Roswitha und Conrad Celtes. 23 doch ist es zweifelhaft, oh im zehnten Jahrhundert dieser römische Comödienschreiber überhaupt nur in Deutschland bekannt war >). Sicher aber fand er sich in keinem Nonnenkloster und wurde da ge lesen. Dass aber von Plautus ein guter Codex in Heidelberg im fünfzehnten Jahrhundert aufbewahrt und von Humanisten jener Zeit, namentlich von Mitgliedern der rheinischen gelehrten Gesellschaft eifrig gelesen wurde, unterliegt keinem Zweifel 2 ). Die in den Roswitha’schen Werken häufig vorkommenden griechischen Ausdrücke 3 ), die theilweise eigenthümlich gebraucht sind, wie auch selbst griechische Constructionen, zeugen nicht hlos von Kenntniss der griechischen Sprache im Allgemeinen 4 ), sondern auch der Grammatik. Bei Reuchlin, Celtes und andern rheinischen Sodales würde ein solcher Umstand nicht befremden, aber in Gedich ten des zehnten Jahrhunderts dürfte er im höchsten Grade auffallend sein, indem damals die Kenntniss des Griechischen in Deutschland zu den grössten Seltenheiten gehörte, namentlich in der Zeit, wo die griechische Prinzessin Theophania, Gemahlin Otto’s II., noch nicht ihren Einfluss ausübte. Schriftsteller vor. Dagegen findet sich die bei den römischen Dichtern nicht selten vorkommende Form des Infinitivs Passivi auf -ier ziemlich häufig in den Ros witha’schen Dichtungen. 1) Alcuin, der mehr als irgend ein anderer Gelehrter des achten Jahrhunderts classisclie Bücher in der erzbischöfl. Yorker Bibliothek benutzte, erwähnt unter den dort vorhandenen römischen Dichtern weder Terenz und Ovid noch Plautus. 2 ) Vgl.Ritschl, Plaut. Trinummus. Bonn. 1848 in den Prolegom. p.XXYII sqq. spricht von zwei Heidelberger Codices des Plautus. Von der Handschrift, die gegenwärtig noch in der vaticanischen Bibliothek ist, wohin sie aus der Heidelberger gekom men war, sagt Ritschl: [Vetus codex CamerariiJ — Camerario permissus a Vito Werlero Franco professore Lipsiensi, qui eum a. 1512 dono acceperat a Martino Polichio Mellerstadiensi primo Univers. Vitebergensis rectore (ei n e m Mi tg 1 i e- de der rhein. Sodalität), postea de Camerarii heredibus Grutero interce- dente emptus et in Palatinam bibliothecam illatus etc. 3 ) Unter denselben finden sich : Atomus, cauma, diapason, diatessaron, dynamis, ena- rithmus, energumenus, erebus, neophytus, paraclitus, phantasma, plasma, plasmare, pneuma, polus, protoplastus, stiehus, strophium, usia etc. 4 ) Trithem. scriptt. eccl. 1. c. Graecae etiam linguae (Rosvida) notitiam liabuit. Coetanea Johannis Anglici (s. Johannae Britannae) fuit, qui (quae) doctrina sua papatum meruit. Um die Gelehrsamkeit der Nonne weniger auffallend zu machen, stellte man sie mit der angeblichen Johanna Papissa, die in Athen studirt haben sollte, zusammen.