478 G o e h I e r t Die Lipowaner in der Bukowina 1 }. Von J. Tine, trochlcrt. In der Mitte des 17. Jahrhunderts zur Zeit der Regierung des Czars Alexius fasste der Patriarch von Moskau, Nikon, den Ent schluss, die slavischen Kirchenbücher zu revidiren und die nach seiner Anschauung unter den Russen im Laufe der Zeit eingeschli chenen religiösen Missbrauche zu beseitigen. Auf der im Jahre 1654 zu Moskau versammelten Synode wurde nach seinem Anträge die veranstaltete Änderung der Kirchenbücher zum Beschlüsse erhoben. Diese Neuerung fand indessen nicht nur bei einem Theile der Geistlichkeit, sondern auch unter dem Volke heftigen Widerstand, welcher um so starrer wurde, je mehr man darauf ausging, ihn durch strenge Massregeln zu brechen. Der Patriarch Nikon wurde von den Altgläubigen (Starowerci), an deren Spitze der Bischof Paul von Kolomna stand, für einen Ketzer und die von ihm geweihten Priester wurden für unrechtmässig erklärt. Zwar wurde Nikon auf der im Jahre 1666 zu Moskau versammelten Synode seiner Würde entsetzt, jedoch dessen Neuerung bestätigt und die Befolgung derselben sogar unter Androhung des Kirchen bannes ungeordnet. Neben den kirchlichen Strafen waren die Alt- gläubigen, welche inzwischen einen mächtigen Anhang selbst unter den Söhnen des Alexius gefunden batten, auch noch mit den schärfsten Massregeln von Seite der russischen Regierung bedroht, zumal denselben der Aufstand der Strelicen unter der Prinzessinn Sophia und die Verschwörung des berüchtigten Pugatschew mit zur Schuld gelegt wurde. Sie wurden überall aufgesucht, vor Gericht gezogen und wenn sie sich der angeordneten Neuerung nicht unter- *) Siehe Band XXXVIII der Sitzungsberichte der philos.-histor. Classe: „Über die Karaiten und Mennoniten in Galizien“.