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I) r. Franz Pfeiffer
SITZUNG VOM 18. MÄRZ 1863.
Vor gelegt:
Zwei deutsche Arzneibücher aus dem 12. und 13. Jahr
hundert.
Mit einem "Wörterbuche
Von dem \v. M. Dr. Franz Pfeiffer.
EINLEITUNG.
Meiner Ausgabe des Buches der Natur von Konrad von Megen-
berg (Stuttgart 1862) lasse ich liier zwei Arzneibücher folgen, die
ältesten in deutscher Sprache, die ich kenne, von denen das Eine
jenem Werke des gelehrten Regensburger Domherrn um mindestens
hundert, das Andere leicht um zweihundert Jahre vorausgeht.
Können auch beide dem reichhaltigen , das ganze Gebiet des
damaligen naturhistorischen Wissens umfassenden Werke weder
durch Anlage noch durch Umfang und Fülle des Stoffes irgend wie
zur Seite gestellt werden, so gewähren sie doch als erste Versuche,
die Arzneimittellehre in deutscher Sprache zu behandeln und die
selbe auch dem Laien zu erschlossen, mannigfaches Interesse. Aller
dings erblicken wir hier die Arzneikunde noch auf der allerunter
sten Stufe, im unbehilflichen Zustande der Kindheit, und was sich
den stolzen Titel eines Arzneibuches beilegt und mit dem Namen des
berühmtesten Arztes der classischen Vorzeit schmückt, ist wenig mehr
als eine planlose Zusammenwiirfelung von allerlei Recepten, in den
Augen vieler gewiss eher ein Gegenstand des Mitleides als ernst-