74 Wahrscheinlich ist in ganz Deutschland nirgends als in Wien ein Monument, worauf Keilschrift in grösserer Ausdehnung vor kömmt, dessen Inschrift hier beigeheftet ist. Derselbe liest folgenden Bericht des Herrn Ritters von Laurin „über die unlängst in der Nekropolis von Memphis ausgegrabenen angeblichen Apis-Mumien.” Es sind bisher Mumien von Ibis, Krokodilen, Schlangen, Chamäleonen, Eidechsen, Katzen u. s. w. aufgefunden worden, und zwar in sehr ausgedehnten Grüften, die mitten uuter den Begräbnissplätzen der Menschen der meisten Städte des ägypti schen Alterthums ausgehauen sind. Vor wenigen Jahren wurde nächst den Pyramiden von Sauara eine kleine Gruft geöffnet, in der eine Ochsenmumie sich befand. Diese war eigentlich nur das Skelet eines Ochsen, der nicht einbalsamirt, sondern, von Haut und Fleisch befreit, in Mumienleinwand so eiugeschlagen war, dass die Figur des Thieres, wie es auf allen vieren liegt, vollkommen dargestellt war. Insbesondere zeichnete sich durch Regelmässigkeit der Form der Kopf aus. Zwischen den Hörnern- befand sich der goldene Discus von 8 Vs Zoll im Durchmesser, auf der Stirne ein schön vergoldetes länglichtes Dreieck aus Holz, die Augen aus Glaspasten, und so eingefasst, dass man den Blick für le bendig halten möchte, die Brust und der Hals waren mit be- mahlten Lappen, welche theils menschliche Figuren-, wahr scheinlich Wärter des Thieres darstellen, theils mit zahllosen Hieroglyphen, Gebete und Votiva enthaltend, bedeckt. Da dieses Exemplar einzig war (früher entdeckte hat man wegen des schlechten Zustandes, in welchem sie sich be fanden nicht berücksichtigt), so wollte der Eigenthümer nicht zugeben, dass man es öffne. Es gab ein Schaustück ab, über dessen Bedeutung viel Streit entstanden war, ohne die ei gentliche Frage zu lösen, ob diese Mumie ein dem Apis ge opfertes Thier, oder ein Votivum war, wie es wahrscheinlich die Mumien der übrigen Thiere sind, oder endlich ob dieser eine noch höhere Stellung im Memphis-Tempel des Vulcan an gewiesen werden könnte.