Pfizmaier, Reichthum und Armuth in dem alten China.
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Reiehthum und Armuth in dem alten China.
Von dem wirkl. Mitgliede Dr. A. Pfizmaier.
Die vorliegende Abhandlung erhält eine Reihe seit den ältesten
Zeiten bis zu dem Hause Sung vorkommender denkwürdiger Bei
spiele von Reichthum und Armuth, wobei nicht allein Begriff und
Ausdehnung, sondern auch die Ursachen der beiden hier genannten
Zustände näher erläutert werden.
Was vorerst den Reichthum betrifft, so wird derselbe allgemein
nach Zehntausenden oder nach Pfunden berechnet. Ein Pfund Goldes
hat nämlich den Werth von zehntausend kleinen Kupfermünzen, was
übrigens nur als eine beiläufige Schätzung zu betrachten ist, indem
zu verschiedenen Zeiten auch eine grössere oder geringere Anzahl
Kupfermünzen einem solchen Werthe entsprach. Seihst in den Fäl
len, in welchen Pfunde wirklichen Goldes erwähnt werden, soll,
nach der Meinung Einiger, ebenfalls nur der entsprechende Kupfer
werth zu verstehen sein.
Die Quellen des Reichthums sind Viehzucht, Ackerbau, Bergbau
und das Schmelzen der Metalle, Kaufhandel, Schenkungen von Seite
des Herrschers, hohe Ämter, glückliche Berechnung, Zufall.
Die Ursachen der Armuth, in so weit dieselben angegeben wer
den, sind: arme Gehurt, ausschliessliche Beschäftigung mit alten
Studien, Freigebigkeit, Uneigennützigkeit, Eigensinn, Unabhängig
keitssinn.
Bei der Armuth lassen sich selbstverständlich mehrere Abstu
fungen erkennen. Die Merkmale der niedrigsten Stufen sind ein ver
nachlässigtes Haus, mangelhafte Kleidung und Nahrung.
Die Begriffe der Armuth stimmen mit den unserigen nicht immer
überein. So gilt derjenige, der keinen Wagen besitzt und zu Fasse