft Ungemach erlitten durch das neue Haus 7 )
und sich gesehnt nach dem Geschlechte Lieu schon lange Zeit. Da
her, als ich erfuhr, daß die Heerführer von Han eintreffen , zog ich
J ) Man bezeichnete dadurch seinen Scharfsinn und seine Urtheilskraft.
2 ) Wang-mang veränderte den Namen der Provinz Scho und nannte sie Tao-kiang
(der den Weg zeigende Strom). Die Statthalter nannte er Tsö-tsching (die
Richtigkeit der Kriegsleute). Lin-ngang ist der spätere District Ngang-tscheu.
s ) Schang ist der spätere District Schang-lö in Schang-tscheu.
*) Der District Lö gehörte zu der Provinz Kuang-han und ist der spätere District
YT-tscheu.
5 ) Wang-mang gab dem Landstriche YT-tscheu den Namen Yung-pu. Der Land
pfleger desselben war Sung-tsün.
6 ) Tsching-tu, eine feste Stadt der Provinz Scliö.
7 ) Wang-mang nannte sich den neuen Kaiser und sein Haus das neue Haus.
Die Aufstände Wei-ngao’s und Kung-sün-schÖ’s.
191
ihnen im schnellen Laufe entgegen auf dem Wege. Jetzt sind die
hundert Geschlechter ohne Schuld, aber Weiber und Kinder werden
gebunden, zu Gefangenen gemacht, Häuser und Dächer werden ver
brannt. Dies sind Räuber und Mörder, es ist keine Streitmacht der
Gerechtigkeit. Ich möchte bewahren die Provinz, mich vertheidigen
und warten auf den wahren Gebieter. Diejenigen unter euch, welche
ihre Kraft vereinen wollen, mögen sofort bleiben. Die es nicht wollen,
mögen sich alsbald entfernen. — Die gewaltigen und hervorragen
den Männer schlugen die Häupter an den Boden und riefen: Wir
haben den Wunsch, uns dem Tode weihen zu dürfen.
Kung-sün-schö hieß hierauf einen Menschen sich fälschlich für
einen Gesandten von Han ausgeben, der, aus den östlichen Gegenden
angekommen, Kung-sün-schö das an dem breiten Bande befestigte Sie
gel eines „das Haus Han stützenden“ Heerführers, eines Statthalters
der Provinz Scho und zugleich Landpflegers von Yl-tscbeu einzuhän
digen habe. Er wählte jetzt ungefähr tausend ausgezeichnete Krie
ger aus und zog mit ihnen zum Angriffe aufTsung-tsching und dessen
Genossen nach Westen. Als er in Tsching-tu eintraf, bestand seine
Heeresmenge aus mehreren tausend Menschen. Er überfiel sofort
Tsung-tsching und brachte ihm eine grosse Niederlage bei. ['/jlj jiQ
Yuen-feu, ein Anführer in dem Heere Tsung-tsching’s, tödtete diesen
und ergab sich mit seiner Heeresmenge f )-
Im Herbste des zweiten Jahres des Zeitraumes Keng-schi (24 n.
Chr.) schickte Keng-schi den zum Lehenslursten von Tsclni-kung 2 )
ernannten Li-pao und (jj| Tschang-tschung, den
stechenden Vermerker von Yl-tscheu, mit dem Aufträge, an der Spitze
von zehntausend Kriegern in Scho und Han umherzuziehen. Kung-
sün-schö, auf die steilen Anhöhen seines Landes und auf die Anhäng
lichkeit der Menge sich verlassend, hatte die Absicht, sich selbst ein
zusetzen. Er liess durch seinen jüngeren Bruder Kuei die Heer
führer Li-pao und Tschang-tschung in Mien-tschö 3 ) angreifen. Der-
! ) Die Geschichte der östlichen Warte sagt: Yuen-feu hatte in seiner Eigenschaft
als Ältester eines Blockhauses von Han-tschung eine Heeresmenge gesammelt
und sich an Tsung-tsching ergehen. Er nannte sich einen „das Haus Han stützenden“
Heerführer.
2 ) Tschii-kung-heu, der die Verdienste gleich einer Säule stützende Lehensfürst.
Der District Mien-tschö gehörte zu der Provinz Kuang-han und ist der spätere:
District Yi-tscheu.
192
Pfizmaier
selbe brachte ihnen eine grosse Niederlage bei und schlug sie in die
Flucht. Die Macht und das Ansehen Kung-sün-schö's gewannen hier
durch an Verbreitung.
Der die Stelle eines „verdienstvollen Richters“ bekleidende
pjt'i Li-hiung sprach zu Kung-sün-schö Folgendes: Gegenwär
tig sind die vier Meere in Aufruhr, der gemeine Mann kommt unge
legen mit seiner Berathung. Du, o Heerführer, schnittest ab und
hältst besetzt ein Land von tausend Weglängen, das Zehnfache des
Landes der Könige Thang und Wu '). Wenn du emporreissest die
Tugend der Macht und sie wirfst auf die Ritzen des Himmels 2 ) , so
kommt die Beschäftigung eines oberherrlichen Königs zu Stande.
Man sollte verändern Name und Benennung , um niederzuhalten die
hundert Geschlechter. — Kung-sün-schö sprach: Ich habe ebenfalls
darüber nachgedacht. Deine Worte fördern meine Absicht. — Hier
auf liess sich Kung-sün-schö zum Könige von Scho einsetzen und er
wählte Tsching-tu zu seiner Hauptstadt.
Das Land von Scho war fruchtbar und reich , die Streitmacht
auserlesen und stark. Die vorzüglichen Männer und gemeinen Men
schen der fernen Gegenden kamen häufig herbei und unterwarfen
sich. Die Gebieter und Ältesten der südwestlichen Fremdgebiete
Kiung und Tsö erschienen mit Tribut und Geschenken. Li-hiung
sprach wieder zu Kung-sün-schö:
„Jetzt herrscht in dem Lande des Ostens der Berge Hungers-
noth, die gemeinen Menschen verzehren sich gegenseitig als Speise.
Die Festen und Städte, über die durch das Kriegsvolk Niedermetze-
lung- und Zerstörung ergangen, sind Erdhügel und Trümmerhaufen.
Die bewässerten Strecken des Landes Scho messen tausend Weglän
gen, Boden und Scholle sind fruchtbar und fett. In ihm ist es , wo
Früchte jeglicher Art wachsen, wo man ohne Getreide sich sättigt 3 ).
*) Mei-sching sagt in seiner Vorstellung an den König von U: Das Land der Könige
Thang und Wu betrug nicht mehr als hundert Weglängen.
2 ) Die Zwischenräume der Zeiten des Himmels.
3 ) Das bilderlose Gedicht auf die Hauptstadt von Scho sagt: An den Thören des
Volkes gibt es Citronengärten. — Es sagt ferner: Melonenfelder, Yamhütten. —
Das Buch der früheren Han sagt: Tsö-wang-sün sprach: Ich habe gehört, dass
auf den bewässerten Strecken an dem Fusse des Berges Min Zehrwurzel wächst.
Bis zu dem Tode leidet man daselbst keinen Hunger.
Die Aufstände Wei-ngao's und Kung-sün-schö s.
193
Die Handarbeit der Weiber überdeckt und kleidet die Welt 1 ). Die
Fülle berühmter Hölzer, der Pfeilschafte von Bambus, der Gefässe und
Geräthschaften kann man nicht gänzlich verwenden. Es hat ferner
den Nutzen von Fischen, Salz, Kupfer und Silber 2 ), die Bequemlich
keit des Verschiffens und Umführens zu Wasser. Im Norden stützt
es sich auf Han-tschung, sperrt die steilen Anhöhen von Pao-ye s ), im
Osten bewacht es die Provinz Pa, vertheidigt die Zugänge des schützen
den Passes 4 ). Das Land hat im Umfange mehrere tausend Weglän
gen. Der kämpfenden Männer sind nicht weniger als hundert Zehn
tausende. Ersieht man den Nutzen , so schickt man die Streitkräfte
hervor und durchstreift das Land. Hat man keinen Nutzen, so ver
schanzt man sich fest und betreibt mit Kraft den Ackerbau. Im Osten
schifft man hinab auf den Wassern des Han und erspäht das Land
von Thsin. Im Süden folgt man dem Laufe des Stromes und bringt
zum Zittern die Landstriche King und Yang. Dies sind, wie man es
nennt, Mittel, hei denen man von dem Himmel Gebrauch macht, die
Erde benützt und Thaten verrichtet. Jetzt ist dein Ruf, o Gebieter und
König, begründet in der Welt, aber Name und Benennung sind noch
nicht bestimmt, die Männer der Vorsätze sind in Ungewissheit und
Zweifel. Du solltest gelangen zu der grossen Rangstule und bewir
ken, dass die fernen Menschen haben , worauf sie sich stützen und
dem sie sich zu wenden.“
Kung-sün-scho sprach: Kaiser und Könige haben einen höch
sten Befehl. Wie wäre ich geeignet, ihn zu übernehmen? — Li-
hiung sprach: Der höchste Befehl des Himmels hat keine Beständig
keit, die hundert Geschlechter halten zu der Fähigkeit 5 ). Der Fähige
übernimmt ihn. Warum zweifelst du, o König?
Das bilderlose Gedicht auf die Hauptstadt von Scho sagt: Die Webstühle der
hundert inneren Häuser, der getrennten Gemächer sind in gegenseitigem Ein-
verständniss.
’ 2 ) Die „Höhlen“ (Tiefen) von Ping in Han-tschung liefern vortreffliche Fische. In
Scho gibt es Salzbrunnen und Kupferberge. An der Grenze des Districtes Schü-
sclii in Scho findet man Silber.
3 ) Der Name eines Thaies in Liang-tscheu.
König Su von Tsu liess zum Schutze gegen Scho den „schützenden Pass“ in Stand
setzen. Die alte Versperrung dieses Passes befand sich in dem späteren Districte
Pa-schan in Hiä-tscheu.
• 5 ) Die Gedichte sagen: Der höchste Befehl des Himmels ist nicht beständig. —
Die Verwandlungen sagen: Die hundert Geschlechter halten zu der Fähigkeit.
194
P f i z m a i e r
Kung-sün-schö träumte, dass ein Mensch zu ihm sprach: Acht
verderbte Söhne setzen es fort. Zwölf ist die bestimmte Zeit 1 ). —
Als er erwachte, sagte er zu seiner Gattin: Der Stand zwar vornehm,
aber die Glückseligkeit kurz, was hältst du davon? — Die Gattin
antwortete: Am Morgen den Weg erfahren und am Abend sterben,
lässt sich noch immer thun. Um wie viel mehr ist dies der Fall bei
zwölf! — Als hierauf aus seinem Versammlungshause ein Drache her
vorkam und in seiner Vorhalle bei Nacht ein glänzender Schimmer
sich zeigte, hielt er dies für eine Beglaubigung und glückliche Vor
bedeutung. Er Hess die Linien seiner Handfläche in Stein gra
ben und bildete daraus die Worte: Kaiser von dem Geschlechte
Kung-sün.
Im vierten Monate des ersten Jahres des Zeitraumes Kien-wu
(25 n. Chr.) bewerkstelligte er seine Einsetzung zum Himmelssohne
und gab sich den Namen Tsching-kia -). Als Farbe schätzte er das
Weiss. Indem er für das Jahr einen neuen Namen einführte, nannte
er es das erste Jahr des Zeitraumes Lung-hing (die Erhebung des
Drachen). Er ernannte Li-hiung zum grossen Vorsteher der Schaa-
ren, den eigenen jüngeren Bruder Kuang zum grossen Vorsteher
der Pferde, den anderen jüngeren Bruder Kuei zum grossen Vorste
her der Räume. Er gab dem Landstriche Yi den neuen Namen Hiao-
wei von Sse-li, der Hauptstadt von Scho den neuen Namen Yiin von
Tsching-tu s).
tpV Y^ Jin kuei aus Yue-sui hatte ebenfalls einen Ta-yün (Statt
halter) Wang-mang's getödtet und sich in der genannten Provinz
festgesetzt. Derselbe bewerkstelligte jetzt seine Unterwerfung. Kung-
sün-schö ertheilte sofort dem Heerführer fY fi Heu -tan den Auf-
*) Uber diese Worte findet sich nirgends eine Aufklärung. Es scheint unzweifelhaft,
dass unter den „acht verderbten Söhnen“ die acht unglücklichen Thronbewerber
Lieu-hiuen, Lieu-fan-tse, Wang-lang, Lieu-yung, Li-hien, Lu-fang, Wei-ngao
und Kung-sfin-schö verstanden werden. Der Letztgenannte behauptete sich, nach
dem er sich zum Himmelssohne aufgeworfen, noch zwölf Jahre.
2 ) Weil er sich in Tsching-tu (die vollendete Hauptstadt) erhoben hatte, gab er sich
den Namen Tsching-kia (das vollendete Haus).
3 ) Han gab der Mutterstadt den Namen: Abtheilung des Hiao-wei von Sse-li und
schuf die Provinz Yün (Richtiges) des Kreises der Mutterstadt. Bei seiner neuen
Erhebung gab es Lö-yang den Namen : Abtheilung des Hiao-wei von Sse-li und
schuf die Provinz Yün von Ho-nan. Kung-sün-schö ahmte dieses nach.
Die Aufstände Wei-ngao’s und Kung-sün-sehö’s.
195
trag, den Pass Pe-schuizu eröffnen und das südliche Tsching 2 )
jjjjj Jin-muan zog von Lang-
zu bewachen. Der Heerführer
tschung abwärts nach Kiang-tseheu 3 ) und besetzte im Osten den
„schützenden Pass“. Hierauf befand sich Kung-sün-scho im Besitze
alles Gebietes des Landstrichs Yl. Seit der Niederlage Keng-schi’s war
Kuang-wu mit dem Osten der Berge beschäftigt und hatte noch nicht
Zeit, im Westen einzuschreiten.
Liü-wei und andere gewaltige und hervorragende Männer des
Landes innerhalb des Grenzpasses verfügten hier und dort über Hee
resmengen , die nach Zehntausenden gezählt wurden. Unter ihnen
wusste Keiner, von wem er abhängig sei, und sie kamen häufig, um
sich unter den Schutz Kung-sün-schö’s zu stellen 4 ). Sie würden von
diesem zu Heerführern ernannt. Kung-sün-scho liess hierauf in gros
ser Ausdehnung Lagerwälle errichten, Wagen und Reiter in Reihen
stellen und veranstaltete Übungen im Kämpfen und Pfeilschiessen.
Als er mehrere hunderttausend gepanzerte Krieger zusammenge
bracht hatte , sammelte er Mundvorräthe in Han-tschung und baute
einen Palast in Nan-tsching. Ferner haute er zehnstöckige rothe
Thürme sowie Schiffe, deren Geländer mit Tüchern verziert waren. Er
liess viele Siegel für Landpfleger und Statthalter aller Länder der
AVelt verfertigen und setzte im Voraus Fürsten, Reiehsminisfer und
Obrigkeiten ein. Er beauftragte die Heerführer Li-yo und t
Tsching-U, mit einer Menge von mehreren zehntausend Kriegern nach
Tschin-thsang 5 ) hinauszuziehen und in Gemeinschaft
Li-wei die drei stützenden Provinzen zu durchstreifen.
J ) Derselbe befand sich in dem Districte Si-hien (der westliche District) von Han-
yang. Die Geschichte von Liang-tseheu sagt: Im Südwesten von Kuan-tsching
(der Feste des Passes) befindet sich der Pass Pe-schui (der Pass des weissen
Wassers).
2 ) Nan-tsching (das südliche Tsching) ist der spätere District Liang-tscheu. Die
alte Feste desselben befand sich im Nordosten dieses Districtes.
3 ) Lang-tschung und Kiang-tseheu sind Districte der Provinz Pa. Lang-tschung ist
der spätere District Lung-tseheu. Die alte Feste von Kiang-tseheu liegt im
Westen des späteren Districtes Pa in Yü-tscheu.
*) Um diese Zeit hatte sich Yen-tsin in Lan-tien festgesetzt, Wang-hin hielt sich
in Hia-kuei. Ein jeder nannte sich Heerführer und verfügte über Streitkräfte.
5 ) Tschin-thsang, eine feste Stadt der Provinz Yeu-fu-fung, einer der drei stützenden
Provinzen.
m
196
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Im dritten Jahre des Zeitraumes Kien-wu (27 n. Chr.) richtete
Fung-I, der „den Westen erobernde“ grosse Heerführer, einen hefti
gen Angriff gegen Li-wei und Li-yö in Tschin-thsang und brachte
ihnen eine grosse Niederlage hei. Dieselben flohen nach Han-tsclning.
Im fünften Jahre des Zeitraumes Kien-wu (29 n. Chr.) wurden
Yen-tsin und jj| Tien-jung durch Han geschlagen
und kamen als Flüchtlinge nach Schö.
Der hier genannte Yen-tsin führte den Jünglingsnamen
Schö-ya und stammte aus Nan-yang. Derselbe hatte zuerst in Han-
tschung zu den Waffen gegriffen und dieses Land besetzt gehalten.
Zugleich verfügte er über Streitkräfte im Westen des Grenzpasses.
Seine im Westen des Grenzpasses befindliche Macht wurde jedoch
geschlagen, zerstreute sich und gelangte fliehend nach Nan-yang, wo
sie mehrere Districte durchstreifte. Tien-jung war ein Eingeborner
von Jü-nan und hatte in I-ling zu den Waffen gegriffen. Von dort
sich umwendend, plünderte er Provinzen und Districte, indess seine
Heeresmenge aus mehreren zehntausend Menschen bestand. Sowohl
Yen-tsin als Tien-jung vereinigten sich mit lUj)Thsin-fung, der
.WS.
jedem eine seiner Töchter zur Gattin gab. Nach der Niederlage
Thsin-fung’s stellte er sich unter dem Schutz Kung-sün-scliö’s. Die
ser ernannte Yen-tsin zum grossen Vorsteher der Pferde und zum
Könige von Jü-ning. Tien-jung wurde von ihm zum Könige von YJ-
kiang ernannt.
Im sechsten Jahre des Zeitraumes Kien-wu (30 n. Chr.) ent
sandte Kung-sün-scho den König Tien-jung und den Heerführer Jin-
muan mit dem Aufträge, aus dem Passe des Stromes auszutreten und
in die Gegend zwischen Lin-tsiü und I-ling 1 ) hinabzuziehen. Da-
*) Die Denkwürdigkeiten des Reiches Hoa-yang sagen: Zwischen Pa und Tsu fanden
gegenseitige Angriffe statt, wesshalb inan einen Pass des Stromes (kiang-kuan)
in Stand setzte. Derselbe befand sich ehemals in der Gegend der Feste Tschi-kia
(die Feste des rothen Panzers). Später wurde er an die südliche Uferhöhe von
Kiang-tseheu, gegenüber der Feste Pe-ti (die Feste des weissen Kaisers) verlegt.
Die alte Versperrung befand sich im Süden des späteren Districtes Fö in Kuei-
tscheu. Lin-tsiü ist der Name eines Districtes und Lehenfürstenthums in der
Provinz des Südens. Die alte Feste dieses Districtes befand sich im Nordwesten
des späteren Districtes Tang-yang in King-tscheu. I-ling ist ein District der
Provinz des Südens, der spätere District Hiä-tscheu. Die alte Feste desselben
befand sich im Nordwesten dieses späteren Districtes.
Die Aufstände Wei-ngao‘s und Kung-sün-schö's.
197
selbst riefen sie ihre alte Heeresmenge zu sich und wollten dadurch
sich der Provinzen des Landstriches King bemächtigen. Schliesslich
waren sie ihrer Aufgabe nicht gewachsen.
Um diese Zeit schaffte Kung-sün-schö das Kupfergeld ab und
ersetzte es durch das Geld der Obrigkeiten des Eisensv). Der Han
del des Volkes gerieth dadurch in’s Stocken, und die Jünglinge in
Scliö sangen: Ein gelbes Rind mit weissem Bauch. Die fünf Candarin
kommen zurück ä ). — Die mit den Geschäften sich befassenden Men
schen erlaubten sich zu sagen , dass Wang-mang sich für das Gelb
erklärt habe. Kung-sün-schö habe sich eine hohe Benennung ange-
masst und sich für das Weiss erklärt. Die Kupfermünzen von fünf
Candarin seien das Tauschmittel von Han, und es habe die Bedeutung,
dass die Welt wieder dem Geschleckte Lieu zufallen werde.
Kung-sün-scliÖ liebte es ferner , höchste Befehle in Beglaubi
gungsmarken sowie Zustimmungen der Götter und Geister, durch glück
liche Zeichen kund gemacht, zu verfertigen. Er berief sich ungegrün
deter Weise auf Nachrichten von Weissagungen und meinte , dass
Khung-tse, als er den Frühling und Herbst verfasste, Anordnungen
für das Rothe getroffen und sich für zwölfFürsten entschieden habe =).
Hierdurch werde in’s Licht gestellt, dass die Zahl der Reihenfolgen der
Kaiser von Han bis Kaiser Ping mit zwölf erschöpft sei 4 ). Ein ein
zelnes Geschlecht dürfe nicht zweimal den höchsten Befehl erhalten.
Ferner führte er aus der „Weise des Umlaufes der Grundrisse“
die Worte an: Man setzt den Kaiser Tschang ab und erbebt Kung-
sün. — Aus den „Bildern des Zusammenbindens der Erde“ 5 ) führte
er an: Kaiser Han-yuen 6 ) empfängt den höchsten Befehl. Das Ge-
1 ) Er setzte Obrigkeiten des Eisens ein. Dieselben gossen eiserne Münzen.
2 ) Die zu den Zeiten der Han in Gebrauch gewesenen Kupfermünzen von fünf
Candarin in» Gewichte sind in der Verkündung Wei-ngao’s erwähnt worden.
s ) Der „geistige Glanz der Durchsicht des Buches der Schang“ sagt: Khung-tse
verfasste den Frühling und Herbst, weil er Anordnungen für das Rothe traf. —
Roth ist der Grundstoff von Han. Der Sinn ist: Dadurch, dass Khung-tse bei dem
Verfassen des Frühlings und Herbstes sich für zwölf Fürsten entschied, werden
die zwölf Kaiser von Han vorgestellt.
Indem nur eilf Kaiser von Han gewesen und hier von zwölf Reihenfolgen die Rede
ist, wird die Kaiserin von dem Geschleehte Liü mitgezählt.
5 ) „Die Weise des Umlaufes der Grundrisse“ und „die Bilder des Zusammenbindens
der Erde“ sind Namen des Grundrisses des Flusses.
6 ) Han-yuen ist der Ehrenname des gelben Kaisers.
198
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schlecht Kung-sön hält ihn in den Händen. — Aus dem „Herbeizie
hen des Abschnittscheines der Götter“ führte er an: Der grosse
Wächter des Westens, das beugende hervorbrechende Metall. —
Er meinte, dieses solle heissen: Der Statthalter der westlichen Ge
genden beugt und zerreisst das hervorbrechende Metall. In den Kreis
läufen der fünf Tugenden sei Gelb der Empfänger des Rothen und
das Weiss die Fortsetzung des Gelben. Das Metall halte die west
lichen Gegenden besetzt. Es sei die Tugend des Weissen, und in
dem es an die Stelle des Geschlechtes Wang tritt, gelange es zu sei
ner richtigen Ordnung. Zudem sagte er, dass die Streifen seiner Hand
wunderbar seien. Als er die glückliche Vorbedeutung der Erhebung
des Drachen erhielt, sandte er mehrmals Schreiben in das mittlere
Reich und hoffte, dass er dadurch auf die Herzen der Menge einwir
ken werde.
Den Kaiser verdross dieses, und er übermittelte Kung-sün-
schö ein Schreiben, worin er sagte: Wenn die Weissagung des Grund
risses das Wort Kung-sün nennt, so ist dieses der Kaiser Siuen 1 )- Wer
Han ersetzt, steht auf den Wegen hoch. Wie könntest du der Mann
der Hohe sein 2 )? Da hältst du wieder die Streifen der Hand für ein
glückliches Zeichen. Wie verdiente Wang-mang, dass man ihn nach-
ahmte®)? Es ist bei dir nicht der Fall, dass ich ein verderblicher
Diener bin und du mit Überstürzung mich zur Ordnung brächtest. Die
Zeitgenossen möchten deinetwegen nur etwas zu schaffen haben.
Wie verdiente dieses, dass man ihnen es vorhielte? Du hist Monde
und Tage bereits fortgegangen, deine Gattin ist schwach, deine
Kinder sind klein. Du solltest bei Zeiten für sie einen Entschluss
fassen, und du könntest so von Sorge befreit sein. Um die göttlichen
9 Demnach wäre Kung-sün (Fiirstenenkel) hier die Abkürzung- von Kung-tse-siin
(der Enkel des Fürstensohnes). Kaiser Siuen war der Enkel des bei dem Ereignisse
des Wurmfrasses der Beschwörer (91 v. Chr.) zu Grunde gegangenen Nachfolgers
Li, Sohnes des Kaisers Wu von Han.
2 ) Die Geschichte der östlichen Warte sagt: Kuang-wu übermittelte Kung-sün-schö
ein Schreiben, worin er sagte: Der Empfänger des Rothen ist das Gelb. Der
Geschlechtsname ist auf den Wegen, der Name ist hoch.
8) Wang-mang gab trügerischer Weise eiserne Abschnittscheine, steinerne Schild
kröten, gestreifte Rundtafeln, schwärzliche Siegel und ähnliche Dinge für ße-
glaubigungsmarken und glückliche Zeichen aus.
Die Aufstände Wei-ngao’s und Kung-sün-schö’s.
199
Geräthe der Welt darf man nicht mit Heftigkeit streiten 1 ). Es ziemt
sich, zu verweilen und dreimal nachzudenken, bevor man hinsetzt:
Kaiser von dem Geschlechte Kung-sün. — Kung-sün-scho üeÜ
dieses Schreiben unbeantwortet.
Im nächsten Jahre (31 n. Chr.) nannte sich Wei-ngao gegen
über Kung-sün-scho einen Diener. Der im Dienste Kung-sün-schö’s
die Stelle eines Beruhigers der Hauptstadt für die Reiter bekleidende
"[:] j3 jji] King-han, ein Eingehorner von Ping-ling, der sah, dass die
östlichen Gegenden allmählig sich beruhigen und dass die Streit
macht sich bald dem Westen zuwenden werde, trug Kung-sün-scho
folgendes vor:
„Die Waffen sind die grossen Werkzeuge der Kaiser und Kö
nige, dasjenige, was Alterthum und Gegenwart nicht abzuschaffen
vermochten 2 ). Einst liess Thsin ausser Acht seine Vertheidigung,
die gewaltigen und hervorragenden Männer erhoben sich in Gemein
schaft. Der Ahnherr von Han hatte nicht die Fussstapfen der Vor
gänger, nicht so viel Land, dass man daselbst aufstellen gekonnt
hätte einen Bohrer 2 ). Er erhob sich inmitten der wandelnden Reihen,
er selbst raffte sich empor und schlug los. Dass seine Streitkräfte
zersprengt wurden, sein Leih leidend war, ereignete sich mehrmals.
Jedoch, als sein Kriegsheer geschlagen war, vereinigte er es wieder.
Als seine Wunden geheilt waren, kämpfte er wieder. Warum sollte
er früher sterben und mit den Verdiensten, die er erworben, hinüber
gehen zu Zurückweisung, hintreten zu Vernichtung und Unter
gang?“
Lao-tse sagt: Mit den göttlichen Geräthen der Welt darf man sich nicht befassen.
2 ) In den Überlieferungen Tso's sagt Tse-han von Sung: Der Himmel bringt hervor
die fünf werthvollen StofTe. Einen einzigen von ihnen abschafTen, ist nicht möglich.
Wer vermöchte es, zu entfernen die Waffen? Die höchstweisen Menschen kamen
durch sie empor, die unordentlichen Menschen kamen durch sie zu Falle. Die
Wege des Fallens und Emporkommens, des Fortbestandes und des Untergangs
haben ihren Ausgang von den Waffen.
s ) Der Gründer des Hauses Han hatte sich aus einem niedrigen Stande erhoben, er
hatte nicht den Beruf Kung-lieu’s und Tai-wang’s, der Ahnherren von Tscheu.
Mei-sching sagt in seinem Schreiben, in welchem er dem Könige von U Vor
stellungen machte: Schiin besass nicht so viel Land, dass man daselbst aufstellen
gekonnt hätte einen Bohrer, und er gelangte in den Besitz der Welt.
m
200
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„Wei-ngao erlebte eben den Umschwung, er besass, indem er
abschnitt, den Landstrich Yung 1 ). Seine Streitkräfte waren stark,
seine Kriegsmänner anhänglich, seine Macht kam noch zur Geltung
im Osten der Berge 2 ). Da traf es sich, dass Keng-sehi durch die
Unordentlichkeit seiner Lenkung die Welt wieder verlor. Die Menge
der gemeinen Menschen streckte den Hals, die vier Gegenden lösten
sich gleich Dachziegeln. Ngao kam nicht dabin, um diese Zeit durch
die Gefahr sich Bahn zu brechen, den Sieg sich zu Nutzen zu machen,
sondern er zog sich zurück und wollte sich befassen mit den Ge
schäften eines Oberherrn des Westens. Er ehrte als Lehrmeister die
Abschnitte und Sätze, er machte zu Gästen und Freunden die ange
sessenen Männer 3 ). Er unterdrückte den Kriegsmuth, gönnte Ruhe
den Hakenlanzen, diente mit unterwürfigen Worten Han. Seufzend
hielt er dafür, dass König Wu wieder zum Vorschein gekommen. Er
bewirkte, dass der Kaiser von Han befreit wurde von der Sorge um
das versehliessende Lung») und einzig mit auserlesenen Streitkräften
im Osten Eroberungszüge machte. Von vier Theilen der Welt besass
dieser drei. Gesetzt, dass alle gewaltigen und hervorragenden Männer
des westlichen Landstrichs mit den Herzen verweilen im Osten der
Berge, dass er aussehickt die vermittelnden Gesandten, lierbeiruft die,
die Doppelherzigen an der Hand Führenden 5 ), so besitzt er von fünf
Theilen vier. Wenn er die Waffen erhebt in Thien-schui, so erfolgt
gewiss die äusserste Zerstörung. Hat Thien-schui einmal seine Be
stimmung erhalten, so besitzt er von neun Theilen acht.“
„Du, vor dem ich unter den Stufen stehe, nimmst durch das
Gebiet des Landstrichs Liang nach innen in Empfang zehntausend
Gespanne, nach aussen werden dir geboten drei Kriegsbeere. Die
hundert Geschlechter sind betrübt und in Verzweiflung, sie sind
nicht gewachsen dem höchsten Befehle. Es wird eintreten die.Ver-
*) Lung-si und Thien-schui waren Gebiete des Landstriches Yung.
2 ) Von Wei-ngao wurde früher gesagt: Sein Name gelangte in dem westlichen
Landstriche zu Ansehen und wurde im Osten der Berge berühmt.
3 ) „Die Abschnitte und Sätze“ bezieht sich auf Männer wie Tsching-hing. „Die an
gesessenen Männer“ bezieht sich auf Männer wie Fang-wang.
Weil Wei-ngao im Westen verblieb und keine Absicht auf den Osten hatte, liess
ihn der Kaiser in seiner Berechnung unbeachtet.
°) Die vermittelnden Gesandten sind Männer wie Lai-hT und Ma-yuen. Die, die
Doppelherzigen an der Hand Führenden sind Männer wie Wang-yuen, Tsching-hing,
Tu-lin und Nieu-han, die sich einer nach dem anderen unter den Schutz Kuang-wu’s
stellten.
Die Aufstände Wei-ngao’s und Kung-sün-schö's.
201
änderung der Selbstzerstörung des Geschlechtes Wang 1 ). In der
Berathung meiner Unwissenheit halte ich dafür, du solltest, so lange
die Hoffnungen der Welt noch nicht vernichtet sind, die gewaltigen und
hervorragenden Männer noch herbeigerufen werden können, schleu
nig um diese Zeit aussenden die erlesenen Streitkräfte innerhalb des
Reiches, Du heissest Tien-jung sich festsetzen in Kiang-ling, herab
blicken auf die Verbindungen des Südens des Stromes, sich stützen
auf das Bollwerk des Berges Wu J ). Er baue Lagerwälle, verwahre
sich fest und schicke die hölzernen Tafeln nach U und Tsu. Was
südlich von Tschang-scha, wird gewiss nach dem Winde sich neigen.
Du heissest Yen-tsin aus Han-tschung hervorrücken und die Bestim
mung gehen den drei Stützen. Thien-schui und Lung werden dann
im Zusammenlegen der Hände sich von selbst unterwerfen. Auf diese
Weise gerathen die Länder innerhalb der Meere in Bewegung, und
es ist zu hoffen, dass hieraus grosser Nutzen erwächst.“
Kung-sün-schö fragte seine Würdenträger um Rath. Der „viel
seitige Mann“^r U-tschii sprach: Einst unternahm König Wu
den Angriff auf Yin. Er musterte früher die Streitmacht an dem Meng-
tsin. Achthundert Lehensfürten erschienen nicht zur bestimmten Zeit
und entschuldigten sich insgesammt. Er aber zog noch immer sein
Heer zurück und wartete auf den Befehl des Himmels. Ich habe noch
nicht gehört, dass Jemand ohne den Beistand der umgehenden
Menschen ausrücken lassen wollte das Heer jenseits einer Strecke
von tausend Weglängen, um zu erweitern seine Grenzen.
King-han entgegnete: Jetzt besitzt der Kaiser des Ostens nicht
die Handhabe von einem Fussbreit Erde, nicht die einherjagende
Menge der Vereinigung der Rabena). Er sitzt zu Pferde, bringt zum
Falle den Feind, dasjenige, dem er sich zuwendet, ist ohne weiteres
geschlichtet. Wenn wir nicht schleunig uns die Zeit zu Nutzen
machen und mit ihm die Verdienste theilen, sondern sitzend uns er-
t) Das Geschlecht Wang ist Wang-mang.
2) Der Berg Wu liegt im Osten des späteren Districtes Wu-schan in Kuei-tscheu.
3 ) Tseu-yang sagti.Tscheu gelangte durch das Ansammeln der Rahen zur Königs
würde.
202
Pf izmaier
zählen die Worte von dem König Wu, so ahmen wir dadurch Wei-
ngao nach, der als Oberherr des Westens auftreten wollte.
Kung-sün-schö zollte den Worten King-han’s Beifall. Er wollte
alle zusammengezogenen Kriegsmänner des nördlichen Heeres so wie
die Streitkräfte der Gäste des Ostens aussenden. Er hiess Yen-tsin und
Tien-jung getrennt auf zwei verschiedenen Wegen ausrücken und
mit den Heerführern in Han-tschung sich vereinigen. Die Bewohner
von Scliü, ebenso Kuang, der jüngere Bruder Kung-sün-schö’s, waren
der Meinung, dass es nicht angemessen sei, das Beieh jenseits einer
Strecke von tausend Weglängen leer zu lassen und durch ein einziges
Unternehmen die Entscheidung über Gelingen und Fehlschlagen
herbeizuführen. Sie erklärten sich nachdrücklich dagegen, worauf'
Kung-sün-schö abstand. Als auch Yen-tsin und Tien-jung mehrmals
um Streitkräfte baten und sich Verdienste erwarben, ward er zuletzt
argwöhnisch und gab jenen Bathschlägen kein Gehör.
Kung-sün-schö war vermöge seiner Gemüthsart quälerisch und
kleinlich. Er nahm Einsicht in Kleinigkeiten, hatte Muth zu strafen
und zu tödten, aber er sah nicht das grosse Ganze. Er veränderte
gern die Namen der Provinzen, Districte und Obrigkeiten. In seiner
Jugend ein Leibwächter, hatte er sich an die Einrichtungen des
Hauses Han gewöhnt. Bei seinen Auszügen und Einzügen beobach
tete er die vorschriftmässige Fahrt 1 ). Er hatte Glockenfahnen, Reiter
der Fahnenspitzen, und erst nachdem man die Hakenlanzen an
den Stufen reihenweise aufgestelit hatte, verliess sein Handwagen
die Gemächer.
Er erhob ferner seine beiden Söhne zu Königen und wies einem
jeden mehrere Districte der Provinzen Kien-wei und Kuang-han zum
Unterhalte an. Seine Würdenträger machten ihm dagegen häufig
Vorstellungen und meinten, ob Zustandekommen oder Fehlschlagen
sein werde, könne man noch nicht wissen, die Kriegsmänner seien der
Bei der vorschriftmässigen Fahrt sind die beigesellten Wagen dreissig an der
Zahl. Die Fürsten und Reichsminister befinden sich nicht in der Reihe der Wagen.
Die in dem Inneren Aufvvartenden fahren mit Dreigespannen. Der „den Wagen
anbietende“ Beruhiger der Hauptstadt jagt schnell vor dem kaiserlichen Wagen
einher. Er führt eine „Wolkenfahne“ mit neun Wimpeln und sitzt in einem
mit vier Hakenlanzen umschlagenen Wagen des Paradiesvogels mit einem Vor
dach aus Fellen.
Die Aufstände Wei-ngao’s und Kung-sün-schö’s.
203
Sonne und dem Nachtthau ausgesetzt, aber dadurch, dass man hastig
die Kaisersöhne zu Königen ernenne, bekunde man keine grossen Ge
danken und man verletze die Herzen der kämpfenden Männer. Kung-
sün-schö gab diesen Vorstellungen kein Gehör, und er betraute
bloss die Mitglieder des Geschlechtes Kung-sün mit den Ge
schäften. Aus diesem Grunde wurden ihm die grossen Würdenträger
abhold.
Im achten Jahre des Zeitraumes Kien-wu (32 n. Chr.) ertheilte
der Kaiser den Heerführern den Auftrag, Wei-ngao anzugreifen.
Kung-siin-schö schickte Li-yö an der Spitze von zehntausend Krie
gern Wei-ngao zu Hilfe. Wei-ngao wurde geschlagen und verlor
zugleich sein ganzes Kriegheer. Als die Kunde von diesem Ereig
nisse sich in Scho verbreitete, gerieth man daselbst in Furcht und
Unruhe. Kung-sün-schö empfand Bangen und wollte die Genuither
der Menge beruhigen. Jenseits der Vorstädte von Tsching-tu befand
sieb ein alter Speicher aus den Zeiten von Thsin, dem Kung-sün-
schö den neuen Namen: Speicher des weissen Kaisers ') gegeben
hatte. Derselbe war seit den Zeiten AVang-mang’s immer leer. Kung-
sün-schö hiess jetzt Leute fälschlich aussagen, dass der Speicher des
weissen Kaisers Berge von Getreide herausgebe. Die Menschen des
Volkes Hessen die Märkte und Gässen leer stehen und gingen hin,
um diess zu sehen. Kung-sün-schö veranstaltete eine grosse Ver
sammlung seiner Würdenträger und fragte sie : Gibt der Speicher des
weissen Kaisers endlich Getreide heraus? — Alle antworteten, dass
dieses nicht der Fall sei. Kung-sün-schö sprach: Es sind Lügen
worte, denen man keinen Glauben heimessen kann. Wenn man sagt,
dass der König des Geschlechtes Wei geschlagen ist, so hat es wie
der eine solche Bewandtniss. —• Da erschien plötzlich Wang-yuen,
ein Heerführer Wei-ngao's, und unterwarf sich dem Reiche Schö.
Kung-sün-schö ernannte ihn wieder zu einem Heerführer.
Im folgenden Jahre (33 n. Chr.) ertheilte er Wang-yuen und
dem „das Kriegsheer leitenden“ Hoan-ngan den Auftrag, Ho-
tschia) zu vertheidigen. Ferner entsandte er Tien-jung sowie Jin-
muan, den grossen Vorsteher der Schaaren, und 4gji Tsching-
1 ) Kung-sün-scbö gab ihm diesen neuen Namen, weil er die weisse Farbe schätzte.
2 ) Ho-tschi (der Teich des Flusses) ist der spätere District Fung-tscheu.
Sitzb. d. phil.-hisf. CI. LX1T. ßd. IV. Hft. ^
204
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fan, den Statthalter der südlichen Provinz, mit dem Aufträge, an der
Spitze von Streitkräften zu dem Passe des Stromes hinab zu ziehen.
Der „die Gefangenen (d. i. die Hiung-nu’s) zersprengende“ Heerführer
Fung-siün und Andere eroberten Wu 1 ) sammt I-ling und
I-tao 2 ). Sie besetzten dabei den King-men 6 ).
Im eilften Jahre des Zeitraumes Kien-wu (35 n. Chr.) wurden
die hier genannten Heerführer durch ^.Tsin-peng, den „den
Süden erobernden grossen Heerführer“ angegriffen. Jin-muan und
dessen Genossen erlitten eine grosse Niederlage. Wang-
tscliing, ein Heerführer in Diensten Kung-sün-schö’s, schlug Jin-
muan das Haupt ab und ergab sich an Tsin-peng. Tien-jung er
griff die Flucht und suchte Schutz in Kiang-tscheu*). Die Festungen
und Städte öffneten ihre Thore und ergaben sich. Tsin-peng eilte
hinauf immer weiter und gelangte bis Wu-yang 5 ).
Der Kaiser übermittelte jetzt Kung-sün-schö ein Schreiben, in
welchem er Glück und Unglück ausführlich besprach und die Treue
des „Mennigrothen und Grünen“ 6 ) verdeutlichte. Als Kung-sün-schö
das Schreiben durchblickte, seufzte er und zeigte es seinen Vertrau
ten, dem „grossen Beständigen“ Tschang - sehao und dem
die Stelle „des Verdienstes des glänzenden Gehaltes“ bekleidenden
ijJ|rTschang-lung. Sowohl Tschang-schao als Tschang-lung
riethen ihm, sich zu ergeben. Kung-sün-schö sprach: Absetzung und
Emporkommen sind der Befehl des Himmels. Wie könnte es sein,
dass man den Himmelssohn bewöge, sich zu ergeben? — Unter den
1 ) Die Gegend des oben erwähnten Berges Wu.
2 ) Der District I-tao gehörte zu der südlichen Provinz. Die alte Feste desselben
liegt im Westen des späteren Districtes I-tu in Hiä'-tscheu.
3) Der Berg King-men (das Thor von King) liegt im Nordwesten des späteren
Districtes I-tu in Hiä-tscheu. Derselbe, oben geschlossen und unten geöffnet, ist
von Gestalt einem Thore ähnlich. Auf der Höhe des‘Berges befanden sich noch
in späteren Zeiten die Grundmauern einer alten Feste.
Der District Kiang-tseheu gehörte zu der Provinz Pa. Die alte Feste desselben
befindet sich in dem späteren Districte Pa in Yü-tscheu.
5 ) Der Name eines Districtes. Die alte Feste desselben befindet sich in dem späteren
Mei-tscheu.
6) In den von Yang-hiung verfassten Worten der Vorschrift heisst es: Die Worte
desjenigen, der als König herrscht, sind offenkundig wie Mennigrot!» und Grün.
Die Aufstände Wei-ngao’s und Kung-sün-schö’s.
205
Menschen seiner Umgebung getraute sich jetzt Keiner, wieder von
der Sache zu sprechen.
Lai-hi, der Anführer der Leibwächter der Mitte, griff Wang-
yuen und Hoan-ngan eilig an. Hoan-ngan Hess Lai-hi durch einen
Meuchelmörder tödten. Kung-sün-schö liess seinerseits Tsin-peng
durch einen Meuchelmörder tödten. Im zwölften Jahre des Zeitraumes
Kien-wu (36 n. Chr.) wurden Kuei, der jüngere Bruder, und
Sse-hing, der Schwiegersohn Kung-sün-schö’s, durch U-han, den
grossen Vorsteher der Pferde, und den „die Macht stützenden“ Heer
führer Tsang-kung geschlagen und fielen in dem Kampfe. Seit dieser
Zeit wurden die Anführer von Furcht erfasst und sagten sich Tag
und Nacht los. Obgleich Kung-sün-schö Hinrichtung und Vernichtung
über ihre Häuser verhängte, war er nicht im Stande, sie zurückzu
halten.
Der Kaiser wollte ernstlich, dass Kung-sün-schö sich ergebe.
Er erliess daher eine höchste Verkündung, in der er ihm meldete:
In vergangenen Jahren habe ich die Schrift der höchsten Verkündung
eilig herabgeschickt. Ich eröffnete und zeigte Gnade und Vertrauen.
Mögest du nicht desswegen zweifeln, weil Wang-hin und Tsin-peng
dem Verderben anheimgefallen. Wenn du dich jetzt rechtzeitig hierher
begibst, so bleiben dein Haus und deine Seitengeschlechter unver
sehrt. Bist du im Irrthum und erkennst nicht, so Hissest du das
Fleisch hinab in den Rachen des Tigers. Es ist schmerzlich! Was
lässt sich thun? Deine Anführer und Häuptlinge sind herabgekommen
und ermüdet. Deine Angestellten und Kriegsmänner sehnen sich nach
Heimkehr, sie haben keine Freude daran, lange Zeit zusammenge
zogen zu sein und zu bewachen. Die Schrift der höchsten Verkün
dung und die Aufzeichnungen der Hand können nicht mehrmals er
langt werden. Ich, der Kaiser, breche mein Wort nicht. — Kung-
sün-schö war schliesslich gar nicht gesonnen, sich zu ergeben.
Im neunten Monate des Jahres schlug U-han wieder q™
Sie-fung, den grossen Vorsteher der Schaaren, und den „den Kin-
ngu erfassenden“ Yuen-ke, beide im Dienste Kung-sün-
schö’s, und erlangte ihre Häupter. Die Streitmacht von Han beobach
tete hierauf Tsching-tu. Kung-sün-schö sprach zu Yen-tsin: Was
soll man bei der Sache thun? — Yen-tsin sprach: Die Knaben
sollen sterben. Wenn man in der Mitte des Palastes das Leben
IS
206
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sucht, kann man da, indess man sitzt, in Verlegenheit sein? Die
Güter lassen sich leicht zusammenbringen, es ziemt sich nicht, sie
zu sparen.
Kung-sün-schö verstreute jetzt all’ sein Gold und seine Seiden
stoffe und ermunterte fünftausend todesmuthige Kriegsmänner, die
er zu Yen-tsin auf der Brücke des Marktes’) gesellte. Man liess ver
stellter Weise die Fahnen aufpflanzen, die Trommeln rühren und
zum Kampfe herausfordern. Dabei entsandte man nach und nach
vortreffliche Streitkräfte, die im Rücken des Kriegsheeres U-han's
hervorkamen und dieses in ungestümem Angriffe schlugen. U-lian
fiel in das Wasser und rettete sich nur dadurch, dass er sich an dem
Schweife eines Pferdes festhielt.
Im eilften Monate des Jahres rückte Tsang-kung vor das Thor
Hien-men 3 ). Kung-sün-schö blickte auf die Schrift der Wahrsagung,
die besagte: Die Gefangenen sterben unter den Stadtmauern. — Er
hatte grosse Freude und meinte, dass diess U-lian und dessen Ge
nossen angehe. Er stellte sich an die Spitze von mehreren zehntausend
Kriegern und überfiel U-lian, während Yen-tsin den Auftrag erhielt,
Tsang-kung entgegenzutreten. Es erfolgte ein allgemeiner Kampf,
in welchem Yen-tsin dreimal zusammenstiess und dreimal siegte. Die
Kriegsmänner des Heeres konnten vom Morgen bis zum Mittag keine
Speise zu sich nehmen und waren insgesamml kraftlos. U-han hiess
aus diesem Grunde die starken Kriegsmänner gegen sie anstürmen.
Die Streitmacht Kung-sün-schö’s gerieth in grosse Unordnung. Er
selbst wurde tief in die Brust gestochen und fiel von dem Pferdes).
Die Leute seiner Umgebung trugen ihn in einer Sänfte in die Feste.
Kung-sün-schö übergab die Streitmacht Yen-tsin und starb noch in
*) Die Brücke des Marktes ist eine der Brücken der sieben Sterne. Die von Li-ying
verfasste Geschichte des Landstriches YT-tscheu sagt: Die Brücke der tiefen
Sterne ist die ehemalige Brücke des Marktes. Dieselbe befindet sich vier Weg
längen südwestlich von dem späteren Districte Tsching-tu.
2 ) An der nördlichen Seite von Tsching-tu befanden sich zwei Thore. Das mehr nach
Westen gelegene hiess Hien-men (das Thor Aller).
3 ) Die Überlieferungen von U-han sagen: Der „das Kriegsheer beschützende“
Kao-wu eilte zu den Schlachtreihen und erstach Kung-sün-schö.
Die Aufstände Wei-ngao’s und Kung-sün-schÖ’s. 20T
derselben Nacht. Am nächsten Morgen ergab sich Yen-tsin an
an Han.
U-han verhängte jetzt die Hinrichtung über die Gattin und die
Kinder Kung-süu-schü's und vernichtete das ganze Geschlecht Kung-
sün. Zugleich verhängte er die Hinrichtung über Yen-tsin und dessen
Seitengeschlechter. Er liess hierauf die Kriegsmacht los, die in
gi'ossem Massstabe plünderte und die Paläste und Häuser Kung-sün-
scho’s verbrannte. Als der Kaiser dieses hörte, wurde er zornig und
ertheilte U-han einen Verweis. Er stellte auchjpfj ^|jLieu-schang,
den zugetheilten Heerführer U-han's, zur Rede, indem er sagte: Die
Feste hatte sich seit drei Tagen ergeben. Die Angestellten waren
gehorsam und unterwürfig. Knaben und alte Mütter, Menschen des
Volkes waren gegen zehntausend an der Zahl. Da eines Morgens
lasset ihr die Kriegsmacht los und leget Feuer an. Die Kunde davon
ist geeignet, in Thränen ausbrechen zu machen. Die Söhne und Enkel
deines Stammhauses haben die Ämter gewechselt als Angestellte. Wie
konntest du es über dich bringen, dieses zu verüben? Du neigst dich
zurück und betrachtest den Himmel, du bückst dich und betrachtest
die Erde. Du siehst, man lässt das Hirschkalb los, man schlürft die
Brühe, welches von diesen zwei Dingen ist menschlicher 1 )? Du hast
trefflich ausser Acht gelassen die Weise der Enthauptung der An
führer, der Todtenklage um die Menschen.
Tschang-schao und Tschang-lung hatten lvung-sün-schö ge-
rathen, sich zu ergeben. Da dieser ihren Rath nicht befolgte, starben
beide vor Kummer. Der Kaiser erliess eine höchste Verkündung
und verlieh nachträglich Tschang-schao die Würde eines „grossen
Beständigen“, Tschang-lung die Würde „des Verdienstes des glän
zenden Gehaltes“. Er liess beide nach den Gebräuchen nochmals he-
1 ) Das Buch Han-tse sagt: Meng-sün fing auf der Jagd ein Hirschkalb. Er hiess
Thsin-si-pa es festhalten. Die Mutter des Hirschkalbs folgte ihm nach und brüllte.
Thsin-si-pa ertrug dieses nicht und übergab es der Mutter. — Die Tafeln der
kämpfenden Reiche sagen: Yö-yang war Heerführer von Wei und überfiel Tschung-
schan. Sein Sohn befand sich in Tschung-schan. Der Landesherr von Tschung-schan
liess diesen Sohn sieden und übersandte Yö-yang die Brühe. Yö-yang schlürfte
sie. Nachdem er einen Becher geleert, überfiel er und eroberte Tschung-schan.
208 Pfizmaier. Die Aufstände Wei-ngaö’s und Kung-sün-schö's.
graben. Die Männer von strenger Redlichkeit und gerechtem Sinne 1 )
erlangten Ruhm und Auszeichnung. Tsching-U und Li-yo, Heerführer
Kung-sün-schö’s, wurden in Rücksicht auf ihre Begabung hervorge
zogen und verwendet. Das Land des Westens war hierauf befriedigt,
und alle Gemüther wandten sich zu Han.
1 ) Diess waren Männer, wie Li-me und Tsao-hiuen, die in den Überlieferungen von
selbstständig handelnden Männern Vorkommen. Dieselben waren um diese Zeit
nicht mehr am Leben.
Stark. Keltische Forschungen.
209
Keltische Forschungen.
Von Dr. Franz Stark.
II.
Keltische Personennamen, nachgewiesen in den Ortsbenennun
gen des Codex traditionum ecclesiae Ravennatensis aus dem
7.—10. Jahrhundert.
l.
Der in der k. Bibliothek zu München aufbewahrte, auf Papyrus
geschriebene Codex der Schenkungen an die erzbischöfliche Kirche
zu Ravenna aus dem 7.—10. Jahrhundert, zuerst abgedruckt von Marco
Fantuzzi in Monumenti Ravennati etc. Venezia, 1801, Vol. 1 n. 1,
dann von Jo. Bapt. Bernhard mit dem Titel: Codex traditionum eccle-
siae Ravennatensis. Monachii, 1810, enthält in grosser Zahl Namen
von Orten, Häusern, Grundstücken und Bergen, welche die Beachtung
der Sprachforschung verdienen.
Aus diesen Ortsnamen, welche sich auf die Territorien Arimi-
nense, Sinogaliense, Ausimanum, Hesinum, Heugubinum, Perusinum,
Sabronense, Urbinum, Feretranum erstrecken, und zumeist als adjee-
tivische Bildungen auftreten i), denen die Namen der Gründer oder
Bewohner oder Eigenthümer zu Grunde liegen, gewinnen wir nicht
wenige Personennamen, die sonst selten oder gar nicht überliefert
J) Auch im Slavischen erscheinen adjectivisch gebildete Ortsnamen, was Fr. R. v.
Miklosich in der Abhandlung ;,Die Bildung der Ortsnamen im SlavischenDenk
sehr. d. kais. Akad. d. Wiss. Philos.-hist. CI. Bd. 14, p. 9—11 nachgewiesen hat.
210
Stark
sind, aber zugleich auch Aufschluss über den Volksstamm, welcher
jene Gegenden bewohnte.
In unserem Codex zeigt die Mehrzahl der Ortsbenennungen die
römische Ableitung -iänus, -Anus, welcher gallisch -iäcum, -acurn
entspricht i), und zugleich das ergänzende Hauptwort locus, casale,
fundus, massa, mons 2 ).
Seltener sind die Bildungen mit:
-ari, wie Merolaria massa, Vincoriarius fundus,
-at, -et, wie Filinciati fundus, Montaniatus fundus s ), Lanieto
fundus 4 ),
-isc, wie Bulgarisca finis, Trifonisca fundus 5 ), und
die Deminutivbildungen mit
-eil, wie Ausianellus f., Demurellus f., Flavianellus f.,
-iol, wie Advenciola f„ Armentariola locus, Duliolus f., Fal-
cariola m„ Liscula f., Maceriola f. °), Praetuniolus f., Praeturiolus
f. 7 ), Puciolus f., Pulliolus f-, Saluciola sei. massa 8 ), Triviniolus f.,
-ul, wie Brutulo f. 9 ), Peritulo c„ Tusianulo f., Trentula f. 10 ).
Bei diesen Ableitungen insbesondere bei -ari, -at, -et und isc,
ist aber nicht mit Sicherheit zu schliessen, dass der Ortsname aus
einem Personennamen gebildet ist.
Auch die mit -it abgeleiteten Ortsbenennungen, wie Andito f.
85, 13, Albaritus f. 73, 6, Cornito f. 71, 27, Ornita f. 63, 6,
Solitcif. 67,11, Ulmita und Ulmitulo f. 37, 30. 84,10 sind vielleicht
ebenso wenig nach Personennamen gebildet, wie die mit -ic abge-
*) Vgl. W. Glück, die Risthümer Noricums. Sitzungsber. d. kais. Akad. d. Wiss.
Philos.-hist. CI. Bd. 17, p. 108—113.
2 ) In der folgenden Darstellung der Personennamen sind diese Wörter durch die
Anfangsbuchstaben bezeichnet.
3 ) Vgl. Montanianus fundus.
4 ) Uber die Ableitungen -ari, -ati, -eti in keltischen Ortsnamen siehe Zeuss p. 58.
742. 758.
5 ) Vgl. Zeuss. p. 775.
6 ) Vgl. Maceria fundus.
7 ) Vgl. Prosturio fundus.
8 ) Vgl. Salutis massa.
9 ) Vgl. Brutanus fundus.
10 ) Auch im Slavischen erscheinen Ortsnamen mit Deminutivsufixen gebildet. Vgl.
Fr. R. v. Miklosich 1. c. p. 5.
Keltische Forschungen.
211
leiteten: Betulicus f., Tullonica 1., Lumatica f., Lulonici mons,
Selbenici f. ')•
Vereinzelt erscheint im vorliegenden Codex der Personenname
auch ohne Ableitung zur Bezeichnung einer Örtlichkeit verwendet,
so in Aragusto f., Ceula f., Fusso 1’., Lusurio f., Octabio f,, wahr
scheinlich auch in Graderia f., Maceria f. ; Caprilia f., Ovilia f.,
Suxinius f., doch öfter im Genitiv, wie in Arcani f., Arcolenti f.,
Argelionis f., Consortie f., Fatinii-, Florie f., Missiliani 1'., Mauri c.,
Patagrasi hortus, Sahitis massa, fundus qui vocatur Transversi,
Triscanisi f., vielleicht auch in Auxiliaris mons.
Was endlich den Volksstamm betrifft, welchem die in diesen
Ortsbenennungen enthaltenen Personennamen zugehören, so glaube
ich annehmen zu dürfen, dass es der gallische ist. Den Beweis dafür
bieten einerseits die hier zur Vergleichung beigebrachten Personen- und
Ortsnamen, welche verschiedenen Ländern und Zeiten entstammen,
anderseits aber auch die etymologischen Untersuchungen über diese
Namen, welche bestimmt sind, den Schluss dieser Arbeit zu bilden.
Der Zusammenklang mehrerer dieser Namen mit römischen ist
meist nur zufällig und beruht grossentheils auf Lautveränderungen
in den keltischen Namen, welche in dem etymologischen Theile die
ser Abhandlung Berücksichtigung finden werden.
A.
Acus: Aeianus f. 31, 33. — Acus Steiner n. 166, Accius Mo
destus (miles) de Boissieu p. 335 n. 43, Accia Fabulla (Tochter
des M. Fabius und der Accia). Orelli n. 3424, Acco (Senonum prin-
ceps) Caes. B. G. 6, 4, Aco Catullinus (praeses Provinciae Gallae-
ciae) Grut. 1063, 9. Doch Aeianus f. kann auch statt Atianus f.
stehen und dann ist bei Ato nachzusehen.
Adventus: Advenciola casale 28, 30 = Adoenliola• — J. Ad-
ventus (a. 181) Steiner n. 741, Seius Adventus Marini, Iscrizioni
delle ville e de palazzi Albani p. 201, 22 neben Ventidius Orelli
n. 619, Ventilius Bassus 1. c. n. 3283, irisch Fintanus (St.) Vita
S. Aedui. Lives of the Cairibro British Saints 241, Finntina (Sta)
Mart. Dungal. Nov. 1.
*) Flavianicus f. und Palsianicus f. können nach den Personennamen Flavianus,
Palsianus benannt sein.
212
S t a r k
Afer, Afrius: Afrianus f. 66, 15. — Augustalinius Afer Steiner
n. 1688, Afer fec. Frohner n. 29, Messias Afrius (Inscr. Venusiae)
Oreili n. 3873, Hosidia Afra 1. c. n. 7351.
Afranus: Afraniana massa 76, 22. — Afranius Burrus. Tac.
Ann. 4, 34, Afrania Valentina Steiner n. 1739. Vgl. Affraninga
(EflVingen im Oberamt Nagold) a. 1005. Kausler n. 205.
Afrinus: Afriniana m. 74, 6. — L. Afrena C. f. Secunda
(Inscr. Narbon.) Oreili n. 4642.
Albus: Albianus f. 49, 17. — Albus (frater Uccii Secundi)
Oreili n. 291, Albus Frühner n. 67—70, Albus (rex Hiberniae) Vita
S. Aedui. Lives 235, Albanius Balvi filius, domo Batavos, Ackner,
Röm. Inseln-, in Dacien n. 208, Albiso Sidon. 9, 2, Albisia (conjux
Titi Tummonis) Steiner n. 610, Albinus Frohner n. 58 — 62, armo-
risch Alben a. 895. Cart. de. Redon n. 268.
Alenus: Alenanus f. 58, 27. — Alenianus im Codex Ravenn.
80, 3, Alienus Pentili (filius) Inscr. Astur. Oreili n. 156, Aliena
ssec. 9. Polypt. Rem. 105, 58, Alma ssec. 8. Salzb. Verbrüdb. 78,
16, Alineas ssec. 11. Cart. S. Vict. Massil. n. 517, Alia, Alias ssec.
9. Polypt. Rem. 49, 65. 100. 8.
Allus: Allianus f. 54, 21. — Julius Alias Masdeu, Hist. crit.
Tom. 19 n. 1625, irisch Alla, Vater des h. Baoilhln, Mart. Dungal.
Oct. 6, Allo (abbas) a. 667. Pard. n. 357; (pbr.) a. 879. Marca
hisp. n. 40 col. 809.
Alticus: Alticianus f. 33, 6. — Adaldek fein. Goldast 2, 120
= Ad-aldek d. i. Ad-altica, Altiganus ssec. 9. Polypt. Rem. 104,
56 = Altic-an-us, Aldus Januarius (Bruder des L. Aeceptius Reto-
marus) Steiner n. 1576, Alto (Scotus, St.), Abt zu Alt-Munster in
Bayern, ssec. 8. Colgan, A. S. Hib. I. Febr. 9 p. 301, kymrisch Altus
(Grossvater des h. Brandan) Lives 251.
Amotacus: Amotacianus f. 100, 14. — Amotacus ist entweder
abgeleitet von Amoto (testis) a. 843. Meichelb. n. 622, Amato 1. c.
n. 685 = älterem Amado (vgl. Amadis Frohner n. 79, Amada,
Amadus a. 814. Polypt. Massil. N. 6. 9 im Cart. S. Vict. 2. p. 653,
Amada ssec. 9. Polypt. Rem. 86, 39, Amadinga ssec. 8. Polypt. Irm.
209, 11 = Amad-ing-a, oder = A-motacus neben Motucus (Secun-
dinius) Steiner n. 1718, Noviana Motuca Oreili n. 7220, wie Ale-
dramnus (comes) a. 850. Prudent. Trec. ann. Mon. Germ. 1, 444
= A-ledramnus neben Lethramnus ssec. 9. Polypt. Rem. 10, 30.
Keltische Forschungen. 213
Zur Erklärung dieser Namen dient kymrisch Uathyr, Ihatr, auch
alatliyr (illustris) Lhuyd 67. 213, Owen.
Ampus: Ampianus f. 70, 6. — Ampius Baibus, Vellej. 2, 40.
Cicero ad Dir. 1, 3, Ampo (mancip.) a. 837. Schannat n. 484,
Ampho ssec. 8 — 9. Michelb. n. 129, Ampudius Momms. n. 1374,
armorisch Ampen (villa) ssec. 9. Vita S. Convoionis 2, 1. Morice
1 col. 243.
Ampusus, Amposus: Ampusianus 1'. 28, 13. — Vgl. Ampus,
dann Mimiso Aurusus Steiner n. 1983. 2002, Catuso Momms n.
62, Bnruso a. 1131. Cart. S. Vict. Massil. n. 1011, Aprosus Steiner
n. 744, Pattosus (fig-) 1- e. n. 1648, Barosa a. 814. Polypt.
Massil. «I. 6 im Cart. S. Vict. 2, 649.
Ancellus: Ancellanus f. 100, 13. — Ancellus a. 1093. Miraei
Opp. 2 p. 934 c. 34. — Ancus in fundus Ancinnus Masd. Hist. crit.
Tom. 3, p. 203, Ancho a. 780. Trad. Wizeb. n. 107, Anchias a. 893.
Beyer, Mittelrhein. Urkdb. 1 n. 133 p. 136, irisch Ainclie (St.)
Mart. Dungal. Sept. 19 p. 360.
Ancipo: Ancipanus f. 34, 4. — Ancipo ist wahrscheinlich der
Name einer Örtlichkeit, gebildet wie die spanischen Ortsnamen La-
cippo, Orippo PI in. 3,3. 3, 1, 3 ,Iripo, Sisipo Ackerman, Ancientcoins
p. 37. 36, doch sind auch zu beachten die Pesonennamen Percipia
a. 1060. Cart. S. Vict. Massil. n. 730 neben C. Percennns (libertus)
Maffei Mus. Veron. p. 183 n. 3, irisch Berchdn Mart. Dungal. April
10. Mai 24. Jun. 5. Nov. 24, Bircia Ampliata, Marini Iscr. Alban,
n. 62, Berki, Berca ssec. 12—13. Liber vitae eccl. Dnnelm. p. 78,
3. 97, 12, Bercol a. 736. Kemble, n. 80, p. 97, dann Principius
(ep. frater Remigii, Remor. ep.) a. 333. Test. Remigii. Pard. 1
n. 118; (Spirens. ep.) a. 632. Pard. 2 n. 238, Principia (uxor
Donad-ei) a. 870. Cart. de l’abbaye de Beaulieu n. 81 neben Prencius
(civis Brivinensis) Steiner n. 2362, Brencius a. 969. Annali Bologn.
1 App. n. 28, Brenci (mancip.) ssec. 11. Kemble 4 n. 981 p. 313 <).
Anno: Annianus f. 69, 10. — Anna (comes) Cassiod. Epist.
1, 3, Anno Steiner n. 3300, Annius Fröhner n. 108—113, Of(ficina)
Ani 1. c. n. 102, Annius Cissus Orelli, Inscr. Helv. n. 36, Annius
Romanus, Muchar, Gesch. Steierm. 1 p. 373, Anius Runus Arch. f.
i) Vgl. auch Princulo a. 7iö. Brunetti, Cod. dipl. Toscan. 1 n. 8 p. 443, dann
Brinke, Familiennamen in Oesterreich,
214
Stark
K. österr. Geschq. Bd. 33, 128, Anneia Albana, Orelli n. 1057,
irisch Ana (Sta. virgo) Mart. Dungal. Jan. 18, kymrisch Anna
(Schwester Artur des Grossen, Gemahn des Budicus, Königs in Bri-
tannia minor) saec. ö. Exc. chron. Brioc. Morice 1 col. 12; (Tochter
des Meurig, Königs von Glamorgan), saec. 6. Lib. Landav. 8; Anno,
Anna (mancipia) a. 744. Pard. n. 579.
Anticus: Anticianus f. 35, 11 *). — Anticui Cochet, Normand.
souterr. p. 82. 182 (Fröhner n. 110), Antiquns (Q. Corrius) Orelli
n. 4522 d. i. Anticus, Antecho a. 977. Marini, Papiri dipl. n. I 04,
Anticonia a. 1285. Kremer, Orig. Nassov. n. 165 d. i. Antic-oni-a
(vgl. Seneconius Seisserus Steiner n. 796), Antus (Tib. Jul.) Steiner
n. 1347, M. Antus (Ulvir zu Clunia in Spanien) Ackerman, Ancient
coins p. 85 n. 1, Antia Suri filia, Knabl, Mitth. d. hist. V. f.
Steierm. 4, 416.
Antilus: Antilianus f. 34. 22. —Antullus (praef. coli. Astur.)
Orelli Inscr. Helv. n. 25, Pr. Antullia Orelli n. 3375. Vgl. auch Andila
masc. a. 876. Marca hisp. n. 35 col. 798, Andela f. saec. 9. Polypt.
Rem. 45, 23. 48, 56.
Antinus: Antinianusf. 64,29. —Vgl. Antenus in „de Antenaio“
saec. 9. Polypt. Rem. 18, 3 und Ulonia Arulina, Knabl. Mitth. d.
hist. V. f. Steierm. 1, 33.
Antisus: Antisianus f. 35, 30. = Vgl. Antesmu saec. 8. Salz
burg. Verbrüdb. 52, 26 = Ante-s-m-o, Antusa (jugalis Theuca-
risti) saec. 8. Cod. trad. Ravenn. p. 34, 24, dann Artisius, Domisus
Steiner n. 2006. 3564, Mimisius Grut. 995, 8, Alfia Mimisia Orelli
n. 3885, Numisius Orelli n. 1306, Digrisa 1. c. n. 510.
Antonius: Antonianus f. 64, 5. — L. Titullius Antonius du
Mege, Archeol. pyren. 3, p. 426, Antonius Q. f. Antullus, Momins.
Inscr. Helv. n. 24, Antonius Naclius, Finestres, Sylloge p. 266 n. 52.
Antutus: Antucianus f. 35, 21. — Antutus ist — An-tutus,
zusammengesetzt wie Con-toutos (eine Münze aus Aquitanien) Ducha-
lais u. 31, kymrisch Eu-tut Lib. Landav. 264. Vgl. Touti fii. Orelli
n. 422, Toutonis fil. Murat. 1281, 6, Cassia Touta, Segusiava, de
Boissieu p. 118, 1, kymrisch Tuta, Vater des Leumarch, saec. 9.
Lib. Landav. 208, armorisch Tute (testis) a. 871. Cart. de Redon
n. 247.
! ) Auch Anticus f. 73, 27.
Keltische Forschungen. 215
Appinus: Appinianus f. 74, 4. — Vgl. Appinnus in Appinnäcus
villa c. a. 98ö. Cart. Savin. n. 540.
Appius: Appiano, casale 39, 13. — Appia f. de Boissieu p.
300, 3, Apulus Eaeeo. Hühner. Monatsber. d. Berliner Akad. 1861.
Bd. 1, p. 392, Aponia Montana (sacerd.) Masdeu, Hist. crit. Tom. 5,
p. 9 n. 18, Apisus Steinern. 2355, kymriscli Apis ssec. 7. Lib.
Landav. 160.
Aquilus, Aquilins: Aquilianus f. 38, 5. — P. Acilius Orelli n.
3752, Achilo ssec. 9. Polypt. Bern. 51, 78, Acilo a. 994. Esp. sagr.
Tom. 36, App. n. 1, Petronius Acelenns Steiner n. 554, Aquilinus
frater Lol. Norici (Inscr. Salisburg.) Steiner n. 2766, Petronius
Aquila (ssec. 3) 1. c. n. 1362, Aquilo a. 814. Polypt. Massil. F. 19
im Cart. S. Vict. 2, 638, Aquius Antonianus. de Boissieu p. 28. 20.
Arngustus: Aragusto f. 55, 1. — Aragustus = Ari-gustus?
Vgl. kymriscli Guorgust, Sohn des Coilhen, Vita S. Cadoci. Lives
82, armorisch Worgost, Gurgost ssec. 9. Cart. de Redon n. 116.
124, Congusto (villa) a. 888. Marca hisp. n. 46 col. 819 neben
armorisch Gustus. Gosto a. 803. Cart. de Redon n. 43.
Arcinus: Arcinianus f. 60, 8. — Sallius Arcinius Orelli n.
3522, Are (fig.) Fröhner n. 145, Antonius Arquius, ex gente Visali-
gorum (Hispania) Orelli n. 156 = Arcius, Arquius Viriati fil. E.
Hübner, Monatsber. der k. Berlin. Akad. 1861, Bd. 2 p. 788, Octavia
Arche, Avia Arche Fabretti p. 7, 41. 42, kymriscli Arch Jolo 3.
Arcolentus: Arcolenti f. 39, 26. —Arcolentus = Ar-colentus-
Vgl. Kalivda (opp. Hisp.) Appian. Hisp. 99. 100, kymriscli Aircol
(rex) Lib. Landav. 111 = Air-col, wie Concolen 1. c. 159 = Con-
colen, armorisch Jarncolin c. a. 834. Cart. de Redon n. 129 =
Jarn-colin und Angolenus a. 746. Pard. n. 557 = An-golenus statt
Ao-colenus, aber auch irisch Cuillenda (mater Colgani) De S. Col-
gano c. 3. Colgan. AS. Hib. 1, 381.
Arcrifolius: Arcrifolianus c. 33, 11. — Arcrifolius d. i. Ar-
crifolius, Ar-crivolius und vielleicht statt Ar-crivo-rius, wie etwa
Longobaldie fundus in demselben Codex 64, 22 statt Longobardie.
Vgl. Grivorius ssec. 9. Polypt. Rem. 20, 13 d. i. Griv-ori-ns, ferner
Grivienta, Grivus 1. c. 52, 90. 54, 110, Crivello a. 1130. Lupi 2,
946, Crivilus in Crivilidcus ssec. 10. Cart. Savin. n. 459, Creverias
(loc.) Roll. AS. Febr. 2, 191 *), Crcva“ ssec. 8. Polypt. Irm.
*) Siehe Zeuss, Gramm, celt. p. 741.
216
Stark
271, 1, dann den wahrscheinlich gälischen Namen Sithcriva ssec. 11.
Lib. vitae eccl. Dunelm. p. 16, 3 neben den irischen Namen Sith-
bholg Geneal. of Corca Laidhe. Miscell. of the Celt. Soc. 1849, p. 57,
Sithmaith (abbes) a. 773. The four masters und dem altgallischen
Namen Setuboggius Esuggi fil. Spon, Mise. p. 109, 88.
Argelio: Argelionis fundus 59, 6. — Argilus a. 697. Pard.
n. 440, p. 241, Ricardus Argilms ssec. 12. Cart. S. Petri Carnot.
p. 534 c. 26, Argelorum mater Cornelia G. f. Uxam(ensis) Masdeu
Tom. 19 n. 1733.
Arinus: Arinianus c. 38, 3; f. 27, 11. 37, 6. — Airinus,
Arina ssec. 8. Polypt. Irm. 82, 35. 229, 8, Arennias Cordus, Maffei
Mus. Veron. p. 124, 5, Arrenus Rufus, Orelli n. 71, 24, Q. Traio
AreianusMasdeu, Mist. crit. Tom. 6 n. 653, M. Arrius (civis Ilelvetius)
Orelli Inscr. Helv. n. 80, Ar eia (ancilla), Aria ssec. 8. Polypt. Irm.
107, 235. 114, 297, Galuzon xlrtfilius ssec. 11. Cart. de S. Georges
de Rennes. Cart. de Redon p. CCCLXV1II,
Armentarius: Armentariola (locus quivocatur) 25, 23. 85, 20 >)•
— Armentarius (Galeiius Valerius Maximianus vulgo A.) Diocle-
tians Adoptiv- und Schwiegersohn, Lactant. De morte persecut. cap.
ult., Armentarius a. 653. Pard. n. 320; (mon.) a. 879. Marca hisp.
n. 40 col. 807, Armentario ssec. 10. Ribciro 1 n. 6, Ermentarius
a. 876. Perard. p. 152 d. i. Ar-ment-ari-us, abgeleitet von armint
d. i. ar-mint (honor). Siehe Stark, Ivelt. Forsch. ThI. 1. Sitzungs-
ber. Bd. 59, p. 165 und vgl. Armentius (Turon. ep.) Greg. Tur. 10,
31, 4, dann irisch Airmetagh Ann. Ult. a. 680. Collect, de reb.
Alban, p. 230 d. i. Armintdcus.
Asillus: Asillianus f. 35, I. — Asellio Steiner n. 2812, Aselius
Threptus, E. Hübner, Monatsber. d. k. Berlin. Akad. 1861, Bd. 1,
p. 381, Asilo ssec. 8—9. Sajzb. Verbriidb. 32, 15, Asilius a. 1226.
Mirsei Opp. 4, p. 234 c. 76, Asila (mancip.) a. 821. Ried n. 21,
Astinus: Astinianus f. 35, 1. — Astenus a. 919. Lupi 2, 114,
Asta (Caesaris serva).Orelli n. 6260, Astus Fabretti p. 77, 80, Asto
(prsepos. Prumens.) a. 943. Beyer, Mittelrhein. Urkdb. 1 n. 181,
Astectus (P. Gavius) Maffei Mus. Veron. p. 84, 4.
Aternus: Aternana m. 65, 4, Aternanus f. 71, 1. — Vgl. Ater-
nos (tig.) Fröhner 181, wenn nicht eine Ableitung von dem Namen
O Ar m tariola im Codex ist nicht, wie im Drucke, Armatariola aufzulösen.
Keltische Forschungen. 217
des Flusses Aternus (jetzt Pescana) Strabo 241. Plin. 3, 3, 12,
15. Mela 2. 4. vorliegt.
Atilius: Atilianus f. 31. 24. — Atilius Frölmer n. 182—185,
Atilius Saranus (Proconsul) Orelli n. 3110, Atilius Marullus (Aver-
nns) de Boissieu p. 241, Q. Atilius Adeus, du Mege, Archeol. pyre'n.
3, p. 348, L. Atilius Atilianus Orelli n. 3817, Atiliu Verula, de
Boissieu p. 167,
Ato, Atius: Atiana m. 29, 1. — Atto Frölmer 209—210, Atto
(Vater des Julius Icco) du Mege, Archeol. pyren. 1, p. 307, Varusius
Atto Steiner n. 1697, Atto (diac.) a. 537. Pard. n. 128, Attius f.
Frölmer 207—208, Attio, Lani filius, Steiner n. 343.
Aucanisus: fundus Varianus qui vocatur Aucanisi 72, 3. —
Aucanisus vielleicht — Au-canisus neben Petrus Canisius a. 1182.
Mirsei Opp. 3 p. 574 c. 15, Q. Caninius Lucanus (sam. 2) Knabl,
Mittb. d. bist. V. f. Steierm. 4, 197, Caninia Modestina Steiner
n. 2255, Cano a. 825. Hlud. et. Hlotb. cap. Mon. Germ. 3, 253, 10,
dann Audolena de Boissieu p. 599, 67 = Au-dolena neben Dolena
a. 670. Pard. n. 362, p. 153, Audomarus (St. Sohn des Fruilphus
und der Domita, geboren am Constanzer See) Proludia Cart. Sitb.
p. 6 = Au-domnrus neben Domcirius (archidiac. Aravicens.) a. 633.
Conc. Tolet. 4, Aurorianus Steiner n, 1859 = Au-rorianus, abge
leitet von Rorio (comes) a. 749. Trad. Wizeb. n. 69. Doch sind
auch zu beachten die Namen Fl. Aucus Steiner n. 2245, C. Aucius
de Boissieu p. 190, vielleicht auch Cornelia Auxanusct Fabretti
p. 141, 17 wenn = Aucanusa 1 ), wie Senicco Senixonis filius,
Murat. 1402, 5 = Senicconis, M. Livius C. lib. Donax Orelli n. 782
= jDonacus, neben Auxanus (ep. Mediol.) Martyr. Born. Sept. 3,
sicher aber der folgende Name
Aucinus: Aucinianus f. 58, 27. •— Auchenius (Bassus Anni-
cius) Cons. a. 408. Orelli n. 105, Ego Occini (pbr. et notar.) a. 807.
Brunetti 2 n. 74, p. 371, 30.
Augitus: Augicianus f. 33, 29. — Augitus — Aucitus, Ocitus.
Vgl. ’OxtrtV vulgo ’Ozr/ri?, Insel an der Nordküste von Britannien.
1) Die Erklärung- des Namens Auxamisa bei Fabretti als „graecanicum cognomen
a verbo av^avojAOC' sumptum quod adolescere sive incrementum recipere si-
gnifioat“ ist sicher falsch. Vgl. Aurelia Auxeris Fabretti p. .157, 271, Auxenna
Ort der Demi in Gail. Belg. Tab. Peut., Auxionis Mons Polypt. Irm. p. 2S0, 2.
218
Stark
Ptol. 2, 3, 31, Ucetia, Stadt der Aremorici in Gail. Narb., Inschrift
bei Menard, Hist, de Nismes 1, p. 22, Ugicio (testis) a. 1112. Cart.
S. Vict. Massil. n. 1007 = Ucitio. Siebe auch Ucus.
Ausianus: Ausianellus f. 75, 1. — Ausianus — Osianus ? wie
Vausuna (villa) saec. 7. Cart. Sitbiens p. 20 n. 4 = Vosuna. Vgl.
Clodia Osiana (Inscr. Tarrac.) Masdeu, Hist. crit. Tom. 19 n. 1366,
Osian (pbr.) saec. 11. Kemble 4 n. 981, p. 309, Osius (ep.) Lex
Burdig. Tit. 3, 8, Ausin a. 715. Brunetti. Cod. dipl. Toscan. 1 n. 8,
p. 441.
Ausimo : Ausimana m. 65, 28. — Ausimo (dux) im Cod. Ra-
venn. 78, 13 >).
Autilus : Autilianus f. 69, 22. — Vgl. Autumnia (Attia) Orelli
n. 3282, Auteria a. 814. Polypt. Massil. H. 3 im Cart. S. Vict. 2
642, T. Autus (IHvir in Clunia; span. Münze) A'kerman, Ancient
coins p. 83 n. 1. — In diesen Namen scheint durch den Ausfall des
Vokals i eine Verkürzung eingetreten zu sein, und ich fasse Autilus
— Avitilus, Autumnia = Avitumnia, Auteria = Aviteria, Autus
1 fitf/.-:. Man beachte Avitus (fig.) Steiner n. 207, Vellius Avitianus
1. c. n. 1293, Avetonia Romana, Heiner, Rom. Baiern n. 211; Aveto-
nia saec. 8. Polypt. Irm. 237, 90.
Auxilius : Auxiliaris mons 32, 26. Auxiliaris f. 44, 6. — Auxi-
lius (martyr. Antiochffi) Mart. Rom. Nov. 27 = Ausilius , Usilius,
irisch Usaille or Auxilius (St. ep.) a. 434. The four masters,
Vasaille Mart. Dungal. Aug. 27, Osaille in Mariani Kalendario; Osili
saec, 12. Lib. vitae eccl. Dunelm. p. 3, 2. Aber Auxiliaris kann auch
als Personenname aufgefasst und mit Acatius Salutaris Orelli n.
4782 neben Salutarius de Testelt a. 1188. Miraei Opp. Tom. 3, p.
64 c. 73 verglichen werden.
Auxinus : Auxinianus f. 32, 14. — Vgl. Auxanus, Auxanusa,
Auxenna (locus), Auxeris (fern.) und Auxionis Mons bei Aucanisus,
ferner Auxentius Mart. Rom. Febr. 14. Dec. 13. 18 neben Aucent
(Philippus) a. 1720. Miraei Opp. 3 p. 279 c. 260, Augentius (ep.)
•a. 380. Conc. Caesaraug. Esp. sagr. Tom. 30 p. 238 = Aucentius.
Ausim, Familienname in Wien. — Ist Ausimo etwa verkürzt aus Avisimo ? Vgl.
Ifavisa saec. 11. Cart. S. Petri Carnot. p. 185 c. 59, ammor. Avis de Mean saec.
11. Cart. Marmont. Morice 1 col. 436 u. a.
Keltische Forschungen.
219
Avus, Avius : Avianus f. 59, 5. — Sauria Ania, Aurelia Avin
Steiner n. 1580. 1890, Aüua (mancip.) a. 788. Trad. Wizeb. n. 102,
Ava ssec. 8. Polypt. Irm. 69, 81. 81, 28. 83, 44. 85, 58.
Amnus: Axinianus f. 35, 51. •— Axius Aelianus (Inscr. Tran-
silvan.) Grut. 102. 4, Axionis filius (Hannaxus) Du Mege, Archeol.
pyren. 2 n. 158, Axia Paulina 1. c. 3, p. 139.
B.
Barbus: Barbianus f. 25, 29. —Turma Barbi Steiner u. 1600,
Barbius Capitus , Barbius Gratus , Steiner n. 3148. 3325, Barbia
(Inscr. Carnunti) v. Sacken , Sitzungsber. 9, 747, Barbilia Quarta,
Mafien Mus. Veron. p. 164, 1, Barbaras in Barbarica casale Cod.
Ravenn. 33, 9, Barbara (ex Hispania) ssec. 6. Mab. AS. ssec. 1, 210,
16, Barbatus Cod. Ravenn. 69, 29, Barbatio (comes domesticarum)
a. 354. Ammian, 14, 11, 19.
Basus, Bassus : Basiano , c. 28, 31. Bassianus f. 69, 23. —
Baso (libert.) a. 700. Pard. n. 452 p. 257, Baso ssec. 8. Polypt. Irm.
211, 25, Bassus Fröhner n. 277—283, Ventilius Bassus Orelli n.
3283, Rasinius Bassus 1. c. n. 642. 643, Bassa fern. 1. c. n. 1297.
Flavia 2?«ss«(mater Gresii Apolausti) Chandler, Marin. Oxon. p. 136,60.
Baulinus: Baulinianus f. 34, 17. — Bolenus, Cassiod. Chron.
a. 110, Bolinus de Ottigni a. 1225. Mirsei. Opp. 1, p. 742 c. 157,
Bolanus (M. Vettius) Orelli n. 1514, Boloneus (abbas mon. S. Be-
nigni Divion.) a. 579. Pard. 1 n. 186 p. 146, Poncius Bolonius c. a.
1080. Cart. S. Vict. Massil. n. 1086, Bato Buli fil. eques alse. Pan-
nonior. Steiner n. 3581, Bolo a. 770. Cod. Lauresli. n. 3293, Bo-
los(eJa Toutoni(s) filia. E. Hübner. Monatsber. der k. Berlin. Akad.
1861, Bd. 2, p. 779, jBolosea Fidipelli filia 1. c. Bd. 1, p. 399, Bola,
Bolam a. 824. 825. Kemble 1 n. 218. 219.
jBetulas: Betulicus f. 74, 5. — Vgl. Betulo (Trevirus) Archiv
f. K. österr. Gescliq. Bd. 13, p. 81, Bettola ssec. 9. Polypt. Rem 99,
2, Betholenus (filius Candeli) a. 615. Pard. 1. n. 230, p. 212, Betho
filius Baddonis 1. c. p. 210, Bettu (mancip.) a. 852 Schannat n.
474, Betta ssec. 8. Polypt. Irm. 23. A; (mancip.) a. 781. Trad. Wi
zeb. n. 90, (mancip.) a. 821 Ried n. 21, Beta (Sta) Cod. Theodo-
rici der ßened. Abtei Deutz. Lacombl. Archiv 5, p. 297, Cattia Bettia
du Mege Archeol. pyren. 3 p. 412, aber auch Baetulo (Stadt der Lac-
cetaner in Hisp. Tarrac. am gleichnamigen Flusse) Mela 2, 6. Plin.
Sitzb. d. phil.-hist. CI. LXII. Bd. IV. Hft. 16
ft
•220
Stark
3, 4, 22, Ordo Betulonensis (Inscr. Cataloniae) Masdeu, Hist. crit.
Tom. 19 n. 1622, Petoleia (fons) ssec. 11. Cart. Atlienac. n. 17 im
Cart. Savin. 2, 563. — Betulicus fundus ist wahrscheinlich auch
nach einem Bache oder Flüsschen benannt <)•
Bibo : Bibianus f. 35, 25. —Bebius Eunomi (fd.) Masdeu,
Hist. crit. 5 n. 61, Bibo ssec. 8. Cod. Lauresli. 3826, Bebo a. 838.
Dronke n. 510, Beboz a. 823. Schannat n. 348 wahrscheinlich =
bocus. Vgl. auch Baebidius Marcellus, Orelli n. 6707, Baebia C. !'•
Crinita, E. Hübner, Monatsber. d. k. Berl. Akad. 1861, Bd. 1 p. 382.
Bolanus : Bolanianus f. 74, 30. Siehe Baulinus.
Bolinus : Bolinianus f. 64, 2. Siehe Baulinus.
Bolonus : Bolonianus f. 69, 10. Siehe Baulinus.
Bruno, Brunns : Brunianus f. 33, 20. — Brunns (cokm.) s;ec.
11. Perard p. 72, (sacerd.) a. 1213. Cod. Wangian. n. 272, Prunus
a. 982. Cart. Savin. n. 169, Brunatus a. 1199. Cod. Wangian. n. 62,
p. 144, Bruneta f. a. 1020, Marca liisp. n. 191 col. 1028, Brunitus
a. 1045. Cart. S. Vict. Massil. n. 213, Bruneilus c. a. 1080. Cart. de
Redon n. 344, (famulus episcopatus) a. 1213.Cod. Wangian. n. 272,
Brunuli casa a. 754. Mittarelli, Ann. Camald. 1 n. 1, p. 5, Bruniolus
a. 1164. Lupi 2, 1214, Brüning a. 1056. Cart. S. Vict. n. 205,
Brunengus a. 845. Perard p. 144, Rai(mundus) Brunencco a.
1219. Cart. S. Vict. Massil. n. 1119, Brunectus a. 1138. Murat.
Ant. Ital. Tom. 3, p. 1157, Brunmatin lern. ssec. 11. Cart. S. Petri
Carnot. p. 475 c. 5 (vgl. armorisch Bumatan, testis, a. 848. Cart.
de Redon n. 64), irisch Brön (ep.) Mart. Dungal. Jun. 8, Bron ssec.
9. Liber vitae eccl. Dunelm. p. 10, 1, Bronach (Sta) Mart. Dungal.
April 2, kymrisch Brunonoi ssec. 6. Vita S. Cadoci c. 6. Lives 91,
armorisch Bronmael a. 858. Cart. de Redon n. 175.
Brutus: Brutanus f. 85, 30. Brutulo f. 67, 32. — Vgl. Bruto
Gintussae filius, Steiner n. 2764, Brutius Orelli n. 6235, Bruttii (so-
cii Annihalis) Appian. De. reb. Annibal. 44. 49. 54 etc. 3 ), Bruttidius
Fabretti p. 610, 81, Brutinus de Arco ssec. 11. Perard p. 101, Con-
stantius, Brutinellus ssec. 11. Cart. Savin. n. 121, kymrisch Brutus
(rex) Galfr. Monumet. 1, 3 —17. 2, 1. 9, Brwth, ab Selys hen,
Jolo 3, Bruta (prsel'ectus) a. 725. Kemble 1 n. 73, irisch Brotaidt
a. 1002. The four masters, d. i. Brotidius u. v. a.
t) Bcdesis hiess nach Plin. 8, 15 ein kleiner Fluss, welcher durch Ravenna floss.
3 ) Aulonia und Consentia waren Städte der Bruttier. Appian 1. c. 49. 56 und Bell.
Civ. V, 56. 58.
Keltische Forschungen.
221
Bugius, Bogius: Bugianus f. 49, 8.—Pugi filia (Dutia) E.
Hübner, Monatsber. d. k. Berlin. Akad. 1861, Bd. 2, p. 779, irisch
Bogha (Sta) Mart. Dungal. Jan. 22, kymrisch Bagi (Sohn des Guyn-
leu) Lives p. 267, 33, Buga (minister) a. 904. Kemble 2 n. 337
Julius Bogemus Masdeu. Hist. crit. Tom. 19 n. 1625, Bogionius Mis-
sicius, L. lib. Orelli n. 3078, Bugentius sscc. 11. Mohr Cod. dipl.
Rhsetiae 1 n. 193, p. 285, ferner Setuboggius Esuggi fil. (Inscr. Am-
bian.) Orelli n. 2062, Adbogius (natione Petrucorius) Steiner n. 342
= Ad-bogius, Cadabogius a. 922. Marca hisp. n. 69 col. 844, irisch
Dobogan, son of Comarde, Mart. Dungal. Jul. 18, d. i. Do-bogan, zu
sammengesetzt wie D0-c/(«?’fac/i(Diarmaid, son of Z).), abbas a. 972.
The four masters.
Bulgarus: Bulgarisea finis 35, 23. — Bulgarus 74, 9, Bulga-
rius, a. 866. Carl, de Beaulicu n. 3 p. 11; ssec. 9. Cart. Savin. n. 15,
Pulcari ssec. 9. Chron. Salem. Mon. Germ. 5, 513 , T. Pulcio Caes.
B. C. 3, 67, irisch Bolcdn (St.) Mart. Dungal. Febr. 20.
Bulusius: Bulusianus f. 69, 9. — Vgl. Bolosea bei Baulinus.
Dieser Name ist abgeleitet wie Nicosia Steiner n. 1891, Fermosia
(jugalis Audirosi) Cod. Ravenn. p. 75, 4, Cerbosius ssec. 12. Lupi
2, 1150.
C.
Cabrus, Cabrio: Cabriano, c. 33, 8. — Cabrus (fig.) Fröhner
n. 509, Cabrio (signifer legionis) Steiner n. 1029, Cabril, Cabrilli
M(anu) Fröhner n. 507 — 508. P. Caprilus Pacatus Steiner n. 1986,
Caprilla Grut. 1155, 5 statt Gabrus, Gabrio, Gabrillus, Gabrilla
Vgl. Tonnia Gabra Steiner n. 1968, irisch Gabhar Ann. IV. Mag
O’Conor 3, 411 = Gabrus, Gabrdn O’Conor I, 2, 83, kymrisch Ga-
bran ssec. 6. Lib. Landav. 150. 173, jetzt Gafran 403. 432, Gavran
Jolo p. 503, 118 0-
Cacus: Cacianus f. 34, 16. — Caco, Cacco ssec. 7. Paul. diac.
4, 38, Caco de Bosco (miles) a. 1273. Cart. Paris, p. 199 n. 278,
Cliago a. 834. Kausl. n. 92, Gacho ssec. 11. Cart. S. Petri Carnot.
p. 538 c. 18, Chaceius Burgundius ssec. 11. Cart. Marmout. Morice
1 col. 385, Cacusso (Uccomius Cacussonis fil.) Steiner n. 785,
Aicardus Cacosus ssec. 11. Cart. S. Vict. Massil. n. 285, Cacusa
(curtis) a. 523. Pard. n. 104, p. 71, irisch Maelcach, son of Cums-
crath, a. 779. The four masters (O’Donovan).
Siehe Glück, die Namen bei Cäsar p. 43.
16 *
222
Stark
Calcinus: Calcinianus f. 65, 8. — Calciums Tertianus (aus
Condate in Britannia) Giut. 13, 10, locus quem vocant Calcina a.
973. Marca hisp. n. 115, Calcianus a. 1181. Lupi 2, 1331, Calgii-
cus (Britonum dux, a. 84) Tac. Agric. 29, irisch Calgach Ann. IV.
Mag. O'Conor 3, 628, terra Calgagni a. 1188. Cod. Wangian, n. 28,
p. 73, ecclesia de Calgeto, Chalgeto a. 1127. Gart. S. Petri Carnot.
p. 262 c. 3. 589 c. 94 neben Galgesta Primilla, Leon Heuzey , Le
Pantheon des roches dePhilippes. Revue archeol. 1865, p. 456, Gal-
gestins Hemerotus (Inscr. Patavii) Orelli n. 1524.
Calubrius: Calubrianus f. 28, 28. — Calubrius ist wahrschein
lich zusammengesetzt, wie Calu-mallus Revue archeol, 1869 p. 302,
Gar-ubrius (ep. in Britannia) Conc. Savon. a. 859. Sirm. Conc.
Gail. 3, Cel-obrium (castellum) a. 1282. Liber Clientelar. Coenobii
D. Maximini. Wiltheim, Lucilib. p. 286, und = Cal-ubrius. Man
beachte Firmana Obricii filia (Bourges) Orelli n. 2050, Obrinca
(Nebenfluss des Rheins) Ptol., Centuria Hubres(ia) Masdeu, Hist,
crit. Tom. 19 n. 1354— Gbresia, dann überi (pop. Alp.) Plin. 3, 20
(24), vielleicht auch Calpurnia L. 1. Uprenna E. Hühner, Monatsber.
der k. Beil. Akad. 1861, Bd. 1 p. 65 statt Ubrenna.
Calvigus: Calvigianus f. 70, 11. — Calvus (fig.) Fröhner n,
531 — 532, Calvins Titi filius Steiner n. 1028, P. Calvins Receptus.
Du Mege, Archeol. pyren. 1, p. 235, Calva Tutorina Grut. 367, 4,
Calva (Dea) Steiner n. 1001, Calvia Crispinilla, Fabretti p. 551, 25,
Mainus Calvus a. 1074. Mont S. Michel. Morice 1 col. 441, Otto Cal
vus (Pergam. sacri palatii judex) a. 1088. Lupi 2, 759, Calvus auch
in Calviäcus (Ioc.) a. 615. Pard. 1 n. 230, p. 214, Calvisius, Cal-
vini fil. Knahl. Mitth. d. hist. V. f. Steierm. 9, 11.
Camarcus: Camarcianus f. 29, 12. 100, 19. — Camarcus =
Ca-marcus neben Ceionius Marcus Finestres Sylloge p. 245, 17
u. m. a., zusammengesetzt wie der Frauenname Casaplena a. 1099.
Marca hisp. col. 1210 — Ca-saplina neben Saplia Belatumara (con-
jux L. Bellici, decurionis Invaviensium) Steiner n. 2714, L. Sapp-
lius Agrippa, Gaisberger, Ovilaba. Denkschr. d. kais. Akad. d. W.
3, 12, und wie der Mannsname Calispulus (colon.) a. 751. Fatteschi
Memorie ist.-dipl. de’ Duchi di Spoleto n. 15 = Ca-lispulus neben
Lispulo a. 834. Gattola p. 43 a., Lisbius, Vater des h. Visbius, Saus-
say, Martyr. Gail. Oct. 9, und armorisch Katremet a. 1051. Gart, de
Keltische Forschungen.
223
Redon App. n. 59 — Ka-tremet'). Doch in Camarcianus f. liegt
wahrscheinlicher der Personennamen Camartus, d. i. Cam-art-us
oder Ca-martus. Es erscheint dieser Name auch in „locus qui voeatur“
Gamartiacas ssec. 8. Polypt. Irm. 127, 28 vielleicht Camartiacas 2 ).
Camarus: Camariana c. 30, 5. Camarianus f. 100, 11. — Ar-
camarus ssec. 8. Polypt. Irm. 86, 67 = Ar-camarus, Camarus, Ca
meras in Camariacus ssec. 11, Cart. S. Sergii. Moricc 1 col. 409
und colonia Cameridco a. 642. Pard. 2 n. 300, p. 70, Cammarianus
L. Aelius Optatianus) Inser. Romae. Masdeu. Hist. crit. Tom. 6
n. 971. Camerari (mancip.) a. 841. Dronke n. 534, Bernardus
Camerarius a. 1162. Lupi 2, 1190, Cameran, Familienname in
Österreich, Zamero = Camero im Küstenlande s ).
Campanus: Campanianus f. 68, 16. — Campanus Tungrus
Tac. Hist. 4. 66, Tuccius Campanus, haruspex, Orelli n. 5074,
T. Pompeius Campanus du Mege, Archeol. pyren. 2 p. 337, Cam
pt ina, jugalis Anestasii tribuni, Cod. eccl. Ravenn. 54, 28, Kapßtxvlris
Pausan. 10, 19 hei Zeuss p. 728 = Kapß-tx0l-r,g, Zambonius,
Zamballius a. 1277. 1212. Cod. Wangian. n. 207 267 = Cam-
bonius, Camballius.
Canterius: Canterio f. 70, 2. — Mumia Canteria (Rom) Grut.
1073, 10, Cantirana fern. ssec. 12. Cart. S. Petri Carnot. p. 605
c. 115 = Cantir-an-a, d. i. Cant-ir-an-a, wahrscheinlich auch
Guntharius ssec. 8. Polypt. Irm. 210, 18 = Cantarius. 4 )
Canus: Canianus f. 29, 1. — L. Julius Canus Grut. p. 678
Cn. Cannius Sasa, Fabretti p. 29, 135, Canius Saturninus, Orelli
n. 642, Cano a. 815. Hlud. et Hloth. capit. Mon. Germ. 3, 253, 10,
Caninius Lucanus, Knabl. Mitth. d. hist. V. f. Steierm. 4, 197,
Canonius Valens, Cannonia Statuta, Steiner n. 3051. 3273, irisch
Candn (pbr.) Mart. Dungal. Nov. 4.
Capitinus: Capitiniano, c. 39, 11. — Capitonius Surdone-
donus, Momms. Helv. n. 145, Capitiarius ssec. 10. Cart. S. Petri
0 Vgl. Trematus a. 789. Annali Bologn. 1 App. n. 9.
2 ) Vgl. aber auch Gamardus a. 690. Pard. n. 412, p. 210 und irisch Maclgaimridh
abbas a. 838. The four masters, d. i. Mal-gamarid (Gamarit ssec. 8. Cod.
Lauresh. n. 2893).
3 ) Vgl. Camaräcum urbem, Chron. Moissiac. Mon. Germ. 1. 283.
4 ) Vgl. auch Canderis (ep.) a. 639. Pardessus n. 333 p. 111. — Da viele gallische
Ortsnamen mit der Ableitung -ari gebildet erscheinen, so ist Canterio fundus
nicht nothwendig von dem Personennamen Canterius herzuleiten.
224
Stark
Carnot. p. 12 c. 8, 15, Atinius Capito Sexti fil. Maffei, Mus. Yer.
p. 149, 7, Capito Insteius Tac. Ann, 13, 39.
Carus, Carinus: Carianus f. 55, 13. Cariniano, f. 46, 3. —
Tertius Samius Carus (Inscr.) Hist, de Langued. 1 p. 11, n. 60,
Carus (quidam ex Segedensium numero) Appian. Hisp. 45, M.
Aurelius Carinus (imperator) Steiner n. 746, Catilinus Carinus
Orelli Helv. n. 29, armorisch Eudo Karen ssec. 12. St. Aubin.
Morice 1 eol. 655.
Cassus, Cassius: Cassianus f. 69. 31. — Cassius (fig.) Fröhner
n. 575—577, Cassus Arch. f. K. österr. Gq. Bd. 3, p. 163, Cassius
Ibliomarus, de Boissieu p. 505,22, Cassia, mater Q. Vergilii Modesti,
Orelli n. 1281, Cassia Touta, de Boissieu p. 118. Succasses (pop.
Gail. Aquit.) Plin. 4, 19, 33 = Su-casses, Cassi (pop. Brit.)
Cses. B. G. 5, 21.
Castrucius, Castrutus?'. Castrucianus f. 36, 10. 38, 23. —
L. Castrucius Q. fil. Honoratus, Masdeu, Hist. erit. Tom. 5 n. 453,
Castricius (comes Isauriae) a. 353. Ammian. 14, 2, 14, Q. Castricius
E. Hübner, Monatsber. d. k. Berlin, Akad. 1860, p. 639, Castricia,
natione Bitur(igum) YV(iviscorum) du Mege, Archeol. pyren. 1,
p. 407. Castrat a. 889. Neugart n. 589, Ancestrata seec. 9. Polypt.
Rem. 35, 19 = An-cestrata statt An-castrata.
Catilus: Catilianus f. 49, 5. — Catilus Steiner n. 102, Catila
T. fil. Pia, Marini, Inscr. Albani, p 55, Cateius, Scali fil. (Inschrift
aus Vösendorf bei Schwechat) Steiner n. 3358, Cattius Sossius
Felix, Orelli n. 6897, M. Sualius Cattius Cominius, du Mege, Archeol.
pyren. 3, p. 412. Cattia Augustina und Cateianus Mukianus filius,
Maffei, Mus. Veron. p. 156, 1.
Catuccus: Catuccianus f. 39,4. — Catucio (mancip.) a. 533. Test.
Remigii. Pard. ln. 118, p. 83, kymr. Catocus (St.) Lib. Landav. 86.
Causidius: Causidianus f. 44, 16. — Cossitius Primus Steiner
n. 2481, Malcosetus de Riva a. 1192. Cod. Wangian. p. 117 =
Mal-cosetus, irisch Coissetacli, abbot of Luglimhag a. 754. The
four masters.
Celidus: Celidianus f. 50, 1. — Marcus Venuleius Chelidus
Fabretti p. 48, 274, Chelidonius (ep.) a. 444. Pard. 1 n. 16, p. 11.
Cerenus: Cerenianus f. 63, 28. — Cerrinius Momms. p. 448
adn., Ceranius a. 558. Pard. n. 163 p. 117, Cirrus (fig.) Fröhner
n. 739—740.
Keltische Forschungen.
225
Cerisius: Cerisianus f. 30, 31. — Cariseius Momms. 343,
11. Cm 'isius Rufus. E. Hübner. Monatsber. d. k. Berlin. Akad. 1861,
Bd. 2, p. 820, Carisius Acceptius Murat. 1184, 8, Curisius Titi fil.
Orelli n. 1958. Vgl. auch Caris (Name eines Baches, der in den
Liger fliesst, le Cher) Greg. Tur 5, 42.
Cesius: Cesianus, f. 66, 16. 22. — Cn. Caesius Athictus,
Marini, Iscr. Alban, n. 47, Cornelius Cciesus (Aedil.) Masdeu, Hisp.
crit. Tom. 6 n. 683, Trebonia Caesia (C. Trebonii Modesti liberta)
E. Hübner. Monatsber. d. k. Berlin. Akad. 1861, Bd. 1, p. 384.
Ceul: Ceula, f. 48, 7. — Vgl. terra Ciullöni a. 730. Brunetti,
Cod. dipl. Toscan. 1 n. 23, p. 481 *).
Cicilus, Cicilim: Ciciliano, c. 33, 12. •— L. Cecilius Secun-
dinus, E. Hübner, Monatsber. d. k. Berlin. Akad. 1861, Bd. 1, p. 104,
Cicilia ssec. 12. Cart. S. Petri Carnot. p. 487 c. 27, Cecilia a. 804.
Cod. Lauresh. n. 1292, ssec. 9. Salzb. Verbrüdb. 40, 39, Gichel
ssec. 11. Lib. vitae eccl. Dunelm. p. 16, 3 = Cichel, Cicolo a. 854.
Hergott. n. 35, Ciconus a. 667. Pard. n. 357 p. 142, Cec, Cichus
a. 764. 837. Kemble 1 n. 111. 238, Ciccio (monacus) ssec. 8. Salzb.
Verbrüdb. 49, 31.
Cissus: Cissianus f. 54, 1. 67, 30. — Annius Cissus Orelli
Inscr. Helv. n. 36, Caius Cisso v Arnetli, Röm. Mil. Dipl. p. 32,
Cissia Celena (uxor Tacanii Duri) Masdeu. Hist. crit. Tom. 19,
p. 250 n. 1640, T. Cissonius Q. f. (Antiochiae ad Pisidiam)
Hamilton, Researches in Asia Minor II. App. n. 183.
Clius: Cliianus f. 50, 5. — Vgl. PouzIxauoi pi/pi zoO
OviazoOXa. aoTapou Ptol. 2, 11, 14, Aop-vixlsiog Strabo 12, p. 543.
Glück (Die Namen bei Cäsar p. 71 Anm. 1) vermuthet, dass xAsiog
— clius statt clivus stehe, wie griechisch xliog statt xAlfog. Siehe
auch den folgenden Namen
Clivinus: Cliviniano, c. 39, 13. — Clivus in Cliviäcus (villa)
ssec. 9. Cart. Savin. 1 n. 3, villa quae vulgo vocatur Warcliva ssec.
11. Cart. S. Trinit. Monast. Rothomag. n. 73 im Cart. Sith. p. 458.
Clodiolus: Clodiolanus f. 77, 21. — Die Namen Tit. Clodius
Steiner n. 481, Claudius (Lugduni natus, Gallus Germanus (Seneca
de morte Claudii, zeigen römische Form, gallische dagegen die
Namen Clutamus (Flaesus Clutami seil, filius) Inscr. Hisp. a. 27.
1 ) Hier sehliesse ich auch an den Namen Ziolo hei Goldast 2. 111 = Ciolo.
226
Stark
Orelli n. 156, Cluttius Virius, Maffei Mus. Veron. p. 142, 1, Clutu-
rius Filetion, Orelli n. 7324 neben dem irischen Namen Clothach
(ep.) Mart. Dungal. Mai 3, welcher Gloriosus bedeutet, den armori-
sclien Clotwoion a. 866. Gart, de Redon n. 49, Clutwal (Rannclu-
tuual) smc. 9. 1. c. n. 198, den kymrischen Clutis Lih. Landav. 165,
jetzt Clydis 421, Clotuc 194, jetzt Clydaiog 456, Clotri (rex) 168,
jetzt Clydri 425, deutsch Cblodoricus, gloria insignis i). — Clodio-
lus ist gebildet wie Cariolus, Seriolci Steiner n. 1698. 1794.
Clusius: Clusianus f. 68, 26. — KAoüffto?, jetzt chiese, ist ein
Nebenfluss des Ollius in Gallia cisalp. und bildete die Grenze zwi
schen den Cenomanen und Insubrern. Polypt. 2, 32, KAouatov hiess
auch eine alte Stadt Etruriens (Polyb. 2, 25, 1. Strabo 5, 226) und
es ist fraglich, ob Clusianus f. und der Flussname Clusius als gallisch
zu betrachten sind. Zu beachten ist aber kymrisch clws compact,
neat, trim bei Owen, irisch clüas (joy, gladness) bei Lhuyd, dann
der irische Beiname Cluais-dery (Cairbre) Mart. Dungal. Nov. 10
bei St. Greal'lan, d. h. der heiteres, schönes Anblickes ist, und villa
Cluserado supra Musellam a. 745. Pard. n. 586, p. 399.
Consortia: Consortie f. 64, 21. — Consortia (Sta virgo in
monast. Cluniac.) Martyr. Rom. Jun. 22 2) d. i. Con-sortia neben
Flavius, Surtacus Marini, Iscr. Alb. p. 202, 70, Surti( 11a?) de Bois-
sieu p. 507, 32, Consortatus a. 1211. Cod. Wangian. n. 253 und
auch latinisirt L. Vitellius Consors Bonn. Jalirbb. 25, p. 140, 6 statt
Con-sort-is oder Con-sort-us.
Corbilus: Corbiliano c. 33, 7. — Corbilius Pauto Steiner
n. 1967, Corbilia (Sta) Codex Theodoroci der Bened. Abtei Deutz.
Lacombl. Archiv 5, 298, Corbus srne. 8. Polypt. Irm. 279, 12,
castrum Corbi a. 832. Marca lxisp. n. 5, irisch Art Corb, son of
Fiacha Suighde, Mart. Dungal. Mai 12, p. 125 bei St. Here.
Cordus: Cordianus f. 63, 5. — Cremutius Cordus Tac. Ann.
4, 34, Q. Manilius Cordus de Boissieu 271, 24, Arenius Cordus
Maffei Mus. Veron. p. 124, 5, Publius Cordus, Vater des Flavolfius,
Steiner n. 1687 (vgl. Flavoleius Liv. 2, 47), Cordius Vettomanus,
Orelli n. 6466, Corda (Stadt der Selgovae in Brit.) Ptoh, kymrisch
Cordeilla, Tochter des Königs Leir. Galfr. Monumet. 2, 11, armorisch
Cordun s;ec. 12. Cart. Marmout. Morice 1 col. 405, Concordus
*) Siehe Zeuss p. 859 und Pictet, Or. Ind.-Eur. 2, 203. 204.
2 J Sie wird auch erwähnt im Cart. Athenac. n. 161 ssec. 10. Cart. Savin. 2, p. 673.
Keltische Forschungen. 227
(„Concordi bibac in pace“ auf einem Glase) Bonn. Jalirb. 42.. p. 175
= Con-cordus l ).
Corfinus, Corvinus: Corfiniano c. 33, 10. — Ob an Curfia Mar-
cellina, Maflei Mus. Veron. p. 161, 7, wenn ja keltisch, an Nidocor-
vinus c. a. 950. Cart. Savin. n. 39 zur Vergleichung gedacht wer
den darf, ist unsicher neben Corfinium (urbs Pelignorum, pop. Ital.)
Appian. B. C. II, 38. Curvelius M. fil. Robustus, de Boissieu p. 354
aber ist vielleicht = Cur-velius aufzufassen; vgl. kymr. Cur-hitr
Lives 91.
Corilus, Corillus: Coriliano c. 33, 10. Corilianus et Coril-
lianus, f. 62, 21. 63, 2. 27. — Coril(i)s Officina, L. Curril Steiner
n. 1449. Auf einer gallischen Münze: Corilissos (CORIAICCOC)
Ackerman, Anciens Coins p. 159, nach Anatole Barthelemy in der
Rev. Num. 1842 p. 403: pagus Corilissus im Lande der Abricantni,
in Gail. Lugdun. Vgl. auch Correus (Bellovacus) Caes. B. G. 8. 6.
19, Coria Aleti filia, Masdeu, Hist. crit. Tom. 19 n. 1924, Coria
(opp. Damniorum in Brit.) Ptol., armorisch Curiela, Tochter des
Königs Judhael, smc. 8. Exc. chron. Brioc. Morice 1 col. 17. —
Jornandes 20 nennt einen Gothenkönig Corillus.
Cortius: Cornianus f. 35, 32. — Curtius (tig.) Steiner n. 1449,
Rodbertus Corneus ssec. 11. Cart. S. Petri Carnot. p. 160 c. 33,
armorisch Ilervi Corno (testis) a. 1145. Cart. de Redon n. 375,
p. 331, Cornanus Coquelin (magister) a. 1124. 1. c. n. 391, Maen-
lioiarn qui et Comic smc. 9. 1. c. n. 134.
Cornilus: Corniliano m. 39, 22. Corniliano f. 31. 27. — Cor
nelius Bilicaisonis fil. Orelli n. 316, Cornelius Pollianus, Marini, Iscr.
Alb. p. 203, 177, Arnardus Curnil c. a. 1096. Cart. Savin. p. 433
n. 818, Cornila (testis) a. 1218. Cart. S. Vict. Massil. n. 1019.
Coronus: Coroniano c. 39, 12. — Coronius Rufus, Math Mus.
Veron. p. 426, 4, Odius C. f. Choron 1. c. p. 360, 4, kymrisch Corun
(Sohn des Keredic) ssec. 6. Lives p. 265, 3.
Corotus: Corocianus f. 63, 8. •— Vgl. Mars Corotincus Arcliä-
olog. Anz. 1858 n. 109, p. 136, Coroturetis filius Steiner n. 468,
Corodoinis (notarius) a. 713. Trad. Wizeb. n. 244.
*) Vgl. Recordus G. a. 1171. Cart. S. Vict. n. 1109 = Rc-cordus, wie Risalituz
(Giannus) a. 1145. Ann. Bologn. 1, p. 214 = Ri-salitus neben Salitu (testis)
a. 1002. Esp. sagr. Tom. 26, p. 104.
228
Stark
Corrigus, Corricus: Corigianus f. 74, 30. — Vgl. Curicus a.
787. Trad. Wizeb. n. 216, Curicius (tribunus) Cod. Ravenn. 35,
15 i), aber auch Icorigium (Ecorigium Itin. Ant.), Ort in Gail. Belg.
Tab. Peut. d. i. I-corigium. ,
Cortitus, Corticus: Corticianus f. 30, 32. — Curtius (fig.)
Fröbner n. 889, Aufridus Curtus ssec. 12. Gart, de Savigne. Morice
1 col. 682, Curtelia Prepusa, Steiner n. 571, Cortetus (Barnardus)
ssec. 11. Cart. S. Vict. Massil. n. 237, Cortorius in dem Ortsnamen
Cortoridcum (Stadt der Nervier in Gail. BeIg.),Not. dign. Vgl. auch
Durocorturum (urbs Gail., jetzt Reims) Caes. B. G. 6, 48, dann
kymrisch Cortli, Tochter des Brychan, Jolo 121, 2.
Curcus, Curtus: Curciano c. 39, 11. — Curcus, Corcus in Cuf-
ciäcus villa, c. a. 1000. Cart. Savin. n. 533, Corcidcus a. 925 1. c.
n. 7, T. Corconius, Murat. 2022. 2, irisch Corch, son of Lugaidh,
Mart. Dungal, Nov. 12 bei St. Cuimmin Foda, Corcdn ep. 1. c. Sept.
30, Curcach (Sta. daughter of Daei) 1. c. Aug. 8., Dionncorcin (rex
Dalriatae) Ann. Ult. a. 791. Collect, de reb. Alban, p. 250. Vielleicht
ist aber Curciano c. = Curtiano und dann bei Cortitus nachzusehen,
oder = dem vorher erwähnten Corigianus fundus.
Curdinus: Curdinianus f. 39, 10. — Siehe Cordus.
Curtius: Curnianus f. 35, 15. — Siehe Cornus.
Cursus: Cursianus f. 75, 8. — Cursius Satrius, Grut. 441, 6.
Curso (comes) a. 772. Beyer 1 n. 25, Corso ssec. 8. Cod. Lau-
resh. n. 1963, mons Cursonis c. a. 1045. Cart. S. Vict. Massil. n.
750, Bernardus Curssus a. 1194 1. c. n. 1112, Mea Cursa (jugalis
Dominici) a. 1023. Fantuzzi, Monum. Ravenn. 1 n. 185, 35, kymrisch
Cors (Sohn des Gabran) Lib. Landav. 194.
D.
Degus, Digus: Degianus f. 49, 11. Digiano f. 52, 28. — Liga
(comes) a. 868. Kemble 2 n. 297, armorisch Deganus a. 843. Cart.
de Redon n. 111, Digena (fluv.) a. 726. Pard. n. 540, p. 350. Die
Namen Digtius Ürsius, Steiner n. 461, Trebia Digna, de Boissieu
p. 164 sind wahrscheinlich = Digenus, Digena und hier anzu-
*) Vgl* auch Heinrich geheissen Currich, a. 1291. Dipl, inisc. n. 73. Fontes rer.
Austr. 1, 246, Curicila a. 826. Neugart n. 22o. Siehe auch Corilus.
Keltische Forschungen.
229
schliessen. Vgl. auch Tavius Dicnus (eques) Marini, Iscr. Alban,
p. 112 ad n. 115 = Bicinus, Dicenus neben Bicaeus de Boissieu
p. 611, 11. — In Begianus f. kann auch die ursprüngliche Tenuis
erweicht sein und der Name Decus Bicus (vgl. P. Becius Esunertus,
Troucetei Vepi fil. Momms. Inscr. Helv. n. 80, Andiccus Zeitschr.
d. Mainz. Vr. 1, p. 80 n. 39 — Ati-diccus, irisch Dichu Mart. Dungal.
Mai 16 p. 131 hei S. Duthracht) zu Grunde liegen.
Demurus: Demurello f. 58, 30. — Vgl. armorisch Themor a.
871. Cart. de Redon n. 245, irisch Temaria (beata regina, uxor
Dermitii II. regis Hibern.) ssec. 6. Colgan AS. 1, 151, dann Tem-
marus ssec. 10. Chron. mon. Casin. Mon. Germ. 9, 637.
Domitus: Bomicianus f. 30, 32. 39, 20. — Domitus (fig.),
Domitius, Fröhner 1006. 1004, Junia Bomitia Du Mege, Archeol.
pyren. 3, p. 150, Suria Bometia Maffei Mus. Veron. p. 143, 4, Bo-
mita (mater S. Audomari) Proludia cart. Sith. p. 6.
Dulus: Dulia f. 28, 20. Dulio f. 46, 4. Dulianus f. 36, 11 Duliolo
f. 70, 20. — M. Bullius Gallus, Orelli n. 6939, Julius Doles 1. c. n.
6877, Bolanus Esbenni fil. (Bessus) Steiner n. 679, Bolo (fern.) sajc.
11. Kemble 4 n. 981, p. 308, Bolenus a. 615. Pard. 1 n. 230, p. 205,
Bolena a. 670. 1. c. 2 n. 362, p. 152, irisch Fotliad Bolus, Geneal.
of Corca Laidh. Miscell. of the Celt. soc. (1849), p. 59, kymrisch
Bull Lih. Landav. 213, Boli, Sohn des Guordoli, Lives 82.
E.
Emilus, Emilius: Emilianus f. 54, 23. — Aemilius Blastus
Momms. Inscr. Helv. 243, 12, Aemilius Carpus, de Boissieu p. 24,
Emilia Corneola, Du Mege, Archeol. pyren. 3, p. 416, auch Amelius
(ep. Bigorritan.) a. 585. Greg. Tur. 8, 28.
F.
Fabius: Fabianus f. 72, 10. — Of. Fabi Fröhner n. 1065,
L. Fabius Fabianus Masdeu, Hist. crit. Tom. 5 n. 85, Fabius Dorso
Appian. De reb. Gail. VI, Fabius Firmicus, Grut. 974, 5, Accia Fa-
bulla, Tochter des M. Fabius und der Accia, Orelli n. 3424, Fabu-
nius a. 369. Ammian. 28, 4, 7, Fabiana (Novocomi) Orelli n. 4624.
Falcarus: Falcariola m. 67, 27. — Vgl. Falco (Sohn des Petrus
und der Fasana d. i. Vasana) a. 1094. de Blasio. Ser. princip. n. 49
230
Stark
p. 97, d. i. Yalco Walcarius Paul. diac. 6, 54, Walcharo a. 897.
Hist, de Langued. 2 n. t7, Walcausus a. 1079 Lupi 2, 715 d. i.
Walc-os-us, dann Walgoz (mancip.) a. 800. Schannat n. 145 =
Walg-os neben alodem de Falgosa a. 1011. Marca bisp. col. 985 »).
Faltinus: Faltinianus f. 44, 19. — Faltinus = Valtinus. Vgl,
irisch Faltaeh ep. a. 1379. The four masters d. i. gallisch Vattdcus
(famosus illustris), abgeleitet von irisch falta (nomen, renown, tarne)
Lhuyd 99 = valta, dann armorisch Guingualtuc ssec. 9. Cart. Lan-
devenec. Morice 1 col. 338, ferner Waltec ssec. 12—13. Liber vitae
eccl. Dunelm. 49, 1, Walturus a. 794. Brunetti. Cod. dipl. Toscan.
2 n. 41, p. 303, 26, Waltasia ssec. 8. Polypt. Irm. 253, 59 u. v. a.
Fanus: Fanianus f. 30, 3. — Fannius (auf einer Münze aus
Dalmatien) Archiv f. K. österr. Gescliq. Bd. 33, p. 135. Fannia
Orelli n. 3756. Auch diese Namen fasse ich = Vanus, Vannus und
vergleiche Vani Janssen, Mus. Lugdun. p. 159 (Fröhner n. 2611),
Van ui filia (Suaducia) Seidl. Arch. f. K. österr. Gq. Bd. 9. i, p. 119,
armorisch Wanus sa;c. 11. Cart. de Roncerai. Morice 1 col. 382,
kymrisch Briguan Lib. Landav. 209 = Bri-guan, gallisch Brig-
vanus, irischFaoinir, Faoindelach Mart. Dungal. Oct. 29. Sept. 18 ~).
Fatinus: Fatini f. 70, 29. — Vgl. Fato (fig.) Steiner n. 3318.
Fatalis (masc.) 1. c. n. 1173 neben Vatalis f. (fig.) Fröhner n. 2069;
armorisch Watin ssec. 9. Cart. de Redon n. 192; doch vielleicht ist
die Tenuis in Fatinus auf ältere Media zurückzuführen und sind die
Namen Fadenus Fabretti p. 38, 190, Numisienus Fadus Orelli n.
3450, Fadia C. f. Marini, Iscr. Alb. n. 142 zu vergleichen.
Fernes: Ferrianus f. 33, 32. — Ferro (pbr.) a. 960. Esp.
sagr. Tom. 16, p. 443 n. 9, Firullus Fröhner n. 1109, Verria Ferusa
Marm. Oxon. p. 136 n. 64, Ferasius Orelli n. 6681, Feremia Hedona,
Maffei, Mus. Veron. p. 259. 7.
Fibius: Fibianus f. 64, 19. 68, 5. — Fibius — Vibius. Ulpius
Vibius, Sohn der Vibia, Classici filia, Steiner n. 2827. Vibius Vel-
■) Falcariola massa kann auch nach einer Villa Falearia benannt sein, welche von
dem Besitzer Falco den Namen hatte; doch ist die Ableitung- von einem Personen
namen nicht unbedingt nothwendig.
2 ) ^8^ gälisch faoin vanus. — Altkeltische und römische Namen sind hier kaum zu
scheiden.
Keltische Forschungen.
231
dumnianus. Orelli n. 93, Vibius Catussa Steiner n. 3006, Vibius
Fröhner n. 2119 c_d , Vibianus 1. c. 2119\ M. Vebius M. I. Geminus,
Orelli n. 1413.
Fidius: Fidiianus f. 68, 14. — Solemnius Fidus (miles), de
Boissieu p. 299, 2, Sempronius Fidus, Callagorritanus, Laborde,
Yoyage 1 p. 60 Taf. 88, 24, Velius Fidius Orelli n. 4370, Fidius
Macer, E. Hübner. Monatsber. d. k. Berlin. Akad. 1861, Bd. 1,
p. 399, Fidanus Fröhner n. 1093.
Filinius: Filinciati f. 31, 20. —Filentius (Inscr.) Budolfi notarii
cbron. ad a. 823. Odorici 3, p. 83, M. Licinius Filo (libertus), de
Boissieu p. 489, 17, Filiu (Filiutn, accusativ fern., mancip.) s*c. 11.
Perard p. 180, Aelia Fileta de Boissieu p. 301, 3 u. m. a.
Flatus'. Flatianus f. 37, 3 *), — Flatus — Vlatus. Ateula, IS.
Viatos (Gail. Münze) Ducbaiais n. 364, irisch Macflathei a. 729.
Ann. Lauresh. Mon. Germ. 1, 24, Flaithbertach Tigern. Ann. O’Conor
2, 233 = Vlati-bertacus, kymriscb Gualadus, Gladusa f. sfec. 6.
Yita S. Cadoci. Lives p. 23, 81, 25 = Wladus, Wladusa d. i. Vla-
tusa, Kuneda Wledic Lives p. 264, 1.
Flavianus: Flavianellus f. 63, 15. Flavianicus f. 69, 1. — C.
Annius Flavianus (veteranus) de Boissieu p. 338, 34, L. Flavianus
(haruspex, Inscr. Tarrac.) Masdeu, Hist. crit. Tom. 6 n. 808, Pescen-
nius Flavianus Orelli n. 3787, p. 175, Aelia Flaviana E. Hübner,
Monatsber. d. k. Berlin. Akad. 1861 Bd. 1, p. 56.
Flavinus: Flavinianus f. 68, 26. — L. Anteius Flavinus
(Benef. Cons., civis Asturic.) Masdeu, Hist. crit. Tom. 6 n. 737, M.
Valerius Flavinius (ßenet. Cons.) I. c. Tom. 9 n. 1549, Flavinus
(monac.) ssec. 9. Nomina fratr. Tuberens. Denkschr. d. kais. Akad.
d. W. Bd. 5, p. 67.
Flavus, Flavius: Flavianus f. 25, 14, 30, 25. — Octavius
Flavus, E. Hübner, Monatsber. d. k. Berlin. Akad. 1861, Bd. l,p. 29,
C. Rustius Flavos Orelli n. 3850, Annius Q. f. Flavus, Juliabrigensis
ex gente Cantabrorum, Grut. 354, 4, L. Ostacilius L. f. Gal. Flavus
Masdeu Tom. 19 n. 1862, Julius Flavis (miles; Minorca) E. Hübner
1. c. 1861. Bd. 2, p. 934. Flavus liiess auch des Arminius Bruder,
Tac. Ann. 2, 9. — Der gallische Name Flavus ist wahrscheinlich ver
kürzt aus Felavus. Vgl. Felav(ius) Secundus Orelli n. 4916.
*) Flacianus f. 37, 23. 38, 29 statt Flatianus.
232
Stark
Floria: Florie fundus 64, 22. — Flor io Steiner n. 584 ')> P.
Cornelius Florus (Inscr. Cataloniae) Masdeu, Hist. crit. Tom. 19 n.
1406, Q. Florius Maternus (praef. coh. Tnngror.). Inschrift aus
Northumberland. Ackermann , Archäol. Index p. 77, Florus im Cod.
trad. eccl. Ravenn.56, 27. 79,19, Florus auch in Florinnus fundus
1. c. 27, 7.
Foronus: Foronianus f. 70, 22. — Für onus a. 774. Brunetti,
Cod. dipl. Toscan. 2 n. 1, p. 215, 42, Passienus Doriphorus Orelli
n. 3004, Doryphorianus (Gallus, audax adusque insaniam) a. 368.
Ammian, 28, 1, 53, Sinfurianus (St.) a. 700. Pard. n. 452, p. 256,
Triphorica (Sta) Codex Theodorici der Bened. Abtei Deutz, Lacombl.
Arch. 5 p. 298, A. Forrius Antonianus, Orelli n. 1358, P. Furius
Saturninus (a. 161) Ackner, Rom. Insclir. in Dacien n. 165, Furia
C. 1. Maiaria, Marini, Iscr. Alb. n. 65.
Fragatus: Fragacianus f. 84, 23. — Fragatus = Fra-gatus,
wie Frastradus saec. 8. Cod. Lauresh. n. 220 = Fra-stradus neben
Sostratus (sacerd.) Tac. Hist. 2, 4 = So-strcitus; vgl. ad Su-strado
saec. 9. Polypt. Irm. 119. 2, Anstrada 1. c. 87, 76 = An-strada,
Stratos (auf einer gall. Münze) Ducbaiais n. 485, Stratienus (Inscr.
Dalmat.) Archiv f. K. österr. Gq. Bd. 6, p. 256, Strato Goldast 2,
11S, Stratarius, Stradarius saec. 8. Polypt. Irm. 21, 111. 220, 40;
Goldast 2, 118. Wegen gat in Fragatus ist zu vergleichen der
Name Ambigatus Liv. 5, 34, vielleicht auch Sabinus Gatisius de
Boissieu p. 435, 123, Gatinus saec. 8. Polypt. Irm, 183, 31, Gatani
(fern.) a. 779. Neugart n. 72. irisch Gaethine ep. e. 954. The four
masters = Gätini. Doch Fragatus kann vielleicht richtiger = Frac-
at-us aufgefasst werden. Vgl. Fragani Villa saec. 11. Cart. S.
Petri Carnot. p. 195 c. 69 = Fracani, Fraco (mancip.) a. 822.
Perard p. 47, Fracho (laicus) a. 775. Meichelb. n. 47, villa Fracillo
a. 637. Pardessus n. 283 p. 51, Fraquil a. 1022. Marca hisp. n.
193 col. 1032 d, i. Fracil, Fracherus saec. 9. Polypt. Rem. 68, 18,
welche Namen alle verkürzt sind, indem Fraco statt Faraco d. i.
Varaco steht. Siehe Faraclius a. 989. de Blasio, Ser. princip. n.
58, p. 116, und Ego Faraccu filius quondam Stephani a. 988. 1. c.
Florio vielleicht = Flavario, wie Lorus, Laurus = Lavarus (vgl. den Namen
Flavericus smc. 8. Polypt. Irm. 208, 4, d. i. Flavar-ic-us y verkürzt etwa Floricus,
neben Flavaris, flumen Arvernorum, Greg. Tur. 5, 34), oder wahrscheinlicher =
Felorio, Filorio. Vgl. in territorio Felaurie c. a. 1030. Cart. S. Vict. Massil. n. 155.
-
Keltische Forschungen. 233
n. 64 p. 124 neben Waracco saec. 9. Polypt Rem. 61, IS; a. 974.
Cart. S. Petri Carnot. p. 60.
Friganus: Friganianus f. 86, 20. — Freganius Macer (Inser.
Ravenn.) Grut. 1072, 6, Fregus (Raetus) Orelli n. 484, Frigei bene-
ficium ssec. 8. Polypt. lrm. 93, 121, Berfrigus (pbr.) a. 954. Perard
p. 166 = Ber-frigus, zusammengesetzt wie Bermucidus (sacerdos)
a. 977. Marca hisp. n. 124 col. 921 = Ber-mucidus neben Moce-
tius Steiner n. 2874, irisch Muccedh (Fearghus son of 31.) a. 667.
The four masters, Perpetus (fig.) Fröbner n. 374—377 = Per-
betus neben Bithus (Thrax) Fabretti p. 358, 76, Beta (Sta) Cod.
Tbeodorici d. Bened. Abtei Deutz. Lacombl. Arcb. 5, p. 297, Catia
Bettia Du Mege, Arcbeol. pyren. Tom. 3 p. 412.
Friturius: Friturianus f. 69, 4. — Fruluri a. 801. Trad. Wizeb.
n. 255, armorisch Fredorius a. 1100. Cart. de Redon n. 314 >),
Jalefredo sajc. 9. 1. c. n. 210, Safredus a. 1100. 1. c. n. 314, kym-
risch Fred (Sta, Tochter des Duthach Wyddel) Lives p. 270, 30,
Milfrit, GuorfritLib. Landav. 165,206 : Fritiis(fig.) Fröhner n. 1125.
Fufus: Fufianus f. 28, 24. — M. Allius Fufus Orelli n. 3816,
C. Fufins .... (Aedil in Celsa, auf einer spanischen Münze aus der
Zeit des Tiberius) Ackerman, Ancient coins p. 93 n. 2, Fufus Cale-
nus, Appian. B. C. 2, 58, Fofo c. a. 1023. Ribeiro 1 App. n. 8, Fa-
ficius Genialis, Orelli n. 85, Fuficia, C. Fitpcii Amandi filia (Sulmone)
Murat. 113, 1, vielleicht auch M. Popillius Fuffilianus (in Monte
Albano) Orelli n. 1288 3 ), wenn nicht = Vu-filianus, wie Vn-meradus
(pbr.) stec. 8. Mab. Analecta 1 p. 208 b .
Futldnus: Fullonica, locus sic dictus, 78, 26. — Fidlonius
Celer, Orelli n. 3965, Fulonia Tertulla, Murat. 197, 7, Fulloni
Campus (alodus quod vocatur) ssc. 8. Polypt. Irm. 129, 48. Fullonm
ist wahrscheinlich = Vullonus. Vgl. Volunnia Steiner n. 1877 und
vielleicht auch Voluniossus (hg-) 1. c. n. 962 (wenn nicht = Vo-lu-
niossus) und irisch fullon (decus, ornamentum) Lhuyd 53. Doch
locus Fulloiiicas kann auch nach einem Flussnamen benannt sein s).
Furius: Furiano c. 33, 11. — Siehe Foronus..
1) Fredorius, Vater des Aldroen, saec. il. Cart. Marmout. Morice 1 col. 454.
Vgl. Fuffidcus in pago Cenoman, a. 675. Pardessus n. 379, p. 169.
s ) Vgl. „super fluvium Fullonicas a. 869. Marca hisp. n. 30 und locus qui dicitur
Fulloiiicas a. 876. 1. c. n. 35.
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I
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.
I
234
Stark
Fusso: fundus qui vocatur Fusso 79, 16. — Fussio Goldast 2,
100, C. FusiusCotta (rar. Cita; vgl. Citto, Steiner n. 2851, Ceta manc.
f. a. 615. Pard. 1 n. 230 p. 200), Tato Fusonis fil. 749. Brunetti,
Cod. dipl. Toscan. 1 n. 39, p. 534, 22, Fusa f. a. 753. Cod. dipl.
Langob. 2 n. 670, Fuso a. 820. Fattescbi n. 44, Johannes lilius
Fusoli a. 901. de Blasio, Series princip. n. 65, p. 126, Hugo Fussel
ssec. 12. Gart. S. Petri Carnot. p. 508 c. 52 >).
G.
Gabius: Gabianus f. 28, 29. 80, 12, — Gabinius Mucro
E. Hübner, Monatsber. d. k. Berlin. Akad. 1861, Bd. 1, p. 94, Gabi
nius Vettius Probianus (Pr»!'. Urbis a. 377), Orelli n. 24, Gabinius
(Ispanus) a. 812. Hist, de Langued. 1 n. 16 (Gabinius heisst auch
ein Quadenkönig a. 371. Ammian. 29, 6, 5), L. Gabonius Apruncu-
leius Valerianus, Orelli n. 3761, ferner „in Gabo“ a. 771. Odorici
3 n. 53, p. 57. An Gabii (oppid. Latii) Virg. Aen. VI, 773, welche
Stadt schon zu Strabo’s Zeit in Trümmern lag, ist hier nicht zu
denken.
Gaius: Gaianus f. 82, 23. — Aemilius Gaius de Boissieu
p. 335, 32, Gaii fil. (Sanctinius) Steiner n. 17, Gaius (fig.) Fröbner
n. 521, Gaio a. 769. Meichelb. n. 20, Adelpretus Gaius a. 1204.
Cod. Wangian. n. 70, p. 156, Gaianus ssc. 6. Ennodius Epist. 7, 10
(Max. bibl. v. patr. Tom. IX, 352), Casa-Gaiana, locus ab antiquis
dicebatur, a. 637. Pard. 2 n. 278 p. 44, aber auch Caius Seri fil.
Steiner n. 678, Caius (fig.) Fröhner n. 522 — 523, Kams Aprilis,
Steiner n. 975, kymrisch Cei Lives 24.
Galacus, Galatus: Galacianus maior f. 51, minor 16. 17 2 ). —
Irisch Duach Galacli Mart. Dungal. Nov. 10 bei St. Greallan., Congalach
a. 838, Dungalach a. 760, Irgalacli a. 719, Raghallach a. 649,
The four masters (O’Donovan) = Con-, Dun-, Ir-, Ra-galacus;
Rutilius Galliens (Leptitanus) Maffei, Mus. Veron. p. 222, 9, Cal-
purnius L. f. Galliens (Pannonius) Masdeu, Hist. crit. Tom. 6 n. 665.
Wahrscheinlicher aber ist es, dass Galacianus statt Galatianus
steht, abgeleitet von dem Personennamen Galatus. Vgl. Galata
(verna) MafY. Mus. Veron. p. 283, 3, Domitia Galatia Orelli n. 140.
*) Vgl. auch Palagius Fosiniz a. 1027. Esp. sagr. Tom. 16 p. 461.
2 ) Yerkürzt Glaciano 51, 24.
Keltische Forschungen.
235
Galerius: Galeriano c. 29, 13, Galerianus f. 38, 11. — Galerius
a. 354. Ammian. 14, 11, 10, Galerius Caii fil. Steiner n. 362, Gal-
larius (Schreiber der Urkunde) a. 804. Hist, de Langued. 1 n. 12,
Angalarius ssec. 8. Polypt. Irin. 208, 3 d. i. An-galarius, Angalerus
ssec. 9. Polypt. Rem. 64, 3 d. i. An-galerus, Ingalaria ssec. 8. Polypt.
Irin. 184, 39 d. i. In-galaria, wie Ingalardus 1. c. 43, 47, Ingal-
lardus a. 945. Perard p. 64 = In-galardus, In-gallardus neben
Galardus a. 1153. Perard p. 236.
Gallus: Gallianus f. 36, 1. 48, 11. — Fundus qui vocatur Gal
lus, constitutus inter Anconam et Sinogaliam 73, 31, Gallio (nomen
viri) 50, 30; M. Galio Masdeu Tom. 6 n. 1199, L. Caelius M. f.
Gallus Maffei Mus. Veron. p. 135, 1, Nonius Gallus (Statthalter Gal
liens a. 29) Dio Cass. LI, 20, Calpurnia Galla Q. f. Masdeu, Hist,
crit. Tom. 6 n. 703, Galla (soror Rufi et Cerealis, mater Galli
Caesaris) a. 354. Ammian. 14, 11, 27, Oppidia Galla Maffei Mus.
Yeron. p. 352, 2.
Garilus: Gariiianus f. 53, 29. — Bugarellus (Giraldus) c. a.
1080. Polypt. Irm. App. 26, p. 363 d. i. Bu-garellus (vgl. Garelliana
Lentina, Maffei, Mus. Yeron. p. 447, 11), zusammengesetzt wie
Bovulchinus de Garduno a. 1161. Cod. Wangian. n. 7, p. 13 d. i.
Bo-vulchmus neben Fulcinia L. f. Attuna, E. Hübner, Monatsber.
d. k. Berlin. Akad. 1861 Bd, 1 p. 65, Fulca ssec. 8. Polypt. Irin.
25, 8 = Vulcinia, Vulca. Ygl. Araricus Vulcatius Tac. Anu. 15, 30,
C. Volcatius Tullus, Caes. B. G. 6, 29. Fulcadus ssec. 11. Cart.
S. Petri Carnot. p. 243 e. 17 zeigt die dentale Tenuis erweicht.
Gavilus: Gavilianus f. 55, 4. — Gavilius und seine Tochter
Gavilia (Istrien) Archiv, f. K. österr. Gcp Bd. 6, p. 225 n. 1, Gavil-
lius 1. c. n. 2, armoriscb in plebe Gavele ssec. 11. Cart. de Redon
n. 307.
Gavius: Gavianus f. 46, 11. — Gavius Aspectus (Inscr. Aquit.)
Orelli n. 1486, Gavius Barbius Aptus, Steiner n. 3325 •), Gavia
Pusinna, Momms. Inscr. Helv. n. 213, Gavia Marciana (Puteolis)
Orelli n. 5037, Gavia Q. liberta (Veronae) Grut. 977, 5, Gavia
Statuta (Perusiae) Orelli n. 1673.
Genicus, Genitus: Genicianusf., Jenicianus f. 31, 28. 33. —Vgl.
Congennicus Grut. 942, 5 == Con-gennicus, Genicius Justinianus,
Marini, Iscr. Alb. p. 202, 28, Genicello Knabl, Sehr. d. bist. Y. f.
1 J Gavius pbr. Salzburg Verbrüdb. 59, 21.
Sitzb. d. phjl.-hist. CI. LX1I. Bd. IV. Ilft.
17
236
Stark
Innerösterr. 1, 64, aber auch Genetus Steiner n. 1358, Genitia saec.
9. Polypt. Rem. 51, 81.
Gibalsis: Gibalsis f. 68, 11, 17. — Gibalsis — Gi-balsis,
falls dieser Name gallisch ist, wie Gebolchus in Gebolcittgus a. 712.
Trad. Wizeb. n. 225 = Ge-bolchus neben irisch Sith-bolgh, son
of Firuillne, Geneal. of Corca Laidhe. Miscell. of the Celt. Soc.
(1849), p. 25, kymrisch Tutbulch ssec. 10. Lib. Landav. 230 und
Wobolgus in villa Wobolginga a. 777. Urkdb. v. St. Gallen n. 69
= Wo-bolcus, ferner irisch Gebhennach (Ailill son of G.) a. 1011.
The four masters = Ge-bennach (vgl. Virgil Aen. 10, 205: „quos
patre Benaco velatus .... Mincius ducebat“, dann Claudian, Epithal.
Pall, et Celer. 107: „volucres, . . . quas Larius audit, quas
Benacus alit“). Wegen balsis in Gibalsis sind zu beachten die
Namen Balsa (oppid. Lusitan.) Mela 3, 1. Plin. 4, 35. Itin. Ant.,
davon abgeleitet Balsenses Plin. 1. c., Incola Balsensis (Inscr.)
E. Hübner, Monatsber. d. k. Berlin. Akad. 1861, Bd. 2, p. 760,
Balsio, Ort der Celtiberier, Itin. Ant., Geogr. Rav. Ich vermuthe,
dass in diesen Namen s der Ableitung angehört, deren Vokal,
wahrscheinlich i, unterdrückt ist, wie in Gapsia Maxima Orelli n.
1580 = Gabisa, Flavius Gabso Steiner n. 1756 = Gabiso, und
dass demnach die vollen Formen Gibalisis, Balisa, Balisio anzu
setzen sind. Als nicht hieher gehörig, sondern als Compositionen mit
bal betrachte ich die bisher auf ein Wort bals zurückgeführten Namen
Bal-sima ssec. 8. Polypt. Irm. 237, 79'"‘ i), Bal-semia s®c. 9.
Polypt. Rem. 49, 58, Bal-samus (natarius) a. 840. Marca liisp. n.
13, Bal-aschita c. a. 1064. 1. c. n. 259 col. 1130, Bal-sinda ssec.
8. Polypt. Irm. 41, 24, Bal-smundus (d. i. Bal-simundus) 1. c. 266,
156, Bal-serius a. 1099. 1. c. App. 31 p. 370, Pal-senus (testis)
848. a. Perard. p. 145 neben irisch Sima filius Druist, Ann. Tigern,
a. 725. Collect, de reb. Alban, p. 240, dann Semius (fig.) Fröhner n.
1937, Tertius Samius Carus (Inscr.) Hist, de Langued. 1, p. 11 n.
60, Ascattinus Rasuco (in Zelandia) Orelli n. 2775, Aurelius Sintus
(a. 295) Orelli n. 1356, Sems (fig.) Fröhner n. 1959, Sennius Sa-
binus. Momms. Inscr. Helv. n. 69, irisch Sin, son of Maithsin-
Geneal. of Corca Laidhe. Miscell of the Celt. Soc. (1849) p. 57.
Wegen Balsmundus — Bal-simundus kann verglichen werden Ors-
*) Verkürzt Balsma Polypt. Irm. 7, 7, Baismus Polypt. Rem. 43, o.
Keltische Forschungen. 237
minius Fpbretti p. 636, 306 = Or-siminius neben Hiftevol pop.
Brit., Ptol. 2, 3, 21.
Gordus: Gordianus f. 38, 31. 44, 18. — Bononius Gordus
(medicus castrensis) de Boissieu p. 355, 43, Antonias Gordianus
(imper. a. 243) I. c. p. 345. Vgl. Cordus.
Graderia: Graderia f. 77, 8; fundus juris Grateriae 1. c. 77, 9.
— Grateria, jugalis Joannis, Cod. Ravenn. 67, 7, Barbius Gratus
Steiner n. 3325, Gratio, Regisonis filius, 1. c. n. 1405, Vereia Gratina
und ihre Töchter Grain, Gratimula Orelli n. 4615, Julia Grutilla
Steiner Bd. 4, Anm. 2 ad n. 3096, Gratidia (avia M. et Q. Cicero-
num) Cic. de Legg. 3, 16, 36.
Gr anm: Granianus f. 51, 2. 59, 7 ■). — Granius (praeco)
Cic. in Brut. 43, 160, A. Granius Cms. B. C. 3, 71, Granius Sabinus
Finestres, Sylloge p. 282, 82, Versenius Granianus (Perusiae) Orelli
n. 90, Grannicus Bullet, monum. 17, 309. — Granicus heisst ein Fluss
in Troas, der auf dem Cotylus, einer Spitze des Ida entspringt, durch
das Feld der Adrastea 3 ) strömt und in die Propontis mündet. Hom.
II. XII. 21, Strabo XIII, 582. 587. 602. Mela I, 19. Plin. H. N. 5,
43, 40.
Gulisus, Gulusus: Gulisianus f. 86, 19. Gulusianus f. 84, 23.
— Guli (mancip.) a. 792. Dronke n. 103, Gula c. a. 1000. Cart.
Savin. n. 512, Golia a. 1015. Cart. Athenac. n. 59. Cart. Savin. 2,
598, Plautias Urgulänius Orelli n. 612 = Ur-gulanius 3 ). Ob die
anlautende Media dieser Namen ursprünglich ist, bedarf neben den
vielen aus col, cid gebildeten Namen noch einer genaueren Unter
suchung. Man vergleiche Verula Colussa Steiner n. 2202, Licinius
Herculanus 1. c. n. 1291 = Er-culanus (zusammengesetzt mit er-
= ari wie Ermatorius Moronis, p. 448 adn. = Er-matorius neben
Matur ins Serro Steiner n. 805, Matorini Frohner n. 1524), irisch
Gillacualan, grandson of Dunghai, a. 1130. The four masters =
Gilla-cualan, kymrisch Cidan (Lann) Lib. Landav. 206.
Guvus, Govus: Gunianus f. 38, 26. 28. — Vgl. Covius Barus
und Covius Boniatus, Steiner n. 3128, Guvanus a. 1168. Beyer,
Mittelrhein. Urkdb. 1 n. 653.
1) Fundus Granianus auch in Maffei Mus. Veron. (Inscr. var.) p. 394.
2 ) Justitiam quae Britonibus Adraste dicebatur. Ricard. Cister. De situ Britanniae
c. 4. Vgl. auch L. Flavianus Adrastus (libert.) Maffei Mus. Veron. p. 142, 3.
3 ) In gleicher Weise zusammengesetzt ist ahd. ur-guolan (insignem) Graff 4, 182.
17 *
238
Stark
H.
Humilis, Umilis, Umilus: Humilianus f. 46, 2. — Omilus (testis)
a. 600. Brunetti, Cod. dipl. Toscan, 2 n. SO, p. 321, 3^, Omel
Fragm. cart. Sith. Polypt. Irm. App. p. 399, 10, Johannis Umilis
a. 1078. de Blasio. Ser. princip. n. 17, p. 31, kymrisch Umei (pbr.)
ssec. 11. Lib. Landav. 267. Hier reihe ich auch an die Namen Huomo
(testis) a. 813. Schannat n. 241 = Uomo t), d. i. Umo; vgl. Mana-
tuom (mancip.) a. 849. Meichelb. n. 669 = Manat-um.
J.
Jenicus: Jenicianus f. 31, 33. — Siehe Genicus.
lstrius: lstriano c. 25, 12. 30, 21. — Vgl. Istrus, Istri (oppid-
et pop. ad fines Italiae ad mare Superum) Appian. II. 8, 30, Ister
(fluv.) Appian. Maced. 16, 1, dann die Mannsnamen Isdrahel, Isdrael
c. a. 997. Cart. Savin. n. 434, p. 235, Suisterus (mancip.) ssec. 12.
Cod. trad. Claustroneob. p. 31, 144 = Su-isterus und die Frauenna-
menLubia Esdra Orelli n. 3378, Estrilia Afra, E. Hübner, Monats-
ber. d. k. Berlin. Akad. 1861, Bd. 1, p. 21, Estridia (mancip.) a.
878. Pard. p. 156.
Julus, Julius: Julianus f. 46, 15. — Jolus (Whelp-Castle in
Westmorland) Archaelogia Brit. I. 1, p. 311 (Orelli n. 1965), Ju/ios
Duchaiais n. 26, C. Julius Magnus fil, Eporedirigis (Bourbon-Lancy)
Orelli n. 1974, Julia (Schwester der Gabrila) Steiner n. 248. Als
römisch ist zu scheiden C. Julius Julus (Cons. a. 430 ante Chr.)
Liv. 4, 30.
Li.
Labrus, Laberus: Labrianus f. 79, 34. — Q. Laberius Durus
(tribunus milit.) Caes. B. G. 5, 15, Laberius Celer, Marini, Iscr.
Alb. p. 201, 12, Laberius Felix, L. lib. Orelli n. 1436, Laberia
Felicia 1. c. n. 2319, Laberia Galla (Flaminica Eborensis) Masdeu,
Hist. crit. Tom. 6 n. 781, Labarus (Gallus) Sil. Ital. 4, 232 a).
Aäfivpcs heisst auch eine Stadt im Innern von Hibernia bei Ptol. 2, 2.
*) M. Dunillius Homo MafTei Mus. Veron. p. 81, 5 = Omo, davon abgeleitet Omonus
Steiner n. 2060, 7. M. Coelius Homullus Maffei 1. c. p. 120, 7.
2 ) Vgl. auch den Namen Labar (Mon. b. 11, 91), jetzt Labei', den drei Flüsschen,
zu beiden Seiten der Donau, führen. Zeuss p. 5 nota # ).
Keltische Forschungen.
239
Lutroms: Latrocianus f. 69, 17. — Lntrocus abgeleitet wie
Ninnoca (Sta) a. 438. Pard. n. 24, Totocha (mancip.) a. 788.
Urkdb. y. St. Gaben n. 117. C. Vibius Latro E. Hübner, Monatsber.
d. k. Berlin. Akad. 1861, Bd. 2, p. 972, irisch Ladlira, the first man
tliat died in Ireland a. in. 2242. The four masters, Latris (Hiberus)
Val. Flaccus. Argon. 6. 121.
Latronus: Latroniano c, 33, 9. — Vgl. irisch Ladhrann (Cil-
len son of L.) Mart. Dungal. Mart. 26, T. Sextius Lateranus (Cons.
a. 197) de ßoissieu p. 36, Latronianus (ein Priscillianer) a. 387.
Sulp. Sever. Hist. 2, 64.
Laurus: Laurianus f. 69, 13. — Laurus (fig.) Fröhner n. 1306
—1307, P. Virgilius Laureu (Ast®) Orelli n. 3877, Laurianus (ep.
Hispal.) Mart. Rom. Jul. 4., Laurus auch in Lauriäcum (urbs in
Norico, Lorch) Arnmian. 31, 10, 20, Laureta (comitissa Saraepont.)
a. 1247. Kremer, Gesell, des Arden. Geschi. n. 37, p. 331 ‘). Gallisch
Laurus ist verkürzt aus Lavarus.
Libo: Libianus f. 33, 21. — Cn. Statius Libo Masdeu Hist,
crit. Tom. 6 n. 345, M. Libius Mucro, Grut. 877, 1, Libo (mancip.)
a. 724. Trad. Wizeb. n. 41, Liba (mancip.) a. 744. 1. c. n. 53 und
158; (mancip.) a. 771. Schannat n. 33, Libinus (comes) a. 360.
Arnmian 21. 3, 2 2 ), Libanus (pbr.) a. 901. Marca hisp. n. 61, irisch
Liban Muirghelt, daughter of Eochaidh, son of Muireadh, a. 558.
The four masters s ).
Licinus: Licinianus f. 73, 30. — Carminius P. lib. Licinus
Orelli n. 3844 4 ), Licinia, Licini fllia, Du Mege, Archeol. pyren.
Tom. 2, p. 176, Licinius, Glasi filius, Helvetius, Steiner n. 597, Lici-
nius Aestianus, v. Sacken, Sitzungsber. d. kais. Akad. d. Wiss. Bd. 9,
p. 716, Licinia Procilla, Sparsi filia, (Astorga) E. Hübner. Monats
ber. d. k. Berlin. Akad. 1861, Bd. 2, p. 825, Licinia Sadulla, Finestres,
Sylloge p. 274, 66.
Vgl. Lauritus fundus, Cod. dipl. Ravenn. 34, 10. 33, 3. 33, 4, wahrscheinlich
römisch. Bei Livius 30, 39 wird ein Hafen Etruriens Laurctanus Portus genannt.
— Aaupwv heisst ein Flecken im östlichen Theile von Hisp. Tarracon, berühmt
durch die Belagerung des Sertorius, Appian. B. C. I, 109. Liv. 34, 17. Oros. 3, 23.
2 ) Er fiel im Kampfe gegen die Alamannen.
3 ) Libia (opp. Hisp. Tarracon) Itin. Ant.
Lecinus a. 913. Lupi 2, 86.
240
Stark
Lilas, Lil'ius: Lilianus fundus 77, 21. 23. — Lillus (fig.)
Fröhner n. 1376, Victorinus Lili fil. Steiner n. 2574, Lilius a. 918.
Fantuzzi, Mon. Ravenn. 1 n. 185, 4; (colonus) saec. 10. Cod. trad.
eccl. Ravenn. 26, 5, Lilia saec. 8. Salzburg. Verbrüdb. 43, 15, Lelia
a. 863. Schannat n. 491, Liliosa Cod. trad. eccl. Ravenn. 55, 30,
Lilius und Lilitus (alius) a. 885. Esp. sagr. Tom. 19, p. 339, irisch
Lilia (soror S. Lullii et filia Dodani regis Hiberniae) Roll. AS. Oct.
23. X p. 117, kymrisch Lilli (Mannsname) saec. 6. Lib. Landav. 71.
Lilia (Thari des Königs Eadvin) Chron. Sax. ad a. 626.
Liminus: Liminianus f. 34, 9. 10. — Liminus (Martyr. Avern.)
Greg. Tur. 1, 31, Liminius bei Saussay, Mart. Gail. Mart. 29. Mai
13, Ulpius Limenius (Praef. Urb.) saec. 4 Anonym, de praef. u. in
Graev. Thes. XI p. 390, Limenio et Catullino Connss. E. Hiibner,
Monatsber. d.k. Rerlin. Akad. 1861, Bd. 1, p. 55, Limenius Leonar
dos, Orelli n. 7215 a, Limino (pbr.) a. 843. Lupi 1, 430, Lemo fec.
(Limoges) Revue archeol. VIII, 434, Lima (fig.) Steiner n. 2677 ').
Liscus: Liscula f. 44. 24. — Liscus (Aeduus, qui summo magi-
stratu praeerat) Caes. B. G. 1, 16. 17, C. Avilius Leschus Fabretti
p. 10, 51 a ), kymrisch Liscus (Vater des Paucant) saec. 6. Vita S.
Dewi. Lives 126, armorisch Liskilli villa c. a. 1000. Cart. de Redon
n. 329, dann Lescelinus a. 1033. Cart. S. Petri Carnot. p. 216 c. 4,
Liscardus (Catalon. ep.) a. 1120. Miraei Opp. Tom. 3, p. 668 c. 92,
villa Lescito nomine a. 528. Pard. n. 111 p. 7 6, irisch Donell 0'
Coinleisg a. 1342. The four masters.
Lisus: Lisianus f. 77, 7. — Lesius Hermaiscus. 0. lib. Orelli
n. 7117, Lissia Sabina Graev. p. 4, 1, Gerlaius Lesso a, 1275.
Bauer, Hess. Urkdb. n. 1222 p. 733, Lisa a. 1016. Fantuzzi, Mon.
Ravenn. 1 n. 83, Lismius Sabinus, Knabl, Mitth. d. hist. ^. f.
Steierm. 9, 2, Lisinia saec. 8. Polypt. Irm. 228, 2; saec. 9. Polypt.
Rem. 16, 13, irisch Lessa Colgan, AS. 2, p. 5. Scholia 15 p. in
Ficcum, kymrisch Lies (St. Sohn des Coel) Jolo 100, 4.
Locrutius, Lucrulius: Locrucianus f. 32, 15. Lucrucianus f.
33, 19. 36, 3. — Vgl. T. Lucretius Momms. Inscr. Helv. 343, 10,
*) Hier reihe ich auch die von Graff 2, 213 mitgetheilten Namen an: Leimo, Leiminc,
Leimolt. Limia heisst ein Ort der Bracari in Gallaecia, an dem Flusse Limius
{\.i[Liog Ptol. 2, 6) Itin. Ant., Limo, Limonum, eine Stadt der Pictones, Caes.
B. G. 8, 26.
2 ) Lescho a. 1298. Falke Add. 290, p. 878.
Keltische Forschungen.
241
Lucretius Densus, Masdeu, Hist. crit. Tom. 6 n. 836, Lucretia Ser-
getona, E. Hühner, Monatsber. d. k. Berlin. Akad. 1861, Bd. 1, p. 47,
irisch Luicridh (St. abb.) Mart. Dungal. Apr. 29, Valerius Lucrio,
Valeriae Ingenuae libertus, Masdeu 1. c. Tom. 5 n. 243. P. Decimius
Lucrio Murat. 61, 4, Lucrius Cocei topiarius, Orelli n. 6300, Lueri-
nius Thalamus, Orelli n. 4181, kymrisch Locrin (rex) Galfr.
Monumet 1, 5, Lloegr Jolo 4, irisch buchra (Druide) Colg. AS. 2
p. 5 Scholia 18, s ad Ficcum und Lugroth, son of Mofemis of Fir-
bolgs, slain a. m. 3529. The four masters.
Longus: Longianus f. 63, 4. — Considius Longus Cses. B. Afr.
33, Raherius Longus a. 1060. Cart. Rothomag. n. 16, p. 431, Lon-
ginus Camali fil. Cauriensis, E. Hühner, Monatsher. d. k. Berlin. Akad.
1861, Bd. 1, p. 396, irisch Loingseach (Aedh son of L.) king of
Ulidia, a. 978. The four masters.
Lotacus, Lotatus: Lotacianus f. 69, 14. -— C. Lutatius (218
ante Chr.) Liv. 21, 25, Q. Lutatius Catullus (Cons.) Tac. H. 3. 72,
Orelli n. 3267, Luttonius Lupulus, Steiner n. 600, Lutonia Festa,
Maffei Mus. Veron. p. 120, 1, Lutulla (Carnuntum) Grut. 736, 8,
armorisch Ludoc sebc. 11. Cart. Landevenec. Morice 1 col. 379 ==
Lutäcus.
Lucius: Luciano c. 33, 12. — Lucceus, Lucceius Frohner n.
1359 —1364, Lucius 1. c. n. 1365—1379, Lucius Lucinius Steiner
n. 301, Firma Lucia, Barba Lucia Steiner n. 592. 3325, Lucia
Cod. dipl. Ravenn. 24, 23, kymrisch Lucius (rex Britannor. c. a.
164) Nennii hist. Brit. c. 18; Lih. Landav. 65, Luclio, Vater des
Lauch, Lives 275, Lucco (mancip.) ssec. 11. Kemble 4 n. 981 p.
316, armorisch Lucia, Mutter des Perennes, smc. 12. Cart. S. Flor.
Morice 1 col. 477, irisch Lugh Lampfhadlia, monarch of Ireland,
a. m. 3331, Lugh (St.) Mart. Dungal. Iun. 16 <).
Lucilius: Lucilianus f. 69, 16. — L. Lucilius (a. 64) Steiner
n. 2698, Lucilius Insteius, Tac. Ann. 4, 15, Ulpia Lucilla Steiner
n. 458, Luciliana 1. c. n. 374.
Lulonicus?: Mons qui vocatur Lulonici 62, 20. — Lollius
Noricus, Hefner, Röm. Denkm. Salzb. Denkschriften d. kais. Wiener
1) Vgl. auch den altgallischen Namen Adlucca Murat. 1353, 6 = Ad-lucca, dann Luclio
(civis Ralisbon.) a. 1281. Ried n. G02, Lucas saec. 12. Cart. S. Petri Carnot.
I>. 508 c. 52.
242
Stark
Akad. I, 2 n. 47, Lolliua Lollianus, Materni 111., E. Hübner, Monats-
ber. d. k. Berlin. Akad. 1861, Bd. 2, p. 832. Lollia Pocea, Heiner
1. c. n. 36, Lulus (Mogunt. Arehiep.) a. 755. Ann. Lauriss. min.
Mon. Germ. 1, 116, Lullus a. 786. Ann. Lauresli. 1. e. p. 33, Lolla
f. (mancip.) a. 772. Kausl. n. 14, armorisch Lnlu a. 861. Cart. de
Redon n. 95, kymrisch Lulic (der.) ssec. 7. Lib. Landav. 201, Lulla
(testis) a. 704. 803. Kemble n 52. 1024, Lullyng (dux) a. 799.
1. c. 5 n. 1020 p. 62, Lullinge (pbr.) a. 803. 1. c. n. 1024 p. 66,
dann Lolanus (Conf. ep. in Scotia) ssec. 11. Boll. AS. Sept. 22, V
p. 533. Die zweifache Ableitung -on-ic- in Lulonicus erscheint auch
in dem Namen Opilonicus (beneficiarius) a. 739. Testam. Abbonis.
Pard. n. 559 p. 375 neben Opilio (comes sacrar.) Cassiod. Epist.
8, 16, Opelius Severus Macrinus, Opelius Antoninus Diaduminianus,
Maffei Mus. Veron. (Mus. Vindob.) p. 241, 2, Opilla (Gotlior. legatus
ex Hispania) Greg. Tur. 6, 40, Opilio (mon.) ssec. 9. Nomina fratr.
Tuberens. Denkschr. d. kais. Wien. Akad. Bd. 5, p. 67 i).
Lusus: Lusianus f. 68, 26. — Q. Lu&ius (a 64) Steiner n.
2698, Lusirn (Trajane regnante pluribus inclaruit factis) a. 371.
Ammian. 29, 5, 4, Lossa fec. Becker, Arcb. f. Frankf. Gesch. N. F.
Bd. 1, p. 27, 6 2 ), armorisch Losius (pbr.) a. 1136. Cart. de Redon
n. 349, Taretius Losunius Steiner n. 1638, Lusones (Hisp. pop. ad
Iberum fluv.) Appian. Hisp. 42. 79, irisch Loisin, poet of Flann,
king of Breagba, a. 866. The four masters , Luissen Mart. Dung.
Aug. 1 s),
Lusurus, Lusor: Lusurio c. 33, 9. — Lusor (Sohn des Leoca-
dius) ssec. 3. Greg. Tur. Glor. conf. c. 92, Luxorius römischer
Dichter in Afrika unter dem vandalischen Könige Trasamundus
*) Vgl. auch Opli (testis) a. 762. Urkdb. v. St. Gallen n. 35 = Opili. — Die Ab
leitung des Mons Lulonici von einem Personennamen ist aber nicht sicher. Es
ist wahrscheinlicher ein Ortsname Lulonicum, abgeleitet von einem Flussnamen
Lulo, anzunehmen, da keltische Ortsbenennungen, von Flussnamen gebildet,
die Ableitung -icum zeigen, wie Avaricum, Hauptstadt der Bituriges Cubi in
Aquitanien, jetzt Bourges, Tab. Peut., Itin. Ant. von Avara (Evre). Vgl. auch ad
Lullia, eine Ortschaft bei den Morinern in Gail. Belg. Tab. Peut., dann villa
Lullubach a. 822. Schannat n. 324.
2 ) Vgl. auch Heinr. Losa de Lapide, saoc. 13. Kremer, Orig. Nass. n. 125.
s ) Vgl. armorisch Losin (villa) saec. 9. Vita S. Convoionis 1, 8. Morice 1 col. 238,
dann Lusitania (provincia Hisp.) Tac. Ann. 13, 46. Plin. H. N. 3, 1. 4, 21*
Grut. 31, 383.
Keltische Forschungen.
243
(a. 496 — 523) und dessen Nachfolgern Hilderich (a 523 — 530)
und Gelimer (a. 530 — 534). Anthol. Lat. (ed. Burmann) Tom. 2,
p. 579 = Lusorius, wie Bonoxus Fröhner n. 420 neben Bonosus
(domoHispaniensisfuit, origine Britannus) Flav. Vopiscus, Benosus 14.
Luvius: Luvianus f. 49, 6. — Lova (fig.) Steiner n. 1523,
armorisch Louui a. 834. Cart. de Reden n. 12, Louuian a. 867.1. c.
n. 173, Asterius Loverius (Sohn des Silvius) c. a. 1100. Cart.
Savin. n. 847, Luvilis (testis) ssec. 10. 1. c. n. 126 p. 88, Lovessi
fil. (Maxsumus) Inscr. Gallaeciae. Orelli n. 1672.
Verzeiclmiss
der in den Orlsbenennungen des Codex trad. eccl. Ravennatensis enthaltenen
Personennamen.
Acus.
Adventus.
Afer.
Afranus.
Afrinus.
Albus.
Alenus.
Allus.
Alticus
Amotacus.
Ampus.
Ampusus.
Ancellus.
Ancipo.
Anno.
Anticus.
Antilus.
Antinus.
Antisus.
Antonius.
Antutus.
Appinus.
Appius.
Aquilus.
Aragustus.
Arcinus.
Arcolentus.
Arcrifolius.
Argelio.
Arinus.
Armentarius.
Asillus.
Astinus.
Aternus.
Atilius.
Ato.
Aucanisus.
Aucinus.
Augitus.
Ausianus.
Ausimo.
Autilus.
Auxilius.
Auxinus.
Avus.
Axinus.
Barbus.
Basus, Bassus.
Baulinus.
Betulus.
Bibo.
Bolanus.
Bolinus.
Bolonus.
Bruno.
Brutus.
Bugius.
Bulgarus.
Bulusius.
Cabrus.
Cacus.
Calcinus.
Calubrius.
Calvigus.
244
Camarcus, Camartus.
Camarus.
Campanus.
Canterius.
Canus.
Capitinus.
Carinus.
Carus.
Cassus.
Castrucius, Castrutius.
Catilus.
Catuccus.
Causidius.
Celidus.
Cerenus.
Cerisius.
Cesius.
Ceul.
Cicilus.
Cissus.
Clius.
Clivinus.
Clodiolus.
Clusius.
Consortia.
Corbilus.
Cordus.
Corfinus.
Corilus.
Cornilus.
Cornus.
Coronus.
Corotus.
Corrigus.
Cortitus.
Curcus, Curtus.
Curdin us.
Stark. Keltische Forschungen.
Curnus.
Cursus.
JDegus.
Demurus.
Domitus.
Dulus.
Emilus.
Eabius.
Falcarus,
Faltinus,
Fanus.
Fatinus.
Ferrus.
Fibius.
Fidius.
Filintus.
Flatus.
Flavianus.
Flavinus.
FlaYUS.
Floria.
Foronus.
Fragatus.
Friganus.
Friturius.
Fufus.
Fullonus.
Furius.
Fusso.
Orabius.
Gaius.
Galacus, Galatus.
Galerius.
Gallus.
Garilus.
Gavilus.
Gavius.
Genicus, Genitus.
Gibalsis.
Gordus.
Graderia.
Granus.
Gulisus.
Guvus.
Humilis.
Ienicus.
Istrius.
Iulus.
Eaberus.
Latrocus.
Latronus.
Laurus.
Libo.
Licinus.
Li Lus.
Liminus.
Liscus.
Lisus.
Locrutius, Lucrutius.
Longus.
Lotacus, Lotatus.
Lucillus,
Lucius.
Lulonicus.
Lusurus.
Lusus.
Luvius.
Stark. Keltische Forschungen.
245
Keltische Forschungen.
Von Dr. Franz Stark.
II.
Keltische Personennamen, nachgewiesen in den Ortsbenennun-
gen des Codex traditionuni ecclesia; Ravennatensis aus dem
T.—10. Jahrhundert.
H.
»I.
Macenus: Macenulus f. 82, 3. — Macena Macemari filia, Grut.
702, 1. 878, 5, Macco: Virius Macconis fil. Steiner n. 495; Macco
(famulus) a. 590. Parti. 1, n. 200 p. 161, Maccos (testis) ssec. 11.
Kemble 4 n. 981.
Macer, Maceria?: Maceria f. 47, 14; Maceriola f. 26, 13. —
L. Macer Steiner n. 629, Macer (fig.) Fröliner n. 1408—1410,
Macerius Acceptus Pius (stec. 3) Steiner n. 1360, Macirius Attrec-
tus 1. c. n. 1862, Maceria 1. c. n. 3020 •).
Macrinus: Macriniana m. 81, 10; Macriniano c. 39, 11; Ma-
crinianus f. 39, 4. — Juvenalis Macrinus Steiner n. 876, Q. Cse-
sius Macrinus Maffei Mus. Veron. p. 85, 4. 88, 2 = Macerinus.
Malens: Malcianus f. 54, 3. — M. Ulpius Malchus (centurio)
Steiner n. 721, Malchus a. 1021. Cart. S. Vict. Massil. n. 602,
Malchlio in Malchhindorf a. 830. Meichelb. n. 548, p. 287, vielleicht
Maceria fundus ist vielleicht nach dem Wohnsitz (villa) des Macer, oder nach dem
Frauennamen Maceria benannt.
Stark. Keltische Forschungen.
245
Keltische Forschungen.
Von Dr. Franz Stark.
II.
Keltische Personennamen, nachgewiesen in den Ortsbenennun-
gen des Codex traditionuni ecclesia; Ravennatensis aus dem
T.—10. Jahrhundert.
H.
»I.
Macenus: Macenulus f. 82, 3. — Macena Macemari filia, Grut.
702, 1. 878, 5, Macco: Virius Macconis fil. Steiner n. 495; Macco
(famulus) a. 590. Parti. 1, n. 200 p. 161, Maccos (testis) ssec. 11.
Kemble 4 n. 981.
Macer, Maceria?: Maceria f. 47, 14; Maceriola f. 26, 13. —
L. Macer Steiner n. 629, Macer (fig.) Fröliner n. 1408—1410,
Macerius Acceptus Pius (stec. 3) Steiner n. 1360, Macirius Attrec-
tus 1. c. n. 1862, Maceria 1. c. n. 3020 •).
Macrinus: Macriniana m. 81, 10; Macriniano c. 39, 11; Ma-
crinianus f. 39, 4. — Juvenalis Macrinus Steiner n. 876, Q. Cse-
sius Macrinus Maffei Mus. Veron. p. 85, 4. 88, 2 = Macerinus.
Malens: Malcianus f. 54, 3. — M. Ulpius Malchus (centurio)
Steiner n. 721, Malchus a. 1021. Cart. S. Vict. Massil. n. 602,
Malchlio in Malchhindorf a. 830. Meichelb. n. 548, p. 287, vielleicht
Maceria fundus ist vielleicht nach dem Wohnsitz (villa) des Macer, oder nach dem
Frauennamen Maceria benannt.
246
Stark
verlüirtzt aus Malacus. Vgl. Malaccius Marcellus, Camden, Britannia.
Vol. 3, PI. XIX.
Mallus: Mallianus f. 68, IS. — Maelonia Malla (liberta
aus Merida) Masdeu, Hist. erit. Tom. 19 n. 1599, Mallius Fotto,
Becker, Arch. f. Frankf. Gesell. N. F. Bd. 1, p. 52 n. 2, Malliolus
Orelli n. 3266, Q. Mallorius Bathillus, Steiner n. 1297 i).
Manonus: Manonianus f. 52, 20. — Mannanus (testis) a. 959.
Cart. Savin. n. 131, p. 94, L. Septimius Mannus (Tarrac.) Masdeu,
Hist. crit. Tom. 6 n. 816, C. Tutius, Manu filius, Dansala, Steiner
n. 341, irisch Manus: Dermot O'Conor son of Manus, son of Tur-
lough More of Connaught, a. 1207. The four masters, armorisch
Manus a. 860. Cart. de Bedon n. 213.
Mansurus: Mansurianus f. 39, 25. — Mansunio (nomen viri)
Cod. trad. eccl. Bavenn. 46, 30, Manso filius Leonis de Mansone
comite a. 1078. de Blasio, Ser. princip. n. 17 p. 31 3 ), Mansus auch
in villa Mansidcum a. 921. Charmasse, Cartul. de l’eglise d’Autun. P.
1, n. 39, armorisch Goslinus Mansellus siec. 11. Mont S. Michel.
Morice 1 col. 382, kymrisch Edward 1Hansel Jolo p. 345, Nota 1.
Maracus, Maralus: Maraciana f. 33, 6. - Vgl. villa Maraza-
nos a. 879. Marca liisp. n. 40 col. 808 = Marac-anos, ferner Mara-
cliarius (avunculus Nantini, Ecolismens. comitis), Greg. Tur. 5, 37
d. i. Marac-ari-us, doch vorzugsweise Maratus a. 804. Bourasse,
Cart. de Cormery n. 4.
Marcilus: Marciliana f. 100, 10. — Minivius Marcillus, Marci
fil. Masdeu Tom. 19 n. 1544 s), Toutius Marcellus de Boissieu
p. 197, M. Paccius Marcellus (Rom) Hefner, Röm. Bayern n. 584,
Flavia Marcella Maffei Mus. Veron. p. 259, 9, kymrisch Marcheil
(mater Gladuse) Vita S. Cadoci. Lives 82.
Marus: Mariana m. 85, 23. Marianus f. 38, 3. — Maro Mas-
deu, Hist. crit. Tom. 19 n. 1963. L. Hoctavius Marus 1. c. T. 9 n. 1184,
Marius Martialis, de Boissieu p. 334, 30, irisch Mur, daughter
of Donnchadh, queen of Ireland, a. 985. The four masters = Mar,
kymrisch Maur (rex) ssec. 6. Lib. Landav. 111.
1 ) Vgl. auch torrens Mal und terminus de Mallano a. 1027. Marca hisp. n. 200,
dann alodem de Maliano a. 1011. 1. c. n. 164 col. 982.
2 ) Maurus heisst ein anderer Sohn dieses Grafen Leo.
8 ) Bei Masdeu steht Marcilius.
Keltische Forschungen.
247
Marinus: Marinianus f. 29, 12. 100, 19. — Marinus filius
Mauri, Cod. trad. eccl. Ravenn. 37, 17, Marinus (tribunus) a. 3S4.
Ammian. 15, 3, 10; (Belvac. ep.) a. 640. Pard. 2 n. 293, p. 63,
Marina filia Mariniani Steiner n. 2912, Marina ssec. 8. Polypt. Irm.
79. 18. 100, 175; a. 896. Tiraboschi 2 n. 54, p. 716 i).
Mariscus: Marisci campus 29, 30, 30, 1. — Siehe Marus, Mari
nus. Mariscus ist abgeleitet wie Julius Paniscus Orelli n. 6891,
Leudisca, Vinidisca (mancipia) a. 744. Neugart n. 13, irisch Mui-
risce (Dunchadh), son of Maeldubb, king ofConnaught, slain a. 681.
The four masters.
Marius: Martianus f. 49, 15. — Cn. Pompeius Martus du
Mege, Archen!, pyren. 3, p. 172, BpiTÖjuapros (ein gallatischer
Führer) Plut. Marcellus 6 a ), Marta ssec. 8. Polypt. Irm. 12, 38. Vgl.
auch irisch Martdn (St.) Mart. Dungal. Nov. 1.
Masenus: Maseniauus f. 65, 20. — Massenus in Massenucus,
löcus, ssec. 10. Gart. Savin. n. 175, irisch Daei son of Maisine
Mart. Dungal. Aug. 8 bei Sta Curcach; Maso (hg.) Fröhner n. 1513
—1514, Fabric(a) Masi 1. c. n. 512, Masa (mancip.) a. 774. Trad.
Wizeb. n. 61 und a. 800. Schannat n. 140, Massus ssec. 8. Cod.
trad. eccl. Ravenn. 73, 14.
Matenus: Matenanus f. 69, 8. 75, 14.—Vgl. Brunmatin (fern.)
ssec. 12. Cart. S. Petri Carnot p. 475 n. 6 - Brun-matin, Mattienus
Firmus, Chandler. Marm. Oxon. p. 141, 128, irisch Matan (Finn son of
M.) a. 942. The four masters, kymrisch Mathenni terra Lib. Landav.
198, Matto (ßg.) Fröhner n. 1526, Matti filius (Aturus) Steiner n. 779.
Maunus: Maunianus f. 49, 9. — Maunus statt Monus, Munus’l
Vgl. Mona f. a. 810. Brunetti, Cod. dipl. Toscan. 2 n. 84, p. 390,
L. Rutilius Munus Masdeu Tom. 19 n. 1839 und Maudreatus a. 879.
Lupi cod. dipl. civ. et eccl. Bergomatis 1, 891 statt Modreät'üs, dann
auch Monianus Pelcini (filius) Masdeu Tom. 19 p. 1400. — Maunia
nus ist aber vielleicht verkürzt aus Marinianus; vgl. in Marino a.
771. Odorici Tom. 3 n. 35 p. 57.
Maurus: Maurianus f. 38, 3. — Maurus (pater Marini et Mar
tini) Cod. trad. eccl. Ravenn. 37, 18, Junius Maurus Masdeu Tom.
19 n. 1396, Julia Maura 1. c n. 1869, Mauritius (Caturcens. ep.)
*) Marinus auch in Mariniäcum a. 833. Charmasse, Cart de l’egl. d’Autun P. 1 n. 16.
2 ) Bei Appian. De reb. Gail. 11: BpiTo^api^ 6 KeArog, Brittomarus in Hist. Mise. 3
(Murat. Scr. 1, 16).
.248
Stark
Greg. Tur. 5, 43, Mauronia ssec. 8. Polypt. Irm. 146, 81, Mauremia
ssec. 9. Polypt. Rem. 34, 111, Mauringus (comes Brixise) a. 823.
Ann. Einh. Mon. Germ. 1, 210.
Maxinus: Maxinianus f. 71, 27. — Vgl. Maxus ssec. 10. Jo
hannis Chron. Grad. Mon. Germ. 9, 39, 30, Maxa (liberta) a. 700.
Pard. n. 452, Sabina Maxiona (liberta) Steiner n. 2846, Maxianus
(St.) a. 583. Pard. n. 190 p. 149, Maxunus in Mons Maxunianus
a. 872. Marca hisp. n. 32.
Merolus, Merulus: Merolaria f. 57, 23. Merolaria, Merularia
m. 56, 31. 57, 8. — Salasia Merula, Orelli n. 4804, L. Teucius
Merula (Inscr. Mediolan.) 1. c. n. 3834, Bernardus Merula a. 1219.
Carl. S. Vict. Massil. n. 1119Q. — Merula nach Plin. 3, 5, 7, ein
kleiner Küstenfhiss bei Albigaunum in Ligurien.
Meratus: Merati casa 85, 1, Merata c. 86, 13. -- Vgl. Mera-
#e?i«(mancip.) a. 533. Pard. 1 n. 119 = Merat-ena. Mirat (mancip.)
ssec. 10. Trad. Emmer, n. 14. Quellen z. baier. Gesell. 1, 14 kann
liieher gehören, aber auch slaviscb sein 3 ).
Meturus: Meturianus f. 35, 6. — Clodia Mituria Orelli n. 7063,
Meter ins a. 370. Ammian. 28, 26, 26; (pbr.) a. 572. Pard. 1 n. 178,
p. 135, M. Melius Caes. B. G. 1, 47. 53. Meturus ist abgeleitet wie
Atturus Steiner n. 779, Laburus (deus) Orelli n. 2017.
Mico, Micus, Micius: Micianus 1'. 100, 18. Miciana silva 31, 2.
3. — Miccio, Miccio of., Mied fec., Miccio fec., Miccionis M(anu)
Fröhner n. 1578—1582, Mecco f. 1. c. n. 1540 —1541, Mica, Mecca,
Vater des Kaisers Maximius, Jorn. 15, Miconia Wiltheim. Lucilib.
PI. 29 n. 104, irisch Colman mac Mici Mart. Dungal. Jun. 18, armo-
riscb Herveuo Mica a. 1148. Cart. de Redon n. 386, Plebs Sent-
Mic ssec. 11. Cart. eccl. Corisopit. Morice 1 col. 378.
Micilus: Micilianus f. 69, 17. — Michilinus a. 1296. Fantuzzi.
Mon. Ravenn. n. 112, irisch Maelmichil (Aidit grandson of M.') a.
866. The four masters, kymriscb Meckel, Tochter des Brychan
Jolo p. 111, III. 1.
Mimo, Mimius: Mimianus f. 68, 16. — Memmius (Trevir. ep.)
ssec. 1. Hist. Trevir. D’Acbery Spicil. II, 208 a, Memia ssec. 9. Polypt.
*) Vgl. auch den armorischen Namen Merillus (frater Juhelli) smc. 11. Cart. S. Sergii.
Morice 1 col. 476.
2 ) Vgl. Fr. R. v. Miklosich, die Bildung der slavischen Personennamen. Denkschr.
d. philos.-hist. CI. der kais. Akad. d. W. Bd. 10 p. 78.
Keltische Forschungen.
249
Rem. 46, 33, Memmia Sosandris C. f. de Boissieu p. 277, 32, Alfia
Mimisia Orelli n. 3883, Postumius Mimeskis C. f. Sardus ]. c. n,
3141, Mimionus (testis) a. 867. Perard p. 147.
Missilus: Missiliani f. 28, 11. — Misella (liberta) Orelli n.
4694, Misilinus (pbr.) Greg. Tur. Gl. conf. c. 49, Misius a. 1207.
Fantuzzi, Mon. Ravenn. 1 n. 131, armorisch Mesan (Ran d.i. mahsus)
ssec. 9. Cart. de Redon n. 29.
Monatus, Monat ins: Monacianus f. 67, 17. — Munacius Pansa,
Cons. in civit. Sequanor. de Boissieu p. 9, 8, Q. Munatius Tricliorus
(Rom) Orelli n. 1400, C. Munatius du Mege, Archdol.pyren. 3,p.419.
Montanus: Montanianus f. 44, 24. Montaniatus f. 74, 19 >). —
M. Raeeius Montanus Masdeu Tom. 6 n. 803, Numisius Montanus
1, c. Tom. 19 n. 1703, irisch Montan (St. pbr.) Mart. Dungal. Mart.
2, p. 61. Eine weitere Ableitung zeigt der Name Montanarius a.
*1189. Cod. Wangian. n. 34, p. 89 = Montan-ari-us.
Moratus: Moracianus f. 70, 3. — Auf Moratus ist zurückzu-
führen der südtirolische Familienname MorateUi d. i. Morat-elli.
Vgl. insbesondere aber Maracianus fundus bei Maratus.
Morcus: Morcianus f. 23, 4. — Murci, urbs Hispaniae, Plin.
3, 8, 17, irisch Cormac son of Muvrghius a. 880. The four ma-
sters, Murgio Murat. 1917, 1. Vielleicht gehört auch liieher Statius
Murcus C;es. B. C. 3, 13.
Muco, Mucius: Mucianus f. 29, 10. — Becco Mocconis fil.
Orelli n. 4901, kymrisch Mocha Lib. Laudav. 233, Mocca (testis)
a. 688. Kembie 3 n. 994, Muca (abbas) a. 803. I. c. n. 1024,
Conmoc pbr. Vita S. Cadoci c. 61, Liyes 92 = Con-moc, armorisch
Modus a. 867. Cart. de Redon n. 102, dann Mohha (mancip.) a.
802. Schannat n. 136“)
Musus: Musianus f. 32. 34. — Agusius Mussus Orelli n. 7124,
Nammonius Mussa Archiv f. K. österr. Gq. Bd. 9, p. 120, Muso a.
1135. Cod. Wangian. n. 4 p. 23, Musus a. 1210. I. c. n. 85 p. 193,
Cornelia Musa Steiner n. 242, Firmidia Mussa Knabl, Schriften d.
hist. V. f. Inneröstr. 1, 70, Musa a. 956. de Blasio, Ser. princip. n.
82, Musinius ssec. 9. Cod. trad. eccl. Ravenn. 27, 5.
!) Zu beachten ist aber hier auch der Fluss Montone, welcher nördlich von Ravenna
ins adriatische Meer mündet, nach Forbiger wahrscheinlich der bei Livius 5, 35
erwähnte Utens.
2 ) Beachtung verdient aber auch der römische Name Mucius.
250
Stark
I¥.
Narus: Nariano c. 39, 12. — Vgl, Naria Nousantia (dea Gal-
lica) Orelli, Inscr. Helv. n. 166, Narinus (fig.) Steiner n. 207,
Naritus (fig.) Fröhner n. 1666, aber auch Nur, ein Fluss Mittel
italiens, die Grenze zwischen Umbrien und dem Lande der Sabiner,
jetzt Nera, Plin. 3, 12, 17.
Nonigus, Nonicus: Nonigianus f. 34, 14. — Novvs/to? (prin-
ceps senatus, legatus Magnentii et Vetranionis ad Constantium) a.
350. Exc. e Petri Patr. bist. 129, 22, Nunechius Steiner n. 1781,
Nunnichus Vita S. Germani 4, 34. Boll. 28. Mai, VI, 785, Nonni-
chius (Namnet. ep.) a. 583. Greg. Tur. 6,15 *), C. Nonius Crescen-
t(ius), C. Noni fil. Masdeu Tom. 6 n. 778, Nonna Tatugi filia. Notiz
blatt. Beilage z. Archiv f. K. österr. Geschq. Bd. 6, p. 529, kymrisch
Nonou (cair) Lib. Landav. 211, Nonn, Mutter des h. Dewi, Lives*
103 = Nonita in der lateinischen Übersetzung 119 -)•
Numerius: Numerianus f. 78, 6. — Numerius Martialis (Asti-
gitanus Seviralis) Masdeu Tom. 5 n. 70, Numerius Labanus (Prsef.
classis a. 127) Diplom. Hadriani. Memorie della R. Accad. di Torino
Tom. 39, 1 —14, C. Nigidius Numerianus Steiner n. 984, Sex.
Nuntius Sex. fil. (Ausetanorum decurio) Masdeu Tom. 6 n. 809,
Numonia Bellia, de Boissieu p. 427, 25.
O.
Oblicus: Obliciano c. 39, 24. — Vgl. M. Oblicius (Cons. a. 232
ante Chr.) Fasti, Momms. p. 523, dann Opli (testis) a. 762. Urkdb.
v. St. Gallen n. 35 = Opilil ferner Abiticus a. 715. Pard. n. 492 =
Ablicus, A-blicus, Ad-blicus oder Abilicus d. i. Abil-ic-usl und Sex-
tus Statinius Aplinis f.(ilius) Auch. f. Kunde österr. Geschq. Bd. 22
p. 249, Ableni Villa a. 1190. Polypt. Irin. App. 31. = A-plinis, A-blcni,
oder Abil-en-i, wie Ar ab Hu Steiner n. 1793 = Ar-abliaA. i. Ar-ubilia.
Obtecus: Obtezanus f. 80, 12 d. i. Obteeianus f. — Opticius
Helpistus, Orelli n. 6545, irisch Erchaidh Optliach, monarch of Ire-
land, Geneal. of Corca Laidhe. Miscell. of the Celt. Soc. (1849)
p. 4. Vgl. auch Optatus (fig.) Fröhner n. 1744, Optatus Cassius
1 ) Vgl. Nonigo a. 1051. Wenk Bd. 3 n. 56* p. 56.
2 ) Vgl. Nonnita Steiner n. 1764, Nonnito a. 633. Conc. Tolet.
Keltische Forschungen.
251
Optionis fil. (Novariae) Maff. Mus. Veron. p. 370, 5, Optaeio, Toch
ter des Optatus, Steiner n. 1120, Senecia Optima 1. c. n. 892. —
In diesen Namen ist meiner Auflassung nach zwischen p und t ein
Vokal (7) ausgefallen.
Oclasus: Oclasianius f. 66, 14 J ). — Vgl. Oclatia Masuonia
Steiner n. 1683, Occhlo (Vater des Maygo) servus, ssec. 11. Per-
ard p. 73, Claudius Constans Feroclanus (Aquileiae) Murat. 24, 1 =
Ver-oclanusl neben M. Oculatius Verus, Orelli n. 3809, L. Oculatius
L. f. Rectus, E. Hühner, Monatsher. d. k. Berlin. Akad. 1860, p. 437,
Occylla (buecellarius Aetii) a. 455. Greg. Tur. 2, 8, Ricbardus
Oculi sajc. 11. Carl. S. Vict. Massil. n. 40.
Ocrinus: Ocrinianus f. 32, 31. — Vgl. ”0xpivov äxpov (in
Britannia) Ptol. 2, 3, 3 2 ), Ocra (ein Zweig der Alpen in Noricum)
Ptol. 2, 12, 2, bei Plin. 3, 19 (23) auch eine unbekannte Stadt im
Lande der Veneter in Oberitalien 3 ), M. Ocratius M. 1. Pist(or oder
-us) Momms. n. 566, irisch Maeloglirai son of Conghalach, a. 903,
’Ciheadh son of Oghran a. 926. The four masters.
Octavus, Octava: Octabia f. 68, 6. — Wenn der Name gallisch
ist, so lassen sich vergleichen Octodurus, Ort der Veragri im Lande
der Helvetier (Gail. Belg.), an der von Mediolanum über die Pennini-
schen Alpen nach Mogontiäcum führenden Strasse. Caes. B. G. 3, 1.
Itin. Ant. Tah. Peut., Octogesa, Stadt der Ilergetes in Hisp. Tarrac.
am Iberus, Caes. B. C. 1, 61. Liv. 110, 22, Bellius Octavius de
Boissieu p. 503, 14, curtis Octunellus (in pago Waldensi) a. 523.
Pard. n. 104 p. 71, Octedius a. 489. Marini. Papiri dipl. n. 82, p.
128, 3, Octardus (lib.) a. 572. Pard. 1 n. 180 p. 138, Ogdela a.
928. Cart. Savin. n. 35, irisch Maelfinnen son of Uchtati, a. 967.
The four masters. Den gallischen Namen Octavus fasse ich = Ocita-
vus d. i. Ocit-av-us. Siehe Augitus.
Ofidius (Aufidius, Ovidius ?): Ofidianus f. 44, 16. — Vgl. Ma-
tronis Aufaniabus, Aufanis (Inscr. Noviomag. et Lugdun.) Orelli n.
2079. 2106, Aufustius Catuso, Orelli n. 273 4 ), Aufidius (pbr.)
*) Oclasianus vielleicht statt Oclacianus, Oclatianus. Siehe Traucus.
2 ) Auch Damnonium genannt.
s ) Vgl. Zeuss, Gramm. Celt. p. 747.
4) Vgl. Zeuss, Gramm. Celt. Ed. 2, p. 76.
Sitzb. d. phil.-hist. CI. LX1I. Bd. IV. Hft. 18
252
Stark
Steiner n. 1731 i), C. Valerius Aufilius, Nemauso (veteranus) Masdeu
Tom. 19 n. 1579, C. Aufillius Suavis, Orelli n. 7096, Aufilena Fine-
stres, Svlloge p. 15 ad n. 17 *).
Offo: Offianus f. 27, 23. — Offo (mancip.) a. 773. Schannat
n. 40, O/fonis Villa a. 940. Perard p. 165, M. Ofasius Firmus (Veli-
tris) Orelli n. 1740, M. Ofillius (Duumvir Caesaraug. auf einer Münze)
Masdeu Tom. 6 n. 1233, C. Ofillius Gallus, Orelli n. 3886, Junia
Ofilia (Tarracone) Masdeu Tom. 19 n. 2082, Ofilia Ampliata Orelli
n. 7404, Officia ssec. 9. Polypt. Rem. 17, 20, vielleicht = Ofitia.
Opagus, Opacus: inter Opago et prsedicta massa 65, 32. Opa-
gianus Mons 40, 32. — Vgl. Villa Opaci a. 1035. Marca hisp. n.
214, Ibliomarius Oppins Steiner n. 949, Of. Opi; Oppi Fröhner
n. 1738. 1740, Opiso if (= fe?) 1. e. n. 1739 3 ), Oppius Chares,
römischer Grammatiker in Gallia Togata, Suet. 111. Gramm. 3 4 ),
Opponius Justus, Steiner n. 1024, L. Vedius Opimius 1. c. n. 2731 5 ).
Organus: Organianus f. 34, 17. — Hubertus Organus saec. 12.
Cart. S. Petri Carnot. p. 345 c. 121. Vgl. auch Orgus (Nebenfluss
des Po) Plin. 3, 16, 20, Orge (fons nobilis in Narbon. prov.) 1. c.
3, 18, 23.
Oi •onus: Oronianus f. 33, 13. — Vgl. M. Camurius Horanus
Orelli n. 4820 = Oranus, kymrisch Oran smc. 6. Lib. Landav. 148,
armorisch Orenia ssec. 11. Cart. de Redon n. 388.
P.
Palarus: Palarianus f. 38, 4. — Vgl. Pallo Arch. f. K. österr.
Gq. Bd. 13, p. 98, L. Albutius Pallaeus Maff. Mus. Veron. p. 222,
9 Seine Schwester heisst Auguria, sein Sohn Augurius. Vgl. Capito Auguri fil. (ex
coh. Raetorum) Steiner n. 578, Aucherius a. 1117. Cart. S. Petri Carnot. p. 311
c. 59, armorisch Ogerius (Vater des Mainus, Eudo und Evenus) a. 1060. Cart. de
Redon n. 364.
3 ) Vgl. auch L. Ovidius Ventrio, Orelli n. 3856, Q. Ovilius Successus (Tarracone)
Masdeu Tom. 6 n. 853 u. a.
s ) Vgl. M. Obsius Tac. Ann. 4, 68. 61 = Obisus? P. Obsius Severus, Chandler,
Marm. Oxon. p. 134, 46.
4 ) Vgl. Cares, Vater des Tib. Jul. Sdebesdas, domo Turo, Orelli n. 6861, Carisius
Acceptius, Murat. 1184, 8.
5 ) Villa Opimensis saec. 11. Cart. S. Trinit. in Monte Rothomag. n. 94. Cart. Sith.
p. 468.
Keltische Forschungen.
233
8, Pala, filius quondam Vesticii Lavezarii, a. 1220. Mohr, Cod. dipl.
Rhsetise 1 n. 187, p. 269. Palarus abgeleitet wie Ligarus Fabretti
p. 65, 8, irisch Lugliar (Vater des h. Aedhan) Mart. Dungal.
Aug. 27.
Palerus: Palerianus f. 34, 28. — Siehe Palarus, vielleicht auch
Ballerus ssee. 10. Marini, Papiri dipl. p. 233 ad n. 31, Balerus a. 981.
de Blasio, Ser. princip. n. 65 == Pallerus, Palerus?
Palsus: Palsianicus f. 71, 28 '). — Vgl. Palsenus (testis) a.
848. Perard p. 145 = Balsenus, Baisima ssec. 8. Polypt. Irm. 237,
79 b,s , verkürzt Balsma 1. c. 7, 7, Baismus ssec. 9. Polypt. Rem. 43,
5. 58, 127, Balsamus (notar.) a. 840. Marca hisp. (Ex cart. eccl.
Helenens.) n. 13, Balsams (Lucens. ep.) a. 700. Brunetti, Cod. dipl.
Toscan. 1 n. 3, Balsio, Ort der Celtiberier, Itin. Ant. Geogr. Rav.
jPampus: Pampianus f. 32. 13. — Pambeci filius (Horus d. i.
Orus) Bonn. Jahrb. Bd. 6, p. 317, wahrscheinlich Bambeci zu lesen,
Bambix Sori fil. du Mege, Archeol. pyren. 2, p. 194 und Bambix
Publ. lib. 1. c. p. 192 3 ), M. Fulvius Bambalio Cic. Phil. III, 6,
Bambo a. 1039. Fatteschi, Memorie istor. dipl. de' Duchi di Spoleto
n. 94, Bambottus (Caminens. ep.) a. 1300. Mohr. Cod. dipl. Rhaet.
2 n. 98, p. 166 d. i. Bamb-ott-us. Vgl. Pompilus.
Panisus: Panisi hortus 79, 31. — C. Paniseius Wiltheim, Lu-
ciliburg. p. 214, M. Publicius PannicusMasdeu Tom. 19 n. 1887, Julius
Paniscus Orelli n. 6891, Panianus a. 906. Marini, Pap. dipl. p. 263
ad n. 76, Panius Madoci filius, Arch. f. K. österr. Gq. Bd. 22 p. 249.
Vgl. auch Panissa, Panysus, ein Fluss in Moesia Inferior (Thracien)
Plin. 4, 11, 18 und Pannissum oder Pannissus, Ort in Moesia Inf.
Tab. Peut.
Paperms: Paperianus f. 63, 3. — Papirius Potamo (Schreiber
des Verres) Cic. act. in Verr. 3, 60, 66, M. Papirius Eunus, Momms.
Inscr. Helv. n. 53, Papiria Polcra 1. c. n. 105 s), Papirus (villa)
saec. 9. Cart. de St. Aubin d'Angers. Morice 1 col. 279, Bapiria
*) Vielleicht abgeleitet von Palsiana villa.
3 ) Bambix = Bambis wie Atimetux neben Atimetus Fröhner n. 190, milex Maff.
Mus. Veron. p. 256, 6 statt miles, oder = Bambix, wie Paxentius (St. Mart.)
Saussaye, Mart. Gail. Sept. 23 = Paccentius.
s ) Vgl. Ego Pulcru a. 804. Brunetti, Cod. dipl. Toscan. 2 n. 66 p. 350, 26, Leo-
pulcrus a. 801. 1. c. n. 55 p. 329, 3.
18
254
Stark
Variante zu Baparius (Eliberitan. ep.) a. 687. Esp. sagr. Tom. 12
p. 107.
Papus: Papianus f. 49, 24. — Papus (fig.) Fröhner n. 269,
L. Papius Fortunatus Steiner n. 964, Papia ssec. 8. Polypt.. Irm.
201, 12; ssec. 9. Polypt. Rem. 49, 62, irisch Papanus, filius Aen-
gusii regis, Mart. Dungal. p. 206, nota 3 <).
Parcilus: Parcilianus f. 63, 7. — Parcilia M. Oxoni filia, Murat.
1722, 14 2 ), Of. Parc Fröhner n. 271, Porparcu 1. c. 430 = Por-
parcu, irisch Dobarchu (Mochummocc son of D.) Mart. Dungal.
Jun. 17 d. i. Do-barchu, dann Sobhairce, son of Ebric, joint Sover
eign of Ireland, a. m. 3501. The four masters, d. i. So-bhairce.
Patagrasus: Patagrasi liortus 82, 14. — Vgl. Patagatus (Pari-
siis) Fröhner n. 306, dann T. Grassius Sabinus, Maff. Mus. Veron.
361, 5 = Crassius? C. Atilius Crassus, Segontinus, Grut. 324, 2,
Crassia Demincilla, de Boissieu p. 193, 20 s), Crassicia Ursa Steiner
n. 2509, Crassicia Sp. f. Bassa, Matf. Mus. Veron. p. 274, 8, kym-
risch Crasgell ssec. 6. Vita S. Cadoci c. 64. Lives 93, Crashaiou
ssec. 10. Lib. Landav. 229 4 ).
Paternus: Paternio f. 32, 2, Paterno f. 35, 7. — C. Aelius
Segonti fil. Gal. Paternus, Cluniensis, Masdeu Tom. 19 n. 1647,
Paternus Ursus, Turonus, de Boissieu p. 267, 21, irisch Badharn:
Aedli Ruadh son of B., king of Ireland, a. m. 4470. The four masters,
kymrisch Padarn, S. Cadoci Geneal. Lives 378 5).
Patrinus: Patrinio f. 38, 5. — Patronus Patrinus (a. 209)
Steiner n. 617, Patrac(us) Fröhner n. 325, Patricus (fig.) Steiner
n. 1449, Patro Celeianus Grut. 886, 7, Sopatrus (ssec. 2) Seidl,
Sitzungsber. d. phil.-hist.-Kl. d. kais. Akad. d. Wiss. Bd. 12 p. 72
n. 46 d. i. So-patrus, gälisch Mullpatrei (mancip.) ssec. 11. Kemble
4 n. 981 p. 316.
1 ) Follaman, Jernocus, Natalis heissen seine Brüder.
2 ) Vgl. Parceol (pbr.) a. 772. Michelb. n. 32 == Parc-eol, adjectivisch abgeleitet
wie Apiolus Orelli n. 3926, kymrisch Greidiol Jolo 3.
3 ) Grasia (villa) saec. 9. Perard p. 29, 6, Grassus auch in ager Grassiacensis saec. 9.
Cart. Savin. n. 139.
4 ) Crashaion p. 301.
5 ) Paternus (Scotus, monac. Paderborn.) a. 1080. Mariani Scot. chron. Mon. Germ. 7
p. 538, 25, riarspviava, Stadt der Carpetani in Hisp. Tarrac. Ptol. 2, 6, 57.
Aber auch in Bruttium hiess eine Stadt Paternum. Itin. Ant. p. 114.
Keltische Forschungen.
255
Penitus?: Penitula t'. 54. 33. —Peniclas, im Herre Alexanders,
Q. C. Rufus VII, 26, 12, Pinnius T. f. Firmus (Perusiae) Maff. Mus.
Veron. p. 360, 4, Pinola saec. 8. Polypt. Irm. 85, 57, Penio (pbr.
Mediol.) a. 789. Marini, Pap. dipl. p. 54, 91.
Peritus: Peritulo c. 34. 26, — Beritonus (fig.) Fröhner n.
373 = Berit-on-us *), Beritus a. 1024. Mittarelli, Ann. Camald. 1
n. 118 col. 269, Pirit saec. 10. Salzburg. Verbrüdb. 105, 31, Beritla
s;ec. 8. Polypt. Irm. 93, 117 = Berit-ila.
Pesidus: Pesidianus f. 70,1. — Fl. Pisidim Romulus (Praef. Urbis)
saec. 4. Orelli n. 1134. Der Zusammenklang dieses Namens mit Pisidia
(regio Asiae minoris) Cic. ad Att. 6,5. 3 ist wahrscheinlich nur zufällig.
Petritus?: Petritulo, locus qui dicitur, 53. 23. — Vgl. kymrisch
Padarn ap Pedredin, Jolo p. 103, 55 ~). — Petritus kann = Pe-tritus,
Bi-tritüs (vgl. Valens Bi-litralis Steiner n. 1443 neben Be-letramnus
stec. 9. Polypt. Som. 6, 2 und Lethrnmnus 1. c. 1 0, 30, dann Tritas
Fröhner n. 1019) oder aus Peturitus (vgl. Pitureius, ep. Litiens.
Castrens. n. 1179. Add. conc. Later. D’Achery Spicil. 1 p. 637 b , ar-
morisch Piturvure saec. 9 Cart. de Redon App. n. 20) verkürzt sein.
Petronus'. Petronianus f. 28, 29. 29, 18. — Petronius Verinus,
Marini, Iscr. Alb. p. 203, 176, Petronia Magna, du Mege, Arcbeol.
pyren. 3 p. 170, Petronus a. 856. Lupi Cod. dipl. eecl. Bergomat.
1, 782, Petronax (archiep. Ravenn.) saec. 9. Cod. dipl. eccl. Ravenn.
29, 9 d. i. Petron-ac-us, Petronia (jugalis Juliani) 1. c. 52, 10;
(jugalis Florentii) 41, 4; (jugalisGusberti) 41, 10; (jugalis Mauritii,
32, 24, kymrisch Petrun Lives p. 266, 25, jetzt Pedrwn.
Plucus, Plutus: Plucianus f. 59, 29. — Vgl. Plucca (masc.)
saec. 9. Liber, vitae eccl. Dunelm. p. 22, 3, armorisch Alfredus Bluch
c. a. 931. Cart. de Redon n. 305, Gingomarus cognomento Bloccus
c. a. 1060. Cart. Marmout. Morice 1 col. 411»), Bluchiou (mon.)
a 1075. Cart. Kerperl. Morice 1 col. 441, Brientius Blocci filius saec.
11 —12. Cart. S. Florentii 1. c. col. 389, altgallisch Coblucia Wilt-
1 ) Vgl. auch Beritonii Mons (in Aquitania) a. 680. Pard. n. 392, p. 184, kymrisch
Peredurus (rex. ßrit.) Galfr. Monumet. 3, 18 d. i. Pered-ur. Pcredur, Sohn des
Gildas, Lives p. 601, 77.
2 ) Petrun genannt in den Lives p. 266, 23.
3 ) Sein Sohn wird genannt „Haimo patria Brito“. ln derselben Urkunde wird auch
ein „campus Blocci u erwähnt. — Vgl. auch atrium Aidanbloch in Vita S. Cadoci.
Lives 83.
256
Stark
heim, Luciliburg. p. 284. Plocamus (Inscr.) Hist, de Langued. 1
Fol. 4 n. 10, C. Sabinius Plocamus, Hefner die röm. Denkm. Salzb.
Denkschr. d. phil.-hist. CI. der kais. Akad. d. Wiss. Bd. i p. 30 n.
33, Plocamus (frater Erii C. 1. Secundi) Maff. Mus. Veron. p. 283,
1. Bluceum (BXouxtov) hieß der Königssitz des Deiotarus in der Land
schaft Galatiens, welche die Tolistobogi bewohnten, Strabo XII, 5,
2 p. 567 <). Plucianus f. kann aber auch von dem Personennamen
Plutus genannt sein. Vgl. Olus Plutius Successus Orelli n. 2866.
Complutum civitas stipendiaria Carpetanorum in Hisp. Tarrac. Plin.
3, 4. Itin. Ant., Complutica, Ort in Gallsecia (Hisp. Tarrac.) Ptol.,
Umplod saec. 8 Meichlb. n. 195, dann Of. PlautQ) Fröhner n. 413.
Pollenus: Pollenanus f. 27, 22. — Pollenius Priscus, Grut. 816,
3, Vitrasio Pollio (procurator Clainlii Caesaris) Plin. H. N. 36, 57,
Vitruvius Pollio, Architect aus der Zeit des Augustus, wahrscheinlich
aus Verona 2 ), Pollina (Sta) a. 685. Cart. Sithiens. p. 29 n. 11, irisch
Poldn (St.) Mart. Dungal. Mai 21. Vgl. Pullus.
Pompilus: Pompilianus f. 29, 21. — Pompilia (Mutter des
Minivius Marcillus) Masdeu Tom. 19 n. 1Ö44, Pompeius Catussa,
cives Sequanus, de Boissieu p. 429, 27, Pompeius Rectugenus, Catu-
ronis fil. E. Hübner. Monatsber. der k. Berlin. Akad. 1861 Bd. 2 p.
802, Pompeius Reburrus, faber Gigurrus, Calubrigensis, 1. c. p. 802,
Hugo AcPomponna (miles) a. 1276. Cart. Paris. I, 1 p.207 n. 300. —
Bei diesen Namen ist nicht ausschliesslich an die gleichlautenden
römisch-etruskischen Namen zu denken; sie können auf die bei
Pampus erwähnten Namen zurückzuführen 8 ), oder vielleicht durch
Verkürzung aus Ponipilia, Ponipeius entstanden sein. — Fidipellus:
Bolosea Fidipelli filia, Hühner I. c. Bd. 1 p. 399 ist aber wahrschein-
*) Bei Cicero pro Deiotaro 6, 17. 7, 21 steht dafür Luceium.
2 ) Sein Werk „De nrchitectura“ herausg. v. Aloys Marini, Rom. 1836. IV. Voll. fol.
3 ) Jenen Namen ist noch anzureihen Pamyhilius (St.) im Codex Theodorici d. Bened.
Abtei Deutz. Lacombl. Arch. Bd. 5 p. 294 = Painpilius mit yh statt p, wie in
Calphurnius Finestres, Sylloge p. 241 n. 10 statt Calpurnius (Q. Calpurnius
Fravus, Aedil. llvir Barcenonensis, Masdeu Tom. 19 n. 1528), in Ramphus
a. 906. Marini, Pap. dipl. p. 262 ad n. 76 statt Rampus (mansus qui vocatur
Ramponetus a. 1037. Cart. Savin. n. 639 p. 319). Eiir die Auffassung des Namens
Pamphilius als gallisch spricht auch der Name Poemius (St., Bruder des Pam-
philius), neben Sacrum Poemanae (Inschrift aus Lugo in Spanien) E. Hübner
1. c. 1861 Bd. 2 p. 918, Paemani (pop. Belg.) Caes. B. G. 2, 4, Claudia Poet
Tochter des CI. Gallicanus Diocles und der Hordonia Primicenia, Orelli n. 6883.
Keltische Forschungen.
257
lieh = Fi-dipellus, d. i. Vi-tipellus■ Vgl. aber die im Codex trad.
eccl. Ravenn. 29, 26. 31; 49, 25 verzeichnete Form Ponpianus
futidus J ).
Pontus, Pontius: Pontianus f. 44, 34; Poncianus f. 44, 7. 69,
22 a). — Ponti, Ponti of. fic. Fröhner n. 421—423. 425. L. Pontius
L. f. Martialis, Orelli n. 3242, Valerius Ponticus Tac. Ann. 14, 41,
Pontilus E. Hübner, Monatsber. d. k. Berlin. Akad. 1860 p. 445,
Tripontio (rivus in territorio Sinogaliensi im Cod. trad. eccl. Ravenn.
56, 16 d. i. Tri-pontio, Pontadius a. 533. Synod. Massil. (Pardessus
1 p 121), Pontamius (Eminens. ep.) c. a. 411. Conc. Bracar. Concil.
Hisp. Tom. 3 p. 80 s).
Popilus: Popilianus f. 68, 7. — L. Cornelius Pupillus Orelli
n. 1393, Popilius Avitus, Masdeu Tom. 5 p. 6 n. 14, Poppilius,
natione Sequano, deBoissieu p. 407, 15, C. Popillius Cupitus, Masdeu
Tom. 19 a. 1541, Popilia Secunda M. f. 1. c. n. 1560.
Praeculicus: Antinianus f. qui Praeculici vocatur 64, 29.—
Praeculicus, zusammengesetzt wie Celtici Praesamarci Plin. 4, 20
d. i. Prae-samarci (Samarcus oder Samartus in villa Samarciäcus
a. 947. Cart. Sarin, n. 55). Vgl. zu Prai-culicus: Collicius ( veteranus
Augg.) Seidl, Sitzungsber. Bd. 12 p. 66 n. 38, Colicaria (Ort in
Gail. Cisalp. am Po) ltin. Ant. d. i. Colic-aria. Auch Argolicum (opp.
*) Die Zahl der gallischen Namen, welche theils zufällig, theils durch Anschmiegung
an römische Namen mit diesen lautlich zusammenfallen oder anscheinend aus
lateinischen Appellativen gebildet sind, ist sehr gross. Ich nenne hier nur die
gewöhnlich aus den römischen Zahlwörtern gedeuteten Namen Primus bis Decimus,
dann Clarus, Clodius, Firmus, Florus, Fulvius, Furius, Fuscus, Magnus, Proximus
Prosper, Priscus, Quadratus, Rufus, Romanus, Sacer, Salutaris, Sanctus, Suspecta,
Tacitus.
2 ) „Locus qui vocatur Pontianus“ a. 814. Fatteschi, Memorie istor-dipl. riguard.
la serie de’ Duclii di Spoleto n. 42.
'*) Der Name Pontius Cominius erscheint in Rom schon zur Zeit der Einnahme dieser
Stadt durch die Gallier, a. 369 vor Chr. (Liv. 5, 46. Appian, Celt. 4, 6) und
C. Pontius heisst der Samnite welcher die Römer bei Caudium besiegte a. 321
vor Chr. Nichtsdestoweniger ist Pontus, Pontius auch ein gallischer Name, und
kann er aus dem Wortschätze der neukeltischen Sprachen geeignet gedeutet
werden. Die Urkunden Spaniens und insbesondere Frankreichs überliefern bis
ins zwölfte Jahrhundert den Namen Pontius sehr oft, dessen ursprüngliche Form
auch Poncius sein kann. Vgl. Poncia a. 1099. Marca hisp. n. 322 col. 1210,
PoJicil (mancip.) saec. 9. Meichelb. n. 460, welche Namen von ponc abgeleitet
aber auch aus Ponicia, Ponicil verkürzt sein können.
2o 8
Stark
Brit.) Itin. Richardi Cirencestr. Ackerman, Archaeological Iudex. App»
p. 172 dürfte = Ar-colicum aufzufassen sein.
Praetunius'. Praetuniolus f. 32, 3. — Praetunius = Bretonius.
Vgl. Britonius (Trevir. ep.) s*c. 4. Boll. AS. 5. Mai 11, p. 11,
Bperravicov (Brettanio) dux Zosim. 3, 2S, Britanni (fig.) Fröhner n»
477—47S, Britus 1. c. n. 479.
Praeturius: Praeturio f. 79, 23; Praeturiolus maior, et minor
29, 29. 30. — Masso Praetoriani (fil.) Steiner n. 3332 d. i, Bre-
torianus. Vgl. M. Praetius Steiner n. 505 neben L. Braetius L. f.
1. c. n. 3118, Braetius M. f. Stel. Taurus (miles leg. XIII. Gern.)
MafF. Mus. Veron. p. 431, 4 d. i. Bretius *). Vgl. kymrisch Brethoc
(mancip.) ssec. 11. Kemble 4 n. 981 p. 313.
Pucus: Puciano c. 33, 13. Puciolo f. 77, 7. — Pucus — Bu-
cus. Vgl. Lolia Pocca Hefner, Röm. Bayern n. 276, Puch (comes)
Beda, Hist. eccl. 3, 4, Buccius n. 491 — 492, Buccus n. 493—494,
Bucianus n. 493 bei Fröhner, En. Bucco (Ilvir Celsae, spanische
Münze aus der Zeit des Tiberius) Ackerman, Ancient coins p. 93 n.
\,.Bucio Iran fil. Archiv, f. K. österr. Geschg. Bd. 33 p. 53.
Pullus, Piilus: Pulliolus c. 39, 22. Pulianus f. 23, 28. — L.
Pullius Chresimus (ssec. 2) v. Arneth, Röm. Mil. Dipl. n. 10 p. 65,
Villa Pullionis ssec. 9 Polypt. Rem. 94, 14, Pullus in Pulliäcum a.
901. Charmasse, Cart. de l’eglise d'Autun P. 1 n. 22. Zu beachten
sind aber auch der römische Volkstribun Pullius a. 249 vor Cbr.
Schob Bob. in Clod. p. 337 und der aus dem oskischen Fregellä
stammende P. Numitorius Pullus a. 125 vor Chr. Cic. de Inv. II, 34,
105. Der umbrische Ortsname Pulleliacus Tab. Traj. zeigt die gal
lische Ableitung-ac. Vgl. Pollenus.
R.
Rabus: Rabiano (casale?) 28, 29. — Vgl. Rubel ssec. 11. Polypt.
Irm. 51 b , Raberius de Verone a. 1060. Cart. S. Petri Carnot. p. 152,
armorisch Rabinus, filius Glemarhoci, a. 1101. Cart. de Redon n.
368, Rabino Buissun ssec. 12. de Savigne. Morice 1 col. 641, Gal-
1) Vgl. auch Braetus in Braetianus fundus, Obligat, praedior. MafF. Mus. Ver. p. 390.
Uber römisch ae statt e e, siehe Fröhner, Inscr. terrae coctae vasarum (Gottingae,
1858) p. XXVII, dann Baetia (Provincia) MafF. Mus. Veron. p. 113, 2. neben
Retia (Provincia) Hefner, Röm. Bayern n. 36.
Keltische Forschungen.
250
terius Rabies ssec. 11. Archive du Chapitre de Rennes. Morice 1 col.
358, villa Rabiesca a. 898. Marca. liisp. n. 540> vielleicht auch Ra-
baclo (fluvius in Yosago pag. Calvomont.) a. 661. Pard. 2 n. 341 p.
120, Petrus Rabada (archidiac.) a. 1144. Esp. sage. Tom. 36 n. 54.
Rabuncus (testis) a. 906. Hist, de Langued. 2 n. 31 aber ist =
Ra-bancus -).
Raius : Raiano f. 35. 19. — Raius Broccus (Venusiae) Momras.
n. 1266, L. Raius L. f. Pleheitus . . . extestam. Plebei patris, Masdeu
Tom. 19 n. 1524, Rao: fuudus Raonis ssec. 5. Lupi 1. I. 1 p. 415.
In diesen Namen ist vielleicht die Spirans v unterdrückt, und als
die ursprünglichen Formen derselben sind dann Ravius, Ravo an
zusetzen. Vgl. L. Annius Ravus Orelli n. 5003, Annelinus Raveius
a. 1216. Cod. Wangian. n. 279.
Rubus: Ruhianus f. 39, 2; Rubiano c. 39, 12 s). — Rubo ssec.
8. Cod. Lauresh. n. 1370, W. Rubeus a. 1219. Cart. S. Vict. Massil.
m 1119, Robinus a. 1259 1. c. n. 1130, Robitus a. 1006. 1. c. n.
1049, Rüben a. 828. Polypt. Irm. App. 9. n. 345, Robes ssec. 11.
Polypt. Irm. 51 a , kymrisch Rubon Lih. Landav. 199, irisch Maol-
rubha (St.) ssec. 8. Mart. Dung. April 21 p. 106 = Maol-rubha,
Vgl. Malarubia (alodem nomine) a. 961. Hist, de Lanqued. 2 n.
96 p. 107.
S.
Salmarus?: Salmarianus f. 59. 6. — Vielleicht ist Salmarianus
fundus von einer casa Salmaria benannt, gebildet von dem Personen
namen Salmus, Salamus. Doch diese Auffassung ist unsicher. Indes
sen aber mag man vergleichen Salmo, fluviatilis in Aquitania prin-
cipatum habet, Plin. 9, 68, Salmona, Nebenfluss der Mosel in Gail.
Belg., Auson. Mos. 365, jetzt Salm, vielleicht auch fonte de Salmegia
ssec. 8. Ribeiro 1 n. 2, und castrum Salmarus, Mont. S. Michel, Morice
1 col. 581, ferner Salme f. Goldast 2, 127 neben Salama Orelli n.
3338; ssec. 8. Polypt. Irm. 249. 29, Salämusc. a. 1080. Cart. S.Vict.
Massil. n. 1089 p. 556, Salaman ssec. 11. Kemhle 4 n.981 p.315, ar-
morisch Salamun a. 481. Cart. de Redon App. n. 13 und auch Salamis
*) Vgl. Habanas (loc.) = Rab-ari-as bei Zeuss p. 742.
2 ) Vgl. Bane, Sohn des Dominicus und der Donada, saec. 10. Cart. S. Vict. Massil.
n. 291.
3 ) „In villa Rubiano“ a. 981. Marca hisp. n. 129 col. 926.
260
Stark
(Genitiv masc.) a. 1210. Cod. Wangian. n. 248, wenn nicht = Sa-
laman, Sa-lamun, Sa-lamis; Salome f. a. 1093. Cart. S. Vict. n. 138.
Salut, Salutis: Salutis m. 39, 15. Saluciola 40, 25 = Salu-
tiola. — C. Salutus Steiner n. 775 (Rodulfus Salatus a. 1115. Cart.
Paris, p. 307), armorisch Saludem a. 869. Cart. de Redon n. 241,
iSalutem c. a. 900. Cart. Landevenec. Morice 1 col. 338; a. 916.
Esp. sagr. Tom. 34 p. 438, Justa Salutis ssec. 13. Riberio 2 n. 6
p. 232.
Sarus: Sarianus f. 35, 22. — 'Zapog (barbar. cop. dux) a. 408.
Zosim. 5, 30; (Ravennae praef., nat. barbarus) Philostorg. 12, 3;
(Gothus a. 410) in Exc. Oiympiad. 349, 8, Sarra, Tochter des
Serlus, ssec. 8. Polypt. Irm. 134, 12, kymrisch Sarran, Sara?i Lives
246. 247, armorisch villa quae dicitur Sarant a. 854. Cart. de Redon
n. 162, irisch Sardn (St., son of Tighearnach) Mart. Dungal. Dec. 21,
gäliscli? Sarra ssec. 12—13. Liber vitae eccl. Dunelm. p. 82, 3,
altgallisch Sex. Atilius Saranus (Procons.) Maff. Mus. Veron.
p. 108, 1.
Saturus: Saturianus f. 38, 20. — Domitius Saturus Marini
Inscr. Alb. p. 205, 162, Saturus fil. Saturnae Steiner n. 1717, Au-
relia Satura 1. c. n. 3392, T. Aur, Saturio (veteran. coh. Breucorum)
1. i. n. 2868, Saturia (Sta) Cod. der Bened. Abtei Deutz. Lacombl.
Arch. 5 p. 298, Saturus auch in Saturidco a. 683. Pard. n. 403
p. 196, armorisch Saturnan a. 844. Cart. de Redon n. 112, kymrisch
Saturnguid, Saturnbiu im Cod. Lichfeld. Lib. Landav, 272. 273,
Saturn, princeps altaris Docgwinni, ssec. 6. Vita S. Cadoci c. 63.
Lives 92.
Savicus: Savigianus f. 34, 41. — Vgl. Savicellus a. 879.
Marca hisp. n. 37 = Savic-ell-us neben Savigillm, Savegillus a.
983. Hist, de Langued. 2 n. 119.
Savinus : Savinaci f. 67, 32. — Savinacus f. ist nach einem
Ortsnamen, Savinäcum, abgeleitet von dem Personennamen Savinus,
gebildet. Vgl. Saviniacus. (locus) ssec. 9. Polypt. Rem. 20, 14, dann
Savinus ssec. 8. Cod. dipl. eccl. Ravenn, 50, 3; Polypt. Irm. 224, 74;
(Iibert.) a. 739. Pard. n. 559 p. 373, Savina (mancip.) a. 573. 1. c.
n. 180 p. 139; a. 814. Polypt. Massil. N. 2, G. 3 im Cart. S. Vict.
2, 653. 659, Safinius L. f. Rufus Maff. Mus. Veron. p. 117, 2 =
Savinius, wie Nerfinius Fabretti p. 633, 288 = Nervinius.
Keltische Forschungen.
261
Savus, Savias : Savianus f. 66, 17. — Aesilus Sam Fil. (Car-
pentoractae) Marat. 2, 3. Savia ssec. 8. Polypt. Inn. 72, 15, Savus
(Pannon. fluv.) Plin. 3, 18, 22, Claud. de laud. Stil. 2, 192. Tab.
Peut., Xaouog bei Ptol. 2, 16, 1. 2; 3, 9, 1, Savia (Saouict) eine
Stadt der Pelendones, einer keltiberisehen Völkerschaft in Hisp. Tarrac.
Ptol. 2, 6, 56.
Scanus : Scanianus f. 33, 18. — Scanianus Januarius, Fabretti
p. 177, 354, Scanus a. 1213. Cod. Wangian. n. 273 J ), Scana f.
ssec. 9. Salzb. Verbrüdb. 36. 11, irisch Scanlach (Sta) Mart. Dungal.
Dec. 10 2 ).
Scornius: Scorniianus f. 28, 16. — Vgl. Scorno in Scornes-
heirn a. 782. Wenk. Urkdb. z. Hess. Gesell. 2 n. 8, Bernardus Es-
cornardus in ssec. 12. Cart. St. Petri Carnot. p. 488 n. 29 = Scor-
nardus.
Septicus : Septicianus f. 38, 15. — Q Septicius Cic. Verr.
Acc. 3, 4, 36, Septicius Charito, Marini. Iscr. Alb. p. 203, 173 Sep-
ticia Gemina d. Boissieu p. 493, 23, Septicia (soror Numisiaes)
Orelli n. 4694. Vergleiche auch Septuleius Faustus, Steiner n. 2694,
Septonia (castell. Brit. in reg. Belgarum) Not. dign., irischSebhdann,
daughter of Core, abbes of Cill-dara. a. 726. The four masters.
Serbilus : Serbilianus f. 34, 31. — Serbilianus wahrscheinlich
statt Servilianus. Vgl. Servilius Sedatus, Marini Iscr. Alb. p. 201,
87, Q. Servius Firmanus (Portugal.) Masdeu Tom. 5 n. 102, L.
Blatius L. f. Serventinus (Brixia) Reines. Syntagm. XIV. 109, Stepha
nus Sirvent ssec. 11. Cart. S. Vict. Massil. n. 102.
Serbinus : Serbinianus f. 60. 27 — Siehe Serbilus und ver
gleiche Cornelius Servinus du Mege, Archeol. pyrenn. 1 n. 88.
Sibolus : Sibolianus f. 28, 27. — Vgl. Aurelia Sibulla Steiner
n. 2561.
Silus : Silianus f. 49, 12. — Silus, Novariensis, Sueton. De
dar. rhetor. 6, Domitius&7o (Inscr. Hisp.) Orelli n. 156, L. Antonius
Silo (praef. coli. IV. Tarrac.) Masdeu Tom. 9 n. 931, Attilio Silonis
fd. 1. c. Tom. 5 n. lll, Abronius Silo, latein. Rhetor, Schüler des
*) Ygl. Scanin (fig.) Steiner n. 116, wenn richtig gelesen, Scana (curtis) a. 965
Hergott n. 136, p. 81, Petrus qui dicitur de Scana c. a. 1167. Lupi 2, 1222,
Schau, Familienname in Österreich, Schanne in Frankreich.
2 ) Vgl. auch den Namen des gelehrten Fuldermönches Schannat.
202
Stark
Portius Latro, Seneca, Suas. II p. 23, Silia Rodine, Marini. Gli atti
et monum. de trat. Arv. Tom. 2 p. 485 a , C. I. Silanus (nat. Biturix,
libert.) Steiner n. 2511, ir. Faelan Ua Silne (Cormac son of) a. 751.
The four masters, Aedh son of Silan, Geneal. of Corca Laidhe. Mise,
of the Celt. soc. (1849) p. 37.
Sintilus : Sintilianus f. 35, 20. — M. Sentilius Jasus ssec. 2.
v. Arneth. Rom. Mil. Dipl. n. 10 p. 65, Sintila mit der Variante
Sentila (Eliberit. ep.) a. 861. Esp. sagr. Tom. 12 p. 107, Sentilius
(Arulens. abb.) a. 994. Marca liisp. n. 143, Aurelius Sintus a. 295.
Schannat. Eifelia Tom. 1 p. 548 (Orelli n. 1356), Sentius (fig.)
Fröbner n. 1955, Valerius Sentius de Boissieu p. 505, 24, Sentius
Successianus Orelli Inscr. Helv. n. 17, C. SentiusDiadumenus, Momms.
Inscr. Helv. n. 136, C. Sentius Regulianus und sein Sohn L. Sentius
Reginus de Boissieu p. 207, 33, Sentia Orelli n. 4666, Sivrtot
(Völkerschaft in Gail. Narb, zwischen den Alpen, den Quellen des
Rhodanus und der Isara und dem Laeus Lemanus) Ptol. 2, 10, 19,
Sentamus (libertus; Inscr. Romae)Maffei Mus. Veron. p. 259, 10, Sen-
tinus (fig.) Fröhner n. 1956, C. Sentidius Saturnus, Orelli n. 4799,
Catus Sintaci fil. v. Sacken. Sitzungsber. 9 p. 751, Sintitius (Italic,
ep.) a. 589. Conc. Spalens. 1 = Sinticio a. 590. Esp. sagr. Tom.
12 p. 264 b.
Sirus : Sirianus f. 69, 3. — Quartus Sirae filius, Steiner n.
3138, Siro : Speratus Sironis fd. Knabl, Mitth. d. Hist. V. f. Steierm.
Bd. 3, 107. 4, 219, L. FuriusSefcus (Lavinii) Grut. 78, 6, Sero Stei
ner n. 806, Seri, Siirus Fröhner n. 1958 —1959. Sir ei Villa a. 967.
Cart. S. Petri Carnot. p. 57 c. 2, Sirus (mon.) a. 1059. Carl; S.
Vict. Massil. n. 1077; a. 1088. Lupi 2, 759.
Siticus, Sititus : Sititianus f. 48, 9 >). Sidicianus f. 34, 32. —
Rufus Sita (eques coh. VI. Tracum) Ackerman, Archaeol. Index p. 70 ~),
Trunus Situs (Carnunti) v. Sacken, Sitzungsber. Bd. 9 p. 750,
M. Sittius Serapa, M. lib. Orelli n. 7137, P. Sitius C*s. B. A. 25,
P. Setinius Lupercus, Maff. Mus. Veron. p. 308, 11 ••). Setosius,
Henry, Recherches sur la geogr. anc. et les antiq. du depart. des
x ) Vgl. Sertö'a, Stadt im Westen von Hisp. Baet. Ptol. 2, 4, 12, C. Settidius Dontus,
Orelli n. 1204.
2 ) Vgl. SsVta, 1) Stadt in Hisp. Baet. 2) Stadt der Vascones in Hisp. Tarrac.
Ptol. 2, 4, 10. 2, 6, 67.
s ) C. Vettius Sitinnianus v. Sacken, Sitzungsber. Bd. 9 p. 724,
Keltische Forschungen.
263
Basses-Alpes (Ed. 2. Digne, 1842) p. 87 (PL 1 Fig. 8), Sitioma
saec. 9. Polypt. Rem. 49, 63, Sitima (mancip.) a. 813. Schannat
n. 251, Siturius c. a. 499. Pardessus 1 n. 65 p. 40.
Sivicus: Sivicianus f. 35, 5. — Japaruni Sevecii filiae Steiner
n. 2871, Sevus 1. c. n. 1302, Julia Seva, Cochet, Norm, souten*. 1,
126, Sivini of. Steiner n. 842, Sevinus a. 1070. Polypt. Irin. App.
24 p. 361. — Sivicianus kann aber auch statt Sibitianus stehen und
es sind dann zu vergleichen die Namen Acilius Glabrio Sibidius Orelli
n. 6910, Sibitius (ep.) sa;c. 6? Hist. Trevir. D’Achery, Spicil 2,
211 h.
Sorbilus: Sorbiliano c. 33, 11. — Vg 1. Sorbiodunum, Stadt
des röm. Britanniens im Gebiete der Belgä, Itin. Ant. p. 483. 486,
Sorba, eine Stadt in Istrien, Geogr. Rav. 4, 21, jetzt St. Servolo,
fund. Andito de Sorbo Cod. trad. Ravenn. 85, 10 *), vielleicht auch
der Töpfername Surburo (Augst) Fröhner n. 2044 = Surb-uro,
wenn nicht Sur-buro. 2 )
Spiritus: Spirilianus f. 52, 14. — Vgl. Invicta Spira Orelli n.
1522. ArmorischiSjpei’cici ssec. 9. Cart. de Redon n. 77. 100, Spera-
ivet a. 868.1. c. n. 221, Prosperum, (testis) a. 834. 858.1. c. n. 128.
202 = Pro-sperum, kymriseh Ysperir Jolo p. 254, 49 hier anzureihen
halte ich für bedenklich, da kymriseh ysper (hasta), welches Wort
in diesen Namen vorzuliegen scheint, im altgallischen sparus lautete.
Zu beachten dürfte aber sein, dass im Altnordischen für telum spart
und spior, im Ahd. sper sich findet.
Spronus: Spronianus f. 59, 28. — Spronus wahrscheinlich
statt Sparonus, wie armorisch Sprewi a. 860. Morice 1 col. 315
statt Sperewi ssec. 9. Cart. de Redon n. 77. Vgl. Surus Sparuci fil.
dom. Tribocus (eques) Orelli n. 3408, Isparo a. 774. Brunetti, Cod.
dipl. Toscan. 1 n. 82 p. 630, Olgerius Esparos c. a. 1100. Cart.
Savin. n. 863.
Stacus: Stacianus f. 35^ 19. — Bitus Äac(i) fil. Steiner n.
341, Staccius Capito und Staccius Coronus (fil.) Orelli n. 6852,
Stachao (popularis Asturianorum) a. 370. Ammian. 28, 6, 2, Stacco
i ) Hier bezeichnet Sorbo den Namen einer Person.
3 ) Vgl. auch Ulricus Swrbo a. 1156. Lib. fundat. monast. Zwetl. p. 296.
204
Stark
Goldast 2, 108, Stagirus (abbas S. Mauritii in Valesia) a. 650. Pard.
n. 326 = Stacirus, Staclierus ssec. 9. Polypt. Rem. 42, 3 ').
Statilus: Statilianus f. 53, 3. — C. Statilius Pragus, Orelli n.
114, Julia Statilia Steiner n. 1907, L. Statius I. c. n. 501, Statius
Murcus, Caes. B. C. 3. 15, Statia ssec. 8. Polypt. Irm. 151, 5, Studio,
I. c. n. 209, 9. 80, 24, Stadius 1. c. 2, 4, kymrisch Stadud und
Stadial, Töchter des britann. Königs Ebrauc. Galfr. Monumet. 2, 8.
Stratus: Stracianus f. 46, 25. — Stratos Ducbaiais n. 485, L.
Aufustius Strato L. lib. Orelli n. 3793, Strato Goldast, 2, 118, Strado
a. 955.Lupi 2, 234, Strada (mancip.) a. 822. Cod. Lauresh. n. 199,
Stratienus (Inscr. Dalmat.) Archiv f. K. österr. Gq. Bd. 6 p. 256,
Stradidius, Stradilius s:ec. 8. Polypt. Irm. 35, 24. 114, 299, Stra-
taus 1. c. 147, 43. 46*).
Sulus, Sulius: Sulianus f. 31, 18. — Sollus (fig.) Fröhner n.
2016 — 2019, Ateula Solii fil. Orelli n. 3274, M. Sullius Steiner n.
520, P. Sullius Hesper. Mail. Mus. Veron. p. 303, 6, Sulla Senni fil.
(Remus) Steiner n. 1020, L. Samnius Sulla E. Hübner, Monatsber.
d. k. Berlin. Akad. 1861 Bd. 1 p. 96, Sullo ssec. 9. Dronke n. 356,
Sulio filius Teachii ssec. 10. Bourasse, Cart. de Cormery n. 46 p. 96,
Solio ssec. 10. Cart. S. Petri Carnot. p. 99 c. 6, Sola (mase.?) ssec.
9. Liber vitae eccl. Dunelm. p. 29. 1, kymrisch Side (Schwester des
Königs Meurig) ssec. 6. Vita S. Cadoci c. 64. Lives 93, armorisch
Sulan c. a. 834. Cart. de Redon n. 122, Arscodius filius Soleni ssec.
II. Cart. Marmout. Morice 1 col. 346, Solinus (St. abb. in dioec.
Maclov. in Armorica) ssec. 6. Stiltingi sylloge in AS. Boll. 1. Oct. I.
p. 196, altgallisch Solinus Neptaci fil. (Burdegale) Orelli n. 4595.
Vgl. auch Sollos (auf einer gallischen Münze) Duchaiais n. 248. 249
neben Solon, Stadt der Allobroger in Gail. Narbon., SoAwviov tcoIiv
bei Dio Cass. 1. 37.
Suluster: Sulustrianus f. 66, 16. — Suluster oder Sulustrius
ist wahrscheinlich als Composition = Su-lustrius aufzufassen. Vgl.
Subocrini (incolae Alpium . . . a Pala ad Tergestis reg.) Plin H. N.
3, 20, 24 = Subocrini d. i. Su-bocarinil (vgl. Buggarana ssec. 8.
*) Stacianus kann aber auch statt Statianus stehen und es ist dann der folgende
Name Statilus zu vergleichen.
2 ) Ist in Stracianus c ursprünglich, so können verglichen werden die Namen
Stracorina Archiv f. K. österr. Gq. ßd. 6 p. 260, Strago (mancip.) a. 838. Dronke
n. 520 statt Straco ? Strachol a. 876. Ried n. 55.
Keltische Forschungen.
265
Cod. Sauresham. n. 284), Suspecta ssec. 8. Polypt. Irm. 25, 8 =
Su-specta neben Antonius Spectatus Steiner n. 3062, C. Sacretio
Spectatinus Knabl, Mittb. d. hist. V. f. Steierm. Bd. 9 p. 19, dann
Lucio Sergio Luci f. Corn(elia tribu) Lustro Staio Domitino (Nyon)
Revue archeol. 1864 p. 409, Bruttianus Lustricus, Statthalter einer
röm. Provinz unterTrajan, Plin. Epist. 6, 22 d. i. Lustr-ic-us, Luster-
ic-us '), ferner Sa-lustro und Sa-luster c. a. 984. Hist, de Langued.
2 n. 119.
Suxinus: Suxinius f. 86, 3. — Suxinus — Succinus wie Ma-
xeutius (St.) neben Maccentius a. 875. Cart. de Redon n. 236. Vgl.
Virius Succius, miles coh. Britton. Murat. 870, 5, Socco fec. Fröhner
n. 2009 b , SuccianQ) Janssen. Mus. Lugd. p. 151, Socenia Stei
ner n. 1145, de Succiäco a. 1124. Cart. Paris. 1 p. 333 n. 28,
Suzcinus (testis) a. 735. Urkdb. v. St. Gallen n. 5, kymrisch Sacga
(pbr.) a. 824. Kemble 1 n. 218.
T.
Tampus: Tampiana f. 85, 2. — C. Tampius Sabinus (Feren-
tini) Murat. 486, 2, Tampius Hermeros (Pisis) Orelli n. 4623, Baebius
Tampilus (auf einer dalmatin. Münze) Archiv f. K. österr. Geschq.
Bd. 33 p. 138, Q. Baebius Tamphilus (Gesandter an Hannibal nach
Sagunt, a. 218) Liv. 21., (T)am.bilo — Eburo (auf einer gallischen
Münze) Ducbaiais n. 524, Tambuscius (Job.) a. 1231. Cod. Wan-
gian. n. 160 p. 346, condesa Dampurias (Schwester der donna Maior
Arias) a. 1242. Esp. sagr. Tom. 26 p. 317 2 ).
Tempanus, Tempanatus ?: Tempanati f. 37, 7. -— Vgl. irisch
Dimpna (Sta) Mart. Dungal. Mai 15 p. 128 d. i. Dimpana, armorisch
Ran Dempou a. 846. Cart. de Redon App. n. 22.
Tinilus: Tinilianus f. 75, 6. — Siehe Tinas und vergleiche
Tinnulo Verbriiderungsb. v. St. Peter 95, 30.
Tinus: Tinianus f. 27, 12. — Q. Tineius Rufus (Cumis) Orelli
n. 1437, Thinia Urbana, Masdeu Tom. 19 n. 1541, Adi qui super
nomine Tina vocatur, a. 918. de Blasio, Ser. princip. n. 83 p. 150,
*) Ygl. auch Lustrat (masc.) a. 817. Schannat n. 297: (fein.) a. 823. 1. c. n. 336 =
Luster- at?
2 ) Ygl. auch Dampho in DamphesdorfEbirliardi Summaria trad. vet. 4. Schannat
p. 281, dann Tampacia (Karl), ein von der Fregatte „Radetzky“ geretteter Matrose.
266
Stark
Tinarius (praeco curiae Trident.) a. 1234. Cod. Wangian. p. 358,
Teino a. 824. Schannat n. 360. irisch Tian (Maeltuile son of)
Mart. Dungal. Oct. 23. Vgl. aber auch Tinna (jetzt Tenna, ein Flüss
chen in Picenum) Tab. Peut. — Tivva, Ttva, auch ein Fluss in Bri
tannien (noch jetzt Tyne) Ptol. 2, 3, 5.
Titicus: Titicianus f. 27, 12. — M. Titacius Proculus, MafT.
Mus. Yeron. p. 457, 3, Titia Paria Titi filia, Steiner n. 2835, Titti-
onius Maturus 1. c. n. 2836, Teti f(abrica) 1. c. n. 1449, C. Valerius
Tetius Fuscus 1. c. n. 3215, Tetus (libertus) a. 180. 1. c. n. 2740,
Tettius Rufus, Orelli n. 6986, Teton (testis) a. 1047. Ribeiro 1 n.
11, armorisch Tetliwin a. 832, Cart. de Redon App. n, 2, vielleicht
auch Tedecus, Tedicus ssec. 9. Polypt. Rem. 43, 12. 57, 127 =
Teticus.
Transversus: Transversi f. 28, 12. — Vgl. armorisch Herveus
Transversus ssec. 11. Cart. Marmout. Morice 1 col. 415 d. i. Trans
versus Vgl. Versenus Aper und Versenus Granianus (fratres) Orelli
n. 90 (Perusiae), Q. Versinius Quadratus (d. i. Cadratus) C. f. Maff.
Mus. Veron. p. 352, 4, Durant Guerso ssec. 11. Cart. S. Vict. Massil.
n. 404 p. 408, Versennus in villa de Versennäco c. a. 1000 Cart.
Sarin, n. 536, rilla Versum in pago Bajocassino, ssec. 11. Mont S.
Michel. Morice 1 col. 352, Wirsungus a. 1290 —1298. Mohr. Cod.
dipl. Rhaet. 2, 76 *), vallis Versamia a. 1050. 1. c. 1 n. 92, dann
alodem qui dicitur Transvolox a. 982. Marcia hisp. n. 131 col. 931
(vgl. Volosius Licinianus, Marini, Iscr. Alb. p. 202 n. 34), in pogio
Transvadoni 1. c. col. 930 undPublilia Transtiberina Orelli n. 4618
neben L. Scetasius Tiberinus Marini, Iscr. Alban, p. 65.
Traucus: Trauc.ianus und Trausianus f. 67, 33. 66, 18. 2 ) —
Vgl. Fl. Olhius Auxentius Draucius Orelli n. 6473, Draucio (ep.) a.
662. Pard. n. 344, Drucio (Sohn des Joabo und der Andustria) ssec.
9. Urkdb. v. St. Gallen n. 391, Drocis (uxor Henrici regis et mater
Philippi) ssec. 11. Cart. S. Patri Carnot. p. 130 c. 7, villa Caer-Truc
ssec. 11. Cart. Corisopitens. Morice 1 col. 379.
Trentus: Trentula f. 22, 16. — Trintinus de Tridento a. 1159.
Cod. Wangian. n. 5 p. 26 und a. 1183. n. 16p. 48, wo derselbe auch
Trintinellus geschrieben wird. — Trentula = Trenitula und Tritt-
!) Vgl. den Familiennamen Wirsing.
2 ) Wegen s statt c vgl. Ludovisus (imperator) n. 820. Urkdb. v. St. Gallen n. 248.
Keltische Forschungen.
267
tinus = Trinitinusl Vgl. T. Fl. Trinus (Münze aus Valentia) Aker-
man, Ancient coins p. 113 n. 1, Trinonus (Chätelet) de Caumont,
Cours d'antiquites monumentales. Paris 1830 etc. 6 Voll. 8° (Fröh-
ner n. 10 i 7), irisch Deidi inghen Trdna Mart. Dungal. Aug. 18. bei
St. Daigh p. 223, Mo-trenöcc (St.) 1. c. Aug. 22 p. 224, kymriseh
Triniaw Jolo 103, 66.
Tribunus: Tribuniano c. 33, 13. — Aelia Tribuna Steiner n.
174b, Tribundcus (Mannsname) saec. 8. Cod. trad. eccl. Ravenn.
40, 12 i), Cn. Trebonius Steiner n. 2712. Diese Namen sind wahr
scheinlich zusammengesetzt mit der verstärkenden Partikel tri, wie
Triboci (pop. Galliae Belg.) Caes. B. G. 1, bl = Tri-boci u. v. a. 2 ),
und mit bunus, buna, bunacus, bonus. Vgl. Bonus (Brito) a. 380.
Auson. Epigr. 109, Bonosus, domo Hispaniensis, origine Britannus,
Flav. Vopiscus, Bonosus 14 (a. 218), Bonoxus (lig.) Archaeologia
brit. Vol. XXVII, 144. lbl. Steiner n. 207, Bonin Successi filia,
Arcli. f. K. österr. Gescliq. Bd. 13 p. 99, Bonn saec. 8. Polypt. Irm.
13,48.140, 4b, kymrisch Bonus saec. 7. Lib. Landav. 160, armorisch
Bonn, uxor Helcomarci, saec. 11. Cart. de Redon n. 308, Robono a.
849. I. c. n. b9 = Ro-bono 8 ).
Tricalus: Tricatianus f. 60, 29. — Extricatus (Cons. a. 217)
Steiner n. 22b = Ex tricatus, wie Ex-omnius Murat. 699, 2 4 ),
Ex-cingus du Mege, Arcli. pyren. Tom. 3 p. 410 5 ), Ex-plecius
(ep. conf.) Saussay, Mart. Gail. Jul. 30«), Vgl. Turonos — Triccos
(dux) auf einer gallischen Münze, Duchaiais n. 439 7 ), Joannes
Tricum (pbr.) a. 1134. Cart. Savin. n. 938 p. b06, Tricellus: Tri-
cellianus fundus (Obligatio praediorum) Maff. Mus. Veron. p. 388,
1 ) Die Tochter dieses Tribunacus (d. i. Tri-öwtt-ac-us) heisst Bona.
3 ) Vgl. Zeuss p. 837. 838, Glück, die Namen bei Cäsar p. 139.
3 ) Vgl. auch Etebonus a. 991. Lupi, Cod. dipl. eccl. Bergom. 2, 390, wahrscheinlich
= älterem Ati-bonus, wie Ater/nala Amuronis filia, Grut. 738, 11 = Ate-gnata.
l ^) Vgl. Olius Humnus Masdeu. Ilist. crit. Tom. 3 p. 203, Ubnius Ackner, Röm.
Inschr. in Dacien n. 119, Ruomniu (maneip. und wahrscheinlich fern.) a. 778.
Schannat n. 33 = Ru-omniu (bei Förstemann 748 •= Hruom-niu), armorisch
Omni, Omnis saec. 9. Cart. de Redon n. 23. 28.
5 ) Vgl. Cinges (ßg.) Hefner, Röm. Bayern p. 280, Cingius Aulus, Momms. Inscr.
Ilelv. n. 67.
6 ) Vgl. Acilia Plecusa E. Hübner, Monatsber. d. k. Berlin. Akad. 1860 p. 611.
’ 7 ) Vgl. Turonos-Cantorix 1. c. n. 437. 438.
Sit7.il. <1. pliil.-hist. CI. LXII. Bd. IV. Hft. t9
268
Stark
wenn nicht Tri-cellus 1 ). An Tricatus = Tric-at-us schliesst sich
auch an Trichet (Ulricus) ssec. 12. Cart. S. Petri Carnot. p. 459 n. 65
und wahrscheinlich auch der Frauenname Triccheid ssec. 8—9.
Salzburg. Verbrüdergsb. 40, 44.
Triscanisus: Triscanisi f. 64, 22. — Vgl. die arm'örisehen Na
men Triscännus qui cognominatus est Tresgffinellus ssec. 9. Morice
1 col. 353, Triscan und Triscandus, fdius Riwalloni, mactiern. 3 ),
ssec. 11. Cart. S. Georgii Rhedon. Morice 1 col. 370, Triscilus in
Triscilidcus a. 927. Cart. Sarin, n. 11 »).
Tunusus: Tunusianus f. 49, 22. 23; 54, 20. — Seius Tunatus
Wiltheim, Luciliburg. p. 40, Tonnia Gabra Steinern. 1968, Toneilus
E. Hübner. Monatsber. d. k. Berlin. Akad. 1860 p. 445, Tuna (der.)
a. 966. Kernble 3 n. 529 p. 4, Tunno a. 864. Neugart n. 422, Tonno
a. 1155. Cod. Wangian n. 4 p. 23, casa Tunandi a. 754. Mittarelli,
Ann. Camald. 1 n. 1 p. 4, Tonnaliu a. 860. Schannat n. 489 =
Tonnacul
Turus, Turins: Turiano c. 39, 19. 21, — Tureus Bouti fil.
E. Hübner, Monatsber. der k. Berlin. Akad. 1861 Bd. 1 p. 391, Ca-
malus Turei fdius 1. c., Tuvalus Clouti fd. (a. 27. Inscr. Astur.) Orelli
n. 156, Turianus (St. ep. Dolens.) Exc. ebron. Brioc. Morice 1 col.
23, Turannia Faliretti p. 153, 232 , Q. Turranius Masila, Orelli n.
6523 4 ). Vgl. auch Turutn (Ort in Noricum) ftin. Ant. p. 259.
Tussus, Tusus: Tussianus f. 65. 8; Tusianulo 79, 27. — Tos-
sius Zosimus und Tossia Saturnina conjux, MalT. Mus. Veron. p. 81,
2, Tusso (pbr.) a. 785. Brunetti, Cod. dipl. Toscan. 2 n. p. 263,
Tosus fdius Torse a. 1214. Cod. Wangian. p. 275 5 ), in Tusone valle
a. 996. Pard. n. 436 p. 236, Tossoua (pbr.) ssec. 11. Esp. sagr.
Tom. 26 p. 450 n. 4, L. Tusidius Campestris, Orelli n. 804 und Nota
*) Vgl. Cella (trilmnus scutariorum) a. 357. Ainmian. 16, 11, 6, Cilli f. Frölmer
n. 712, Cilla (ahbatissa, soror abbatis Hean) a. 699. Kemble 1 n. 46, 3 n. 998.
Cillc (princeps) a. 691 1. c. 1 n. 32 p. 36, Killac (testis) saec. 11. Cart. Kem-
perleg. Morice 1 col. 361, Cello saec. 8. Meichell). 1, 1 p. 68; a. 700. Trad. Wizeb.
n. 203. Auch Zello saec. 8. Meicbelb. 1. c. p. 52 ist wahrscheinlich = Cello und
hier anzureihen.
2 ) Mactiern i. e tyrannus, princeps plebis.
3 ) Vgl. die Familiennamen Tresea, Trescon in Wien.
4 ) Casale Turiano kann übrigens auch von dem Personennamen Turianus benannt sein.
5 ) Tusus, Tussus auch in villa Tusidcum, Tussiacum saec. 9. Cart. d’Autun P. 1 n.
15 und 19.
Keltische Forschungen.
269
1, armorisch Tusellus filius Glaioriis a. 1083. S. Sei'ge. Morice 1 col.
458 1 ), kymt'iscli Tussiliau, Sohn des ßrochmael Ysgithrauc, Lives
p. 2(57, 35.
U.
Ucus, Utus: Ucianus f. 31, 29. — Candida Ucei filia, Steiner
n. 2884, Ucco 1. c. n. 2848, S. Uccius Secundus, Momms. Inscr.
Helv. n. 105. Vgl. auch Ovy.ta, Stadt der Turdetani in Lusitanien,
Ptol. 2, 4, 13, 0ijy.zva, Stadt der Trocmi in Galatien, Ptol. 5, 4, 9 3 ).
Ucianus f. kann aber auch gebildet sein von dem Personennamen
Utus, Utius. Vgl. Utius Leto, Momms. n. 1273, Q. Utianus Ursatius,
Steiner n. 2528, Utens, ein Fluss in Gail. Cisalp., das Gebiet der
Senonen nördlich begrenzend, Liv. 5, 35 »), armorisch Utian a. 871.
Cart. de Redon n. 248.
Unemus: Uncinianus f. 50, 21. — Unemus (fig.) Becker, Ar
chiv f. Frankf. Gesell. N. F. Bd. 1 p. 29, Uncia (dea) Steiner n.
988, Uncus in Unciano f. Cod. trad. eccl. Ravenn. 32, 2. 85, 12,
Unculus saec. 8. Salzh. Verbrüderungsb. 89, 19, irisch Uncan (St.)
Mart. Dungal. Aug. 21.
Unus: Unianus f. 57, 23. — C. Julius Unio MafT. Mus. Veron.
p. 308, 7, Unius Census, Steinern. 2864, Unno (Vinomnae) a. 815.
Urkdb. v. St. Gal len n. 224, Uni villa saje. 11. Cart. S. Petri Carnot.
p. 70, Unianus (pbr.) a. 957. Marca hisp. n. 92 col. 71, irisch Un,
son of Uige, a. m. 3500. The four masters, armoi'isch Una (testis),
Unum (pbr.) a. 871. Cart. de Redon n. 248.
Ustilus: Ustilianus f. 74, 3. — Ostila Tertioli filia (Lambaci)
Maff. Mus. Veron. p. 452, 7, A. Ilostilius Ampliatus, Momms. Inscr.
Helv. 346, 19. = Ostilius, Hostilia Hostiliana (Brixiae) Orelli n.
3913 = Ostilia Ostiliana, Hostia saec. 9. Polypt. Rem. 81, 3. 86,
33 = Ostia, Ustania (ancilla) a. 638. Acta conc. Tolet. 6. (Esp.
sagr. Tom. 6 p. 343), Usticus Barat(i) f. du Mege, Archeol. pyren.
Tom. 2 p. 173 4 ), Ostinus a. 848. Lupi Cod. dipl. eccl. Bergom. 1,
*) Toselli, Familienname in Italien.
2 ) Vgl. auch Ucciandus a. 837. Ried n. 34.
3 ) Utus, ein auf dem Hämus entspringender Nebenfluss des Danubius in Mösien,
Plin 3, 26, 29.
4 ) Vgl. irisch Ferghus son of Oistcach a. 738. The four masters.
19“
270
Stark
703, Osto (miles) a. 1040. Miraei Opp. Tom. 1 p. S6 a., Hosto 1. c.
Toin. 2 p. 811 c. 10.
V.
Varilus: Varilianus f. 63, 19. — L. Varilius Sauna (Petiliae
in Lucania) Orelli n. 137, Sempronia Varilla, Melbariensis, Masdeu.
Hist. crit. Tom. 6 n. 1080.
Varus: Varianus f. 72, 3. — Jun. Silianius Varus Steiner n.
397, Calpurnius Varo (Illvir Cluniae, spanische Münze a. d. Zeit
des Tiberius) Ackerman, Ancient coins p. 8S n. 2, Varia Prima,
Maff. Mus. Veron. p. 284, 7, Varas (fluv. Galliae; Le Var) Caes. 15,
C. 1, 86. 87.
Veclo: Veclanus f. Sl, 2. S2, 16. SS, 22. — Veclo a. 1112.
Cart. S. Vict. Massil. n. 1007, irisch Domlinall Mac Fiacla a. 1107.
The four masters.
Venerat'!: Veneratis 1'. 36, 4. — Vgl. kymrisch Guenneret (man-
cip.) saec. 11. Kemble 4 n. 981 p. 316 = Wener-et, Guenerbiu
(cocus) saec. 10. Lih. Landav. 23S, jetzt Gwenerfwy S09 = Weiter
hin >), armorisch Wenermunoc a. 8S9. Cart. deRedon n. 73 = Wener-
munoc 2 ), altgallisch Venerus Fröhner n. 2083, ßillia Veneria, Natia
Veneria de Boissieu p. 38, 24. 201, 30, Venerund (Augst) Fröhner
n. 2082 = Vener-and 3 ).
Venuntius: Venuncianus f. 30, 23. — Vgl. Coddeus Venantius
Maff. Mus. Veron. p. 279, 8, Venantia Fulgentii Epist. 7. Bibi. max.
v. p. 1, 101, Venuntius (pbr.) a. 780. Carl. S. Vict. Massil. n. 31
p. 46. Wegen der Ableitung -unti (Zeuss p. 760) vgl. Leguntius
(St. ep. Trevir.) saec. 5. Hist. Trevir. D’Achery Spicil. 2 p. 211 b.
neben Legontius Boll. AS. 19. Febr. III p. 130.
Verocus: Verocianus f. 44, S. — Verrucus (lib.) Masdeu Tom.
19 n. 1701, Veracus Steiner n. 2821, Verecus (fig.) Fröhner n.
2088.
Verus, Verrus: Verianus und Verrianus f. 52, 16. SS, 23. —
Verus (magister militum) saec. 7. Cod. trad eccl. Ravenn. 32, 12, C.
J ) Vgl. kymrisch Hoilbiu, Coelbiu saec. 6. Vita S. Cadoci c. 52 Lives 87.
2 ) Vgl. armorisch Lunmonoc a, 840. Cart. de Redon n. 171, Hedromonoc saec. 11.
I, c. n. 284.
3 ) Vgl. irisch Illand Ann. Tigern, a. 622 (Collect, de reb. Alban. 218J und Zeuss
p. 754.
Keltische Forschungen.
271
Domitins Verus Marini, Iscr. Alb. n. 78, Bussenius P. f. Verus (Mus.
Taurin.) MafF. Mus. Veron. p. 22b, 4, L. Veria Caranti filia Steiner
n. 922, Verriet Ferusa, Chandler, Marm. Oxon. p. 136, 64, Viriits
Verus (Cremona) Orelli n. 3947 •), Virius Succius (miles cob. Brit
ten.) Murat. 870, b, Virus mit der Variante Verus (Turon. ep. ssc.
b. ) Greg. Tur. 2, 26.
Vicirus: Vicerianis (casalibus?) 79, 22 -). — C. Vicirius Fir-
ltius, Masdeu, Hist. crit. Tom. b p. 21b, bei MalF. Mus. Veron. p. 391
C. Vicrius Firmus, Viciria A. f. Arcada (Herculani) MalF. 1. c. p.
3b 1, 1 a).
Vicus, Vitus: Viciano c. 30, b. f. 3b, 4 4 ). — Vico Steiner n. 19b2,
Vic, Viccius (%•) Fröhner n. 2120. 2122, Vecco Mocconis fil.
(Creolae in Gallia Cisalp.) Orelli-Henzen n. 619b, irisch Fiecus, Finca
(St. ep. Sleptens. auctor Hymnus S. Patricii) Colgan AS. 2 p. 1 und
p. 7 Nota 2 in Scoliastem S. Fieci. Vgl. auch Vico (fluv. in territorio
Ariminensi) Cod. trad. eccl. Ravenn. 26, 1. Otiücoj Iness nach Ptol.
2, 12, b auch ein Ort in Rätien unweit der Quellen des Renus. —
Vita (fig.) Steiner n. 149, Vittia Restituta (Rom) Orelli n. b007,
Vitu-cadrus Ricanli Cister. De situ ßritanniae c. 4 5 ).
Vinciasus: Vinciasi f. 6b, 30. 74, II. 13. — Vinciasus = Vin-
ci-as-us, abgeleitet wie Aviasus (Avi-as-us) : T. Aviasius Servandus
Orelli n. 332b. Vgl. Ida Wencia a. !2bS.Mirffii Opp.Tem. 11. p. 1000
c. 100, Vinceni Curtis s;ec. 8. Polypt. Irm. 2b4, 67, Vincianus a.
I 184. Mirmi Opp. 1. c. p. 977 c. 68, irisch Finghin (anachorite) a.
89b. The four masters, d. i. Vincin-us “).
Visus: Visianus f. 67, 19. — Visus a. 624. Conc. Egarens.,
Conzo Visus a. 1213. Cod. Wangian. n. 24!, L. Viseus Crescens,
’) Virius Vcrianus der Sohn, Viria Vera die Tochter.
3 ) Vieirianus fundus (Obligatio pnedior.) Masdeu Tom. ö p. 219 {Vicimanus f. in
MafF. Mus. Veron. p. 391).
3 ) Guikirannus ssec. 11. Cart. S. Vict. Massil. n 237 = Wi-cirannus.
4 ) Vgl. auch villa Vuicidco a. 648. Pardessus 2 n. 312 p. 88.
5 ) Vgl. auch Witcardus a. 95‘ : . Cart. Savin. n. 297 p. 189, wie Belatucardus Murat.
43, 1 neben Bclatucadrus de Wal 31 etc.
6 ) Vinciasus kann auch auf Vintiasus zurückzuführen sein. Vgl. Deo Vintio (Gallien)
Orelli n. 20f'5, Quintianus Cittonis fil. Steiner n. 2851 = Vintianus, neben Valeria
Vinitiana (Merida) Masdeu, Hist. crit. Val. 6 n. 783, Guintiocus (judex) a. 874.
Marca hisp. n. 34.
272
Stark
Matt'. Mus. Veron. p. 81, 6, terra de Visen ssec. 12. Riheiro 3 n. 13,
C. Vesius Martialis 1. c. p. 163, 3, Vesia Fortunata (Rom.) Mattei
Mus. Ver. p. 287, 4. Visionius Jusos, Steiner n. 800, R. Vesianus
a. 1229. Gart. S. Vict. Massil. n. 949 p. 386. — Vielleicht steht
aber Visianus f. statt Vicianus f.
Verzeichntes
der in den Ortsbenennungen des Codex trad. eccl. Ravennatis enthaltenen
Personennamen.
lHacenus.
Macer, Maceria.
Macrin us.
Malcus.
Mallus.
Manonus.
Mansurus.
Maracus, Maratus.
Marcilus.
Marinus.
Mariscus.
Martus.
Marus.
Masenus.
Matenus.
Maunus.
Maurus.
Maxiuus.
Merolus.
Meratus.
Meturus.
Micilus.
Mico.
Mimo.
Missilus.
Monatus.
Montanus.
Moratus.
Morcus.
Mueo, Mucius.
Musus.
Jüarus.
Nonigus.
Nuinerius.
Ohlicus.
Obtecus.
Oclasus.
Ocrinus.
Octavus.
Olidius.
Offo.
Opagus.
Organus.
Oronus.
Ralarus.
Palerus.
Palsus.
Pa mp us.
Panisus.
Paperius.
Papus.
Pareiitis.
Patagrasus.
Paternus.
Pa tri n us.
Penitus.
Pesidus.
Petritus.
Petronus.
Plucus, Plutus.
Pollenus.
Pompilus.
Pontus.
Popilus.
Praeculictis.
Praetunius.
Praeturius.
Pucus.
Pullus.
Rabus.
Raius.
Rubus.
Salmarus.
Salutis.
Sarus.
Saturus.
Savicus.
Savinus.
Savus.
Keltische Forschungen.
273
Scanus.
Scornius.
Septicus.
Serhilus.
Serbinus.
Sibolus.
Silus.
Sintilus.
Sirus.
Siticus, Sititus.
Sivicus.
Sorbilus.
Spirilus.
Spronus.
Stacus.
Statilus.
Stratus.
Sulus.
Suluster.
Suxinus.
Tampus.
Tempanatus.
Tinilus.
Tinus.
Titicus.
Transversus.
Traucus.
Trentus.
Tribunus.
Tricatus.
Triscanisus.
Tunusus.
Turus.
Tussus.
Ucus, Utus.
Uncinus.
Unus.
Ustilus.
Varilus.
Varus.
Veclo.
Venerat.
Venuntius.
Verocus.
Verus.
Vicirus.
Vicus.
Vinciasus.
Visus.
Verzeichriiss der eingegangenen Druckschriften.
275
VERZEICHNIS
DER EINGEGANGENEN DRUCKSCHRIFTEN.
(Juli 1869.)
Academia de Buenas Letras de Barcelona: Memorias. Tomo II.
Barcelona, 1868; kl. 4°.
Accademia delle Seienze dell’ Istituto di Bologna: Memorie.
Serie II.. Tomo VIII., Fase. 3. Bologna, 1869; 4°.
Akademie der Wissenschaften, König). Preuss., zu Berlin: Monats
bericht. März 1869. Berlin; 8°.
Association pour 1’encouragemenfc des etudes grecques: Annu-
aire. 3 e Annee, 1869. Paris; 8°.
Central-Commission, k. k. statistische: Mittheilungen. XV. Jahr
gang, 4. Heft. Wien, 1869; kl. 4°.
Ferdinandeum für Tirol und Vorarlberg: Zeitschrift, III. Folge,
XIV. Heft. Innsbruck, 1869; 8°. — Statuten. 1868; 8°.
Genootschap, Provincial Utrechtsch, vanKunsten en Wetenschap-
pen: Verslag van het verhandelde in de algemeene Vergadering.
1868. Utrecht; 8°. — Aanteekeningen van het verhandelde in
de Sectie-Vergaderingen. 1868. Utrecht; 8°. — Levensbe-
schrijving van Rijklof Michael van Goens, door M r . B. ten
Brink. Utrecht, 1869; 8°. — Catalogus der arclieologische
Verzameling van het Prov. Utr. Gen. v. K. en W. Utrecht,
1868; 8».
Hamelitz. IX. Jahrgang, Nr. 21—24. Odessa, 1869; 4°.
Harz-Verein für Geschichte und Alterthumskunde zu Wernigerode:
Beiträge zur Alterthumskunde der Grafschaft Wernigerode.
I—II. Wernigerode, 1867 & 1868; 4°. — Zur zweiten ordentl.
Haupt-Versammlung des Harz-Vereins. Wernigerode, 1869;
Sitzb. d. pliil.-hist. CI. LXII. Bd. IV. Hft. 20
276
Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften.
kl. 4°. — Festschrift zur Feier seines 23jährigen Bestehens.
Wernigerode, 1868; 8°. — Kesslin, Chr. Fr., Nachrichten
von Schriftstellern und Künstlern der Grafschaft Wernigerode
vom Jahre 1074—1833. Wernigerode, 1836; 8° — Leib
rock, Gust. Ad., Chronik der Stadt und des Fürstenthums
Blankenburg etc. I. & II. Bd. Blankenburg, 1864 & 1863; 8°.
— Grote, J., Verzeichniss jetzt wüster Ortschaften etc.
Wernigerode, 1863; 8°. — Jacobs, Ed., Die ehemalige
Büchersammlung Ludwigs, Grafen zu Stolberg (geh. 1303,
1374) in Königstein etc. Wernigerode, 1868: 8°. — Idem,
Früheste Erwähnung der noch bestehenden Ortschaften des
Herzogthums Magdeburg. (Mit Ausschluss des Saalkreises.)
Magdeburg, 1864; 8». — Friedrich, A., Geschichte der
Wohlthätigkeits-Anstalten Wernigerode's. Wernigerode, 1863;
4«. — Jache, C. F., Übersicht der in der Grafschaft Wernigerode
aufgefundenen mineralogisch einfachen Fossilien nebst Angabe
des Fundortes. Wernigerode, 1832; 4°. — Friedrich, A.,
Crania germanica Hartagowensia. Nordliausen, 1863; 4°.
Istituto, R., Veneto di Scienze, Lettere ed Arti: Atti. Tomo XIV 0
Serie III 0 , Disp 6°—7° Venezia, 1868—69; 8°.
Le severe in, Akademischer, an der k. k. Universität in Wien:
VII. Jahresbericht. 1867—1868; 8».
Mittheilungen aus J. Perthes' geographischer Anstalt. Jahrgang
1869, Heft V, nebst Ergänzungsheft Nr. 26. Gotha; 4°.
Monumenta graphica medii aevi. Herausgegeben von Th. Sickel.
IX. Lieferung. Wien, 1869; 4°. & gr. Folio.
Museum-Verein, Srehenbürgischer: Jahrbücher. V. Band, I. Heft.
Klausenburg, 1869; 4°.
Ranzi, Francesco, Pianta antica della cittä di Trento. Trento,
1869; 8°.
Rau, Karl Heinrich, Grundsätze der Volkswirtschaftslehre. II. Ab
theilung. Achte vermehrte und verbesserte Ausgabe. Leipzig &
Heidelberg, 1869; 8°.
Revue des cours scientifiques et litteraires de la France et de
1’ etranger. VI e Annee, Nrs. 29—32. Paris & Bruxelles, 1869; 4°.
Scientific Opinion. Nr. 30, Vol. I; Nrs. 31 — 34, Vol. II. London,
1869; 4°.
Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften.
277
Verein, historischer der fünf Orte Lucern, Uri, Schwyz, Unter
walden und Zug: Der Geschichtsfreund. XXIV. Band. Ein
siedeln, New-York und Cincinnati, 1869; 8°.
— histor., für Niederbayern: Verhandlungen. XIII. Band, 1—4.
Heft. Landshut, 1868 & 1869; 8°.
— für hamburgische Geschichte: Zeitschrift. N. F. III. Bd. 1. Heft-
Hamburg, 1869; 8«.
— siebenbürgischer, für romanische Literatur und Cultur des
romanischen Volkes: Transilvania. II. Jahrgang, Nr. 12—13.
Kronstadt, 1869; 4°.
20
BIBL ÖAW
+YW18983604