14 A s c h I) a c li Roswitha, welche hier ohne weitere Nachricht von ihrem Stand und Leben zu gehen, ihren Namen mit Clamor validus Gandesha- mensis mittheilt, entschuldigt ihr Beginnen, dass sie, ungeachtet ihrer schwachen Geistesgahen und Kenntnisse als Frau mit der ihr anhaf tenden Unvollkommenheit und Gebrechlichkeit, in Terentianischer Sprache Thorheiten, Verirrungen und Laster vorgeführt habe; ihr Zweck aber wäre dabei gewesen, die Triumphe der Tugend keuscher Jungfrauen und gottesfürchtiger Personen und die Überwindung des Lasters durch deren Frömmigkeit zu feiern. Sie bittet in grösster Bescheidenheit um nachsichtige Beurtheilung ihrer Versuche und der in der Sprache vorkommenden Fehler. Sie schliesst mit der Bemer kung, dass, obschon sie in ihren andern Werkchen im heroischen Versmasse geschrieben, sie sich hei den dramatischen Stücken der gebundenen Rede enthalten habe. (Beilage III. a.) Finden wir schon in dieser Praefatio eine für die damalige Zeit höchst gewählte Ausdrucksweise und einen Grad von geistiger Bil dung, wie er kaum bei den gelehrtesten Männern jener Zeit vor kommt, so ist dieses noch mehr der Fall in der darauf folgenden Epistola, worin Hrotsvith (so nennt sie sich hier) einigen Weisen und Gönnern ihr Werk zur nachsichtigen Beurtheilung vorlegt. Hier weht ein Geist, der bei einem Dedicationsschreiben des fünfzehnten Jahrhunderts den Zeitverhältnissen angemessener wäre als dem Zeit alter der Ottonen. (Beilage III. b.) Besprechen wir nun die einzelnen Comödien, von welchen eine jede mit einem Argumentum versehen ist, das in der Sprache einen andern Autor verräth, als das Stück selbst hat. Die Argumenta kommen aber in dem angeblichen alten Manuscript vor und sind demnach mit den Comödien gleichzeitig von einer Hand geschrieben J)- Den sechs geistlichen Lustspielen a ) liegen sämmtlich alte Legen den zu Grunde; sie sind nur dramatisch bearbeitet und besonders dess- halb merkwürdig, weil sie durch eine gewählte Sprache wie auch durch *) Barack S. XXXII. „Die einzelnen Dramen haben Argumente, deren Authenticität durch den Münchner Codex dargethan ist. Klüpfel, der diesen nicht sah, hält auch sie, wie die Argumente der Legenden irrigerweise für das Werk des Celtes." 2 ) Über dieselben ausser Benedixen , (Comödiae Hrotsuitae. Lübeck 1858. 16°) und Barack a. a. 0., Hofmann de Roswithae vita et scriptis. Vratisl. 1839. Freytag de Rosuitha poetria. Vratisl. 1839. Magnin, Theatre de Rosvitha, Paris 1845 Vignon de Retif de Ia Bretonne, poesies lat. de Rosvithe. Par. 1854.