Roswitha und Conrad Geltes. 17 Sie tragen an ihrer Spitze die Aufschrift Hrotsvithae Praefatio, welclie aber im Manuscript von der Hand des Celtes umsclirieben ist: Hrosvithae illustris mulieris Germanae, geilte Saxonica ortae, in opera sua, carmine conseripto Praefatio felieiter incipit. In dem nicht ohne Geschick geschriebenen Vorworte spricht die angebliche Verfasserin mit grosser Bescheidenheit von ihren geringen Leistungen, welclie sie der nachsichtigen Beurtbeilung und gütigen Verbesserung der Leser vorlegt. Sie gibt an, dass sie selbst ihrer Unvollkommenheit in der Metrik und im Lateinschreiben sich bewusst sei, und äussert die Befürchtung, dass sie zu ihren poetischen Erzählungen nicht immer die echtesten und zuverlässigsten Quellen beigezogen habe. Was ihr selbst an vollständiger Bildung abgegan gen, dafür hofft sie einen Ersatz gegeben zu haben durch Einreihung von Stellen aus Schriften, welche in ihrem Kloster Gandersheim gesammelt worden. Auch hätte die Leitung ihrer Lehrerin Riccardis und die gütige Führung der gelehrten Äbtissin Gerberga, aus königlichem Geschlechte, weitere Mängel beseitigt. Aber dass sie im Stande gewesen ihre Gedichte in dactylischen Versen zu schrei ben, verdanke sie nicht sowohl ihrem geringen Talente, als vielmehr dem göttlichem Beistände, der sie geleitet. Der Praefatio folgt sodann in zwölf elegischen Versen (mit leoninischen Reimen) die Dedication an die Äbtissin Gerberga ohne Überschrift *). Die Argumenta, welclie im Drucke den Legenden vorausge schickt werden, stehen nicht im Codex. Sie sind nicht ganz genau, indem sie häufig mit den Legenden nicht vollständig übereinstimmen. An der Spitze der Heiligengeschichten steht die in 903 leonini schen Versen besungene Maria oder „ITistoria nativitatis laudabilisquc conversationis intactae Dei genitricis, quam scriptam repperi sub no mine sancti Jacobi, fratris Domini“ 3 ). Es ist das umfangreichste Stück, in drei Abtheilungen, welche in der Sprache sich nicht ganz gleich sind, so dass sie von verschiedenen Verfassern geschrieben sein könnten. Das zweite Gedicht der Sammlung hat die Überschrift: „De ascensione domini. Hane narrationem Johannes Episcopus a Graeco- 1 ) Von der Hand des Celtes ist im Codex beigeschrieben : Ad Gerbergam abbatissam in Gandeslieim, Ottonis Imperatoris neptem. 2 ) Nach dem Protevangelium Jacobi in Cod. Apocryph. nov. Test. T. I. p. 40. Sitzb. d. phil.-hist. CI. LVI. Bd. I. Hft. 2