16 R o e s I e r auch zum Abschlüsse gebracht; freilich im Sinne derjenigen, wel che das Verwandtschaftsverhältniss der Geten und Gothen in Abrede stellten, also im offenen Gegensätze zu J. Grimms Behauptungen selbst, der auch ferner an ihnen hieng und sie mit vielem Eifer vor den Angriffen der Gegner zu schützen bemüht war. Aber die Irr- thümer der grossen Forscher sind ja häufig reiche Quellen des Fort schritts. — Die Gründe Wirths gehen fast durchaus darauf hin, die Ähnlichkeit der Sitten hei Geten und Gothen nachzuweisen, woraus dann ihre Verwandtschaft abzuleiten ihm weiter kein Bedenken macht. Aber auf gewissen Culturstufen zeigen die heterogensten Volks stämme überraschende Ähnlichkeiten und das zufällige Zusammen stimmen einzelner Gebräuche und Ansichten darf hier lange nicht jene Bedeutung ansprechen, die ihm Viele beizulegen so rasch sich verfuhren liessen. J. Grimms Argumente waren theils sprachlicher, theils historischer Natur, auch die Gegner äusserteu sich in zwei facher Dichtung. Wenn ich die linguistische Erwägung im Einzel nen den Kennern der deutschen Sprachwissenschaft überlasse, so wird es mir erlaubt sein, den Andeutungen einer Autorität *) Beifall zu schenken, die mit scharfem Auge auf entscheidende Puncte auf merksam machte. Das Hauptargument Grimms, „die Namensidentität, wird hinfällig, sobald man sieht, dass Grimms Guthai, Guthos oder Guthans nur statt gothischen Gutös, altn. Gotar oder Gotnar, ags. Gotan, ahd. Gozon oder Gozä seiner Hypothese zu Liebe erfunden worden 2 ), nachdem in der Stelle bei Plinius (IV, 18) der Text der Bücher Aorsi Gaudae Clariaeque durch die genaue Einsicht der Hand schriften in aedis caugde claneaeque verändert worden und so einer der wichtigsten Anhaltspuncle plötzlich abfiel. Räumt man ein, dass dasGetische oder Dakische noch nicht die deutsche Verschiebung der Consonanten kennt (Gesell, der deutschen Spr. 436), muss man auch zugeben, dass Getae, den Wechsel der Vocale angenommen, im Munde der Gothen Kuthai lauten musste: durch Anomalien und pro blematische Vergleichungen das beliebte Guthai rechtfertigen wollen, heisst den Beweis aufgeben; muss man nun ausser dem Mangel der Lautverschiebung — d. h. des charakteristischen Zeichens deutscher Sprache unter den ihr stammverwandten — auch noch zugestehen, l ) Möllenhoff in Ersch und Grubers Encyklopädie, Artikel Geten, S. 463. Q D. Grammat. I, 86. Haupts Zeitschrift f. d. g. Alt, IX, 244.