6 tende Anzahl der Forscher wohl eher verwickelt als gelöst wor den sind. Desshalb sei es mir gestattet, nach kurzer Andeutung des Standpunctes, von welchem der ungrische Geschichtsschrei ber, als von einem nationalen, bis zur Stunde noch mit vollem Rechte seinen Ausgang nimmt, sogleich zur ältesten Hel densage der Ungern überzugehen, welche die Gründung, die Blüthe und den Verfall des mächtigen Hunenreiches, oder, was beinahe gleichlautend ist, die Thaten und das Ende des gros sen Hunenkönigs Atila begreift. Diese ist das einzige Ueber- bleibsel geistiger Manifestation des hunischen Stammes aus der Zeit seines ersten europäischen Seins, welche, wie es ange nommen werden muss, durch die Utiguren, den einen Zweig der unter Atila’s Sohn Csaba an die östlichen Gestade des Pontus zurückgekehrten Hünen, dahin verpflanzt, und als diese unter ihrem Könige Magyer nach Norden ausgewandert waren , auf bewahrt, daselbst den schon im fünften Jahrhunderte dortsitzen den Magyaren mitgetheilt, im Verlaufe der Zeiten wohl Vieles ein- gebiisst, doch als begeisternder Nationalschatz im Wesentlichen festgehalten wurde, bis diese, aus Baskirien im neunten Jahr hunderte hervorbrechend, ihre Ahnensage von der Wolga und dem Don wieder an die Donau und die Theiss zurückbrachten. Zwar ist uns diese Sage weder in ihrer ursprünglichen poeti schen Form, noch in ihrer ganzen Ausdehnung überliefert; ei nige dürftige Ueberreste derselben haben sich jedoch bis zum heutigen Tage beim ungrischeu Landvolke erhalten, wie na mentlich die Sage von Atila’s Hochzeit, von seinem Tode und seinen drei Särgen, ferner jene von Atila’s Schwerte, das ein Hirt gefunden und Ärpad überbracht, mit welchem dieser Un gern zurückerobert, welche letztere, wie es augenfällig ist, wei ter nichts als eine Uebertragung jener Atila-Sage von der Auf findung des Mars - Schwertes auf einen neueren National-Hel den, als eine Verjüngung der uralten Hunensage darstellt. Ueb- rigens geht das frische Fortleben des hunischen Sagenkreises im wandernden ungrischen Volke auch aus mehreren Stellen des anonymen Kanzlers KönigsBela hervor; ja es ist uns sogar ein beträchtlicher Theil desselben, durch die einheimischen alten Chronisten dem Munde des Volkes entnommen, und in ihrer nai ven Weise treulich und kunstlos aufgezeichnet, bis jetzt noch