352 Albtti't Jäger Cassiodorus, des Jordanis, Venantius Fortunats und Gregor's von Tours, im 8. Jahrhundert in den Schriften Aribo's und Paul Warne- fried’s, ja noch in Urkunden des 9. Jahrhunderts. Unstreitig ist dies eine auffallende Erscheinung; und die lange dauernde, den Untergang aller andern rhätischeri Stammspeciali- täten und die römische Herrschaft und Provinzeinrichtung und selbst die Zeit der neuen Völkergründung überlebende Fortexistenz eines eben nicht grossen Volksstammes kann ohne besondere Ur sachen nicht gedacht werden. Entweder besassen und wahrten die Breuni eine solche Fülle unvertilgbarer Volkstümlichkeit, dass sie sowohl dem Alles absorbirenden römischen, als auch später dem gotischen und selbst bajovarisehen Einflüsse zu widerstehen ver mochten, oder die Fortdauer muss äussern Umständen, oder beiden zugleich zugeschrieben werden. Die seltene Erscheinung ist ohne Zweifel einer Untersuchung wert, darum soll es Aufgabe der vorliegenden Abhandlung sein, sie zu erforschen. Zu diesem Zwecke beschäftigt sich die Abhand lung zunächst mit dem Nachweise, wie lange wir die sicheren Spuren des Daseins der Breuni verfolgen können; geht dann zur Untersuchung über, in welchem Gebiete der Alpen wir ihre Wohn sitze finden, und schliesst im dritten Abschnitte mit der Darstellung ihrer Eigentümlichkeiten und Verfassungszustände, ihrer Schick sale und ihres allmählichen Verschwindens, Das Dasein der Brenni bis in das nennte Jahrhundert. Der Erste, der uns mit dem Dasein der Breuni bekannt macht, ist der römische Dichter Horatius, Zeitgenosse des Augusts und der Eroberung Rhätiens. In der 14. Ode des IV. Buches seiner Gesänge, in welcher er die Thaten des Augusts preist, zeichnet er mit kühnen Pinselstrichen den siegreichen Feldzug des Drusus gegen die rhätisch-vindelieischen Alpenvölker und nennt unter den Überwundenen neben den Genaunen auch die Breun e n. . maxime principum, Vindeliei didicere nuper Quid Marte posses. Milite nam tuo