10*! STü- Dr. F r. Mül 1er Beiträge zur Lautlehre der armenischen Sprache. Von Dr. Friedrich Müller, Doetor der allgemeinen Sprachwissenschaft an der Wiener Universität. Das Armenische ist noch immer für den Sprachforscher ein schwieriger Boden. Dies hat seinen Grund in zwei Puncten. Erstens in der eigentümlichen Natur und Ausbildung der Sprache, die ihrer Anlage nach eine echt eränische ist i ), aber doch viele fremde Ele mente in sich enthält, die noch nicht genügend ausgesondert und erklärt sind; — zweitens in dem Umstande, dass jene Sippe der indogermanischen Sprachen, in welche das Armenische gehört, noch nicht eine selbstständige und umfassende Bearheitung erfahren hat. Denn mit dem Sanskrit allein, wie es in der Veden- und Brahmanen- Literatur uns vorliegt, lässt sich nicht alles im Armenischen befind liche indogermanische Gut erklären, das hier eigentümlich ent wickelt und umgeformt vorliegt. Dazu bedarf es einer selbstständi geren und specielleren Untersuchung des eränischen Sprachgebietes. Betrachtet man denjenigen Theil des Armenischen, der als indogermanisch bezeichnet werden kann — denn von ihm muss man vor allem andern ausgehen — so fallen dem Beobachter besonders zwei Puncte auf. Erstens ist das Armenische im Vergleich zu den mit ihm ver wandten Sprachen sehr vocalarm; es duldet Häufungen von Conso- nanten, wie sie keine indogermanische Sprache duldet. Es erinnert in dieser Hinsicht an die umherliegenden kaukasischen Sprachen und das ihm nahe gelegene Aramäische. Wir finden da Formen wie *) Vgl. meinen Aufsatz in Kuhn und Schleicher's Beiträgen III. Band.