282 A. Gindel y, Zur Geschichte der Einwirkung Spaniens auf die
Anhänger Medicis’, sorgte dafür, dass Avila seine Leichtgläubigkeit
nicht ablegte. Er besuchte nämlich den letzteren in seiner Zelle,
blieb da die ganze Zeit über, während welcher Aldobrandini mit
Medicis sprach und machte sich lustig über die Gerüchte, welche
man über des letzteren Erhebung verbreitete, dadurch Avila’s Ver
dacht wieder einschläfernd. Während dieser kostbaren Zeit war
jedoch im Conclave eine überraschend schnelle Einigung vor sich
gegangen. Aldobrandini’s Anhang liess sich die Candidatur Medicis’
gefallen, und um die ganze Angelegenheit schnell zum Abschluss zu
bringen, ging Baronius mit Visconti zu Aldobrandini und forderten
ihn auf, doch ohne Zögern eine Wahl zu begünstigen, welche in den
Wünschen aller Parteien gelegen zu sein scheine. Dieser mochte
seine Zustimmung noch nicht geben, sondern behauptete sich zuvor
mit seinen Anhängern berathen zu müssen. Es gibt keine Zeit zur
Berathung mehr, antwortete man ihm, die grosse Mehrzahl der Car-
dinäle ist geeinigt, der eineTheil ist um die Zelle Medicis’ geschaarf,
der andere Theil in des Cardinais de Santa Cecilia Zelle vereint
und alle bereit, die Adoration zu leisten. Besiegt durch diese Mit
theilung und fast ohne Anhang gelassen, gab endlich Aldobrandini
seine Zustimmung und verfügte sich zu der Zelle des Cardinais von
Medicis. Der Papst war hiemit gewählt. Ohne jedes Scrutinium,
durch die einfache Tliatsache, dass sich die mehr als erforderliche
Zahl der Cardinäle um Medicis’ Zelle schaarte und durch diesen
Vorgang alle übrigen zur Befolgung des Beispiels veranlasst wurden,
ward dieser zur höchsten Würde der Christenheit erhoben.
Erst jetzt, als das ganze Conclave von einem Gedanken beseelt
war, erwachte Avila aus seiner Leichtgläubigkeit und wollte in aller
Eile die erforderliche Stimmenzahl sammeln um Medicis die Exclu
sion zu geben. Er begegnete jedoch überall einem gemessenen
Widerstande; einige der intimsten Anhänger Spaniens erklärten ihm,
es handle sich nicht mehr um die Ausschliessung eines Cardinais,
man müsse vielmehr jetzt nur von einem Papste reden, gegen den
man sich nicht auflehnen könne. Noch machte Avila einen Versuch
bei dem Cardinal de Santa Cecilia und bei der ganzen Schaar die
sich in dessen Zelle vereint hatte, allein auch hier mit gleich
geringem Erfolge. Santa Cecilia entgegnete ihm, in dem Momente»
wo der Papst gewählt sei, gebe es keine Gelegenheit mehr zu exclu-
diren und zu protestiren. Darauf ging Avila in die Paulinische