318 Dr. Fr. Müller SITZUNG VOM 28. JUNI 1865. Ueber den Ursprung der Schrift der malayischen Völker von Dr. Friedrich Müller, Docent (1er allgemeinen Sprachwissenschaft an der Wiener Universität. (Mit einer lithographirten Tafel.) Vorgelegt in der Sitzung vom 28. Juni 1865. Unter den Völkern, welche die Inseln des indischen Archipela- gus bewohnen und bekanntlich dem grossen Volksstamme der Malaj en angehören, finden wir mehrere Schriftsysteme im Gebrauche vor. Darunter bedienen sicli dieMalayen, der heutzutage in Literatur, Han del und Industrie am weitesten vorgeschrittene Stamm, meistens der arabischen Schrift, welche mit der Einführung des Islam von densel ben angenommen wurde. Ob sie vorher eine eigentlnimliche Schrift besassen, ist eine Frage, welche von den meisten Autoritäten dieses Faches verneint wird (vgl. Robinson, Proeve tot opheldering van de gronden der maleische spelling, uit het engelsch vertaald door E. Net scher. Batavia. 1835. S. 3 IT.), obwohl sich manche recht plausible Gründe dafür beibringen lassen (vgl. Marsden. A grammar of the Malayan languäge. London, 1812. pag. XXXVI). Doch können wir diese Frage liier füglich ganz übergehen, da sie ausserhalb des näch sten Zweckes unserer Untersuchung gelegen ist. Die Javanen bedienen sich seit alter Zeit einer Schrift, welche in Form und Anlage, ganz oberflächlich betrachtet, den indischen Ursprung deutlich verräth. Sie besteht aus zwanzig, respective zwei undzwanzig Buchstaben, welche das malayische Lautsystem •) voll- *) Gutturale: k, g 3 n. Palatale : t, d, n. Dentale: t, d, n (Cerebrale t, d } n). Labiale: b, m. Liquiden und Halbvocale: y, r, l, tu. Zischlaut und Hauchlaut: s } h. —